Der AREADVD Kompaktlautsprecher Mastertest 2006: zehn Oberklasse-Modelle im Vergleich
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Isophon Galileo

  - Verarbeitung: 


Groß und schlank - so zeigt sich die Silhuette einer Isophon Galileo. Trotzdem ist die Optik durch die insgesamt 3 Chassis- bzw. Bandpass Öffnungen etwas gewöhnungsbedürftig. Die abgebildete Variante mit Esche-schwarz Furnier mitsamt Chromblende ist nur eine von vielen Möglichkeiten: alternativ liefert Isophon diesen Schallwander auch in den Ausführungen Esche weiß, Buche, Kirsch, Ahorn, Aluminium, Metall (Aluminium), wobei je nach Oberfläche ein Aufpreis von bis zu 200 Euro fällig wird. Dieser Preis wird auch für die Chromblende berechnet, wenn die standardmäßige Aluminiumfront damit ausgetauscht werden soll. Für Individualisten kann Isophon in Bezug auf Furnier- und Blendengestaltung (fast) alle Wünsche erfüllen, so dass der Wunsch nach einer vergoldeten Blende genauso wenig unerfüllbar bleibt, wie eine exotische Furnierung aus Edelholz. Das Gehäuse besteht aus 19 mm starkem MDF und besitzt durch die innere Struktur und die geringe Größe eine enorme Steifigkeit. Aus akustischen Gründen weist die Galileo auf der Frontseite eine 45 Grad Kante auf. Die restlichen Gehäusekanten stoßen im rechten Winkel aneinander. Sanfte Biegeradien, wie etwa bei A.C.T. sucht man hier vergebens. Die Qualität der Verleimungen bzw. Stoßkanten zeigt sich tadellos.



Obwohl die Anschlussterminals qualitativ allerhöchsten Ansprüchen genügen, so gestaltet sich das Verkabeln einer Galileo etwas schwieriger, als beim Rest des Feldes. So hochwertig die "Clearwater"-Verbindungen zwischen den Anschlusspaaren auch sein mögen: derren Kabelschuhe müssen von unten gleichzeitig festgehalten werden, wenn von der anderen Seite das Lautsprecherkabel eingeführt wird. Da es währenddessen gilt, die WBT-Stecker reinzuschrauben, kann dies durchaus zu einer kleinen Geduldsprobe werden, zumal das gesamte Anschlussterminal auch noch versenkt im Lautsprecher eingelassen ist.



Ähnlich wie Navigationssystem oder Xenonscheinwerfer beim PKW-Kauf, betrachten wir die Galileo-Chromblende als obligatorische Pflicht-Ausstattung. Die gesamte Optik wird durch die Eleganz dieser Veredelung zwei Klassen höher gehievt. Die moosgummigelagerte Fronteinlageplatte besteht aus 4mm starken Aluminium und hat in akustischer Hinsicht die Aufgabe, die Versteifung der Frontwand erheblich zu verbessern und Schwingungen der Schallwand zu unterdrücken.
  - technischer Aufbau

Die Isophon Galileo stellt eine aufwändige High-End Konstruktion für den audiophilen Hörer dar. Die obersten Ziele bei der Entwicklung bestanden darin, einen großen Feindynamikumfang, Tiefbass bis 41Hz sowie eine impulstreue Wiedergabe mit absoluter Verfärbungsfreiheit zu realisieren. Chefentwickler Dr. Roland Gauder entschied sich für das 3-Wege Konzept, damit der wichtige Mitteltonbereich ohne Bassbelastung arbeiten kann, zumal es dadurch möglich ist, auf Lösungen im Mittel-/Hochtonbereich der EuropaII (Standbox, ca. 5000 Euro) zurückgreifen zu können. Die Gesamtkonzeption der Galileo ist auf diesen Mitteltöner ausgerichtet. Er strahlt den musikalisch wichtigsten Teil zwischen 150 Hz und 3200 Hz ab. Das mit Schafwolle gefüllte, geschlossene Volumen von 3.5 Liter erlaubt keine Abstrahlung von Gehäuseresonanzen. Die Galileo ist somit eigentlich eine kleine Zweiwegebox mit all deren Vorteilen ohne sich Nachteile in Bezug auf Dynamik oder Tiefbass einzuhandeln. Der Mitteltöner (als auch der Tieftöner im Inneren des Gehäuses), besitzt einen extrem stabilen, strömungsoptimierten Alu-Druckgußkorb sowie eine leicht getränkte Zellulose-Dickschicht-Membran mit Nawi-Charakteristik, um gut nach innen abzuschalten. Dadurch weist er einen extrem kleinen Bündelungsgrad auf.

Die Tieftonwiedergabe erfolgt über ein 18cm Tieftonchassis, welches von Isophon speziell für die Galileo entwickelt wurde. Dabei stand primär eine möglichst tiefe untere Grenzfrequenz, als ein günstiger Wirkungsgrad im Vordergrund. Die Galileo ist damit zwar ganz bewusst für Käufer konzipiert, denen Tiefbass wichtiger als brachiale Lautstärken sind, dennoch ermöglicht die Galileo Pegel bis zu 98db. Durch eine Hochpassfilterung dieses Chassis konnte das Gehäusevolumen verkleinert und die Belastbarkeit erhöhrt werden. Der Tiefpassfilter ist akustisch die Umkehrung des Hochpassfilters des Mitteltöners: 24 db/Oktave Steilheit mit Besselcharakteristik. Das Resonatorrohr ist aus sehr dickwandigem Material und besitzt einen Ziehharmonika-Flansch zur Gehäusebefestigung. Das Rohr öffnet sich stark am vorderen Ende und unterdrückt dadurch sehr effektiv Strömungsgeräusche. Wie bei der Europa wird durch ein spezielles Filter die Gehäuseresonanz noch zusätzlich unterdrückt, so daß absolut keine Mitteltonanteile hörbar sind.

In der Galileo kommt der neue Soft-Dome-Hochtöner zum Einsatz, der auch schon in der Europa Verwendung findet. Außerdem wird zusätzlich zur Hochtonweiche noch eine Laufzeitkorrekturplatine eingesetzt, die das Signal des Hochtöners verzögert. Die Laufzeitunterschiede zum Mitteltöner werden dadurch extrem klein und Dynamikeinsätze sowie räumliche Abbildung sollen an Schärfe gewinnen, ebenso die Abbildung der Instrumente in Größe und Aufstellung.

Konstruktionsprinzip 3-Wege System mit Bandpass
Chassis-Bestückung 25mm HT, 120mm MT, 178mm TT
max. Belastbarkeit 100 Watt
Wirkungsgrad 86db
Impedanz 4 Ohm
Abmessung (B,H,T) 47,0 x 21,5 x 34 cm
Gewicht 17 Kg
  - Höreindruck

Im Hörtest sammelt die Galileo schon bei den ersten Takten fleißig Punkte. Unabhängig von Musikrichtung gefällt die Isophon Box durch ihren souveränen sowie erwachsenen Klangcharakter. Sie ist die einzige Konstruktion im Test, die bei einem Blindtest auch als Standbox erkannt werden würde, besonders weil die Bassdarstellung gleichzeitig tief aber auch trocken abgestimmt ist. Die meisten Regallautsprecher kaschieren ihren Mangel an Tiefgang mit einer dezenten Anhebung um die 100Hz, so dass uns die Galileo hierzu im Vergleich sogar zunächst recht schlank vorkam. Doch schon nach wenigen Minuten wurde klar, dass dies lediglich ein Trugschluss ist: die Galileo spielt nicht nur weit unterhalb der 50Hz Grenze, sondern wartet mit einer Präzision auf, die wir bislang nur von großvolumigeren Standlautsprechern kannten. Ihr gelingt sowohl die Umsetzung schneller Techno-Beats, als auch die gefühlvolle Einarbeitung intensiver Becken-/Celloeinlagen ohne Fehl und Tadel. Obwohl die Galileo alles andere als eine dünn aufspielende Box darstellt, so besitzt sie dennoch den Vorteil, stets alle Frequenzbereiche klar strukturiert in den Hörraum zu bringen. Es drängen sich weder spezielle Instrumentengattungen auf, noch überdecken (beispielsweise) die Bässe den Rest der Musik, so wie es bei manchen Teilnehmern dieses Vergleiches der Fall ist. Ähnlich verhält es sich ebenfalls in Bezug auf die Stimmwiedergabe: die Galileo verpflichtet sich einer authentischen Umsetzung und garniert diese mit enormer Finesse und Vielschichtigkeit. Andrea Bocelli gewinnt mit der Galileo nochmals an Eindringlichkeit, Volumen und Präsenz, während anderseits (z.B.) die sensible Frauenstimme von Kylie Minogue mit Leichtigkeit sowie Transparanz erschallt . Unabhängig vom Material ist es der Galileo vergönnt, durch ihre facettenreiche Darbeitung sehr viel Lebendigkeit aus den CD-"Konserven" herauszuholen. Das Faszinierende dabei ist aber, dass Sie zwar vom Hörer durchaus ein gewisses Maß an Hingabe wünscht, jedoch nicht ganz so unverhohlen und direkt fordert, wie die Monitor Audio GS-10. Weitere akustische Highlights der Isophon Galileo finden sich in der fantastischen Hochtonauflösung, in Kombination mit einer hervorragenden Tiefenstaffelung. Obwohl die technischen Daten des Hochtöners keine mondänen Eigenschaften suggerieren und bei der Galileo eher eine konventionelle Implementation (Textilhochtöner) vorzufinden ist, setzt sich die Isophon-Box dennoch an die Spitze des gesamten Testfeldes. Das feingliedrige Schwingen einer Violine  löst sie derart detailliert und luftig auf, dass nur manche deutlich teurere Standlautsprecher (oder der Originalklang ) die Performance der Galileo überbieten können. Auch bei Technomusik setzt sich die Galileo vorzüglich in Szene und mixt aus Hochtonauflösung, tonaler Ausgeglichenheit und einer famosen Raumlichkeit ein Erlebnis der besonderen Art. Bei guter Raumakustik, korrekter Aufstellung und hochwertiger Elektronik, projeziert die Galileo sämtliche Effekte komplett losgelöst und punktgenau lokalisierbar im Raum. Herausragend hierbei ist die ungemeine Tiefe, mit der sie das Klangbild aufspannt und der Musik wesentlich mehr Entfaltungsspielraum gibt, als es sonst bei Kompaktlautsprechern zu beobachten bzw. zu hören ist. Viele Effekte verteilen sich nun nicht mehr nur zwischen Hörer und Lautsprecher, sondern spielen sich mit der Galileo nun auch hinter der Hörzone ab - ganz so, wie es auch den hochwertigsten Standlautsprechern vom Schlage einer Quadral Titan, Isophon EuropaII oder der JBL K2 5800 vergönnt ist. Einem 10.000 Euro Standlautsprecher-Paar macht die Galileo sicherlich keine Konkurrenz, aber bis zu Preisregionen von ca. 4.000 Euro (Paar) wird sie für viele Produkte zu einem unangenehmen Gegner. Da die Galileo neben einer präzisen, tiefreichenden Bassdarstellung auch über eine hervorragende Grob- und Feindynamik verfügt, können manche Standlautsprecher in ihren eigentlichen Paradedisziplinen keine Punkte gegenüber der Galileo einfahren und sehen sich ihren außergewöhnlichen Qualitäten in Bezug auf Auflösung, Stimmdarstellung und Räumlichkeit hilflos ausgeliefert. Ergänzend kommt der Galileo zugute, dass sie aufgrund ihrer tonalen Ausgewogenheit gleichermaßen bei harten "Megadeth" Gittaren-Riffs, den komplexen "Erich Kunzel" Orchesterstücken und auch allen anderen Musikstilen mit Rythmus, Musikalität und Verbindlichkeit zu überzeugen weiß. Beeindruckend ist zudem, dass die Galileo zwar einerseits sogar audiophile Hörer zufriedenstellen kann, aber gleichzeitig auch nicht um hohen Pegel verlegen ist. Von unserem gesamten Testfeld bietet dieser Lautsprecher die höchste Pegelfestigkeit. Selbst bei sehr heftigen Lautstärken bleibt ihr enormes Maß an Klangdurchzeichnung und Souveränität erhalten, lediglich das Stimm- und Bassvolumen lässt bei extremen Pegeln etwas nach. An diesem Punkt wird deutlich, dass die Galileo zwar viele (positive) akustische Überraschungen bietet, aber physikalisch auch ihre Grenzen besitzt und gegenüber manchen Standlautsprechern das Nachsehen hat. Eine preislich ähnlich dimensionierte Wharfedale Opus2 (ca. 120cm hoher Standlautsprecher) kann Liebhabern vom typischem Diskotheken-Ambiente diesbezüglich mehr bieten. Insbesondere der Kickbass-Bereich tönt bei sehr hohen Pegeln mit mehr Nachdruck und Intensität. Im Vergleich zu den anderen Kompaktlautsprechern setzt sich die Galileo hingegen klar an die Spitze dieses Tests. Doch obwohl kein anderes Modell derart verfärbungsarm und kontrolliert bei hohen Pegeln aufspielt,
muss sich die Galileo mit einer 8 Punktewertung begnügen. Die Begründung liegt in 2 Aspekten, wo sie sich von den anderen Lautsprechern (im Speziellen der GS-10) unterscheidet: zunächst giert die Galileo nach sehr kräftigen Endstufen, um in Höchstform zu kommen. Ohne potente Verstärkung fällt sie insbesondere bei hohen Pegeln spürbar ab. Besonders die Monitor Audio GS-10 zeigt sich diesbezüglich deutlich umgänglicher und läd ihren Besitzer auch mit einem "kleinen" Marantz PM15-S1 zum lauten Hören ein. Der zweite Kritikpunkt stellt den Umstand dar, dass bei einer Integration in ein Sub-/Sat System (bzw.Surroundset) nicht diesselben Pegelreserven freigesetzt werden können, wie bei anderen Teilnehmern dieses Tests. Durch das 3-Wege System bleibt der Mitteltöner sowieso von der auslenkungsintensiven Bassarbeit befreit - (z.B.) eine Monitor Audio GS-10 hingegen verfügt dann mit ihrem größerem Tiefmitteltöner über wesentlich mehr Membranfläche, so dass bei einer 100Hz-Trennung ein Pegelbonus gegenüber der Galileo erreicht wird. Insgesamt betrachtet, verdeutlicht alleine schon der Umfang der Galileo-Klangbeschreibung, dass sie einen ganz besonderen Lautsprecher abgibt. In ihrem Äußerem eher unscheinbar, stellt die Isophon-Box eine klanglich äußerst stimmige und attraktive Kombination aus Allround-Tauglichkeit mitsamt audiophilen Fähigkeiten dar. Mit Sicherheit hat Entwickler Dr. Roland Gauder mit der Galileo das Rad nicht gänzlich neu erfunden, aber als (kleiner) Meilenstein kann seine Kreation zurecht eingestuft werden.

Tonalität 10
Bass-Performance 10
Stimmdarstellung 9,5
Auflösung/Hochtonbereich 9,5
Raumabbildung 10
Dynamik 9,5
Pegelfestigkeit 8

Summe aller Punkte 66,5
Durchschnitt 9,5

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