XXL-TEST: AperionAudio Theatrus Mehrkanal-5.0-Set - 3 x T65 LCR, 2 x T65 Slim

Klang

Für den harten und kompromisslosen Heimkino-Einsatz konzipierte Mehrkanal-Lautsprechersysteme sind selten geworden. Umso erfreuter waren wir, dass wir exakt ein solches Paket von HiFi Pilot in unserer Redaktion empfangen durften. Für die Testreihen mit aktivem Subwoofer haben wir den Nubert nuSub XW-1200 verwendet - in seiner Liga nach Meinung der gesamten Redaktion eine besonders gute Option, die mit 995 EUR nicht einmal zu teuer bezahlt sein will und im Test glänzen konnte. Nun wird die ersten Frage auftauchen: Ist denn für den nachdrücklichen Betrieb der Theatrus-Boxen nicht zwingend ein aktiver Subwoofer notwendig?

Schließlich haben wir auch noch die kleineren Lautsprechervarianten und nicht die größeren im Testraum stehen. Was auf jeden Fall nicht schaden kann, ist ein kräftiger AV-Verstärker. Wir griffen auf Bewährtes zurück und nahmen den Denon AVC-X4700H. In Verbindung mit diesem Neunkanal-Modell war es keinesfalls unbedingt nötig, einen aktiven Subwoofer einsetzen. Sicherlich - gerade bei großen Effekten (z.B. London Has Fallen: Szene in London, als die Terroristen massive Anschläge verüben, Brücken sowie Gebäude einstürzen, oder Kingsman: The Golden Circle, Verfolgungsjagd gleich zu Beginn, ID4/Teil 1: Finale Schlacht um die Rettung der Erde) ist ein leistungsstarker aktiver Bassist schon eine echte Spaß-Steigerung. Gerade bezüglich des Tiefgangs und des Nachdrucks stellt er, bei korrekter Einpegelung (bei Nubert einfach durch die X-Room Calibration möglich, oder aber man nutzt die Subwoofer-Kalibrierungsoption des Einmesssystems im AV-Verstärker) sind die Ergebnisse deutlich intensiver.

Was noch wichtig ist: Misst der Hörraum ab gut 25 Quadratmeter, ist ein aktiver Basslautsprecher wirklich eine enorme Stütze bei fast allen Quellen. Aber starten wir doch durch. Bei der Blu-ray Lichtmond – The Journey mit den Tracks "The Journey 1", "The Journey 2" ,"Flowing Like A River", sowie "Nothing But Change" begeistern die Theatrus Komponenten mit ungefilterter Dynamik und einem äußerst homogenen Klangbild mit einer tollen Räumlichkeit auch im Rear-Bereich. Klar, hier fehlt es an Fundament untenherum, aber auch klar ist: Gerade bei dieser Tonspur mit extrem nachdrücklichem Bass muss alles perfekt eingepegelt sein, um nicht mehr Nach- als Vorteile durch den sehr vehementen Basseinsatz zu erhalten.

Die überaus akkurate Präsentation der weiblichen Gesangsstimme und des männlichen Sprechgesangs haben wir zwar schon erwartet - diese exzellente Loslösung der akustischen Strukturen von den Chassis mit genau ausbalancierter Verteilung im Hörraum allerdings nicht. Diese dichte Räumlichkeit, gepaart mit einer tollen Grob- und einer erstaunlichen Feindynamik setzt auch Akzente beim Start von "Kingsman - The Golden Circle". Die Geräusche des heftigen Kampfs im Taxi, die Fahrgeräusch desselben inklusive dem "Re-Start" als "heißer Racer" werden höchst realistisch in den Hörraum gestellt. Insgesamt wähnt man sich stets inmitten der turbulenten Ereignisse auf dem Screen - obwohl gar keine Top Firing-Module oder Deckenlautsprecher im Einsatz sind, hat man trotzdem den Eindruck, beinahe gänzlich von einem atmosphärisch dichten Klangbild umschlossen zu sein. Die überaus homogene Verteilung der gesamten Akustik ist ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil des Theatrus-Systems. 

Die wilden Schusssalven aus den automatischen Waffen der Gangster in den silbernern Jaguar SUVs bringen die Theatrus-Komponenten sauber heraus - und nicht nur das: Auch der Nachdruck stimmt. Wie ebenfalls bei der London-Sequenz aus "London Has Fallen". Zunächst bauen die Hochleistungslautsprecher mit geschickt eingesetzter Subtilität einen Spannungsbogen auf - und als dann wie aus dem Nichts schier den Hörraum akustisch zerfetztende Explosionen stattfinden, sind die Boxen mit enormer Impulstreue und einer grandiosen, unerschütterlichen Pegelfestigkeit zur Stelle. Stimmemgewirr, Schüsse, herumspritzende Glassscherben - all das differenzieren die US-Boxen akkurat und in Windeseile auseinander.

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Ebenso wie die legendäre Endschlacht in "ID4". Klar, zusammen mit dem nuSub XW-1200 macht alles noch mehr Spaß, dann erlebt man auf hohem Level Kino zuhause. Richtug gut aber entfachen die fünf Theatros-Lautsprecher schon im Solo-Einsatz eine überwältigende Dynamik, paaren diese aber mit einer unerschütterlich wirkenden Souveränität. Das ganze, epische Ausmaß der Handlungen rund um die Rückeroberung der Erde wird sehr gut verdeutlicht - auch gänzlich ohne 3D-Lautsprecher, die heutezutage schon fast Normalität sind. Dabei ist beinahe in Vergessenheit geraten, wie gut auch ein klassisches 5.1 (oder sogar 5.0) Lautsprechersystem klingen kann. Beeindruckend ist, dass trotz der Massivität der Haupteffekte auch Kleinigkeiten nicht untergehen, und die sauber ausbalancierte Stimmwiedergabe ist auch lobend zu erwähnen. Die aufwändige Konzeption des Mitteltonsystems in den AperionAudio-Lautsprechern macht sich hier definitiv bezahlt, was man ebenso an der Gleichmäßigkeit der akustischen Abstrahlung merkt. 

Das legendäre Kapitel in "Stirb Langsam 4.0", als Gabriels Schergen die Wohnung des Hackers Matthew Farrell angreifen und am Ende der Szene in die Luft sprengen, zeigt die Qualitäten der Test-Kandidaten lupenrein auf. Mit kristallerner Schärfe fetzen die Schüsse durch den Testraum, Effekte, die auf verschiedenen Kanälen mit geringstem Zeitversatz auftauchen, werden präzise und mit Nachdruck serviert. Nur für die finale große Explosion der Wohnung, oder, mit Einschränkung, auch für die Explosion des Feuerlöschers im Treppenhaus ist ein zusätzlicher aktiver Subwoofer schon eine Bereicherung. Was die Theatrus-Schallwandler hervorragend hinbekommen, ist die feine räumliche Verteilung z.B. bei den nach allen Seiten wegfliegenden Glasscherben, als der Killer aus dem Treppenhaus katapultiert wird und die Scheibe als Folge der Explosion zerstört wird. 

Und selbst im Stereobetrieb liefern zwei T65 LCR oder zwei T65 LCR zusammen mit dem nuSub XW-900 eine saubere Performance ab: Bei der Cover-Version von "Desperado" (Diana Krall) bieten die beiden US-Speaker eine sehr feine, facettenreiche Wiedergabe von Dianas Stimme, mit exzellenter Trennung von Stimmen und Instrumenten sowie einer erneut ausgezeichneten Loslösung des Klangs von den Lautsprecherchassis. Das Gleiche hören wir bei "Land Of Confusion" in der Cover-Variante von Disturbed. Klare, kräftige Basse, das nötige Maß an Aggressivität bei der Wiedergabe der E-Gitarre und der Vocals: Wahres Hörvergnügen entsteht hier, mit Ausdruckskraft und ungefilterter Dynamik. Zeitgemäße Club-Tracks wie "Rain In Ibiza" (Felix Jaehn, The Stickmen Project, Calum Scott) liegen den auf maximalen Realismus und eine enorme Lebendigkeit abgestimmten Theatrus-Lautsprechern ebenfalls. So kann klar gesagt werden: Die Mär, dass für den Heimkinoeinsatz entwickelte Lautsprecher im Stereo-Betrieb scheitern, wird hier eindrucksvoll widerlegt. 

Konkurrenzvergleich

Magnat Cinema Ultra Mehrkanal-Set: Bei uns waren der Cinema Ultra LCR 100-THX (Stückpreis 649 EUR, 4 x das Dolby Atmos Top Firing-Modul Cinema Ultra AEH 400-ATM (Paarpreis 579 EUR), 2 x den Dipol Cinema Ultra RD 200-THX (949 EUR Paarpreis) und der aktive Subwoofer Cinema Ultra Sub 300-THX (Stückpreis 1.499 EUR) im Einsatz. Somit hinkt der finale Vergleich natürlich, da das Theatrus-Ebsemble in 5.0 Konfiguration und teils mit einem aktiven Subwoofer aus unserem  Redaktionsfundus agierte. Aber einige Faktoren kann man schon vergleichen. So steht fest, dass die Theatrus-Lautsprecher bezüglich akustischer Gesamthomogenität, gleichmäßigem Abstrahlverhalten und der gebotenen maximalen Dynamik neue Maßstäbe setzen. Das heißt nicht, dass die ebenfalls tadellos verarbeiteten Magnat Komponenten schlecht wären. Schließlich kostet eine LCR100 THX mit 649 EUR deutlich weniger als ein T65 LCR. Und bei den Rears sieht es nicht viel anders aus - ein Paar Magnat RD200 THX kommt auf 949 EUE - das kostet ein Theatrus T65 Slim. Aber die AperionAudio-Lautsprecher können den Aufpreis auch gekonnt in einen klanglichen Mehrwert umsetzen - und das hat uns definitiv überzeugt. 

Saxx trueSOUND 5.2 Mehrkanal-Ensemble: Bei uns im Test war auch eine sehr preisgünstige Alternative aus dem Hause Saxx. Für die Front hatten wir 2x Saxx trueSOUND TS 900 (Stückpreis: 449 Euro), als Center den Saxx trueSOUND TS 500 face (Stückpreis:359 Euro) und für den Surround-Betrieb den Saxx trueSOUND TS 300 und als Subwoofer 2x den Saxx deepSOUND DS 12 cineSUB  im Einsatz. Das 5.1 Set mit einem aktiven Subwoofer bekommt man derzeit im Spezialverkauf für 1.599 EUR, ein weiterer cineSUB wie in unserem Test-Ensemble vertreten liegt bei 439 EUR. Somit käme man auf 2.038 EUR. Für diesen Kaufpreis ist das Leistungspotential überragend. Kräftig, lebendig, mit sehr guter Räumlichkeit, setzt das Saxx-Set Akzente. Natürlich offerieren die AperionAudio Theatrus-Speaker noch mehr Facettenreichtum, Gesamtdynamik und Homogenität - sind aber dafür auch (zurecht) deutlich teurer. 

Fazit

AperionAudio traut sich etwas und bringt endlich wieder einmal eine bezahlbare Heimkino-Mehrkanal-Lautsprecherbaureihe zum absolut fairen Kaufpreis heraus. Unser Test-Set ohne aktiven Subwoofer kommt auf einen kompletten Preis von rund 5.000 EUR, was in Anbetracht der absolut überragenden Performance mehr als angemessen ist. Eine exzellente Gesamtdynamik, ein komplett homogenes, in sich schlüssiges Klangbild, eine überraschend gute Basswiedergabe (hier kann man den aktiven Subwoofer ruhig von der Trennfrequenz her tiefer einbinden) und eine hervorragtende Präsentation von Stimmen, aber auch von allen Effektarten, zeichnen das US-Mehrkanalsystem aus. Wir hatten im Test sozusagen die absolute "Basiskonfiguration", die wir in zahlreichen Hörchecks noch um einen aktiven Subwoofer aus dem Redaktionsfundus erweiterten. Aber damit ist bei der hochbegabten Theatrus.-Serie noch lange nicht Schluss: Mit dem TC65 (849 EUR Paarpreis) gibt es leistungsstarke Decken-/Wnadlautsprecher für 3D-Audio, und der TS15 Subwoofer (999 EUR/Stück) sorgt für Bässe mit Kraft und Tiefgang. Wer einen großen Hörraum sein eigen nennt, greift auf den T80 LCR (1.349 EUR/Stück) und hinten auf den T80 Slim (1.249 EUR/Stück) zurück. Und wenn wir von der Leistungsstärke ausgehen, die bereits unser Set-Up entwickelt, dann darf man gespannt sein, was noch umfassendere Konstellationen aus Theatrus-Komponenten entfesseln können. Wir sind auf jeden Fall begeistert - schon unser Paket eignet sich herausragend auch für sehr anspruchsvolle Mehrkanal-Anwender. Zu loben ist auch das Auflösungsvermögen - nicht nur Filmton, sondern auch Musik kann man hier ausgezeichnet genießen. Verwendet man zwei Lautsprecher in einer 2.0 Stereo-Kombination oder als 2.1 Set mit aktivem Subwoofer, bleiben die Theatrus T65 LCR ihrer homogenen, klaren Auslegung absolut treu.

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Das Theatrus-Set ist eine vortreffliche Wahl für den verwöhnten Mehrkanal-Fan - zu einem verblüffend fairen Preis

5.0-Heimkinosysteme Oberklasse
Test 17. Oktober 2022

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 17. Oktober 2022

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