Test: PC-Soundsystem Yamaha AP-U70

 

Finish, Features und Anschlüsse

DVD-Laufwerke und Multimedia-Anwendungen werden immer leistungsfähiger und immer beliebter. Der heimische PC wird darum verstärkt auch für Anwendungen genutzt, die bis vor kurzer Zeit noch nur von Profis verwendet wurden und sündhaft teuer waren. Doch der Preisverfall geht immer weiter, nur auf einem anderen Gebiet gab es klar abgesteckten Grenzen: Soundsysteme für den PC klangen selten sonderlich überzeugend, auch wenn riesige Maximalleistungen auf den Verpackungen für ein durchschlagendes Klanggewitter Werbung machten. Doch grau ist bekanntermaßen alle Theorie, in der Praxis gibt es oft wenig Leistung, und die Klanggüte ist auf dem Niveau einer abgetakelten Dorfdisco - verzerrt und blechern. 

Grund genug für Yamaha, zu handeln und die DSP-Technologie, die in den Verstärkern und Receivern für den Heimgebrauch schon mittlerweile seit vielen Gerätegenerationen den Ruf der Marke wesentlich mitbegründet hat, nun auch PC-fit zu machen. Das Ergebnis nennt sich "CAVIT", was für "AV/IT Convergence Products" steht. Die Entwickler gingen folgendermaßen vor: Man nehme einen hübsch aussehenden kleinen Verstärker mit 2 x 20 Watt, implantiere den auch den Verstärkern und Receivern des Hauses genutzten 32-Bit DSP-Prozessor YSS-928 (Yamaha-Eigenentwicklung) nebst einiger DSP-Programme, und versehe das Ganze mit einem Universal Serial Bus-(USB)-Schnittstelle - fertig ist die Soundstation für den PC. Zu Gehör bringt der PC-Verstärker auch die Tonnormen Virtual Dolby Digital und - zumindest theoretisch - DTS Virtual 5.1. Theoretisch deshalb, weil noch kein PC-Software-Player den virtuellen DTS-Standard wiedergibt. Die Vorteile vom Anschluss über USB lagen für Yamaha auf der Hand: Die Datenübertragungsrate ist mit 12 Mbps weitaus höher als bei der seriellen (115.2 kbps) oder der parallelen (1.2 Mbps) Schnittstelle. 

Weiterer Vorteil: Im PC selber findet keine Klangverarbeitung statt, sondern im Verstärker, was zu geringerem Rauschen und zu wenig Verzerrungen führt. Gleichzeitig ist über USB die Steuerung des Systems via Maus am PC-Monitor kein Problem. Entsprechende Software wird mitgeliefert. Der Preis für das kleine Schmuckstück geriet aber nicht eben niedrig: 680 DM wechseln im Falle des Kaufs den Besitzer. Und damit ist das Angebot von Yamaha noch nicht am Ende: Schließlich soll auch die Peripherie stimmig sein, und so kann der Interessent für einen Paarpreis von 120 DM noch die passenden Boxen NS-U30 (siehe Bild am Testanfang) dazukaufen. Wer es gern auch "tiefbassig" mag, kann sich aus dem normalen Heimkino-Angebot noch den Subwoofer YST-SW45  mit 45 Watt ordern, der für 400 DM zu haben ist. Ein happiger Preis, dafür ist der Woofer sehr wertig verarbeitet und hat ein gefälliges Design.

Der Subwoofer YST-SW45 ist für 400 DM optional erhältlich

Der Anschluss erfolgt, wie von der Heimkino-Anlage her gewohnt, via Subwoofer-Pre-Out, der sich auf der Geräterückseite befindet. Summa summarum ergibt sich so ein sehr stattlicher Preis von rund 1200 DM für das komplette PC-Sound-Set.  Alternativ kann der Kunde auch den Prozessor DP-U50 kaufen. Dieses Modell ist identisch mit dem AP-U70, ist aber für den Betrieb mit Aktivboxen ausgelegt - Endstufen sind keine eingebaut. Preislich ergibt sich kein großer Unterschied: 600 DM berechnet Yamaha für den Prozessor DP-U50.

Dem Besitzer eröffnen sich dafür auch einige Möglichkeiten: Mit dem AP-U70 als Schaltzentrale lässt sich viel bewerkstelligen, so können zum Beispiel von CD, MD oder Tape Aufnahmen ihren Weg auf die Festplatte des PCs finden. Über einen optischen Digitaleingang oder konventionell und altbekannt via Cinch finden Zuspieler die geeignete Möglichkeit zum Andocken.

Analoge und digitale Ein- und Ausgänge an der Rückseite des AP-U70

Zum PC geht es dann via USB weiter. Wer noch über einen PC ohne USB verfügt,. kann den Verstärker ebenfalls nutzen. Allerdings ohne die mitgelieferte Software, das heißt, die umfangreichen, im Tonkapitel näher beschriebenen Editiermöglichkeiten der DSP-Programme entfallen. An eine Soundkarte findet der AP-U70 digital oder analog Anschluss. 

Bewertung


Bedienung

Die Bedienung des AP-U70 ist gemessen am Funktionsumfang sehr gut gelungen. Schon die Installation der beim Anschluss über den USB-Anschluss nutzbaren Software gestaltet sich sehr einfach (getestet unter Windows ME). Die Benutzeroberfläche ist gut gegliedert und klar verständlich, so dass sich der Windows-gewohnte Benutzer schnell in alles hineinfindet. Unten im Bild der Testton-Modus für den virtuellen Surround-Sound. Im rechten Feld mit den identisch großen Würfeln und den zwei Achsen kann die Ohrgröße des Benutzers für den Kopfhörer-Surroundbetrieb angepasst werden.

Übersichtlich präsentieren sich die Einstell-Setups auf dem PC-Monitor (nur bei Anschluss via USB)

Der Verstärker bietet vielfältige Einstellmöglichkeiten der DSP-Elektronik, auf die im Klangkapitel noch näher eingegangen wird. So wird auch der fortgeschrittene Benutzer, der sich mehr mit der Materie DSP beschäftigt hat, zufrieden sein. Gelungen ist auch das Display am Gerät selber, es gefällt durch seine DOT-Matrix-Darstellung genauso wie durch die klare Gliederung.

Das Display am Verstärker selber erfreut mit DOT-Matrix-Auflösung

Ebenso ist es möglich, den AP-U70 via Fernbedienung zu steuern. Alle Grundfunktionen sind auf der Fernbedienung vertreten, die Tasten sind zwar etwas klein, haben aber einen klar definierten Druckpunkt.

Bewertung

    

Ton

Das Yamaha-System eröffnet für den Ton am PC neue Perspektiven. Im Zusammenspiel mit dem YST-SW45 und den NS-U30-Boxen ergibt sich ein harmonisches Klangbild, obwohl die Surround-Wiedergabe lediglich virtuell erfolgt. Normalerweise steht der Tester virtuellen Surround-Sounderzeugungssystemen grundsätzlich eher kritisch gegenüber. Beim AP-U70 aber zeigt sich, dass man auch auf diesem Weg überzeugende Ergebnisse realisieren kann. Natürlich darf nicht die ausgewachsenen Heimkino-Anlage als Vergleichsobjekt herhalten, im Vergleich zu echtem mehrkanaligen Klang schneidet eine virtuelle Lösung immer deutlich schlechter ab, da fehlende Lautsprecher nicht durch noch so clevere technologische Lösungen zu kompensieren sind. 

Aber unter den PC-Lösungen ist die Yamaha-Variante der Hecht im Karpfenteich: So ist gerade die Basswiedergabe trotz der lediglich 45 Watt, über die der Woofer verfügt, von beachtlichem Volumen. Im "Movie"-DSP-Modus überzeugte das Klangerlebnis bei "Independance Day" mit gutem Tiefbass, der nur bei heftigem Drehen am Lautstärkeregler am Gerät oder eifrigem Bewegen des Lautstärkeschiebers Richtung Anschlag auf der Benutzeroberfläche auf dem PC-Monitor allmählich dröhnig und verzerrt wird. Selbst aber bei leicht forcierter Lautstärke gefällt der Klang noch mit guter Raumwirkung. Die verhältnismäßig kleinen NS-U30-Boxen zeigen einen befriedigenden Dynamikumfang mit feinfühligem Übergang vom Subwoofer (der am besten bei knapp über 100 Hz Übernahmefrequenz stehen sollte bei der hier vorgestellten Systemkonfiguration) zu den Hauptboxen, der ohne störende Frequenzlöcher gut gefiel. Lediglich im Hochtonbereich sind Abstriche zu machen, da ist das Klangbild doch dann zu wenig differenziert und etwas zu belegt. Der Verstärker mit seinen 2 x 20 Watt erzeugt auch ohne Subwoofer ein gefälliges Klangbild, erwartungsgemäß etwas bassschwach, Verzerrungen oder Ermüdungserscheinungen zeigen sich keine, was die Leistungsangabe durchaus glaubwürdig erscheinen lässt.

Doch Yamaha wäre nicht Yamaha, wenn man dem Benutzer nicht bei den verschiedenen DSP-Programmen (Hall, Jazz, Church, Game, Movie, Live, Virtual Dolby Digital/VDD) noch die Möglichkeit gäbe, selbst Anpassungen am Klangbild vorzunehmen: Je nach Programm, können unterschiedliche Parameter dem persönlichen Geschmack angepasst werden. Damit werden auch bei der Musikwiedergabe vollauf zufrieden stellende Ergebnisse erzielt. So klang zum Beispiel das "Jazz"-Programm bei der Hybrid-DVD (DVD Video/DVD Audio) des Jazz Festivals Hamburg 1999 sehr lebendig und klar, das DSP-Programm ersparte dem Zuhörer zuviel Hall, was sich bei einem guten Jazz-Konzert sehr schädlich auswirken kann. Aus diesem Grund mit Vorsicht zu genießen ist das "Church"-Programm, das nur bei einigen CDs, die in großen Kirchen aufgenommene Orgelwerke enthielten, brauchbar war. Ansonsten ist der Klang schlichtweg schauerlich. Das kann man von der "Live"-Einstellung ganz und gar nicht sagen, sie betont Gesangsstimmen mit erstaunlich guter Präzision. Vermisst hat der Tester eine "Disco" - oder "Dance"-Einstellung, diese wäre von einigem Nutzen gewesen, gerade da auch MP3-Liebhaber vom System angesprochen werden sollen, und unter diesen gibt es nicht wenige, die vielleicht auch mal aktuelle House- oder Trancemusik mit eigenem DSP hören wollen. 

Hier im Bild der "Advanced Setting"-Modus des Movie-DSP-Programms. Hier kann zum Beispiel die Surround-Verzögerungszeit oder die Raumgröße verändert werden.

Anders sieht der "Advanced Setting"-Modus beim DSP-Programm "Church" aus. Hier können die veränderbaren Parameter zum Beispiel die Nachhallzeit beeinflussen

Zusätzlich kann der Benutzer auch noch auf einen graphischen Equalizer zurückgreifen und eigene Einstellungen abspeichern:

Hier kann man bei verschiedenen Frequenzbändern seine Lieblingseinstellung justieren und hat zwei Speicherplätze zur Verfügung (links im Bild)

Klang absolut

Klang PC-System

Klang Preis-/Leistung



Fazit

Die Yamaha-PC-Lösung überzeugt mit praxisgerechtem Handling, einer sehr guten Verarbeitungsqualität und vielfältigen Anschlussmöglichkeiten. Der Klang ist für die Geräteklasse wirklich von sehr guter Qualität, gerade zusammen mit dem Subwoofer YST-SW45 und den Hauptboxen NS-U30 ergibt sich ein harmonischer Sound, den man auch mal ein wenig lauter genießen darf. Für Musik wie auch für Filme eignet sich das System, nicht zuletzt Verdienst der flexiblen Anpassungsmöglichkeiten durch das eingebaute DSP. Doch Qualität hat bekanntermaßen ihren Preis: Mit rund 1200 DM kostet die komplette Anlage eine ganz schöne Stange Geld. Wer viel am PC arbeitet und öfters auch mal nebenher Musik hören oder den passenden Klang zur DVD haben möchte, sollte sich das System aber auf jeden Fall näher anschauen, wenn es im Februar 2001 in die Läden kommt.

Pro & Contra

Sehr gute Verarbeitung
Für PC-Lösung sehr guter Klang
Vielfältige Anschluss- und Einstellmöglichkeiten
Hoher Preis

Technische Daten

RMS-Ausgangsleistung: 2 x 20 W (20 Hz - 20 kHz, 6 Ohm, 0,4 % Klirrfaktor), Anschluss via USB
Decodiert Virtual Dolby Digital und DTS 5.1 Virtual
Systemanforderungen: Windows 98/98SE/ME/2000. Macintosh: OS 9.0.4
Softwareplayer: Power DVD 3.0 oder WinDVD 2000
Eingänge: digital 2 x optisch, 1 x koaxial, analog 3 x Zweikanal-Cinch
Ausgänge: Digital 1 x optisch, 1 x Zweikanal Cinch, Subwoofer Pre-Out
Farben: silbern (AP-U70), Buche mit grauer (NS-U30) bzw. brauner (YST-SW45) Frontbespannung
Maße (B x H x T): 120 x 294 x 394 mm
Gewicht: 5,5 kg
Preis AP-U70: 680 DM (UVP), YST-SW45: 400 DM (UVP), NS-U30: 120 DM (Paarpreis, UVP)
Lieferbar voraussichtlich (Stand 18.12.2000): Februar 2001

18. Dezember 2000

Test: Carsten Rampacher