High-End Test: Sherwood Newcastle P-965/A-965 Cinemike Vor-/Endstufenkombination
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(14.8.2006 - LM)

Technische Features und Ausstattung:

Wie schon in der Einleitung erläutert, möchten wir uns in dieser Rubrik vornehmlich auf die Tuning-relevanten Themen konzentrieren. Selbstverständlich stellen wir Ihnen auch die Grundeigenschaften dieser Gerätekombination noch einmal kurz vor, doch für ausführlichere Informationen bitten wir Sie den vorangegangenen Test der Original P-965/A-965 Kombination zu lesen. Bitte beachten Sie, dass diese Rubrik nun im Hinblick auf den deutlich höheren Kaufpreisbewertet wird, und daher keine Deckungsgleichheit mit dem Bericht der Originalgeräte vorhanden sein muss.

  -Anschlüsse: 

Über mangelnde Anschlüsse kann sich ein P-965-Besitzer wahrlich nicht beklagen. Ein paar zusätzliche digitale Eingänge könnten zwar nicht schaden, sind aber bei Vorstufen fast immer Mangelware. Für analoge Quellgeräte stehen insgesamt 10 Stereo-Chinch Eingänge zur Verfügung, was auch für große Gerätefuhrparks ausreichen dürfte. Positiv kann sich die P-965 wegen ihres Front-AV Einganges abheben, der sowohl 2 analogen Videoanschlüssen auch jeweils einen digitalen und analogen Audioeingang aufweisen kann. Was wir leider hingegen komplett vermissen, sind Hochgeschwindigkeitsschnittstellen wie z.B. iLink. Den Cinemike-Entwicklern kommt dieses aber sehr entgegen, denn sie wollen diese Baugruppen wegen ihren klanglichen Nachteilen ohnehin nicht in "ihren" Geräten haben und würde einen entsprechenden wahrscheinlich sowieso komplett deaktivieren.

Die Endstufe hingegen bietet nicht unbedingt eine opulente Anschlussvielfalt. Die etwas einfach ausgeführten Chinch-und Lautsprecherterminals reichen aber für die meisten Zwecke aus. Schön wäre es, wenn die A-965 auch über XLR Anschlüsse verfügen würde, so dass beispielsweise eine zusätzliche High-End Stereo-Vorstufe parallel zum P-965 konnektiert werden könnte. Das Fehlen dieser Ausstattungsdetails ist jedoch nicht Sherwood anzukreiden, denn ursprünglich kostet die Endstufe weit unter 2.000 Euro, wo solche Features nicht üblich sind. Es wäre demnach also Aufgabe der Tuning-Entwickler, nicht nur die inneren Baugruppen (dazu später mehr), sondern auch die äußeren Anschlüsse zu verbessern. Bei einem Tuningaufpreis von insgesamt fast 1.200 Euro wären ein paar bessere WBT-Terminals unserer Meinung nach durchaus machbar gewesen. Immerhin bietet Cinemike die Möglichkeit einer internen Kaskadierung der Endstufen an. Wenn ein Kunde nur ein 5.1 Setup benutzt, besteht die Möglichkeit, den sechsten und siebten Verstärkerzug jeweils den Frontkanälen zuzuordnen, um Bi-Amping zu betreiben. Wenn dies noch vor dem Tuning-Upgrade in Auftrag gegeben wird, kostet dieses sogenannte "Bridging" keinen Cent Aufpreis. Last but not least: zum synchronisierten Ein-/Ausschalten besitzt die A-965 einen 12V Trigger Eingang. Mit einem handelsüblichen 1,5mm Klinkenstecker (liegt den Geräten bei), ist es somit auf einfache Art möglich, beide Geräte miteinander zuverbinden. 

  -DSP-Sektion: 

DSP-Programme en Masse bietet die P-965 ohne jeden Zweifel. Für eine High-End Vorstufe grenzt die Auswahl schon fast an Gigantismus - sind doch zusätzlich zu den etablierten Dolby und DTS Normen (jeweils mit PL2x bei 7.1 Umgebungen kombinierbar) noch insgesamt 12 weitere DSP-Modi an Bord.

Schauen wir uns die DSP-Programme im Einzelnen an:

Dolby Digital inkl. DD.EX und PL2x. 
Dolby Pro Logic II x Surround
Dolby Pro Logic II Surround (Movie, Music)
Dolby Headphone(1/2/3)
Dolby Virtual Speaker(2/3/4/5 Speaker Layout)
DTS inkl. DTS.ES. DTS 96/24
DTS-ES (Discrete/Matrix)

12 DSP Modes (Theater/ Movie/ Hall 1,2/ Stadium/ Church/ Club 1,2/ Arena 1,2/ Game/ Matrix

Bass Management für den 7.1 Analog-Input (für SACD/DVD-Audio)
Stereo-Modus (mit aktiviertem Bass-Management) inkl. eventuellen Downmixing von Surround-Quellen
Pure Audio (Abschaltung aller nicht benötigten Schaltungen)

Wie Sie sehen, unterstützt die P-965 alle momentan denkbaren Wünsche bezüglich DSP-Modi. Erwähnenswert ist in diesem Bezug noch die Möglichkeit, bei Dolby Digital eine Midnight-Schaltung (Dynamikkompression) in 10 Schritten auszuwählen. Von den 12 Zusatz-DSP Modi haben sich vor allem die beiden Varianten "Movie" sowie "Matrix" im Alltag sehr bewährt. Erstere sorgt bei TV-Sitcoms á la "Eine schrecklich nette Familie" für einen besseren räumlichen Eindruck, als die Dolby/DTS Pendants, und die erwähnte "Matrix" Funktion ist eine gut klingende All-Channel-Stereo Funktion. Satte 9 Wertungspunkte sind der P-965 in dieser Diziplin absolut sicher - mehr können wir in Hinblick auf die Produkte von Lexicon leider nicht vergeben, da es hier (für ähnliche Preise) bereits das famose Logic7 gibt. 90% aller anderen Vorstufen schneiden jedoch definitiv deutlich schlechter als die Shewood P-965 ab - teilweise wird hier nur 5.1 geboten.

  -Video-Features:  

Im P-965 befindet sich eine Videosektion mit integriertem Normwandler. S-Video, Composite und Component Signale werden nicht nur simultan bei der Quellenwahl mitgeändert, sondern auch jeweils über alle 3 Monitor-Out Anschlüsse ausgegeben. S-Video und Composite können dabei zur Ausgabe per Component konvertiert werden. Da der P-965 das On Screen Display auch über den Component Ausgang bereitstellt, genügt bei modernen AV-Systemen eine Verbindung zwischen Vorstufe und Bildwiedergabegerät. Die Videokonvertierung und das Durchschleifen funktionierten in unserem Testbetrieb einwandfrei. Auch das HDTV Signal unserer XBOX360 (1280x720p) wurde ohne sichtbaren Verlust durch die P-965 transportiert. Trotzdem gibt es diesbezüglich deutlich bessere Geräte: Marantz betreibt bei den Geräten aufwärts des SR-7500 (999 Euro) eine noch aufwändigere Umsetzung von S-Video/Composite auf Component, indem die eingehenden Signale neu getaktet bzw. etwas aufbereitet werden. Und Denon Kunden erhalten "schon" mit dem AVC-A11XV (3.500 Euro) eine komplette Videoschaltzentrale mit Scaler, De-Interlacer und 5fach HDMI Umschaltung.

Erweiterte Wünsche kann Sherwood nun mit dem (endlich lieferbaren) HSB-600 bedienen. Dieser 399 Euro kostende HDMI-Switch passt sich optisch nahtlos an die Vorstufe an und ergänzt diese auch aus funktionaler Sicht treffend. Der HSB-600 erweitert das Funktionsangebot sowohl in Bezug auf HDMI-Switching, als auch die Wandlung von Component auf HDMI. Dabei arbeitet er vollkommen transparent, so dass weder zwischengeschaltete De-Interlacer noch Scaler im Signalweg sind. Dies macht insbesondere dann Sinn, wenn sowieso hochwertige Bildwiedergabegeräte eingesetzt werden. Außerdem ist auch bei der digitalen Signalübertragung per HDMI zu beachten, dass die deutlich gestiegene Bandbreite eines 720p Signales (im Vergleich zu einem 576p Datenstrom) besonders bei längeren Kabelverbindungen mit Verlusten behaftet sein kann. Wer hingegen schon direkt im Videoswitcher die native Panelauflösung ausgeben will, kann auch mit professionellen, externen Scalern wie dem cinemateq Picture Optimizer II SDI vorlieb nehmen. Für diesen Anwendungsfall hat Cinemike übrigens ebenfalls schon ein Tuningpaket parat, um auch die bestmöglichste Scaling-Fähigkeiten liefern zu können. Doch wer diese zusätzlichen Features will, muss im Vergleich zu einem HSB-600 deutlich tiefer in die Tasche greifen: ein Cinemateq Picture Optimizer Plus II SDI kostet in der Grundausstattung knapp 2.000 Euro, mit dem Tuningpaket liegt er sogar bei fast 3.000 Euro. In Kürze stellen wir Ihnen beide Geräte in Form eines ausführlichen AREADVD Hardware Tests vor.

Doch zurück zum HSB-600: die drei HDMI Anschlüsse teilen sich auf eine Ausgangs- sowie zwei Eingangsbuchsen auf. Als dritte Quelle fungiert der Component-Anschluss, mit der beigelegten Fernbedienung erfolgt die Umschaltung. Wer den HSB-600 als Standalone-Gerät einsetzt, dürfte auch an der Audiofunktion Gefallen finden: Auf den HDMI Ausgang kann das Audiosignal des optischen Digitalausganges gelegt werden, um HDMI 1.1 fähige Plasmabildschirme mit Bild und Ton gleichzeitig zu versorgen. Übrigens: einen eventuellen Bild/Ton-Versatz kann der P-965 dank seiner Lip/Sync Funktion ausgleichen, wenn zeitintensive Rechenoperationen die Bildausgabe um bis zu 100ms verzögern.

Leider steht uns momentan nur ein Show-Sample zur Verfügung, so dass wir auf die Eigenschaften des "fertigen" Gerätes an dieser Stelle nicht weiter eingehen können. In Bezug auf diesen Test der getunten Vor-/Endstufenkombination können wir jedenfalls schon einmal festhalten, dass mit dem HSB-600 eine günstige,
effektive Erweiterung der Videofeatures geboten wird. Mit Sicherheit bietet mancher AV-Bolide diesbezüglich noch weitaus mehr Features, doch im Vergleich zur Vor-/Endstufenkonkurrenz positioniert sich die Sherwood-Kombi damit trotzdem auf der Pole-Position. Falls Sherwood kurzfristig dennoch eine weiterentwickelte Version des HSB-600 anbieten sollte, würden wir uns sehr über ein paar zusätzliche HDMI-Ports sowie eine 1.3 Kompatibilität freuen. 

  -Bedienung/Upgrade:  

Das On-Screen Menü der P-965 präsentiert sich aufgeräumt und erlaubt schnelle Änderungen aller Systemparameter.

Trotz praktischer Fernbedienung gestalten sich nicht alle Bedienvorgänge intuitiv bzw. einfach. Abgesehen von einigen kleineren Kritikpunkten (wie etwa die unübliche Aufteilung der Bedienknöpfe auf der Gerätefront) stört vor allem die Tatsache, dass sämtliche OSD-Informationen ausschließlich über die Videoausgänge bereitgestellt werden. Eine simultane Anzeige der Menüstruktur im Gerätedisplay erfolgt leider nicht. Dies ist auch insofern ein Manko, als dass viele Funktionen, wie etwa die Dynamik-Reduzierung oder die DSP-Justagen, ausschließlich per OSD vorgenommen werden können. Für Installationen, in denen der P-965 sowieso mit dem Plasma-TV verbunden ist, stellt dies zwar nur ein geringeres Problem dar, doch Beamerbesitzer dürften sich nicht gerade darüber freuen, bei jedem Menüzugriff den
Projektor einschalten zu müssen. So sollte man sich dann als Alternative einen kleinen LCD-Kontrollmonitor zulegen. Sind die grundlegenden Einstellung jedoch erst einmal vorgenommen, kann man sich sehr schnell an das Bedienkonzept gewöhnen, man kommt im Alltag ordentlich damit zurecht, auch wenn die Ergonomie nicht ganz an die diesbezüglich ausgefeilteren Produkte von  z.B. Onkyo oder Denon heranreicht. 

Die Teilbewertung in Höhe von 7 Punkten verdankt die Vor-/Endkombi zudem den vielen Funktionen, die mit der beigelegten Fernbedienung möglich sind. Von hinterlegten Hersteller-/Gerätepresets bis hin zur Makrofunktion und Lernmöglichkeit, bietet der hochwertige IR-Controller fast alles, was man sich wünschen kann.


Positiv werten wir die unkomplizierte Upgrademöglichkeit per USB, so dass jeder PC-versierte User selbstständig Aktualisierungen an der Firmware vornehmen kann. Außerdem bleibt zu hoffen, dass im Zuge einer neuen Software vielleicht ja auch die Problematik mit dem OSD gelöst wird. Die


Die insgesamt ordentliche Teilbewertung in Höhe von 7,5 Punkten verdankt die Vor-/Endkombi zudem den vielen Funktionen, die mit der beigelegten Fernbedienung möglich sind. Von hinterlegten Hersteller-/Gerätepresets bis hin zur Makrofunktion und Lernmöglichkeit, bietet der hochwertige IR-Controller fast alles, was man sich wünschen kann. 

  -Anpassung an Raum und Lautsprecher: 

In diesem Punkt zeigt sich die puristische Klangphilosophie, die Cinemike anstrebt. Im Standardzustand gehört die P-965 schon nicht zu den flexibelsten Vorstufen, doch nach dem Tuning wurde nun auch der Klangregler als auch die EQ-Funktion aus dem Signalpfad herausgenommen. Das führt laut Hersteller zu einer deutlich gesteigerten Klangqualität, aber nicht jeder Anwender dürfte sich klaglos damit abfinden, nicht einmal eine Bass- oder Trebleregelung mehr vornehmen zu können. Die Justage der Lautsprecherabstände erfolgt in verbesserungswürdigen 30cm Schritten, und auch in Bezug auf die Einpegelung würden wir uns eine feinere Einstellung als 1-db-Schritte wünschen. Eine Subwoofer-Entfernung lässt sich leider erst gar nicht einstellen. Das Bass-Management gehört ebenfalls nicht zu den ausgefeiltesten am Markt, hält aber die wichtigsten Grundfunktionen  parat: Alle auf "small" eingestellten Lautsprecher werden bei der zuvor eingegeben Frequenz (40,60,80,100 oder 120Hz) getrennt, zusätzlich kann noch ausgewählt werden, ob der Subwoofer parallel zu den Frontlautsprechern auch deren Basseffekte wiedergeben soll (LFE + Main). Aufgrund der gebotenen Eigenschaften kann die getunte Sherwood Vor-/Endkombi hier keine Glanzpunkte setzen, doch viele noch deutlich puristischere Vorstufen zeigen, dass Sherwood zumindest die elementarsten Grundfunktionen integriert hat.

Ein hochwertiges Messmikrofan samt seperatem Vorverstärker befindet sich im reichhaltigen Lieferumfang. Der Anschluss erfolgt über je einen der hinteren Trigger- sowie Chinch Eingänge und erfordert somit auf der Rückseite der Vorstufe. Einen bequemen Anschluss hinter der Frontklappe sucht man leider vergeblich. Über die Auto-Einmessung wird die Entfernung, Abstandangabe, Pegeleinstellung und Größe der jeweiligen Lautsprecher ermittelt. Dieser Luxus ist nur in absoluten Ausnahmefällen bei Vorstufen zu finden und erleichtert speziell den Einsteigern die Inbetriebnahme.

  -Geräteaufbau bzw. Tuningeingriffe: 

Der Grund, warum sich Cinemike just die Sherwood-Flaggschiffe für ihre Tuning-Aktionen herangenommen hat, ist denkbar einfach begründet: Der stringente Grundaufbau mit seinen klar getrennten Baugruppen bietet ideale Voraussetzung, um effektives Tuning zu ermöglichen. Bei AV-Boliden beispielsweise sorgen die beengten Platzverhältnisse für gegenseitige Signal- und Wärmebeeinflussungen, was im Widerspruch zum Streben nach der höchsten Klanggüte steht.

Das Layout der P-965 Endstufe deklassiert ihre AV-Boliden Pendants geradezu: zwei kräftige Ringkerntrafos stehen den insgesamt 7 Kanälen zu Verfügung, welche in modularer Bauweise angeordnet sind. So werden Übersprechungseffekte bzw. gegenseitige Beeinflussung deutlich minimiert. Jeder Kanal hat seinen eigenen Endverstärker mitsamt großflächigem Aluminiumkühlkörper. Damit der Endstufe auch bei beanspruchenden Effektsalven nicht die Puste ausgeht, darf sie auf insgesamt 78.000 Microfarad Siebungskapazität zurückgreifen. Damit ist der "Stromspeicher" üppig dimensioniert, ein Pioneer VSA-AX10Ai-S (ca. 5.300 Euro) muss sich beispielsweise mit insgesamt (ca.) 60.000 Microfarad begnügen. So weit, so gut - die A-965 hat uns ja bereits beim Test der ungetunten VE-Kombi sehr imponiert, wir möchten uns nunden Cinemike-Modifikationen widmen:

Mit einer Leistungsaufnahme von bis zu 1000 Watt, sowie 150Watt an 4 Ohm auf allen Kanälen gleichzeitig (die Stereo-Performance liegt gar bei 300Watt 4Ohm) ist die P-965 wahrlich ein Muskelprotz. Cinemike hat daher nicht das Ziel, hier reine Zahlenkosmetik zu betreiben und belässt diese Rahmenbedingungen beim Alten. Das Tuning setzt bei einem vollkommen anderem Punkt an: Ähnlich wie bei manchen Bodybuilder, kann diese Endstufe teilweise vor lauter Kraft schon gar nicht mehr richtig laufen (übertrieben formuliert). Die Modifikation hat daher das Ziel, den Signalfluss ohne Limitierungen zu ermöglichen, so dass die Impulsivität und Klangtreue das volle Potential derArchitektur ausnutzen kann. 

Hier haben wir für sie einen einzelnen Kanal aus dem Gerät ausgebaut. Durch das Cinemike Tuning wird der komplette Signalweg überarbeitet, indem ein Großteil der Signalkondensatoren und Widerstände ausgewechselt werden. Hier kommen extrem genaue (>0,01%ige) sowie unmagnetische Wiederstande zum Einsatz, die per strenger Handselektierung verarbeitet werden und für eine nochmalige Anhebung der Klangqualität sorgen sollen. Zusätzlich tauscht Cinemike auch die Stabilitätselkos gegen hochwertigere Modelle aus. Diese Änderungen werden direkt an den jeweiligen Monosektionen durchgeführt.

Durch die gezielte Optimierung einzelner Kanäle, ist es jedem Kunden freigestellt, ob er sämtliche Verstärkereinheiten modifiziert haben will. Der Tuningpreis setzt sich zusammen aus einer Grundpauschale von 100 Euro (Gerät auf/zu schrauben, kaufmännische Abwicklung) sowie 140 Euro pro getuntem Kanal. Bei dieser Gelegenheit können zwischen den Kanälen auch interne Brücken geschaltet werden (ohne Aufpreise), um Bi-Amping wirkungsvoll und ohne signalmindernde Y-Kabel durchführen zu können.

Ähnlich aufgebaut wie ein PC, präsentiert sich die P-965: eine zentrale Hauptplatine verbindet alle Bauggruppen, welche sich modular als Steckkarten im Gehäuse befinden. Kabelverbindung reduzieren sich dadurch enorm, die wenigen, übriggebliebenen werden über einen zentralen Kabelkanal geführt, um für Ordnung im Gerät zu sorgen. Direkt hinter dem Display thront ein großer Ringkerntrafo, der die Vorstufe mit Strom versorgt und mit einem massivem Schirmungstopf 

Die P-965 mit abgenommener Rückwand: die vorderste Platine ist das analoge Ausgangsboard. Dahinter wäre das Digitalboard, welches aber auf dem Bild bereits ausgebaut ist. Anschließend folgt die analoge Eingangsplatine, gefolgt von 3 Steckkarten, die sich um Videofunktionen kümmern. Das Cinemike-Tuning Level 2 betrifft hauptsächlich das Netzteil (nicht im Bild) sowie die analoge Ausgangsplatine sowie das Digitalboard. Insgesamt besteht das umfangreiche Tuning aus über 250 Modifikationen ! 

In Bezug auf die analoge Ausgangsplatine wären dies im Detail folgende Schritte:

- sämtliche Signalkondensatoren sowie Signalwiderstände werden gegen höherwertigere, klanglich bessere getauscht
- edle Ausgangs-Operationsverstärker von "Burr Brown" ersetzen die ursprünglich eingesetzten Komponenten
- alle Spannungselkos bestehen nach dem Tuning aus klanglich ausgesuchten Low ESR-Typen
- der Stereoweg wurden den anderen Kanälen angeglichen. Hier wurde beispielsweise der zuschaltbare Equalizer hardwaremäßig komplett herausgenommen, um den Signalweg deutlich zu verkürzen. (dadurch auch eine Einsparung einer kompletten OP-Stufe)


Die Digitalplatine in ihrer ganzen Pracht. Rechts sehen Sie die Digitalanschlüsse (rote Markierung), die ihre Daten direkt an den zentralen Prozessor  senden (blau markiert, unter dem Passivkühlkörper). Dieser übernimmt dann das Dekodieren bzw. das Anwender der DSP-Modi und errechnet dadurch die einzelnen Kanäle. In den linken Komponenten (gelb markierter Bereich) durchlaufen die Signale dann die D/A Wandlung und  gelangen abschließend über die untere Steckverbindung (grüne Markierung) als seperate Analogsignale an die analoge Ausgangsstufe. 

Schauen wir uns nun einmal den Bereich der D/A Wandlung einmal genauer an: 4 hochwertige D/A Wandler von Analog Devices mitsamt nachfolgendem Operationsverstärker übernehmen je 2 Kanäle und ermöglichen so die 7.1 Wiedergabe. Wir haben hiervon einen Strang farblich markiert und möchten Ihnen an diesem Beispiel schildern, wo in diesem Fall das Cinemike-Tuning eingreift. 

Die D/A Wandlung erfolgt zwar in dem original verbauten Wandler (blau markiert), damit dieser aber noch besser arbeiten kann und keine klanglichen Details verschluckt, wurden die entsprechenden Spannungselkos (rot markiert) komplett gegen bessere Low ESR-Typen ausgetauscht. Die Spannungsversorgung ist somit noch stabiler und sorgt für eine bessere Filterung. Dasselbe gilt auch für die Kondensatoren (gelbe Markierung), welche den Operations-Verstärker mit Gleichspannung versorgen. Im Gegensatz zum D/A Wandler ist der OP-Verstärker (grüne Markierung) jedoch ebenfalls eine Neubestückung von Cinemike. Obwohl hier schon im ungetunten Zustand ein original "Burr-Brown" OP-Verstärker verbaut ist, wird er gegen eine noch bessere Komponenten (ebenfalls von "Burr-Brown") ersetzt. 

Nur auf dem oben abgebildeten Abschnitt befinden sich insgesamt schon ca. 50 Modifikationen (unter anderen sämtliche komplett silbernen Kondensatoren) ! Folgende Optimierung erhält die Digitalplatine zusätzlich noch:

- alle Signalkondensatoren werden gegen klanglich bessere, dynamisch aufspielendere Typen getauscht
- großer Aufwand steckt speziell in der coaxialen Digital-Eingangsbeschaltung. Hier wurde ausführlich optimiert, nachdem mindestens 30 verschiedene Signalkondesatoren an dieser Stelle ausführlichst im Labor und Hörstudio gegeneinander antreten mussten. Dieser Aspekt alleine, soll (laut Cinemike) schon einen erheblichen Klangfortschritt mit sich bringen.



Neben dem mächtigem Ringkerntrafo gehört auch die Platine zum intenen Netzteil des P-965. Hier setzt das Cinemike-Tuning ebenfalls an:

- die zuständigen Gleichrichterdioden für analoge sowie digitale Sektion werden jeweils durch deutlich schneller Dioden ersetzt.
- sämtliche Siebungskondensatoren (auch wieder sowohl für die digitale und analoge Sektion) erfahren ebenfalls einen Austausch gegen schnellere und klanglich vorteilhafte Modelle.
- Optimierung der Ausgangsstabilisierungselkos der Spannugsregler.

Zusammenfassend wird beim Betrachten des Tuningsumfangs recht schnell klar, warum die Eingriffe nicht zum Low-Budget Preis realisierbar sind: es steckt eine extrem aufwändige Entwicklungsarbeit dahinter, die gleichermaßen durch Mess-/Labortechnik aber auch umfangreichen Hörversuchen begleitet wird. Die verbauten Komponenten sind allesamt handselektiert und gehören sehr hochwertigen, prominenten Zuliefereren an. Außerdem ist ein solcher Umbau mit meherern Stunden Arbeit sehr zeitaufwändig - nach Abschluss der Arbeiten wird jedes Gerät sogar einer individuellen Hörprobe unterzogen. Auf speziellen Kundenwunsch kann Cinemike auch Hörvorlieben in die Abstimmungsarbeit einfließen lassen (z.B. der Wunsch nach einer besonders intensiven Bass-Darbietung). Wir sind schon sehr gespannt, wie (und ob) sich der große Aufwand auch klanglich niederschlägt. 

Fazit Technik/Ausstattung:  

In Bezug auf den technischen Aufbau sammelt bereits die ungetunte Variante fleißig Punkte, dazu kommen die umfangreichen Tuningmaßnahmen, die unsere Höchstpunktzahl absolut rechtfertigt. Im technischen Bereich gibt es generell nur zwei ernsthafte Kritippunkte: für enthusiastische Home-Cineasten mit Sicherheit verschmerzbar, ist das Manko mit dem OSD-Zwang. Bei Projektorenbesitzer kann es jeduch durchaus ernsthafte Probleme mit sich bringen. Im Vergleich der 3500-Euro Klasse konnten wir bezüglich der Fernbedienung noch sehr lobende Worte finden, doch in Verhältnis zur 7000-Euro Konkurrenz stellt sich keinesfalls mehr ein besonderes Highlight dar. Mit Sicherheit ist sie dennoch sehr praktisch und alltagstauglich, kann sich aber gegenüber den Touchscreen- sowie Aluminium-Rivalen nicht in das Rampenlicht stellen. Der zweite Kritikpunkt betrifft die eingeschränkte Anpassungsfähigkeit an Raum und Lautsprecher. Zunächst haben die Cinemike-Ingenieure zugeschlagen und die EQ- sowie Bass-/Treble Funktion entnommen, zusätzlich bietet die Vorstufe ohnehin nur recht grobe Anpassungsmöglichkeiten. Unterm Strich sind diese zwar in manchen Fällen durchaus ausreichend, aber im Vergleich zu vollparametrischen Equalizern (Audionet) und der Audyssey-Einmessung (Denon) einfach zu wenig. Letzters trifft glücklicherweise nicht auf die Anschlussvielfalt als auch die Videooptionen zu (bezogen auf die Kombination mit dem HSB-600) - hier schüttelt die getunte Sherwood Vorstufe mühelos den Großteil aller Vor-/Endstufen Konkurrenten ab.

Testaufbau und Kombinationsempfehlung:


Unser 24.000 Euro Isophon/A.C.T. -Gespann wird zwar nicht vollkommen ausgereizt, für seine Preisklasse hingegen macht die Sherwood Kombi eine brillante Figur.

Bei unseren High-End Tests ist es uns sehr wichtig, intensiv und mit bestens bekannten bzw. bewährten Komponenten zu arbeiten. Als Lautsprecher-Set kamen daher hauptsächlich unsere Isophon- und Monitor Audio Zusammenstellungen zum Einsatz. Die Beurteilung der Bass-Präzision auf dem LFE-Kanal nehmen wir mit Hilfe der extrem präzisen Subwoofer von A.C.T. vor. Dank aktiver Regelungselektronik und geschlossenem Gehäuse bieten die beiden Al4x3 (Stück ca. 3.200 Euro) ein enormes Maß an kontrollierter Tiefbass-Power.

Um die getunte Sherwood Vor-/Endkombination sinnvoll zu betreiben, empfehlen wir durchaus eine hochwertige Kombination an Schallwandlern, wie in unserem Beispiel. Generell geben sich die Geräte zwar sehr umgänglich mit verschiedenen Lautsprechern, doch um die Vorzüge des Tunings voll genießen zu können, sollten möglichst alle Komponenten ein hohes Niveau mitgehen können. Ein Teufel Theater 8 oder Nubert nuLine 120-Set ist beispielsweise in der Lage, zusammen mit den Sherwood Cinemike-Komponenten schon ein beeindruckendes Heimkinofeeling in den eigenen vier Wänden zu realisieren – allerdings zielt das tuning stark auf eine Verbesserung klassischer audiophiler Tugenden ab. Daher ist die nuLine 120-Set/Teufel Theater 6/8/10-Fraktion bei Boliden vom Schlage eines Denon AVC-A1XVA (6.999 €) definitiv besser aufgehoben.  In Bezug auf die Umsetzung von diffizilen Klangdetails empfehlen sich daher andere Surround-Sets gerade für diese Cinemike Kombination. Es geht um Lautsprecher Set-Ups, die eine beeindruckende Feindynamik und einen kristallklaren Hochtonbereich realisieren können, also Tugenden bieten, die der bass- und effektorientierte Heimcineast in diesem Umfang gar nicht wünscht, der sehr erfahrene Musikhörer und sehr reife Filmbetrachter aber fokussiert. Abgesehen vom hochpreisigen Isophon-Setup (ca. 20.000 Euro) gibt es auch günstigere Wege, das Maximum aus den veredelten Sherwood-Geräten herauszukitzeln. Sowohl die Monitor Audio Gold-Signature-, als auch die Wharfedale Opus Serie bieten für vierstellige Beträge (bezogen auf ein 5.1 Set) bereits beachtliche audiophile Tugenden. Wichtige Eigenschaften, die das Lautsprecher-Set erfüllen sollte, sind hohe Auflösung im Hochtonbereich, eine klare Mitteltonwiedergabe, sowie die Fähigkeit, Bass-Impulse schnell und präzise umsetzen zu können. Wegen der neutralen Tonalität der Vor-/Endkombi würden wir eher davon abraten, schlank abgestimmte Lautsprecher (z.B. KEF Reference Serie) zu verwenden. Auch die Wahl der/des Subwoofer(s) sollte nicht leichtfertig erfolgen: Es macht wenig bis gar keine Sinn, eine sehr hochwertige Vorstufe mit einem schwammig spielendem Subwoofer zu kombinieren. Im gleichen Atemzug sollte selbstverständlich auch die oft unterschätzte Raumakustik beachtet werden. Selbst wenn die Elektronik in der Lage wäre, noch mehr Klangnuancen liefern zu können, so wäre dies in Anbetracht eines hallig klingendem Raumes eine eher sinnlose Investition. Hier können meist "schon" 2.000 Euro an speziellen Akustik-Absorbern weit mehr Effekt bzw. Verbesserung bewirken als ein Upgrade zu einem deutlich hochpreisigerem  Verstärker. Da die Raumakustik eines der grundlegenden Faktoren für den Klang darstellt, möchten wir Sie dazu ermutigen, sich hier viele eigene Erfahrungen anzueignen. Hierfür sind Internetforen sehr geeignet. Doch Vorsicht: Es findet sich auch viel Fragwürdiges in der hiesigen Foren-Landschaft. Konsultieren Sie ergänzend lieber einen Fachmann und lassen sich ihren Hörraum schnell und effektiv akustisch verbessern. Sie werden feststellen, dass nun die Unterschiede, die z.B. die getunte Vor-/Endstufenkombination mit sich bringt, deutlichbesser nutz- bzw. hörbar sind.



Die Monitor Audio Gold-Signature Kombination harmoniert mit den getunten Cinemike-Geräten hervorragend.

Sofern die Raumakustik als auch die Lautsprecher kein limitierender Faktor sind, empfehlen wir auch die Quellgeräte einer genauen akustischen Betrachtung zu unterziehen. Speziell über die digitalen Eingänge klingt die sherwood-Cinemike Kombination vorzüglich, aber dennoch spielt die Qualität der Zuspielung eine große Rolle. Sie können sich sehr gerne einen 150 Euro DVD-Player aus dem nächstgelegenem Elektro-Fachmarkt ins Wohnzimmer stellen und damit zufrieden sein. Wer aber an einer hochwertigen Surround-Anlage wirklich auf hohem Niveau mitspielen will, der sollte auch dem Digitalklang seines DVD-Players Beachtung schenken. Empfehlungen können wir diesbezüglich über den Onkyo DV-SP1000E (ca. 4.600 Euro), als auch in Bezug auf den Cinemike DVD-3910 Level3 SDI (ca. 3.300 Euro) aussprechen.  



Wer nicht gleich mehrere tausend Euro für einen audiophilen Player ausgeben will, sollte sich die Cinemike-Edition Sherwood SD-860 einmal genauer ansehen - bzw. anhören: für verhältnismäßig wenig Geld (ca. 900 Euro) bietet er nach dem Tuning (speziell über den coaxialen Digitalausgang) ein Klangnivau, welches sonst nur deutlich höheren Preisklassen vorbehalten ist. 

Unsere Testumgebung in der Übersicht:

7.0 Lautsprecher-Set : Isophon EuropaII, Solaris, 4x Galileo (ca. 20.000 Euro)
5.0 Lautsprecher-Set 1 : Monitor Audio GS60 Set ( ca. 6.800 Euro)
5.0 Lautsprecher-Set 2 : Wharfedale Opus2-Set (ca. 7.100 Euro)
Subwoofer: 2 Stück A.C.T. AL4x3 (je ca. 3.200 Euro)

DVD-Player 1: Onkyo DV-SP1000E (ca. 4.600 Euro)
DVD-Player 2: Cinemike DVD-3910 Level 3 SDI (ca. 3.300 Euro)
DVD-Player 3: Sherwood Newcastle SD-860 Cinemike Edition (ca. 900 Euro)
CD-Player: Marantz SA-15 S1 (ca. 1.500 Euro)

Bildwiedergabe: Pioneer Plasma-TV PDP-506 XDE (ca. 5.500 Euro)

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