TEST: Dali Rubicon 2 - kompakter Regallautsprecher in First Class-Qualität?
Exklusives aus Dänemark, kompakt und edel verpackt: Das ist die Dali Rubicon 2, die in den Farbversionen Schwarz Hochglanz, Weiß Hochglanz, Walnuss Seidenmatt und Rosso Seidenmatt zu einem Stückpreis von 899 EUR ausgeliefert wird.
Erstklassige Single-Wire-Anschlussterminals
Rückseite - Schallwand vorn und Box von hinten weisen einen sanften Schwung in der Formgebung auf
Leider haften die Stoff-Schutzgitter nicht magnetisch
Attraktiv ist die Rubicon 2 vor allem ohne Schutzgitter
Wie wir es von Dali kennen, kennt die Verarbeitung das Wort "Mängel" nicht. Hervorragende Oberflächengüte, erstklassige Anschlussterminals hinten, solide verschraubte Bassreflexöffnung, geringstmögliche Spaltmaße überall - so geht First-Class-Finish. Nur, dass das sauber verarbeitete Stoff-Lautsprecherschutzgitter nicht magnetisch haftet, stört die Harmonie geringfügig.
Mit einem darstellbaren Frequenzbereich von 50 Hz bis 26 kHz öffnet sich die kleine Rubicon auch hochauflösenden Audiomedien. Den Wirkungsgrad gibt Dali mit 87 dB (2,83 V @ 1 Meter) an. Der angeschlossene Verstärker oder Receiver darf ein Leistungsspektrum von minimal 40 bis maximal 150 Watt pro Kanal abdecken. Maximal erzielt die Rubicon 2 einen Schalldruck von 107 dB.
Tief-/Mitteltöner mit Holzfaser-Membran
Ausgebautes Tief-/Mitteltonchassis. Gut zu erkennen: Starker Magnet und solider Korb, insgesamt sehr hochwertig
Keine billige und kostengünstig optimierte Zukaufsware, sonder Dali-exklusiver Treiber
Hochtöner von hinten
Der Kalottenhochtöner ist auf einer massiven Alu-Platte integriert
Hochtöner im eingebauten Zustand
Die Frequenzweiche ist eher einfach bestückt
Der 2-Wege-Lautsprecher ist bestückt mit einem 29 mm Hochtöner mit Textilmembran und einem 16,51 cm Tiefmitteltöner, der mit einer Dali-typischen Holzfaser-Membran ausgestattet ist. Acht Kilo wiegen die Schallwandler pro Stück, die Rubicon 2 ist 353 mm hoch, 195 mm breit und 335 mm tief. Aufgrund des rückseitigen Bassreflexrohres rät Dali zu einem Wandabstand zwischen 20 und 120 cm.
Nun fragen wir uns: Kann auch das kleinste Familienmitglied der Rubicon-Serie an die erstklassigen akustischen Leistungen heranreichen, die wir bei größeren Rubicon-Lautsprechern, der pro Stück 999 EUR kostenden Rubicon LCR und der pro Stück 2.399 EUR kostenden Rubicon 8 mit Freude notierten? Die kleinste Box der Serie ist konstruktiv am einfachsten gehalten, das sieht man am schlichteren Hochtöner (kein Hybrid aus Bändchen und Kalotte) und demnach auch an der Frequenzweiche.
Wir starten mit Ludwig Van Beethovens 9. Symphonie "Ode an die Freude" (SACD) mit dem Allegro Ma Non Troppo, Un Poco Maestoso - und stellen nach wenigen Minuten fest: Auch die Rubicon 2 ist eine echte Dali-Box. Klar, mit sehr schöner Detaillierung, und räumlich authentisch erscheint die Wiedergabe. Der Bass hat überraschende Macht, ist dann zur Stelle, wenn er gefordert wird. Dass ein so kompakter Regallautsprecher hier so viel bieten kann, hat uns doch erstaunt. Die zahlreichen, teils immensen Dynamiksprünge werden souverän gemeistert. Gerade hier bei klassischer Musik zahlt sich die tonale Auslegung voll aus: Einerseits frisch und natürlich, andererseits harmonisch und kultiviert. Die Rubicon 2 findet einen für die Preisklasse nahezu optimalen Kompromiss. Was uns auch sehr positiv auffällt - wie gut selbst hintere musikalische Ebenen noch durchleuchtet werden. Dieses Vermögen nimmt nur dann etwas ab, wenn sich gerade sehr dynamische instrumentale "Großereignisse" in den vorderen Ebenen abspielen.
Setzen wir unsere Hörtest mit einer sehr schönen Deutsche Grammophon SACD des Klarinettenkonzertes A-dur Köchelverzeichnis 622 von Wolfgang Amadeus Mozart fort. Die Dali punktet hier wieder mit dem frischen Klang mit stimmiger Ausleuchtung im Hochtonbereich. Bei diesem Stück sind die größeren Rubicon-Modelle mit Hybrid-Hochtöner etwas im Vorteil, weil sie noch etwas mehr Brillanz und Räumlichkeit bieten. Das merkt man fairerweise aber in erster Linie im direkten Vergleich, in unserem Falle mit der Rubicon LCR. Die Übergänge zwischen den einzelnen Frequenzbereichen sind bei der Rubcon 2 fließend und angenehm, so dass der gesamte Klang stets ungemein kultiviert und ganzheitlich erscheint. Die Klarinette wird ausgezeichnet herausgearbeitet, die Soli sind tadellos durchhörbar, und spezielle Charakteristika des Instruments inklusive kleiner feindynamischer Details kommen für die Preisklasse hervorragend heraus. Die Streicher haben uns ebenfalls sehr gut gefallen - sie gliedern sich stimmig ein und ermöglichen eine wertvolle Unterfütterung des Klangbildes.
Nun reisen wir in die 80er Jahre - bleiben aber beim Medium SACD. Wir hören den Klassiker "Footloose" von Kenny Loggins. Lebendig und frisch geht es voran, der Hochtöner ist bei diesem Stück nicht eben zimperlich. Sehr empfindsame Naturen fühlen sich vielleicht etwas zu stark angesprochen. Der Bassbereich ist ausgezeichnet, straff, kräftig und impulstreu. Dynamik und Räumlichkeit genügen auch höheren Ansprüchen problemlos. Die E-Gitarre wirkt etwas schrill, was bei höherem Pegel zu einem leichten Verlust des Differenzierungsvermögens führt. Bonnie Tylers "Holding Out For A Hero" (SACD) gefällt uns besonders gut, wenn die beiden Rubicon 2 die Präsentation übernehmen. Die Stimme ertönt klar, der Bass ist exzellent. Kleine akustische Elemente wie der Background-Gesang werden hervorragend eingearbeitet. Verblüffend für die relativ kleinen Schallwandler ist die offerierte Räumlichkeit. Der Rhythmus wird exakt auf den Punkt gebracht, Timing-Probleme kennt die Rubicon 2 nicht: Die perfekten Gruppenlaufzeiten sorgen dafür, dass alle Klanganteile gleichzeitig beim Zuhörer eintreffen.
Weiter geht es mit rein instrumental gespielten 007-Titelsongs (SACD "James Bond Themes", gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra), hier starten wir mit "Live And Let Die": Die Wiedergabe ist kraftvoll und aussagekräftig, die E-Gitarre kommt fetzig heraus. Die Rythmus-Wechsel werden zügig beantwortet, die schon in den anderen Beispielen herausgehörte hohe Impulstreue spricht auch bei diesem Stück für die beiden Rubicon 2. Der Aufbau wird auch in den hinteren Ebenen sauber gestaltet, überdies kann man ohne Schwierigkeiten mit hohem Pegel hören, ohne dass die Dali einbricht. Der Wirkungsgrad ist durchschnittlich, man sollte schon einen Verstärker haben, der einiges an Kraft mitbringt. Mit einem Stereoverstärker der Einsteigerklasse kann man die Rubicon 2 nicht bedienen, wegen Endstufenleistung und vor allem wegen der dann nicht im richtigen Maße vorhandenen akustischen Reinheit. Bei "The Man With The Golden Gun" beweisen uns die beiden dänischen Klangexperten, wie exzellent sie Streichinstrumente einarbeiten können. Mit viel Transparenz und Brillanz, reichen die Leistungen überraschend nah an das heran, was die Rubicon LCR mit aufwändigem Hybrid-Hochtöner zustande bringt. Auch die Blechblasinstrumente werden ausgewogen, klar und charismatisch wiedergegeben. Der Bass gliedert sich ausgezeichnet in die Gesamtakustik ein und verleiht dem Klang einen soliden, aber nie störenden Unterbau.
Konkurrenzvergleich
Rubicon LCR: 100 EUR teurer und besonders flach, beeindruckt uns die Rubicon LCR mit dem exzellenten Hybrid-Hochtöner: Es gibt Kalotte und Bändchen. Dadurch sind Transparenz, Räumlichkeit und Klarheit auf sehr hohem Level. Bedingt durch die geringe Tiefe kombiniert man die Rubcon LCR vorzugsweise mit einem aktiven Subwoofer.
Auch deutlich günstiger kann viel Freude machen, wie die Monitor Audio Silver 1 zum Paarpreis (nicht Stückpreis) von 780 EUR beweist: Natürlicher, angenehmer und kräftiger Klang sowie ein ausgezeichnetes Finish verbinden sich zu einem sehr empfehlenswerten Gesamtpaket. Detailreichtum, Basskraft und Gesamtdynamik liegen bei den viel teureren Rubicon 2 selbstverständlich höher.
Fazit
Die Dali Rubicon 2 stellt einen gelungenen Einstieg in die Baureihe dar. Exzellent verarbeitet, kompakt und leistungsstark, erfüllt die dänische Box auch gehobene Anforderungen souverän. Grob- und Feindynamik sowie der kräftige Bassbereich sind hervorzuheben. Im Hochtonbereich agiert sie recht klar und transparent, sensiblen Naturen dürfte es bei gehobenem Pegel vielleicht etwas zu prägnant zugehen. Punkten kann die Rubicon 2 mit der erstaunlich dichten Räumlichkeit.
Edler, kompakter Lautsprecher mit vielschichtiger Akustik

Regallautsprecher bis 2.000 EUR (Paarpreis)
Test 17. März 2015
+ Sehr gute Grob- und Feindynamik
+ Straffer sowie kräftiger Bass
+ Gute räumliche Wirkung
+ perfekte Gruppenlaufzeiten
+ Erstklassiges Finish
- Im Hochtonbereich stellenweise etwas scharf bei gehobenem Pegel
Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 17. März 2015
Tags: Dali • Lautsprecher