Test Yamaha RX-V1300

29.11.2001 (cr)

Finish, Features und Anschlüsse

Auch sehr gute Geräte können noch durch Feinschliff verbessert werden - Yamaha zeigt dies anhand des neuen AV-Receiver RX-V1300, der, wiederum wahlweise in schwarzer oder titanfarbener Ausführung, die Nachfolge des Erfolgsmodells RX-V1200 antritt. Was uns besonders freut: Mit einer UVP von 999 EUR ist der Kaufpreis exakt gleich geblieben, der Kunde erhält für diesen Betrag jedoch noch mehr Leistung und Features: Zunächst einmal wurde die schon beim RX-V1200 nicht schwächliche Ausgangsleistung von 135 W (DIN) pro Kanal auf 145 W (DIN) pro Kanal angehoben. Nach wie vor gibt es 6 eingebaute Endstufen, eine steht für den Back Surround Bereich zur Verfügung. Für ein noch detaillierteres, klareres Klangbild sorgen die neuen 192 kHz/24-Bit Audio-D/A-Wandler, der RX-V1200 kam noch mit 96 kHz/24-Bit Audio-DACs. Des weiteren gibt es für den Sechskanaleingang nun ein Menü mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten:

  • Richtung der Signale des Centerkanals, mit dieser Einstellmöglichkeit kann angegeben werden, wie mit den Signalen verfahren werden soll, die an der Center-Buchse des Sechskanaleingangs anliegen. Wahlweise ist die Position "Center" oder aber "Main" anwählbar. In der Position "Main" werden die Centersignale mit dem identischen Pegel den Hauptlautsprechern zugeleitet.
  • Richtung der Signale des Subwooferkanals, auch hier kann eingestellt werden, ob die Subwoofersignale, die am Sechskanaleingang anliegen, an den Subwoofer, oder, falls nicht vorhanden oder nicht gewünscht, an die Hauptlautsprecher weitergeleitet werden.

Auch neu: Eine Videowandlung zwischen S-Video und Composite. Der Bedienkomfort des RX-V1300 wächst ebenfalls im Vergleich zum Vorgänger - dies ist ein Verdienst der Tatsache, dass eine allgemeine Einstellung der Delay-Time nun auch bei Yamaha Einzug gefunden hat. Ansonsten ist der RX-V1300 ein typischer Yamaha AV-Receiver: Die Verarbeitung ist hervorragend, das großflächige, fein auflösende DOT-Matrix-Display unterstützt den gediegenen Gesamteindruck. Die mitgelieferte Fernbedienung überzeugt qualitativ ebenfalls und wirkt dem Gerät und der Preisklasse absolut angemessen. Mitgeliefert werden 22 verschiedene DSP-Programme, decodiert werden neben DTS 5.1 und Dolby Digital 5.1 auch die Extended Surround-Tonformate DTS ES Matrix/Discrete 6.1 sowie Dolby Digital EX. Auch an Bord: Dolby Pro Logic II, wie bei Yamaha üblich, mit allen Einstellmöglichkeiten. Die Cinema DSP Programme sind, auch das sind wir von Yamaha AV-Receivern und -Verstärkern so gewohnt, teilweise sehr gut zu gebrauchen und können einem nochmals gesteigerten Hörgenuss durchaus zuträglich sein. Mehr zu diesen Programmen finden Sie zu Beginn des Textes zur Tonwertung.  

Auf der Geräterückseite findet der Heimcineast alles, was man für den richtigen Anschluss auch umfangreicher Geräteparks benötigt: So beispielsweise zwei Komponenten-Video-Eingänge sowie ein Komponenten-Videoausgänge oder vier optische und zwei koaxiale Digitaleingänge und zwei optische Digitalausgänge. Selbstverständlich stehen für die Lautsprecherkabel richtige Schraubverschlüsse zur Verfügung, um Bananenstecker einzuführen, muss man allerdings aus Sicherheitsgründen zunächst die recht fest angebrachte Schutzklappe abziehen. 

Weitere nützliche Ausstattungmerkmale:

  • Als wertvolles Feature verfügt der Yamaha RX-V1300 auch noch über einen Equalizer für die Anpassung des vorderen Centers. Dieser ermöglicht es, die Klangcharakteristik des vorderen Center-Speakers der der Hauptlautsprecher anzupassen (Regelbereich -6 bis +6 dB). Fünf Frequenzbänder (100 Hz, 300 Hz, 1 kHz, 3 kHz und 10 kHz) ermöglichen eine präzise Anpassung im gesamten Frequenzspektrum. Die Vorzüge in der Praxis: Wer einen Center mit klanglichen Eigenschaften verwendet, die sich von denen der Hauptlautsprecher unterschieden (das ist der Fall, wenn der Center von einer anderen Marke als die Hauptlautsprecher sind oder von der gleichen Marke, aber aus einer anderen Serie und daher mit anderer Klangcharakteristik versehen). Gleichzeitig kann mit Hilfe des Grafik-Entzerrers die oftmals zu mittenbetonte Charakteristik des Center-Speakers korrigiert werden. 

  • Als ebenfalls nützliches Tool zum Anpassen des Equipments stellt sich die Low Frequency Test-Funktion heraus. Hiermit kann die Lautstärke des Front-Subwoofers an die Lautstärke der anderen Lautsprecher angepasst werden, damit keine Über- oder Unterbetonung und somit ein unausgeglichenes Klangbild die Folge ist.

Insgesamt ist der RX-V1300 überdurchschnittlich gut ausgestattet und überzeugt außerdem durch seine ausgezeichnete Verarbeitung. Wie schon der RX-V1200, erhält auch der Nachfolger in der ersten Disziplin sechs Sterne.

Bewertung

 

Bedienung

Die Bedienung des RX-V1300 gestaltet sich bezüglich der Einstellungen für die Grundfunktionen problemlos. Dies ist der Verdienst mehrerer Faktoren: Zum einen trägt die übersichtliche, praktische Fernbedienung mit ordentlicher Reichweite ihren Teil zum hohen Bedienkomfort bei. Selbstverständlich lassen sich mit dem IR-Controller auch andere Geräte wie z.B. DVD-Player steuern. Ein beleuchtetes kleines LC-Display, das die gerade aktivierte Funktion (z.B. "AMP" oder "DVD") anzeigt, kommt ebenfalls dem einfachen Bedienen zugute. Der Druckpunkt für die einzelnen Tasten ist tadellos definiert. Zweite Komponente für eine bequeme Einstellung ist das gut strukturierte OSD, kurz sollte man sich, um alles optimal zu justieren, aber mit der guten Bedienungsanleitung auseinander setzen. Mit einer Bedienschwäche, eigentlich der einzigen wirklich gravierenden bei Yamaha AV-Receivern, räumt der RX-V1300 auf: Die Delay-Zeit, deren Einstellung wichtig ist, damit bei in unterschiedlicher Weite vom Hörplatz aufgestellten Lautsprecher auch das Tonsignal zeitgleich ankommt, kann nun auch beim RX-V1300 bequem in Metern eingegeben werden. Somit ist es insgesamt um den Bedienkomfort sehr gut bestellt - nur, wer die umfangreich editierbaren DSP-Programme (mehr dazu: siehe Anhang "Yamaha DSP-Technologie" am Testende) komplett anpassen möchte, benötigt ein etwas längeres Studium der Betriebsanleitung sowie genug Zeit und Geduld für die Anpassungsarbeiten an den jeweiligen Hörgeschmack und an die akustischen Gegebenheiten des Hörraums.

Bewertung

 

Ton
Testequipment

Der Yamaha RX-V1300 bewies in unseren Testreihen mit Filmmaterial erstaunlich vielseitige Talente. Als Hilfe zur Optimierung der Performance von Filmen mit reichhaltiger Surround-Klangkulisse können wir auch diesmal wieder verschiedene Yamaha Cinema DSP-Programme empfehlen: Eine sehr weite, klare Klangkulisse mit einer ausgeglichenen, präzisen Effektwiedergabe liefert das "Sci Fi"-Programm, welches sich damit tatsächlich besonders für Science Fiction-Filme mit den sprichwörtlichen "unendlichen" Weiten des Weltraums eignet. Wer möchte, dass es richtig zur Sache geht und effektgewaltige Filme mit noch mehr Prägnanz durch den Hörraum schallen, sollte sich mit dem DSP-Programm "Spectacle" auseinander setzen: Eine besonders kraftvolle Effektwiedergabe und ein voluminöser Bass kennzeichnen dieses DSP-Programm, welches nicht ganz die Ausgeglichenheit des "Sci Fi"-DSPs mitbringt, dafür aber z.B. bei Explosionen oder Verfolgungsjagden mit noch mehr Nachdruck agiert. Für Filme, die häufig imposante Landschaftskulissen, verbunden mit einem prägnanten Music Score, zeigen, dazu aber auch nicht gerade arm an Effekten sind, kann man sehr gut den DSP-Modus "Adventure" verwenden. Von den drei hier vorgestellten Modi ist dies derjenige, der das größte Maß an Harmonie mitbringt. Auch noch bei hohen Pegeln ist eine tadellose klangliche Homogenität gewährleistet. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen drei DSP-Programmen besondere Bedeutung beizumessen und durch etwas Experimentieren eine optimale Anpassung an die räumlichen Bedingungen, an den individuellen Hörgeschmack und an die verwendete Software zu erreichen. Aber nicht nur mit seinen umfangreichen DSP-Möglichkeiten beweist der RX-V1300 sein Können. Auch die "klassischen" Tugenden meistert er, will heißen: Tadellose Belastbarkeitswerte, selbst über mehrere Stunden bei forcierten Pegeln im Einsatz, zeigt der AV-Receiver keinerlei Ermüdungserscheinungen. In die Knie zwingen kann man den Yamaha nur, wenn man lange Zeit bei hohen Pegeln hört, ohne einen aktiven Subwoofer angeschlossen zu haben. Dies ist aber keine Schwäche des Yamaha, vielmehr muss man bedenken, dass man auch von einem 1000 EUR-AV-Receiver mit sechs eingebauten Endstufen keine Wunder erwarten kann, auch solche Geräte sind, gerade wenn man sie über einen längeren Zeitraum wirklich fordert, für eine optimale Leistung auf den Betrieb im Zusammenspiel mit einem aktiven Subwoofer ausgelegt. Wer unbedingt ohne einen aktiven "Bassisten" auskommen möchte, sollte sich mit nochmals deutlich teureren AV-Verstärkern oder -Receivern beschäftigen und sich einen richtigen "Boliden" in den Hörraum stellen. Damit aber die Relationen stimmen: Selbst bei höheren Pegeln über 2 Stunden gibt es keine Leistungsprobleme, lediglich, wer es über mehrere Stunden bei 80 % maximaler Lautstärke sehr forsch angeht, wird leichte Dynamik-Einbußen erleben, die anzeigen, dass man es nicht übertreiben soll. Für seine Preisklasse aber liefert das RX-V1300 eine überzeugende Leistung ab. Dies verdeutlicht das Gerät beispielsweise bei "Star Wars - Episode 1, The Phantom Menace". Hier allerdings wird noch mehr deutlich. Bereits der RX-V1200 bewies mit seinem sehr kraftvollen Antritt und seiner homogenen Wiedergabe tadellose Heimkino-Qualitäten. Der RX-V1300 aber ist in der Darstellung kleiner und kleinerer Details seinem Vorläufer überlegen. Jedes Teil der auseinanderfliegenden Kampfdroiden, die die beiden Jedi-Ritter auf der Raumstation der üblen Vertreter der Handelsförderation per Laserschwert in handliche Stücke zerkleinern, ist zu hören, auch die kleinste Schraube wird noch akustisch einwandfrei herausmodelliert. Dies konnte der RX-V1200 noch nicht in dieser Güte, die Details wirkten oberflächlicher integriert und weniger sauber wiedergegeben. Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass derjenige, der noch den RX-V1200 besitzt und nicht über einen längeren Zeitraum den RX-V1300 Probe hören konnte, nichts Wesentliches vermissen wird, denn die Leistungen des RX-V1200 waren auch schon gut. Nur schafft der RX-V1300 besser den Spagat zwischen antrittsstarkem Kraftpaket und einer AV-Maschine auch für die leisen Zwischentöne. Hervorzuheben ist die angenehme, leicht warme Stimmwiedergabe, die gerade in Verbindung mit einem großzügig dimensionierten Center für einen voluminösen, jedoch nie übertriebenen Klang sorgt. Der Music Score von "Mission To Mars", gewählter DSP-Modus Sci-Fi, wurde schön weitläufig und mit tadelloser Homogenität wiedergegeben, doch auch die heftigen Sandstürme bringt der RX-V1300 sehr gut zur Geltung: Hier fliegen den Zuhörern die Sandkörner in einer Art und Weise um die Ohren, dass man sich wünscht, niemals live Zeuge eines solchen Gewaltausbruchs zu sein. Auch hier fällt wieder auf, dass der RX-V1300 bei der Detaileinarbeitung hörbare Fortschritte gegenüber dem Vorgänger gemacht hat, ohne dass sich wirkliche Einbußen betreff des hervorragenden Antrittsvermögens auftun. Dieses Antrittsvermögen bringt den Yamaha auch bei der Darstellung brachialer Stürme auf unserem Heimatplaneten Erde weit nach vorne: "The Perfect Storm", hier verdeutlicht der AV-Receiver in überzeugender Art und Weise die Unnachgiebigkeit und Kompromisslosigkeit, die Zerstörungskraft und die Härte dieses Jahrhundert-Sturms auf hoher See. Schiffe werden wie Spielzeuge durch die Wellen gejagt und durch die Luft geschleudert, mit lautem Krachen schlagen die beschädigten Seefahrzeuge wieder auf. Hier ist schon die Leistung des RX-V1300 ohne aktiven Subwoofer lobenswert, ein richtiges heimcineastisches Erlebnis aber wird ein solcher Film erst, wenn ein kraftvoller aktiver Woofer seinen Beitrag für eine kraftvolle Basswiedergabe liefert. Unser zum Test hinzugezogener, exzellenter Monitor Audio Fast Bass 212 sorgte nicht nur durch seine druckvolle Wiedergabe, sondern auch durch seine überragende Integration für eine deutliche Steigerung des Hörvergnügens. Am aktiven Subwoofer sollte daher nicht gespart werden, hier ist zu raten, sich nach einem ausreichend dimensionierten Basslautsprecher umzusehen, der aber, dies muss man vor dem Kauf berücksichtigen, auch den Bedingungen des eigenen Hörraums gerecht werden muss. Beispiel: Nicht in jedem Raum kann man einen Downfire-Subwoofer, der nach unten abstrahlt, angemessen positionieren. Am besten ist es, den gewünschten Subwoofer vor dem endgültigen Kauf in den eigenen vier Wänden ausgiebig Probe zu hören. Dies raten wir auch in Bezug auf den Yamaha, und wir sind uns sicher, dass er viele neue Freunde finden wird - die Surround-Klangkulisse wird ihren Teil dazu beitragen. Mit klarer, facettenreicher Wiedergabe und einer großen Ausdruckskraft zeigt der RX-V1300 hier gut den Fortschritt in seiner Preisklasse. Wer behauptet, solcherlei Fortschritt gäbe es nicht und oftmals liefere der Vorgänger bessere Ergebnisse als der Nachfolger, sollte sich gerade in diesem Fall mal die Mühe machen und sich ausführlich mit dem RX-V1300 klanglich auseinandersetzen. Schön gelungen ist auch im Extended Surround-Betrieb die Integration des Back Surround-Lautsprechers. Dass Yamaha hier nach wie vor nur auf einen Lautsprecher setzt, macht sich für Einzelhörer in nicht allzu großen Hörraumen kaum bemerkbar. Durch die Erweiterung der Surround-Klangkulisse durch die sehr guten, oben genannten Cinema DSP-Programme wird eine weitere Verbesserung erreicht, da der Back Surround Lautsprecher bei der DSP-Nachbearbeitung ebenfalls integriert ist. Nur in großen Hörraumen, wenn mehrere Personen einem Film beiwohnen, dann wird ein 2. Back Surround-Lautsprecher ein wenig vermisst, da hinten das Klangbild mit 2 Back Surround-Lautsprechern noch kompletter und homogener wirkt. 

Die Mehrkanal-Musikwiedergabe vom RX-V1300 war bei der Scorpions-DVD "Acoustica" (gewählte Tonspur: DTS 5.1) geprägt von der annehmen Stimmwiedergabe und der stimmigen Surround-Klangkulisse. Zugenommen im Vergleich zum RX-V1200 hat die Detailtreue, hier gibt sich der RX-V1300 akkurater, ohne aber die für Yamaha-Surroundreceiver typische homogene und auch bei hohen Pegeln ansprechend ausgestaltete Gesamt-Klangcharakteristik missen zu lassen. Ein typischer "Feingeist", der weit überdurchschnittlich akkurat jede musikalische Feinheit zu betonen weiß, ist auch der RX-V1300 nicht, aber ohne hörbare Verluste in den "Paradedisziplinen" klangliche Ausgeglichenheit und kraftvollem Aufspielen bietet das neue Modell eine gesteigerte Detailgüte. Das Schlagzeug gefällt mit der wohl abgestimmten Wiedergabe ebenso wie das Keyboard und die Gitarre. Wer anstatt auf mitreißende Rockmusik lieber auf die differenzierten Klänge klassischer Meister steht, kann ebenfalls viel Freude mit dem RX-V1300 haben, denn mit Wolfgang Amadeus Mozarts 40. Symphonie kam der AV-Receiver überzeugend zurecht, bei diesem begeisternden Stück, abgelegt auf einer Naxos Musical Journey DTS/DD 5.1-DVD, konnte vor allem die Darstellung der Spielfreude der Musiker gefallen. Hier ist der neue AV-Receiver etwas anders ausgelegt als sein Vorgänger, der nicht mit so viel Esprit und Dynamik ans Werk ging: Man denkt nun schon beinahe, wenn der RX-V1300 ein lebender Organismus wäre, es würde ihm diese Art der Wiedergabe einfach Spaß machen. Die Auflösung im Hochtonbereich konnte im Vergleich zum RX-V1200 leicht gesteigert werden, was der Brillanz der Vorstellung zuträglich ist. Gerade bei den Orchestereinsätzen ist dadurch der Klangeindruck kompletter, umfangreicher und realistischer. Wir hörten im normalen DTS 5.1-Modus, gerade bei der unverfälschten Wiedergabe qualitativ guter Mehrkanal-Musik-DVDs ist diese Art des Hörens die empfehlenswerteste Variante. 

Im Dolby Pro Logic II-Betrieb können wir dem RX-V1300 nur höchstes Lob zollen. Die Basswiedergabe liegt auf einem sehr hohen Niveau, der Bass ist satt, stark und spielt sehr frei und souverän auf, selbst die gebotene Präzision ist so gut, dass der Unterschied zum reinen Stereobetrieb hier auf ein Minimum beschränkt werden konnte. Schon ohne angeschlossenen aktiven Subwoofer ist die Leistung des RX-V1300 sehr gut, mittels eines hochwertigen "Aktivbassisten" wie unserem Test-Woofer Monitor Audio Fast Bass 212 lassen sich aber wirklich herausragende Ergebnisse erzielen. Mittels der, wie bei Yamaha üblich, vorhandenen Einstellmöglichkeiten im Music Mode lässt sich erfolgreich, je nach Software, ein dem Hörgeschmack und den Equipment-Bedingungen angepasstes Hörerlebnis schaffen. Die Harmonie der gesamten Darbietung ist hoch, besonders Spaß macht der Yamaha jedoch vor allem dann, wenn man seine erstaunlichen Bassfähigkeiten ausnutzt. Hierzu muss man allerdings ein Liebhaber kraftvoller, energischer, satter tieffrequenter Darbietungen sein. Freunde sehr authentischer Wiedergabe könnten bei diesem unseren Vorschlag die Stirn etwas in Falten legen. Wie dem auch sei, gerade denjenigen, die R&B-Musik ausdrucksvoll und bassstark hören wollen, bietet der RX-V1300 die richtigen Möglichkeiten, wie sich bei der Wiedergabe der Toni Braxton-CD "Secrets" feststellen ließ: Der druckvolle, voluminöse Bass korrespondiert passend mit der klaren Stimmwiedergabe und den restlichen Instrumenten. 

Der Stereoklang legte im Vergleich zum schon gewiss nicht schlechten RX-V1200 weiter zu. Bei Felix-Mendelssohn-Bartholdys 1. Symphonie konnte man eine weiter gesteigerte klangliche Harmonie heraushören. Sagte man früher den Yamaha AV-Receivern einen eher spitze, in den Höhen schon fast zu prägnanten Klang nach, war bereits der RX-V1200 ein Schritt in Richtung akustischer Ausgeglichenheit, der RX-V1300 stellt mit seiner sehr gefälligen Auslegung die konsequente Fortsetzung dieser neuen Richtung dar. Was dem neuen AV-Receiver besser als dem RX-V1200 gelingt, ist der Spagat zwischen einer gefälligen und einer sehr detaillierten Auslegung mit klarer Charakteristik. Im Hochtonbereich, gerade bei den Streichern, legte der RX-V1300 in Bezug auf die Feindarstellung zu. Die Instrumente werden mit mehr Gefühl für Facettenreichtum und Charisma wiedergegeben, dadurch geht die gesamte Stereowiedergabe mehr in die Tiefe. Mit dieser ordentlichen Vorstellung schließt sich der Yamaha dem erfreulichen Trend an, dass auch AV-Receiver günstigerer Preisklassen inzwischen besser im Stereoeinsatz klingen. Natürlich, wer auf sehr anspruchsvollem Level Stereo hört, wird nach wie vor nach einer klanglich nochmals besseren Lösung verlangen, die noch mehr Tiefe, wohldosierte Akzentuierung, Transparenz und Brillant bietet. Aber an dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass die Stereowiedergabe eines AV-Receivers zwar keinesfalls nur als "kleines Feature" angesehen werden kann (was Yamaha, dies zeigt die gute Arbeit des RX-V1300, auch nicht tut), die Primärtugenden eines AV-Receivers sind aber trotzdem, Mehrkanal-Musik-DVDs und Film-Discs tonal eindrucksvoll wiederzugeben. Wer bezüglich der Stereowiedergabe Top-Leistungen wünscht und außerdem auch noch einen überragenden Surroundklang, muss sich entweder 2 getrennte Anlagen aufbauen oder aber zu einem echten Boliden wie z.B. dem Yamaha DSP-AZ1 greifen muss. Dem wahren Stereofreak, dem selbst teure AV-Receiver, die in den Ohren des Testers schon höchst Beachtliches leisten, nicht genügen, für den gibt es nur Variante 1 der eben geschriebenen Alternativen. Selbst für anspruchsvollere Hörer war aber sehr ordentlich, was unser Testkandidat bei Crar Orffs "Carmina Burana" an klanglicher Performance bieten konnte. So war der Antritt spontan und kraftvoll, das Management der Dynamiksprünge war absolut in Ordnung, die unmittelbare Wucht, Kennzeichen mancher Passage der Carmina, brachte der Yamaha gut zur Geltung. 

Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Dolby PLII
Bewertung Klang Stereo
 
Fazit

Yamaha hat den RX-V1300 im Vergleich zum Vorgänger gekonnt verbessert, die wenigen, beim RX-V1200 noch vorhandenen Schwächen wurden praktisch fast völlig eliminiert, dazu legt der 1300er auch in den Disziplinen, in denen das Vorgängermodell schon sehr gut war, weiter zu. So beispielsweise bei der Feinauflösung kleiner Details, die noch akkurater und mit mehr Harmonie eingearbeitet werden. Dies macht sich bei sehr hochwertigem Film-, ganz besonders aber bei Mehrkanal-Musikmaterial positiv bemerkbar. Aber trotzdem ist der RX-V1300 nicht nur Feinarbeiter, sondern er bringt noch nach wie vor die typischen Yamaha-Tugenden mit: Tadellose akustische Homogenität, dazu ein sehr voluminöser, exzellenter Bassbereich, der sich trotz des kraftvollen Antretens nicht überpräsent ins Klangbild einfügt. Hier sind nochmals leichte Verbesserungen hörbar, der Bass setzt noch runder ein und ist bei Bedarf noch präziser - um dies zu hören, braucht es aber sehr gute Software. Der Stereoklang ist ebenfalls besser geworden, klarer und plastischer, hier liegt der Yamaha auf einem prima Level, der zeigt, dass inzwischen auch bei Surroundreceivern eine brauchbare Zweikanalwiedergabe möglich ist. Offensichtlich, das fällt gerade bei den neuesten Yamaha- und Denon-AV-Receivern auf, investieren die Entwickler und Sound-Abstimmer nun mehr Zeit und Liebe zum Detail in die Stereooptimierung und machen es damit der in dieser Disziplin noch immer knapp führenden Konkurrenz von Harman Kardon nach. Ansonsten gefällt der RX-V1300 mit einer überragenden Dolby PL II-Integration: Der Bassbereich begeistert mit sattem Klang, der Raumeindruck ist von natürlicher, angenehmer Weite geprägt, und die Gesamtharmonie ist hervorragend zu nennen. Doch nicht nur in den akustischen Eigenschaften, auch bezüglich des Bedienkomforts konnte der RX-V1300 merklich zulegen, denn endlich hat man sich bei Yamaha dazu durchgerungen, eine Delay-Einstellmöglichkeit in Metern zu integrieren, was das Setup deutlich vereinfacht. Die Fernbedienung ist gut, nach dem Studium der ordentlichen Bedienungsanleitung kann man viele der nützlichen Zusatzfeatures verstehen und anschließend auch für den richtigen Einsatz in der Praxis verwenden. Die teilweise sehr empfehlenswerten DSP-Programme sind mittels vielfältiger Möglichkeiten editierbar, somit ist eine genaue Anpassung an den jeweiligen Hörraum möglich, auch wenn diese Arbeiten Geduld und Geschick erfordern. Die Verarbeitung ist beim RX-V1300 auf dem Yamaha-typischen hohen Niveau, auch innen ist alles akkurat verlegt und mit hochwertigen Baugruppen versehen. So ist es insgesamt schwer, gravierende Schwächen am starken Soundpaket ausfindig zu machen - Nachteil des RX-V1300 bleibt damit, und dies war auch beim Vorgänger schon so, dass die Extended Surround-Vorzüge mit nur einem Back Surround Lautsprecher weniger überzeugend zum Tragen kommen. Gerade für Einzelhörer in nicht allzu großen Hörraumen ist dieser Nachteil aber nur sehr gering. 

Besser denn je: Yamaha bietet Top-Qualität in der 1000 EUR-Klasse

Obere Mittelklasse
Test 01. November 2002
Preis-/Leistungsverhältnis:

 

Pro:
  • Kraftvoller und doch differenzierter Klang
  • Plastische und klare Stereowiedergabe
  • Hervorragende Dolby PLII Integration mit sattem Bass
  • Hohes Qualitätsniveau
  • Tadelloser Bedienkomfort
  • Nützliche DSPs
  • Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra:
  • Nur eine Endstufe für den Back Surround-Bereich
Die technischen Grunddaten:
  • AV-Receiver

  • Decodiert DOlby Digital 5.1/Dolby Digital 5.1 EX/DTS 5.1/DTS ES Discrete/Matrix 6.1/DTS NEO:6/Dolby Pro Logic II (Vollerversion)

  • DIN-Ausgangsleistung (4Ohm, 1kHz, 0,7%THD): Hauptkanäle 145W+145W, Surroundkanäle 145W+145W, Centerkanal 145W, hinterer Centerkanal 145

  • 192 kHz/24-Bit Audio-DACs

  • 22 verschiedene DSP-Programme mit umfangreichen Editiermöglichkeiten

  • On Screen-Menü

  • 6 frei zuweisbare Digitaleingänge (4 x optisch, 2 x koaxial)

  • 2 Digitalausgänge (2 x optisch)

  • 2 Komponentenvideoeingänge, 1 Komponentenvideoausgang

  • 5.1-Eingang (DVD Audio-tauglich)

  • 6.1-Preout

  • 4 Audio- und 5 Audio/Video-Eingänge (alle S-Video-beschaltet)

  • 2 Audio- und 2 AV-Ausgänge (AV-Ausgänge S-Video-beschaltet)

  • Monitor Out (S-Video/FBAS)

  • Front AV-Eingang mit S-Video-Beschaltung und optischem Digitaleingang

  • Phono-Eingang

  • RDS-Tuner mit 40 Stationsspeichern

  • Beleuchtete, lern- und macrofähige Fernbedienung

  • Gewicht 15 kg

  • Maße (B x H x T in mm): 435 x 171 x 434

  • Farben: Schwarz, Titan 

  • Preis: 999 EUR

Anhang: Yamaha DSP-Technologie

DSP-Programme - die Grundlagen

Der Yamaha DSP Prozessor ist so aufgebaut, dass eine völlig unabhängige Verarbeitung des vorderen Präsenzbereiches und des hinteren Surround-Soundfeldes ermöglicht wird. Der Surroundbereich wird schon seit  der Einführung der Cinema DSP Technolgie 1990 (damals war Dolby Pro Logic der Mehrkanalstandard) mit zwei unabhängigen Klangfeldern für den linken und den rechten Kanal nachbearbeitet. Mit dem Aufkommen der Extended Surround-Heimkino-Tonnormen DTS ES und Dolby Digital EX legte Yamaha nach und setzt ein zusätzliches drittes Klangfeld für den Back Surround Kanal, der bei Yamaha mit einem Lautsprecher betrieben wird, ein.  Die Position der akustischen Effekte wird durch das dekodierte Eingangssignal vorgegeben, der Dekoder selbst arbeitet mit unendlich großer Kanaltrennung - in der Praxis jedoch ist ist die Kanaltrennung durch die nachfolgenden analogen Baugruppen des Verstärkers (speziell zu nennen wäre die gemeinsame elektrische Masseverbindung) leicht eingeschränkt. 

Die Signalverarbeitung der einzelnen Kanäle durch den DSP Prozessor erzeugt aus den bis zu 6 Vollfrequenzkanälen bei Dolby Digital und DTS, die nach dem Decodieren als relativ "punktförmige" Informationen zur Verfügung stehen, ein geschlossenes Klangbild. Die Ausdehnung und die Intensität, mit anderen Worten die Charakteristik des jeweiligen Klangbildes, variiert je nach angewähltem DSP Programm. Die Wahl des entsprechenden DSP Programms sollte sich nach dem vorliegenden Film- oder Musikmaterial richten, da nur beim optimalen Zusammenspiel vom Ausgangsmaterial und der gewählten DSP Nachbearbeitungsart eine optimale Performance erreicht werden kann.

Auf der Basis normaler Wiedergabearten wie Mono, Stereo, Dolby ProLogic Surround, Dolby Digital 5.1 oder DTS 5.1 gestalten die Yamaha-Toningenieure ihre eigenen Soundfelder. Jedes der Cinema-DSP-Programme ist vom Charakter her verschieden, denn die auf realen Messungen beruhenden Daten, die dann zu den verschiedenen vorkommenden Soundfeldern verarbeitete werden, unterscheiden sich. Bei den Soundfeldern differenziert Yamaha zwischen dem Presence-Soundfeld (das Soundfeld, welches sich vorne hinter den Lautsprechern ausbreitet) und den linken und rechten Surround-Soundfeld sowie dem Nachhall. Die Presence- und Surround-Soundfeld-Daten zeigen sich in der Verteilung der virtuellen Klangquellen und der Echomuster. Die zwei unterschiedlichen Soundfeld-Typen werden mit komplexen Elementen wie zum Beispiel der Energiebalance und den Signalmischverhältnissen verarbeitet. Insgesamt ergibt sich so ein exakt auf das Wahrnehmungsvermögen der Zuhörer zugeschnittenes Soundfeld.

Das erklärte Ziel von Yamaha DSP ist, die räumlichen und klanglichen Eigenschaften eines Kinosaals in einem möglichsten hohen Grad an Perfektion auf die heimischen "vier Wände" zu übertragen, beziehungsweise die geringere Anzahl der Lautsprecher zu Hause und die ungünstigeren räumlichen Bedingungen bestmöglich zum kompensieren. Daher erzeugt der Yamaha DSP Prozessor ein Klangfeld nach einem Reflexionsmuster, das dem eines Abhörstudios der Filmindustrie entspricht. Yamaha-typisch ist, dass im Surroundbereich nicht auf Dipole, sondern auf Direktstrahler gesetzt wird. Vorteil dieser Lösung soll laut Yamaha sein, dass das hörraumeigene Klangfeld durch den anderen Aufbau eines Direktstrahlers im Vergleich zum Dipol nicht zu stark angeregt wird. 

DSP-Programme richtig verstehen: Spezielle Aspekte und Grenzen der Ton-Nachbearbeitung

  • Um bei Dolby ProLogic-codiertem Tonmaterial die rechts-/links-Trennung im Surroundbereich zu verbessern, stützt sich der dem Nachbearbeitungsvorgang zu Grunde liegende Algorhythmus des Prozessors - anders als bei Dolby Digital oder DTS - auch auf tonale Informationen aus den Stereokanälen. Dies kann im Einzelfall zu dem Eindruck führen, dass die Kanaltrennung vorn - hinten leicht eingeschränkt ist

  • Um ein geschlossenes Klangfeld ohne störende Klanglöcher im Heimkino-Raum zu erzeugen, werden Effektverläufe von vorn nach hinten oder auch von hinten nach vorn von einem Kanal an den anderen "übergeben". Speziell bei impulsartigen Signalen ist daher die hörbare Übernahme in den Surroundbereich sachgerecht - denn, so argumentiert Yamaha, dieses Verhalten entspricht genau dem in der realen Welt. Hier sollte eher der Vergleich zum Kino als der zu "reinem", also nicht nachbearbeiteten Dolby Digital gezogen werden. Auch die akustischen Eigenschaften des Hörraums spielen  - je nach dessen "Halligkeit" und/oder Hellhörigkeit - in die Wahrnehmung solcher eben geschilderter Effekt hinein. 

  • Ein weiterer Einfluss entsteht durch die akustischen Eigenschaften des gewählten DSP-Programms. Zu beachte ist hier aber, dass - wie weiter unten ausführlich erläutert - die Parameter jedes einzelnen DSP-Programms individuell nachbearbeitet werden können. Speziell mit Hilfe einer Reduzierung der Parameter "Liveness", "Room Size" und "Initial Delay" lässt sich einem zu großen akustischen Eigenleben des Hörraums beikommen. 

  • Bei der Wiedergabe von Stereosignalen in einem der Movie Theatre-Programme wird der Dolby ProLogic-Dekoder aktiviert. Durch die einfache Struktur des Decoders wird dann das Differenzsignal L - R auf die Surroundkanäle geführt, somit wird das DSP zusätzlich unterstützt.  Da Yamaha die Movie Theatre Programme für die Wiedergabe von Mehrkanalton entwickelt hat hat, ist der Dolby ProLogic-Dekoder nicht abschaltbar und führt daher zu den vorher genannten unerwünschten Effekten bei der Wiedergabe von uncodiertem Stereomaterial. Da hilft dann nur die Wahl eins Programms ohne den vorgeschalteten Dolby PL Dekoder. 

Die Vorbilder für die Yamaha DSP-Programme

Mit den paar DSP-Programmen, die sich bei fast jedem AV-Receiver oder -Verstärker als Bonus Feature im Ausstattungsumfang befinden, sind die Yamaha DSPs kaum zu vergleichen. Die Yamaha-Variante ist darum sehr interessant, weil die Yamaha-Toningenieure für ihre verschiedenen Cinema- und Hifi-DSP-Programme real existierende Räume tonal exakt vermessen haben. Das heißt: Für die Kino-DSP-Programme dienten als Maßstab verschiedene Kinos auf der ganzen Welt, für die Hifi-DSP-Programme zum Beispiel Konzerthallen und Kirchen. So handelt es sich nicht um ausschließlich am Computer erstellte Programme, sondern um auf realen Bedingungen basierende. Zur Yamaha DSP-Technologie gehören umfangreiche Einstellmöglichkeiten, die es ermöglichen, das jeweilige Programm optimal an das akustische Verhalten des Hörraums anzupassen. Ebenso kann der Benutzer die Homogenität des Klangbilds der verwendeten Lautsprecher mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten anpassen. Viele Yamaha DSP-Programme sind in Hinsicht auf die beiden miteinander konkurrierenden Mehrkanal-Tonformate DTS und Dolby Digital optimiert.  

Welche Lautsprecher sind zu verwenden?

Yamaha DSP ist bei der Wahl der Lautsprecher flexibel und stellt die Wahl der Lautsprecher-Bestückung weitgehend frei. So können für den linken und den rechten Frontkanal zum Beispiel auch hochwertige, musikalische Standboxen verwendet werden, die auch im Stereo-Betrieb ein gefälliges Klangbild bieten. Im Surroundbereich sind keine Dipole erforderlich: Das dem Dipol eigene, für die Filmschau zuhause gewinnbringende diffuse Klangbild wird bei Yamaha im Rahmen der DSP-Programme elektronisch erzeugt. Durch die Möglichkeit, die Kennlinien der Lautsprecher elektronisch anzupassen, wäre es theoretisch möglich, auch Lautsprecher-Typen verschiedener Hersteller oder verschiedener Produktlinien des gleichen Herstellers zu verwenden. In der Praxis sieht es so aus, dass zwar minimale tonale Differenten ausbalanciert werden können, es sich aber trotzdem empfiehlt, bei der Wahl der Lautsprecher auf ein Fabrikat und am besten auch auf eine Produktlinie zurückzugreifen. Was die Anzahl der Lautsprecher betrifft, gibt es beim DSP-AZ1 verschiedene Besonderheiten: So gibt es zwei zusätzliche Front-Effektlautsprecher, die im Abstand von mindestens 0,5 Meter, am besten links und rechts oben an den äußersten vorderen Enden des Hörraums angebracht werden sollen.

Die Vorteile dieser beiden Front-Effektlautsprecher: Effekte beziehungsweise Geräusche, die von vorne links oder vorne rechts oben kommen, können besser räumlich abgebildet werden. Dies ist gerade bei Explosionen mit wegfetzenden Trümmerteilen oder bei der Darstellung vorbeifliegender Hubschrauber oder Flugzeuge einer realeren Wiedergabe zuträglich. Ebenso empfiehlt Yamaha einen zusätzlichen aktiven Subwoofer, der zwischen die beiden Surroundlautsprecher eingeschliffen wird. Was den Extended Surround-Betrieb betrifft, so begnügt sich Yamaha hier mit einem Back Surround Center.  

Wie es sich für ein Yamaha-Gerät gehört, tritt auch der RX-V1300 mit verschiedenen HiFi-und Cinema-DSP-Programmen an.  Hier der Überblick:

HiFi-DSP:

  • Concert Hall: Große Konzerthalle mit reichen Klangeffekten. Ausgeprägte Reflexionen von allen Richtungen. Virtueller Sitz des Zuhörers unmittelbar vor der Bühne.
  • Church: Simuliert große Kirche mit einem hohen Dom und tragenden Säulen an beiden Seiten. Nachhallverzögerung sehr lange, frühe Reflexionen kleiner als bei anderen DSPs. Vorsicht: Mit einigen Orgel-CDs exzellente Erfolge (sogar besser als PLII Music), aber bei vielen Aufnahmen, auch mit Musik, die in Kirchen aufgenommen wurde, zu ausgeprägtes Hallverhalten. Hier hilft nur intensives Probe hören - die akustischen Bedingungen müssen genau stimmen.
  • Jazz Club: Soundfeld der Bühe von "The Bottom Line", Jazz Club in New York mit Plätzen für 300 Personen. Klang recht natürlich, für einige Jazz-Aufnahmen geeignet. Auf jeden Fall aber, je nach Gusto, in normalem Stereo oder PLII Music gegen hören.
  • Rock Concert: Für dynamische Rockmusik geeignet. Die Daten stammen aus Rock-Club aus L.A. Virtueller Sitz des Hörers: In der Mitte der Halle
  • Entertainment/Disco: Der Sound ist dicht und stark konzentriert - so schreibt es Yamaha. Leider ist das Hallverhalten zu ausgeprägt. Daher bevorzugen wir für Disco-Feeling ProLogicII Music und für die Privatparty Sechskanal-Stereo
  • Entertainment/Sechskanal-Stereo: Das richtige Programm für die Privatparty

Cinema-DSP:

  • Movie Theater 1: Spectacle, weites Soundfeld eines 70 mm Filmtheaters wird kreiert. Besonders gut geeignet für Actionfilme mit vielen Effektsequenzen. Hier rangiert die hervorragende Effektwiedergabe vor der Gesamtharmonie, letztere ist aber immer noch sehr gut . Effektiv arbeitender Bassbereich mit großem Volumen und beachtlicher Präzision
  • Movie Theater 1: Sci-Fi, wirkt noch eine Spur weitläufiger als Spectacle, dafür z.B. bei Schusswechseln nicht ganz so explosiv. 
  • Movie Theater 2: Adventure, Sehr guter Kompromiss aus kräftiger Effektwiedergabe und hervorragender Gesamtharmonie. Voluminöser, voller Klang mit großer Dichte
  • Movie Theater 2: General, nicht unbedingt das beste Soundfeld. Manche älteren Produktionen klingen damit eine Spur harmonischer, vielleicht auch die ein oder andere Komödie. Ansonsten kaum Verbesserungen gegenüber der "normalen" DD/DTS/ProLogic-Wiedergabe.
  • Enhanced Mode (DD/DTS/ProLogic): Dieses DSP simuliert die Multi Surround-Lautsprechersysteme von Kinos für 35 mm-Filme.  Ohne Verlust der Ortung des Originalsklangs soll eine gute Effektwiedergabe garantiert sein. Bei einigen Filmen Verbesserung des Volumens des Surround-Klangfelds

Nur für Audio/Video-Quellen in 2-Kanal:

  • Entertainment/Game: Tiefe und Raumgefühl für Computerspiele. In der Praxis lieber PLII Movie verwenden, besonders beim RX-V1300, dessen Dolby PLII-Integration exzellent gelungen ist.
  • Music Video
  • TV Sports
  • Mono Movie

Für den wahren Heimkino-Fan mit einigem Sachverständnis bietet Yamaha auch noch verschiedene Nachbearbeitungsfunktionen für die DSP-Programme:

  • DSP Level: Regelbereich - 6 dB bis + 3 dB, mit diesem Parameter kann der Pegel für alle DSP-Effektfunktionen innerhalb des genannten Bereichs eingestellt werden. Abhängig von der Akustik des Hörraums kann der Pegel des DSP-Effektklangs in Relation zum Direktklang verstärkt bzw. abgeschwächt werden.
  • INIT.DLY (Initial Delay = Anfängliche Verzögerung): Mit dieser Funktion kann der wahrgenommene Abstand vom Quellensound verändert werden: Die Verzögerung zwischen dem direkten Klangbild und der ersten wahrgenommenen Reflektion kann hier in einem Steuerungsbereich von 1 bis 99 Millisekunden eingestellt werden. Je kleiner der Wert ist, umso näher scheint der Quellenklang akustisch am Hörer zu liegen, bei einem großen Wert entfernt sich der Quellenklang akustisch weiter. Ein kleiner Wert ist für einen kleinen Hörraum, ein großer für einen großen Hörraum zu empfehlen
  • ROOM SIZE: Dieser Parameter stellt die wahrnehmbare Größe des Surround-Soundfeldes ein. Je größer der Wert, umso größer wird das Surround-Soundfeld. Einstellbereich: 0,1 bis 2,0. Da der Klang wiederholt in einem Raum reflektiert wird, kommt es mit zunehmender Größe der Halle dazu, dass die Zeit zwischen dem ursprünglich reflektierten Sound und den nachfolgenden Reflexionen zunimmt. Durch die Möglichkeit der Steuerung der Zeit zwischen den reflektierten Sounds kann man die wahrnehmbare Größe des virtuellen Saales ändern. Wenn der Parameter von 1 auf zwei verdoppelt wird, verdoppelt sich die wahrzunehmende Länge des Raumes
  • LIVENESS (Lebendigkeit): Dieses Tool stellt das Reflexionsvermögen der virtuellen Wände in der Halle ein, indem die Abklingrate der frühzeitigen Reflexionen geändert wird. Einstellbereich 0 bis 10. Einsatzbereich dieser Funktion: Da die frühzeitigen Reflexionen einer Klangquelle in einem Raum mit hoher Akustikabsorbation viel schneller abklingen als in einem Raum mit stark reflektierenden Wänden, kann mit dem LIVENESS-Parameter die Abklingrate der frühzeitigen Reflexionen von  einem "toten" Raum (Raum mit hoher Absorbationsrate) zu einem "lebendigen Raum (Raum mit stark reflektierenden Wänden) verändert werden
  • S.DLY (Surround Delay = Surround-Verzögerung): Wie die Funktionen zuvor, diesmal geht es um die Verzögerung zwischen dem direkten Klang und der ersten Reflexion in einem Surround-Soundfeld. Einstellbereich 0 bis 49 Millisekunden, abhängig vom Digitalformat
  • S.INIT.DELAY: Anfängliche Surround-Verzögerung, Regelbereich 1 - 49 ms. Einstellung der Verzögerung zwischen dem direkten Klang und der ersten Reflexion auf der Surround-Seite des Klangfeldes
  • S.ROOM SIZE: Dieser Parameter stellt die anscheinende Größe des Surround-Soundfeldes ein (Regelbereich 0,1 - 2,0)
  • S.LIVENESS (Surround-Lebendigkeit): Einstellmöglichkeit von 0 bis 10 für das wahrnehmbare Reflexionsvermögen der virtuellen Wände im Surround-Soundfeld. Je größer der Wert, umso reflektierender werden die Wände des Surround-Soundfeldes
  • RC.INIT.DLY (Rear Surround Center Initial Delay = Anfängliche Verzögerung des hinteren Center-Sound-Feldes): Wie Funktion davor, nur geht es diesmal um das hintere Center-Surround-Soundfeld. Einstellbereich: 1 bis 49 Millisekunden
  • RC ROOM SIZE (Rear Center Room Size): Einstellmöglichkeit für die wahrnehmbare Größe des hinteren Center-Surround-Soundfeldes. Einstellbereich 0,1 bis 2,0, je größer der Wert, umso größer die Reflektion der Wände des Presence-Soundfeldes. Eine leichte Anhebung kann, zusammen mit S.Liveness, je nach Reflexionsverhalten, für eine leicht weiträumigeres Klangfeld sorgen.
  • RC.LIVENESS (Hintere Center-Lebendigkeit) siehe Funktion zuvor, diesmal für den Rear Surround Center
  • REV.TIME (Reverbation Time = Widerhallzeit):  Stellt die Zeitspanne ein, die für das Abklingen des dichten, nachfolgenden Widerhall-Sounds um 60dB (bei 1 kHz) benötigt wird. Folge: Die wahrnehmbare Größe des akustischen Umfeldes wird über einen sehr weiten Bereich geändert. Einstellbereich: 1,0 bis 5,0 Sekunden. Empfehlung: Bei "toten" Signalquellen und/oder Hörräumen längere Widerhallzeit, bei "lebendigen" Signalfelder und/oder Hörräumen eine kürzere, denn zuviel Widerhall sorgt genauso für eine unnatürliche Klangkulisse wie zuviel. Hier sollte man zunächst genauere Untersuchungen über die akustischen Eigenschaften des Hörraums anstellen. (Material der Wände? Wenig/viele Möbel? Teppichboden oder Parkett? usw.)
  • REV.DELAY (Reverbation Delay = Widerhallverzögerung): Einstellmöglichkeit von 0 bis 250 Millisekunden für die Zeitdifferenz zwischen dem Beginn des direkten Klangs und dem Beginn des Widerhalls. Je größer der Wert, umso später beginnt der Widerhall. Ein späterer Beginn des Widerhalls erzeugt ein Klangfeld, das den Eindruck vermittelt, in einem größeren akustischen Umfeld zu sein. Vorsicht bei der Einstellung: Wer es zu gut meint, erreicht nur einen unnatürlichen Klangeindruck, der weder zum Hörraum noch zum wiedergegebenen Material passt.
  • REV.LEVEL (Reverbation Level = Widerhallpegel): Stellt die Lautstärke des Widerhalls ein (0 bis 100 %), je höher der Wert, umso lauter der Widerhall
  • Für 6-Kanal-Stereo: Center Level, hinterer linker Pegel, hinterer rechter Pegel, hinterer Center Pegel in einem Regelbereich von 0 bis 100 % einstellbar
  • Für Pro Logic II Mode: Panorama Mode (für weitläuferiges Klangbild, in der Praxis praktisch ohne Belang, nur bei sehr guter Software mit tadelloser Abmischung minimal ansteigende räulmliche Wirkung heraushörbar), Dimension (Balance Frontlautsprecher/Surroundlautsprecher), Center Width (Klangverteilung Hauptlautpsrecher/Center, sehr nützlich, um, je nach Qualität der Quelle und der Güte des Centers, die manchmal störende Dominanz des Centers zu unterbinden oder aber bei hervorragendem Center und sehr guter Software frontal eine noch bessere 

Mini-Exkurs: Die Soundfeld-Bilder eines DSP-Programms

Jedes der Cinema-DSP-Programme ist vom Charakter der verschiedenen vorkommenden Soundfelder her unterschiedlich. Alle Daten beruhen, wie schon erwähnt, auf realen Messungen, zum Beispiel in großen Kinosälen. Bei den Soundfeldern unterscheidet Yamaha zwischen dem Presence-Soundfeld (das Soundfeld, welches sich vorne hinter den Lautsprechern ausbreitet) und den linken und rechten Surround-Soundfeld sowie dem Nachhall. Zusätzlich kreiert die DSP-Elektronik im RX-V1200 noch ein weiteres Soundfeld und den Back Surround-Lautsprecher, damit eine möglichst homogene und zugleich exakte klangliche Ausleuchtung möglich wird. Die Presence- und Surround-Soundfeld-Daten finden ihren Ausdruck in der Verteilung der virtuellen Klangquellen und der Echomuster. Da jedoch die zwei unterschiedlichen Soundfeld-Typen mit komplexen Elementen wie zum Beispiel der Energiebalance und den Signalmischverhältnissen ausgedrückt verarbeitet werden, werden sie als ein auf dem Wahrnehmungsvermögen der Zuhörer beruhendes Soundfeld ausgedrückt - was sich in der Praxis vor allem durch einen harmonisches, rundes Klangbild, eine kräftige Effektwiedergabe und eine hohe Klangdichte bemerkbar macht - auch wenn dies nicht für alle DSP-Programme gleichermaßen gilt. So ist ProLogic II summa summarum den meisten HiFi-DSPs überlegen, vor allem die sinnvollen Einstellmöglichkeiten, kombiniert mit dem natürlichen Klangbild ohne den Einfluss störenden Halls, sorgt für universelle Einsatzmöglichkeiten. Einige der Cinema-DSPs hingegen beeindrucken mit einer gelungenen Filmtonwiedergabe. Mehr dazu im Kapitel "Ton". 

Test: Carsten Rampacher

01. November 2002