TEST: Das neue Akku-Monster heißt Vivo Y72 5G

Erst seit vergangenem Oktober ist die chinesische Marke Vivo auf dem deutschen Smartphone-Parkett präsent und man darf davon ausgehen, dass sie sich auch hierzulande etablieren werden. Mit 10,1 % Marktanteil verteidigt Vivo seinen Platz in den Top 5 der größten Smartphone-Hersteller weltweit, und das mit einem Wachstum vom 33,7% im Jahresvorvergleich. Vivo eroberte mit 23.5% Marktanteil außerdem kürzlich den ersten Platz auf dem chinesischen Smartphone-Markt und im zweiten Quartal 2021 hat Vivo sogar die Spitze des 5G-Marktes in Asien und dem Pazifik erobert. Alles deutet somit darauf hin, dass Vivo ein weiteres Schwergewicht á la Huawei wird. Wir sind gespannt.

Vivo Y72

Erwartungsgemäß hat Vivo das Smartphone-Design nicht neu erfunden. Im Gegenteil: Optisch ist das Y72 5G eher klassisch bis unscheinbar, denn wirkliche Auffälligkeiten sind nicht vorhanden. Einzig die Platzierung der Frontkamera als „Teardrop Notch“ ist mittlerweile ungewöhnlich.

Das Smartphone ist mit 193 Gramm recht schwer, obwohl der Korpus nur aus Hartplastik besteht. Dass die Kamera auf der Rückseite recht stark hervorragt und es keine Zertifizierung gegen Staub- und Wasserschutz gibt, sind zwei klare Belege, dass Sparmaßnahmen vorgenommen werden mussten. Dafür gibt es andere Stärken, doch dazu später mehr. Nichtsdestotrotz fühlt sich der Chinese recht robust an und grobe Spaltmaße sind nicht erkennbar.

Kamera

Bei der Displaygröße wurde hingegen nicht gespart. Das LC-Display misst 6.6 Zoll und weist eine Pixeldichte von 402 ppi (2408 x 1080) auf. Der User darf sich daher über eine knackige Schärfe freuen. In anderen Disziplinen, wie Kontrastwerte und Farbsättigung siedelt sich der Bildschirm eher im breiten Mittelfeld an. Die maximale Helligkeit von 411 Candela pro Quadratmeter ist mittlerweile sogar eher unterdurchschnittlich. Bei intensivem Tageslicht ist die Ablesbarkeit daher schwierig. Dennoch ist die Displayqualität der Preisklasse angemessen.

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Ausgestattet ist das Y72 mit einer Triple-Kamera, die der Hersteller als „Perfect Shot“ deklariert. Sie setzt sich aus einer 64-Megapixel-Hauptkamera, einer Ultraweitwinkel-Linse (8 Megapixel) und einer Makro-Linse (2 Megapixel) zusammen. Insgesamt also bewährte Zutaten.

Zwar nicht perfekte, aber ziemlich gute Schnappschüsse liefert der Knipser zumindest bei Tageslicht durch angenehm scharfe Bilder bis zum Rand und einer natürlichen Farbdarstellung. Sobald jedoch schlechteres Licht einsetzt, ändert sich buchstäblich das Bild. Nur bei ruhigen Motiven und aus geringen Distanzen gelingen dann noch vernünftige Fotos. Referenzmodelle knipsen hier erwartungsgemäß auf einem deutlich besseren Niveau.

Aufnahme bei Tageslicht

Innenaufnahme

Schlechte Lichtverhältnisse im Kellergewölbe

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Panorama-Aufnahme

Die Front-Kamera archiviert dafür 16-Megapixel-Selfies in einer guten Qualität und der Camcorder filmt mit 1.920 x 1.080 Pixel bei 60 Bilder pro Sekunde, was in dieser Preisklasse positiv überrascht. Allerdings merkt man hier besonders, dass ein optischer Bildstabilisator fehlt. Die Ausstattung deckt alles Notwenige ab und bietet zwei Zoom-Stufen. Insgesamt ein leicht blasser Kamera-Auftritt.

Deutlich mehr Gewicht haben die Macher auf die Datenschnittstellen gelegt, denn hier wird alles geboten, was das Breitbandherz liebt: 5G, ein NFC-Chip LTE mit bis zu 1.200 Mbit/s und Wi-Fi ac. Zwar wird nicht auf dem höchsten Niveau übertragen, doch dafür überzeugt die Breite des Angebots.

Seitliche Ansicht

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Der Chinese wird mit üppigen 128 GByte Speicherplatz ausgeliefert, von denen rund 108 GB zur freien Verfügung stehen. Die Dual-SIM-Slots sind einseitig mi 5G-Funk belegbar und via microSD-Karte lässt sich das Datenarchiv deutlich erweitern. Für Fans gibt es sogar einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer.

Neben dem aktuellen Android 11 ist auch die hausinterne Software mit den klangvollen Namen FunTouch OS11.1 Global installiert. Ein langer Begriff, doch für Android-erfahrene User ändert sich nichts, denn es werden alle gängigen Pfade genutzt: Linke Google-Startseite, oberes Pull Down Menü und der praktische App Drawer. On Top gibt es noch ein kleines Pop Up Menü für eine bessere Einhand-Bedienung sowie zahlreiche intelligente Eingabehilfen, um beispielsweise schnell Screenshots aufzunehmen. Wer sich mit dem Y72 5G etwas Zeit nimmt, kann das Smartphone stark auf die eigenen Bedürfnisse konfigurieren.

Rückseite gesamt

Für die Entsperrung stehen dem Nutzer ebenfalls alle bekannten Optionen zur Verfügung: PIN, Fingerkuppe und Gesichtserkennung. Der Fingerprintsensor befindet sich auf der rechten Seite und ist gleichzeitig An/Aus-Schalter. Da er schnell und zuverlässig reagiert, kommen sich beide Funktionen nicht in die Quere. Die Gesichtserkennung arbeitet ebenfalls sehr zuverlässig. Insgesamt somit ein stimmiges Bedienungskonzept.

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Die Prozessorleistung ist absolut angemessen für die Preisklasse, auch wenn ein Exot unter der Haube steckt. Der Dimensity 700 von Mediatek arbeitet mit 2+6 Kernen und leistet eine Taktrate von bis zu 2.2 GHz. Unterstützung gibt es zudem durch 8 GByte Arbeitsspeicher. Im Praxistest leistet sich der Fernöstler keine negativen Auffälligkeiten: Routine-Arbeiten laufen schnell und ruckelfrei.  Nur bei aufwändigen 3D-Games oder anspruchsvollem Multitasking werden dem Y72 Grenzen aufgezeigt.

Vivo Y72

App Drawer

Eine Klasse für sich ist hingegen die Akkuleistung. Bereits die Kapazität von 5.000 mAh sind eine klare Performance-Ansage. In zwei Durchläufen bei moderater Intensität schaffte der Chinese sensationelle acht Tage am Stück. Auch unter Dauerbelastung zeigt das Y72 (fast) allen Smartphones die Rücklichter, denn rund 18 Stunden Nonstop-Einsatz ist ein Rekordergebnis. Über das Wochenende kann der Nutzer somit getrost das Netzteil zuhause lassen.

Um die volle Leistung zu haben, muss man allerdings mehr Zeit einplanen, denn eine Vollladung dauert über Stunden mit dem beigelegten Netzteil. Induktives Aufladen ist zudem nicht möglich. Dieser Luxus bleibt weiterhin der Oberklasse vorbehalten.

Etwas kleinere Brötchen backt der Funker hingegen beim Thema Klang. Es gibt nur einen Mono-Speaker unterhalb des Displays. Der weist aber sogar vernünftige Niederfrequenzen auf und spielt luftig auf – zumindest nur bei gemäßigter Lautstärke. Dreht man voll auf, scheppert es ein wenig. Das Vivo Y72 weist allerdings eine sehr hohe Lautstärke auf. Bei der Sprachqualität gibt es keine Auffälligkeiten – glattes Mittelmaß.

Vivo Y72

Fazit

Wow! Das Vivo Y72 pulverisiert in unser Redaktion den bisherigen Akkulaufzeit-Rekord um Längen! Nur Hardcore-Usern wird es gelingen, das Smartphone binnen zwei Tagen zum Schweigen zu bringen. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal sorgt der Debütant gleich zu Beginn der deutschen Markteinführung für einen Paukenschlag, zumal eine gute Akkuleistung ein sehr wichtiges Kaufargument ist. In allen anderen Bereichen wird solide bis gehobene Mittelklasse geboten. Die chinesische Manufaktur hat daher gute Chancen, sich auf dem deutschen Smartphone-Markt zu etablieren, wenn sie so weiterarbeiten.

Das Akku-Wunder aus Fernost

14.11.2021

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 14.11.2021

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