XXL-TEST: LG OLED55B29LA - Hightech-Allrounder mit top Bildqualität für unter 2.000 Euro?

Endlich ist er da! Der erste OLED-Fernseher der Generation 2022, den wir in der Redaktion unter die Lupe nehmen dürfen, ist der LG OLED55B29LA. Ein waschechter Vertreter der Mittelklasse, der sich zwischen dem günstigen A2 und dem nun mit OLED evo-Technologie ausgestatteten C2 des Herstellers platziert. Günstiger als die beliebte C-Klasse ist der OLED55B29LA auch aufgrund des etwas kleiner dimensionierten alpha7 Gen5 AI 4K-Prozessors, der die Signalverarbeitung übernimmt. Dieser steckt zwar auch im OLED-Einsteiger, abgesehen davon setzt sich der B2 aber klar ab: Der OLED55B29LA ist mit einem nativen 100 Hz Panel gerüstet und bringt HDMI 2.1-Anschlüsse mit allen zugehörigen praktischen Funktionen mit. Außerdem einen Twin Tuner, G-Sync und FreeSync-Support sowie die Unterstützung von Dolby Vision IQ. Natürlich ist LGs aktuelles webOS22 an Bord. Neben den inzwischen obligatorischen Zugriffsmöglichkeiten auf zahlreiche VoD-Angebote und Apps kann der TV auch mit Google Assistant und Alexa gesteuert werden. Auch AirPlay2/HomeKit-Support ist mit dem OLED55B29LA gegeben. Preislich liegt der Fernseher mit selbstleuchtenden OLED-Pixeln bei 1.899 Euro (UVP).

Unser Testgerät (OLED55B29LA) gibt es auch noch als Modellvariante B23. Die Fernseher Unterscheiden sich lediglich in wenigen Details, so unterstützt der B29 WiSA und bringt einen Twin Tuner mit. Der B23 hingegen ist mit einem Single-Tuner ausgestattet und hat daher eine Sat-Buchse weniger und kann nicht gleichzeitig aufnehmen, während man ein anderes Programm ansieht. Beim B29 gibt es zudem den Bildmodus "Football", beim B23 heißt er "Sports". Optisch und beim Design gleichen sich die Geräte 1:1.

Verarbeitung

Standfuß des OLED55B29LA

Bautiefe und seitliche Ansicht

Im Gegensatz zum ebenfalls kürzlich getesteten LG QNED TV 50QNED819QA, der recht gediegen daherkommt, wirkt das Design des OLED55B29LA progressiver, aber keinesfalls aufdringlich. Der Standfuß scheint identisch zum Vorgängermodell aus 2021 und auch sonst weist das aktuelle B-Modell keine optischen Besonderheiten auf. Der Display-Rahmen ist eine sehr schmale, runde Metall-Leiste. Zwischen Rahmen und Display gibt es einen ca. 6 mm breiten schwarzen Rand, der zwar erkennbar, aber aus typischer Sitzentfernung nicht wirklich störend ist. Mittig unter dem Bildschirm sitzen in einer Leiste IR-Sensor sowie die Status-LED, die ab Werk im Standby-Modus rot leuchtet.

OLED-typisch unterteilt sich die Rückseite in einen sehr schmalen Bereich von ca. 4-5mm und einem breiteren Abschnitt unten, der die Elektronik, Lüftung und Lautsprecher des OLED-Fernsehers beherbergt. Hier messen wir ca. 5 cm Bautiefe. Der schmale Bereich des Rückens ist aus Metall und weist eine optisch attraktive Struktur auf, unten hingegen herrscht Kunststoff vor. Ebenso wie beim Standfuß kommt hier aber auch eine Strukturoberfläche im geschliffenen Alu-Look zum Einsatz, die einen schicken Eindruck macht und auch haptisch recht angenehm ist.

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Econik Speakers Interstitial
Anschlüsse

HDMI 2.0- und USB-Anschlüsse seitlich, außerdem der CI+ Slot

Tuner-Inputs, Ethernet und 2x HDMI 2.1, außerdem ein digitaler optischer Audio-Ausgang

Auf der Rückseite sitzen seitlich und nach unten die integrierten Schnittstellen.  Der LG OLED55B29LA ist mit zwei HDMI 2.0-Eingängen, aber auch mit zwei vollwertigen HDMI 2.1-Slots bestückt, die mit 4K-Auflösung und 120 Hz Bildwiederholrate gefüttert werden können. Außerdem werden die insbesondere Gaming-relevanten Features ALLM und VRR unterstützt. Auch für Nvidia G-Sync und AMD FreeSync sowie HGiG-Unterstützt nutzt man diese Schnittstellen und wer über eine moderne Spielekonsole, wie die PlayStation 5 oder Xbox Series X, verfügt, schließt diese hier an.

Rückseite LG OLED55B29LA

Auch frei im Raum aufgestellt erscheint der LG 4K OLED-Fernseher elegant. Ein Kabelmanagement gibt es aber nicht. Das linksseitig integrierte Stromkabel sowie sonstige Kabel, die von Quellgeräten zum TV führen, muss man in Eigeninitiative kaschieren und es liegen auch auf Abdeckungen für die zwei Anschlussbereiche muss man verzichten. Dafür gefällt die quasi nahtlose Integration des Standfußes, dank der Kunststoffabdeckung sind auch keine Schraubenöffnungen oder ähnliches sichtbar. Die Verarbeitungs- und Materialqualität sowie das Design stechen weder besonders positiv noch besonders negativ hervor. Ähnlich zum Vorjahr gibt es eine Kombination aus Kunststoff- und Metallelementen, einen schmalen Rahmen und eine nicht allzu üppige, aber völlig praxisgerechte Anschlussbestückung. Die Optik ist unaufdringlich und elegant, dank des mittig platzierten Standfußes passt der OLED55B29LA auch auf kompaktere Sideboards. 

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Inbetriebnahme & Handling

Erster Schritt beim LG Installationsassistenten: Fernbedienung koppeln

Direkt am TV oder am Mobilgerät einrichten

Sprach- und Ortseinstellung

Herstellen der Netzwerk- und Internetverbindung

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Auf Standfuß oder Wandmontage?

AI-Features aktivieren

Auf Wunsch kann ein LG-Konto eingerichtet werden

TV-Empfangssignal auswählen

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Sendersuchlauf wird durchgeführt

Spracheinstellungen, das Herstellen der Netzwerk-Verbindung, den Sendersuchlauf, AI-Features und weitere System- und Aufstellungsabhängige Parameter werden während des Einrichtungsassistenten festgelegt, der sich automatisch bei der ersten Inbetriebnahme des LG-Fernsehers öffnet. Dazu gehört das Koppeln der TV-Fernbedienung, die Auswahl ob der TV an der Wand montiert oder auf dem Standfuß platziert wurde und welchen Empfangsweg für den integrierten Twin Tuner man nutzen möchte. In wenigen Schritten führt der TV den Anwender durch sämtliche notwendigen Punkte, um nach wenigen Momenten mit dem Entertainment-Genuss beginnen zu können. Wer möchte, kann auch ein LG Konto erstellen oder sich direkt in VoD-Apps oder YouTube einloggen.

webOS 22

App-Leiste und Home Dashboard inklusive Quellen

Beim Betriebssystem setzt der LG OLED55B29LA selbstredend auf das eigens entwickelte webOS, dass in 2022 weiter optimiert wurde und neue Features bietet, darunter z.B. personalisierbare Benutzerprofile. So kann jedes Familienmitglied bzw. im Haushalt lebende Person ein eigenes Profil erstellen und Favoriteninhalte festlegen. Gibt es noch kein Profil, kann über den Button "Anmelden" ein (LG-)Konto erstellt werden, der sich in der webOS22-Oberfläche im rechten oberen Bildabschnitt befindet. Die Oberfläche vereint Informationsinhalte, Apps und auch Empfehlungen, wie z.B. aktuell beliebte Sendungen, sowie Genre- und Kategorie-spezifische Vorschläge zu Sport, Shopping, etc. und auch die Quellen kann man hier direkt anwählen. Manch einer wird auf die Empfehlungen oder auch auf die Anzeige des Wetters verzichten können, insgesamt wirkt die Home-Oberfläche aber nicht überladen, sondern bietet eine gute Gesamtübersicht.

Der Fernseher reagiert flink auf sämtliche Eingabebefehle, der alpha7 Gen5 AI 4K-Prozessor ist hier keinesfalls überfordert. Verzögerungen muss man lediglich für ein paar Momente direkt nach dem Einschalten des Fernsehers in Kauf nehmen und wenn mit Netflix, YouTube oder ähnlichen Apps etwas komplexere Programme gestartet werden müssen. Der OLED55B29LA genehmigt sich dann kurz, bis er wieder anstandslos auf Befehle reagiert und diese auch schnell am Bildschirm umsetzt. 

Toneinstellungen

Systemeinstellungen mit AI-Features

OLED-Bildschirmpflege

Systemeinstellungen

Das gilt auch für das Menü, dass die System- sowie Ton- und Bildeinstellungen beinhaltet. "Bild", "Ton", "Allgemein" und "Support" sind die jeweiligen Unterpunkte, die auch den weniger versierten Anwender nicht überfordern. Wer möchte, kann lediglich mit der Auswahl des jeweiligen Presets bei Bild und Ton den persönlich präferierten Bildeindruck herbeiführen. Wer tiefer einsteigen möchte, nutzt das jeweilige Sub-Menü "Erweiterte Einstellungen". Ein Blick hier hinein lohnt sich durchaus, so kann man hier z.B. festlegen, dass der TV automatisch in den FILMMAKER MODE wechselt, wenn entsprechende Parameter erkannt werden. Auch augenschonende Technologien ("Weniger Blaulicht") kann man hier aktivieren. Unter "Allgemein" befinden sich unter anderem die AI-Dienste "AI-Bild Pro" und "AI-Ton Pro" und Justagemöglichkeiten für den automatischen Helligkeitssensor.

Ebenfalls nicht uninteressant: In den "Zusätzlichen Einstellungen" unter Allgemein -> System kann man in den "Startseiten-Einstellungen" die "Home Promotion" deaktivieren. Dabei handelt es sich um Werbung auf der webOS-Startseite. Praktisch auch die "Familieneinstellungen". Hier kann die Nutzungsdauer limitiert, der augenschonende Modus aktiviert und eine Höchstlautstärke festgelegt werden. Zur Kontrolle gibt es hier dann auch den "Bildschirmzeit-Bericht". Unter OLED-Pflege und OLED-Panelpflege stellt LG auch einige Möglichkeiten bereit, besagtes OLED-Panel fit zu halten und auch Einstellungen zur Barrierefreiheit sind unter Allgemein zu finden. Die elektronische Bedienungsanleitung findet man ebenso wie die Möglichkeit eines manuellen Software-Updates findet man dann unter "Support".

LG Remote

Die mitgelieferte Fernbedienung kennt man von LG ebenfalls schon seit längerem. Sie liegt gut in der Hand und ist leicht gebogen. Im hinteren Bereich ist sie deutlich dicker als vorne, was dem Batteriefach für 2x AA geschuldet ist. Die Tasten bieten ein ausgezeichnetes Feedback mit hörbarem Klick, der Druckpunkt gefällt ebenfalls. Mit einer Hand lässt sich alles problemlos erreichen und für Netflix, Disney+, prime video, Rakuten TV sowie Google Assistant und Alexa stehen Direktzugriffstasten zur Verfügung. Etwas unterhalb der Mitte gibt es noch ein Navigationskreuz mit Scrollrad in der Mitte. Die Oberfläche der Remote ist hochglanzschwarz und etwas empfindlich für Fingerabdrücke.

Bild

Integrierte Bildmodi

Bild - Erweiterte Einstellungen

Bevor wir uns den Praxiseindrücken widmen, sehen wir uns die Bildeinstellungen bzw. den Video-Equalizer des LG OLED55B29LA an. Zunächst kann man mit verschiedenen Bildfeldern das Bild nach seinen persönlichen Vorlieben gestalten. Wer auf eine natürliche Wiedergabe mit authentischer Farbgebung Wert legt, verwendet das Preset Kino oder setzt auch bei Live-TV auf den Filmmaker Mode. Außerdem stehen zwei isf-Experte Presets zur Verfügung, eines für eine dunkle Umgebung bzw. TV-Genuss bei Nacht und eines für helle Bereiche mit Tageslichteinfall. Die genannten Modi sind auch recht gut im Alltag und ohne kontrollierbare Umgebung verwendbar, da der OLED-Fernseher eine überaus praxisgerechte Helligkeit bietet, bei isf-Experte für helle Umgebungen kann die Farbgebung für aufmerksame Zuschauer aber bereits ein wenig übertrieben und unnatürlich wirken. Hinzu kommen die Presets "Lebhaft", "Standard" und "Sparmodus". Lebhaft im Besonderen, aber auch die beiden anderen Modi setzen auf eine intensive Farbdarstellung mit zu kühler Farbtemperatur. Wer darauf steht, kann sie getrost verwenden, eine authentische Darstellung erreicht man dadurch aber nicht. Der Modus "Fußball" ist weniger kühl, allerdings ebenfalls zu intensiv mit leicht rötlichem Touch. Dafür soll hier eine besonders hohe Bewegungsschärfe sichergestellt sein, um schnelle Sportarten kompromissfrei genießen zu können.

Der Filmmaker Mode stellt nicht nur Parameter wie Helligkeit, Kontrast und Farbe entsprechend ein, sondern deaktiviert auch zahlreiche dynamische Bildoptimierer, allen voran die Zwischenbildberechnung. Diese auch als Frame-Interpolation bekannte Technologie sorgt für höhere Bewegungsschärfe und einen besonders flüssigen Bildeindruck, kann aber auch negative Auswirkungen auf die visuelle Präsentation haben. Keine Sorge, wer die Zwischenbildberechnung nutzen möchte, kann sie auch bei ausgewähltem Filmmaker Mode manuell hinzuschalten. Wir empfehlen den Modus durchaus auch beim alltäglichen Live-TV-Genuss, allerdings sollte die Umgebung nicht zu sehr von externem Lichteinfall "geplagt" sein, dann empfiehlt sich ein helleres Preset. An dieser Stelle sei auch gleich erwähnt, dass der OLED mit Spiegelungen zu kämpfen hat. Nicht allzu direkten Lichteinfall kann er, wenn der Bildinhalt stimmt und nicht zu dunkel ist, ganz gut kaschieren. Neben einem Fenster sollte man ihn allerdings nicht platzieren, sofern dieses nicht verdunkelbar ist.

Wer AI-Bild Pro nutzt, soll mit höherer Schärfe belohnt werden und auch weitere Bildparameter optimiert die intelligente Technologie abhängig des Bildinhalts. Direkt ein Wort zum Gaming. Natürlich profitiert man hier am ehesten von den HDMI 2.1-Features und der hohen Bildwiederholrate bei 4K-Auflösung. Außerdem steht, wie erwähnt, G-Sync und AMD FreeSync Premium zur Verfügung. Die Reaktionszeit ist bei OLEDs prinzipiell sehr gering, LG legt hier mit 0,1 ms vor.

Tuner

Doch zurück zu den Praxiseindrücken während der Alltagsnutzung bei Live-TV. In normal heller Umgebung bietet der OLED55B29LA ein attraktives und absolut ausreichend helles Bild, um einen sehr soliden Kontrast und eine tadellose Plastizität mit bereits erstaunlicher Tiefenwirkung zu realisieren. Wie gesagt muss man mit eventuell auftretenden Spiegelungen rechnen und sollte dies gegebenenfalls direkt bei der Aufstellung berücksichtigen. Im kontrollierbaren Raum ist das Faszinationspotential nochmals höher, aber nicht jeder möchte tagsüber im dunklen Zimmer fernsehen. Ebenfalls OLED-typisch und beim LG OLED55B29LA exzellent ausgeprägt ist die hohe Blickwinkelstabilität. Sitzt man nicht ganz zentral vor dem Fernseher, ist das kein Problem. Selbst in Extremsituationen zeigt das Gerät natürliche, authentische Farbgebung und keinen spürbaren Helligkeitsverlust. Insgesamt gefällt der Tuner mit einer sehr guten, detail- und kantenscharfen Darstellung mit hoher Bildruhe. Auch Bewegungen gelingen gleichmäßig und ohne sichtbare Artefakte. Bei Schriften im Bild kann man manchmal etwas zu stärkes Nachschärfen und ein wenig Treppenbildung erkennen, insgesamt schmälert das den sehr guten Bildeindruck aber nicht. Das stets angenehm wirkende Bild lässt sich auch über einen längeren Zeitraum genießen und im typischen Live-TV-Alltagsbetrieb, bei dem eine 100%ige Farbauthentizität nicht zwingend im Fokus ist, kann man gerne auch den Blaulichtanteil für ein noch augenschonenderes Sehen aktivieren. Auch Programminhalte in SD-Auflösung erwecken noch einen guten Eindruck. Hier sieht man verstärkt Bildrauschen, die geringere Farbdynamik gleicht er aber gut aus und bietet auch hier ein plastisches, ansprechendes Bild. Der TV übertreibt es hier auch nicht mit Nachschärfen, übermäßige Treppenstufenbildung an Kanten gibt es hier erfreulicherweise nicht. Die Umschaltzeiten des Tuners liegen bei 1-2 Sekunden.

1080p Blu-ray Disc, Skyfall, ab Filmbeginn

Während der ersten Minuten behalten wir die aktuelle, nur leicht abgedunkelte Umgebung bei und wählen als Preset den Filmmaker Mode. Im Verlauf dunkeln wir den Raum dann komplett ab. Bildoptimierer, die aktiv in das Signal eingreifen, bleiben zunächst deaktiviert. In den ersten Sekunden durchschreitet Bond einen dunklen Korridor. Hier realisiert der OLED55B29LA einen OLED-typisch bodenlos tiefen Schwarzwert. Bei nur leicht abgedunkeltem Raum bietet die Differenzierung der Struktur bei der Holzvertäfelung noch Potential, in der Heimkino-Höhle schöpft der LG-OLED aber auch hier aus dem Vollen. Die Farbgebung begeistert schon in den ersten Sequenzen mit hoher Natürlichkeit, auch die Hauttöne sind nicht zu dezent. Der Wechsel zwischen schummriger Beleuchtung und heller Sonneneinstrahlung im ersten Appartement, das 007 betritt, setzt der OLED55B29LA exzellent um und bildet auch die warme Farbtemperatur hervorragend ab. Beim Upscaling kann auch der alpha7 Gen5 AI 4K-Prozessor schon glänzen. Skyfall ist zweifelsfrei ein hochwertig produzierter Film, dennoch wirkt es beachtlich, was der LG-Fernseher aus dem Material herausholt. Die dunkle Tür, gleich zu Beginn der Szene, wirkt nahezu greifbar und begeistert mit ausgezeichneter Herausarbeitung der Struktur im dunklen Bereich. Darüber der goldene Türgriff, der ebenfalls überdurchschnittlich fein dargestellt ist und dessen Abnutzungserscheinungen klar nachvollziehbar sind. Super gelingt die Differenzierung gesamter Bildebenen und die Tiefenstaffelung. OLED-Geräte, u.a. bedingt durch die maximal erreichbaren Kontrastwerte, faszinieren stets mit einer besonders ausgeprägten Plastizität. Der OLED55B29LA macht hier keinesfalls eine Ausnahme, sondern stellt die verschieden tiefen Bildbereiche außerordentlich dar. Objekte werden fast greifbar und auch das Gesamtbild erscheint so, als könnte man z.B. hinter den Protagonisten in das Bild hineingreifen.

Als Bond den verwundeten Kollegen erstmedizinisch versorgt, präsentiert der 4K OLED-TV sein Leistungspotential bezüglich der Detaildarstellung nochmals in voller Pracht. Neben den Gesichtszügen fallen hier auch besonders die Feinheiten an der Hand sowie an der Kleidung der beiden Schauspieler auf. Diesbezüglich macht das Upscaling wirklich einen überdurchschnittlich guten Job und zieht die 1080p-Auflösung mit maximaler Schärfe auf die native Panel-Auflösung. Scalingrauschen oder überzogene Treppenstufenbildung hingegen fällt nahezu gar nicht auf. Das gesamte Bild wirkt sehr sauber und bietet gleichzeitig einen sehr authentischen Film-Look. Da wir hier nativ 24 Bilder pro Sekunde anzeigen, gibt es auch diesbezüglich keinen negativen Einfluss auf die Kino-Optik. Selten ist der 24p-Judder zu erkennen und wer zitternde Kanten sehen möchte, muss höllisch aufpassen. Die üblichen Nachteile der 24p-Wiedergabe ohne Zwischenbildberechnung bleiben natürlich und Kameraschwenks, insbesondere von schneller Natur, sorgen für Unschärfen bei der Bewegung. Die Anforderungen steigen noch etwas im weiteren Verlauf, als Bond, erst zusammen mit Moneypenny und später alleine, die Verfolgung des Täters aufnimmt. Während der Verfolgungsjagd mit ihren schnellen Schnitten, vielen Kamerafahrten und Schwenks fallen dem geschulten Zuschauer schon einige Nachzieher und Mikro-Ruckler der Signalverarbeitung auf. Diese schmälern den Gesamteindruck kaum, zeigen aber auf, wo der verbaute alpha7-Prozessor noch Potential liegen lässt. Die Darstellung bleibt dennoch auf sehr hohem Niveau und wirkt zu keinem Zeitpunkt anstrengend. Wie sich die integrierte Frame-Interpolation schlägt, wollen wir anhand der UHD-Wiedergabe prüfen, dennoch schon mal vorweg: trotz des zusätzlichen Aufwands des Upscalings treten bei aktivierter Zwischenbildberechnung nicht verstärkt Artefakte auf, diesbezüglich ist kein negativer Einfluss festzustellen. Insgesamt liefert der LG OLED55B29LA ein sehr authentisches Bild bei der Wiedergabe von 1080p, dass dank hoher Schärfe und Natürlichkeit zwar enorm faszinierend wirkt, aber nicht zu Übertreibungen neigt. Tolle Farben und eine überdurchschnittlich ausgeprägte Plastizität gibt es obenauf.

Ultra HD Blu-ray, Mord im Orient-Express, ab Filmbeginn

Die erste Szene eignet sich direkt zur Beurteilung gleich verschiedener, für eine ausgezeichnete visuelle Performance relevanter Parameter. Gleich in der ersten Einstellung werden im HDR-Bereich Höchstleistungen abgerufen. Der Blick in die Sonne verlangt hohe Helligkeit, während in den Randbereichen des Bildes sowohl hellere als auch dunklere Bereiche sauber differenziert und ausdetailliert werden müssen. Wer die Szene bereits mit verschiedenen Display-Technologien gesehen hat, erkennt, dass bei der Peak-Brightness noch ein wenig Luft nach oben ist. Zweifellos erreicht man hier im abgedunkelten Raum einen exzellenten Gesamteindruck, dennoch holen Neo QLED-Topmodelle oder auch LG OLEDs aus eigenem Hause, die mit OLED evo-Technologie ausgestattet sind, hier noch etwas mehr heraus. Die gebotene Plastizität und der subjektive Tiefeindruck des Bildes ist aber bereits immens. Der OLED TV wird zum Fenster, durch das man in weite Ferne guckt. Doch gleich weiter bezüglich der 24p-Wiedergabe und filmischen Darstellung. Hier gefällt uns der TV sogar noch ein wenig besser als im vorherigen Beispiel mit der konventionellen Blu-ray Disc. Der Kameraschwenk nach unten wirkt außerordentlich flüssig und an den Fugen der Mauer, rechts im Bild, können wir keine Unreinheiten erkennen. Schwächere TVs zeigen schon hier mal den ein oder anderen Schnitzer in Form eines zitternden Mauersteins. Der gute Eindruck setzt sich konsequent fort, denn auch die umherwuselnden Klagenden, auf die man von oben herabblickt, werden weitgehend ruckel- und zitterfrei abgebildet. Die vielen bewegten Objekte erscheinen nicht völlig flüssig, bei Armbewegungen oder während des Laufens zeigen sich schon einige zitternde Kanten und bei horizontalen Linien beim Kameraschwenk kann man bei genauem Hinsehen schon das ein oder andere Ruckeln nachvollziehen. Insgesamt aber ist der Bildeindruck ein sehr stabiler. Zudem wirkt die Gesamtdarstellung scharf und natürlich trägt wieder die intensive Plastizität zum immersiven Bildeindruck bei.

Wir aktivieren die Zwischenbildberechnung TruMotion in den Bildeinstellungen des OLED55B29LA und müssen dabei ein entsprechendes Preset wählen. Zur Verfügung stehen hier "Filmische Bewegung", "Natürlich", "Glatte Bewegung" und "Nutzerauswahl". Nutzerauswahl öffnet wiederum Parameter, die man individuell justieren kann. Der Anwender kann also selbst wählen, wie stark die Zwischenbildberechnung in das Bildgeschehen eingreifen soll und so einen Kompromiss zwischen flüssiger Darstellung und authentischem Film-Look finden. Aber auch die voreingestellten Modi bieten eine sehr solide Basis. Wir würden allerdings "Glatte Bewegung" nicht unbedingt empfehlen. Zwar bügelt dieser Modus - nomen est omen - wirklich nahezu jedes Ruckeln glatt, dafür wirkt das Bild sehr digital und eher wie eine Seifenoper oder Dokumentation als ein Kinofilm. Natürlich und Filmische Bewegung hingegen wirken da noch natürlich, insbesondere "Filmische Bewegung". Hier greift die Frame-Interpolation nur subtil ein. Das Geschehen weist zwar noch die ein oder andere zitternde Kante auf, sieht dafür aber noch absolut kino-gerecht aus. Zumal das Ruckeln dann ohnehin nur bei derart anspruchsvollen Szenen, wie die Eingangssequenz hier, auffällt. Rechenfehler oder Artefakte konnten wir nicht feststellen, beim Film-Look muss man nahezu keine Einschränkungen hinnehmen. Bei der Einstellung "Natürlich" hingegen ist der optische Eindruck schon etwas digitaler und hier zeigt sich auch die ein oder andere nachziehende Kante, z.B. als hinter einem statischen Objekt eine Person vorbeiläuft, ist leichtes Ghosting sichtbar. Es bleibt allerdings im Vergleich zu "Glatte Bewegung" absolut im Rahmen und dafür wirkt das Bild wiederum etwas flüssiger und bewegungsschärfer. So kann der Anwender je nach Vorliebe wählen, was ihm beim Filmgenuss wichtiger ist. Kino-Fans, die lediglich den 24p-Judder weitgehend eliminieren und auf ein authentisches Bild Wert legen, wählen "Filmische Bewegung". Zuschauer, die auf ein gleichmäßiges und flüssiges Bild Wert legen, nehmen das ein oder andere Artefakt in Kauf und setzen auf "Natürlich".

Auch abseits der Motion-Wiedergabe heimst der LG OLED55B29LA Lorbeeren ein. Das Bild weist eine sehr natürliche Farbgebung, hohe Detaillierung und ein starkes Kontrastverhältnis auf. Natürlich ist auch der Schwarzwert auf OLED-typischem, tadellosen Niveau. Bildrauschen bleibt nicht völlig aus, ist aber auch nicht überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Auch bei der schwierigen Szene in Schwarz/Weiß fällt uns hier nichts explizit negatives auf. HDR-Highlights kommen ebenso sauber heraus. Auch wenn man beim Filmgenuss auf eine gute Sitzposition vor dem TV achten sollte, sei auch hier nochmal erwähnt, dass die Blickwinkelstabilität des OLED55B29LA exzellent ist.

Klang

Der LG OLED55B29LA ist mit einem 2.0-Soundsytem mit 10 Watt pro Kanal ausgestattet. Auf dem Papier klingt das eher ein wenig ernüchternd, allerdings beweist uns der OLED-Flachbildschirm in der Praxis durchaus begeistern. Auch in größeren Wohnzimmern schlägt er sich außerordentlich gut und bleibt auch im hohen Pegelbereich souverän und verzerrungsfrei. Stimmen bleiben klar und sauber, auch die Woofer schlagen nicht an. Sicher ist bezüglich Basskraft und Volumen nicht viel zu erwarten, dennoch unterlegt der TV Action-Szenen, wie z.B. die Verfolgungsjagd des obigen Filmbeispiels Skyfall, mit einem soliden Fundament und zeigt schnelle Reaktionsfreudigkeit. Die Stimmwiedergabe ist nicht zu beanstanden und kommt auch bei aktiviertem AI Sound noch deutlich und verständlich heraus. Verschiedene Tonmodi sind an Bord. Hier empfiehlt sich Standard im Alltagsbetrieb mit einer guten Balance und einem ganzheitlich angenehmen Klang. Bei Filmgenuss kann man dann ruhig auf Kino und auch AI Ton Pro setzen. Der Fernseher zieht die Kulisse dann in die Breite und der virtuelle 5.1.2 Up-mix bietet ein insgesamt offeneres, räumlicheres Klangbild. Stehen Action-Spektakel und dramatische Spielfilme oder auch die Wiedergabe von Musikkonzerten nicht gerade an der Tagesordnung, kann man als akustisch nicht allzu anspruchsvoller Nutzer durchaus auf das integrierte Lautsprechersystem des OLED55B29LA zurückgreifen. Audiophile Nutzer sehen sich, wie bei Flachbildschirmen zumeist üblich, nach potenten Zusatzoptionen um.

Konkurrenzvergleich

Samsung QN90B

Natürlich bleibt uns nichts anderes übrig, als das 2022er LG OLED-Modell mit dem Samsung QN90B zu vergleichen, der ebenfalls der Modellgeneration aus dem Jahre 2022 entstammt. Zumal beide Fernseher preislich auch klar in ähnlicher Liga spielen. "Es bleibt nichts anderes übrig" schreiben wir, weil es auch wieder auf die Grundsatzdiskussion OLED vs. LCD-TV hinausläuft und schlicht das persönliche Anforderungsprofil letztendlich die Entscheidung trifft. Beide Modelle bieten eine exzellente visuelle Darstellung. Der Samsung Neo QLED ist außerordentlich hell und dank der Mini LED-Hintergrundbeleuchtung wird auch hier ein sehr guter Schwarzwert und toller Kontrast geboten. Im Alltag und bei häufigem TV-Genuss bei Tageslicht ist der Samsung schwer zu schlagen, dennoch erhält der Kino-Fan mit lichtkontrollierter Umgebung mit dem LG OLED55B29LA ein nochmals tieferes Schwarz, perfekten Kontrast und eine sensationell plastische Präsentation. Wer den Fernseher in einem Raum mit vielen Fenstern platzieren möchte und mit Reflektionen kämpft, findet im Neo QLED TV den besseren Partner, direkten Lichteinfall quittiert der OLED mit Spiegelungen. Beide Modelle sind jeweils mit dem Vize-Topmodell des diesjährigen Prozessors ausgestattet und bieten eine sehr gute Signalverarbeitung, lassen aber noch etwas Luft nach oben. Akustisch bietet der Samsung mehr und ist mit einem 4.2.2-System mit 70 Watt Gesamtleistung und nach oben abstrahlenden Lautsprechern ausgestattet. Hier kann der OLED55B29LA mit Stereo-Setup und 20 Watt nicht mithalten. Visuell, wohlgemerkt bei kontrollierter Umgebung, spielt der OLED seine Stärken aus, bei der Betrachtung des Gesamtpaketes wird es deutlich schwieriger.

Weitere, preislich vergleichbare Modell aus 2022 kommen nun erst nach und nach zum Test. Ist die Entscheidung für einen OLED-Fernseher gefallen, kann man sich natürlich auch die 2021er Modelle ansehen, die aktuell zu erstaunlich günstigen Preisen am Markt erhältlich sind und visuell ebenfalls auf überaus hohem Niveau agieren. Spannend wird auch der 2022er C2, der nun mit OLED evo-Technologie ausgestattet ist, die im letzten Jahr noch der exklusiven G-Serie vorbehalten war.

Fazit

LG OLED55B29LA

Der LG OLED55B29LA hat es nicht leicht. Gegenüber der aktuellen C-Serie muss er auf die OLED evo-Technologie verzichten und ist "nur" mit dem alpha7 Gen 5 AI 4K-Prozessor ausgestattet. Dafür ist der preisliche Respektabstand von 400 Euro kein Pappenstiel, sofern dieser sich über einen längeren Zeitraum halten kann. Dennoch können wir erfreulicherweise festhalten, dass der OLED55B29LA eine außerordentlich hohe visuelle Performance bietet. Die Farbauthentizität und Plastizität ist besonders hervorzuheben. OLED-typisch herrschen natürlich ein bombastischer Schwarzwert und toller Kontrast vor. Der kleinere Prozessor lässt noch etwas Luft nach oben, was die Signalverarbeitung betrifft, arbeitet aber ebenfalls bereits auf sehr beachtlichem Niveau. Spiegelungen sind bei direktem Lichteinfall nicht wegzudiskutieren und wer in einem sehr hellen Raum häufig tagsüber Inhalte genießt, sollte dies in die Überlegungen mit einbeziehen. Optisch gibt es keine nennenswerten Änderungen zu 2021. Die Verarbeitungsqualität ist auf absolut solidem Niveau, lediglich ein Kabelmanagement oder Abdeckungen für die Anschlüsse vermissen ästhetisch anspruchsvolle Anwender bei freier Aufstellung im Raum. Akustisch ist er für Alltagsansprüche absolut ausreichend und liefert mit AI-Ton Pro auch ein offenes und dynamisches Klangbild, für echte Spektakel ist die Bestückung mit 2.0-System und 20 Watt aber etwas dürftig. Insgesamt ist das Ausstattungspaket allerdings üppig und wer auf die höhere Helligkeit von OLED evo verzichten kann, kann im B2 zum attraktiveren Preispunkt den perfekten Partner finden.

Preislich attraktiver OLED-TV mit hoher visueller Performance, flexiblem webOS 22 und üppigem Ausstattungspaket
55" TV bis 2.000 Euro UVP
01.06.2022

 

Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 01.06.2022

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