TEST: ZTE Axon 9 - Premium-Performance zum fairen Preis?
Mit einer UVP von rund 600 Euro attackiert das Axon 9 die die Smartphone-Elite. Der chinesische Hersteller, der in unseren Breitengraden eher im Schatten von Huawei agiert, sollte nicht unterschätzt werden. ZTE verfolgt eine interessante Produkt-Philosophie, die einerseits preisaggressiv ist, andererseits auch qualitative Finessen bietet. So ist die Kooperation mit dem Klavier-Virtuosen Lang Lang ein klares Bekenntnis zu hochwertigen Soundchips. Mit diesem Modell wollen die Entwickler in der oberen Preisklasse aus dem Vollen schöpfen.
Rückseite
Seitenansicht
Das ZTE Axon 9 Pro sieht zwar hochwertig aus, bewegt sich optisch aber auf gewohnten Pfaden, denn die Abkehr von physischen Tasten auf der aufgeräumten Frontseite und selbst der (breite) Notch sind zumindest in der Premiumklasse keine Besonderheit mehr. Die Glasvorder- und -rückseite in einem Aluminiumrahmen sind weitere typische Merkmale, wenn man sich preislich oberen Smartphone-Segment bewegt. Was jedoch negativ auffällt: Der Hochglanz-Korpus ist blitzschnell mit Fingerabdrücken übersät, wodurch die Eleganz schnell leidet. Die Dualkamera ragt außerdem etwas zu stark hervor, anderen Komponenten in dieser Preisklasse gelingt dies einfach besser. Ansonsten ist aber die Verarbeitungsqualität aber solide, auch ein Staub- und Wasserschutz mit IP68-Zertifierung liegt vor.
Hochwertig erscheint auch das Display. Nutzer dürfen sich über einen 6,2 Zoll OLED-Touchscreen mit einer 2.248 x 1.080 Pixel Auflösung freuen. Insgesamt ist die Darstellungsqualität knackig scharf und die Farbwiedergabe satt. Mit 445 cd/m² kann sich zwar auch die Helligkeit sehen lassen, doch andere Premiummodelle zeigen dem Chinesen klar die Rücklichter.
Es wird übrigens auch etwas getrickst: „Axion-Vision“ optimiert die Wiedergabe von Videos von 24 auf 60 Bildern pro Sekunde, wodurch das Geschehen flüssiger, wirkt.
Aufgenommen mit dem Axon 9
Bei der Kamera zeigt sich, warum das Axon 9 den Namen „Pro“ trägt, denn hier wird viel Luxus geboten. Die Hauptkamera setzt sich aus einem 12,2 Megapixel-Bildsensor für Standard-Aufnahmen und einem 20 Megapixel-Sensor für Weitwinkel-Fotos zusammen. Das bietet nicht nur viele Möglichkeiten, sondern ermöglicht auch eine Top-Qualität. Bei guten Lichtverhältnissen sehen die Schnappschüsse schlichtweg fantastisch aus: ungemein scharf, detailliert und die satten Farben strahlen förmlich! Diese Qualität kann der Knipser auch bei schwächerem Lichteinfall lange halten, denn die Lichtempfindlichkeit ist gut. Für ambitionierte Fotografen gibt es zudem viele Einstellungsmöglichkeiten, wie Bokeh-Effekt, Farbfilter, KI-Funktionen, Lichteffekte sowie manuelle Optionen, wie Weißabgleich oder individuelle Verschlusszeit. Mit dem Modus „Super Night“ kann der Nutzer ebenfalls widrigen Lichtverhältnissen trotzen. Wer sich mit der Kamera Zeit nimmt, kann somit beachtliche Ergebnisse erzielen.
Gut ist auch die Selfie-Kamera aufgestellt, denn hier kommt eine hochwertige 5-Megapixel-Kamera zum Einsatz. Mit Ihr lässt sich auf recht kurze Distanz viel einfangen. Die Ausstattung konzentriert sich dabei auf das Wesentliche für das 1 & 1 der Selfies, inkl. HDR-Modus und den unverzichtbaren Beautyfilter. Der 4K-Camcorder (3.840 x 2.160 Pixel) mit Zeitlupe- & -raffer runden den insgesamt sehr guten Kameraauftritt ab.
Löblich ist ferner, dass das Axon 9 bei den Datenschnittstellen top aufgestellt ist: WLAN 802.11-ac, Bluetooth 5.0, LTE mit 1.200 Mbit/s sowie NFC – mehr braucht man nicht. Mit 128 GByte internen Speicher, wovon dem Nutzer rund 104 GByte zur Verfügung stehen, ist der Nutzer auch im Speicherbereich gut aufgestellt, zumal natürlich auch ein microSD-Slot für Flexibilität sorgt. Ebenfalls gut: Zum Lieferumfang gehört ein Klinkenstecker-Adapter, eine Schutzhülle sowie ein gutes Headset.
Android 8.1 auf dem Axon 9
Ein wenig enttäuschend, aber kein Beinbruch: Das Premium-Modell arbeitet nur mit Android 8.1 und es ist fraglich, ob ein 9.0 Update noch kommen wird. ZTE selbst bezeichnet das Betriebssystem als „Stock-Android“ und tatsächlich wurde das User Interface & Co nahezu 1:1 übernommen. Die linke Startseite ist daher auch allein den Google-Diensten vorbehalten und alle bekannten Short Cuts sind ebenfalls vorhanden, inkl. dem App Drawer, wenn man den Finger nach oben wischt.
Der Fernöstler bietet gleich eine ganze Reihe an praktischen Gestensteuerungen. So lässt sich beispielsweise die Taschenlampe durch schnelles Schütteln aktivieren.
Ebenfalls gelungen sind die Entsperrungsmöglichkeiten. Der rückseitige Fingerprintscanner ist gut erreichbar und leistet einen zuverlässigen Job. Die Gesichtserkennung ist zudem schnell eingerichtet und entsperrt ebenfalls sehr flott, wenn die Lichtverhältnisse ausreichend gut sind. Da auch das Arbeitstempo stimmt, kann man hier in punkto Bedienungskonzept nichts vorwerfen.
Der Achtkerner Snapdragon 845 ist in dieser Preisklasse fast schon ein Muss. Im Zusammenspiel mit 6 GByte Arbeitsspeicher dürfte daher auch nichts anbrennen. Und tatsächlich leistet die CPU im Praxistest einen rundum guten Job, denn das Arbeitstempo weist keinerlei nennenswerte Schwächen auf.
Kamera und Fingerabdruck-Scanner an der Rückseite
Die Akkuleistung löste hingegen leichtes Kopfschütteln aus, denn selten gab es während der Testphase solch starke Schwankungen. Die Spanne reichte von sechs bis gerade einmal zwei Tagen, obwohl die Nutzungsintensität stets im unteren Drittel war. Die Gründe dafür sind unklar, was aber auf alle auffällt, ist die Tatsache, dass im Roaming-Betrieb die Rufbereitschaft deutlich kürzer ist. Mit rund 10,5 Stunden ist die Dauernutzungszeit hingegen im absolut grünen Bereich. Der 4.000 mAh Akkublock lädt sich zudem dank USB-C-Unterstützung in rund 2,5 Stunden recht flott. Gut: Kabelloses Laden gemäß dem Qi-Standard ist ebenfalls möglich.
Telefonieren macht ebenfalls Laune, denn in der Regel ist die Sprachübertragung in beide Senderichtungen klar und die Stimmenpräsenz deutlich über dem Durchschnitt.
Der Mono-Lautsprecher im unteren Displayrand schlägt sich in höheren Frequenzen recht solide und dezibelstark. Sobald aber das Klangbild komplexer ist, klingt es schnell verzerrt und metallisch. Hier siedelt sich das ZTE-Modell wieder im breiten Mittelfeld an.
ZTE Axon 9
Das ZTE Axon 9 Pro hat zwar Referenzansprüche, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass 600 Euro nicht 900 Euro sind, die unter anderem bei Samsung, Huawei oder Sony für ein Topmodell aufgerufen werden. Die Entwickler haben die Schwerpunkte aber geschickt gesetzt, um Käufer von diesem Modell zu überzeugen. So ist die Kameraqualität fast schon überraschend gut, die Performance ausgezeichnet und der Display-Auftritt gelungen. An anderer Stelle treten allerdings qualitative Lücken auf, wenn man das ZTE Axon 9 Pro z. B. mit dem aktuellen Samsung Galaxy S vergleicht. Vor allem beim Mono-Lautsprecher und der schwankenden Rufbereitschaft merkt man den angesetzten Rotstift. Dennoch: Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt.
Premium-Smartphone mit fairem Preis-/Leistungsverhältnis

06.03.2019
+ Gute Kameraqualität
+ Gute Performance
+ Klare Sprachverständigung
- Starke Akkuschwankungen
- Nur Android 8.1
- Keine Klinkenbuchse
Test: Ulf Schneider
Datum: 06.03.2019
Tags: Smartphone • ZTE