TEST: Moto Z3 Play - Vielseitiges Oberklasse-Smartphone mit "Mods"

Das Scheitern von LG scheint Lenovo nicht im geringsten einzuschüchtern: Als einziger Smartphone-Hersteller hält das Unternehmen an der Erweiterung von Mobiltelefonen mit Modulen fest. Das Tochterunternehmen hat ein neues Spitzenmodell auf den Markt gebracht, bei dem aufsetzbare Module die Fähigkeiten gezielt ausbauen können. Die Chinesen nennen sie schlicht „Mods“ und es gibt mittlerweile 13 davon auf dem Markt. Um den Hype zu schüren, liegt zum Marktstart sogar ein Akku-Mod kostenlos bei.

Seitliche Ansicht

„Ganz schön schlank!“. Das ist der erste Impuls, wenn man das Z3 Play aus dem Karton holt. Der Grund ist die modulare Natur, denn die verspiegelte Rückseite muss schließlich Platz für Erweiterungen bieten. Natürlich kann man das Z3 Play auch ohne Mod nutzen, doch dann liegt der Magnetkontakt frei, die Kameralinse ragt steil heraus und um die Rufbereitschaft ist es dann auch eher suboptimal bestellt.

Mit einem Modul verändert sich das optische Erscheinungsbild deutlich, denn das Z3 Play ist dadurch deutlich wuchtiger und schwerer (ca. 225 Gramm). Man muss aber Lenovo das Kompliment machen, dass die Verschmelzung von Smartphone und Mod optimal gelungen ist, die Kombination ist durch den Magnetkontakt ein Kinderspiel und nichts wirkt billig oder wackelig – einfach gut gelöst. Einziger Haken: Ein IP-Zertifikat ist durch diese Bauweise per se nicht möglich – Vorsicht also bei Wasser oder Sand.

Der Mod wird problemlos platziert

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 Verbindungspunkte für die Mods

Ansonsten ist das Designkonzept aber äußerst schlicht gehalten: schwarz, leichte Rundungen und die obligatorischen Tasten im Gehäuse. Die Kameralinse wird durch den Mod-Einsatz übrigens komplett versenkt. Auffällig bei diesem Fernöstler ist auch das Display, denn es streckt im 18:9-Seitenverhältnis über 6 Zoll in der Diagonalen, wobei links und rechts kaum noch Rand vorhanden ist – insgesamt also eine wunderbar große Multimedia-Spielwiese.

Auch qualitativ werden starke Geschütze aufgefahren, denn der Touchscreen nutzt die OLED-Technologie und dank 1.080 x 2.160 Pixel Auflösung wird eine hohe Pixeldichte geboten. Das Ergebnis begeistert vor allem durch eine intensive Farbpalette sowie eine hohe Schärfe und starken Kontrast. Besonders viel Lob bekommt auch die Helligkeit, denn das ist oftmals der Pferdefuß bei OLED-Vertretern. Doch dank einer maximalen Helligkeit von rund 518 cd/m² spielt dieses Smartphone auch in dieser Disziplin in der höchsten Liga.

Rückseite mit Mod - die Kameralinse steht dann nicht mehr aus dem Gehäuse heraus

Im Bereich Kamera wurde das Moto Z3 Play gegenüber den Vorgängermodellen nochmals aufgerüstet. Die Hauptkamera ist mit einem 12-Megapixel-Sensor (f/1.7-Blende) und einem 5-Megapixel-Tiefensensor hochwertig bestückt. Vor allem bei Portrait-Aufnahmen lassen sich wunderbar Tiefenschärfe-Effekte erzielen. Dafür ist aber eine ruhige Hand vonnöten, da ein optischer Bildstabilisator fehlt.

Qualitativ kann man dem Knipser zumindest bei Tageslicht wenig ankreiden. Die Tiefenschärfe ist gut und vor allem die realistische Farbdarstellung bis zum Rand bemerkenswert, lediglich die Farben könnten noch etwas lebendiger wirken. Sobald Schwachlicht einsetzt schummelt die Kamera aber, denn um aufzuhellen wird ein Weichzeichner eingesetzt, sodass Fotos schwammiger aussehen. Der Effekt kann sogar schon bei bedecktem Himmel auftreten.

Aufgenommen mit dem Moto Z3 Play

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Rundum gut gefällt dafür die Selfie-Cam, die mit 8 Megapixel und einer f/2.0-Blende arbeitet. Cool: Bokeh-Effekte werden bei Selfies automatisch berechnet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, zumal der Weichzeichner nicht übertrieben eingesetzt wird. Ein 4K-Camcorder bei 30 Bildern pro Sekunde oder 60 fps bei Full HD Auflösung runden den insgesamt guten Eindruck ab. Wer noch mehr möchte, kann beispielsweise das Z3 Play via Mod auch in eine 360°-Kamera verwandeln.

Abseits der Kamera punktet das Z3 Play mit schnellem Tempo, es unterstützt den flotten USB-Typ-C nach USB-3.1-Standard. Eine Kopfhörerbuchse fehlt zwar, doch dafür liegt immerhin ein Adapter im Karton. Schade dafür, dass nur der n-Standard im WLAN genutzt wird. Bis zu 600 MBit aus dem LTE-Netz ist zudem auch nicht der schnellste Standard.

Dual-SIM bietet der Funker ebenfalls, doch wie so oft muss der Besitzer sich stets entscheiden, ob eine zweite SIM-Karte oder eine microSD-Karte parallel genutzt wird – das ist beim Moto G6 besser gelöst. Aber auch ohne microSD-Karte ist das Z3 Play dank 64 GB internem Speicherplatz solide Speicherarmut gerüstet. Es gibt übrigens auch eine 32GB Version und die Speicherkarte kann bis zu 256GB verarbeiten,

Android Oreo 8.1

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Ab Werk ist Android in der 8.1-Oreo-Version installiert, wobei der Hersteller sich bedeckt hält, ob es auch ein 9.0-Update geben wird. Sichergestellt sind dafür aber regelmäßige Sicherheitsupdates, was auch im Rahmen des Testzeitraumes erfolgte.

Die Software arbeitet insgesamt sehr flott. Neben allen obligaten Standards gibt es aber dennoch ein paar nette Gestensteuerungen. So wird auf Wunsch die Taschenlampe aktiviert, sobald man das Gehäuse zwei Mal kräftig schüttelt. Ferner lässt sich der Standby-Betrieb auch via Gesichtserkennung beenden, was im Praxistest erstaunlich flott geschieht.

Der Fingerabdrucksensor arbeitet zwar ebenso schnell und zuverlässig, doch die seitliche Rahmenposition ist nicht ganz optimal, da der Daumen das Sensorfeld nicht immer sofort trifft. Durch die modulare Bauweise gibt es nunmal Einschränkungen bei der Positionierung des Tastenfeldes. Kleiner Kritikpunkt: Leider verzichtet nun auch Lenovo auf eine Status-LED, sodass man stets, das Z3 aktivieren muss, um unter anderem verpasste Nachrichten oder Anrufe zu registrieren.

Moto Z3 Play

Das Z3 trägt zwar den Zusatz „Play“, doch für allerhöchste Ansprüche ist das Smartphone nicht gerüstet. Im Inneren sorgt nämlich „nur“ der Snapdragon 636 für die Performance – ein Snapdragon 845 hätte man in dieser Preisklasse eher erwartet. Dank 4 GB Arbeitsspeicher und einer Taktung von immerhin 1.800 MHz fällt das aber nicht sonderlich ins Gewicht. Im Alltag gibt es jedenfalls keinerlei Probleme bei den täglichen Routinen. Nur bei anspruchsvollerem Multitasking hakt es gelegentlich leicht.

Das Thema Akku erfordert in diesem Falle mehr Zeilen, da ein Mod-Powerpack mit einem 2.200 mAh-Akku zum Lieferumfang gehört. Das ist auch gut so, denn „nackt“ meldet das Z3 bereits am zweiten Tag Durst nach Strom, wenn man es intensiver nutzt – und das, obwohl es eine Kapazität 3.000 mAh aufweist. Mit dem Akku-Mod sieht es entspannter aus, in mehreren Testzyklen erreichte der Funker eine Rufbereitschaft von bis zu fünf Tagen (Schnitt ca. vier Tage). Im Dauerbetrieb erreicht das Z3 eine Nonstop-Leistung von guten rund 11 Stunden. Das ist ordentlich, doch angesichts des Akku-Doppelpacks hätten wir eine noch souveränere Akkuvorstellung erwartet. Übrigens: Es dauert fast 4 Stunden bis das Akku-Tandem mit USB-C-Tempo nacheinander voll aufgeladen ist. Mit Hilfe eines Mods ist übrigens auch kabelloses Aufladen möglich.

Im Bereich Sprachqualität überzeugt das Moto Z3 Play bei vielen Verbindungen durch eine präsente und ausreichend laut vorgetragene Stimmwiedergabe in beide Senderichtungen. Nebengeräusche werden dabei geschickt eliminiert.

Es gibt zwar nur einen Lautsprecher, doch der befindet sich auf der Frontseite oberhalb des Displays und spielt munter auf. Der Klang ist luftig, recht breit gefächert und weist ein dezentes Bassfundament auf. Nur bei hoher Lautstärke verliert der Speaker ein wenig die klangliche Kontrolle.

Fazit

Ob man sich das Z3 Play zulegt hängt unweigerlicher mit der Entscheidung zusammen, ob man die modulare Lösung schätzt. Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand, denn mit Mods kann man das Smartphone selbst im laufenden Betrieb in Windeseile in einen hochkaratigen Spezialisten verwandelt, sei es eine Kompaktkamera, ein Bluetooth-Lautsprecher oder auch ein kompakter Beamer. Allerdings erhält das Z3 Play durch die Mods eine wuchtige Optik und ein Schutz gegen Wasser und Staub ist so nicht möglich. Rein auf das Smartphone bezogen gibt es wenig zu meckern, denn in Kerndisziplinen, wie Ausstattung, Performance oder Display spielt das Z3 Play in der obersten Liga mit. Zu kritisieren ist allerdings die mäßige Akkuleistung, die selbst mit dem mitgelieferten Mod nicht gerade herausragend gut ist.

Sehr vielseitiges Smartphone mit zahlreichen Mods und starkem Display

04.11.2018

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 04.11.2018

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