Test: JBL Northridge 5.0-Set

17. Januar 2005 (cr)

Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume und des Testequipments

Sie hören liebend gern mit hohen Pegeln Filmton und Musik? Sie mögen Trance, House und Hip Hop? Sie sind nicht bereit, ein Vermögen auszugeben, haben aber Platz zur Aufstellung der Lautsprecher? Dann sind Sie die Zielgruppe, für die die Northridge-Serie von JBL in Frage kommt. Unser 5.0-Testensemble zeigt, dass man für knapp 1.550 € schon zwei extrem groß ausfallende Standlautsprecher, zwei stattliche Regal-Rearlautsprecher und einen Center einkaufen kann. Aufgrund der Größe der beiden Northridge E100 Front-Standlautsprecher haben wir auf einen zusätzlichen aktiven Subwoofer verzichtet, wer die E100 sieht, wird auch nicht denken, dass die Basswiedergabe bei der Übertragung benachteiligt wird. 

"Mr. Big": Großformatige Northridge E100 Frontbox

Die Maximalbelastbarkeit der pro Stück 399 € kostenden Bassreflex-Box gibt JBL mit 500 Watt an, die Dauerbelastbarkeit beträgt 125 Watt. Ein 19 mm Hochtöner mit Titan-Laminat-Kalotte  ist verbaut, schon konstruktiv ist er eher so ausgelegt, hohe Pegel zu verdauen als neue Maßstäbe in Bezug auf die Transparenz im Hochtonbereich zu setzen. Als Mitteltöner kommt ein 100 mm Chassis zum Einsatz, und für den nötigen Bassdruck sorgen gleich zwei 250 mm Basschassis, die Schnelligkeit mit Volumen kombinieren sollen. 8 Ohm Impedanz hat die E100 und 91 dB maximaler Schalldruck können erzeugt werden. Das Anschlussterminal bietet vergoldete Schraubklemmen und Bi-wiring-Fähigkeit. 

Für die Preisklasse hochwertig: Anschlussterminal der E100

Im Detail: Bassreflexöffnung der E100

Für den Einsatz als Surroundlautsprecher wählten wir die Northridge E50 (Paarpreis 499 €), die eine Dauerbelastbarkeit von 90 und eine Maximalbelastbarkeit von 360 Watt in ihren "Papieren" stehen hat. Als Hoch- und Mitteltöner finden die identischen Chassis Verwendung, als Tieftöner kommt ein 200 mm Chassis zum Einsatz. Dies sorgt für eine kräftige Basswiedergabe bei dieser Box. Die Impedanz beträgt auch hier 8 Ohm, der maximale Schalldruck liegt bei 90 dB.  Insgesamt ein Lautsprecher, der konsequent die Philosophie verfolgt, die bereits die Frontlautsprecher verinnerlicht haben: Hohe Pegel mit viel Dynamik wiedergeben zu können sowie eine stattliche Basswiedergabe. 

Auch von hinten kommt massiver Druck - dank der potenten E50

Tadellos: Bi-wiring-Terminal auch bei der E50

Aus dem Rahmen fällt der Centerlautsprecher unseres Test-Quintetts, der Northridge EC35 für einen Stückpreis von 249 €. Er wirkt mit seinem kompakten Gehäuse schon optisch deutlich zurückhaltender, er wirkt neben den großen, Respekt einflößenden E100 Frontlautsprechern eher unterdimensionert. Dabei ist der 35er schon der "große" der beiden lieferbaren Centerlautsprecher aus der Northridge-Serie - hier sollte sich JBL ein Beispiel an der Harman International-Konzerntochter Infinity nehmen, die mit dem Beta C360 einen üppig dimensionierten Center im Angebot der Beta-Modellreihe führt, der sich hervorragend auch mit großvolumigen Standlautsprechern kombinieren lässt. Unser "kleiner" JBL-Center bietet 75 Watt Dauerbelastbarkeit und eine maximale/kurzfristige Belastbarkeit von 300 Watt. Zwei 133 mm Tieföner, ein 19 mm Hochtöner und ein 75 mm Mittentöner stellen die Bestückung dar. Die Impedanz liegt auch hier bei 8 Ohm, der maximale Schalldruck beträgt 91 dB laut Herstellerangaben.

"Kompaktklasse": Der Center EC35 wirkt im Zusammenspiel mit dem "Rest des Teams" schon optisch etwas verloren

Erfreulicher Northridge-Standard: Auch der Center hat ein ordentliches Anschlussfeld

In Bezug auf den Auftritt fühlt man sich vor allem beim Anblick von E100 und E50 wieder in die 80er Jahre zurückversetzt. Bereits optisch wird unmissverständlich signalisiert, dass jeder sehen soll, dass die Hauptaufgabe der Northridge-Boxen darin besteht, enorme Lautstärken erreichen zu können. Faktoren wie optische Noblesse und progressiven Chic, die manchen Käufer zwecks Integration in die heimische Wohnlandschaft interessieren dürften, fanden bei der Konzeption der Northridge-Serie keine Berücksichtigung. Die Verarbeitung aller Komponenten ist professionell und auf gute Haltbarkeit ausgelegt, wer auf überdurchschnittlich hochwertige Materialien und eine bis ins Detail liebevolle Ausführung Wert legt, ist bei diesen pragmatischen "Form follows Function"-Schallwandlern allerdings an der falschen Adresse. Eine typische amerikanische Boxenserie: Preiswert, pegelfest und vom Design her hausbacken. 

Klang

Disco @ home: Die Northridge E100 liefert brachiale Beats

Die Auswahl des geeigneten Lautsprecherequipments stellt sich oft als schwierige und langwierige Aufgabe heraus. Dies liegt darin begründet, dass es die Lautsprecher sind, die die Klanggüte in einem beachtlichen Ausmaß beeinflussen. Die Prioritäten der Anwender sind ebenfalls grundverschieden. Manche wollen einen guten "Universalisten", also eine Box, die alles prima wiedergibt, ob House oder Klassik, Komödie oder Actionspektakel. Wieder andere suchen feinsinnige, gefühlvolle "Spezialisten", die für maximale Transparenz und Detailtreue bei hochwertigen Klassik- oder Jazz-Aufnahmen sorgen. Dass der letzte "Punch" bei der Home Cinema-Wiedergabe fehlt, wird da gern in Kauf genommen. Und wieder andere liebe einen bassgewaltigen Klang und maximale Durchschlagskraft und Pegelfestigkeit. Genau diesen potentiellen Kundenkreis möchte JBL mit der Northridge-Serie besonders ansprechen.

Mehrkanal-Betrieb (Cinema/Musik/Surround-Aufpolierer

Im Mehrkanal-Musikbetrieb schieben die Northridge-Lautsprecher mit erstaunlicher Erbarmungslosigkeit voran, so dass im Zusammenspiel mit einem kräftigen Verstärker der Wunsch nach einem zusätzlichen aktiven Subwoofer gerade im Musikeinsatz eher selten aufkommen dürfte. Im Kickbassbereich erreichen die ausladenden Frontlautsprecher (Software: diverse 5.1 - sowie 2.0 (dann mit PLIIx aufgebohrte) Trance- und Techno-DVDs/CDs) ausgezeichnete  Werte und geraten auch bei sehr kräftigen Lautstärken nicht ins Schwitzen, sondern hinterlassen einen souveränen Eindruck. Gerade, wenn man im Partykeller richtig auf die Tube drücken möchte, ist man hier an der richtigen Adresse.  Doch auch für die Wiedergabe von Filmton sind diese Lautsprecher nicht zu verachten, denn die sehr guten Werte in Bezug auf Dynamik und Durchschlagskraft hinterlassen gerade bei der akustischen Darstellung actionreicher Filme (Gladiator, Mumie/2. Teil; 3 Engel für Charlie, James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag) einen nachhaltigen Eindruck. Der Hochtonbereich allerdings - ein Zugeständnis an die extrem hohen möglichen Lautstärken - gibt es etwas bedeckt, hier hätte mehr Transparenz das Hörvergnügen weiter gesteigert. 

Sorgen für eine kraftvolle Surround-Klangkulisse: Die beiden Northridge E50

Durch die etwas vorsichtige Auslegung bei der Hochtonwiedergabe wird daher insgesamt nicht das Optimum an Authentizität übermittelt. Aber - alles geht eben nicht, schließlich kostet eine Northridge E100 nur knapp 400 €, und dafür kann kein Universaltalent erwartet werden, das in jeder Disziplin mit überragenden Werten auftrumpfen kann. Die Rearlautsprecher machen ihre Sache ebenfalls tadellos: Mit Kraft und Nachdruck schicken sie auch massive Effektsalven auf die Reise durch den Hörraum und gefallen mit einem lobenswerten Volumen. Eine extrem gute Detaillierung ist nicht die Stärke unseres Test-Ensembles, gerade in weniger effektgeladenen Szenen dümpelt die Akustik daher etwas emotionslos dahin. Kaum aber ist der nächste Effekt im Anmarsch, parieren die Northridge-Boxen geschmeidig jede Anforderung. 

Nicht zu diesem imposanten Auftritt passt der zu klein ausgelegt Center. Er bietet für seine kompakten Abmessungen zwar eine beachtliche Pegelfestigkeit, überzeugt aber von seiner akustischen Auslegung her nicht. Er klingt etwas farblos und verleiht den Stimmen nicht genügend Struktur. Bei hohen Lautstärken merkt man am etwas gepresst wirkenden Klang auch das fehlenden Volumen. Daher können wir nur empfehlen, dass, wenn die magnetische Abschirmung des Centers nicht zwingend benötigt wird, eine passende und größer dimensionierte Northridge-Box als Center einzusetzen. 

Stereo:

Die Northridge E100 bleiben sich auch beim Stereobetrieb treu und legen die Schwerpunkte klar auf maximalen Druck. Detailtreue oder ein besonders facettenreicher Hochtonbereich  gehören nicht zu den Eigenschaften, die diesen Lautsprecher auszeichnet. Er spricht lieber auch hier den Liebhaber von Dance- oder Housemusik an, wo er mit einem kraftvollen Kickbassbereich und einer sehr guten Übertragung auch unter dem Kickbassbereich liegender Bassanteile positiv auffällt. Gerade in Verbindung mit einem potenten Verstärker macht die Box richtig Laune und sorgt für echte Partystimmung, denn auch das rasche Ansprechen und die sehr gute Dynamik überzeugen voll und ganz. Klassik- und Jazzfans hingegen, das ist unsere klare Empfehlung, sollten ihre Hände von der Northridge lassen, denn für eine akkurate Wiedergabe dieser Musikrichtungen fehlt es der E100 an Präzision und Feingefühl.

Fazit

Jeder wird es bestimmt nicht mögen - macht aber nichts, denn das Northridge-System möchte unter strengen akustischen Gesichtspunkten auch gar nicht die beste Lösung seiner Preisklasse sein. Spaß wird hier großgeschrieben - mit allen positiven und negativen Nebenwirkungen: Die Pegelfestigkeit und die Dynamik sind hervorragend, der Bassdruck, vor allem auch im Kickbassbereich, ist enorm. Wer oft und gern Privatparties veranstaltet und ein echter Techno- und House-Musik-Fan ist, wird daher glücklich mit dem Northridge-Set, das auch ohne aktiven Subwoofer, ein potenter Verstärker oder Receiver vorausgesetzt, gerade im 4.0-Betrieb ohne Center mächtig Gas gibt. Für den Heimkino-Betrieb sind die Voraussetzungen ebenfalls prinzipiell sehr gut. Dass es nicht zu einer Spitzen-Beurteilung reicht, ist dem viel zu kleinen Center anzulasten, den man im Musikbetrieb am besten gleich deaktiviert.  Der Center bietet eine gerade bei hohen Lautstärken zu gepresst und dünn wirkende Stimm- und Effektwiedergabe, daher raten wir, wenn die magnetische Schirmung nicht von Bedeutung ist, vorn eine größer dimensionierte "normale" Northridge-Box zu verwenden. Dann ist auch im Home Cinema-Betrieb purer Spaß angesagt: Die 100er Frontboxen machen praktisch alles mit (ein potenter Amp vorausgesetzt) und auch die 50er Rearlautsprecher bieten viel Wucht und Kraft bei der Effektdarstellung.  Die Verarbeitung ist gut und bietet keine Kritikpunkte, die Materialauswahl besticht allerdings nicht durch überdurchschnittliche Hochwertigkeit. Die altbackene Erscheinung ist waschechten Pegeltreibern egal - denn wenn die Boxen im Partykeller stehen, sollen sie in erster Linie Druck machen. 

"Partykracher": Das Northridge-Set schiebt gnadenlos an und bietet eine überragende Pegelfestigkeit

Obere Mittelklasse
Test 17. Januar 2005
Preis-/Leistungsverhältnis:

 

Pro:
  • Exzellente Pegelfestigkeit
  • Hervorragende Dynamik
  • Kraftvoller Bass
  • Bestens geeignet gerade für Dance-, House- und Techno-Musik
  • Lobenswertes Preis-/Leistungsverhältnis
  • Hochwertige Anschlussfelder bei allen Boxen
Contra:
  • Altbackene Optik
  • Nur durchschnittliche Hochwertigkeit aller Komponenten
  • Detaileinarbeitung und Brillanz im Hochtonbereich nur Durchschnitt
  • Center mit schwacher Vorstellung
Technische Daten und Preise:

Northridge E100 Standlautsprecher:

  • Maximale empfohlene Verstärkerleistung: 250 Watt 
  • Belastbarkeit (Dauer/Max.): 125 W / 500 W 
  • Nennimpedanz: 8 Ω 
  • Schalldruck (2,83V / 1m): 91 dB
  • Frequenzbereich (-3 dB): 33 Hz - 20 kHz 
  • Übernahmefrequenz(en): 1000 Hz, 5000 Hz 
  • Hochtöner: 19 mm Titan-Laminat-Kalotte (abgeschirmtes Magnetfeld) 
  • Mitteltöner: 100 mm PolyPlas (abgeschirmtes Magnetfeld) 
  • Tieftöner: 2 x 250 mm PolyPlas (abgeschirmtes Magnetfeld) 
  • Schallwand: Geringe Schallbeugung IsoPower 
  • Bassreflexöffnung: FreeFlow 
  • Frequenzweiche: Straight-Line Signal Path (SSP) 
  • Anschlüsse: Vergoldete Schraubklemmen, bi-wiring-geeignet
  • Abmessungen (H x B x T): 1067 mm x 311 mm x 368 mm 
  • Gewicht je Lautsprecher: 25 kg
  • Farben: Schwarz, Buche, Kirsche
  • Preis pro Stück: 399 €

Northridge  E50

  • Maximale empfohlene Verstärkerleistung: 175 Watt 

  • Belastbarkeit (Dauer/Max.): 90 W/360 W 

  • Nennimpedanz: 8 Ohm 

  • Schalldruck (2,83V/1m): 90 dB 

  • Frequenzbereich (-3 dB): 45 Hz ¿ 20 kHz 

  • Übernahmefrequenz: 800 Hz, 3200 Hz 

  • Hochtöner: 19 mm Titan-Laminat-Kalotte abgeschirmtes Magnetfeld 

  • Mitteltöner: 100 mm PolyPlas™ abgeschirmtes Magnetfeld 

  • Tieftöner: 200 mm PolyPlas™ abgeschirmtes Magnetfeld 

  • Schallwand: Geringe Schallbeugung IsoPower™ 

  • Bassreflexöffnung: FreeFlow™ 

  • Frequenzweiche: Straight-Line Signal Path™ - SSP 

  • Anschlüsse: Vergoldete Schraubklemmen

  • Farben: Schwarz, Buche, Kirsche

  • Abmessungen (H x B x T): 292mm x 445mm x 311mm 

  • Gewicht je Lautsprecher: 11.4kg 

  • Paarpreis: 499 €

Northridge EC35:

  • Maximale empfohlene Verstärkerleistung: 150 Watt 

  • Belastbarkeit (Dauer / Max.): 75 W / 300 W 

  • Nennimpedanz: 8 Ω 

  • Schalldruck (2,83V / 1m): 91 dB

  •  Frequenzbereich (-3 dB): 75 Hz - 20 kHz 

  • Übernahmefrequenz: 800 Hz, 3200 Hz 

  • Hochtöner: 19 mm Titan-Laminat-Kalotte (abgeschirmtes Magnetfeld) 

  • Mitteltöner: 75m-PolyPlas (abgeschirmtes Magnetfeld) 

  • Tieftöner: 2 x 133 mm PolyPlas (abgeschirmtes Magnetfeld) 

  • Schallwand: Geringe Schallbeugung IsoPower 

  • Bassreflexöffnung: FreeFlow 

  • Frequenzweiche: Straight-Line Signal Path (SSP) 

  • Anschlüsse: Vergoldete Schraubklemmen 

  • Farben: Schwarz, Buche, Kirsche

  • Abmessungen (H x B x T): 185 mm x 558 mm x 264 mm 

  • Gewicht je Lautsprecher: 10 kg

  • Preis pro Stück: 249 €

Test: Carsten Rampacher
17. Januar 2005