TEST: Jamo J 12 Sub und J 110 Sub - Klangstarke Bassisten für unter 500 EUR
Insgesamt vier neue Subwoofer hat Jamo im Rahmen der Präsentation und Veröffentlichung der neuen, überzeugenden "Concert"-Produktfamilie ins Portfolio aufgenommen. Den kleinsten und kompaktesten im Bunde, den J 10 Sub, haben wir bereits gesondert vorgestellt. Heute möchten wir unser Augenmerk auf zwei weitere Tieffrequenzemitter der dänischen Marke, die mittlerweile ein festes Fundament im Hause der US-amerikanischen Klipsch Group bildet, richten. Der "J 12 Sub" verrät schon durch seinen Namen, dass es sich um das 12-Zoll Pendant des J 10 Subs handelt. Neben Chassis ist aber das Gehäuse insgesamt größer und die digitale Endstufe entwickelt etwas mehr Power. Darüber hinaus wollen wir auch einen Blick auf den "J 110 Sub" werfen. Während J 10 Sub und J 12 Sub für den Einsatz mit der Jamo Studio Line optimiert sind, ist der J 110 Sub perfekt für die aktuelle "Concert Series" konzipiert. Das macht sich optisch, aber auch an den verwendeten Materialien und internen Technik bemerkbar. Trotz kleinerer Abmessungen spielt der J 110 Sub etwas tiefer hinunter und bietet gleichzeitig mehr Peak Power. Der J 12 Sub ist zum Straßenpreis von 399 EUR erhältlich, für den J 110 Sub werden etwa 499 EUR fällig.
J 12 Sub ohne LS-Gitter
12 Zoll Woofer im Detail
Großzügig dimensionierte Bassreflexöffnung
Rückseite gesamt
Der Jamo Subwoofer macht optisch einen eher konventionell schlichten Eindruck. Klare Kanten und eine geradlinige Linienführung zeichnen das Gehäuse mit den Abmessungen von 419 x 356 x498 mm (HxBxT) aus. Das leicht gerundete, robust wirkende Abdeckgitter verleiht dem J 12 Sub einen eleganten Akzent. Die Folierung setzt sicher keine Maßstäbe und weist leichte Unreinheiten, besonders im Bereich der nicht gerundeten Kanten, auf. Im Preisbereich von unter 400 EUR sollte man hier aber nicht allzuviel meckern. Die einzelnen Gehäuseteile sind sehr sauber aufeinander abgestimmt und auch das 30cm Bass-Chassis ist ausgezeichnet eingepasst. Die Bassreflexöffnung ist zweckdienlich gehalten, sitzt aber ebenfalls sauber an der Rückseite des Subwoofers. An der Unterseite sind vier Gehäuse-Standfüße aus Kunststoff angebracht, die sowohl für Standfestigkeit sorgen als auch das Gehäuse ausreichend vom Boden entkoppeln.
Der J 12 Sub ist wie sein kompaktes Pendant in Esche Schwarz/Weiß und dunklem Apfel erhältlich.
Anschlüsse und Bedienelemente
Innenelektronik
Stromversorgung
An Anschlüssen hat der J 12 Sub zwei Niederpegel-Cinch-Eingänge zu bieten. Hinzu kommt ein Phasenumkehrschalter und die Möglichkeit, die automatische Einschaltfunktion zu deaktivieren und den Subwoofer immer eingeschalten zu lassen oder eben komplett vom Netz zu trennen. Selbstverständlich gibt es Einstellungsmöglichkeiten für die Lautstärke und die Übernahmefrequenz, sollte dies nicht vom AV-Receiver übernommen werden. Das Stromkabel ist fest am J 12 Sub montiert und kann nicht ohne weiteres getauscht werden.
Die Innenelektronik macht ebenfalls einen aufgeräumten Eindruck. Der J 12 Sub entwickelt damit bis zu 360 Watt Maximalleistung und soll bis auf 28 Hz hinunter spielen. Ein extremes Schwergewicht ist er mit etwas über 15 kg nicht.
Wir sehen uns den J 110 Sub genauer an
Elegant und schnörkellos präsentiert sich der Jamo Subwoofer
Das Logo ist auch auf dem Lautsprechergitter zu finden
Die Verschraubung des Chassis ist geschickt kaschiert
Bassreflexöffnung an der Rückseite
Im Gegensatz zum kantigen J 12 Sub wirkt der J 110 Sub dank seiner geschwungenen Formensprache etwas graziler und moderner. Auch dieses Modell ist foliert - es wirkt aber, und das kann auch Serienstreuung sein, ebenfalls an den Kanten sehr sauber und präzise aufgebracht. Der Übergang vom Gehäuse zur Schallwand aus Kunststoff ist nahtlos und akkurat. Das Subwoofer-Chassis ist ausgezeichnet eingepasst, die notwendigen Schrauben sind durch die Schallwand verdeckt. Lediglich die Einlässe für das robuste Lautsprecher-Stoffgitter mit Kunststoffrahmen verhindern eine makellos wirkende Schallwand. Wie bereits angedeutet, verfügt der J 110 Sub über eine leicht abgerundete Schallwand, um perfekt mit der Formensprache der "Concert Series" zu harmonieren - im J 12 Sub ist zwar das LS-Gitter gebogen, der Subwoofer an sich aber nicht.
Der J 110 Sub verfügt über Abmessungen von 381 x 381 x 406 mm (HxBxT) und ein 10 Zoll, also etwa 25 cm, Subwoofer-Chassis, welches aus IMG "Injection Molded Graphite" gefertigt ist. Hier kann man den Klipsch-Einfluss klar erkennen, IMG wird auch in einer Reihe von anderen Serien der US-Amerikaner verwendet. Trotz der kompakteren Abmessungen kommt der J 110 Sub auf etwa 19 kg. Als Standfüße kommen hier zwei großzügige Leisten zum Einsatz, die an der Unterseite für festen Stand gummiert sind.
Rückseite
Bedienelemente an der Rückseite
Innenelektronik
Die Rückseite des J 110 Sub zeigt kaum Auffälligkeiten. Wieder sind zwei Niederpegel Cinch-Terminals sowie Regler für die Lautstärke und die Übergangsfrequenz zu finden. Auch ein Schalter zur Phasenumkehr und die Einschaltautomatik ist an Bord. Eine Besonderheit stellt der zunächst unbekannnte "WA Port" dar. Hier kann man ein Wireless-Modul anschließen, um den J 110 Sub drahtlos ansteuern zu können.
Bis zu 450 Watt Maximalleistung liefert die Endstufe des Jamo Subwoofers, der Frequenzbereich ist mit 26 - 125 Hz angegeben. Der J 110 Sub ist in Schwarz oder Weiß hochglanz oder ebenfalls Apfel dunkel zu haben.
Klang
Bezüglich der Verarbeitungsqualität ist der Unterschied zwischen dem J 12 Sub und dem J 110 Sub schon bemerkbar, aber nicht eklatant. Wie sieht es aber akustisch aus? Kann hier der 12-Zoller mit mehr Gehäusegröße punkten oder setzt sich die höhere Leistung und das hochwertige Membranmaterial nach oben hin ab? Zunächst wollen wir mit dem J 12 Sub beginnen, der bei der Farewell Tour der Eagles in Melbourne eine solide Performance liefert. Sehr nachdrücklich und voluminös spielt der Jamo-Subwoofer auf. Hegt man audiophile Ansprüche, muss ein leichtes Nachschwingen bemängelt werden. Awender, die höchste Präzision fordern, müssen allerdings auch insgesamt mehr Geld in die Hand nehmen, um die letzten Quäntchen herauszuholen. Der Jamo spielt sehr tief hinunter und realisiert ein solides Fundament, auf dem sich die leicht höheren Frequenzbereiche ohne negativen Einfluß austoben können. Bei den beiden Tracks "Heartache Tonight" und "Life in the Fast Lane" präsentiert sich der Jamo als besonders volumens-stark und schafft eine exzellente Atmosphäre. Er spielt aber eher rund und samtig auf als prägnant und auf den Punkt. In keinem Fall handelt es sich hier ausschließlich um eine nicht strukturierte Bass-Masse, er gehört dennoch zu den Vertretern eines eher fülligen und vollen Tieftonbereichs.
Besonders bei "Hotel California" wird klar, dass der J 12 Sub durchaus sauber aufspielt. Sicher, ein minimales Nachschwingen und das satte Volumen gehören zu den persönlichen Eigenschaften des Woofers, dennoch setzt er die tiefen Töne des Schlagzeugs klar und mit Struktur um, ohne dass die Präzision zu stark leidet. An Kraft mangelt es dem Jamo nicht, selbst die größere Heimkinohöhle befeuert er mit harten Bässen und hat selbst bei enormem Tiefgang kaum Probleme, den entsprechenden Pegel zu realisieren.
Wir wechseln direkt zum J 110 Sub, der schon parallel und mit weitgehend identischen Einstellungen vorbereitet ist. Er wirkt etwas knackiger und agiler als der 12-Zoller. Nicht ganz so rund aufspielend, ist das Volumen im Gegenzug zum J 12 Sub nicht ganz so stark ausgeprägt. So richtig fehlt uns das aber nicht - hier liegt es sicherlich auch etwas am persönlichen Geschmack und dem jeweiligen Anspruch. Der J 110 Sub spielt präzise auf und setzt die Akzente prägnanter. Die tiefen Trommelschläge kommen sehr klar auf den Punkt, wirken allerdings nicht ganz so nachdrücklich wie beim 12-Zoller mit größerem Gehäuse. Bezüglich des Tiefgangs wollen wir uns nicht anmaßen, hier vehemente Unterschiede feststellen zu können. Beide Woofer bieten sehr soliden Pegel bis in die unterste Regionen und setzen sich sogar in unserer Heimkino-Umgebung sehr gekonnt in Szene. Keiner der beiden greift bemerkbar in höhere Frequenzbereiche ein oder beeinflusst das Klanggeschehen negativ. Zurückhaltend, bis gefordert wird, dann aber kraftvoll zupackend. Der J 110 Sub präzise mit kraftvollem Kick, der J 12 Sub etwas ausladender und voluminöser.
Wir bleiben beim J 110 Sub und starten in basslastigere Genre mit Dj Tiesto. Der niederländische DJ und Produzent entführt uns nach Kopenhagen und lädt zu Traffic auf die Tanzfläche. Exzellent beginnt der Jamo Subwoofer und setzt den schnellen und tiefen Kickbass gleich ab der ersten Sekunde um. Auch der J 110 Sub wirkt hier im Gegensatz zur Konkurrenz etwas runder, aber keinesfalls unsauber oder mit zu geringer Präzision. Er schafft hier eine Gratwanderung von satter, umhüllender Kulisse und knackigem Punch. Die einzelnen Ebenen der tiefen Frequenzen sind zu unterscheiden, der J 110 Sub arbeitet schnell und agil, auch bei kontinuierlichem Fundament ist noch genug Kraft für den Kickbass oder andere akustische Elemente in den tiefen Bereichen vorhanden. Auch bei hohem Pegel sind hier keine Verzerrungen oder sonstige unschöne Artefakte zu finden, der Jamo LFE macht einen sehr souveränen Eindruck. Gerade beim anspruchsvollen "Back in Your Head" wird ein Fundament mit exzellenter Atmosphäre geschaffen, ohne dabei zu massiv aufzutreten und die Präzision zu vergessen. Der Tiefgang ist für den kompakten LFE überragend, nicht ganz so knackig der Punch wie noch bei "Traffic", aber keinesfalls unsauber.
Der J12 Sub zieht hier ohne mit der Wimper zu zucken nach und liefert ein ebenfalls sattes und einhüllendes Volumen, dass einen sofort in den Bann der Club-Atmosphäre zieht. Er tritt mit noch mehr Nachdruck auf, wirkt insgesamt etwas runder und spielt ebenfalls in tiefste Kategorien. Uns persönlich gefällt der J 110 Sub hier dank des präziseren und scharfen Punches etwas besser, gerade Freunde der elektronischen Musik, die es etwas satter mögen, könnten aber der Verlockung des J 12 Subs erliegen. Gerade beim Übergang von "Traffic" auf "Back in your Head" kann man die Eigenschaften des J 12 Subs sehr gut nachvollziehen. Ihm scheinen die tieferen Frequenzen mehr zu liegen, während die Kickbässe, die einen klaren Punch und vereinzelt sogar etwas Schärfe fordern, eher dem J 110 Sub liegen.
Wir wechseln in den Filmbetrieb. Bei der aktuellsten Performance der "Expendables" können beide Subwoofer zeigen, was sie bei spontanen Bass-Tiraden und komplexen Ebenen zu leisten vermögen. Der J 12 Sub beginnt mit einer sehr kraftvollen und satten Demonstration während des Helikopter-Angriffs auf das fahrende Gefängnis von "Doc". Die großkalibrigen Schüsse des Flak-ähnlichen Geschützes werden mit hoher Geschwindigkeit und viel Nachdruck ausgestaltet. Auch ein flächiges Fundament, während des Abflugs des Hubschraubers oder das stete Rollen des tonnenschweren Zuges ist kein Problem und unterlegt die Gesamtkulisse mit bebendem Unterton. Der minimal schwammige Einschlag aus dem Musikbetrieb ist hier nur schwer nachzuvollziehen, da selbst Explosionen und schnell aufeinanderfolge Geschosse präzise und sehr kraftvoll vom J 12 Sub präsentiert werden. Auch subsonisch kann man dem Jamo Subwoofer nichts vorwerfen, als Sly den nicht mehr benötigten Hubschrauber in tausend Stücke sprengt, dringen die Vibrationen über unsere Couch direkt in unsere Magengrube.
Der J 110 Sub hingegen darf sich im fünften Kapitel von Stirb Langsam 4.0 vergnügen. Schon in den ersten Sekunden beginnt das Schnellfeuer des Scharfschützen in die Wohnung des eher unglücklichen Justin Long. Die Schüsse gelingen sehr kraftvoll und nachdrücklich, während großkalibrige Geschosse ebenso wie beim J 12 Sub für subsonische Vibrationen sorgen. Die Atmosphäre versetzt den Zuschauer sofort in die klaustrophobische Umgebung des kleinen Appartements, der J 110 Sub baut eine authentische Kulisse auf, in dem die Schüsse nur so umherfetzen. Die schnell aufeinanderfolgenden Uzi-Schüsse gelingen mit entsprechender Schärfe und können klar von anderen Waffen unterschieden werden. Hier ist natürlich auch hohe Geschwindigkeit des Subwoofers gefragt, die der J 110 Sub problemlos zur Verfügung stellt.
Fazit
Ein klarer Gewinner lässt sich hier nur schwer finden. Sowohl der J 12 Sub als auch der J 110 Sub liefern eine exzellente Performance mit viel Kraft, Nachdruck und Volumen. Der teurere 10-Zoller liefert etwas mehr Präzision und Punch als der J 12 Sub, der insgesamt eher etwas runder und sehr satt ausgelegt ist. Beide LFE's fühlen sich auch in größeren Wohnzimmer oder kleinen bis mittelgroßen Heimkino-Höhlen zuhause. Power ist mehr als ausreichend vorhanden, auch subsonische Frequenzen werden für diesen Preisbereich hervorragend demonstriert. Das Design ist beim J 12 Sub sehr konventionell, der J 110 Sub tritt dank der geschwungenen Schallwand moderner auf und harmoniert exzellent mit der Jamo Concert Serie. Die Verarbeitungsqualität ist ebenfalls solide mit leichten Vorteilen bei der Folierung sowie der Chassis-Integration beim kompakteren der beiden. Insgesamt handelt es sich bei den beiden Jamo Produkten um Modelle, die in diesem Preisbereich eine ausgezeichnete Performance bieten. Besonders im Bezug auf den erreichten Pegel und dem Tiefgang wird es für andere Hersteller in diesem Preisgefüge schwierig.
Kraftvoller, souveräner Subwoofer mit sattem Punch trotz kompakter Abmessungen

15.07.2015
Schlichter Auftritt - satter Sound - Der J 12 Sub begeistert mit ausgezeichnetem Volumen und enormer Power

15.07.2015
Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 15.07.2015
Tags: Jamo • Lautsprecher • Subwoofer