TEST: Klipsch Standlautsprecher Reference Premiere RP-8000F - rundum überzeugender Standlautsprecher für knapp 800 EUR Stückpreis
Die Zweiwege-Bassreflex-Standbox Klipsch RP-8000F für 799 EUR Stückpreis (UVP) entstammt der jüngst in überarbeiteter Form auf den Markt gebrachten Reference Premiere-Lautsprecherserie. Optisch sieht die RP-8000F zwar wie eine "typische klassische Männerbox" aus, im Gegensatz zu früheren Modellreihen legt Klipsch nun aber auch Wert auf kleine Details wie die schmalen kupferfarbenen Ränder um die ebenfalls kupferfarbenen Cerametallic-Membranen.
Finish
Sockel
Schallwand vorne im Detail
Gute Passungen
Zierring um das Chassis
Terminals
Der Lautsprecher ist robust verarbeitet und ist in Deutschland ausschließlich in schwarz (bei Klipsch "Ebony") lieferbar. Wir würden uns hinten noch etwas weniger spitze Ecken wünschen. Vorn hängt eine Schallwand mit gerundeten Ecken vor dem eigentlichen Gehäuse. Bestückt ist die RP-8000F mit zwei 20,32 cm Treibern für die Mittelton- und Basswiedergabe und mit einem 2,54 cm Hochtöner mit Hornvorsatz. Aus haptischer Perspektive hat uns die RP-8000F überzeugt, Klipsch übertreibt mit den "Furniture Grade Materials und Finishes" nicht - die RP-8000F wirkt hinsichtlich der Oberflächengüte so angenehm wie ein schönes Möbelstück. Unschöne Vertiefungen für das Lautsprecherchassis-Schutzgitter gehören auch bei Klipsch der Vergangenheit an, die sorgfältig mit Akustikstoff bezogenen Gitter haften magnetisch. Hinten finden sich selbstverständlich Bi-Wiring-Terminals zum Anschluss der Lautsprecherkabel.
Hier wenden wir uns den technischen Eigenschaften in der kurzen Übersicht zu. Die RP-8000F spielt von 32 Hz bis 25 kHz (+/- 3dB), der Wirkungsgrad liegt bei 98 dB (2,83V/1m). Das Gehäuse besteht aus MDF-Platten. Die RP-8000F weist 150 Watt Dauerbelastbarkeit und 600 Watt kurzzeitige Belastbarkeit auf. Sie ist 8-Ohm-kompatibel und mit einem aufwändigen 2,54 cm Titanium LTS Hochtöner mit Belüftung ausgestattet.
Hochtöner mit Hornvorsatz
Zwei 20,32 cm Chassis
Ein "Hybrid Cross-Section Tractrix Horn" fungiert als Hornvorsatz. Der andere Hochtöner ist auch dafür verantwortlich, dass die RP-8000F anstatt bis 21 kHz bis 25 kHz hochspielt. Als Basstreiber gibt es zwei 20,32 cm Chassis mit Cerametallic-Konus. Hinten findet sich der spezielle "Tractrix Port" als Bassreflex-Öffnung, die praktisch keinerlei störende Strömungsgeräusche erzeugt. Die RP-8000F ist 1095 mm hoch, 277 mm breit und 446 mm tief. Das Gewicht: 27,2 kg pro Lautsprecher.
Klang
Wir starten mit einem komplexen Stück: "Nessun Dorma", die legendäre Arie aus Giacomo Puccinis Oper "Turandot", in unserem Falle von Startenor Jonas Kaufmann präsentiert, muss angemessen präsentiert werden. Wie wir aus der Vergangenheit wissen, ist die Darstellung klassischer Musik nicht unbedingt eine Klipsch-Domäne. Bekannt wurden die US-Boxen eher als Experten fürs "Grobe". Doch die RP-8000F gibt sich keine Blöße. Für einen Standlautsprecher, der pro Stück rund 800 EUR kostet, erfreut er uns mit einer gut gestaffelten Stimmwiedergabe, die sich überdies ordentlich von den Chassis löst. Auch der Chorgesang wird ansprechend eingearbeitet. Beim Punkt "Feindynamik" sind bei der RP-8000F klare Verbesserungen zu verzeichnen.
Bei Till Brönners "The Good Life" arbeitet die RP-8000F die Trompete mit überraschendem Feingefühl heraus. Bei kleineren Zwischentönen oder beim Abklingen merkt man, dass sich die Klipsch-Ingenieure bei der akustischen Abstimmung richtig Mühe gegeben haben. Bei älteren Klipsch Lautsprecher-Modellen mangelte es des Öfteren an klaren Konturen, die RP-8000F schafft es hingegen, ein hörbares Mehr an Klangkultur und an akustischer Detailarbeit einfließen zu lassen.
Richtig gut gelingt der RP-8000F auch "Against All Odds" von Phil Collins. Hier überzeugt uns die große musikalische Bühne, die den Zuhörer direkt einnimmt. Man hat das Gefühl, tief ins musikalische Geschehen einzutauchen, und die Stimme von Phil löst sich prima von den Chassis. Im Vergleich zu früheren Klipsch-Boxen spielt die RP-8000F hörbar erwachsener, mit mehr Gefühl, auf. Die souveräne Auslegung bleibt bis zu hohen Pegeln praktisch vollständig erhalten, dann mischt sich eine leicht harsche Note in die vokale Präsentation.
Der harte, kraftvolle Bass bei der Glibal Deejays-Version des Technotronic-Klassikers "Get Up" wird von der RP-8000F ausgezeichnet wiedergegeben. Mit Wucht schleudert der Standlautsprecher die Klanganteile weit in den Hörraum, auch bei Hörraumgrößen von rund 30 Quadratmeter. Die Aggressivität, die lautes Hören mit älteren Klipsch-Modellen teils etwas anstrengend gestaltet haben, fehlt bei der RP-8000. Sie bleibt homogen und gelassen, und gerade bei enormer Lautstärke ist es erstklassig, wie genau die Box noch in der akustischen Spur bleibt: Keine Überlastungserscheinungen, kein schriller Unterton.
"In My Mind" von Dynoro und Gigi d'Agostino liegt der RP-8000F ebenfalls. Die Vocals werden akkurat von den Lautsprecher-Chassis gelöst, und der Bassbereich ist gleichermaßen räumlich dicht wie kräftig. Der Rhythmus wird allzeit impulsgetreu erfasst. Das Auflösungsvermögen der RP-8000F ist richtig gut und der Preisklasse zu 100 Prozent angemessen.
"Land Of Confusion" in der Version von Disturbed zeigt Nachdruck und gewollte Aggressivität: Die RP-8000F schreitet hier mit hörbarem Nachdruck voran. Klar und kraftvoll, erst bei sehr hohen Lautstärken etwas schneidend und metallisch, kann man auch hier mit der gebotenen Leistung sehr zufrieden sein. Allerdings: So hoch können wir die Pegel bei diesem Stück nicht treiben. Bei "In My Mind" oder bei "Get Up" haben sehr große Lautstärken noch besser funktioniert.
Insgesamt erfreut uns die RP-8000F mit hervorragenden akustischen Eigenschaften:
- Klipsch-typisch hoher Wirkungsgrad
- Enorm, über dem Level vieler Konkurrenten liegende Pegelfestigkeit
- Deutlich verbessertes und mittlerweile richtig gutes Auflösungsvermögen über den gesamten Frequenzbereich
- Dichte Räumlichkeit, im Vergleich zu früheren Klipsch-Lautsprechern mit hörbarer Verbesserung im Hochtonbereich
- Gut ausgeprägte vokale Konturen, bei Männer- und bei Frauenstimmen
- Stimmen lösen sich überzeugend von den Chassis
- Homogenes Gesamt-Klangbild mit nahtlosen Übergängen zwischen den einzelnen Teilen des Frequenzspektrums
- Impulstreue tadellos
- Bass hinsichtlich Volumen, Struktur und Tiefgang überzeugend
Konkurrenzvergleich
Quadral Chromium Style 6: Preislich vergleichbar, ist die Chromium Style optisch auf Eleganz und akustisch auf Feingefühl getrimmt. Im Bassbereich bietet die Klipsch natürlich mehr, zudem ist sie pegelfester. Die Chromium Style 6 kokettiert dafür mit der hervorragenden Auflösung im Hochtonbereich, bedingt durch den sehr impulstreuen Bändchenhochtöner.
XTZ Spirit 11: Für eine Klipsch RP-800F gibt es praktisch ein Paar XTZ Spirit 11. Für 850 EUR Paarpreis wird hier ein Maximum an Verarbeitungsgüte und Klangqualität serviert. Mit mehr Bassdruck und Pegelfestigkeit sowie einer noch dichteren Räumlichkeit verdeutlichen die RP-8000F, dass der Mehrpreis aber durchaus gerechtfertigt ist.
Teufel Definion 3 (Aktueller Paarpreis knapp 1.300 EUR): Mit High-Tech-Membranen (Koaxtreiber für Hoch- und Mitteltonbereich, Flachmembrantreibern für den Bassbereich) möchte die Teufel Definion 3 für Furore sorgen. Dank des geschlossenen, von den Gruppenlaufzeiten her absolut stimmigen Klangbildes und des satten basses gelingt das auch, ohne Frage. Sehr kultiviert, sehr stimmig - hier fehlt es an nichts. Die RP-8000F bietet etwas weniger Homogenität, dafür noch mehr Dynamik und Kraft im Bassbereich.
Fazit
Die Klipsch RP-8000F offeriert zum fairen Kaufpreis eine solide Verarbeitung und eine sehr dynamische, dabei aber gleichzeitig als durchweg angenehm empfundene Akustik. Der hohe Wirkungsgrad und die hervorragende Pegelfestigkeit sind typisch für die US-Lautsprecher. Dass die RP-8000F aber auch in der Lage ist, ein beachtliches Feingefühl und ein richtig gutes Auflösungsvermögen zu entwickeln, ist neu. Insgesamt ein ausgewogener, überzeugender Standlautsprecher für alle diejenigen, die eine klassische "Boxen-Optik" schätzen.
Dynamisch, räumlich dicht und pegelfest: Die Klipsch RP-8000F präsentiert sich ausgewogen und leistungsfähig

Standlautsprecher bis 1.000 EUR/Stück
Test 15. November 2018
Test: Carsten Rampacher
Datum: 15. November 2018
Tags: Klipsch • Lautsprecher