Test: XTZ Divine 100.49 - 70kg High-End Stand-LS mit Accuton Keramikmitteltöner für 2.500 Euro/Stück ?! 


Dieser Artikel wurde auf PCs von Origen-AE verfasst.

(7.September 2011 - von Lars Mette

".. oben wird die Luft eben immer dünner..." ist eine typische Verkäufer-Phrase, wenn der Kunde nach einem Grund für unverhältnismäßig hohe Aufschläge von Luxusartikeln fragt. Andererseits ist das Ausschöpfen der letzten Reserven tatsächlich fast immer mit einem überproportionalen Aufwand verbunden - sei es bei einem Fahrzeug vom Schlage eines BMW M3 CRT oder einem fulminant bestückten High-End Lautsprecher. 

Die schwedische Newcomer-Marke XTZ (unseren Lesern bestens bekannt durch den 99W12.18ICE Subwoofertest vom 23.Juni 2010) schickt sich an, jene Gesetzmäßigkeiten gründlich auf den Kopf zu stellen. Dank einer Kombination aus kosteneffizienter Fertigung in Fernost, hohen Stückzahlen sowie schlankem Vertrieb, sind die Skandinavier in der Lage, ein Lautsprecher-Flaggschiff mit extremen Materialaufwand auf den Markt zu bringen, welches gefühlte 10.000 Euro unter dem marktüblichen Preisniveau liegt.

In Zahlen bzw. Fakten ausgedrückt:

- 3-Wege Konstruktion
- Visaton Keramik Hochtöner,
- Seas 25cm Aluminium Woofer
- original Thiel (Accuton®) Keramik Mitteltöner
- aufwändiges Gehäuse mit über 70kg Gewicht
- Tri-Wiring Anschlussterminals mit zahlreichen Möglichkeiten zur Feineinstellung
- vorbereitet für aktiven und passiven Betrieb

Die wohl beeindruckendste Zahl findet sich am Preisetikett, denn für ein Paar dieser Lautsprecher ruft XTZ gerade einmal 5.000 Euro auf. In Relation zum Materialaufwand vergleichbarer Mitbewerbermodelle stellt die XTZ-Offerte fraglos eine absolute Kampfansage dar.

Aktuell gibt es die Divine 100.49 (so die offizielle komplette Bezeichnung) als Standlautsprecher in hochglanz schwarz sowie Nussbaum Furnier; für die Zukunft sind passende Surroundlautsprecher eingeplant. Wir sind sehr gespannt, ob der XTZ-Lautsprecher seine überragende Papierform auch in die Praxis umsetzen kann und werden ihn sowohl mit preisgleichen, als auch teureren High-End Schallwandlern vergleichen. 

Verarbeitung/Design
 

technischer Aufbau

Die XTZ Divine 100.49 ist als klassischer 3-Wege Lautsprecher konzipiert. Die beiden Tieftöner werden über ein Bassreflexsystem ventiliert, wobei der Hersteller diesbezüglich über zwei mitgelieferte Pfropfen viele verschiedene Feinabstimmungsmöglichkeiten anbietet. Die verhältnismäßig breite Schallwand hilft dabei, das Rundstrahlverhalten im Mittelhochtonbereich zu reduzieren. Durch die stärkere Bündelung in Richtung Hörplatz werden (gegenüber einem schlanken LS-Modell) weniger Raumechos generiert, weshalb eine grundsätzliche Tendenz zur Abbildungsschärfe gegeben sein sollte, während auf künstliche Räumlichkeit verzichtet wird.



Wie im Video bereits erläutert, ist die Schallwand außerdem leicht schräg gehalten. Auf diese Weise minimiert XTZ das Groupdelay zwischen den verschiedenen Treibern. Musikfreunde, die sich an den einzelnen Abdeckgittern stören, können jene Schutzvorrichtungen an den beiden Bass-Chassis abnehmen - bei den empfindlichen Keramikmembranen des Mittel- sowie Hochtöners ist dies nicht möglich. Zum Schutz unseres Teppichbodens haben wir bei den Fotoaufnahmen auf die Montage der mitgelieferten Spikes verzichtet - im Normalfall sollte man die Divines jedoch damit ausstatten, um eine bessere Ankopplung zu erreichen (bezogen auf Teppichböden).


Im Inneren gibt sich die Divine genauso imposant und kompromisslos, wie von außen: die massiven MDF-Wände weisen eine Materialstärke von bis zu 9cm auf, außerdem sorgen zahlreiche Horizontalversteifungen (siehe Bild) für eine hohe Verwindungs-/Vibrationsresistenz. Die Seitenwände messen 28mm, sind aus zwei verschiedenen MDF Lagen gefertigt, hochfest miteinander verleimt und für zusätzliche Verwindungssteifigkeit zusätzlich noch gebogen.



Bei der Frontschallwand kommen ebenfalls zwei verschiedene MDF-Schichten zum Einsatz, die es zusammen auf eine Dicke von 38mm bringen. Aber auch an jeder anderen Stelle zeugt die Divine von einem immensen Materialaufwand: der Gehäusedeckel besteht aus 30mm starken MDF und wird von Querstreben zusätzlich stabilisiert, bei der Rückseite sowie dem Sockel kommen je zwei MDF-Schichten mit einer Gesamtstärke von 90mm bzw. 75mm zum Einsatz.


Insgesamt besitzt die Divine vier getrennte Kammern für Chassis und Frequenzweiche. Die Baugruppen stören sich somit in Bezug auf Wechselwirkungen (z.B. Luftdruck) wesentlich weniger. Außerdem kann jede Kammer speziell für die jeweiligen Bedürfnisse in Bezug auf Volumen und Dämmmaterial abgestimmt werden. Die gemeinsame Kammer für beide Bass-Chassis besitzt beispielweise gleich drei Sorten von Akustikwolle, um bestmöglich mit den beiden unterschiedlich abgestimmten Bassreflexrohren zu harmonieren. Ein Sonderlob verdient sich die interne Verkabelung für die gebotene Materialqualität (Kabel, Stecker, Lötstellen etc.) als auch die saubere Verlegung/Integration in das Gehäuse.



Im Bassbereich kommen zwei 25cm Treiber vom skandinavischen Anbieter SEAS zum Einsatz. Jene Woofer besitzen eine weich aufgehängte Membran aus reinem Aluminium. Der Korb ist gleichermaßen leicht sowie strömungsoptimiert gefertigt und soll in Kombination mit dem starken Magnet einen exakten Antrieb ohne störende Luftreflektionen/-strömungen gewährleisten. Wie bereits zuvor erwähnt, setzt XTZ eine ausgeklügelte Kombination verschiedener Dämmmaterialien (darunter sowohl syntethische wie auch organische Produkte) ein, um eine bestmögliche Abstimmung in Bezug auf Bassgeschwindigkeit, Tiefgang sowie Resonanzverhalten zu erhalten.



Das technologische Aushängeschild des XTZ Flaggschiffs stellt zweifelsfrei der original C173-6-090 Keramiktreiber von Thiel&Partner dar. Er zählt zu den weltweit besten Komponenten seiner Art und ist dementsprechend in einigen der absoluten Referenzlautsprechern zu finden (wie z.B. die Isophon Arabba). Die Membran ist dünner als eine Eierschale und muss daher zwingend von dem fest installierten Gitter geschützt werden.

Zu den Vorteilen von "richtigen" (schließlich gibt es ja auch noch Keramikbeschichtungen) Keramiktreibern: obwohl Membranen auf Basis von Papier schon seit Jahrzehnten von vielen verschiedenen Alternativen abgelöst werden sollten (z.B. aus Kunststoffen, Kohlefaser oder Kevlar) konnten sie sich im Laufe der Zeit nicht nur im Mainstream-Bereich behaupten, sondern sich in weiterentwickelten Versionen (spezielle Beschichtungen) auch im High-End Segment einer großen Beliebtheit erfreuen. Generell geht es bei Membranen immer darum, grundverschiedene Materialeigenschaften gleichzeitig bieten zu können. Steife bzw. harte Membranen sind für die Wiedergabe von tiefen Frequenzen ideal, resonieren und bündeln aber bei mittleren bis hohen Frequenzen zu schnell. Weiche Membranen kämpfen wiederum mit anderen Problemen und sind nicht in der Lage, einen kräftigen "Punch" mit Nachdruck und Kraft wiederzugeben. Dazu kommen noch Einbußen hinsichtlich der Dynamik, so dass das Klangbild dazu neigt, etwas müde zu klingen. Keramik gehört zu den steifen Werkstoffen, weist aber in keinster Weise die gravierenden Probleme von Metallmembranen auf, da es bei gleicher Steifheit sehr viel leichter ist. Störende Resonanzen treten hingegen erst in Bereichen auf, die ansonsten Metallmembranen aufweisen. Selbstverständlich müssen diese natürlich auch bei einem Keramikchassis per Filter unterdrückt werden, so dass der Frequenzweiche eine besondere Bedeutung zukommt. 


Die hauchdünne Keramikmembran wird von einem leistungsfähigen Antrieb gesteuert. Durch die Nutzung von kleinen, hochfesten Streben als Korbaufhängung zeichnet sich dieses Chassis außerdem durch einen besonders niedrigen Strömungswiderstand aus. Die zwei schwarzen Punkte (siehe vorletztes Bild) werden schon vom Hersteller implementiert und bewirken eine Optimierung des Eigenresonanzverhaltens.



Vollkeramikmembranen sind akustisch höchst transparent - durch die dünne Membran gelangt der Schall aus dem Boxengehäuse wesentlich stärker bzw. lauter zum Hörer, als z.B. bei Aluminium- oder Polypropylenchassis. Deswegen fällt dem Gehäuseaufbau sowie der Dämmung eine besondere Rolle zu. Die XTZ Ingenieure haben dem Mitteltonbereich deswegen eine eigene Kammer zur Verfügung gestellt. Diese ist in V-Form (Verminderung interner Resonanzen durch Vermeidung paralleler Wände) gehalten und mit verschiedener Dämmwolle versehen, um bestmögliche Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.



Auch im Hochtonbereich haben sich die schwedischen Entwickler nicht lumpen lassen. Die Divine verfügt über den KE 25 SC Keramiktreiber aus dem Hause Visaton, der ebenfalls als absolute Referenzkomponente bekannt ist. Sie verfügt über einen Membrandurchmesser von 25mm, einer Polkernbohrung mit strömungsgünstigen Rundungen und einer belüfteten Schwingspule. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass dieser Treiber über eine magnetische Abschirmung sowie aufwendige Dämpfung verfügt. Das festinstallierte Schutzgitter trägt einen akustischen Tiefpass, mit dem sowohl das Eigenresonanzen über 25 kHz, als auch das Rundstrahlverhalten verbessert werden.



Beim Blick auf das Anschlusspanel dürfte so mancher Technikfan feuchte Augen bekommen: die Divine bietet nicht nur eine äußerst (!) hochwertige Verarbeitung, sondern schöpft zugleich auch in Bezug auf die Funktionalität aus dem Vollen. Über die drei oberen Steckbrücken lassen sich folgende Justagen vornehmen:

- Hochtöner: neutral oder angehoben (+3dB)
- Mitteltöner: neutral oder abgesenkt (-2dB)
- Bass: neutral oder angehoben (+3dB)  (zusätzlich gibt es noch die Feinabstimmungsmöglichkeit über die beiden Bassreflex-Pfropfen)

Auf diese Weise lässt sich die Divine in Bezug auf ihren Frequenzgang umfangreich auf den Hörgeschmack bzw. Aufstellung/Raumakustik anpassen. Sofern man auf diesem Niveau überhaupt von Kritik sprechen darf, so würden wir uns bei künftigen Modellversionen lediglich eine etwas sanftere Abstufung wünschen (3dB ist schon ein sehr großer Schritt). Doch in Anbetracht der Mitbewerbermodelle, die zumeist auf solche Funktion verzichten, sollte man der Divine dieses Detail nicht übermäßig ankreiden.

Als weitere Besonderheit verfügt das XTZ-Flaggschiff über Tri-Wiring-Terminals - und davon sogar gleich zwei Stück! Auf diese Weise kann man die Divine (wie gewohnt) als Passivlautsprecher betreiben, während das untere Anschlussfeld für eine Nutzung als aktiv betriebene Box vorgesehen ist. Die Steckbrücken im mittleren Bereich werden dann entfernt und bewirken eine komplette Umgehung der Frequenzweiche, so dass jedem Lautsprecher über das entsprechende Anschlussterminal vollkommen direkt zugespielt werden kann. Die Funktion der Frequenzweiche kann (bzw. muss) im Verstärker erfolgen, was mannigfaltige Abstimmungsmöglichkeiten offenbart. Selbstverständlich sollte man dabei bedenken, dass jene Lösung nur für absolute Kenner in Betracht zu ziehen ist, da man bei falschen Einstellungen sehr schnell Gefahr läuft, die Chassis (besonders den Mitteltöner) zu beschädigen. XTZ arbeitet übrigens bereits an einem DSP-bestückten Stereo Vollverstärker für unter 2.000 Euro, mit dem eine aktive Steuerung der Divine für verhältnismäßig wenig Geld möglich ist. 



Die Frequenzweiche an sich, befindet sich direkt hinter dem Anschlusspanel in einer eigenen Kammer, wo sie vor Resonanzen/Vibrationen geschützt ist. Laut Hersteller kommen ausschließlich besonders hochwertige Bauteile zum Einsatz, um die Signale unverfälscht und zeitrichtig weiterzugeben. Die Trennpunkte liegen bei 250 sowie 2500 Hertz mit einer akustischen Flankensteilheit von 18dB. Wir sind gespannt, wie diese Konzeption in der Praxis aufgeht, da fast alle anderen Lautsprecher zwischen Tief- und Mitteltonbereich schon im Bereich von 400 Hertz trennen. Die XTZ-Lösung hat somit zwar den großen Vorteil eines breitbandig genutzten (hervorragenden) Mitteltöners, zwingt ihn aber somit aber auch, in auslenkungsintensiveren Bereichen zu spielen. Mit einem guten Wirkungsgrad von 89dB, sollte das Betreiben dieser riesigen Lautsprecher in der Praxis unkomplizierter sein, als bei manchen Kompaktlautsprechern. Wir sind sehr gespannt, was unsere Praxiserfahrungen zeigen werden.

Die wichtigsten technischen Daten in der Zusammenfassung (Herstellerangaben)

Modell / Stückpreis XTZ Divine 100.49/ 2.500 Euro
Aufbau 3 Wege Bassreflex Standlautsprecher
Chassisbestückung 1x KE 25 SC Keramikkalotte, Visaton
1x C173-6-090 Keramikmembran, Accuton
2x L26RFX/CP Tieftöner, SEAS
Frequenzumfang keine Herstellerangabe
Impedanz 4 Ohm
max. Leistungsaufnahme 450 Watt Sinus / 900 Watt Impuls 
Abmessungen 123,0 x 42,3 x 60,0 cm (H,B,T) inkl. Spikes und Sockel
Gewicht 69 Kilogramm
Besonderheiten Feinabstimmung für Bass, Mitten und Höhen
Tri-Wiring Terminals
aktiver + passiver Betrieb möglich
Testumgebung:

AREADVD Baden-Württemberg arbeitet hauptsächlich mit Kabeln von: Mogami (Lautsprecher), 
German High-End (NF), Silent-Wire (HDMI), Supra (Subwoofer-XLR) und Audionet (Netzkabel).

Das Referenzstudio wurde von der Firma RTFS akustisch optimiert.

Praxiseindrücke:

Beim Hörtest sorgten die beiden Divines für große Freude - die hochwertige Technik ist den Lautsprechern sofort anzuhören: insbesondere im Mitteltonbereich fasziniert der typische "Accuton-Keramik-Chassis-Klang" mit seiner unnachahmlichen Transparenz sowie dem extrem feingliedrigen Klangcharakter. Der Hochtonbereich spielt bei den XTZ-Lautsprechern mit großer Klarheit und Prägnanz. In Bezug auf das Detaillierungsvermögen harmoniert er exzellent mit dem Accuton-Mitteltöner. Die XTZ-Flaggschiffe gehören dabei nicht zu den Lautsprechern, die sich im HT-Bereich einer seidig/zurückhaltenden Spielweise verschrieben haben, sondern fokussieren eine ungebremste Informationstiefe mit hoher Strahlkraft. Diesbezüglich können wir uns vorstellen, dass die Mehrzahl der Hörer (speziell diejenigen mit großen, halligen Räumen) von einer Höhenabsenkungsoption mehr Nutzen hätten, als von der vorhandenen +3dB Anhebungsmöglichkeit. 

Unabhängig davon, präsentieren sich die Testprobanden mit einer gut ausbalancierten Tonalität. Speziell in größeren Räumen (>35 m²), etwas stärkerer Bedämpfung spielen sie sehr natürlich auf. Sollte man nicht in der Lage sein, mindestens ca. 1,5 Meter Abstand von der Rückwand einzuhalten, erweist sich der Einsatz der Schaumstoffpfropfen als vorteilhaft. Wenn man den Divines in Bezug auf die Aufstellung die nötige Aufmerksamkeit zuteil kommen lässt, belohnen sie ihren Besitzer mit einer schlichtweg atemberaubenden Bass-Performance: selten haben wir einen Lautsprecher mit solch einem Bassdruck erleben dürfen, zumal sowohl Tiefgang als auch Präzision ebenfalls auf allerhöchstem Niveau liegen. Einzig der Übergang zum Mitteltöner ist nicht ganz perfekt geraten, weil die beiden Bass-Chassis ihrer Arbeit mit etwas mehr Volumen nachgehen, als der tendenziell eher filigran spielende Mitteltonbereich. Hinsichtlich der Klangdynamik begeistern die Divines besonders bei grobdynamisch fordernden Stücken mit einer sehr lebendigen Spielweise - während gleichzeitig auch die feindynamischen Schattierungen auf einem hohem Niveau umgesetzt werden. Die Raumabbildung fällt unspektakulär - aber absolut korrekt aus: die Divines produzieren keine künstliche Räumlichkeit und beschränken sich darauf, die vorhandenen Rauminformationen umzusetzen. Im Vergleich zu manch anderen Lautsprechern mag man daher zunächst das Gefühl einer kleineren Klangbühne erlangen, bei der sich die Instrumente/Sänger etwas weniger vom Lautsprecher zu lösen scheinen. Tatsächlich aber, spielen die Divines einfach nur ehrlich - und wer sie mit Bedacht aufstellt (Sweetspot ist durch die Bündelung relativ klein) darf sich über eine ungeschminkte Bühnenstaffelung mit hoher Ortungsgenauigkeit erfreuen. 

Weitere Klangeindrücke sowie Markteinordnungen finden Sie in der nachfolgenden "Klartext" Tabelle. Hier wird mit kurzen, klaren Sätzen vermittelt, welche Klangeigenschaften die Testgeräte mit den jeweiligen Sequenzen an den Tag legen. Die Titel sind in Hinblick auf verschiedene Klangaspekte ausgewählt. Damit sie deren Besonderheiten nachvollziehen können, haben wir diese im rechten Bereich der Tabelle vermerkt. Das Ziel dieser kompakt gehaltenen Klangbeispiele soll dazu beitragen, die Charakteristiken gleichzeitig aussagekräftiger, vergleichbarer und effektiver zu vermitteln, als dies bei (lang) ausformulierten Einzelbeispielen möglich ist. Die Beispiele beziehen sich auf, die von uns präferierte Konfiguration, mit komplett neutral eingestellten Steckbrücken, sowie einem geschlossenem BR-Rohr.

(sämtliche Angaben und Noten sind in Relation zur Preis-/Geräteklasse zu betrachten !!) 

Interpret: Alison Kraus
Titel: Down to the River to Pray
Album: A Hundred Miles or More

äußerst klare, direkte Spielweise ohne jeglichen "Schleier" bzw. Schönfärberei. Aufnahme wird sehr "offen" und unmittelbar umgesetzt. Auch der Chor im Hintergrund ertönt mit einer exzellenten Differenzierung in Bezug auf vokale Details sowie feindynamischer Ebenen. Dieser Titel liegt dem Accuton-Mitteltöner schlichtweg.

Note 1
Die Stimme von Alison Krauss dient uns zur Ermittlung der Klangtransparenz. Der vorliegende Track kommt komplett (!) ohne jegliche instrumentale Arrangements aus und muss daher einzig über die vokalen Elemente überzeugen. Zusammen mit der etwas untergeordneten Begleitung ist eine Bewertung von Feindynamik und Detaillierung im oberen Mittenbereich sehr gut möglich.
Interpret: ASP
Titel: Krabat (Club Version)
Album: Horror Vacui
Geigenspiel ertönt tendenziell etwas scharf, dadurch fehlt es minimal an Feinauflösung. Zupfinstrumenteneinsatz wird sorgfältig herausgestellt und mit hoher Präzision versehen. Beim Einsatz des Refrains liefern die Divines ein beeindruckendes/wuchtig-knackiges Bassfundament mit viel Volumen und hervorragender Dynamik

Note 2
atmosphärischer Song, dessen anfängliches Geigenspiel sehr schnell künstlich/überspitzt oder auflösungsarm wirken kann. Die choralen Einsätze müssen "voll" und mehrstimmig/differenziert wiedergegeben werden. 
Interpret: Britney Spears
Titel: whats like to he me
Album: Britney
 Obwohl dieser Track so gut wie keinen natürlichen Bezug herstellt und fast vollständig mit synthetischen Elementen arbeitet, hat man mit den Divines sofort den Eindruck, den Song perfekt zu hören. Die prägnanten Synthie-Effekte, der treibende Bass meistern die Boxen genauso mit Bravour, wie die Umsetzung der dynamischen Ebenen. Die Raumabbildung fällt nicht automatisch extrem weitläufig aus, dafür genießt man am Sweetspot rasiermesserscharf platzierte Sounds.

Note 1,5
Weder Britney's Musik, noch die persönlichen Eskapaden muss man mögen - aber die Abmischung vieler Titel glänzt mit einer hervorragenden räumlichen Abmischung, die sich bei guten Equipment nicht nur vollständig löst, sondern (wie bei diesem Stück) auch sehr direktional und präzise ortbar ist.
Interpret: Erich Kunzel
Titel: T-Rex
Album The Great Fantasy Adventure
Selbst ein Steinzeit-Dino in Fresslaune zwängt die Divines nicht in die Knie! Die >20 Hertz Geräusche werden fast komplett wiedergegeben - und das sogar extrem präzise und kraftvoll bis in höchste Pegelregionen ohne Strömungsgeräusche. Überraschenderweise braucht man dafür nicht einmal unbedingt absolute High-End Verstärker - kräftige Amps der Mittelklasse (z.B. unser NAD C375BEE) lassen ebenfalls die Wände beben und entfesseln mit den XTZ-Lautsprechern eine martialische Grobdynamik.

Note 1
Ein Saurier aus der Kreidezeit inmitten unserer bunt gemischten Test-Tracks ? Nun - sonderlich viele musikalische Adjektive vermag dieses Beispiel sicherlich nicht zu beantworten, doch dafür haben wir bei diesem Soundfile einen extrem ausgeprägten Tiefbass sowie Grobdynamik. Strömungsgeräusche, Chassis-Anschlagen und sogar -Brüche sind hier durchaus möglich.
Interpret: Iced Earth
Titel: Hold at all costs
Album: The gloriuos Burden
Die Umsetzung von Akustikgitarren war schon immer eine DER Schokoladenseiten von Lautsprechern mit dem Accuton Mitteltöner und macht auch die Divine keine Ausnahme. Besser/präziser kann man das Ein-/Ausschwingen in der vorliegenden Preisklasse nicht bekommen, zumal auch die weiteren Klangelemente mit ihren jeweiligen Charakteristiken sehr authentisch wiedergegeben werden.

Note 1
Episch - massiv und schlichtweg gewaltig: so muss "Hold at all Costs" erklingen. Der ungewöhnlich gute abgemischte Heavy-Metal Song beinhaltet nicht nur offensive, "harte" Passagen, sondern bietet auch gefühlvolle Elemente inkl. Akustikgitarre und chorale Elemente. Hier gilt es, die Balance zu wahren.
Interpret: Tanz der Vampire
Titel: Gott ist tot
Album: Soundtrack
Die reine Sprachauflösung bzw. -verständlichkeit befindet sich zweifelsohne auf Referenzniveau, allerdings vermissen wir etwas Körperhaftigkeit in der Männerstimme. Für eine perfekte Wertung wünschten wir uns außerdem noch ein Quäntchen mehr Feindynamik bei den Klavieranschlägen, sowie Luftigkeit der Arrangements im Hintergrund. Insgesamt klingt das schwierige Stück sehr gut und detailliert, aber minimal zu analytisch. Hier klingen "weicher"/softer abgestimmte Lautsprecher für unseren Hörgeschmack noch etwas gefühlvoller.

Note 2
Dieser Mitschnitt vom bekannten Musical weist einen großen "Gänsehaut-Faktor" auf - wenn die Technik mitspielt.... dafür muss die Sprachwiedergabe, Klangnatürlichkeit und Dynamik stimmen. Im Idealfall wird der Sänger komplett losgelöst, während die begleitenden Arrangements links und rechts im Raum aufgefächert werden und minimal weiter vorne platziert sind. (exakt so - wie eben auch im richtigen Musical)
Interpret: Combichrist
Titel: Like to thank my Buddies
Album: Everybody hates you

schnell, schneller, Divine: die trocken und exakt konturierten Kickbässe fliegen uns im Hörraum in einer derartigen Qualität entgegen, dass uns die Superlative ausgehen! Generell fällt auf, dass diese Lautsprecher ungemein schnell und flüssig spielen/detaillieren. Dadurch bleibt der musikalische Fluss auf hohem Niveau erhalten. Außerdem erweist sich die Hochtonabstimmung für diese Sorte von Musik als vortrefflich, da die komplette Prägnanz der Effekte erhalten bleibt. Zusammen mit der impulsiven Dynamik kann es hier nur die Bestnote geben.

Note 1
typischer Dancefloor Titel im 4/4 Takt - dieser elektronische Song gibt uns Aufschluss über die Präzision im Kickbassbereich, außerdem muss das Testgerät auch die Synthieeffekte schnell durchzeichnen und dabei luftig und offen klingen. Der Hochtonbereich darf nicht künstlich "abgesoftet" werden.
Interpret: Hans Zimmer
Titel: Davy Jones
Album: Soundtrack Pirates of the C. 2
Die Spieluhr zu Beginn des Stückes flutet in kristallklarer Weise unseren Hörraum, auch die feinsten Nebengeräusche werden exakt abgebildet. Orgel- und Paukeneinsatz ist geprägt von vortrefflichem/perfektem Tiefgang sowie substanzvoller und zugleich akkurater Durchzeichnung. Selbst in den komplexeren Passagen musizieren die Divines absolut souverän und bietet eine ausgezeichnete Klangtransparenz. Sogar bei hohen Pegeln setzen die Lautsprecher sämtliche Grobdynamiksprünge impulsiv um. Die Klangbühne ist dabei etwas kleiner, wie bei den meisten anderen Lautsprechern, besticht dafür mit einer guten Staffelung.

Note 1
Der Score aus dem zweiten Teil von "Pirates of the Caribbean" enthält im dritten Stück "Davy Jones" gleich mehrere Herausforderungen bereit und gilt deswegen als  schwierigste Hürde unsere Parcours. Gefragt ist neben einer guten Detaillierung sämtlicher feingliedriger Aspekte (besonders am Anfang) auch eine gute Umsetzung der dynamischen Sprünge bei Laufzeit 1:14 und 1:43 ohne dabei die tonale Balance, Auflösung oder Raumabbildung zu vernachlässigen. 

Markteinordnung:

Unserer absoluten Lautsprecherreferenz (Isophon Arabba, Stückpreis 18.500 Euro) kommen die Divines in Teilbereichen überraschend nah: insbesondere hinsichtlich Bass-Performance, Grobdynamik und Detaillierungsvermögen, bietet das 5.000 Euro Päärchen ein weit überdurchschnittliches Klangniveau. Die ca. 7,5-fach teueren schwäbischen Lautsprecher bieten in Bezug auf die Klangfülle im Mitteltonbereich, der Feindynamik und der Feinauflösung schlichtweg noch ein bißchen mehr. Vergleicht man die XTZ-Lautsprecher hingegen mit Modellen mit Paarpreisen zwischen 5.000 und Preisbereich, distanziert sie ihre Mitbewerber teilweise in erschreckender Weise. die modular aufgebaute Swans F2.2 (Stückpreis 3.000 Euro) wird speziell im Mittel-/Hochtonbereich hinsichtlich der Auflösung übertroffen, der Aurum Vulkan VIII (Stückpreis 3.250 Euro) ergeht es ähnlich, wobei dieses Modell im HT-Bereich generell softer abgestimmt ist und trotz vielgepriesenem Druckkammer-System mit 320mm Tieftöner auch im Bassbereich weder an Tiefgang, Präzision und Pegelfestigkeit der Divines heranreicht. Sowohl der Swans, als auch Aurum Lautsprecher spielen subjektiv betrachtet, räumlicher und "wärmer", während die Divines einen größeren "Monitor-Charakter" mit sich bringen. Im Vergleich zur Nubert nuVero14 (Stückpreis 1.800 Euro) punktet das schwäbische Flaggschiff durch eine ebenbürtige Bass-Performance , die sogar noch etwas trockener und linearer ausfällt, als der leicht punchige Klangansatz der XTZ Tieftonabteilung. Dafür bietet die Divine in Bezug eine klarere Strukturierung im Mittel/Hochtonbereich und zeichnet die schärfere Bühne im Hörraum. 

Fazit: die Divine macht absoluten High-End Lautsprechern (trotz ihres Mitteltöners) zwar nur bedingt direkte Konkurrenz, kann es aber mit Mitbewerbern aufnehmen, die bis zum doppelten kosten.

Fazit:


Wir legen uns fest: mehr Box fürs Geld gibt es in dieser Preisklasse nirgends. Sicherlich kennen auch wir nicht alle Schallwandler dieser Welt, doch in Relation zu den uns geläufigen Modellen, entuppt sich die XTZ Divine schlichtweg als Kriegserklärung an den kompletten Markt. Was hier an technischem Aufwand betrieben wurde und nun für 5000 Euro/Paar auf Musikfreunde losgelassen wird, dürfte bei einigen Mitbewerbern zu eilig einberufenen Krisenbesprechungen führen. Das XTZ-Flaggschiff befindet sich aber nicht nur wegen der schieren Materialschlacht in Bezug auf die Gehäuseverarbeitung auf der Gewinnerstraße. Sie profitiert ebenfalls von ihrer intelligenten Konstruktionsphilosophie, rings um einen der weltweit besten Mitteltöner einen herausragenden Lautsprecher zu bauen, der dank raffiniert zusammengestellter Komponenten gleichermaßen hochklassig, aber auch bezahlbar ist. Obendrein garniert XTZ sein Prunkstück noch mit einem Anschlussterminal, dessen Klanganpassungsmöglichkeiten sowie Variabilität neue Maßstäbe setzen. Unserer Meinung nach, eignet sich die XTZ Divine deswegen vorwiegend für (hör)erfahrene Anwender, zumal auch die Aufstellung bzw. Raumakustik von großer Wichtigkeit ist, um das komplette Potential aus den Lautsprechern zu schöpfen.

In klanglicher Hinsicht können die XTZ Divines ihr technisches Potential in ein hohes Maß an Klangqualität umwandeln und spielen auf dem obersten Niveau der vorliegenden Preisklasse. Ein "Schönsprecher" mit der Tendenz zum weichzeichnen ist dieses Modell dabei definitiv nicht - die grundlegende Klangcharakteristik ist auf Ehrlichkeit, Detailreichtum und Geschwindigkeit getrimmt. Dabei stoßen die Divines in einigen Aspekten sogar in noch höhere (Preis) Sphären vor -gesamtheitlich betrachtet, können sie den besten Lautsprechern mit fünfstelligen Preisetiketten zwar natürlich nicht ganz Paroli bieten, aber selbst das scheint mit einigen Anpassungen/Modifikationen für künftige Modellgenerationen nicht völlig unmöglich! Und als absoluten "Geheimtipp" möchten wir versierten Anwendern dazu raten, die Divines aktiv zu betreiben - und somit die exzellenten Chassis mitsamt dem aufwändigen Gehäuse komplett nach eigenem Geschmack in allen Punkten abstimmen zu können. Unter diesem Aspekt kann man die Divine sogar als absolut konkurrenzlos bezeichnen!
Extrem detailreich aufspielender Lautsprecher
mit einem bislang unerreichten Materialaufwand
sowie Ausstattung in der vorliegenden Preisklasse

SENSATIONELLES PREIS-/LEISTUNGSVERHÄLTNIS

XTZ Divine 100.49
Standlautsprecher
Stückpreis: 2.500 Euro
Test: 7.9.2011

Website des Anbieters. www.mindaudio.de

Text: Lars Mette