Test: Dynaudio Focus 110 A - vielseitiger aktiver Kompaktlautsprecher für Anspruchsvolle
Dieser Artikel wurde auf PCs von Origen-AE verfasst.
(10.März 2010 -
Autor: Lars Mette )
Es gibt nur wenige Lautsprechermarken mit einem weltweit hohen
Renommee bzw. Bekanntheitsgrad - Dynaudio ist eine davon. Die
dänische Manufaktur hat sich in über 30 Jahren auf die
Entwicklung und Fertigung von technisch anspruchsvollen Audioprodukten
spezialisiert. Das Geschäftsfeld umfasst mittlerweile hochwertige
PC-Lautsprecher ebenso wie Abhörmonitore für professionelle
Tonstudios sowie exklusive Lösungen im automotiven Sektor. Ein
wichtiger Baustein stellt selbstverständlich darüber hinaus
noch das Engagement im Home Hifi-Bereich dar, wo Dynaudio mit ihren
Flaggschiffen sogar bis in die absolute Referenzklasse
vorgestoßen ist.
Unser heutiges Testprodukt erhebt zwar nicht den Anspruch, als
weltbester Lautsprecher betrachtet zu werden, strebt aber im Rahmen
seiner Möglichkeiten dennoch nach Perfektionismus und möchte
zusätzlich durch seine Vielseitigkeit Akzente setzen. Die
Focus 110A wurde entwickelt, um hohe Klangqualität in Einklang mit
kompakten Abmessungen und praktischer Ausstattung zu bringen. Zu diesem
Zweck schlummert in jedem Lautsprecher ein eigener Verstärkerblock
inklusive Klangreglern. Über einen Cincheingang können die
Lautsprecher mit beinahe jedem Quellgerät
direkten Kontakt aufnehmen, ohne auf einen klassischen Verstärker
angewiesen zu sein. Unter diesem Aspekt sind die 1.800 Euro Paarpreis
schnell relativiert, zumal Dynaudio auch verarbeitungsseitig ein hohes
Niveau verspricht. Wir haben uns die Focus 110 A für Sie
angehört und möchten nun der Frage nachgehen, wie sich die
kompakten Aktivlautsprecher im Vergleich zum Wettbewerb schlagen.
Verarbeitung/Design:
technischer Aufbau:
Als einer der wenigen Hersteller mit eigener Chassisproduktion ist
Dynaudio in der angenehmen Lage, maßgeschneiderte Produkte
für seine Lautsprecher anfertigen zu lassen. Auch die Focus110A
verfügt über Dynaudio's aktuelle Esotec+ Chassistechnologie
mit vielen interessanten Details. Für die oberen Frequenzen kommt
ein ausgeklügelter Hochtöner mit einer hauchdünnen,
beschichteten 28mm Gewebemembran zum Einsatz, die mit einer extrem
leichten und öl-gelagerten Aluminiumschwingspule verbunden ist.
Zusammen mit einem kraftvollen Magneten verspricht Dynaudio audiophile
Höchstleistungen in Bezug auf Frequenzumfang, Schnelligkeit sowie
Detaillierungsvermögen. Ein weiterer Vorteil von
Kalottenhochtönern gegenüber Bändchen oder Magnetostaten
liegt zudem in der gleichmäßigeren Abstrahlcharakteristik
ohne Bündelungseffekte.
Beim 145mm Tiefmitteltöner greifen die Dänen zu einem
Membranmaterial aus Magnesium Silikat Polymer (MSP). Dieser
Verbundstoff ist auf maximale Formstabilität sowie einer hohen
inneren Dämpfung ausgelegt, um hinsichtlich
Eigenresonanzverhalten, Klirr und Frequenzverlauf ein
Höchstmaß an Klangqualität zu gewährleisten. Die
Schwingspule besteht aus Aluminium und ist trotz des großen
Durchmessers von 75mm sehr leicht geraten. In Kombination mit einem
kräftigen Magnetantrieb ist das Chassis damit in der Lage, jede
Bewegung exakt auszuführen, was für die Klangdetaillierung
bzw. -präzision von großer Wichtigkeit ist.
Fazit: Dynaudio setzt bei der Focus110A zwar auf aktive Lautsprechertechnologie ohne die Klangqualität zugunsten des Nutzwertes zu opfern. So kommt es, dass die eingebauten Verstärker zwar technisch sehr hochwertig aufgebaut sind und über verhältnismäßig umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten verfügen, während auf zusätzliche Features wie Fernbedienung, Lautstärkeregler oder Digitaleingänge bewusst verzichtet wird. Dieses Modell orientiert sich an der alten Schule des Lautsprecherbaus, wo hochwertige Membranen und eine sorgfältige Feinabstimmung die höchste Priorität genießen.
die technischen Daten in der Übersicht (Herstellerangaben)
Modell / Paarpreis | Dynaudio Focus 110A / 1.800 Euro |
Aufbau | aktiver 2-Wege Bassreflex Kompaktlautsprecher |
Frequenzgang | 45 - 21.000 Hz (+-3db) |
Verstärkermodul | jeweils 50 Watt Leistung für Hoch- und Tiefmitteltöner Frequenz- und Pegelanpassung Cinch-Eingang |
Abmessungen | 17,3 x 30,5 x 32,2cm (B,H,T) |
Gewicht | 8,5 Kilogramm/Stück |
Testumgebung:
Sowohl ein MediaPC (rechts oben) mit hochwertiger Studio Soundkarte,
als auch die High-End Vorstufe Audionet PreG2 (links oben) kamen zum Einsatz.
Wir haben die Dynaudio Focus unter verschiedenen Gesichtspunkten kennengelernt: die Lautsprecher durften sich von absoluter Luxuselektronik (Stereovorstufe, Audionet PreG2) verwöhnen lassen, mussten aber auch direkt an einem PC-System ihr Können unter Beweis stellen. Der Großteil der Testreihen fand in unserem akustisch optimierten Referenzstudio statt (rund 50m²), um raumakustische Einflüsse weitestgehend auszuschließen und das Maximum aus den Schallwandlern herauszukitzeln. Desweiteren installierten wir die Focus110A aber auch in Wohnräumen, wo die Praxistauglichkeit im Mittelpunkt steht.
Unsere hauptsächlich eingesetzte Hardware in der Übersicht:
Elektronik | Audionet PreG2 ( ca. 10.000 €) |
Quellgeräte | Accustic Arts Tube-Dac II + Drive II (ca. 14.000 €) MediaPC mit Soundkarte RME-Audio HDSPe AES (ca. 2.000 €) |
AREADVD Baden-Württemberg arbeitet hauptsächlich mit Kabeln von: Mogami (Lautsprecher),
German High-End (NF), Silent-Wire (HDMI), Supra (Subwoofer-XLR) und Audionet (Netzkabel).
Das Referenzstudio wurde von der Firma RTFS akustisch optimiert.
Höreindrücke:
Die Dynaudio Focus110A hat sich bei unseren Hörtests als wohlklingendes Kompaktlautsprechermodell mit seriösen Klangeigenschaften erwiesen. Belässt man die EQ-Schalter in der Neutralstellung liefern die dänischen Klangspender eine gut ausbalancierte Tonalität, die auf eine angenehme bzw. positive Weise unspektakulär ausfällt. Dynaudio hat auf zusätzlichen Glanz im Hochtonbereich genauso verzichtet, wie auf eine Extraportion Stimmvolumen sowie aufgedickte Bässe. Die Focus110A verstehen sich sich somit nicht als "Schönsprecher", sondern verpflichten sich der Klangnatürlichkeit. Dieser Zielsetzung kommt das hohe Maß an Detaillierungsvolumen zugute, mit dem speziell der Hochtonbereich in überdurchschnittlicher Weise versehen ist. Die Focus110A spielen auf eine stressfreie Weise überaus hochauflösend und informationsreich. Bis in die höchsten Lagen durchleuchten die Lautsprecher das Klanggeschehen absolut gewissenhaft und entpuppen sich bei entsprechenden Aufnahmen sogar als kleine Juwelen der Hochton-Brillanz. Mittlere Frequenzen spielen die kompakten Dänen ebenfalls sehr sauber und punktgenau, allerdings könnte die Klangtransparenz im Übergangsbereich zum Hochtöner noch etwas besser ausfallen. Hier gibt sich die Focus110A zwar immer noch sehr akribisch, kann aber die hinteren Klangebenen nicht mehr ganz so sauber durchleuchten, wie in den darüber- bzw. darunterliegenden Frequenzbereichen. Da zwischen 1 und 1,6 Kilohertz eher wenig Sprachwiedergabe stattfindet, wirkt sich dieser Umstand fast nicht auf die Stimmdarstellung aus. Diesbezüglich faszinieren die Testlautsprecher mit ihrer unaufgeregten, natürlichen sowie höchst eloquenten Wiedergabecharakteristik. Sie setzen stimmgewaltige Tenöre mit einem angemessenen Volumen um, sind in der Lage zarte Stimmen mit der notwendigen Sensibilität aufzubauen und bieten eine ausgewogene Mischung aus Prägnanz und Seidigkeit. Die typische Diskussion über die Umsetzung von Zischlauten kommt bei den Focus110A erst gar nicht auf, da sie ein enormes Repertoire besitzen und keine grundlegende Tendenz zum Über- bzw. Entschärfen mitbringen. Jede Aufnahme (bzw. jeder Interpret) ertönt im Sinne des Quellmaterials und zeigt dabei die hohen Differenzierungskünste der Dynaudio Lautsprecher eindrucksvoll auf. Die Basswiedergabe verfolgt einen, für Kompaktlautsprecher eher untypischen, Weg: die Focus 110A setzt ihre Prioritäten eindeutig bei Präzision und Dynamik, wofür im Gegenzug kein rekordverdächtiger Tiefgang geboten wird. Unterhalb 80 Hertz ist bei den Lautsprechern eher wenig los. Im Kickbassbereich beschränkt sich die Focus110A auf eine lineare Abstimmung ohne eine kompaktlautsprechertypische Anhebung, mit der viele Mitbewerber arbeiten, um den Verlust von Tiefbass zu kaschieren. Für basshungrige Musikliebhaber bedeutet die Dynaudio Abstimmung aber nicht automatisch Frust beim Hören. Zum Einen besitzt die hohe Konturierungsgenauigkeit nicht weniger Reize, als eine aufgeblasene Tiefbasswiedergabe, während sich andererseits kaum ein Kompaktlautsprecher derart harmonisch mit einem Subwoofer kombinieren lässt. Schade ist natürlich der Umstand, dass die Einbindung eines separaten Tieftonspezialisten, wegen der nicht vorhandenen Signalausgänge am Lautsprecher, nur über Umwege (am Quellgerät) möglich ist.
In Bezug auf die dynamischen Eigenschaften gehört der dänische Klangspender eindeutig zu der Sorte von Lautsprechern, die ihre feingeistigen Ambition nicht zugunsten von grobdynamischen Reserven eintauschen mussten. Solange man sich mit Pegeln bis 90db begnügt, setzen die Focus110A auch impulsive Lautstärkeschwankungen ohne Fehl und Tadel um. Je höher man sich jedoch anschließend mit dem Pegelsteller begibt, desto schneller werden die physikalischen Grenzen des Tiefmitteltöners ersichtlich. Bis 95db halten sich sowohl die dynamischen Verzerrungen als auch der Präzisionsverlust in annehmbaren Grenzen, doch darüber hinaus muss sie ihrer Membranfläche endgültig Tribut zollen. Selbst ein hinzugeschalteter Subwoofer kann bei basslastiger Dancefloormusik nicht verheimlichen, dass Frequenzen unterhalb 200 Hertz unsauber erklingen. Über den Tiefpassfilter kann man jedoch noch ein paar Pegelreserven entlocken, so dass die meisten Musikliebhaber im normalen Alltagsbetrieb keine Probleme mit der Focus110A bekommen sollten. Dass solche kompakten Aktivlautsprecher weder für Diskopegel oder größe Hörsääle konzipiert sind, sollte ja schließlich jedem Musikliebhaber einleuchten. Wer das akzeptiert, wird von den Dynaudios in Form einer grandiosen Feindynamik reich beschenkt: die Lautsprecher besitzen ein schlichtweg famoses Differenzierungsvermögen, welches sich nicht nur auf die vorderen Klangebenen beschränkt, sondern auch im Hintergrund sehr viele Klangdetails entfaltet. Ähnlich gute Beobachtungen können wir in Bezug auf das räumliche Darstellungsvermögen berichten, wo sich die Focus 110A wohltuend von diversen Artgenossen aus dem Studiosegment (aktive Monitore) abhebt, indem das Klanggeschehen eben NICHT an den Membranen zu kleben scheint. Ganz im Gegenteil: die dänischen Lautsprecher lösen die Akustik sogar ausgesprochen gut vom Korpus und spannen eine breite Bühne mit sehr guter Ortungsgenauigkeit auf. Selbst unterhalb der empfehlenswerten Mindestgröße (Stereodreieck mit Schenkellänge > 2 Meter) entfalten die Lautsprecher eine überzeugende Tiefenstaffelung sowie Klangtiefe.
Klangfazit:
In der Kombination ihrer Eigenschaften erweist sich die Focus110A als auflösender Kompaktlautsprecher mit klarem Hang zur ehrlichen, ungeschminkten Klangwiedergabe. Die eingeschränkte Tiefbasswiedergabe und die vergleichsweise früh limitierende Pegelfestigkeit werden durch mustergültige Leistungen in den Disziplinen Klangdetaillierung, Präzision, Feindynamik sowie Raumdarstellung mehr als wettgemacht. Dadurch spielen die Lautsprecher enorm flüssig und transparent. Sie besitzen ein gutes Timing und eignen sich auch für die audiophil-angehauchte Wiedergabe von komplex aufgebauten Stücken vorzüglich.
Fazit:
Mit Liebe fürs Detail widmen sich die Focus 110A jeder Musikrichtung
mit großer Hingabe. Die integrierte Elektronik adelt die Lautsprecher
insbesondere für den Direktanschluss an Streaming-Quellen
zu einer erstklassigen und kosteneffizienten Wahl.
Dynaudio Focus 110A
aktiver Kompaktlautsprecher
Paarpreis: 1.800 Euro
Test: 10.März 2010
Website des Anbieters. www.dynaudio.deText: Lars Mette