XXL-PREVIEW: Arcam Siebenkanal-AV-Receiver AVR30 - Klangmeister der Oberklasse?

Der Arcam AVR30 kommt auf derzeit 5.555 EUR und stellt den größten AV-Receiver des Hauses dar. Optisch sieht er aus wie die kleineren Modelle AVR10 und AVR20, aber technisch bringt er die für Arcam Oberklasse-Modelle typischen Class G-Endstufen mit. Wir sind gespannt, ob der AVR30 neue akustische Maßstäbe in der AVR-Luxusklasse setzen kann - schließlich hat er nur sieben Endstufen an Bord und nicht 11 oder gar 13. Somit müssen diese sieben Endstufen in der Tat exzellent sein, um den Preis zu rechtfertigen.

Optik und Verarbeitung

Saubere Verarbeitung, kleine Spaltmaße

Der AVR30 gleich optisch den "Geschwistern" AVR20 und AVR10. Uns gefällt das Design sehr gut. Nur wenig Bedienelemente auf der aufgeräumten Frontblende, die vom großen Display und vom ebenso großen, griffgünstigen, gerasterten und nur leicht eiernden Lautstärkedrehregler beherrscht wird. Das große Display zeigt, wenn man z.B. von Spotify oder Tidal streamt, auch das Cover farbig an. Es ist allerdings kein Touch-Display, sondern wird entweder per Fernbedienung oder aber mit Funktionstasten rund ums Display bedient. 

Display, das auch Cover anzeigt

Diese reagieren exakt und weisen einen guten Druckpunkt auf. Schon nach kurzer Zeit kann man ohne Schwierigkeiten alle Justagen vornehmen, z.B. zu den Lautsprechern, zu den allgemeinen Einstellungen oder zu den HDMI-Settings. Auf der rechten Seite der Front ist der Power-Button zu finden. Die Frontblende selbst ist mit gleichmäßigen Spaltmaßen akkurat verbaut. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind fest und präzise eingepasst.

Front, linker Bereich

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Front, rechter Bereich

Fernbedienung

Mit Beleuchtung

Die im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung ist hervorragend. Zwar keine Neuentwicklung, sondern aus der Vorgängerserie schon gut bekannt, aber das macht nichts aus. Mit ihrer sehr guten Verarbeitungsqualität, dem übersichtlichen Layout und der kompletten Beleuchtung setzt sie auch heute noch Maßstäbe.

Innenleben

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Elkos

Ringkern-Transformator

Das Innenleben des AVR30 beeindruckt durch den übersichtlichen Aufbau und den großen Ringkerntransformator. 

Ausstattung und Features

Der AVR30 unterstützt Dolby Atmos, Auro-3D, DTS:X, DTS Virtual:X sowie IMAX Enhanced. Die Upmixer Auro-Matic, Dolby Surround und DTS Neural:X fehlen ebenfalls nicht. Der edle Siebenkanal-AV-Receiver ist mit dem Dirac Live Lautsprechereinmess- und Room EQ-System ausgestattet.

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Alle drei neuen AV-Receiver bringen überdies einen DAB+ Tuner mit. Überdies verbaut Arcam im AVR30 edle ESS D/A-Wandler (ESS 9026PRO 2 x 8ch DAC). Wenden wir uns den Leistungsdaten zu. Der AVR30 bringt einen großen Ringkern-Transformator mit und wiegt satte 18,1 kg. Die Class G Endstufen, die wir zu Beginn der Klangwertung noch genauer vorstellen, bringen es auf 100 Watt an 8 Ohm und 180 Watt an vier Ohm, wenn alle sieben Kanäle ausgesteuert sind (1 kHz, 02, Prozent Klirr). Bei zwei ausgesteuerten Kanälen (1kHz, 0,2 Prozent Klirr) sind es 140 Watt (8 Ohm) beziehungsweise 220 Watt (4 Ohm) . Bei 20 Hz bis 20 kHz (2 Kanäle ausgesteuert, < 0,02 Prozent Klirr) liegen an 8 Ohm 120 und an 4 Ohm 200 Watt an. Imposante und vor allem ehrliche Leistungswerte. Oft haben 700 EUR AV-Receiver angeblich 180 Watt pro Kanal - wer sich die Messmethode genauer durchliest, versteht aber, dass ein solcher Wert null Relevanz für die Praxis hat. Denn es wird fast immer nur 1 Kanal bei 1 kHz voll ausgesteuert - keine Methode, die in der Praxis angewendet wird. Arcam hingegen geht von gleichzeitiger Aussteuerung aller Kanäle in einem praxisüblichen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz aus. 

Zudem bringt der AVR30 Google Chromecast, WLAN, Bluetooth und Apple AirPlay 2 mit. Wahlweise kann man die Receiver auch mittels Webinterface steuern. Wir haben einige Screenshots der Google Chromecast und AirPlay 2 Einbindung angefertigt:

Der AVR30 wird sofort entdeckt

In welchem Zuhause soll er arbeiten?

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Nun beginnt die Einrichtung

Verbindung wird hergestellt

Hat man den Ton gehört, kann es weitergehen

Teilen von Statistiken und Absturzberichten

Benutzerdefinierter Raumname

Nun ist der AVR30 verbunden

Verwendung des Google-Kontos

Praktisch geschafft, es folgt nur noch eine kurze Anleitung, die wir überspringen

Es kann losgehen

Spotify über AirPlay 2

Tidal über AirPlay 2, sogar Tidal Master Quality wird, zumindest laut Anzeige in der App, wiedergegeben

In der Tidal-App taucht "Office 3", unser Chromecast-Name, sofort bei den verfügbaren Devices auf

Zur Verfügung für die neuen Modelle steht zudem die Arcam "Music Live" App.

Screenshots vom Display

Das Display dient zur kompletten Steuerung und Konfiguration. Wir haben einige Screenshots erstellt:

Hauptmenü

Konfiguration der Eingänge

Weitere Parameter

Setup allgemein

Weitere Einstellungen im allgemeinen Setup

"Lautsprecherarten"

Bestückung und Übernahmefrequenzen

Auch das manuelle Setup ist recht präzise

Time Alignment, sehr präzise

Lautsprecher-Pegel

HDMI-Einstellungen

Zoneneinstellungen

Bluetooth-Setup

Insgesamt geben die Menüs keine Rätsel auf und sind auch in deutscher Sprache verfügbar. 

Anschlüsse

Rückseite komplett

Sehr hochwertige Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse

Die HDMI 2.0b-Terminals sind mit HDCP 2.2 ausgestattet und unterstützen Dolby Vision und HDR10, ebenso ist eARC im Ausstattungsumfang. Drei Ausgänge und sieben Eingänge finden sich beim AVR30. Natürlich gibt es auch genug Pre-Outs, kein Wunder, schließlich decodiert der AVR30 bis zu 9.1.6 Kanäle, insgesamt also 16 Kanäle. Da braucht man, möchte man ein großes Setup betreiben, noch externe Endstufen, diese hat Arcam ebenfalls im Angebot. Vier koaxiale Digitaleingänge und drei optische Digitaleingänge finden sich ebenfalls. Obwohl AVR20 und AVR30 über das identische Anschluss-Setup hinten verfügen. Die Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse sind beim AVR30 massiv vergoldet. Die ganzen Cinch-Terminals und selbst die Buchsen, an die die Antennen für Bluetooth und WLAN angeschlossen werden, sind ebenfalls vergoldet.

Klang

Gerade rechtzeitig zum Test kam die akustisch exzellente "Ambra" Blu-ray Disc von unserem Partner Patrick Schappert, Inhaber von Grobi.TV, in der Redaktion an. Für 19,90 EUR plus Versand kann man die tolle Scheibe gleich online erstehen. Der AVR30 muss hier nun zeigen, dass er seinen hohen Kaufpreis wert ist, obwohl er lediglich sieben Endstufen mitbringt.

Aber - was für Endstufen. Diese sind nämlich, anders als bei den günstigeren Modellen AVR10 und AVR20 (beide haben ebenfalls sieben Verstärkerzüge), in der Arcam-eigenen Class G-Technik ausgeführt. Was bedeutet das in der Praxis? 

Ebenso wie beim Konzept eines Hybridfahrzeugs mit Elektro- und Verbrennungsmotor implementiert Class G zwei unterschiedliche Arten der Stromversorgung. Wenn ein dynamisches Signal empfangen wird, das über die Kapazität der ersten Stromversorgung hinausgeht, schaltet sich die zweite Stromversorgung zu, mit der Folge, dass immer schnell genau die Menge zur Verfügung steht, was benötigt wird, um das aktuell anliegende Signal optimal wiederzugeben. 

Das Um- bzw. Zuschalten bei den Stromversorgungen erfolgt blitzschnell und unmerklich. Die erste Stromversorgung ist so ausgelegt, dass die Class G-Endstufe im puren, klanglich reinen Class A-Betrieb verwendet werden kann. Die zweite Stromversorgung wird nur verwendet, wie schon erwähnt, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Auf diese Art und Weise wird auch keine dauerhafte Verlustwärme erzeugt, denn die zweite Stromversorgung läuft nur, wenn nötig. Die aufwändige Technologie schlägt sich akustisch stets in einer außerordentlich reinen, angenehmen sowie natürlichen Wiedergabe nieder.

Wenden wir uns nun dem Sound zu, den der AVR30 bei der "Ambra" Blu-ray entwickelt. Bei "Caleidoscape Part 1" (Tonspur Dolby Atmos) platziert der AVR30 jeden Effekt mit messerscharfer Präzision im Hörraum. Das exzellente Auflösungsvermögen sorgt für eine ungemein plastische Wahrnehmung der Einzelheiten, die in der Tonspur zu finden sind. Die Dolby Atmos Module werden nahtlos eingebunden. Obwohl nur 2 Module vorn im Setup sind, arbeitet der AVR30 eine lebendige Klangkulisse auch über den Köpfen der Zuhörer heraus.

Im zweiten Part von "Caleidoscape" bringt der AVR30 wieder eine enorm weitläufige räumliche Leistung zustande. Auffällig ist erneut, wie fein die Auflösung im Hochtonbereich ist - aber auch der straffe, kraftvolle Bassbereich ist lobend zu erwähnen. Mit seinen Kraftreserven ist der Arcam nicht auf den Support eines aktiven Subwoofers angewiesen. Verwendet man leistungsstarke Standlautsprecher mit dem Vermögen, sehr tief hinunter zu spielen, liefert der AVR30 auch im 30 Quadratmeter messenden Hörraum genug Leistung an - das zeigt sich auch wieder bei "Prism Of Life". Natürlich kann man einen aktivenn Subwoofer verwenden, dieser sollte dann aber auch erstklassig sein, wie der Canton SUB 1500R, der in unserem für die Testreihen verwendeten Canton Vento 5.1.2 Setup enthalten ist. Grandios ist, wie virtuos der AVR30 mit dieser Pure Audio-BD "spielt".

Er ist allen Anforderungen in einer grandiosen Souveränität gewachsen, die man nur selten hört, unabhängig von der Preisklasse. Natürlich, auch die gut 5.500 EUR für den AVR30 sind noch lange, lange nicht das Ende der Fahnenstange- Es gibt Surround-Vor-/Endstufen-Kombinationen, die ein Vielfaches davon kosten. Aber - der Preisunterschied ist dann gigantisch, und das, was der Arcam hier zeigt, stellt schon äußerst anspruchsvolle Anwender voll zufrieden. Bei "La Prism -Da La Vie" modelliert der AV-Receiver wieder ein faszinierendes, weil komplett greifbares Klangbild heraus. Die vokalen Anteile und die alternierenden Effekte werden mit sensationeller Impulstreue wiedergegeben. 

Arcam AV-Receiver sind stets auch für erstklassige Stereo-Akustik bekannt. Wir hören uns "Shallow" (TIDAL Master Quality) von Lady Gaga und Bradley Cooper an. Und sind umgehend begeistert: Die Stimmen lösen sich überragend von den Lautsprechern und sind extrem klar sowie facettenreich. Sowohl Bradley als auch Lady Gaga kommen erstklassig heraus. Was der AVR30 zu leisten im Stande ist, hört man besonders gut, als Lade Gaga plötzlich ihre Stimme erhebt - mit 100 Prozent Souveränität löst der Arcam diesen Einsatz. Wie schon im Mehrkanal-Betrieb festgestellt, punktet der AVR30 mit seinem plastischen, zugleich fein auflösenden Klangbild. Schon, wenn nur die beiden Frontboxen laufen, fühlt man sich akustisch voll eingebunden. Details wie das Zupfen der Gitarre direkt zu Beginn des Songs gibt der Arcam in vollem Umfang wieder. 

Von CD lauschen wir "Ain't No Sunshine" von Eva Cassidy. Direkt zu Beginn beweist der AVR30 wieder seine Stereo-Extraklasse. Mit viel Verve, zugleich einem ungemein hohem Maß an Emotionalität kommt das schöne Stück heraus. Die Stimme Evas fokussiert der Arcam gekonnt, ohne allerdings Kompromisse bei der akustischen Ausformung der einzelnen Instrumente einzugehen. Diese kommen so detailreich heraus, wie es der Musikliebhaber schätzt. Das Klavier, inklusive Anschlagdynamik der Tasten, begeistert ebenfalls, allerdings wirkt es minimal zu hell. Aber das ist "Meckern auf hohem Niveau".

Nun ein komplett anderer Musikstil: "Deeply Disturbed" von Infected Mushroom. Elektronische Musik, mit zahlreichen akustischen Effekten, und einem Aufbau, zu dem sich zu Beginn immer weitere Ebenen ergänzen. Der AVR30 behält immer die Kontrolle über das gesamte Geschehen und punktet wieder mit seinem grandiosen Auflösungsvermögen. Den heftigen Bass bringt er in unnachahmlicher Manier zur Geltung: Hart, straff, mit Wucht, ohne jedes Nachschwingen. Das ist Extraklasse, und hier beweisen die Class G Endstufen, wie massiv sie zupacken können, ohne die die eigentlichen Konturen des Tracks zu vergessen. Was die Pegelfestigkeit angeht, schiebt der Arcam immer weiter an - ohne je schrill zu werden oder unschöne Verzerrungen zu produzieren. 

Erstes Fazit

Der AVR30 beeindruckt besonders mit seinen geschmeidigen und hoch belastbaren Class G-Endstufen - genau das hatten wir auch erwartet. Souveränität, Auflösungsvermögen und auch die Plastizität erfüllen höchste Ansprüche. Die Bedienung ist insgesamt übersichtlich. Das liegt an der vorzüglichen Fernbedienung ebenso wie an der Menüführung des großen Displays. Mit tadelloser medialer Ausstattung überzeugt der AVR30 ebenfalls. Google Chromecast und Apple AirPlay 2 sind ebenso an Bord wie ein DAB/DAB+ Tuner.

Preview: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 10. Dezember 2020


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