TEST: Mittelklasse-Champion? Das Samsung Galaxy A6+ mit 6 Zoll AMOLED-Display für 369 Euro

Der große Bruder des Samsung Galaxy A6 ist mit einem Preis von 369 Euro in der oberen Mittelklasse beheimatet, soll aber mit sinnvollen Features und schickem Unibody-Gehäuse auch Anwender mit höherem Anspruch überzeugen. So dominant wie Nokia in den 2000ern hat Samsung den Markt zwar nie beherrscht, doch die Zügel haben die Koreaner immer noch fest in der Hand, wie jüngst das bombastische Galaxy S9-Event eindrucksvoll demonstrierte. Im Gegensatz zu Nokia muss Samsung aber immer mehr um die Position des Weltmarktführers kämpfen, denn Huawei ist mindestens genauso emsig und liefert Qualitäts-Smartphones ab, die sich bei vielen Fachmedien an die Spitzenpositionen gesetzt haben. Es bleibt stets spannend am Smartphone-Markt.

Rückseite

Bereits das verwendete Material beim Galaxy A6+ macht klar, dass hier keine Einsteigerklasse geboten wird, denn das Unibody-Gehäuse ist nicht nur in allen Bereichen tadellos verarbeitet, sondern besteht auch überwiegend aus Metall. Nicht ganz so gut gefällt uns das üppige Gewicht von rund 190 Gramm.

Rückseitig fällt das Dual-Kamera-Layout auf, auch bei der Kamera macht Samsung also den Premium-Anspruch deutlich. Schön ist zudem die Haptik, denn das Gehäuse ist sauber geschliffen, sodass die Hand es gut umgreifen kann. Schade: Es liegen keine IP-Zertifizierungen vor.

Die Breite des Gehäuses wird für ein großes Display voll ausgenutzt. Besitzer freuen sich über einen 6 Zoll großen Touchscreen im 18,5:9 -Format, der einiges zu bieten hat. Hier wird ein AMOLED-Panel mit Full HD+ verbaut, was einer Auflösung von 1.080 x 2.220 Pixeln entspricht - in dieser Preisklasse ein Novum.

Seitenansicht

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Qualitativ wird zwar keine S-Klasse geboten, aber dafür punktet es mit den typischen OLED-Tugenden: Hohe Brillanz, satte Farbwiedergabe und optimale Schärfe. Nur beim Thema Helligkeit muss der Touchscreen Federn lassen, denn in dieser Disziplin zeigen ihm viele Konkurrenz-Modelle die Rücklichter. Dennoch: Das Display bietet viel für vergleichsweise wenig Geld.

Die technischen Daten der Kameras lesen sich beeindruckend: Das Tandem aus 16 Megapixel & 5 Megapixel ermöglicht viele Optionen inklusive Bokeh-Effekt. Diese Bauweise erinnert auch optisch an Galaxy S9+, zumal es viele Extras gibt. Soviel sei aber verraten: An die Qualität kommt es nicht annährend heran.

Dafür darf sich aber der Nutzer über viel zusätzliche Features freuen, darunter HDR-Effekte, Sticker, Panorama- & Pro-Modus oder Bixby-Vision. Dieser Modus ermöglich die Einblendung von zusätzlichen Informationen zu Gegenständen, wie zum Beispiel Sehenswürdigkeiten oder Essen & Trinken – das dürfte bald Standard werden.

Aufnahme bei guten Lichtverhältnissen

Panorama

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Überzeugen sollte der Knipser aber vor allem im Automodus, und gerade da hapert es. Während bei Tageslicht die Qualitatät noch in Ordnung ist, gelingen scharfe Fotos bei Kunstlicht oder geringer Umgebungshelligkeit ab einer gewissen Distanz nur noch mäßig. Hinzu kommt eine blasse Farbwiedergabe, die bei Samsung-Kameras eher ungewöhnlich ist. Immerhin lässt sich dafür im Bokeh-Modus („Live-Fokus“) die Hintergrundschärfe vor dem Einfang individuell regeln, was sehr praktisch ist.

Bemerkenswert ist zudem die Frontkamera, da sie bis zu 5 Megapixel archiviert und über einen eigenen LED-Blitz verfügt. Trotz Weichzeichner sind aber auch die qualitativen Ergebnisse nicht rundum überzeugend, da dann schlichtweg die knackige Schärfe fehlt. Vielleicht wäre es daher besser gewesen, wenn die Macher auf einige Extras zugunsten der Qualität verzichtet hätten.

Lobenswert ist die Tatsache, dass Samsung dem A6+ ein vollwertiges UKW-Radio spendiert hat. Dieses Feature gehört bei vielen Oberklasse-Smartphones nicht mehr zum Standard-Repertoire.

Die Speicherausrüstung entspricht dem Preisniveau, wobei von den internen 32 GB „nur“ rund 22 GB zur freien Verfügung stehen. Per Micro-SD-Karte lässt sich der Speicherplatz dafür um maximal 256 GB erweitern.

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Screenshot

Wenig zu meckern gibt es überdies bei den Datenschnittstellen, denn die wichtigsten werden unterstützt und arbeiten mit einem hohen Tempo. Einzige Ausnahme: Das aktuelle WLAN-ac bleibt den Nutzern verwehrt.

Mit Android 8.0 und der Samsung-Benutzeroberfläche Experience 9.0 ist das Smartphone sehr aktuell für den Alltag gerüstet und bietet, wie man es vom Hersteller gewohnt ist, zahlreiche Finessen. Dazu gehört auch ein Fingerprintscanner, der unterhalb der rückseitigen Kamera untergebracht ist. Der ist zwar nicht der schnellste, arbeitet aber zuverlässig, solange man trockene Hände hat. Das A6+ verfügt zudem über eine Gesichtserkennung. Die ist sicherlich auch alles anderes als flott, funktioniert aber zumindest bei Tageslicht einwandfrei – und lässt sich zudem nicht so schnell austricksen. Auch gelungen: Die drei Steuertasten im rechten Rahmen weisen allesamt einen sehr guten Druckpunkt auf.

Zurück zur Software: Neben dem eigenen Look des User Interfaces gefällt, dass die Macher auf nervige Werbe-Apps („Bloatware“) komplett verzichtet haben. Dafür gibt es einige nette Extras, wie Microsofts Office-Paket, die sich aber allesamt nicht deinstallieren lassen. Sinnvoll: Alle Ordner lassen sich einzeln vor Unbefugten schützen und mit "SmartThings" lässt sich das Mobiltelefon wohl recht problemlos in ein Smart-Home-System integrieren.

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Die rechte Startseite wurde für „Bixby“ reserviert. Es handelt sich dabei um einen Samsung-Dienst, der vom Nutzer lernt und so gezielte Hilfe und Empfehlungen aussprechen kann – ein Samsung-Account ist dafür aber Voraussetzung. Im Zusammenspiel mit allen relevanten Short Cuts, App Drawer und einem gutem Arbeitstempo dürfen sich Nutzer über einen reibungslosen Bedienkomfort freuen.

Bixby Home

Beim A6+ kommt „nur“ der Snapdragon 450 zum Einsatz, wobei der Achtkerner aber eine Frequenz von immerhin 1.800 MHz, den Grafikprozessor Adreno 506 und 3 GB Arbeitsspeicher bietet. Da die Koreaner zudem das Zusammenspiel mit der Software beherrschen gibt es im Alltag so gut wie keine Performance-Probleme. Einziger kleiner Haken: Wenn man es lange nonstop nutzt, tritt eine deutliche Erwärmung auf.

3.500 mAh Kapazität bietet der Li-Ion-Akku des Galaxy A6+. Was zunächst viel erscheint entpuppt sich allerdings im Betrieb als nicht gerade üppig. Bedenken muss man, dass das neue Samsung-Gerät mit 6 Zoll einen recht großen Bildschirm mitbringt. In der Praxis wurden auch nach mehreren Zyklen nie mehr als drei Tage Nonstop-Einsatz erreicht. Immerhin ist das Ergebnis bei Dauernutzung im Multimedia-Betrieb zumindest durchschnittlich (8 bis 9 Stunden). Dennoch: Um eine einigermaßen vernünftige Rufbereitschaft zu haben, ist der Energiesparmodus unumgänglich. Ebenfalls unschön: Die Akkuladezeiten sind sehr lang, da kein USB-C mit Schnellladefunktion unterstützt wird.

Beim Sound verwundert zudem die Platzierung des Solo-Lautsprechers auf der rechten Seite. Allerdings liegt der Speaker so hoch, dass man ihn in der Regel nicht mit einem Finger überdeckt. Im Querformat erzeugt er zudem eine recht breite Soundkulisse. Apropos Sound: Der Klang ist überraschend lebendig, klar und weist ein vernünftiges Bassfundament auf – davon können sich andere Hersteller etwas abschneiden.

Die Sprachqualität versinkt hingegen im Dickicht der Mittelklasse: Gesprächspartner treten zwar ausreichend laut, aber nicht gerade natürlich in Erscheinung.

Fazit

Samsung Galaxy A6+

Mittelklasse-Modelle haben ein grundsätzliches Problem: Bei Subventionen bekommen Vertragskunden zu moderaten Preisen bereits Referenzklasse-Smartphones. Der Mehrwert gegenüber Einsteigermodellen ist aber klar offensichtlich, denn solch ein prachtvolles 6-Zoll-Display ist für unter 300 Euro nicht zu haben. Hinzu kommt eine sehr solide Rundum-Ausstattung inklusive vielseitiger Kamera und ein robustes, schickes Metallgehäuse – alles andere als ein Billigmodell also. Leider ist es aber um die Rufbereitschaft nicht gut bestellt und bei einigen Details gibt es unschöne Einsparungen. Wer nicht unbedingt ein großes AMOLED-Display benötigt, erhält ähnliche Features auch günstiger - ob sich der Sprung in diese Nische für Samsung auszahlt, wird sich erst noch zeigen müssen.

Samsungs Display-Ass in der Mittelklasse mit guter Ausstattung

Smartphones Mittelklasse
Test 31. Juli 2018

+ Sehr gutes 6-Zoll-Touchscreen-Display
+ Hochwertiges Alu-Gehäuse
+ Vielseitige Dual-Kamera

- Mäßige Akkuleistung
- Kein USB-C
- Keine IP-Zertifizierung

 

Test: Ulf Schneider
Datum: 31.07.2018

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