Test: AV-Receiver Marantz SR-9300

Wir danken unserem Kooperationspartner HiFi-Regler für das Bereitstellen der Hörräume

Ausstattung

Wer deutlich über 3.000,-- EUR für einen AV-Receiver ausgibt, verlangt verständlicherweise auch eine entsprechende Leistung für sein Geld. Die Ansprüche der potentiellen Käufer sind in letzter Zeit weiter gestiegen - und das aus gutem Grund, denn bereits für 1.200,-- bis 2.000,-- EUR gibt es jetzt Geräte, die bereits ein ausgezeichnetes Performance-Profil mitbringen, das auch anspruchsvollen Heimkino- und Mehrkanal-Musikliebhabern in vielen Fällen ausreicht.

Also müssen die teuren Edel-Boliden nochmals deutlich mehr in die Waagschale werfen, um den Kaufpreis entsprechend zu rechtfertigen. Der Maratz  SR-9300 für 3500 EUR  kann etwaigen Vergleichen mit Gelassenheit ins Auge sehen, denn seine Ausstattungsliste und die verwendeten Baugruppen zeugen von außerordentlicher Güte. Der Marantz löste vor geraumer Zeit mit noch besserer Ausstattung den SR-9200 ab, der bei uns im Hardwaretest mit brillanten Leistungen überzeugen konnte. Während die Endstufensektion im Vergleich zum Vorgänger laut Marantz weitestgehend unverändert blieb - an Leistung stehen 7 x 140 Watt an 8 Ohm zur Verfügung, die hoch belastbaren High Current-Endstufen konnten durch ihre Dynamik und Pegelfestigkeit auch in unserem Test voll punkten - ist bezüglich der Vorverstärkersektion und der Elektronik eine Menge geschehen. So ist der 9300er nun THX Ultra 2-zertifiziert (mehr über THX Ultra 2 findet sich am Ende des Tests), ferner wird auch DTS 96/24 decodiert. Neue 192 kHz/24-Bit Crystal Audio-D/A-Wandler sollen die klanglichen Fähigkeiten gerade in Bezug auf Brillanz und Detaileinarbeitung nochmals hörbar steigern, was in Anbetracht der exzellenten Leistungen des SR-9200 eigentlich kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Ob die Mission gelungen ist, können Sie später in der Klangwertung nachlesen. 

Marantz ist besonders im Kreise audiophiler Kenner bekannt, daher liegt dieser Kundenkreis auch den Entwicklern des SR-9300 am Herzen. Daher steht auch eine Source Direct- und Video Off-Schaltung bereit, um für audiophile Hörer einen natürlichen und reinen Klang ohne störende Beeinflussungen durch nicht benötigte Baugruppen sicherzustellen. Um einen reinen Klang ohne störende Begleitgeräusche zu ermöglichen, wurden weitere optimierende Maßnahmen durchgeführt. Das vollverkupferte Gehäuse sorgt zusammen mit dem groß dimensionierten Ringkerntrafo ebenfalls für eine Steigerung des Leistungsvermögens. Ansonsten sorgt die "Precision Coding Technology" für höchste Sound-Präzision, so dass wir insgesamt schon sehr gespannt waren auf die akustischen Fähigkeiten des AV-Receivers.  

Wie bereits der Vorgänger wird auch der 9300er mit Scartbuchsen ausgeliefert, was gerade in Europa die Rolle des AV-Receivers als Videoschaltzentrale positiv beeinflussen dürfte. Während es als weitere Videoanschlüsse noch S-Video-Hosiden- und FBAS-Buchsen gibt, werden wie schon beim SR-9200 keine YUV-Terminals mitgeliefert. Dies ist bedauerlich, da diese Anschlussart auch hierzulande immer beliebter wird. Bei allen anderen Anschlussformen gibt sich der Marantz keine Blöße. Selbstverständlich gibt es einen 7.1-Eingang sowie einen vollen Satz an Pre-Outs. Multiroom-geeignet ist der SR-9300, hier kann man die eingebauten Endstufen zwischen den Surround Back- und dem Multiroom-Einsatz umschalten. Eine RS232 Schnittstelle für Software-Updates und Haussteuerungssysteme (Creston, AMX) steht ebenfalls zur Verfügung. Die hervorragende Fernbedienung RC3200 wird auch dem neuen Modell beigelegt, was in Anbetracht der Qualitäten des auch einzeln zu erwerbenden IR-Controllers alles andere als ein Fehler ist. Wie auch der 9200er ist der SR-9300 in goldener oder schwarzer Ausführung lieferbar, seit kurzer Zeit auch in silberner Version, die mittelfristig die goldene Variante ersetzen wird. Laut Marantz wird die Nachfrage nach silbernen Geräten immer größer - schließlich ist auch ein Großteil der Bildwiedergabegeräte, sei es ein Röhrenfernseher, ein Plasmaschirm oder ein Rückenprojektions-TV - in silbern gehalten. Der Anteil der Heimcineasten, die goldene Geräte bevorzugen, wird im Gegenzug immer geringer. 

Erfreulicherweise lässt Marantz die SR-9200-Besitzer nicht im Stich: Mittels eines Upgrades für 300,-- EUR kann der AV-Receiver technisch angepasst werden. Einzelheiten dazu finden sich hier.

Der SR-9300 im Detail

Verarbeitung

Hier beweist der SR-9300 seine Klasse - eine dicke, massive Aluminiumfrontplatte, die auch wirklich wie edles Metall aussieht, bestimmt die hochkarätige Optik. Die sehr solide und nobel wirkenden Bedienelemente fügen sich zusammen mit der stabilen Klappe, hinter der sich weitere Bedienelemente verbergen, in den Gesamteindruck ein. Die Geräterückseite präsentiert sich ebenfalls in exzellentem Finish. Sauber sind alle Buchsen eingepasst, inklusive der Scartbuchsen. Hier könnte mancher Fernseherhersteller einmal bei Marantz in die Lehre gehen, um zu studieren, wie ein ausgezeichnet gemachtes Anschlussfeld in Bezug auf die Materialqualität und die Anschlussstabilität aussehen kann. Die Fernbedienungseinheit, die sich im Karton findet, ist dazu angetan, das Gesamtresultat eindrucksvoll zu vervollständigen - elegant, hochwertig und von ausgezeichneter, langlebiger Verarbeitung.

Anschlüsse

Die Nachteile sind schnell aufgezählt: Es gibt keine Hochgeschwindigkeitsschnittstelle wie i.link o.ä. und keine YUV-Terminals. Ansonsten ist alles vorhanden, um einen großen Gerätepark anzuschließen. Neun Analogeingänge, vier Analogausgänge 4, insgesamt 10 Digitaleingänge (vier optische Eingänge, fünf koaxiale Eingänge, 9 davon frei zuweisbar) und zwei Digitalausgänge (1 x optisch, 1 x koaxial) stehen zur Verfügung.  Wer trotz der sehr leistungsfähigen internen Einheiten externe Endstufen anschließen möchte, kann dies für ein komplettes 7.1-System tun: Alle nötigen Vorverstärkerausgänge sind vorhanden. Ein 7.1-Kanal-Eingang ist ebenfalls vorhanden. Multi-Room-fähig ist der SR-9300 auch, die entsprechenden Anschlüsse finden sich auf der Geräterückseite. Auf der Gerätefrontseite gibt es noch einen komplett (inklusive S-Video/optischem Digitaleingang) bestückten AV-Eingang. 

Features und Baugruppen

192 kHz/24-Bit-Crystal-DSPs für alle Kanäle sorgen für einen hochauflösenden, klaren und detailreichen Klang. Durch die ADDC-Technik (Advanced Double Differential Converter, fortschrittlicher doppelter Differential-Wandler) soll laut Marantz die Stereowiedergabe optimiert werden. Die "Precision Coding Technology" (PCT) soll laut Marantz die Decodierungsqualität effektiv steigern. PCT verarbeitet die digitalen Signale von Dolby Digital und DTS mit einer höheren Rechenbreite von 32 Bit, was zu einem feiner aufgelösten Audiosignal führt. Gleichzeitig wird das Signal-Rausch-Verhältnis im Mittel-/Hochton-Bereich deutlich verbessert. Mit seinem sehr differenzierten, dynamischen und klaren Klang kann der SR-9300 in den Klangwertungen auch seinen Vorgänger SR-9200 distanzieren. Des Weiteren bringt der Marantz SR-9300 drei DSP-Programme mit - Hall, Matrix und Movie - die aber bei der natürlichen, insgesamt extrem gelungenen Auslegung (siehe Tonwertung) eigentlich nicht gebraucht werden. 

Insgesamt bietet der SR-9300 eine erstklassige Verarbeitung und eine praxisgerechte, sinnvolle Ausstattung. Was wir vermissen? Eine Hochgeschwindigkeitsschnitte und YUV-Anschlüsse.

Bewertung
Bedienung

Das Bedienkonzept der SR-9300 gefiel uns sehr gut. Maßgeblichen Anteil daran hat die ausgezeichnete Touch Screen-Fernbedienung namens RC-3200A, die auch einzeln zu haben ist und dem SR-9300 beiliegt. Die Benutzeroberfläche ist klar aufgebaut, die Mischung aus den wenigen Funktionselementen im unteren Teil und auf der linken Seite der Fernbedienung sowie den Touch Screen-Elementen erscheint bereits nach kurzer Eingewöhnungsphase als sehr gut gelungen. Das Enter-Kreuz ist leicht zu bedienen und besitzt eine angenehme Größe. Klare, leicht verständliche und im wesentlichen ausreichend groß dimensionierte Touch-Screen-Buttons, wie im Bild oben zu erkennen, ermöglichen dann eine komfortable Bedienung. In der Dunkelheit ist die komplette Fernbedienung grünlich beleuchtet, so ist eine Bedienung des SR-9300 auch im abgedunkelten Heimkinoraum problemlos möglich. Durch die Vorprogrammierung sowie die Lern- und Macrofähigkeit eignet sich die RC-3200A hervorragend als Infrarot-Schaltzentrale, deren Reichweite überzeugen konnte, für ein komplettes Heimkino. Auch große Geräteansammlungen managt diese Kontrolleinheit ohne Schwierigkeiten.

Das On Screen Display ist, trotz der Funktionsvielfalt, klar aufgebaut. Rasch lassen sich so alle Einstellungen treffen, wie so oft sollte aber der Anwender zumindest in Bezug auf die gängigen heimcineastischen Termini mit der englischen Sprache vertraut sein. Rasch sind die Grundeinstellungen für die Lautsprecher getroffen - besonders penible Zeitgenossen würden sich vielleicht noch eine exaktere Entfernungseinstellung für die Distanz des einzelnen Lautsprechers zum Hörplatz wünschen, Denon bietet hier z.B. 0,1 m-Schritte - doch sind dies keine ernsthaften Mängel. In der Praxis, so wagen wir zu behaupten, würde kaum ein Hörer großartige Unterschiede bemerken, wenn man den Abstand nochmals genauer eingeben kann.

Viel wichtiger erscheint uns die Tatsache, dass der eingebaute Testtongenerator zum akkuraten Einpegeln sehr gut taugt. Weder Marantz noch Denon bringen in ihren Top-Geräten momentan eine Einpegelungsautomatik oder eine mikrophonbasierte Hilfestellung mit, wie dies z.B. Pioneer mit M.C.A.C.C. (mehr dazu z.B. hier) oder Harman Kardon mit EzSet (mehr dazu z.B. hier) machen. Auch Yamaha hat nun ein solches System entwickelt und nennt es YPAO (Yamaha Parametric Room Acoustic Optimizer). So hilfreich diese Zusatzfeatures in der Praxis sind - mit etwas Geduld und Liebe zum Detail schafft man auch mit sehr guten Testtongeneratoren und/oder einem Schalldruckmessgerät höchst respektable Ergebnisse. 

Hervorragend hat Marantz die Bedienelemente am Gerät selber ausgeführt und arrangiert - allen voran der Marantz-typische "Gyro Tuning"-Regler, zentral angeordnet und mit ausgezeichnetem Bediengefühl. Auch der solide gelagerte Lautstärkeregler passt zum praktisch perfekten Gesamteindruck vortrefflich. Unter einer massiv ausgeführten Klappe finden sich weitere nützliche Features. Durch den unter anderem mit einer S-Video-Buchse und einem optischen Digitaleingang bestückten Front-AV-Eingang können rasch verschiedene Arten von Peripheriegeräten mit dem SR-9300 Kontakt aufnehmen. Das große Display gefällt mit hoher Auflösung und exzellenten Kontrastwerten. Um die Übersichtlichkeit in vollem Umfang zu gewähren, verzichtet Marantz löblicherweise auf zu viele bunt flimmernde Lämpchen im Display selbst oder in der Nähe des Displays. Bedienungs-Fazit: Auch, was den Bedienkomfort angeht, ist der SR-9300 ganz vorne zu finden - die Bedienung macht sogar richtig Spaß.

Bewertung
Ton
Testequipment
Pegelfestigkeit

In dieser Wertung gelang es dem Marantz, die Meßlatte, die in den Preisregionen zwischen 3.000,-- und 4.000,-- EUR sehr hoch liegt, weiter nach oben zu verschieben. Besonders beachtlich erscheint dies vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Endstufeneinheit laut Marantz-Angaben im Vergleich zum SR-9200 nicht wesentlich verändert wurde. Trotzdem konnten gestiegene Performance-Werte von unserer Seite notiert werden, die dafür sorgen, dass sich der SR-9300 selbst hinter den nochmals deutlich teureren und auf dem Papier deutlich leistungsstärkeren Konkurrenten in Form des Denon AVC-A1SR und des Pioneer VSA-AX10 keinesfalls verstecken muss - und auch nicht hinter dem sehr pegelfesten Harman/Kardon AVR-8500, der bei uns im Test Maßstäbe setzen konnte mit seinen bärenstarken, extrem hoch belastbaren Endstufen (der Harman/Kardon ist aber mit fünf, nicht mit sieben Endstufen ausgestattet wie die anderen hier genannten Geräte). 

Bei allen unseren Dauerläufen (3 Stunden Infinity Kappa-System ohne aktiven Subwoofer, Pegel 70 bis 90 Prozent der möglichen Maximallautstärke, 2 Stunden Infinity Kappa-System mit aktivem Subwoofer, Pegel 70 bis 90 Prozent der möglichen Maximallautstärke, 3 Stunden Jamo D 7, alle Lautsprechersysteme in kompletter EX-Konfiguration. Betriebsarten (wechselnd): THX Ultra 2, THX Surround EX, DTS 96/24, externe Quelle: DVD Audio (5.1), All-Channel-Stereo, Circle Surround/auch im Circle Surround 2 Betrieb arbeiteten alle Lautsprecher) leistete sich der SR-9300 nicht die geringste Schwäche. Mit unnachgiebiger Wucht agierte der SR-9300 beim "Chronos"-Trailer auf der 7. DTS Demo-DVD (DTS 96/24). Dieser Trailer verlangt dem Equipment nahezu alles ab, seine ungeheure Bassgewalt und die prägnante, bei hohen Lautstärken schon fast schneidende Hochtondarstellung trennt rasch die "Spreu vom Weizen". Der Marantz jedoch brachte selbst ohne angeschlossenen aktiven Subwoofer ein kraftvolles Klangbild zustande, das auch bei 90 % des Maximalpegels nicht einbrach. Selbst einmal der komplette Trailer in möglicher Maximallautstärke bewegte den AV-Receiver nicht dazu, sich auszuschalten - man merkte nur am leicht flackernden Display, dass sich der SR-9300 bei dieser Übung - Chronos-Trailer in Maximallautstärke und ohne aktiven Subwoofer - doch mehr als üblich anstrengen musste. Die Wiedergabe erfolgte hier in 5.1 - doch bei der Pod Pace-Sequenz von der THX Ultimate Demo DVD wollten wir es wissen und ließen den Marantz während dem gesamten Ausschnitt praktisch auf Maximalpegel laufen - auch hier diente das Inifinity Kappa Set als Wiedergabesystem, und wieder blieb der Subwoofer dem Pre-Out des Marantz fern. Wir hätten erwartet, dass diese Übung - nach den Dauerläufen und nach dem "Chronos"-Experiment - den Marantz nun endgültig an seine Grenzen bringen würde. Die Abschaltautomatik, so mutmaßten wir vor dem Versuch, würde sich bei dieser erneuten massiven Attacke der Tester auf das bereits hoch belastete Gerät gewiss aktiveren. Doch - nichts dergleichen geschah. Ein leichtes Displayflackern war alles, was unser "Held der Pegelfestigkeit" sich entlocken ließ, ansonsten blieb er "cool". Nun, "kalt" ließen den AV-Receiver diese Belastungstests nur im übertragenen, aber nicht im eigentlichen Wortsinn, will heißen: Eine deutliche Erwärmung des AV-Receivers war schon spürbar. Aber: Dass sich die Thermik unter solchen Belastungen ändert, ist völlig normal, extrem heiß wollte der SR-9300 aber nie werden, was sehr deutlich macht, dass hier ein höchst effektives Temperaturmanagement im Inneren des SR-9300 arbeitet. 

Mit den in unseren Testreihen gezeigten Werten markiert der SR-9300 zweifelsohne die Spitze - seine 140 Watt pro Kanal, die im Datenblatt angegeben sind, wirken auf den ersten Blick nicht weltbewegend viel  - aber die Praxis ist, wie so oft im Leben, gegenüber der "grauen Theorie" der bessere Lehrmeister. Problemlos kann der AV-Bolide daher auch in sehr großen Hörräumen eingesetzt werden, ein 50- bis 60-Quadratmeter-Raum stellt für den SR-9300 keine Schwierigkeit dar. In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint der Kaufpreis des 9300ers in einem besonders guten Licht - hier wird eine extrem gute Qualität für einen fairen Preis geboten.

Filmton-Wiedergabe

Auch weit überdurchschnittlich anspruchsvolle Heimkino-Liebhaber werden ihre große Freude am SR-9300 haben. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, was man lieber möchte: Ein Gerät, das ein exzellentes Volumen und eine großartige Durchsetzungskraft bei allen Arten von Effekten bieten kann oder einen "Detail-Virtuosen", der auch noch die letzte kleine Einzelheit mit Sorgfalt herausarbeitet. Mit dem SR-9300 erwirbt man einen AV-Receiver, der beides absolut gekonnt beherrscht. Bei der Sequenz aus "Behind Enemy Lines" (DTS Demo DVD Nr.7) brachte der souveräne Marantz die teils krassen Dynamiksprünge auf Referenzlevel zur Geltung. Gerade eben noch bedrohliche Stille - dann, wie aus dem Nichts, brechen gewaltige Explosionen herein. Der SR-9300 lässt diese unnachgiebige Wucht, diese unbändige Kraft, das Auditorium bis in die Magengrube spüren. Selbst unempfindliche Zeitgenossen wird es Angst und Bange, wenn die Jagdszene der schwarzen Mitsubishi Lancer Evolution auf den Truck in "The Fast And The Furious" in voller Lautstärke durch den Hörraum donnert. Die hochdrehenden Motoren, die Schüsse aus der Schrotflinte des Truckfahrers und das Geschrei der Akteure werden vom Marantz in höchster Präzision in den Hörraum getragen. Dabei schafft es der AV-Receiver, die gesamte Geräuschkulisse auch bei höchsten Lautstärken sauber durchzustrukturieren. Die Konkurrenten von Denon und Pioneer schaffen, obwohl sie teurer sind, keine besseren Werte - und was die schiere Wucht der Effektdarstellung anbetrifft, kann der Marantz diesen beiden Highend-Geräten sogar leicht enteilen. Bildlich gesprochen, trifft der Marantz jeden Zuhörer noch mit voller Kraft, selbst wenn er versucht, sich in einer Ecke des Hörraums zu "verdrücken".

Schon der Auftakt von "Die Mumie kehrt zurück" ist mit Effektgewittern gespickt. Der Marsch des Skorpionkönigs und seiner Armee wird vom SR-9300 sehr eindrucksvoll wiedergegeben, die Schlachten wirken so real, als ob man selber gerade im alten Ägypten mit einem scharfen Schwert bewaffnet um sein Leben kämpfen müsste. Auch der Einmarsch des nun mit der Gottheit Anubis verbündeten Skorpionkönigs in die altägyptische Stadt geschieht mit großem Nachdruck. Immer schafft es der Marantz, ein erstklassiges Gefühl der räumlichen Weite zu erzeugen. Dieser Faktor führt maßgeblich zur dreidimensional-plastischen Vorstellung.  Mit ausgezeichneter räumlicher Darstellung bringt der Marantz auch den klassischen THX Broadway-Trailer zur Geltung. Die Pod Race-Sequenz aus "Star Wars, Episode 1 - The Phantom Menace", abgelegt auf der THX Ultimate Demo DVD, bringt die Qualitäten des SR-9300 bestens zur Geltung: Der Zuhörer hat den Eindruck, selbst am "Pod Race" teilzunehmen. Der Rausch der Geschwindigkeit wird ungefiltert übertragen und somit hervorragend zur Geltung gebracht. Auch kleine "Nebeneffekte" wie z.B. die Einstellarbeiten, die Anakin Skywalker während seines vorübergehenden Triebwerks-Energieausfalls im Cockpit durchführt, kommen glasklar und passend akzentuiert zur Geltung. Der zwar die Zusammenstellung betreffend interessante, von der Audioqualität her aber (was am Alter der teilweise ausgewählten Filmausschnitte liegt) nicht überdurchschnittliche Filmausschnitts-Mix (unter anderem Star Wars und Indiana Jones) wird vom Marantz trotz der klanglichen Defizite der Vorlage in sehr guter Qualität dargebracht. Mancher Mittelklasse-AV-Receiver schafft - um hier einmal klare Worte zu sprechen, die die überragende Güte des SR-9300 zutreffend charakterisieren - bei exzellenter Software nicht die akustischen Ergebnisse, die der SR-9300 bei nur durchschnittlichen Tonspuren bereit stellt. 

Auch in Preisregionen zwischen 1.000,-- und 1.500,-- EUR finden sich inzwischen ausgezeichnete AV-Receiver - so z.B. der kürzlich getestete, klangstarke Pioneer VSX-AX3 für 1.199,-- EUR oder der mit einem überragenden Bassmanagement ausstaffierte  Harman/Kardon AVR-5550 (1.399,-- EUR). Eine exzellente Alternative ist auch immer noch der reichhaltig ausgestattete Denon AVR-3803 (1.499,-- EUR). Bereits diese Boliden bieten mehr, als viele Hörer jemals ausnutzen können. Und diejenigen anspruchsvollen Anwender, die von allem noch mehr wünschen, können sich in der Klasse um 2.500,-- EUR bedienen - Super-AV-Boliden wie der extrem flexible DSP-Alleskönner Yamaha DSP-AZ1, der Denon AVC-A11SR mit absoluter Vollausstattung oder der mit Spitzenklasse-Endstufen ausgestattete Harman/Kardon AVR-8500 sind in diesen Preisregionen zu Hause. Was Klanggüte, Verarbeitung und die Features angeht, bekommt der Kunde hier bereits unglaublich viel geboten. Daher: Wer benötigt noch mehr, oder, anders ausgedrückt: Was für Ansprüche muss man stellen, damit man noch mehr Geld in eine AV-Kommandozentrale investiert? Unsere Antwort: Allerhöchste Souveränität in großen Hörräumen über 50 Quadratmeter, sieben High-End-Endstufen mit extrem schnellem Ansprechverhalten und höchster Feinfühligkeit, eine Effektwiedergabe, die über ein 7.1 Lautsprechersystem echtes Kino-Feeling für alle beteiligten Zuhörer bereit stellt. Eine Kombination aus unbändiger Kraft und erstklassigem Feingefühl, die praktisch keine Kompromisse mehr vom Anwender erfordert. All dies bieten zusammen bietet in der Preisklasse bis 1.500,-- EUR kein Gerät - eine solche Performance kann der Käufer für dieses Geld nicht erwarten. In den Preisregionen zwischen 2.500,-- und 2.800,-- EUR wird zwar bereits ein hoher Perfektionsgrad geboten. Man wird aber in dieser Preisklasse - eine unter dem hier getesteten Marantz  - kein Gerät finden, das in der Summe seiner Eigenschaften dem nahezu perfekten SR-9300 absolut ebenbürtig ist. Natürlich kann es sein, dass einer dieser AV-Receiver dem Marantz in einer Wertung oder auch in zwei Disziplinen das Wasser reichen kann - aber diese Vollendung bei allen relevanten Eigenschaften findet sich bei keinem preisgünstigeren Konkurrenten, der uns bekannt ist. Daher ist der SR-9300 das ideale Gerät für all diejenigen Anwender, die ein sehr hoch belastbares Lautsprechersystem einsetzen, das außerordentlich pegelfest ist und in einem großen Hörraum steht. Ideal geeignet für den SR-9300 sind unsere beiden Test-Sets: Unsere momentane Gesamt-Referenz, das Jamo D 7 THX Ultra 2-System, passt erstklassig für alle Anwendungen, wer es besonders musikalisch im Stereo-Betrieb mag und insgesamt sehr viel Musik, darunter auch zu größeren Anteilen DVD-A und/oder SACD in 5.1 hört, fährt mit unseren Infinity Kappa-Lautsprechern (Test folgt in Kürze) ebenfalls hervorragend. Natürlich, diese Sets sind alles andere als preisgünstig - aber nur mit den entsprechenden Lautsprechern lassen sich die überragenden Qualitäten des Marantz voll auskosten.  

Mehrkanal-Musikwiedergabe

In Bezug auf die Mehrkanal-Musikwiedergabe liefert der Marantz ebenfalls First-Class-Resultate ab. Ob Konzertsaal oder Disco - der Marantz spielt alle Rollen, vom ambitionierten Konzertmeister bis zur druckvollen Beschallungsmaschine für die private House-Party im großzügigen Partykeller. Durch diese sehr flexible Auslegung macht es der SR-9300 praktisch jedem Recht - bei klassischer Musik begeistert seine sprühende Spielfreude, jedes Instrument und jede Stimme betont der AV-Receiver höchst wirkungsvoll. Mit großer Klasse managt er Dynamiksprünge jeder Art, jeder Orchestereinsatz wird zu einem Erlebnis, weil man sich unmittelbar in einem großen Konzertsaal mit ausgezeichneter Akustik wähnt - so nah scheinen dem Auditorium die Musiker zu sein. Auch feine Details - Zwischentöne in einem Violinensoli, das Abklingen eines Pianos - bringt der SR-9300 in begeisternder natürlicher Klarheit zur Geltung. Mit seiner charismatischen Stimmwiedergabe erobert der Marantz ebenfalls die Herzen äußerst anspruchsvoller Mehrkanal-Musikfreunde. Um die ausgezeichneten Eigenschaften bei der Stimmwiedergabe eindrucksvoll erleben zu können, empfehlen wir, eine musikalische anspruchsvolle Oper abzuspielen (z.B. Figaros Hochzeit, die Zauberflöte) und besonders auf die Stimmen zu achten. Mit einem unglaublichen Fundament werden der Bariton und der Bass wiedergegeben, mit extremer Reinheit stellt der SR-9300 den Sopran dar. Glockenhell, differenziert und frisch trägt der AV-Bolide die hohe Frauenstimme in den Hörraum. Bei hochwertigen Mehrkanal-DVDs ist es, wenn man Liebhaber einer voluminösen, reichhaltigen Surround-Klangkulisse ist - den THX Music Mode, Bestandteil der Ultra 2 Package, aktivieren. Bei einer beachtlich hohen Präzision wird viel atmosphärische Dichte geboten.

Bei bass- und effektstarker Technomusik begeistert der Marantz durch seine kraftvolle Effektwiedergabe und seinen extrem druckvollen Bass. Selbst Kickbässe - die manchem AV-Receiver große Wiedergabeprobleme bereiten - schmettert der SR-9300 mit unglaublicher Vehemenz durch den Hörraum. So schafft der SR-9300 echte Disco-Atmosphäre, die souverän erreichbaren Pegel liegen extrem hoch.

Anspruchsvolle Hörer wissen die Qualitäten eines edlen AV-Receivers auch im DVD Audio- und SACD-Betrieb zu schätzen. Denn die in solchen AV-Boliden verbauten Endstufeneinheiten weisen alle Leistungsmerkmale auf, die für den effektiven Betrieb in Verbindung mit High-Quality-Audio-Medien dringend von Nöten sind. Und der Marantz SR-9300 enttäuscht auch hier nicht. Seine sehr schnell und mit großer Dynamik antretenden Endstufen sind jeglicher Art von DVD-A und SACD-Medien gewachsen. Die klare, unverfälschte Hochtonbereich begeistert ebenso wie das präzise Bassfundament.

Dolby Pro Logic 2/Circle Surround 2

Beide Surround-Aufpolierer  - PL2 und CS2 - hat man bei Marantz mit Sorgfalt integriert. Besonders gut gelungen ist die Circle Surround 2 Musik-Wiedergabe. Mit einem satten Bass und einer brillanten Raumwirkung erzielt der SR-9300 ein dichtes, komplettes Klangerlebnis. Mit Hilfe der TruBass-Einstellung kann die Basswiedergabe wirkungsvoll optimiert werden. Hier sollte man aber aufpassen, es nicht zu übertreiben  - dann gewinnen die Bassanteile rasch die Oberhand, was zu einem unausgewogenen Klangbild führt. Die richtige Einstellung vorausgesetzt, sind die Leistungen aber exzellent, auch dann, wenn man keinen aktiven Subwoofer verwendet. Als ebenfalls gelungen, sowohl im Circle Surround 2 Musik- als auch im Circle Surround 2 Kino-Modus, erweist sich die Stimmwiedergabe. Mit tadelloser Klarheit und einer auch bei hohen Pegeln stets gegebenen Verständlichkeit sichert sich der SR-9300 viele Bonuspunkte. Die Surround-Klangkulisse im Filmbetrieb gefällt durch ihre hervorragende Breitenwirkung, die der Gesamtdarstellung erstaunlich viel Plastizität gibt. Überdurchschnittlich gut ist es selbst um die Detaileinarbeitung bestellt. In Bezug auf die Detailtreue muss sich der Marantz insgesamt nur dem nochmals exakteren Logic 7 von Harman Kardon, so wie im AVR-8500 verbaut, beugen. Dafür stellt Circle Surround in der Güte wie beim SR-9300 gehört, den Maßstab in den Punkten Bassdruck und Volumen dar. Im Pro Logic 2 Modus sind die Leistungen ebenfalls auf einem hohen Level - hier ist anzuraten, dass man je nach eigenen Präferenzen und der verwendeten Software sich beide Surround-Aufpolierer im Direktvergleich anhört. Bei mancher Software hinterlässt PL2 den noch etwas präziseren Eindruck, dafür ist ab und zu das Klangbild insgesamt schmaler und weniger eindrucksvoll als bei Circle Surround 2. Selbstverständlich stellt der SR-9300 im Music Mode alle Einstellmöglichkeiten zur Verfügung, so dass der Anwender, je nach dem eigenen Geschmack und der Signalquelle, die Center-/Frontlautsprecher-Gewichtung und die Balance von Front- und Surround-Kulisse einstellen kann. Insgesamt sorgen die beiden Surround-Aufpolierer dafür, dass der Marantz auch in dieser Disziplin seine Extraklasse beweisen kann. Der Denon AVC-A1SR (EUR 4.699,--)  und auch der Yamaha DSP-AZ1 (EUR 2.799,--) bieten zwar eine Dolby Pro Logic 2 Integration, die sich in Bezug auf die Basswiedergabe druckvoller in Szene setzen kann als die PL 2-Schaltung im Marantz, aber beide Geräte verfügen lediglich über das veraltete DTS NEO:6 als weiteren Surround-Aufpolierer und nicht über Circle Surround 2, das in Bezug auf die Basskraft sogar der PL 2-Integration des Yamaha und des Denon überlegen ist. Der Harman Kardon AVR-8500 verfügt zwar über das brillante Logic 7, die PL 2-Version des AVR-8500 tritt jedoch ohne die Einstellmöglichkeiten im Musik-Modus an. Daher stellt der Marantz SR-9300 das insgesamt am besten und am sinnvollsten ausgestattete Angebot dar, das auch klanglich absolut überzeugen kann. 

Stereobetrieb 

Auch im Stereobetrieb bot der SR-9300 eindrucksvolle Leistungen. Getragen wurde die gesamten Wiedergabe von einem hervorragenden Bassfundament, das großartige Kraft mit einer außerordentlich hohen Präzision verbinden konnte. Hier macht sich der hohe Aufwand bei der Konstruktion - für den Stereobetrieb steht die A.D.D.C. (Advacend Double Differenzial Converter) - Technik zur Verfügung. 

Bei allen CD-Beispielen konnte der SR-9300 zudem mit seiner exzellenten Dynamik brillieren, so dass z.B. klassische Konzerte mit großen Orchestern zu einem besonderen Erlebnis wurden. Mit viel Schwung und einem ungeheuren Detailreichtum trug der Marantz derartige Musikstücke in unseren Hörraum. Ganz ausgezeichnet funktionierte die Zusammenarbeit mit unseren Infinity Kappa 600, die mit ihrem standhaften Bassbereich und der sehr klaren, aber nie unangenehm-überdominanten Hochtondarstellung die Qualitäten des SR-9300 wirkungsvoll unterstützten. Sehr feinfühlig ließ der AV-Receiver das Piano abklingen, mit viel Gefühl managte er hochklassige Violinen-Soli. Genau wie in den anderen Disziplinen war auch der Stereoklang von der unerschütterlichen, beruhigenden Souveränität des Marantz geprägt. Immer schien er jede Aufgabe spielerisch zu bewältigen, nie schien auch nur ein Ansatz von Anstrengung durch. Selbst bei weniger gut aufgenommenen CDs lieferte der SR-9300 noch eine tadellose akustische Gesamtleistung ab. Beachtlich war vor allem, wie rund und harmonisch sich das Ergebnis noch anhörte. 

Bewertung Pegelfestigkeit
Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Dolby PLII/Circle Surround 2
Bewertung Klang Stereo
Fazit

Die Zeit ist reif für einen neuen Champion: Der Marantz SR-9300 erreicht die besten Ergebnisse in unserem Praxistest, die je ein AV-Receiver oder -Verstärker erzielen konnte. Möglich machen das Referenzleistungen vor allem in der elementar wichtigen Klangwertung. Hier enteilt der Marantz der Konkurrenz mit seiner mitreißenden Gesamtdarstellung, die mit unglaublicher Wucht alle Arten von Effekten quer durch den Hörraum donnern lässt, gleichzeitig aber mit beispielhafter Klarheit und praktisch optimaler Feinauflösung ans Werk geht. Diese Kombination aus Feingefühl und unbändiger Kraft fanden wir bereits bei anderen getesteten hochwertigen Geräten, in dieser Perfektion aber bietet sie momentan nur der SR-9300. Seine herausragende, weit überdurchschnittliche Musikalität ist eine weitere Komponente, die für dieses erstklassige Testergebnis sorgt. 

Ganz gleich, um welche Musikart es geht, ganz gleich, um welches Medium es sich handelt und welche Art der Aufbereitung gewählt wird: Der SR-9300 setzt überall Glanzpunkte. Ob Hardtrance oder Beethoven, dem Marantz ist es gleich: Während er bei der Techno-Musik seine brillante Pegelfestigkeit und seine Fähigkeiten zu einer extrem harten Kickbasswiedergabe unter Beweis stellt, erbringt er bei klassischer Musik mit seiner liebevollen, detaillierten Gesamtakustik, die Harmonie, Esprit und ein passendes Fundament exzellent miteinander verknüpft, ebenso Ergebnisse, die auch sehr anspruchsvolle und hörerfahrene Musik-Genießer glücklich machen wird. Der SR-9300, und das gefällt uns so gut, präsentiert sich als echtes "Universalgenie", er kann einfach alles. Die Circle Surround 2-Integration mit dem kraftvollen TruBass ist ebenso überragend wie die sehr präzise agierende Dolby PL2 - Darbietung. Im THX Ultra 2-Modus sind die Leistungen des Marantz ebenfalls von erlesener Güte, mit seiner umfassenden Effektdarstellung, die jede Einzelheit zu einem imposanten, dichten Klangteppich verknüpft, verweist der AV-Receiver die sehr starke Konkurrenz auf die Plätze. Die THX Music-Wiedergabe zeigt sich mit einer voluminösen, aber dennoch klaren und sauber strukturierten Surround-Klangkulisse ebenfalls in Höchstform. 

Doch auch der "konservativeren" Fraktion bietet der SR-9300 viele Kaufanreize, denn der Stereoklang ist absolut brillant. Mit viel Sorgfalt bei der Einarbeitung von Details, einem exakten Bühnenaufbau und einer erfrischend natürlichen Wiedergabecharakteristik ist er in Bezug auf die Stereo-Klanggüte ebenfalls dort zu finden, wo er in den anderen Disziplinen zu Hause ist: An der absoluten Spitze. Doch nicht nur in Bezug auf den Sound, auch was die anderen Eigenschaften angeht, weiß der SR-9300 zu glänzen: Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben, mit seiner hochwertigen, massiven Aluminiumfrontplatte, dem aufwändigen inneren Aufbau und der qualitativ exzellenten Fernbedienung braucht das Gerät auch hier keinen Vergleich zu scheuen. Die Bedienung ist in Anbetracht der Funktionsvielfalt einfach, das OSD verfügt über sehr ausführliche Einstellmöglichkeiten und ist übersichtlich aufgebaut. Somit wird momentan die Luft etwas dünn selbst für etablierte Gegner, denn auch wenn dem Marantz die YUV-Ausgänge fehlen, die die Konkurrenz mitbringt, so besteht für uns kein Zweifel daran, dass der SR-9300 akustisch jedem Gegner - zumindest im Moment - überlegen ist. Und mit 3.500,-- EUR ist er für dieses Leistungsprofil noch nicht einmal überdurchschnittlich teuer. Marantz wird dies sicherlich gern hören - aber ein kleiner Beigeschmack bleibt, denn wenn bereits der preislich sehr faire SR-9300 solche Leistungen ermöglicht - bleiben da noch Gründe, sich für das absolute Topmodell, den SR-12S1 für 4.500,-- EUR, zu entscheiden ? Ein ausführlicher Test des nochmals aufwändiger aufgebauten Marantz-Topmodells wird diese Frage in nächster Zeit klären.

Der SR-9300 erklimmt dem Olymp: Zwar nicht der teuerste, aber der beste AV-Receiver, den wir jemals getestet haben
 
High-End-Klasse
Test 30.10.2003
Preis-/Leistungsverhältnis:
Pro:
  • Beste klangliche Gesamtperformance aller bislang getesteten AV-Receiver
  • Nahezu optimale, präzise, druckvolle und voluminöse Basswiedergabe auch ohne aktiven Subwoofer
  • Extrem leistungsfähige Endstufen ermöglichen Einsatz auch in sehr großen Hörräumen
  • Exzellente, weit überdurchschnittlich souveräne Hochtondarstellung auch bei höchsten Pegeln
  • Erstklassige Stereoperformance
  • Überragende CS 2-Wiedergabe
  • Sehr gelungene Dolby PL 2-Integration
  • Erlesene Baugruppen
  • Bestmögliche Verarbeitung
  • Ausgezeichnete, sehr hochwertige Fernbedienung
Contra:
  • Keine YUV-Anschlüsse

Über THX Ultra 2:
  • THX Ultra 2 ist die erste THX-Variante, die vollständig für digitale Heimkino-Tonnormen entwickelt wurde. Auch die Extended Surround-Tonnormen von Dolby und von DTS wurden bei der Entwicklung berücksichtigt. So bietet THX Ultra II auch ein weiter gehendes Post Processing, DTS ES Discrete 6.1 ist ebenfalls voll integriert: Der zusätzliche diskrete Kanal auch als ein solcher erkannt und mit dem THX Post Processing versehen.

  • Neu bei Ultra 2: Die Aufteilung in Cinema- und Music Mode. Der Cinema Mode ist optimiert für Wiedergabe von 5.1-Material über ein 7.1-Lautsprechersystem und soll die Vorteile von Extended Surround auch bei eigentlich in 5.1 vorliegendem Material akustisch optimal ausnutzen. Alle 8 an einem EX-System beteiligten Lautsprecher werden optimal aufeinander abgestimmt. Um dies für den Back Surround-Bereich zu ermöglichen, stellt der Heimcineast die Entfernung zwischen den beiden Back Surround Lautsprecher ein. Diese Einstellung benötigt THX Ultra 2, damit ASA (Advanced Speaker Array) richtig arbeiten kann und die Surround- und Back Surround-Klangkulisse als homogenes Ganzes erscheint. Wer Material hat, welches in Dolby Digital 5.1 EX vorliegt, verwendet nach wie vor THX Surround EX und nicht THX Ultra 2 Cinema. 

  • Erstmalig bei THX gibt es auch einen Music Mode, der besonders für DTS 96/24 und  Musik-DVDs in DD 5.1 und DTS 5.1 prädestiniert ist. Der Music Mode nutzt die Lautsprecher-Aufstellung eines THX EX-Systems mit zwei Surround- und zwei Back Surround-Lautsprechern, die Boxen werden jedoch anders konfiguriert als für die Wiedergabe von Heimkino-Ton: So wird die linke Surround- mit der linken Back Surround-Box zusammengeschaltet, die rechte Surround- mit der rechten Back Surround-Box. Sinn dieses Unterfangens ist es, räumlich gesehen zwischen dem jeweiligen Surround- und Back-Surround-Lautsprechers eine Phantomschallquelle zu erzeugen, deren Klangeindruck aufgrund der Position und des Abstrahlverhaltens dem Klangbild eines normalen Direktstrahlers (also der Lautsprecherart, die für die akkurate Musikwiedergabe am besten geeignet ist) ähnlich sein soll. THX will somit erreicht haben, dass über ein und dasselbe Lautsprechersystem sowohl die Musik- als auch die Kinotonwiedergabe qualitativ überzeugend vonstatten gehen soll. In der Praxis entpuppt sich THX Ultra II Music nicht als "fauler Kompromiss", sondern als brauchbares Feature: So wird eine raumfüllende, aber trotzdem präzise Musikwiedergabe von guter Dynamik erreicht. Auch wenn nicht das Niveau physisch vorhandener Direktstrahler erreicht wird: Im Rahmen der Möglichkeiten einer virtuellen Erzeugung ist das Ergebnis beachtlich gut. 

  • Neu: Die Boundary Gain Compension. Die Funktion ist für die Verwendung des Verstärkers mit einem THX Ultra 2-zertifizierten Subwoofer bestimmt und hat folgende Aufgabe: Bestimmte akustische Voraussetzungen des Hörraums (Struktur der Wände, Aufbau des Raums) sowie die Position des Hörplatzes und des Subwoofers sorgen in verschiedenen Fällen für eine störende Überbetonung der tiefen Frequenzen, so dass der Subwoofer manchem Hörer als zu dominant erscheint. Hier greift die Boundary Gain Compension ein und gleicht übermäßig starke Basstöne, die auf einem Grenzverstärkungseffekt beruhen, aus.

  • Um alle THX Ultra 2 Features nutzen zu können, ist ein komplettes 7.1 Lautsprechersystem erforderlich.

Technische Daten
  • THX-UltraII-zertifizierter AV-Receiver
  • Ausgangsleistung 7 x 140 Watt (8 Ohm, Klirr kleiner als 0,05 %, 20 Hz bis 20 kHz)
  • Precision Coding Technology 
  • Decodiert Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 5.1 EX, Dolby Pro Logic 2, THX Surround EX, DTS 5.1, DTS ES Matrix/Discrete 6.1, DTS 96/24, DTS NEO:6, Circle Surround 2
  •  Diskrete, stromgegengekoppelte Endstufen für hohe Bandbreite 
  • Scart-Anschluss mit RGB-Video-Schaltung 
  • Multi-Room-System 
  • RS-232C-Schnittstelle für künftige Upgrades der Decodersoftware
  • Ein- / Ausgänge Video: Composite-Eingänge 7, Composite-Ausgänge 2 + 2 (Monitor), S-Video In 7, S-Video Out 2 + 2 (Monitor), Scart In 4,  
    Scart Out 1 (Monitor) 
  • Ein- / Ausgänge Audio: Analogeingänge 9, Analogausgänge 4, Digital in 10 (9 frei zuweisbar), optische Eingänge 4, optische Ausgänge 1, koaxiale Eingänge 5, koaxiale Ausgänge 1
  • Weitere Anschlüsse: 7.1-Kanal-Vorverstärkerausgang, Main Amplifier In 7 Channels, Multi- Channel In 7.1-Kanal, Multi- Room Audio Out 1 (RCA), Multi- Room Video Out 1 (Composite), RS232C 1, DC Triggers 2 (zuweisbar), Lautsprecher-Anschlüsse für 7 Kanäle, 
    Multi-Room Speaker Terminal für 2 Kanäle, D-Bus RMC Out 1 (I/O), Multi Room RMC 1 (I/O), External IR 1 (I/O) 
    AC-Netzbuchsen1/1 (geschaltet/nicht geschaltet), Fronteingänge 4, Kopfhörerausgang 1 
  • Frequenzgang 8Hz – 80kHz (+/- 3 dB) (Analogeingang, Source Direct), Frequezgang 8Hz – 45kHz (+/- 3 dB), (Digitaleingang, 96kHz PCM) 
  • Eingangsempfindlichkeit 350 mV/ 47 K 
  • Tuner mit 50 Festspeichern
  • Tuner-Eigenschaften FM: Frequency Range 87.5 – 108.0, S/N Ratio Mono/ Stereo 76/ 72 dB, Distortion Mono/ Stereo 0.2/ 0.3%, 
    Channel Selectivity +/- 300kHz 60 dB, Usable Sensitivity 16.4 dBf, Channel Separation 1 kHz, 45 dB (Stereo) 
  • Tuner-Eigenschaften AM: Frequency Range MHz 520 – 1710kHz, S/N Ratio Mono/ Stereo 50 dB, Distortion Mono/ Stereo 1kHz, 30%, Mod. 0.5%, Channel Selectivity +/- 300kHz 60 dB +/- 20kHz 70 dB 
  • Allgemeines: Lieferbar in Schwarz, Silbern oder Gold.  Remote Control RC3200, RS232C Kabel inklusive, Power Requirement 220V, 50 Hz, 530 W, Abmessungen (mm, B x H x T) 440 x 184 x 480, Gewicht 19.5 Kg. 
  • Preis EUR 3.500,-- (UVP) 

Test: Carsten Rampacher
Testassistent: Matthias Walther-Richters

31. Oktober 2003