TEST: ZTE Blade V9 - Überraschung in der Mittelklasse?

Während die Big Player Apple, Samsung und Huawei vor allem um die prestigeträchtige Smartphone-Krone kämpfen, agiert ZTE quasi aus der Deckung: Erst einmal schauen, was die anderen so machen und dann mit einem preislich attraktiven Smartphone kontern. Das Blade V9 sieht zudem sogar sehr schick aus und bietet unter anderem eine Dual-Kamera mit Bokeh-Effekt für preisaggressive rund 270 Euro.

Einen hochwertigen Eindruck gibt es obenauf! Das Display streckt sich bis zu beiden Seitenrändern und das komplette Unibody-Gehäuse ist von sauber eingefasstem Glas überzogen. Die Rückseite hat zudem eine besondere Veredelung, denn eine metallische Struktur unter der Glasschicht sorgt für einen Lichteffekt, wenn man den Fernöstler kippt. Schade nur, dass Schmierstreifen geradezu magisch angezogen werden.

Die geringe Bautiefe von knapp 8 mm sorgt für Eleganz, sodass man das Gerät trotz seiner Größe noch recht bequem in der Hosentasche tragen kann. Die physische Tastenwippe und der An/Aus-Schalter mit sauberem Druckpunkt runden die tadellose Verarbeitung ab. Einziger kleiner Schönheitsfehler: Die Linse der Dualkamera ragt ein wenig hervor – aber bei der Preisklasse sollte man nicht zu kleinlich sein. Mit 140 Gramm ist es dafür recht schwer.

Gesamteindruck

Die nächste positive Überraschung für den vergleichsweise schmalen Euro: 5,7 Zoll im trendigen 18:9 Format. Auch die Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln überzeugt. Im Fachjargon nennt man diese Auflösung FHD+, also Full HD mit der Pixel-Extraleiste (240 x 1080). Qualitativ kann der Touchscreen vor allem durch die knackige Schärfe überzeugen, während sich die Helligkeit und Farbsättigung ebenfalls über dem allgemeinen Durchschnitt ansiedeln. Die Vorstellung ist für ein 270-Euro-Smartphone daher rundum überzeugend.

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Stark: Das Blade V9 ist mit einer guten Dual-Kamera ausgestattet. Die Hauptkamera löst dabei mit 16 Megapixeln auf, die von einer 5-Megapixel-Linse unterstützt wird. Durch das Tandem sind effektvolle Bokeh-Effekte möglich, sprich das Motiv ist scharf und das Umfeld verschwimmt. Das bekommt das ZTE auch gut hin, wenngleich nicht auf dem Niveau eines Spitzen-Smartphones. Gut gelöst ist die Möglichkeit vor dem Schnappschuss noch die Stärke des Bokeh-Effekts selbst manuell festzulegen.

Rückseite

Auch die Ausstattung ist lobenswert. Neben den Standards wie HDR oder Panorama-Modus gibt es auch nette Extras. Dazu gehören unter anderem Zeitraffer & Lupe, „Super Night“ für Nachtaufnahmen oder manuelle Optionen für alle, die gerne experimentieren möchten. Qualitativ ist das vor allem bei Tageslicht absolut überzeugend. Bei optimalen Lichtverhältnissen kann der Chinese sogar mit den großen Namen wie Galaxy S8 mithalten. Sobald aber schwächeres Licht einsetzt, ist schon eine ruhige Hand und kürzere Distanzen vonnöten, um noch Fotoalbum-taugliche Ergebnisse zu erzielen.

ZTE Blade V9 Foto

Aufgenommen mit dem Blade V9 bei guten Lichtverhältnissen

Im direkten Preisvergleich ist diese Kamera aber insgesamt stark aufgestellt. Dazu gehört auch die Frontkamera, die sogar bis zu 13 Megapixel archiviert. Auch hier gibt es sinnvolle Extras wie Weichzeichner, Widescreen-Format bei Gruppen oder ein automatischer Auslöser, wenn man lächelt – hier haben die Entwickler mitgedacht.

Auch der Speicherplatz ist mit 32 GB durchaus üppig für diese Preisklasse. Zwar bleiben nur rund 19 GB zur freien Verfügung übrig, doch der microSD-Slot schafft schnell mehr Platz. Apropos Slot: Wenn man keine Speicherkarte einsetzt, kann man das V9 auch mit zwei nanoSIM-Karten bestücken.

Einen Kritikpunkt gibt es aber bei der Ausstattung: Zwar ist die Bandbreite an Datenschnittstellen groß, doch leider unterstützt das W-LAN nicht das schnelle 5 GHz-Frequenzband ac.

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ZTE Blade V9 Screenshot

Screenshot

Das V9 ist ein waschechtes Android-8-Smartphone (Android 8.1.0), das somit unter anderem Funktionen wie Pop-Up-Menüs bei Apps unterstützt, wenn der Nutzer lange auf ein Icon drückt. Zum Handhabungskomfort gehört zudem ein Fingerprintscanner, der relativ zentral auf der Rückseite platziert ist – und das kann zu Problemen führen. Leider reagiert der Scanner nämlich nur dann, wenn man den Finger optimal auf das runde Feld legt. Beim Praxistext traten immer wieder Probleme auf, sodass mitunter sogar eine weitere Eingabe aus Sicherheitsgründen verweigert wurde und man per PIN das Smartphone freischalten musste. Dafür lässt sich der Scanner aber auch als Fotoauslöser und zur Rufannahme nutzen.

Das ZTE Blade V9 unterstützt auch Gesichtserkennung. Die lässt sich recht schnell einrichten, ist aber nicht sehr präzise und flott. Schön dafür: Via Smart Lock erkennt das Smartphone unter anderem, ob es sich in einer Tasche befindet und bleibt gesperrt. Unschön hingegen: Im SMS-Modus wird das Querformat nicht unterstützt.

Beim Aufbau bedient man sich zum Großteil der bewährten Pfade, inklusive einem App Drawer über ein Pull Up Menü. Einen Google-Startbildschirm gibt es hingegen nicht. Dennoch ist das Fazit durchaus positiv, denn für die Preisklasse ist der Funktionsumfang bezüglich der Handhabung recht üppig.

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Seitliche Ansicht

Der Prozessor Snapdragon 450 von Qualcomm ist nicht mehr State of the Art, zumal die 1,8 Gigahertz Taktfrequenz mittlerweile auch eher durchschnittlich sind. Da aber der Arbeitsspeicher bei 3 GB liegt, gelingen alltägliche Aufgaben recht problemlos. Klar: Wenn man das Blade V9 mit anspruchsvollen 3D-Games oder Multitasking quält, treten gelegentliche Ruckler auf, doch für ein Mittelklasse-Smartphone schlägt es sich sehr wacker.

Nicht nur wacker, sondern schlichtweg blendend präsentiert sich sogar der Akkublock mit 3.200 Milliamperstunden. Selbst bei der Erstnutzung mit vielen Downloads und Updates lag die Rufbereitschaft bei sechs Tagen – für ein Smartphone mit diesem großen Display eine geradezu exzellente Leistung! Einziger Wehrmutstropfen: Es dauert sehr lange bis der Akku wieder 100% meldet.

Bei der Sprachqualität sticht das V9 nicht positiv hervor, denn es wird wie so oft reines Mittelmaß geboten. Die Verständigung klappt grundsätzlich gut, doch es fehlt insgesamt eine runde Stimmen-Präsenz und ein Quäntchen mehr Lautstärke. Beim Blade V9 sind zwar gleich zwei Lautsprecher verbaut – doch leider wieder einmal am Geräteende, sodass kein breiter Stereoklang entsteht. Die Klangqualitäten sind aber ohnehin recht eingeschränkt. Klingeltöne tönen schmal, sehr metallisch und bei hoher Lautstärke auch nicht sonderlich sauber.

Fazit

Ein echter Geheimtipp! Es ist schon beeindruckend, was die Chinesen für rund 270 Euro auf die Platinen gestellt haben. Das ZTE Blade V9 sieht edel aus, ist rund ausgestattet und leistet sich auch beim Display keinen nennenswerten Durchhänger. Besonders bemerkenswert ist zudem die gute Dual-Kamera, denn das ist auch anno 2018 in dieser Preisklasse nicht obligat. Dass die Handhabung nicht ganz optimal ist und der Datentransport nicht durch USB-C unterstützt wird, kann man da durchaus verschmerzen.

Das ZTE Blade V9 ist ein echter Mittelklasse-Preistipp
ueberragend
23.05.2018

+ Hochauflösendes 18:9-Format-Display
+ Gute Dual-Kamera
+ Starke Akkuleistung

- Kein optimaler Fingerprintscanner
- Kein USB-C
- Keine 5 GHz Unterstützung

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 23.05.2018

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