Test: NAD VISO FIVE - der Lifestyle DVD-Receiver mit gutem Klang ? 


Dieser Artikel wurde auf Amisos-PCs verfasst.

(14. August 2008 - Autor: Lars Mette )

Mit einer hochwertigen Heimkinovorführung ist fast Jeder zu beeindrucken: krachende Explosionen lassen das Sofa beben, die musikalische Untermalung sorgt für wohlige Gänsehaut, und dank Großbildwiedergabe hat man die Leinwandhelden in Lebensgröße zu Besuch in den heimischen vier Wänden. Doch für Menschen, die damit noch keine eigenen Erfahrungen gemacht haben, verhält es sich ähnlich wie mit den Haustieren von Bekannten oder Freunden: nett anzusehen, aber bei näherer Betrachtung entpuppen sich derart viele Unwägbarkeiten, dass Manche lieber davon Abstand nehmen, selbst aktiv zu werden. Beim besten Freund des Menschen sorgen Haare, Dreck und frühmorgentliche Gassi-Spaziergängen für mulmige Gedanken, während manch künftiger Heimkinobesitzer am Verzweifeln ist, wie seine Ehefrau auf die Kombination aus ausufernden Geräteansammlungen und komplizierter Bedienung reagiert.

Der kanadische Elektronikspezialist hat sich dieser Situation angenommen und bietet seit ein paar Monaten die neue "VISO" Serie an. Dieses, zwei Geräte umfassende Line-Up, vereint vollwertige AV-Receiver Funktionen mit integriertem DVD-Laufwerk und verpackt beide Zutaten in ein ansprechendes Äußeres mit hohem Lifestyle Charakter. Neben einem hohem Bedienungskomfort verspricht der Hersteller zudem auch beeindruckende Klangeigenschaften sowie topaktuelle Technik. Beide Geräte bieten HDMI Bildausgabe mit Videoscaling, diskrete Endstufen und Erweiterungsmodule für DAB-Radio oder I-Pod Dockingstations. Auch in Bezug auf Medienkompatibilität herrscht Grund zur Freude, schließlich lassen sich neben Audio-CDs und DVDs (inkl. Dolby Digital bzw. DTS Streams), auch MP3 und WMA Files wiedergeben. Sogar JPG Foto-CDs, als auch DVD-Audio Formate werden unterstützt.

Freunde des zweikanaligen Hörgenusses, können zum "VISO TWO" greifen und müssen dafür eine Gebühr von 1.190 Euro bereithalten. Für unseren Test haben wir zum mehrkanaligen Schwestermodell "VISO FIVE" gegriffen. Hierfür sind laut offizieller Preisliste exakt 1.490 Euro fällig. Dafür bekommt der geneigte Käufer einen 5.1 Receiver mit 5x45 Watt (laut Hersteller echte Mindestdauerleistung an 4 und 8 Ohm), Bassmanagement sowie vielen weiteren Goodies, mit denen wir uns im Laufe des folgenden Testberichtes auseinandersetzen werden.

Verarbeitung/Design

Der NAD VISO FIVE kommt zwar in der klassischen 43-cm Hifi Normgröße daher, besitzt aber durch seine elegante Linienführung eine völlig eigenständige Note. Verchromte Bedienelemente sorgen im Zusammenspiel mit dem schwarzen Gehäuse für trendige Farbakzente. Trotzdem schade, dass NAD keine weiteren alternativen Colorierungen anbietet. Die leichtfüßige Geräteoptik wäre schließlich prädestiniert gewesen, um die Wünsche von Liebhabern hippiger Farben (blau, weiß etc.) zu erfüllen. Der selbstbewußte Auftritt von NADs Allroundtalent wird von 4 soliden Standfüssen mit eleganter Aluminiumoptik unterstrichen.

 

Das gebürstete Aluminium der Frontplatte beschert dem Gerät eine hochwertige Ausstrahlung. Weitere kleine Details wie die sauber gefrästen Einfassungen der Bedienelemente, oder der blau umleuchtete Einschaltknopf, runden das Gesamtbild positiv ab. Selbst bei der Abdeckung der Front-AV Schnittstelle hat NAD nicht gespart und spendiert dem Gerät eine magnetisch arretierende Blende mit identischer Aluminiumoberfläche.

Absolutes Novum in der Preisklasse bis 2.000 Euro stellt die beeindruckend massive Bauweise des Chassis dar. Wie Sie sehen können, werden Gehäusedeckel und Gerätefront in einem Stück aus reinem Aluminium gefertigt und am Übergang mit einem großen Biegeradius ausgeführt. Üblicherweise setzen die meisten anderen Hersteller speziell an der Oberseite den Rotstift an, indem sie ihren Geräte dünne Blechdeckel verpassen. Doch bei NAD geht man sogar noch weiter und versieht auch die Seitenwände aus dickwandigen Metallelementen inkl. Hochglanzlackierug in schwarz!

Die beiden Drehregler weisen, sowohl in optischer als auch haptischer Hinsicht, absolut überzeugende Materialeigenschaften auf. Zusätzlich zur Aluminiumumrandung findet sich eine griffgünstige Kunststoffperforation - beim Lautstärkeregler sogar inklusive einer kleinen Fingermulde. Obwohl diese Bedienelemente ihrer Arbeit zuverlässig nachgehen, könnte die Mechanik durchaus noch etwas satter und laufruhiger ausgeführt sein. Hier wird deutlich, dass der VISO FIVE nunmal kein 4.000 Euro Bolide ist.



Ein zweizeiliges Display informiert über Lautstärke, Eingangsquelle bzw. Surroundmodus. Dank einer relativ großen Schrift kann man den Betriebszustand (im Regelfall) bequem von der Couch ablesen, ohne hierfür mit besonderer Sehkraft gesegnet sein zu müssen. Ergänzt wird das Display durch kleine Symbole bzw. Piktogramme, welche Zusatzfunktionen wie zB. das gewählte DSP Programm oder das aktuelle Eingangssignal, dokumentieren. 

In Bezug auf die rückwärtigen Anschlüsse bietet das Testgerät eine klassenübliche Leistung auf hohem Niveau. Sonderlich opulent geht es hier nicht zur Sache, doch immerhin können fast sämtliche Schnittstellen mit vergoldeten Kontakten aufwarten. Die leicht wackeligen Lautsprecheranschlüsse liegen etwas eng aneinander, was für Anwender mit normalen Lautsprecherkabeln fummelig werden könnte. Positiv hingegen: wer die Kunststoffpfropfen herausnimmt, kann den VISO FIVE auch mit Bananensteckern konnektieren.

Auch aus der Vogelperspektive hinterlässt der kanadische DVD-Receiver einen blendenden Eindruck: anstelle liebloser Lüftungsschlitze, wird die Abwärme durch sauber ausgefräste Öffnungen (inkl. feiner Metallgitter) abgegeben. Mittig vom schachbrettmusterartigen Coverlayout, prangt selbstbewusst ein großes NAD-Emblem. Und damit auch jeder weiß, welche Technik im Inneren des VISO FIVE schlummert, trägt der Receiver an der Frontoberkante noch diverse Logos zur Schau.

Fazit Verarbeitung/Design: 

Mission gelungen: NAD schlägt mit dem VISO FIVE gekonnt eine Brücke zwischen technischer Ausstrahlung und extravagantem Lifestyleobjekt. Sowohl das Gerätedesign, als auch die vollendete Verarbeitungsqualität lassen keinen Spielraum für angebrachte Kritik für ein Gerät dieser Preisklasse zu. Man mag kaum glauben, dass der VISO FIVE lediglich 1.490 Euro kostet. Selbst nach intensiver Beäugung überzeugt der NAD DVD-Receiver größtenteils und lässt allenfalls bei kleineren Details (LS-Anschlüsse, Drehregler) etwas Verbesserungspotential erkennen. Das insgesamt sehr positive Abschneiden ist insofern durchaus etwas überraschend, als dass NAD in der Vergangenheit bei vielen älteren Geräten eine eher schlichte Verarbeitung (inkl. Kunststoffplatten) geboten hat und sich hierfür Kritik anhören musste. Doch auch in Anbetracht unseres letzten NAD-Tests (Masterseries Vor-/Endstufenkombination M15+M25) demonstrieren die Kanadier ein unbestreitbares Talent in Bezug auf Verarbeitung und Materialauswahl. Das Ergebnis sind volle 10 Punkte in dieser Kategorie für den VISO FIVE.

Technischer Aufbau/Features:

Unter dem schmucken Aluminiumkleid schlummert ein durchaus ansehnliches Innenleben. Der VISO FIVE ist randvoll bestückt und begeistert zudem schon beim ersten Blick mit einer sehr sauberen Kabelführung. Größtenteils sind die Verbindungen zwischen einzelnen Sektionen auf sehr kurze Strecken reduziert, was der Signalqualität zu Gute kommt. Die Baugruppen wurden sinnvoll im Gerät platziert, indem sich die Audio-/Videoschaltkreise im mittleren Bereich befinden und von Stromversorgung (rechter Bereich, siehe Abbildug) sowie Endstufensektion (links) flankiert werden. Für die angestammte Preisklasse hinterlässt der NAD Receiver eine einwandfreie Visitenkarte, doch gegenüber hochpreisigeren Geräten findet sich hier beispielsweise weder ein doppelter Gehäuseboden oder sonstige Installationen mit abschirmenden Eigenschaften (zB. Trennwände).



Ein genauer Blick auf die Endstufeneinheit verrät uns sofort, dass NAD auf eine aktive Kühlung zurückgreift. Durch den länglichen schwarzen Kühltunnel ist eine gleichmäßige Wärmeabfuhr sämtlicher 5 Endstufen gewährleistet, die rings herum angeordnet sind. Unser Testgerät entstammt aus der aktuellsten Modellserie und verfügt über eine sensible Schaltung des Lüfters. Speziell die Erstauslieferung scheint diesbezüglich noch auf internationalem Stand gewesen zu sein, wo der Lüfter fast permanent mit hoher Drehzahl für eine deutlich wahrnehmbare Geräuschkulisse sorgte. Diesen Effekt konnten (bzw. mussten) wir bei unserem Gerät erfreulicherweise nicht beobachten. lediglich bei höherer Beanspruchung schaltete sich der Ventilator phasenweise ein. Und wenn wir nicht grade dabei waren, diverse Orkscharen (Herr der Ringe) oder Wasserbombenexplosionen (U-571) in annähernder Originallautstärke zu genießen, begnügte sich der Lüfter mit einer langsamen Gangart und war kaum zu hören.


Als Stromspeicher fungieren diese beiden Elektrolytkondensatoren mit einer Gesamtleistung von 30.000 Microfarad. Hiermit werden die 5 Endstufen gespeist wenn der kurzzeitige Strombedarf überhalb dessen liegt, was das Netzteil konstant (on-the-fly) bereitstellen kann. Besonders in leistungszehrenden Hörsituationen mit viel Basselementen (zB. Pod-Race, Star Wars Episode I), entscheiden jene Bauteile maßgeblich über den Hörspaß und die vermittelte Nachdrücklichkeit. Die hier gezeigte Dimensionierung ist für einen DVD-Receiver als sehr üppig anzusiedeln. Der VISO FIVE ist in dieser Hinsicht sogar mit dem Onkyo TX SR 805 vergleichbar (ca. 40.000 Microfarad für 7 Kanäle), einem reinrassigen AV-Receiver der 1.000 Euro Klasse! Diese Gegenüberstellung zeigt deutlich, dass der VISO FIVE seine Aufgabe als Endstufe keineswegs auf die leichte Schulter nimmt. NAD hat sich große Mühe gegeben, nicht einfach nur Features in das schöne Gehäuse zu stopfen, sondern hat sich der einzelnen Baugruppen intensiv gewidmet. Dies drückt sich übrigens nicht nur in Form von nackten Zahlen aus: uns ist noch aufgefallen, dass die Platzierung der Elkos in direkter Nähe zum Ventilator eine genauso pfiffige Idee ist, wie die Verstärkung durch Harzelemente an der Platine, um Schwingungen zu absorbieren (weiße Paste, siehe Bild).


Über ganze drei Stockwerke erstrecken sich die Audio-/Videoplatinen. Im Keller befinden sich die Lautsprecherterminals sowie die analogen Videoeingänge, jeweils als separater Schaltkreis auf einer eigenen Platine. Darüber residiert der Videoprozessor inkl. HDMI-Interface (grüne Platine), wo auch die Auslesedaten des DVD-Laufwerks zunächst empfangen werden. Für weitere Informationen zu den Videofeatures müssen Sie sich übrigens lediglich noch drei Abschnitte gedulden, da wir uns mit dieser Sektion selbstverständlich noch detailliert auseinandersetzen wollen. Doch zurück zum obigen Bild: die oberste Etage wird von der Audioplatine belegt, wo hauptsächlich das Digitalprocessing beheimatet ist. Auch zu diesem Themenbereich finden Sie in den nachfolgenden Abschnitten noch weiteren Informationen. Als Datenleitungen zwischen diesen drei Etagen fungieren kurze Flachbandkabel, so dass die Informationen auf möglichst kurzen, direktem Wege zur richtigen Adresse gelangen können. So sieht eine vorbildlicher Aufbau aus !

Ein preisgleicher, reiner AV-Receiver wie zB. der Denon AVR-3808 bietet zwar rund die dreifache Konnektivität, doch für einen DVD-Receiver fällt das Arsenal an Schnittstellen beim VISO FIVE vergleichsweise großzügig aus. Audioseitig stehen insgesamt 3 analoge, sowie 2 digitale Eingänge zur Disposition. Speziell die letztgenannte Anschlussart ist bei dieser Gerätekategorie (leider) alles andere als selbverständlich, wie zB. der teurere Primare DVDI10 (2.394 €) erst kürzlich unter Beweis stellte. Erfreulich vielseitig zeigt sich hingegen der NAD und packt obendrein noch eine Schnittstelle für I-Pod Dockstations, sowie DAB-Radio Empfang obendrauf. Für einen DVD-Receiver also durchaus ein respektables Ergebnis, wobei wir leider auch in einen Punkt Kritik üben müssen: der VISO FIVE besitzt (abgesehen vom Subwooferkanal) keine Pre-Out Schnittstellen! Daher ist ein nachträgliches Aufrüsten mit externen Endstufen nicht möglich. Dieses Szenario dürfte für die typischen Anwendungsfälle eines DVD-Receivers jedoch sehr selten sein, daher fällt dieses Manko für viele Interessenten wohl kaum ins Gewicht.

Der Front-AV Eingang ist prinzipiell eine gute Idee. Leider lässt die Integration etwas zu wünschen übrig, denn die halbherzige Bestückung mit ihren rudimentären analogen Schnittstellen, eignet sich lediglich für weniger anspruchvsolle Einsatzzwecke. Wenigstens ein optischer Digitaleingäng wäre angebracht gewesen. Fairerweise müssen wir an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass viele gleichartige Geräte sogar gänzlich ohne dieses komfortable Feature daherkommen. Auch hier hilft ein Blick zum diesbezüglich nackt ausgestatteten Primare DVDI10, um eine Relation zu bekommen.

Der videophile Bildgourmet dürfte bei obigem Bild vor Schreck fast aus dem Sessel kippen, doch Fakt ist, dass sich NAD schlichtweg an den Bedürnissen der Zielgruppe orientiert hat und dementsprechend auch eine Scart-Ausgangsbuchse implementiert. Schade nur, dass dies ausgerechnet auf Kosten der HDMI Ports geht, denn hiervon bietet der VISO FIVE wiederrum nichtmal einen einzigen Eingang! Stattdessen stehen je drei FBAS, sowie S-Video Buchsen sowie eine Component-Schnittstelle zur Verfügung. 

Hinsichtlich der Videofunktionen erweist sich unser Testprobant als (kleiner) Meister seines Fachs: neben einer Normwandlung von FBAS+S-Video auf Component sowie HDMI, beherrscht das Gerät auch das Hochskalieren bzw. Deinterlacen der jeweiligen Bildquellen. Zur Auswahl stehen die Auflösungen 576i/p, 720p und 1080i. Bei Benutzung des Scalers werden die analogen Bildausgänge deaktiviert. Bei normaler PAL-Ansteuerung mit 576 Bildzeilen, erfolgt die Bildausgabe hierüber simultan zum HDMI-Signal. Obwohl NAD dem VISO FIVE eine Updatemöglichkeit per RS232-Port bescheinigt, ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Upgrade auf 1080p Funktionalität vorgenommen werden kann. Vermutlich wird hierfür die Rechenkapazität der Video-CPU (unterhalb des silbernen Passivkühlkörpers) nicht ausreichen. Auch eine Lipsync Funktion bietet der VISO FIVE leider nicht.



Das verbaute Laufwerk erweist sich als zuverlässiger Partner für alle Lebenslagen. Abgesehen von recht kurzen Einlese- bzw. Zugriffszeiten, zeichnet es sich ebenfalls durch eine gute Fehlerkorrektur aus. An Formaten werden neben CDs und DVDs folgende weiteren Medientypen unterstützt: SVCD (mit und ohne der Wiedergabesteuerung PBC), VideoCDs, DivX Videos sowie WMA- und JPG Dateien. Als Bonbon schluckt der VISO FIVE sogar DVD-Audios und spielt sie mehrkanalig ab. In Bezug auf die mechanische Verarbeitung holt sich das Laufwerk ebenfalls hervorragende Zensuren ab. Der Ladevorgang erfolgt zügig, die Mechanik zeugt von Robustheit und auch die geringen Lesegeräusche vermitteln Solidität. Bezüglich dieser Attribute sollten sich speziell die Hersteller von kostengünstigen Blu-Ray Playern eine Scheibe abschneiden !


Gewissermaßen das Herz des VISO FIVE: die oben gezeigte Hauptplatine übernimmt fast sämtliche Arbeiten rund um die analoge und digitale Audioverarbeitung. Um Timingfehler (Jitter) zu umgehen, arbeitet diese gesamte Digitalsektion mit einem zentralen Hochpräzisionsbustakt. Als Schaltzentrale werkelt eine Cirrus Logic CS494003 CPU, welche dank Multicore-Technologie über eine bemerkenswerte Rechenkapazität verfügt. Obwohl dieser Chip dazu in der Lage wäre, Room-EQ Koeffizienten zu handeln, hat NAD sowohl auf manuelle, als auch automatische Equalizer bzw. Einmesssysteme verzichtet. Stattdessen besinnt man sich auf die grundlegenden Einstellungen (Pegel, Delay etc. - siehe nächste Rubrik) und nutzt die Rechenleistung zur Generierung von digitalen Soundprogramman. Betriebsmodi wie Stereo, Dolby Digital/DTS sowie Prologic2/DTS Neo:6  sind hierbei selbstverständlich nicht weiter erwähnenswert, da sowieso Standard. Interessant sind hingegen die zahlreichen Zusatzprogramme bzw. Features, von denen wir Ihnen einige kurz erläutern möchten:

- EARS. Was sich anhört wie eine spezielle Schaltung für Kopfhörer ist im Grunde nichts anderes, als ein NAD-eigener Surroundaufpolierer. Ausgesprochen steht der Begriff für "Enhanced Ambience Recovery System", so dass man hieraus eine gewisse Zielsetzung ableiten kann. Tatsächlich beschreibt NAD den angestrebten Effekt mit einer natürlich wirkenden Umgebungssynthese, bei der ein Raumklang ohne künstliches Flair erzeugt werden soll. Speziell anspruchsvolle Musikhörer sollen hiermit angesprochen werden. EARS steuert alle Lautsprecher eines 5.1 Systemes an, ist nicht konfigurierbar und lässt sich auf zweikanaligen Audioformaten anwenden.

- Dynamikreduktion. An und für sich ein alter Hut, da ja auch (fast) jeder 10 jahre alte Denon, Sony etc. Receiver eine Schaltung zur Nivellierung der Dynamik bietet. Bemerkenswert ist beim VISO FIVE die Möglichkeit einer stufenweisen Einstellung. Je nach Bedarf kann der Benutzer somit zwischen einer 25, 50 oder 75 prozentigen Ausgleichung zwischen lauten und leisen Filmpassagen auswählen. Der Dynamikreducer ist mit den mehrkanaligen Streams von Dolby und DTS anwendbar.

- Dolby Headphone. Wer seine Mitmenschen ganz besonders gerne hat und zur Vermeidung von familiären (bzw. nachbarschaftlichen) Eskapaden zu später Stunde auf Kopfhörer zurückgreift, wird sich über die Integration der drei Dolby Headphone Modi freuen. Hiermit erzeugt der Receiver ein Klangfeld, welches speziell zur Verwendung mit Kopfhörern konzipiert wurde und in der Lage ist, verschiedene Umgebungen zu simulieren. Modus 1 stellt einen kleinen, gut gedämpften Raum dar und kommt im Regelfall bei musikalischen Anwendungen gerne zum Einsatz. Der zweite Modus versucht sich an der Abbildung typischer Wohnzimmerreflektionen und soll dem normalen Raumklang sehr nahe kommen. Die dritte Option generiert einen großen Raum, wie beispielsweise eine Konzerthalle bzw. ein Kino. Selbstverständich kann man mit dem VISO FIVE auch per Kopfhörer einen Film schauen, ohne auf eine dieser 3 Modi zurückzugreifen.

- Dolby Virtual Speaker. Dieses Verfahren ist zwar ebenfalls ein Programm zur Raumklangerzeugung, unterschiedet sich von ProLogic, EARS und Konsorten jedoch in einem wichtigen Punkt: DVS erzeugt den Raumklang mit nur zwei Lautsprechern. Mit Hilfe von Phasenverschiebungen können Anwender ohne Surroundsystem in den Genuss einer Surroundbeschallung gelangen. Damit das erzeugte Klangbild auch zur Anwendung bzw. zum Hörgeschmack passt, kann man zwischen den Varianten "DVS Referenz" (kleiner, bedämpfter Raum) und "DVS groß" (große Umgebung, weiträumige Effektdarstellung) auswählen.

Die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht:

Gerät / Preis NAD VISO FIVE / 1.490 Euro, DVD-Receiver
externe Anschlüsse
(audio In)
1x coaxialer und optischer Digitaleingang
2x analog Stereoeingang
1x analoger 5.1 Eingang
AM/FMTuner
IPod Data Port
externe Anschlüsse
(video in)
2x FBAS und S-Video 
1x Component
Leistung 2x60 Watt Sinus Dauerleistung Stereo bei 8 ohm
5x45 Watt Sinus Dauerleistung Surround bei 8 Ohm
Medienkompatibilität CD, VCD, DivX, CD-R/RW, MP3, WMA, JPG
DVD-Video, DVD Audio (mehrkanalig), DVD-+R/RW
Abmessungen 43,5 x 13,5 x 37,0 (B,H,T)
Gewicht 15,6 Kilogramm
Bedienung/Einstelloptionen:

Durch die vorherige Rubrik kennen Sie bereits einige der integrierten Funktionen. Wir möchten Ihnen nun einen groben Querschnitt über die Bedienung sowie Einrichtung des VISO FIVE aufzeigen, damit Sie sich eine Vorstellung davon machen können, ob das NAD Gerät Ihren Ansprüchen, in Bezug auf Usability und Anpassbarkeit, genügt.

Im Gegensatz zu vielen anderen designorientierten AV-Geräten, darf sich der NAD-Receiver nicht nur mit einem optisch überzeugendem Auftritt schmücken, sondern kann seine Besitzer auf mit einer komfortablen Bedienung verwöhnen. Den Entwicklern ist es gelungen, eine vergleichsweise große Zahl an Steuerungselementen auf der Gerätefront zu integrieren, ohne dass hierunter die Optik leidet. Für die reine Alltagsbedienung genügen eigentlich die beiden rechten Drehregler, von denen der untere für die Quellenwahl zuständig ist, während sich sein größeres Pendant (wenig überraschend) für die Lautstärkestellung verantwortlich zeigt. Die weiteren Funktionen sind in Gruppen zusammengefasst, wie zB. die Tunersteuerung rechts vom Display. Wer die Fernbedienung einmal nicht finden sollte, steht beim FISO FIVE nicht gleich im Abseits: auf der Front steht eine komplette Navigationseinheit inkl. Transportfunktionen (Menü etc.) zur Verfügung. 

Der sehr erfreuliche Bedienbarkeit setzt sich auch bei der beigelegten Infrarot Fernbedienung fort: der Controller liegt gut in Hand, weist (dank Aluminiumblende) eine hervorragende Anfassqualität auf und punktet mit einer übersichtlichen Gliederung. Das etwas tief liegende Navigationskreuz trübt den Eindruck ein wenig, ansonsten sorgt alleine schon die blaue Hinterleuchtungsfunktion für vorbildliche Ergonomie. Der oben abgebildete Befehlsgeber kommandiert übrigens nicht nur den VISO FIVE. sondern nimmt sich zu sieben weiteren Geräten an. Zu diesem Zweck besitzt der Controller sowohl eine Lern-, als auch Makrofunktion, außerdem lassen sich auch vorprogrammierte Codes verwenden. Die Geräte- sowie Quellenwahl empfinden wir als etwas verbesserungswürdig: der oben angebrachte Device Selector schaltet lediglich die Fernbedienung, nicht jedoch den VISO FIVE auf das gewünschte Gerät um. Für die Quellenwahl im DVD-Receiver verlangt das Bedienkonzept nach der Geräteauswahl "Amp", gefolgt von den Nummerntasten 1-6. Andere Hersteller haben dieses Bedienungsdetail etwas besser gelöst, indem Fernbedienungsmodus und die Receivereingangswahl gleichzeitig mit einem Tastendruck selektiert werden.

Sämtliche Einstellungen werden über ein grafisch übersichtliches On Screen Menü vorgenommen. Leider ist der VISO FIVE nicht in der Lage, die jeweiligen Menüpunkte parallel zusätzlich noch auf seinem Gerätedisplay anzuzeigen, so dass man das Bildwiedergabegerät für Änderungen der Konfiguration zwingend benötigt. Diesen kleinen Faux-Pass gleicht der multilinguale NAD Testproband aber umgehend aus und bietet (u.a.) eine komplett deutsche (und sogar fehlerfreie) Menüführung. Die Gliederung des Setup erfolgt in den zwei Hauptkategorien "Audio" sowie "Video". Hierdurch sollten auch Neulinge gut mit dem Gerät zurechtkommen, ohne Gefahr zu laufen, sich in einem Menü-Dschungel zu verirren.


Die wohl wichtigste Funktion hinsichtlich der Lautsprechereinstellungen dürfte für die meisten Anwender das Bassmanagement sein. Der NAD VISO FIVE gibt sich diesbezüglich praxisgerecht: für Front, Center und Surround Lautsprecher stehen jeweils drei verschiedene Ansteuerungsmodi (Groß, Mini und Klein) zur Auswahl. Leider sind die Abstufungen in Bezug auf die Trennfrequenz etwas grob geraten, schließlich bewirken die Stellungen "Klein" und "Mini"  eine Abtrennung bei 100, respektive 150 Hertz. Für Anwender mit großvolumigeren Mittelklassesystem wie zB. dem ASW Cantius Set würde sich eine Trennfrequenz von ca. 60 bis 80 Hertz als deutlich praktikabler erweisen. Für solche Fälle könnte als Notlösung die "Enhanced Bass" Funktion fungieren: sie bewirkt, dass die Bassanteile, der auf "Large" eingestellte Lautsprecher, zusätzlich auf den Subwooferkanal gelegt werden. 

In den weiteren audiobezogenen Einstelloptionen tummeln sich grundlegende Parameter wie die Pegelabgleichung sowie das Delaymanagement (Genauigkeit 0,3 Meter). Desweiteren lassen sich die ProLogic2 Musik Werte komplett justieren und auch an eine Klangregelung wurde gedacht. Der VISO FIVE erlaubt eine Anpassung von Bass und Treble, allerdings wirken sich diese Einstellungen lediglich auf den linken und rechten Frontkanal im Stereobetrieb aus. Bei Mehrkanalwiedergabe erfolgt keine Berücksichtung des Equalizers. 


Mit diesen Menüpunkten konfiguriert man die Videofunktionen. Wichtigste Anlaufstelle dürfte zweifelsfrei der dritte Menüeintrag sein, mit der die Scaling/Deinterlacing-Sektion gesteuert wird. Sonderlich viele Detailjustagen lässt der VISO FIVE darüberhinaus nicht zu. Die Bildregler beschränken sich auf Helligkeit und Schärfe. In weiteren Menüs stellt man die gewünschte Sprachpräferenzen sowie rudimentäre Div-X Optionen ein. Familienoberhäupter werden sich zudem über die integrierte "Parental-Control" Funktion freuen, mit der man bestimmte DVD-Klassifizierungen per Password sperren kann.

Insgesamt präsentieren sich die Einstellmöglichkeiten sehr ausgewogen. Dass sich in dem formschönen Aluminiumkasten keine Kommandezentrale befindet, mit der man jeden Jet-Piloten neidisch machen könnte, wird niemanden überraschen. Und bei einigen Details (speziell beim Bass-Management) würden wir uns wirklich eine etwas tiefgründigere Funktionsvielfalt wünschen, doch unterm Strich finden sich alle wirklich relavanten Einstelloptionen im Gerät und sind übersichtlich angeordnet. Man muss kein erfahrener AV-Profi sein, um mit dem VISO FIVE zurechtzukommen und kann das Gerät unkompliziert auf seine Bedürfnisse einrichten. 

Testumgebung:

Für die Bewertung der klanglichen Eigenschaften griffen wir meistens auf ein ASW Cantius Surround-System zurück. Diese Lautsprecher zeichnen sich durch eine neutrale Klangacharakteristik, sowie eine sensible Durchzeichnung in allen Frequenzbereichen aus. In Kombination mit einer hochdynamischen Spielweise und einer homogenen Surroundkulisse, stellt das ASW-Ensemble eine hervorragende Basis zur Beurteilung des VISO FIVE dar.

Um verschiedene Typen von Bildwiedergabegeräten zu simulieren, verbinden wir den NAD-Receiver sowohl mit einem Plasma-TV, als auch einem Projektor. Beide Geräte verfügen über ein FullHD Panel, so dass wir die Scaling-Eigenschaften des Testgerätes unter guten Bedingungen testen können. Vor der Bildwertung haben wir sämtliche Geräte mit Hilfe von Colorfacts kalibirert, um ein Höchstmaß an Genauigkeit bezüglich der Bildeindrücke bieten zu können.

Unsere hauptsächlich verwendeten Testgeräte in der Übersicht:

Lautsprechersysteme ASW Cantius 5.1 Set (ca 3.800 €)
Bowers & Wilkins 600er Serie (ca. 3.200 €)
Bildwiedergabegeräte Pioneer PDP-LX6080 (Plasma-TV, ca. 7.400 €)
Dreamvision Dreambee (DILA-Proj. ca. 7.500€)
auf Alphaluxx Multiformatleinwand (ca. 2.000 €)
externe Quellgeräte Denon DVD-3930 Cinemike Edition L2 (ca. 2.500 €)
Höreindrücke:

Um ganz offen zu sein: normalerweise testet der Autor dieses Berichtes hauptsächlich erlesene High-End Hardware, so dass die Hörsession zunächst etwas skeptisch angegangen wurde. Diese Gefühlslage wandelte der NAD VISO FIVE jedoch überraschend schnell: durch seinen couragierten, beherzten Auftritt sorgte der DVD-Reciever für eine Überraschung und heimste sich eine große Portion Anerkennung ein. Sicherlich: hier steht keine 20.000 € Vor-/Endstufenkombination und das hört man auch. Aber in Anbetracht des günstiges Preises volllbringt der elegante Testkandidant sehr souveräne und erwachsene Leistungen. Zu keinem Zeitpunkt vermittelt er das Gefühl, ein designorientiertes "All-In-One" Gerät zu sein, sondern brachte ein audiovisuelles Niveau in unser Teststudio, dass absolut mit guten Einzelkomponenten derselben Preisklasse mithalten kann ! 

Der grundsätzliche Klangcharakter weist eine leicht dunkel eingefärbte Tonalität auf, außerdem besticht der DVD-Receiver durch eine gute Dynamik und weiträumige Effektdarstellung. Ergänzt werden diese Attribute durch eine generell klar strukturierte Mitten- und Höhenwiedergabe, sowie einem hohen Differenzierungsvermögen. NAD hat bei der Abstimmung einen geschickten Mittelweg eingeschlagen: der VISO FIVE verkörpert weder ein steril-arbeitendes chirurgisches Präzisionsinstrument mit dem akustischen Wohlfühlfaktor einer Zahnwurzelbehandlung, noch macht er Anstalten, sich als oberflächlich agierende Krawallkiste in den Vordergrund zu drängen. Stattdessen sorgt seine akustische Note für eine hohen Allroundfaktor, mit dem man wohl fast jeder Art von Anwendungsfall unbesorgt entgegenblicken kann. Klassikkonzerte (zB. die empfehlenswerte DVD "La vie est belle" mit André Rieux) sind in seinem Laufwerk genauso gut aufgehoben, wie effekthascherische Actionorgien im Stil des neuesten Rambo Aufgusses (John Rambo). Mit einer interpretatorisch stark eingreifenden tonalen Verschiebung wäre Dies natürlich nicht möglich - die anfangs angesprochene dunkle Einfärbung agiert nämlich recht subtil und beschränkt sich auf eine dezente Betonung, im Frequenzbereich unterhalb ca. 150 Hz. Das Quellmaterial wird nicht mit brutalisierender Gewalt verbogen, sondern lediglich im Bass minimal in den Vordergrund gestellt. Mit den meisten klassenüblichen Lautsprechern profitiert das Gesamtklangbild hiervon und verleiht dem cineastischen Geschehen ein etwas griffigeres Fundament, weil der VISO FIVE darüberhinaus auch sehr großen Wert auf eine genaue Konturierung legt. "Schwabbelbässe" und tieffrequenter "Klangmatsch" überlässt NAD den Mitbewerbern und garniert sein eigenes Produkt mit einer überraschend trockenen, verbindlichen Bassdarstellung. Das letzte, feine Nachschwingen von sanft gezupften Kontrabässen verschluckt der VISO Five gelegentlich zwar schon einmal, aber für die allerletzten Klangnuancen bedarf es sowieso eines AV-Receivers, der in einer weit höheren Preisklasse beheimatet ist (wie zB. der Denon AVC-A1HD). Im vorliegenden Fall ist es uns wesentlich sympatischer, wenn ein Gerät wie der VISO FIVE im Zweifelsfall dazu neigt, etwas zu früh auf die Bassbremse zu treten, als jedem tieffrequenten Signal automatisch (durch unsauber arbeitende Endstufen) ein Nachschwingen zu verleihen, selbst wenn dies gar nicht auf der Aufnahme enthalten ist. 

Im Hoch-/Mitteltonbereich geht der Receiver seiner Arbeit ebenfalls mit großer Sorgfalt nach und bringt durch seine saubere Spielweise viele Feinheiten ans Tageslicht. Effekte erscheinen mit hoher Strahlkraft und können vom Auditorium in fast schon audiophiler Manier getrennt voneinander wahrgenommen werden. Auch die Einarbeitung von musikalischen Elementen in die Surroundwiedergabe gelingt dem NAD Receiver mit hoher Ausdruckskraft, wie er beispielweise bei Star Wars Episode III eindrucksvoll demonstrierte. Der Soundtrack von Filmlegende John Williams trägt in diesem dramatischen Sci-Fi Spektakel mehr Emotionalität zum Zuschauer, als die (teilweise recht plumpen) Dialoge zwischen den Protagonisten. Hier ergreift der VISO FIVE seine Chance und setzt die orchestralen Passagen sehr feingeistig und mit hoher Klangtransparenz sowie Auflösung um. Auch die gebotene Dynamik liegt für seine Preisklasse auf einem erstaunlich hohem Niveau. Verschiedene Klangebenen zeichnet er mit einem hohem Maß an Detaillierung sowie Differenzierungsvermögen durch, ohne dabei eine störende Präferenz für bestimmte Effekttypen zu offenbaren. Diese Art von akustischer Balance ist bei DVD-Receivern generell (leider) selten anzutreffen. Oftmals werden in solchen Fällen, die im Hintergrund befindlichen Tonspuren ein wenig verschluckt, um lassen den dominanten Effekten den uneingeschränkten Vortritt. Diese Eigenschaft ist beim VISO FIVE erfeulicherweise so gut wie nicht zu finden. Stattdessen demonstriert unser Testprobant mit der Star Wars DVD, dass er sowohl Stimmen charismatisch und individuell umsetzen kann, Effektsalven wirkungsvoll transportiert, und zu guter letzt auch in der Lage ist, den musikalischen Fluss beim Filmscore mit Ausdruckskraft zu garnieren. Auf diese Weise empfiehlt sich der VISO FIVE nicht nur für Hollywood Blockbuster, sondern eignet sich ebenfalls auch für Liebhaber von Konzert-DVDs.

Doch auch "normale" Stereo-CDs sind beim NAD DVD-Receiver in besten Händen: ähnlich wie im Mehrkanalbetrieb, bleibt der VISO FIVE seiner Linie treu, indem er eine recht ausgewogene Balance vorweist und lediglich im Bassbereich eine minimale Emphasis einbringt. Die verbindliche, straffe Spielweise steht dem Receiver auch in diesem Modus hervorragend zu Gesicht: die Musik wird auf diese Weise intensiv und mit Nachdruck an die Lautsprecher ausgegeben. Bemerkenswert ist neben der Klarheit im Präsenbereich dabei vor allem die gebotene Klangbühne mit ihrer weitläufigen, aber niemals übertrieben undefinierten Lokalisationsschärfe. Der Klang löst sich wesentlich besser von den Schallwandlern, als wir dies angesichts des sonst üblichen Leistungsniveaus erwartet hätten - Phantomschallquellen im Bereich zwischen den Lautsprechern werden gut erfasst und suggieren den Eindruck von leibhaftig agierenden Interpreten mitten im heimischen Wohnzimmer. Bravo ! Hier hat sich NAD ganz klar große Mühe geben, den VISO FIVE nicht nur als Surroundspielzeug mit angehängtem Stereomodus zu positionieren, sondern durchaus auch anspruchvsolle Hörtypen zu bedienen. 

Jene Klientel düfte sich ebenfalls über die gut arbeitenden Surroundaufpolierer freuen. Die hinlänglich bekannten Derivate von Dolby und DTS arbeiten gewohnt effektorientiert, sind beim VISO FIVE aber mit einer vergleichsweise guten Detaillierung aufgefallen. Generell haben wir erfreut zur Kenntniss genommen, dass NAD eine klanglich überzeugende DSP-Engine geschaffen hat. Auch die zahlreichen anderen Modi kann man als durchaus hörenswert bezeichnen. Blecherne Sounds und verwaschene Surroundgebilde sucht man beim VISO FIVE vergeblich, da er stets eine souveräne bzw. glaubhafte Klangaufbereitung bietet. Besonderen Lob verdient sich dabei übrigens der hauseigene "EARS" Modus, wo die Tiefenwirkung gegenüber PL2/DTS Neo:6 zwar geringfügig reduziert ist, aber dafür ein sehr natürliches Klangbild mit ungebremster Vitalität und Energie generiert.

Der VISO FIVE hat genügend Kraft für die alltäglichen Bedürfnisse eines durchschnittlichen Wohnzimmer-Heimkinos - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er wird dabei aber nicht als Weltmeister des Tieftons in die AREADVD Annalen eingehen, denn wenn man keinen aktiven Subwoofer im System integriert hat, ist der NAD-Receiver nicht die Sorte von Gerät, die Effekte unterhalb von 40Hz bei sehr hohen Pegeln mit betörender Inbrüstigkeit an die Außenwelt abgibt. Sollten Sie also Ihren Nachbarn schon immer einmal demonstrieren wollen, wie es sich wohl anhören würde, wenn seine Mitbewohner wild umhertrampelnde Dinosaurier wären, würden wir zu einem anderen Gerät raten. Bei anderen DVD-Receivern brauchen sie bei solchen Pegelwünschen jedoch erst gar nicht auf Entdeckungsreise gehen, denn seine direkten Kontrahenten steckt der VISO FIVE größtenteils locker in die Tasche. Aber beim Direktvergleich mit einem Denon AVR-3808 wird schnell deutlich, dass ein gut konstruierter, reinrassiger AV-Receiver nach wie vor unstreitbare Vorteile aufweist, sofern man Ambitionen hegt, sein Trommelfell regelmäßig mit THX-Referenzpegel zu massieren. Die Tatsache, dass man schon zu einem 1.600 Euro AV-Receiver greifen muss, um den gleichteueren NAD DVD-Receiver zu überflügeln, beweist jedoch eindrucksvoll wie stark der VISO FIVE hinsichtlich seiner Preis-/Geräteklaase einzuordnen ist. Abgesehen von der reinen Pegelfestigkeit sowie Bass-Performance gefällt NAD`s Lifestyle Receiver auch durch die Eigenschaft, die hohe Dynamik lange aufrecht erhalten zu können. Außerdem neigt der Hochtonbereich erst sehr spät dazu, aggressiv zu tönen bzw. angestrengt zu klingen. Insgesamt können wir festhalten, dass man mit dem VISO FIVE problemlos sowohl DVDs, als auch die Lieblings-CD mit hohen Pegeln genießen kann, sofern er in seiner Wohnumgebung nicht gerade mit einer ungünstigen Kombination aus leistungshungrigen Lautsprechern und übermäßig großem Raum (ab 30m²) konfrontiert wird.

Dies bringt uns zum letzten Absatz in Bezug auf die Klangeigenschaften, wo wir uns mit Kombinationsempfehlung auseinandersetzen möchten. In rein klanglicher Hinsicht, harmoniert der VISO FIVE am besten, wenn man ihm ein Lautsprecherset mit ausgewogener Tonalität zur Seite stellt. Schallwandler mit warmer Klangeinfärbung, sanften Höhen und satter Basswiedergabe sind an anderen Verstärkern besser aufgehoben. In unseren Fall haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem ASW Cantius 5.1 System sammeln können. Mit einem Set aus der Nubert nuLine Serie kann man am NAD-Receiver ebenfalls sehr viel Spaß haben, allerdings schränkt der verhältnismäßig etwas niedrige Wirkungsgrad den erzielbaren Maximalpegel sowie die Grobdynamik bei höheren Lautstärken etwas ein. Wer hingegen richtig laut hören will und dabei eine prägnante Hochtonwiedergabe zu schätzen weiß, könnte mit der Monitor Audio Silver-RS Serie glücklicher werden. Als Preistipp können wir insbesondere die Mission M-Serie ins Spiel bringen: die britischen Lautsprecher sind nicht nur basskräftig, sondern erweisen sich auch in Bezug auf Klangtransparenz und Detaillierung auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Um die knackig, dynamischeTiefbasswiedergabe des NAD VISO FIVE voll auszukosten, können wir neben den üblichen Kandidaten von Nubert (AW-560) ganz besonders den Swans Sub200A empfehlen. Für günstige 575 Euro erhält man hier einen Sidefire-Doppelchassis Subwoofer, der sowohl in Bezug auf Tiefgang, Schalldruck und Präzision Maßstäbe in seiner Klasse setzt. 

Bildeindrücke (HDMI):

Bleiben wir doch gleich bei Star Wars Episode 3 und betrachten uns die anfänglichen Minuten des Leinwand-Epos: schon bei der gelben Laufschrift können wir die ersten positiven Eindrücke festhalten, denn der De-Interlacer verrichtet außerordentlich gute Arbeit (getestet mit 720p). Nicht nur das Intro, sondern auch der kurz darauf folgende Kameraschwenk über das belagerte Coruscant mitsamt langsam dahingleitenden Sternenzerstörer, werden sehr flüssig wiedergegeben. Auch mit anderen DVDs konnten wir eine vorbildliche Quellmaterialerkennung beobachten, wo der Filmmode selbst bei falsch gemasterten Flags überwiegend korrekt einrastet. Dies ist selbst bei vielen 600-Euro DVD Player nicht selbstverständlich. Zurück zum Filmbeispiel: abgesehen vom bemerkenswerten Progressive Scan realisiert der VISO FIVE auch eine natürliche Farbwiedergabe mit hohem Kontrastumfang. Die Weltraumkulisse wird fein differenziert, indem viele kleinere Sterne bzw. Planeten im Hintergrund zu erkennen sind und nicht vom schwarzen Hintergrund verschluckt werden. Beim Bildwechsel auf die Cockpits von Anakin und Obiwan dürfen wir uns über eine unverfälschte, sehr realistische Colorierung der beiden Protagonisten freuen. Mit solch hoher Farbauthenzität sichert sich der VISO FIVE hervorragende Zensuren, zumal er bei den Lasereffekten auch mit einer überzeugenden Strahlkraft und Farbdynamik punkten kann. Im späteren Verlauf des Filmes zeigt der NAD-Receiver erstklassige Farbverläufe (Dämmerung über Coruscant). Bemerkenswert ist außerdem die Tatsache, dass der VISO FIVE quasi nie dazu neigt, Farbrauschen zu generieren. Gegen Ende des Filmes demonstriert unser Testgerät, dass er nicht nur über eine breite Farbpalette und Differenzierungsvermögen verfügt, sondern darüberhinaus auch mit einer harmonischen Bildhelligkeit aufwarten kann: die hellen Innenszenen im Rebel Blockade Runner erscheinen in kräftigen Weißtönen, ohne dabei zu überstrahlen. Die teilweise abrupten Szenenwechsel zu den anderen Schauplätzen, wo schwarz colorierte Farbtöne vorherrschen, machen deutlich, dass der VISO FIVE zu den wenigen Geräten seiner Klasse gehört, wo man gleichzeitig an beiden Enden des Farbspektrums Bestleistungen geboten bekommt. Die visuelle Gesamtharmonie bezieht ihren Reiz jedoch nicht nur aus der (preisklassenbezogen) makellosen Farbwiedergabe: auch die Bildschärfe und Detaillierung liegt auf einem hohem Niveau. So modelliert der Receiver einzelne Konturen hervorragend heraus, ohne dabei durch übertrieben messerscharfe Akzentuierungen für einen Bruch hinsichtlich der Homogenität zu sorgen. Erfreulicherweise umgarnt der VISO FIVE nicht nur Bildelemente im Vordergrund mit einer korrekten Darstellung, sondern strukturiert auch im Bildhintergrund mit enormer Sauberkeit und Sensibilität. Auf diese Weise wirken Szenen wie beispielsweise die Dialoge zwischen Anakin, Obi-Wan und Count Dooku in der Kanzel des Sternenzerstörers sehr beeindruckend. Hier wird man förmlich dazu eingeladen, auf Entdeckungsreise zu gehen, um den detailgetreu abgebildeten Crewmitgliedern im Hintergrund bei der Arbeit an ihren Computern und Steuerungsinstrumenten zuzusehen. Insgesamt erzeugt der VISO FIVE eine enorme Bildtiefe mit guter plastischer Wirkung, was zum Großteil auch durch die gute Bewegungsstabilität zu begründen ist. 

Dass man bei einem 1.500 DVD-Receiver nicht zauben kann und in manchen Disziplinen Kompromisse eingehen muss, hatten wir angesichts der bisherigen Erkenntnisse schon fast vergessen. Doch bei genauerer Betrachtung offenbarte der VISO FIVE auch zwei kleinere Bereiche, wo er ausnahmsweise nicht ganz zur Klassenspitze aufschließen kann. Zum Einen wäre hier das De-Interlacing von Videomaterial zu nennen, wo aktuelle Geräte mit Reon Chipsatz (zB. Denon DVD-2930, Toshiba HD-XE1) bei der Generierung von Vollbildern noch ein wenig mehr Bildschärfe und -Detaillierung erkennen lassen. Während das Hochskalieren auf 720 Bildzeilen hervorragend funktioniert und scharf gezeichnete Konturen hervorbringt, ist beim 1080 Upscaling im hochfrequenten Bildbereich teilweise ein leichtes Rauschen sichtbar. Erfreulicherweise ist dies so gering, dass man es lediglich mit einem sehr hochwertigen Display überhaupt wahrnehmen kann. Von diesen beiden kleinen Kritikpunkten abgesehen, überzeugt der VISO FIVE insgesamt auf ganzer Linie und leistet sich keine wirklich gravierenden Schwächen. Da auch die Video-Normwandlung sauber und fehlerfrei durchgeführt wird, können wir insgesamt ein sehr positives Fazit ziehen.

Einordnung am Markt / Fazit der audiovisuellen Leistung: 

Ziehen wir nun Bilanz: der NAD VISO FIVE hat sowohl akustisch, als auch visuell im positiven Sinne überrascht. Man merkt dem Gerät weder seine günstige Preisklasse, noch die All-In-One Funktionalität oder die Lifestyle Konzeption negativ  an ! Stattdessen kann man ihn unverhohlen mit hochwertigen Einzelkomponenten vergleichen, was für sich betrachtet schon eine Ausnahmeleistung seiner Geräteklasse darstellt. Rein vom klanglichen Aspekt betrachtet, braucht sich der NAD Receiver nicht einmal vor (beispielsweise) einem Onkyo TX-SR705 verstecken. Dieses Modell geht zwar noch etwas luftig-befreiter zur Sache, baut dabei aber nicht ganz die Entschlossenheit und Durchlagskraft in den unteren Frequenzen auf, wie der NAD. Außerdem düpiert der VISO FIVE viele seiner Receiver-Kontrahenten durch ein losgelösteres Stereo-Panorama, sowie den sehr natürlichen Surroundaufpolierer "EARS". Mit diesen beiden Goodies im Gepäck, marschiert der schicke Lifestyle-Receiver geradewegs in die Wohnzimmer von Anwendern, die zwar gerne mal Surroundsound genießen wollen, aber zugleich auch einen mindest ebenso großen Stellenwert für Musik übrig haben. Videoseitig ordnen wir den VISO FIVE ebenfalls auf dem Level von guten Einzelkomponenten (zb. dem Denon DVD-1940) ein. Die Basisbildparameter (Farben, Helligkeit, Kontrast, Detaillierung etc.) sind durchweg tadellos. Ein paar Federn muss der Receiver hingegen in Bezug auf die rudimentären Video-EQ Funktionen lassen. Ein Aufschließen auf noch hochklassigere Geräte verhindert lediglich das jeweils leicht verbesserungswürdige 1080-Scaling sowie das De-Interlacing von Videomaterial. In der Praxis kann man diese beiden Punkte aber relativ einfach umschiffen, indem man hierfür einfach die entsprechenden Baugruppen im Bildwiedergabegerät benutzt, welche ja ohnehin in sehr vielen Fällen über herausragende De-Interlacer und Scaler verfügen. 

Fazit:


Nicht ohne Grund nimmt die Rubrik "technischer Aufbau" eine derart dominante Rolle in unserem Testbericht ein: der VISO FIVE ist weit mehr als nur ein Schönling. Hinter der schmucken Fassade kommt hochwertige Technik zum Einsatz und beschert dem VISO FIVE einen überzeugenden Auftritt, wenn audiovisuelle Leistungen gefragt werden. Diese Eigenschaft sorgt für ein hervorragendes Standing innerhalb des Marktsegments und begründet unsere hohe Testwertung. Viele andere Hersteller tun sich entweder schwer, eine adäquate technische Umsetzung zu realisieren oder schießen preislich über das Ziel hinaus. Natürlich gibt es auch beim VISO FIVE Verbesserungspotential: so würden wir uns eine ausgefeiltere Raum-/Lautsprecheranpassung inkl. Einmesssystem, sowie weitere HDMI Ports (inkl. 1080p Scaling) wünschen, doch unterm Strich ist die Liste der positiven Merkmale weitaus länger, als etwaige Problemzonen. So überzeugt die Akustik in jeder Hinsicht, inklusive dem sonst oftmals kritischen Stereomodus, auf ganzer Linie ! Die Bildwiedergabe steht dem um nichts nach, auch diesbezüglich arbeitet der VISO FIVE sehr gewissenhaft und sorgt für große Freude beim allabendlichen Filmgenuss. Weiterhin enthalten im attraktiven Gesamtpaket: eine komfortable, eingängige Bedienung, große Medienkompatibiltät und die vielfältigen Surroundprogramme. Der NAD VISO FIVE besitzt genau jene Allroundqualitäten, die einem solchen Gerät die Würze verleihen! Und weil das NAD "Familienmenü" auch noch mit einer humanen Preisauszeichnung abgeschmeckt ist, können wir den stylischen Entertainer absolut weiterempfehlen!
Das rundum-sorglos-Paket für alle Fälle:
der elegante NAD VISO FIVE punktet bei Bild+Ton und bietet eine stimmige Ausstattung.


NAD VISO FIVE
DVD-Receiver, Preis 1.490 Euro
Test: 14. August 2008
Preis-/Leistung:

+ kräftiger, detailreicher Surroundklang
+ überzeugende Stereoperformance mit guter Dynamik und Bühnenabbildung
+ aufwändiger technischer Aufbau
+ vielfältige Surroundprogramme
+ extrem noble und edle Verarbeitung bzw. Design
+ einfache Bedienung
+ große Medienkompatibilität (ua. DVD-Audio)
+ solides, zuverlässiges Laufwerk
+ für seine Gerätekategorie überdurchschnittliche Pegelfestigkeit 
+ praktische Fernbedienung im Lieferumfang enthalten
+ zahlreiche Schnittstellen inkl. Nachrüstbarkeit für iPod und DAB


- keine HDMI Eingänge, keine Lipsync Funktion
- Scaler beherrscht keine 1080p
- kein automatisches Einmesssystem integriert
- Bass0anagement könnte ausgefeilter arbeiten

Website des Anbieters: www.nad.de

Raumakustische Optimierung unserer Studios mit Wallpanels und Absorbern von:


AREADVD Baden-Württemberg wird eingerichtet von:




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Text: Lars Mette