TEST: HTC Desire 12+ - Display-Riese mit sinnvollen Extras für 250 Euro?

Der Taiwanische Hersteller wagt sich mit einem neuen 250-Euro-Modell in die gehobene Einsteigerklasse. Zum konventionellen und 50 Euro günstigeren Schwestermodell Desire 12 gibt es das Desire 12+, welches im Bereich Performance, Software und Displaygröße den höheren Preis wett machen möchte.

Das Designkonzept mag zwar unspektakulär sein, doch auffällig ist der Taiwaner dennoch, wenn man sich den Preis vor Augen führt. Der große Funker verfügt nämlich über ein 6-Zoll-Display im 18:9-Format – so viel Touchscreen bietet aktuell kein anderes Smartphone in dieser Preisklasse. Dieses streckt sich zudem in voller Breite über die Frontseite und nutzt die Vertikale gut aus, sodass die Handlichkeit noch okay ist. Die Auflösung von 1440 x 720 Pixel sind aber angesichts der Größe nicht optimal, sodass es beim genaueren Hinsehen pixelige Unschärfen gibt. Es hat zudem nicht die größte Helligkeit und satteste Farbwiedergabe, sodass es bei Tageslicht schon mal schwierig sein kann, alles einwandfrei abzulesen. Unter dem Strich geht aber die Qualität angesichts des Preises noch in Ordnung.

Rückseite

Eine weitere Besonderheit ist das Gehäuse, denn der Korpus besteht aus Acrylglas. "Liquid Surface" nennt HTC die glänzende Rückseite, die sich je nach Lichteinfall farblich verändert. Das fällt aber angesichts der dunklen Farbe nicht sonderlich auf. Viel mehr dafür die zahlreichen Fingerabdrücke, denn das Acryl scheint regelrecht ein Magnet dafür zu sein. Am besten daher immer ein Microfasertuch griffbereit haben. Es soll übrigens auch noch in den Farbvarianten (Gold & Violett) angeboten werden.

Die Hauptkamera knipst mit 13,1 Megapixel und verfügt zudem über einen zweiten Sensor mit 2 Megapixeln für eine variable Schärfentiefe (Bokeh-Effekt). Dafür haben die Entwickler sogar einen eigenen Menüpunkt geschaffen, sodass man diesen Effekt sehr schnell einsetzen kann. Neben einigen Filtern gibt es unter anderem die Modi Sport, Landschaft oder Kerzenschein, um weitere gezielte Effekte und Stimmungen zu erzeugen. Überdies lassen sich Fotos in drei Abstufungen absoften/verschönern, und das sowohl bei der Haupt- & Frontkamera. Apropos: Die Selfiekamera kann bis zu 5 Megapixel verarbeiten. Schade: Für wirklich scharfe Bilder braucht man eine sehr ruhige Hand. Der Filter lässt die Gesichter zudem allzu blass aussehen.

Aufnahme mit dem Desire 12+

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Mit Blitz aufgenommen

Das betrifft auch die Ergebnisse bei der Hauptkamera, denn knackig scharfe Schnappschüsse aus der Hüfte sind nicht so leicht möglich. Dafür ist die Lichtempfindlichkeit gut und der Blitz durchaus leistungsstark. Mittels HDR-Modus lassen sich on top überdies dunkle Stellen aufhellen – der Nutzer ist somit bei wenig Licht gut gerüstet, um dennoch vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Die sehen aber leider nur selten korrekt scharf, detailliert und natürlich aus, da hier einer zu hohen Farbsättigung gearbeitet wird. Weiterer Kritikpunkt: Es gibt keine Zeitraffer & -lupen-Funktion sowie einen Panorama-Modus. Dafür steht dem Taiwaner 32 Gigabyte Speicherplatz zur Verfügung, der sich via microSD-Karte erweitern lässt. Vorbildich: Trotz Speicherkarten-Bestückung lassen sich darüber hinaus zwei Nano-SIM-Karten für einen Dual-Betrieb einsetzen, denn der Einschieber besitzt insgesamt drei Kartenplätze – so soll es sein!

Bei den Datenschnittstellen gibt es LTE, Bluetooth 4.2 und WLAN. Letzteres unterstützt aber leider nur den älteren n-Standard auf dem 2,4-Gigahertz-Band. Der flottere ac-Standard bleibt außen vor.

Bokeh-Effekt

Im Gegensatz zum kleineren Schwestermodell haben die Macher gleich das das aktuelle Android 8.0 Oreo aufgespielt, was man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten darf.

Ansonsten ist das User Interface eher schlank gehalten, denn allzu viele Besonderheiten bietet die Nutzeroberfläche nicht – aber das muss nicht unbedingt als Kritik verstanden werden. Schade aber, dass die linke Startseite nur für Eigenwerbung genutzt wird. Gut dafür: Mit einem Fingerwisch nach oben öffnet sich von jeder Stelle aus der App Drawer, sodass man schnell eine Übersicht über alle Anwendungen hat.

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Screenshot

Für Menschen mit Sehbehinderungen gibt es überdies besonders viele Eingabehilfen. So lassen sich beispielsweise alle Texte und sogar Menüpunkte vorlesen. Schön zudem, dass der Fingerprintscanner gut erreichbar auf der Rückseite liegt und beim Praxistest keine Macken zeigte. Eine unkomplizierte Displayentsperrung ist somit in allen Situationen möglich.

Nützlicher Tipp: Wenn man zwei Mal hintereinander schnell die An/Aus-Taste drückt, wird sofort die Kamera aktiviert. Im Zusammenspiel mit dem guten Arbeitstempo eine insgesamt runde und professionelle Vorstellung.

Seitliche Ansicht

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Das Desire 12 Plus ist mit dem Achtkern-Prozessor Qualcomm Snapdragon 450 sehr ordentlich ausgestattet. Im Zusammenspiel mit 3 Gigabyte Arbeitsspeicher und guter Software-Harmonie meistert es die typischen Tagesaufgaben mit Bravour. Benchmark-Rekorde werden zwar nicht aufgestellt, aber auch anspruchsvolle 3D-Games bereiten dem Taiwaner keinerlei Probleme. Dieser Auftritt ist für ein 250-Euro-Smartphone eine runde Vorstellung.

Noch besser ist es gar um die Akkuleistung bestellt. 2.965 mA liefert der fest verbaute Stromspender. Das klingt nicht überragend viel, doch dank gutem Software-Management erreicht das Desire 12+ in mehreren Zyklen beachtliche sechs bis sieben Tage Nonstop-Einsatz – angesichts des XXL-Displays eine starke Performance. Schade aber, dass kein USB-C zum Einsatz kommt, denn so dauert es recht lange bis der Akku wieder zu 100% aufgeladen ist.

Die Sprachqualität unterliegt zwar deutlichen Schwankungen, doch teilweise gelangen sogar stabile Verbindungen auf Festnetzniveau, sodass der Nutzer auch hier durchaus positiv überrascht wird – leider aber eher Einzelfälle als Normalität.

Beim Sound im Allgemeinen wurde leider gespart. Es gibt nur einen Mono-Speaker im unteren Rand, und der stößt schnell an seine Leistungsgrenze sobald man aufdreht. Das Klangbild ist zudem grell, eng und ein Bassfundament ist so gut wir gar nicht vorhanden.

Fazit

HTC Desire 12+

So funktioniert Einstiegsklasse! Zum vergleichsweise günstigen Preis hält das Desire 12+ zahlreiche Features mit praktischem Nutzen bereit und bietet darüber hinaus ein paar raffinierte Extras. Ein vernünftiges 6-Zoll-18:9-Display, ein leichtes Acrylglas-Gehäuse oder ein Fingerprintscanner sind selbst in der Premiumklasse nicht obligat. Okay, der Sound ist mäßig und ein flotter USB-C Anschluss fehlt, doch damit lässt sich leben, denn ansonsten ist das HTC Desire 12+ sehr gut für den Alltag gerüstet – und das schon für 250 Euro.

6"-Smartphone mit sinnvollen Extras zum fairen Preis

01.07.2018

+ Großes 18:9-Display
+ Gute Rufbereitschaft
+ Gute Bokeh-Effekte

- Gehäuse stark anfällig für Fingerabdrücke
- Kein USB-C Anschluss
- Schwacher Sound

Test: Ulf Schneider
Datum: 01.07.2018

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