TEST: Marantz Consolette MS7000 - Wi-Fi Hi-Fi?
Tradition mit Zukunft - so lässt sich die Marantz Consolette in wenigen Worten umschreiben. Das Docking-Soundsystem vereint klassische Elemente mit moderner Technologie und sieht sich selbst ein wenig als Brücke zwischen konservativer HiFi-Audiophilie und aktuellem Flexibilitätsanspruch.
So versteht sich die Consolette, die bereits auf der High End 2012 vorgestellt wurde und schon einige Monate im Handel erhältlich ist, als All-In-One-Komplettsystem, das jeglichen Bedürfnissen des anspruchsvollen Anwenders gerecht wird. Dazu gehört auch heute noch insbesondere eine hohe akustische Leistungsfähigkeit, die Marantz durch die Teilung des Gerätes in einen Verstärker-ähnlichen "Unterbau" und der darüber liegenden Lautsprecherkonstruktion unterstreicht. Genauso gehört dazu aber eben auch eine gewisse Gewandtheit im Bereich der Zuspielungsmöglichkeiten. Diese Flexibilität wird mit Netzwerkfunktionen, DLNA und einem Dock für Apple-Geräte abgedeckt.
Wer gleich in mehreren Bereichen Leistung par excellence erwartet weiß, dass er sich nicht unbedingt in günstigen Gefilden aufhält. Die Consolette kostete zum Start knapp 1.000 EUR, mittlerweile ist sie ein wenig günstiger, um die 750 EUR Marktpreis, erhältlich.
Bullauge & Gyro-Steuerung an der hochwertigen Aluminium-Front
Bleiben wir zunächst aber einmal bei der Tradition. In gewohnter Marantz-Manier mittig platziert ist das unverwechselbare Bullauge, welches gleichzeitig die Funktion des Displays in sich birgt und einen elementaren Bestandteil der Bedienung der Consolette ausmacht. Das Display lässt sich unter allen Lichtverhältnissen problemlos ablesen, allerdings ist es für die doch recht umfangreichen Funktionen des Systems unserer Meinung nach etwas klein geraten. Sämtliche Informationen kann man zwar daraus ersehen und somit behindert es nicht bei der Bedienung, allerdings muss man bei langen Menütexten schon ein wenig Geduld mitbringen, bis diese komplett als Lauftext im Display erschienen sind.
Rechts daneben befindet sich ein Gyro-Drehregler, der in vielen alten Verstärkern bzw. Radios zur Einstellung der UKW-Senderfrequenz zu finden war. Die Steuerung der Consolette gelingt damit erstaunlich komfortabel, wozu wohl auch die exzellente Ansprechempfindlichkeit und die geschmeidige Reaktion auf Eingaben des Reglers beiträgt. Die Tasten, die sich links des Bullauges befinden, sind klassischer Natur und bieten einen soliden Druckpunkt. Die massive Aluminium-Frontblende und klassische Elemente führen zu einem edlen, aber keinesfalls langweiligem Look der Bedienfront der Consolette. Dennoch sind wir froh, dass auch die moderne Variante der Steuerung, die Smartphone-App, bedacht wurde, um das Gerät etwas komfortabler zu konfigurieren.
Das Dock fährt bei Bedarf per Fingerdruck aus
Das integrierte Dock für Apple-Devices wie den iPod, das iPad oder das iPhone fährt mit einem Daumen- oder Fingerdruck recht flott aus und steht zur Funktion bereit. Der Einrast-Mechanismus erscheint robust, man muss also nicht damit rechnen, dass das Dock früher oder später nicht mehr im Gehäuse verborgen bleibt. Dank der durchdachten Konstruktion ist das Dock auch für große iPads geeignet, an der Lautsprecherabdeckung ist auch eine kleine Gumminoppe zur Stabilisation integriert. Leider ist das Marantz-System noch mit dem damalig aktuellen 30-Pin-Connector ausgestattet und kann ohne Adapter nicht mit Lightning-Anschluss genutzt werden. Dieses Problem hat auch das Denon Cocoon, beide Geräte kamen kurze Zeit vor Erscheinung der Lightning-Verbindung auf den Markt.
Gesamtansicht des Gerätes
Rückseite aus echtem Walnussholz
Gesamte Rückseite
Die Lautsprecherabdeckung ist mit vier, etwa 3 cm langen, Gummistiften am Gehäuse angebracht und hat somit ausgezeichneten Halt. Dennoch kann sie entfernt werden und gibt dann eine Kunststoffkonstruktion preis. Diese wirkt recht solide und der darüber gespannte Stoffbezug verdeckt den Kunststoff sehr gekonnt, allerdings könnte man in dieser Preisklasse auch hochwertigeres Material erwarten.
Die Rückseite hingegen muss keinerlei Kritik über sich ergehen lassen und präsentiert sich stolz in echtem Walnussholz, das mit einer Hochglanzlackierung überzogen und damit weitgehend gegen leichte Kratzspuren gesichert ist. Marantz gibt sich hier auch nicht meiner dünnen Schicht zufrieden sondern klotzt mit ca. 1cm Holzstärke.
Auch die Integration der Anschlüsse ist gelungen
Umschlossen von einem Alu-Rahmen macht auch die Anschluss-Sektion der Consolette einen gelungenen Eindruck. Hier finden sich analoge Stereo-Cinch-Goldkontakte sowie ein USB-Slot und eine Ethernetbuchse. Auch die kleinen Zugriffs-Buttons für WPS oder Netlink zur Einbindung ins WiFi sind hier zu finden. Nicht ganz optimal, der Power-Button ist auch auf der Rückseite und identisch zu den beiden Knöpfen, die die Drahtlos-Funktion betreffen. Gestartet werden kann die Consolette aber auch mit der Play/Pause-Taste an der Gerätefront.
Marantz Consolette ohne LS-Abdeckung
Zwei 114mm Tieftöner
sowie zwei 65 x 65mm Mittelhochtöner
Die Wandlung der elektrischen Signale in Schall übernehmen in der Consolette vier Lautsprechereinheiten, jeweils zwei davon sind identisch. Die tiefen Frequenzen übernehmen zwei 11cm Tieftöner, die gegenüber den BMR-Mittelhochtönern eher als konventionell einzustufen sind. Allerdings sorgen vordefinierte EQ-Kurven dafür, dass die Consolette unabhängig ihres Aufstellungsortes mit satten Bässen aufspielt.
Die mittleren und hohen Frequenzbereiche übernehmen zwei spezielle BMR-Mittelhochtöner, die neben transparentem Sound auch über eine große Abstrahlcharakteristik verfügen und damit auch bei einer nicht optimalen Sitzposition zum Gerät für hohe Klangperformance sorgen sollen. Die Tiefton- und Mittelhochtoneinheiten sitzen in separaten Gehäusekammern und werden von jeweils unterschiedlichen Schaltendstufen betrieben. 2 x 25 Watt kommen dafür bei den BMR-Schallwandlern und 2 x 50 Watt für die Tieftöner zum Einsatz.
Beiliegende Fernbedienung
Der hochwertige Eindruck der Marantz Consolette macht vor der mitgelieferten Fernbedienung keinen Halt. Besonders die Aluminium-Oberfläche mit leichter Struktur schmeichelt der bedienenden Hand. Die silbernen Knöpfe aus Kunststoff bieten einen exzellenten Druckpunkt, reichen aber zur vollständigen Bedienung der Consolette nicht ganz aus. Es ist zum Beispiel allein mit der Fernbedienung nicht möglich, das Geräte-Setup aufzurufen. Auch wenn es keine Beleuchtung der Fernbedienung gibt, zählt diese definitiv zu den hochwertigsten, die wir bisher bei solchen Docking-Soundsystemen im Test hatten.
Integration ins Netzwerk
Die Marantz Consolette bringt sowohl eine Anschlussmöglichkeit für ein Ethernetkabel als auch ein integriertes WLAN-Modul mit WPS-Funktion mit. Ist im heimischen Netzwerk DHCP aktiviert und man verwendet die kabelgebundene Anschlussvariante, ist die Einrichtung nach Anschluss des Kabels erledigt.
Ist der DHCP-Server ausgeschalten, ist die Sache etwas umständlicher. Zunächst drückt man die Netlink-Taste. Daraufhin baut die Consolette ein eigenes WLAN-Netzwerk auf, mit dem man sich verbinden muss und im folgenden die IP-Adresse der Consolette "169.254.1.1" in den Browser eingeben muss. Unter Advance Setting lässt sich dann manuell eine IP-Adresse eingeben und die sonstigen Parameter einstellen. So gelingt auch eine WLAN-Verbindung, wenn der Router nicht über die WPS-Funktion verfügt, allerdings ist dann die Einrichtung mithilfe der Consolette-App auf dem iPhone/iPad noch einfacher. Hier muss lediglich das iPhone im Dock platziert werden, danach beschreibt die App die Integration Schritt für Schritt.
Am komfortabelsten gelingt die Verbindung mit WPS - allerdings wird diese nur in den wenigsten Fällen genutzt werden können. Sobald das Heimnetzwerk nämlich mit WEP oder WPA/WPA2 geschützt ist, was eigentlich in jedem Haushalt der Fall sein sollte, kann man WPS nicht nutzen und muss auf eine andere Variante der Netzwerkintegration zurückgreifen.
Die App kann kostenlos im App Store geladen werden
Home-Screen der Consolette App
Auf dem iPhone gespeicherte Playlisten werden erkannt
Ansicht bei der Wiedergabe
DLNA-Server im Netzwerk
Internetradio
Setup der App
Drei mögliche Raumeinstellungen
Die Marantz Consolette App für iDevices ist definitiv die komfortabelste Option, das Gerät zu steuern. Gerade wenn man von einem Netzwerk-Server Musikdateien wiedergeben möchte oder einen Internetradiosender auswählt, ist sie aufgrund des sehr kleinen Displays beinahe zwingend notwendig.
Ist die App aus dem Store geladen und die Consolette bereits im Netzwerk integriert, wird das Gerät automatisch gefunden und steht zur Steuerung bereit. In der Übersicht kann man dann Music Player, Music Server, Line In, USB, Internetradio und Presets auswählen. Der Music Player listet die vorhandenen Dateien auf dem Smartphone inklusive bereits erstellter Playlisten auf und gibt diese mit der Consolette wieder.
Unter Music Server durchsucht die App das Netzwerk nach vorhandenen Servern. Die Navigation innerhalb der Dateistruktur des DLNA-Servers gelingt sehr flott, auch Alben-Cover werden nach Möglichkeit angezeigt. Die Consolette gibt sowohl MP3-, als auch AAC-Dateien, ALAC und FLAC wieder, FLAC allerdings nicht in hoher Auflösung.
Auch die zahlreichen lokalen sowie internationalen Internetradiostationen können mit der App bequem angewählt werden, außerdem kann ein Sleep Timer bzw. Wecker gestellt werden. Auch in der App ist der Gyro-Drehregler im unteren Bereich simuliert, übernimmt hier aber lediglich die Lautstärkeregelung. In den App-Einstellungen lassen sich außerdem noch Netzwerkeinstellungen vornehmen, der Geräte-Name festgelegt, die Sprache eingestellt sowie die drei Raum-EQs gesetzt werden.
Von der App abgesehen kann das Consolette System aber natürlich auch direkt via AirPlay angespielt werden. Nützlich, wenn man z.B. Musik von Spotify auf dem Marantz-Gerät wiedergeben möchte.
Klang
Unsere Klang-Testreihen eröffnet Daft Punk - Get Lucky. Zugespielt im Apple Lossless-Format zaubert es uns ein Lächeln auf die Lippen. Geschmeidig-samtig starten die Synthesizer-Klänge des Duo-Ensembles. Die Vokalstimme integriert sich hervorragend in die für die Dockingstation erstaunlich breite Stereobühne. Bereits in Zimmerlautstärke spielt das Consolette System lebendig auf, bietet ein gutes Fundament und grenzt die einzelnen Ebenen des Tracks sauber voneinander ab. Als wir etwas mit dem Gyro-Regler spielen sind wir erstaunt, wie laut die Consollette - und besonders pegelfest - aufspielen kann. Damit lässt sich problemlos ein großer Raum beschallen, und das ohne schrille Verzerrungen oder Einbrüche. Ausgezeichnet gefällt uns auch die Bass-Performance während des elektronischen Tracks. Kräftig tritt das Marantz-Gerät hier an, wirkt aber nicht dick und rund sondern sauber und präzise.
Wir wechseln das Genre und gönnen uns das altbewährte Hotel California der Eagles. Der Beginn macht Lust auf mehr: Die Stahlsaiten des Intros kommen sehr klar heraus und auch bei Einsetzen der Stimme und des Schlagzeugs differenziert die Consolette die einzelnen Instrumente sehr solide. Die Bühne ist erneut erstaunlich breit für das kompakte System, die lokale Trennung der Musiker exzellent. Kraft und Präzision beweist das Gerät im Tieftonbereich und liefert hier sowohl ein sehr gutes Fundament als auch voluminöse Bassdrums. Je komplexer das Klanggeschehen wird, umso schwerer fällt es der Consolette einzelne Elemente klar herauszukristallisieren. Dennoch wird es schwer werden, ähnlich gute akustische Performance in anderen kompakten Systemen zu finden. Auch die Pegelfestigkeit müssen wir wieder positiv hervorheben, Souverän spielt die Consolette bis zu sehr hohem Pegel - erst wenn man in die Nähe der Maximallautstärke gelangt, wird es etwas aggressiv im Hochtonbereich.
Wir treiben es mit der Komplexität auf die Spitze und spielen Fear Bill Gates von Illdisposed via Spotify in 320 kbps zu. Auch hier finden wir, dass die Differenzierung der einzelnen akustischen Elemente bei hoher Komplexität schwieriger wird. Dennoch bietet die Consolette eine überdurchschnittlich gute Bühne und gerade bei den melodischen Stellen ist das Zuhören ein wahrer Genuß. Exzellent ist auch die Abbildung der Bühne, wenn man sich nicht in perfekter Sitzposition zum Marantz-Gerät aufhält. Die BMR-Lautsprecher bieten ein sehr breites Abstrahlverhalten und so klingt es auch abseits der zentralen Position sehr authentisch.
Seine volle Stärke spielt die Consolette bei kleinen akustischen Ensembles aus. So zum Beispiel eignen sich die White Stripes exzellent und bieten mit In the Cold, Cold Night ein perfektes Beispiel. Die Stimme Meg Whites erklingt mit hervorragender Natürlichkeit und feinen Details und steht dank guter Loslösung von den Lautsprechern zentral vor dem Gerät. Selbst das Bass-Fundament bereit dem Marantz keine großen Probleme, da spürt man die Vibrationen der 11cm Bässe. Das einsetzende Gitarrenriff kommt klar heraus und selbst feindynamische Charakteristika lassen sich hier ausmachen.
Auch bei melodischem Techno/House/Trance kann sich das Marantz Soundsystem mehr als sehen lassen. Orjan Nilsens Violetta wird mit schnellem Antritt und hoher Präzision dargeboten. Hart und trocken kommt der Kickbass beim Zuhörer an, während die Synthesizer-Elemente im oberen Frequenzbereich zwar keine Samtigkeit mehr verspüren lassen, aber auch nicht zu aggressiv werden. Als nach etwa drei Minuten die melodischeren Elemente einsetzen begeistert das Gerät mit einem insgesamt sehr transparentem Klangbild und zeigt, wie gut ein derart kompaktes System klingen kann. Mit einer enormen Souveränität werden alle Frequenzbereiche trotz des hohen Pegels exzellent bedient - hervorragend.
Akustisch kann der Marantz Consolette kaum ein Konkurrent das Wasser reichen. Das Denon Cocoon spielt ähnlich differenziert auf, bringt aber nicht die breite Bühne und die identische Pegelfestigkeit der Consolette mit. Auch das DSD500 ist noch nicht mit einem 30pin Adapter am Dock ausgestattet, bietet aber ebenfalls WLAN & AirPlay. Wer aber keinen allzu großen Raum beschallen muss, ist mit dem 500 EUR günstigeren (UVP) Cocoon ebenfalls sehr gut bedient.
Auch mit 499 EUR UVP deutlich günstiger ist das Harman Kardon Onyx, das zusätzlich zu WLAN & AirPlay auch mit Bluetooth-Ausstattung glänzt. Ihr Design ist noch unkonventioneller als das der Consolette, außerdem ist das Gerät schon deutlich kompakter. Akustisch muss sich aber auch das Onyx der Macht des Marantz beugen und kann bezüglich des Bühnenaufbaus, der guten akustischen Abbildung unabhängig der Sitzposition und der Pegelfestigkeit nicht ganz mithalten.
Fazit
Mit klassischem Aufbau und Retro-Elementen bringt die Marantz Consolette ihren ganz eigenen Stil in die moderne Streaming-Welt. Mit WLAN & AirPlay und die Steuerung über eine exzellente App ist sie dafür bestens gerüstet, wenn auch Bluetooth für maximale Flexiblität fehlt und aktuelle iDevices mit Lightning-Anschluss nur via Adapter verbunden werden können. Akustik ist eindeutig Trumpf der Consolette - das immer noch relativ kompakte System bietet einen überdurchschnittlich guten Bühnenaufbau, exzellente räumliche Transparenz und hohe Pegelfestigkeit. Bei sehr komplexem Geschehen fällt die Differenzierung etwas schwerer, aber welches Kompaktsystem bietet hier mehr? Etwas Potential gibt es noch bei der Netzwerkintegration, denn WPS kann auch mit passwortgeschützten Heimnetzwerk prinzipiell problemlos funktionieren. Ähnlich bei der Bedienung. Klar, das Bullauge hat Tradition, allerdings könnte man vielleicht trotzdem ein größeres OLED-Display am Gerät integrieren. Wer kann, sollte definitiv zur App greifen.
HiFi-Tugend verknüpft mit moderner Technologie - Akustisch überragt die Consolette die Konkurrenz

Wireless Sound-Systeme
12. November 2013
+ Hervorragender Bühnenaufbau
+ Exzellente Pegelfestigkeit
+ Ausgeprägte Räumlichkeit
+ Loslösung des Klangs
+ Sehr gute iDevices-App
+ Ausgezeichente Material- und Verarbeitungsqualität
- WPS nur bei freien Netzwerken
- Zu kleines Display
- LS-Gitterkonstruktion aus Kunststoff
Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Tags: Lautsprecher • Marantz • Wireless-Lautsprecher