Der AREADVD Kompaktlautsprecher Mastertest 2006: zehn Oberklasse-Modelle im Vergleich
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JmLab Electra 1007 BE

  - Verarbeitung: +


Eleganz und superbe Verarbeitung treffen in der Electra 1007BE aufeinander und servieren eine Optik der Extraklasse. Die Stoffabdeckungen werden bei diesem Modell lediglich auf den Tiefmitteltöner aufgesteckt, so dass nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch der Hochtöner möglichst unbeeinträchtigt bleiben.



Einen Großteil ihrer faszinierenden Wirkung verdanken die französischen Schallwandler der sehr nobel wirkenden Materuialzusammenstellung aus (u.a) Echtholz, Glas und poliertem Aluminium. Im Gegensatz zu anderen Focal-Boxen zeigt sich die Verarbeitung der Electra 1007BE auch im Detail von einer absolut tadellosen Quaität. Die Genauigkeit der Stosskanten bzw. de Übergänge zwischen den einzelnen Elementen bestechen mit absoluter Präzision.



Zweiffellos gehört dise Schallwandler nicht zu den billigesten Offerten, die der Markt bereithält - doch in Anbetracht der exzellenten Furnierqualität könnte man die Electra 1007 BE noch deutlich höheren Preisregionen zuordnen, als sie tatsächlich ist. Das verarbeitete Holz wirkt sowohl in Maserung und Farbe sehr natürlich. Hier können sich insbesondere die Ingenieure von ADAM Audio (im wahrsten Sinne des Wortes) eine Scheibe abschneiden.



Ein kleiner Papieraufkleber, wie bei vielen Produkten üblich, reichte den Focal-Entwicklern nicht aus: das Typenschild prangert selbstbewusst im edlem Aluminiumdesign auf der Rückseite der Box.



Die Lautsprecherterminals glänzen ebenfalls durch vorbidliche Verarbeitung, bieten für viele Anschlussarten einen sicheren Halt und lassen sich auch sehr feinfühlig bedienen. Schade nur, dass größere Kabelquerscnitte (ab 6mm²) nur noch mit Mühe in die kleine Öffnung zu bekommen sind.



Die elegant geschwungene Formensprache der Electra 1007BE führen die Lautsprecherständer konsequent fort. Erfreulicherweise gehören diese Schmuckstücke zum Standardlieferumfang dieser Lautsprecher. Die Montageplatte ist exakt auf die 1007BE zurechtgeschnitten; 4 Gewindeschrauben sorgen dafür, dass die Lautsprecher an Ort und Stelle bleiben. Dank des integrierten Kabelkanals steht einer exponierten Aufstellung im Hörraum nichts mehr im Wege.

Rien ne vas plus: zumindest nicht für die Konkurrenz in Bezug auf die Verarbeitung/Design. Was die Franzosen hier abliefern sprengt den Rahmen dieses Vergleichstests, so dass wir neben der 10-Sterne-Wertung noch unseren Bonuspunkt draufpacken, um den Leistungen der Electra 1007BE gerecht zu werden.
  - technischer Aufbau


Um eine lebendige, absolute exakte Wiedergabe des Hochtonbereiches über mehr als fünf Oktaven zu ermöglichen, besitzt die Electra 1007BE neben IAL-System (Infinie-Acoustic-Loading) auch einen Berylliumhochtöner.  Die Membran eines Hochtöners hat mehrere tausend Bewegungen in der Sekunde auszuführen; jede einzelne muss präzise sein. Ist das Material zu träge, weil zu schwer, schwingt es nach oder erzeugt gar Eigenresonanzen, was einer präzisen Darstellung sehr abträglich ist. Beryllium, das im chemischen Periodensystem Be abgekürzt wird und so der Linie ihren Namen gibt, ist eines der besten Materialien, wenn es um die astreine, aber hochdiffizile Wiedergabe höchster Frequenzen geht. Beryllium verbindet außerordentliche Leichtigkeit, Steifigkeit und Dämpfung besser als viele andere eingesetzte Materialien. Mit der nach innen (invers) gewölbten Kalotte von Focal werden die Vorteile noch verstärkt, weil die Schwingspule ihre Kraft genauer und mit weniger Verlusten überträgt. Doch das ist es nicht allein, was den Hochtöner so besonders macht. Es ist der Aufbau der ganzen Chassis, deren Rückwand über eine Schaumstoffdämmung verfügt sowie über eine Öffnung, über die der durch die Schwingungen aufgebaute Luftdruck entweichen kann.


Der Aufbau des Hochtöners im Detail.



Mittel- und Tieftöner profitieren von der Sandwich-W-Membran - einer Eigenentwicklung von Focal. Mehrere Schichten Glasfaser liegen (wie die Brötchen eines Sandwichs) auf beiden Seiten einer Schaumstoffmatte. Hohe Dämpfung und große Steifigkeit verhindern ein Nachschwingen und Eigenresonanzen. Abgerundet wird der technische Aufbau von einer sehr hochwertigen Frequenzweiche, die beide Chassis perfekt miteinander arbeiten lassen soll. Die Entwickler legten großen Wert auf eine phasen- und zeitgenaue Arbeitsweise und pflanzten der Electra-Serie die OPC-Funktion ein (Optimal Phase Crossover).  Als Besonderheit ist die Frequenzweiche dabei jedoch so ausgelegt, dass lediglich Single-Wiring möglich ist. Bi-Wiring/Amping würde die Vorteile der eingetzten Frequenzweiche zunichte machen. Die Trennung zwischen Hoch- und Tiefmitteltöner vollzieht sich bei sehr niedrigen 2000Hz, was Vorteile in Bezug auf die Homogenität der verschiedenen Freqzuenzbereiche mitbringen sollte, da der Tiefmitteltöner vom bündelungsintensiven Bereich mehr entlastet wird, als bei andeen Konstruktionen.



Unterstützt wird dieses Klangerlebnis durch eine optimierte Struktur des Gehäuses. Unerwünschte Resonanzen werden verhindert, da das Gehäuse keine symmetrischen Seiten besitzt und sich Resonanzen gar nicht erst „hochschaukeln“ können. Querverstrebungen brechen jede kleinste Bewegung im Inneren, die durch eine Öffnung vorn nach außen geleitet werden. Bis zu 5 cm dicke Gehäusewände, die aus mehreren Schichten mitteldichter Holzfasern bestehen, können keine Eigenresonanzen erschüttern. Diese Konstruktion haben die Entwickler direkt von der großen Utopia übernommen, einem der besten (und wohl auch teuersten) Lautsprecher der Welt.


Konstruktionsprinzip 2-Wege Bass-Reflex System
Chassis-Bestückung 25mm Beryllium HT, 165mm MT
max. Belastbarkeit 90 Watt
Wirkungsgrad 89db (2,83V / 1 M)
Impedanz 8 Ohm
Abmessung (B,H,T) 38,5 x 26,4 x 35 cm
Gewicht 15 Kg
  - Höreindruck

Die Focal 1007BE ist ein Lautsprecher mit einer sehr speziellen Akustik: einfach strukturierte Musik mit einer geringen Anzahl musikalischer Ebenen liegen ihr sehr gut, während komplexe, vielschichtige Stücke (z.B. orchestrale Soundtracks (Klassik) auf anderen Teilnehmern unseres Vergleichstests etwas homogener erklingen. Die Focal 1007E neigt dazu, manche Instrumente in den Fokus zu stellen, verliert dabei allerdings die Balance und den fließenden Aufbau der Komposition aus dem Sichtfeld. Manche Musikstücke verlieren daher leider etwas an Rythmus und innerer Zusammengehörigkeit. Auch die Bass-Performance zeigt Licht und Schatten: sobald Tiefbass in Kombination mit schnellen Beats von der Box abgerufen wird, vermissen wir etwas Spritzigkeit und Entschlossenheit im Klangbild. Dazu kommt, dass langgezogene Cellos zuweilen mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung in das Klangbild eingeflochten werden, und somit der Eindruck bestärkt wird, dass die 1007BE keinen Meister an Deteileinarbeitung abgibt. Einen Mangel an Tiefgang oder Volumen hingegen kann man den beiden französischen Schallwandlern dabei nicht vorwerfen, denn in diesesn Disziplinen können sie durchaus überzeugen. Zu unserer Überraschung stellte sie sich bei Technomusik als eine der besten Offerten unseres Testfeldes heraus: Frequenzen überhalb ca. 100Hz liegen ihr sehr gut, daher konnte die gebetone Präzision und Kraft bei Kickbässen in einem hohem Maße begeistern. Einer der Gründe, warum die Focal 1007BE speziell mit Techno-/Housemusik am besten gefiel, ist die dortige Abwesenheit von vokalen Elementen. In unseren Hörtests entpuppte sich die Stimmdarstellung als größter Schwachpunkt dieser Boxen. Trotz geringen Stimmvolumen spielt sie zu vordergründig und verschluckt die dahinter liegende Musik etwas. Diese Eigenschaft ist auf den zurückhaltenden Grundtonbereich, in Kombination mit einer Überhöhung im Prägnanz- sowie Präsenzbereich zurückzuführen. Zudem vermissen wir Stimmdetails, denn die feinen Konturen wirken wie weichgezeichnet und tragen zu der undifferenzierten Spielweise bei. Die Auflösung des Hochtöners hingegen kann man getrost als sensationell einstufen. Was die Focal1007BE an Hochtondetails und Klangfinesse aus der Musik hervorzauberte, überraschte die gesamte Redaktion. Obwohl in dieser Diziplin auch andere Modelle ein bemerkenswertes Niveau bieten, so würden die Focal-Boxen alle Konkurrenzprodukte übertreffen. Wie Sie jedoch schon an unserer Formulierung erkennen, ist dies dann leider doch nicht der Fall: so phänomenal die gebotene Durchzeichnung und der hohe Informationsreichtum auch sein mögen, die Abstimmung zum restlichen musikalischen Geschehen könnte noch besser sein. Hier wäre eine Anhebung des gesamten Hochtonbereiches vonnöten, damit alle Klangdetails überhaupt hörbar sind. Durch die insgesamt recht dunkle Gesamtabstimmung ähnelt die Focal 1007BE damit zwar sehr einem erwachsenem, warm abgestimmten Standlautsprecher, kann aber nicht im vollen Maße von ihren Künsten im hochfrequenten Bereich profitieren. Hinsichtlich der Raumabbildung erreichen die Focal-Lautsprecher gute, aber nicht rekordverdächtige Leistungen. Die Tiefenstaffelung liegt nur knapp unterhalb der Adam A.R.T. Compact Passive und platziert das musikalische Geschehen lebendig im Hörraum, wenngleich manche Instrumente nur diffus zu orten sind. Die Verteilung der Musikinformationen in der horizontalen  Ebene hängt überdurchschnittlich stark von der Aufstellung ab. Die Focal 1007BE bevorzugt eine etwas schmalere Basisbreite und erreicht dann gute Leistungen, wobei außerhalb des Stereodreiecks immer noch etwas zu wenig platziert wird.

Die gebotene Dynamik weist weder bei groben Sprüngen oder feindynamischen Ereignissen Schwächen auf. Ganz im Gegenteil: speziell die überzeugende Grobdynamik sorgt bei Rock-/Popmusik für große Freude beim Hören. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Focal Lautsprecher schon mit einfacher Elektronik zu begeistern wissen und nicht erst mit High-End Eleketronik zur Hochform auflaufen. Leichtes Verbesserungspotential befindet sich lediglich in der audiophilen Dosierung feingeistiger Klangdetails. Keine anderer Schallwandler unseres Tests ist belastbarer und pegelfester als die beiden Focal-Boxen. Sowohl der Tiefmittel- als auch der Hochtöner bewahren ihre hohe Souveränität auch bei höchsten Pegeln und neigen nicht dazu, das Klangbild unsauber bzw. undefiniert erklingen zu lassen. Eine absolute Traumwertung von 10 Punkten bleibt aber auch der 1007BE vergönnt, denn trotz des günstigen Wirkungsgrades würde eine Bi-Amping Möglichkeit eine große Aufwertung darstellen. 

Tonalität 6
Bass-Performance 7
Stimmdarstellung 5,5
Auflösung/Hochtonbereich 8,5
Raumabbildung 6
Dynamik 8
Pegelfestigkeit 9,5

Summe aller Punkte 50,5
Durchschnitt 7,2

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