XXL-TEST: Bluetooth-Kopfhörer B&W PX mit umgebungsabhängigem Noise Cancelling

Von Bowers&Wilkins gibt es für 399 EUR in "Soft Gold" oder "Space Grey" - auch direkt zu erwerben - den Over-Ear-Bluetooth-Kopfhörer PX mit umgebungsabhängigem Noise Cancelling. Als Bluetooth-Version kommt 4.1 inklusive aptX HD zum Einsatz.  Er wiegt 335 Gramm und präsentiert sich in erstklassiger Verarbeitungsqualität.

Der PX in seiner Verpackung

An der rechten Ohrmuschel sind alle Bedienelemente untergebracht, zudem wird der Kopfhörer über eine App für Android und Apple iOS gesteuert. Der Kopfhörer hat einige innovative Funktionen. Legt man ihn ab, schaltet er sich automatisch in den Standby-Betrieb, setzt man ihn wieder auf, sorgen die eingebauten Sensoren für eine Wiederaufnahme der Wiedergabe. Hebt man, wenn man z.B. während des Hörens mit dem PX angesprochen wird, eine Ohrmuschel an, so unterbricht der B&W-Kopfhörer den Abspielvorgang. Diese Features haben im Testbetrieb sehr gut funktioniert.

Für den Klang zuständig sind 40 mm Breitband-Treiber. Frequenzen zwischen 10 Hz und 20 kHz werden wiedergegeben. Der maximal mögliche Schalldruck beträgt 111 dB/V bei 1 kHz.

40 mm Treiber

Bedienelemente an der rechten Ohrmuschel

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Sehr gute Material- und Verarbeitungsqualität

Verstellmechanismus

Sehr gute Polsterung des Kopfbandes

Auch hier sieht man die sehr gute Materialqualität

Ohrmuscheln innen: Echtes, duftendes Leder kommt hier als Material zum Einsatz. Absolut top.

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Material des Kopfbandes aus Sicht von oben

Hochwertige mitgelieferte Stofftasche in Stepp-Optik

Zubehör

Im Lieferumfang enthalten ist auch eine hochwertige Stofftasche in Stepp-Optik. Für eine einfachere und Platz sparende Unterbringung lassen sich beim PX die Ohrmuscheln umklappen.

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Bluetooth-Verbindung und Akku

Völlig problemloser Bluetooth-Betrieb

Die Bluetooth-Kopplung: Wenn man den PX das erste Mal aktiviert, ist er im Kopplungsmodus. Wenn man weitere Devices koppeln möchte, muss man den Ein-/Ausschalt- und BT-Schieberegler nicht schieben, sondern für 2 Sekunden lang drücken. Die Kopplung funktioniert dann sofort, die zur Verfügung gestellte Bluetooth-Verbindung ist äußerst stabil, auch bei Entfernungen zwischen Smartphone und Kopfhörer von 4 bis 8 Metern. Maximal sind 10 Meter Entfernung möglich.

Die Akkulaufzeit des 850 mAh Lithium-Ionen-Akkus beträgt 22 Stunden (BT plus ANC), 29 Stunden (nur BT/kein ANC) beziehungsweise 33 Stunden (Kabelgebunden, kein BT, aber ANC) - das ist nur durchschnittlich. Es gibt Headphones mit BT und aktivem Noise Cancelling, die deutlich mehr schaffen. Geladen wird über eine USB-C-Schnittstelle.

App

Wie sieht es mit der App für den B&W PX aus, die man sich herunterladen kann? Wir haben einige Screenshots angefertigt.

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Die App bei Apple im Store

Es geht los - wer möchte, bekommt eine kleine Einleitung, wer das nicht möchte, geht auf "Überspringen"

Personalisieren

Aktualisieren

Analyse-Daten weitergeben oder nicht?

Benachrichtigungen ja oder nein?

Ein paar Freundlichkeiten heben die Stimmung

Nun wird der PX gesucht

Übersicht

Nach Druck dieser Taste ist der PX mit der App verbunden

Umgebungsfilter "Büro"

Umgebungsfilter "Stadt"

Umgebungsfilter "Flug"

Der PX schaltet sich, legt man ihn ab, in den Pause-Modus. Hier kann entschieden werden, wie er sich verhält, wenn man ihn wieder aufsetzt

Informationen

Möglichkeit, dem PX einen eigenen Namen zu geben

Die App ist praktisch und funktioniert prima. Der PX verfügt über drei Noise-Cancelling-Modi, zwei haben wir gleich überprüft: "Stadt" und "Büro". Bei "Stadt" wird Straßenlärm reduziert, aber Umgebungsgeräusche nimmt man trotzdem wahr. Funktioniert erstaunlich gut, man kann der Musik lauschen, plötzliches Hupen eines Autos in direkter Nähe oder die Sirene eines Krankenwagens nimmt man jedoch wahr. Bei "Büro" werden Gespräche und Bürogeräusche gedämpft, man kann Stimmen in unmittelbarer Nähe aber wahrnehmen, auch das funktioniert ordentlich.

Das aktive Noise Cancelling erzeugt lediglich ein äußerst geringes Rauschen, auch hier: Top-Leistung des B&W PX. Man muss allerdings bedenken, dass die Modi auch akustisch unterschiedlich ausgelegt sind. Der Bass z.B. ist im "Stadt" Modus am intensivsten. Wer in einer ruhigen Umgebung ganz ohne Umgebungsfilter hören möchte, schaltet ihn einfach ab, dann genießt man reinen Klang ohne DSP-Einsatz. Bei der App stört etwas, dass sie sich immer wieder einige Sekunden lang mit dem PX verbindet, wenn man sie einige Zeit nicht verwendet hat.

Freisprecheinrichtung

Die eingebaute Freisprecheinrichtung arbeitet hervorragend. Nur minimales Rauschen ist zu vernehmen, und zwar auf beiden Seiten der Verbindung, ansonsten kann man mehr als zufrieden sein. Stimmen klingen klar und nicht nuschelig oder verzerrt. Beide Gesprächspartner sind daher in der Lage, sich immer zu verstehen. Aber nicht nur, dass der Klang gut ist, er ist überdies auch akustisch ausgewogen und sehr angenehm, was hilfreich bei längeren Gesprächen ist.

Klang

Wir haben im "Büro" und im "Stadt" Modus gehört, sowie mit abschalteteter Noise Cancelling-Funktion.

Wir spielen Titel von Tidal in CD-Qualität zu und starten mit Diana Kralls Adaption von "California Dreamin". Sehr fein dosiert wird die Harfe präsentiert, die Streicher wirken angenehm weich, dennoch präzise und genau im virtuellen Raum zu orten. Dianas Stimme klingt charismatisch, facettenreich, und selbst, als die kraftvoll präsentierten Bassanteile hinzu kommen, fokussiert der PX die vokalen Elemente weiterhin klar und stimmig. Beim Piano-Part versteht es der Kopfhörer, die Anschlagdynamik gut auszuformen. Das sauber abgestimmte Noise Cancelling nimmt der Akustik praktisch keine Brillanz.

Auch der Beginn von "Desperado", ebenfalls von Dianas "Wallflower" Album mit Cover-Versionen legendärer Titel anderer Interpreten, lässt die Talente des PX einwandfrei aufblitzen. Wieder trifft er das Klavier hervorragend, Dianas Stimme hebt sich stimmig ab. Ein homogenes Ganzes, aber gleichzeitig fein und differenziert: Das ist echtes Hörvergnügen, das man im Falle des PX auch gern mit höheren Pegeln genießen kann, denn der Kopfhörer managt dies souverän. Überdies sitzt er sehr bequem, das Material der Ohrmuscheln ist kaum schweißtreibend und kann nur als ausgesprochen angenehm beschrieben werden. Der sorgfältig gepolsterte Kopfbügel passt ebenfalls zu diesem Eindruck. Der Anpressdruck ist stimmig, der PX sitzt schon fest auf dem Kopf, aber er drückt nicht. Der weite Verstellbereich des Kopfbandes sorgt zudem dafür, dass auch Träger mit größerem Kopfumfang keine Einbußen hinnehmen müssen.

Wenden wir uns "A Thousand Kisses Deep" von Till Brönner zu. Sehr feinfühlig, atmosphärisch dicht, wird die Trompete präsentiert, der Bass hat Substanz und Gefühl, zudem drängt er die Trompete nie in den Hintergrund. Das Zupfen an den Saiten des Basses arbeiten die PX schön heraus, sehr plastisch und wie "greifbar". Das Raumgefühl, welches der B&W Kopfhörer entwickelt, wirkt erstaunlich echt, man fühlt sich mitten im akustischen Geschehen, aber nicht überfordert - diesen Spagat schafft mancher Kopfhörer nicht.

Wir hören uns nun "Time To Say Goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman an. Der PX spielt hier seine Fähigkeiten bei der geschliffenen vokalen Darstellung voll aus. Sarahs Stimme ertönt mit feiner Kontur und hoher Brillanz, und auch Andreas vokale Genialität überträgt der B&W-Kopfhörer mit dem Sinn für kleine Einzelheiten. Zudem erfreuen uns der straffe Bass und die fein durchzeichneten, brillanten, aber nie aggressiven Streicher im Orchester.

Wechsel des Musikstils, nun kommt "It's My Life" von Bon Jovi. Hier schwächelt der PX etwas, der Bass bei diesem Stück wirkt unterrepräsentiert. Das gilt für den Betrieb ohne Filter für die Umgebungsgeräusche und für die Modi mit Filter "Büro" und "Flug".Das geht besser. Die Stimme Jon Bon Jovis wird ausgezeichnet erfasst, und auch die E-Gitarre ertönt fetzig und dynamisch. Mehr Bass bekommt, wer den Geräuschfilter-Modus "Stadt" wählt.

Wie sieht es mit "I Wish It Would Rain Down" von Phil Collins aus? Hier gefällt uns der PX wieder sehr gut, wenngleich auch hier man nicht von massiver Kraft im tieffrequenten Bereich sprechen kann. Aber das ist Geschmacksache, der PX ist schlichtweg ziemlich nahe am klassischen HiFi-Ideal, und das schätzen ja gerade differenzierte sowie anspruchsvolle Hörer sehr. Der PX "bauscht" nichts auf, sondern bemüht sich immer um hohe Authentizität. Dazu gehört auch die sehr detailreiche Stimmwiedergabe, die auch aus räumlicher Sicht absolut überzeugt.

Elton Johns "I'm Still Standing" macht auch heute noch Spaß. Der PX trägt durch die erneut überragende Stimmwiedergabe seinen Teil zur Hörfreude bei. Denn bei diesem qualitativ lediglich durchschnittlichen Quellmaterial wird die Stimme oft quäkig und verzerrt schon bei etwas gehobener Lautstärke präsentiert. Da schlägt der B&W-Kopfhörer einen völlig anderen Weg ein: Klar, differenziert, realistisch - si haben wir Elton bei diesem Beispiel bislang nur selten vernehmen dürfen. Der Bassbereich ist nicht besonders üppig, aber präzise und sehr gut eingearbeitet.

Nun wird es deutlich moderner und auch "krasser", wir hören einige Stücke, die wir von Spotify zuspielen. Der harte Club-Track "Wassup" von Wax Motif steht auf dem Programm. Und der PX zieht voll durch: Der Bass ist vielleicht nicht extrem vom Volumen her, aber absolut exakt und überdies hart. Die einzelnen akustischen Elemente trennt der Bowers&Wilkins-Kopfhörer auch bei hoher Hörlautstärke (bitte aufpassen, zu lautes Hören verursacht irreparable Schäden am Gehör!) sauber und sorgt insgesamt für ein intensives Hörerlebnis

Wie sieht es bei "Sheep" von LAY (Alan Walker Relift) aus? Der Hip Hop-Titel wird mit sehr gutem Tiefgang und hoher Präzision im Bassbereich präsentiert. Exzellent arbeitet der PX auch hier wieder die vokalen Elemente heraus. Die Wechsel bei Gesamtdynamik und Rhythmus kommen dank der erstklassigen Impulstreue voll zur Geltung.

Richtig gut gefällt uns der PX bei "Mahalageasca" von Shantel. Hier schafft er eine tiefgehende Atmosphäre, man hört relaxt und doch mit hervorragender Dynamik. Der Rhythmus wird auch bei diesem Beispiel wieder sehr stimmig herausgearbeitet, und der PX verarbeitet auch die Blasinstrumente sehr präzise und bringt sie mit den anderen akustischen Elementen in erstklassiger Homogenitöt zusammen. Was der Kopfhörer im Hochtonbereich kann, beweist er uns, als die Bassline einige Zeit aussetzt, hier können wir uns voll auf das Können des PX bei hohen Frequenzen konzentrieren.

Konkurrenzvergleich

Bose Quiet Comfort 35:

Zugrunde für unsere Erfahrungen liegt eine ältere Version (noch Variante I, nicht die aktuelle Variante II) des Headphones aus 2016, stets aktuell gehalten mit der neuesten Firmware.  Trotzdem schlägt sich der QC 35 aus der ersten Generation noch sehr gut. Die Verarbeitung überzeugt ebenfalls, der Klang ist etwas weicher und der Bassbereich deutlich fülliger als beim PX, sich feindynamisch talentierter präsentiert und Stimmen eine noch authentischere Gestalt verleiht. Der Bose ist noch komfortabler, gerade wenn man den Kopfhörer lange trägt. Beifall verdient B&W für das sehr effektive und in sinnvolle Modi aufgeteilte Noise Cancelling. Viel besser klingt der PX, wenn man das Noise Cancelling deaktiviert. Der QC 35 bringt dann kaum noch eine überzeugende Leistung zustande.

Teufel Real Blue NC:

Wahres Schnäppchen, derzeit (Stand 16. Oktober 2018) kostet der Real Blue NC lediglich knapp 200 EUR. Dafür bekommt man einen tollen Gegenwert: Nämlich einen solide verarbeiteten Over-Ear-Kopfhörer mit ordentlich funktionierendem Touchpad in der Ohrmuschel für intuitive Steuerung von Grundfunktionen. Auch akustisch überzeugt der Real Blue NC durch den angenehmen Klang, somit eignet sich der Kopfhörer für alle Musikstile. Mehr als 60 Stunden Akkulaufzeit, eine Schnellladefunktion und ein sehr hoher Tragekomfort sorgen ebenfalls für Zufriedenheit. Der PX rechtfertigt seinen Mehrpreis durch das noch effektivere adaptive Noise Cancelling, die akustisch bessere Detaillierung sowie die deutlich bessere Stimmwiedergabe. Auch die Materialqualität ist eine Klasse höher angesiedelt.

KEF Space One:

Der kabelgebundene Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling, den wir im Test hatten, kommt auf 329 EUR, die Wireless-Variante auf 399 EUR: Fürs investierte Geld gibt es extrem schicke, enorm hochwertige Headphones, deren Optik zusammen mit dem Porsche Designstudio entwickelt wurde. Eine Freisprecheinrichtung hat der Space One nicht, dafür sitzt er hervorragend und besticht mit seinem ausgewogenen Klang. Der B&W PX zeigt aber eine deutlich bessere Ausstattung zu einem sehr moderaten Mehrpreis, und sein Sound ist äußerst präzise, dynamisch und doch sehr angenehm.

Fazit

Der B&W PX präsentiert sich als guter Wurf. Optisch zurückhaltend, aber hochwertig und elegant, schiebt er sich akustisch an die Klassenspitze der Bluetooth-Noise-Cancelling-Kopfhörer bis 400 EUR. Er bietet eine lebendige, zugleich fein nuancierte Akustik, die mit Sorgfalt abgestimmt wurde. Lautere Pegel, immer in dem Rahmen, der noch in Ordnung geht für das Gehör, managt der Brite ohne Probleme. In der Grundeinstellung, also ohne aktivierten Filter für Umgebungsgeräusche, klingt der PX neutral, direkt und authentisch.Allerdings ist der Bassbereich teilweise von etwas zu schlanker Ausprägung, aber das ist letzten Endes auch immer Geschmacksache. Der Tragekomfort ist exzellent. Das Noise Cancelling mit verschiedenen Modi, extrem rauscharm, arbeitet effektiv und ist der jeweiligen Situation - Büro, in der Stadt, im Flugzeug - schon hinsichtlich der Werks-Voreinstellung sehr gut angepasst. Allerdings unterscheiden sich die Modi auch in ihrer klanglichen Ausprägung, der Druck im Bassbereich, die Intensität der Stimmen von Sängerin/Sängern ist unterschiedlich. Wer möchte, kann die Intensität des Noise Cancelling-Eingriffs im jeweiligen Programm selbst justieren. Die App ist prima und funktioniert gut. Auch, dass der PX in Standby geht, wenn man ihn vom Kopf nimmt, und die Musikwiedergabe stoppt, ist ein Feature mit praktischem Nutzwert. Die eingebaute Freisprecheinrichtung gehört unserer Meinung nach zum Besten, was man derzeit finden kann. Kleiner Kritikpunkt, der aber ein sehr gutes Ergebnis nicht verhindern kann: 22 Stunden Akkulaufzeit sind heute nur noch Durchschnitt.

Akustisch dynamisch und fein auflösend, innovativ ausgestattet und mit hohem Gebrauchswert: Der B&W PX kann überzeugen

Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling Oberklasse
Test 19. Oktober 2018

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Oksana Fritz
Datum: 19. Oktober 2018

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