TEST: Motorola Moto G6 Plus - XL-Display und Top-Ausstattung in der Mittelklasse?
Volle Leistung für 300 Euro? Mit dem neuen Motorola-Smartphone möchte der Hersteller besonders mit dem XL-Display, einer schicken Optik und einer leistungsstarken Dual-Kamera überzeugen.
Lenovo ist es zu verdanken, dass die US-Traditionsmarke nicht vom Markt verschwunden ist. Im Gegenzug sorgt „Moto“ dafür, dass die Chinesen auf europäischer Bühne eine größere Präsenz haben, denn lange Zeit waren die Smartphones eher im Einsteigerbereich in Osteuropa vertreten.
Rückseite
Optisch folgt das Motorola Moto G6 Plus den aktuellen Trends: viel schwarzer Klavierlack („Deep Indigo“), großes Display und eine mächtige Dual-Kamera, die auf der Rückseite leider stark hervorragt.
Das Unibody-Gehäuse weist elegante Rundungen auf und liegt trotz 5,9-Zoll-Display im angesagten 18:9-Format noch recht komfortabel in der Hand, da der Touchscreen die Breite des Gehäuses gut ausnutzt. Der Klavierlack hat auch diesmal die typische Eigenschaft Fingerabdrücke magisch anzuziehen. Netterweise legt der Hersteller aber eine Silikon-Schutzhülle mit in den Karton, sodass nicht nur Stöße, sondern auch unschöne Fingerabdrücke minimiert werden – solch eine Dreingabe darf ruhig Schule machen.
Das Gehäuse ist ansonsten sehr sauber verarbeitet und durch Gorilla Glas 3 hochwertig geschützt. Allerdings nicht gegen Staub oder Spritzwasser, denn es liegt keine entsprechende Zertifizierung vor – das hat wohl Budgetgründe.
Das Display arbeitet zwar „nur“ mit der günstigen LC-Technologie, weist aber eine hohe Auflösung von 1.080 x 2.160 Pixel auf, wodurch die Wiedergabe sehr scharf ausfällt. Der Touchscreen überzeugt zudem durch eine überraschend kräftige Farbdarstellung, einem hohen Kontrast und einer sehr guten Helligkeit – für diese Preisklasse eine sehr gute Präsentation!
Aufnahme bei guten Lichtverhältnissen
Die rückseitige Doppel-Kamera löst mit 12/5 Megapixeln auf und hat eine recht lichtstarke f/1.7.-Blende, was sich bei Schwachlichtaufnahmen leider nicht erwartungsgemäß positiv bemerkbar macht. Auch die Ausstattung ist für diese Preisklasse sehr ordentlich: Bokeh-Effekte, Zeitraffer, Zeitlupe, Panorama oder ein Augmented-Reality-Filter laden zum Experimentieren ein. Via „Google Lens“ lassen sich zudem Infos zu Objekten abrufen. Eine kleine Besonderheit ist überdies die Option „Sportfarbe“. Hier bleibt eine gewählte Farbe erhalten, während der Rest S/W dargestellt wird – ein cooler Effekt.
Qualitativ weist die Kamera aber zwei Schwächen auf: Sie ist erstens nicht die schnellste und zudem nicht die Schärfste. Viele Details gehen leider verloren und sind teilweise sogar verrauscht. Bei Tageslicht geht das zwar noch, doch bei Schwachlicht tritt das Problem stark auf. Immerhin sorgen die hohe Lichtempfindlichkeit und der gute Blitz für eine gute Ausleuchtung – eine ruhige Hand ist aber gerade im HDR-Modus unbedingt erforderlich.
Weitere Aufnahme
Panorama-Bild
Aufnahme mit Blitz
Die Selfie-Kamera arbeitet mit 8-Megapixel und leistet einen ordentlichen Job, wenn das Motiv und die Hand ruhig bleiben. Fast schon obligatorisch: Mit der Funktion "Auto-Porträtverbesserung" können Nutzer ihr Gesicht glätten.
64 Gigabyte interner Speicher (ca. 52 GB frei nutzbar) plus microSD sind für diese Preisklasse ein angemessenes Speicherangebot. Vorbildlich: Die hochwertige Halterung bietet Platz für zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte – der Nutzer muss also keine Kompromisse eingehen.
Gut gerüstet ist das Modell auch bei den Datenschnittstellen. Gerade wenn es flott gehen muss freut sich der Nutzer über WLAN ac, Bluetooth 5.0 und LTE Cat. 12 mit bis zu 600 MBit/s – viele Smartphones in dieser Preisklasse bieten das nicht. Auch schön: Ein vollwertiges UKW-Radio ist implementiert und man kann via Dolby Audio klangliche Anpassungen vornehmen.
Um es vorweg zu nehmen: Das G6 Plus bietet Flexibilität und hohen Bedienkomfort. Das beginnt schon beim Fingerabdrucksensor, der unterhalb des Displays platziert ist und sehr flott und präzise arbeitet. Wer auf die drei Sensortasten verzichtet, kann den Fingerabdrucksensor sogar auch zur Navigation nutzen. Diese "Ein-Tasten-Steuerung" ist zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber gut durchdacht. Zum Entsperren eignet sich zudem auch die Frontkamera, da sie über Gesichtserkennung verfügt und recht zuverlässig agiert.
Seitenansicht
Auch der Bereich Sprachbefehle kann ausgiebig genutzt werden, beispielsweise um Apps zu öffnen oder Anrufe zu tätigen. Auf Wunsch verrät das G6 Plus sogar, wer eine Kurzmitteilung geschrieben hat oder gerade anruft.
Weitere Finessen: Gestensteuerungen, Smart Display (bleibt aktiv, so lange man draufschaut) oder ein Schnell-Screenshot (Tippen mit drei Fingern). Tipp: In der Moto-App werden viele Funktionen vorgeschlagen und genau erklärt.
Organisiert wird alles über Android 8.0 (Oreo) und dem aktuellen Moto-User-Interface, wobei auch ein Update auf 9.0 vorgesehen ist. Kleiner Kritikpunkt: Es gibt nur OnScreen-Benachrichtigungen, da das Smartphone über keine Status-LED verfügt.
Screenshot
Schon erstaunlich, was Käufer mittlerweile bereits für 300 Euro an Technik bekommen. Es handelt sich zwar „nur“ um den Qualcomm Snapdragon 630 Prozessor, der arbeitet aber mit 8 Kernen, die mit bis zu 2.200 MHz getaktet sind. Für genügend Puffer sorgen obendrein 4 GByte Arbeitsspeicher. Im Praxistest werden zwar keine Performance-Rekorde gebrochen, aber das Gerät läuft beim Ausführen von Alltagsanwendungen einwandfrei. Nur bei anspruchsvollen Multitasking-Aufgaben wünscht man sich gelegentlich, dass es flotter läuft.
Trotz größerem Display gegenüber dem Moto G6 ist die Kapazität von 3.200-Milliamperestunden geblieben. Der Alltag zeigt aber, dass dies kein Beinbruch ist, denn in mehreren Durchläufen lag die Rufbereitschaft bei moderater Nutzungsintensität bei rund vier Tagen. Auch beim Nonstop-Einsatz sind bis zu 13 Stunden ein klar überdurchschnittlicher Wert. Ebenfalls positiv: Dank USB-C-Unterstützung meldet der Akkublock bereits nach zwei Stunden wieder vollste Einsatzbereitschaft.
Akustisch müssen Nutzer mit einem Mono-Lautsprecher auskommen, der im oberen Rahmen platziert ist. Dieser bietet aber ein überraschend räumliches und lebendiges Klangbild mit angedeutetem Tieftonfundmanet auf. Stellenweise wirkt der Sound aber etwas zu blechern und bei hoher Lautstärke kann es auch etwas kratzig werden.
Telefonate machen aber in der Regle Laune, da in beiden Senderichtungen die Verständigung unfallfrei klappt und der Gesprächspartner präsent und in der Regel durchaus natürlich klingt.
Fazit
Motorola Moto G6 Plus
Das Motorola Moto G6 Plus bringt Spitzen-Smartphones ein wenig in Bedrängnis, denn bereits für 300 Euro bekommt der Käufer ein sehr solides Alltagssmartphone mit klaren Stärken. Zu denen gehört das XXL-Display, eine überzeugende Performance, hoher Bedienkomfort sowie Vielseitigkeit. Die einzige kleine Schwäche liegt (mal wieder) im Kamerabereich, denn beim Knipser nimmt die Qualität bei Schwachlicht spürbar ab – aber auch hier schlägt sich das G6 Plus recht wacker. Kurzum: Ein echter Kauftipp in der Mittelklasse.
Sehr gut ausgestattetes Mittelklasse-Smartphone mit großem Display

14.08.2018
+ Schutzhülle im Lieferumfang
+ Großes & hochwertiges Display
+ Leistungsstarker Prozessor
- Keine IP-Zertifizierung
- Keine optimale Kameraqualität
- Kameralinse ragt weit raus
Test: Ulf Schneider
Datum: 14.08.2018
Tags: Motorola • Smartphone