Test: JBL K2 S-5800

06.05.2005 (cr)

Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume und des Testequipments

Das muss man erst einmal verdauen. 10.000 € für einen Lautsprecher. Das heißt, 20.000 € für zwei Boxen. Ein stattliches Sümmchen, für das man auch ein nettes neues Auto bekommt. Aber mit schnöden Vergleichsrechnungen wird man unserem Testkandidaten, der JBL K2 S-5800, nicht gerecht, daher kommen nüchterne Rechner mit Buchhalter-Mentalität auch nicht ohne Weiteres als Interessent für eine solche Nobel-Box in Frage. Wen also möchten die Akustikprofis von JBL mit diesem Lautsprecher als Zielgruppe ins Visier nehmen? Genau dieser Frage möchten wir in diesem Test nachgehen.

Zunächst einmal ist anzumerken, dass die 5800er K2 noch eine "große Schwester" hat, nämlich die K2 S-9800, mit einem Stückpreis von 16.000 € glatte 6.000 € teurer und damit in Dimensionen, die man getrost als endgültig unerreichbar bezeichnen kann. Und, dies werden unsere Testreihen zeigen, die "kleine" K2 reicht vollkommen aus - wenngleich diese Normalität ausstrahlende Formulierung unserem hier besprochenen Spitzenlautsprecher überhaupt nicht gerecht wird.

Garant für hohe Pegelfestigkeit: Hochtöner und Superhochtöner integriert in ein Gehäuse, ausgeführt als Horn

Das geht besser: Sehr einfaches Lautsprecherkabel-Anschlussterminal

Professioneller Touch: Für die K2 verwendet JBL nur beste Bauteile

Was spricht das Datenblatt? Recht Erfreuliches, ganz besonders, wenn man sich den Wirkungsgrad ansieht. Mit 95 dB (2,83 V @ 1m) wird ein exzellenter Wert geboten, der dafür sorgt, dass man nicht zwei 500 Watt-Monoblöcke verwenden muss, damit sich mit der K2 beträchtliche Lautstärken erreichen lassen. Hier genügt ein sehr hochwertiger Oberklasse-Vollverstärker, um ein beeindruckendes Klangerlebnis zu erzielen. Mit einer Belastbarkeit von 300 Watt (nach RMS) wird ein normaler Wert geboten, zumindest auf dem Papier wirkt diese Zahl nicht sonderlich Respekt einflößend. Mit einer Impedanz von 8 Ohm ist die K2 sehr flexibel, wenn es um den Anschluss an entsprechende Verstärkereinheiten geht. Beeindruckend ist die Bestückung mit Basstreibern, denn gleich zwei 300 mm Chassis aus Kevlar-Verbundmaterial sollen für ein wahres Feuerwerk an Bass-Performance sorgen. Dass eine extreme Belastbarkeit garantiert werden soll, dokumentiert die Tatsache, dass JBL bei der Konstruktion dieser Basschassis ähnliche Praktiken angewendet hat wie bei den professionellen Produkten, bei denen eine enorme Belastungsfähigkeit unter allen Umständen gesichert sein muss. Als Hochtöner setzt JBL auf eine Hornkonstruktion - dies ruft nicht nur angenehme Erinnerungen beim Tester hervor. Einerseits garantieren Hörner bei technisch akkurater Umsetzung eine hohe Belastbarkeit. Andererseits aber sorgt ein Horn nicht selten aufgrund der Eigenschaft, sich in den Vordergrund zu spielen, für akustische Disharmonie. JBL möchte dieses Manko bei der K2 allerdings vergessen wissen - wir prüfen dies später nach und gehen hier weiter auf technische Besonderheiten bei der Konzeption der K2 ein. Die Konstruktion des Horns vereinigt zwei Treiber, einen für ultrahohe Frequenzen, was die Eignung für DVD-Audio/SACD möglich macht, und einen Treiber für hohe Frequenzen praktisch in einem Horn. Das Horn selbst besteht aus hochfestem Material (SonoGlass).

Sauberes Finish bei der Echtholz-Mahagoni-Oberfläche

Schlicht, zeitlos: Die Formensprache der K2

Dass in der K2 S-5800 jede Menge Technik steckt, verdeutlicht auch das sehr hohe Gewicht: Bei 84 kg ist man gut beraten, den ausladenden Lautsprecher nicht alleine zu bewegen, sondern sich Hilfe herbeizuholen. Die Verarbeitung des Gehäuses ist ausgezeichnet, was man bei einem solchen Kaufpreis auch erwarten kann. Schlichtheit ist jedoch optischer Trumpf, wer liebevollste Details über alles schätzt, liegt hier nicht ganz richtig. "Form follows Function" - genauso sind die JBL-Ingenieure vorgegangen, dies wird an jeder Stelle deutlich. Etwas zu mickrig fallen die Lautsprecherkabel- bzw. Bananenstecker-Anschlussterminals aus, hier sollte JBL nachbessern und der Preisklasse gemäße, üppiger dimensionierte Schraubverschlüsse liefern. 

Darauf ist man stolz: Eine der weltweit besten Lautsprecher ziert das JBL-Logo

Die Rückseite der K2 S-5800 mit den beiden Bassreflexöffnungen

Klang

Testequipment:

Eine entsprechend hochwertige Verkabelung gehört auch zum "guten Ton"

In der Ruhe liegt die Kraft: Die optisch aufs Wesentliche reduzierten Audio Analogue-Komponenten strahlen eine souveräne Gelassenheit aus - und auch klanglich sind die italienischen Bausteine überragend

Bitte recht freundlich: Kleiner Demoaufbau für ein Gemeinschaftsfoto im Hörraum

  • Audio Analogue Maestro CD-Player

  • Audio Analogie Maestro Vollverstärker

Klang

Wir können denjenigen, die die Überzeugung vertreten, akustische Natürlichkeit könnte man ausschließlich an Werten wie beschwingend-schlankem Sound und hauchzarter Transparenz festmachen, nur einmal raten, in eine akustisch ausgezeichnete Lokalitäten wie beispielsweise die Bayerische Staatsoper in München zu gehen, oder in erstaunlich gute Konzertsäle wie die Kölner Philharmonie - selbst akustisch eher durchschnittliche Konzertssäle wie die Bonner Beethovenhalle reichen noch aus, um festzustellen, dass der von vielen "highendigen" Hörern so favorisierte, schlank-analytische Klang beileibe nicht der ist, der sich tatsächlich bei Konzerten mit großem Orchester oder Opern rund um das Auditorium ausbreitet. Dieses faszinierende Gefühl, wenn man "live" dabei ist, diese sich zu einem beeindruckenden dreidimensionalen Erlebnis verdichtenden akustischen Anteile, die dafür sorgen, dass man mit allen Sinnen erlebt und nicht nur auf der Dimension des reinen Hörens verharrt, kann man mit Lautsprechern von diesem Schlag nicht erleben. Gehen Sie in eine große Kirche und lauschen Sie einem Orgelkonzert - lebt es nur von absoluter Präzision? Sicher, einer der Faszinationsfaktoren ist die Exaktheit des Organisten, sein präzises Spiel, aber da gibt es noch weit mehr, was das Gesamterlebnis so eindrucksvoll macht. Der immense Respekt, der durch die schiere Gewalt im tieffrequenten Bereicht von einer Ausnahme-Orgel ausgestrahlt wird, muss ebenfalls ungefiltert zum Publikum getragen werden. Dieses Erlebnis, das Bässe bis tief in die Magengrube schickt, das Musik fühlbar macht und so dem Menschen näher bringt, gehört ebenfalls mit dazu. Und es soll, man glaubt es kaum, Anwender geben, die durchaus das finanzielle Potential haben, sich eine sündhaft teure Box zu leisten, aber den "Frevel" begehen, sogar Trance- oder Dance-Musik damit zu hören. Oftmals wird sich dann Enttäuschung breit machen, denn die Schnelligkeit, gepaart mit dem Volumen und der erlebten Kraft, von der solche Musik lebt, wird von manchen Nobel-Lautsprechern nicht erfasst. Nur diejenige Klientel, die sich mit der Experimental-Jazz-CD-Sammlung und einem feinst selektierten Aufgebot an Kammerkonzert-Aufnahmen auf den Weg ins HiFi-Studio macht, wird von der luxuriösen Ausnahmebox restlos begeistert sein. 

Was soll uns diese ungewöhnliche Einführung zeigen? Nun, sie weist den Weg in Richtung K2 S-5800, denn diese Highend-Lautsprecherbox kann all dies, was wir bei anderen Schallwandlern oberster Preisklassen oft vermissen: Sie schafft Atmosphäre. Sie besitzt einen starken Charakter. Sie trifft nicht das Hirn und damit den Techniker, für den ein linearer Frequenzgang mehr Sexappeal besitzt als ein wunderschönes Model im Bikini, sondern sie trifft das Herz, das Gefühl des Zuhörers und schafft es so, nicht nur eine menschliche Seite, sondern den ganzen Menschen mit einzubeziehen, was dazu führt, dass man nicht nur hört, sondern sich ganzheitlich vertieft in die Musik. Der K2 hört man nicht einfach nur zu - man bewegt sich, bildlich gesprochen, mitten in die klanglichen Sphären hinein. Nehmen Sie als Beispiel das Phänomen Luciano Pavarotti - welcher Lautsprecher wird dieser Stimme Herr? Welche Box schafft es, diesen Jahrhunderttenor im Hörraum in einer Weise aufleben zu lassen, dass die Stimme wie zum Greifen nahe erscheint? Klare Antwort: Die K2. Die aktuelle Pavarotti-CD "Ti adoro"  und hier besonders das erste Stück "Il canto" gehen, gehört mit der K2, unter die Haut - hier findet eine regelrechte Reizüberflutung statt, die bei dem, der sich diesem Erlebnis voll und ganz hingibt, automatisch Emotionen auslöst. Die Stimme ertönt fein aufgelöst, mit einem bestechenden Facettenreichtum - gleichzeitig aber mit einem Volumen versehen, das absolut stimmig ist. Die Instrumente ertönen nicht bloß fein und sensibel, sondern auch hier wird die im Hintergrund versteckte und oftmals nicht übertragende Kraft deutlich, das Ausdrucksvermögen, das von diesem Titel ausgeht, trägt die K2 formvollendet zum Auditorium und verdichtet alle einzelnen Komponenten zu einem eigenen akustischen Universum.

Das ist alles so blumig ausgedrückt - wo bleiben denn nur die nüchternen Fakten? Wer so denkt, wird den Mythos K2 nicht verstehen lernen. Wer sich auf Messbares wie Frequenzgang, Belastbarkeit, Linearität beschränkt, für den bleibt die entscheidende Tür, die in geöffnetem Zustand diesen Lautsprecher begreifbar macht, für immer verschlossen. Wer die K2 versteht und merkt, dass sie ist wie kaum eine andere Box, der versetzt sich mit allen Sinnen tief in den Klang hinein und stürmt nicht mit Messgeräten bewaffnet in den Hörraum, um so diesem Ausnahme-Talent auf den Grund zu gehen. Man muss sich diese Mühe auch gar nicht machen, ebenso wenig ist es von Nöten, stundenlang an der Aufstellung der K2 herumzutüfteln - dieser Schallwandler ist anspruchslos. Man muss ihm nicht ein akustisch perfekt optimiertes Musikzimmer, zusammen mit einer 10.000 € Luxus-Vor-/Endstufen-Kombi quasi "auf dem Silbertablett servieren" - nein, ein sehr guter Oberklasse-Verstärker in einem normalen Wohnzimmer, das natürlich nicht im 20 Quadratmeter-Format sein darf, reicht völlig aus, um den akustischen Gourmet-Charakter der K2 S-5800 wirkungsvoll hervorzuheben. Sehr gut harmonierte unsere Test-Box mit dem Audio Analogue-Vollverstärker "Maestro", dessen fein auflösender, aber gleichzeitig auch unten herum angenehm kräftiger Klang uns so sehr begeisterte, dass wir auch dieser Geräte-Kombination, welches bereits seit längerem in unserem Testraum im Einsatz ist und sich schon an verschiedenen anderen Lautsprechern bewährt hat, auch in Kürze einen Test widmen werden. 

Zurück zur JBL - bei "Freude schöner Götterfunken" (Ludwig van Beethoven, Text Friedrich von Schiller)  konnte der Schallwandler sich richtig "austoben" - die Brillanz, die Strahlkraft dieses einzigartigen Stücks trugen die S-5800 so eindrucksvoll in den Hörraum, dass man sich mitten in einem großen Konzertsaal wähnte. Dass es sich bei unserem Testaufbau lediglich um eine Stereoanlage handelte, störte nie: Durch den hervorragenden räumlichen Aufbau, den die K2 möglich machen, wird nichts vermisst. Die große, in sich höchst differenzierte virtuelle Bühne baut sich nicht nur vor dem Auditorium auf, sondern schließt es völlig mit ein, so dass man sich vom Glanz der Musik umgeben fühlt und in ihr aufgeht. Auch mit Orgelwerken kommt die K2 so gut zurecht, dass man ihr bescheinigen kann, dass sie die immense Wirkungskraft, die eine gigantische Orgel auf das Gefühlsleben eines musikbegeisterten Menschen hat, voll zur Geltung kommt. Als Testbeispiel diente eine CD mit Orgelwerken u.a. von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, gespielt von  Virgil Fox, dem 1980 verstorbenen US-amerikanischen Ausnahme-Organisten. Das Besondere an allen gehörten Stücken war die große Vielfalt: Vom tiefsten Bass bis zur subtilen Hochton-Nuance war alles enthalten, das heißt, der Lautsprecher muss extrem dynamisch sein und eine sehr facettenreiche Hochton- und Tieftonwiedergabe haben. Die K2 managten alles erstklassig: In den feinen, sensiblen Passagen nahmen sie die akustische Interpretation mit äußerster Sorgfalt in Angriff. Gleichzeitig jedoch geschah der Aufbau einer solch grazilen Szenerie in rasender Schnelle. Wenn der Organist im wahrsten Wortsinne (dafür rührt dieser Ausspruch!) alle Register zog, waren die muskulösen K2 ebenfalls sofort zur Stelle: Die Tiefbassgewitter, die entfacht wurden, waren nicht nur von höchster Präzision, sondern auch von bestechender Nachdrücklichkeit geprägt. 

007-Fans sollten ebenfalls aufpassen, besonders dann, wenn nicht nur die Filme selbst, sondern auch die Titelsongs der James Bond-Filme zu den persönlichen Favoriten zählen. Wenn man dann zur akustisch sehr guten HDCD "The Essential James Bond" greift, die 1997 aufgenommen wurde (vom Symphonieorchester Prag unter Nic Raine), können die K2-Lautsprecher wiederum ihre grandiosen Qualitäten unter Beweis stellen: Stück Nummer 7 enthält die Titelmelodie  aus "On her Majesty's Secret Service mit George Lazenby als Bond) sowie die Titelmelodie "A View to a Kill" (Orginal performed von Duran Duran) in einem speziellen Mix, die Stücke gehen ineinander über. Gerade dieser Übergang, als, sehr feinfühlig gespielt, "A View to a Kill" sanft, aber dann mit wachsendem Nachdruck beginnt, schlagen die JBL-Boxen wieder voll zu und schaffen ein faszinierendes Klangpanorama mit vielen Facetten und einer gekonnten Ausschmückung, die interpretatorische Schönheit mit einer unglaublichen Präzision verbindet. Aber auch die seit dem ersten Bond-Film bekannte "James Bond Theme"-Titelmelodie wird von den beiden K2-Boxen bestens behandelt: Vor allem die Unmittelbarkeit, der Schwung und die Frische der Wiedergabe sorgen für Begeisterung auch bei sehr anspruchsvollen Hörern, die sehr viel Hörerfahrung mitbringen. 

Frankie goes to Hollywood - für viele 80er Jahre Musikfans eine Ikone dieser Ära. Titel wie "Relax", "The Power of Love", "Rage Hard" oder "Warriors of the Wasteland" sind nicht nur bis heute unvergessen, sondern geistern durch viele 80er Jahre Parties in Discos in ganz Deutschland. Die Kraft und die Dynamik sind noch immer bemerkenswert, gerade bei "Rage Hard" und "Relax" deutlich zu verspüren. Allerdings: Normale Lautsprecher gewöhnlicher Preisklassen entlocken diesen Songs oft höchstens einen Bruchteil ihres eigentlichen Faszinationspotentials. Der Bass wirkt zu aufgesetzt und oberflächlich, die Wiedergabe erfolgt zu schleppend und ohne rechten Nachdruck, so dass eine nicht zu überhörende Distanz zwischen Hörer und Musikstück entsteht. Ganz anders die K2: Hier glänzen die Titel in nie gehörtem akustischen Gewand. Der Bass drückt massiv, verliert aber nie die Contenance und wird unpräzise. Er ist auch bei hohem Pegel sauber abgestuft und neigt nie zum Dröhnen. Die Trennung der Stimmen und Instrumente gelingt ganz ausgezeichnet, die K2 baut viel Spannungspotential auf, welches sich dann dynamisch entlädt.

Auf einer solchen Box Trance, Electronic Music oder Techno hören? Viele Highender wenden sich mit Entsetzen ab. Welch ein Frevel - sie lesen den Text hier erst gar nicht weiter. Schade eigentlich  - denn es gibt diverse Trance- und Electronic Music-Stücke, die prima Auskunft geben über die Qualitäten eines Lautsprechers. Besonders interessant sind Tracks, bei denen es häufiger zu Frequenzüberlagerungen kommt oder Songs, die ein vielfältiges Soundpanorama langsam aufbauen. Immer kommt ein Effekt mehr hinzu, bis dann irgendwann das Maximum erreicht ist. Als Testbeispiel diente uns zunächst Gigi d'Agostinos Album "L'Amour Toujours II". Die darauf enthaltenen Stücke sind keinesfalls stupider 08/15-Dancefloor, sondern variantenreich, vom langsamen Electronic Lovesong bis zum bassgewaltigen Tanzflächenkracher ist alles enthalten. Wir begannen unsere Testreihen mit "Welcome to Paradise" und "Angel", zwei langsame Stücke, die aber eine recht voluminöse und abwechslungsreiche Kulisse aufbauen. Den K2 ist es bestens gelungen, diese Kulisse effektiv zu betonen und ein hohes Maß an akustischer Weitläufigkeit zu entfalten, das wiederum den Effekt herbeiführt, dass das Publikum tief eintaucht. Die Frauenstimme und die subtilen Hochtonnunancen bei "Welcome to Paradise" erklingen sehr feinfühlig, jede Akzentuierung sitzt. Der recht kräftige Bass und das Harfenspiel zu Beginn von "Angel" werden oftmals nicht sauber getrennt, die Harfe geht in Anbetracht des Bassdrucks unter. Nicht bei der JBL, sie erklingt präzise, gleichzeitig erfüllt das Bassvolumen den Hörraum. Das Remix von "L' Amour Toujours" sorgte ebenfalls für glänzende Augen. Der im Vergleich zu anderen Mixes eher nach "unplugged" klingende Anfang sorgt für viel Atmosphäre, der dann einsetzende Bass schafft schlagartig Discofeeling im Hörraum - und noch mehr: Mit exorbitanter Pegelfestigkeit toben die JBLs los, ohne die nervende Überbetonung vor allem der oberen Mitten, die in der Disco für Kopfschmerzen sorgt. Hier sind Präzisionshandwerker bei der Sache, die aber gleichzeitig zupacken können - ein Uhrmacher mit der Kraft eines Gewichthebers.

Auch bei Blank&Jones, "The Mix", Volume 3, zeigen die K2 ihr ganzes Können. Hier haben wir uns ein besonders nettes Stückchen ausgesucht, um den Bassbereich und den gesamten Aufbau nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen. Von der ersten CD wählten wir den Titel 3 "The Orange Theme" von Martin Roth und Frank Ellrich. Rund um die erste Minute herum beginnt die interessanteste Sequenz des Trance-Tracks: Langsam wird ein räumlich imposantes Klangbild aufgebaut, zudem nimmt die Anzahl der sich  langsam verdichtenden Nebeneffekte kontinuierlich zu. Das liegt der K2, denn hier sind Dynamik, Basskraft und Weitläufigkeit gefragt. Lautsprecher ohne ausgezeichnete Pegelfestigkeit haben bei diesem Stück keine Chance (für wen die K2 nicht finanzierbar ist, sollte sich die Nubert nuWave 125 oder die Quadral Platinum M anhören, die beiden sind die günstigsten Kandidaten, die bereits 80 bis 85 % der Energie aus diesem genialen Track herausholen), und die K2 hämmert mit derartiger Unnachgiebigkeit die Bässe in den Hörraum, dass sie glatte 100 % einkassiert - der immense Energy-Faktor dieses Stücks wird voll ausgeschöpft. Übrigens auch den Übergang zu Track 4 "Re:Locate: Typhoon" wird sehr gut gemanangt - ohne die oftmals störenden deutlichen Verzerrungen und Unsauberkeiten. 

Bei allen Hörtestreihen, das hat uns sehr überrascht, hat es sich nie als Nachteil herausgestellt, dass die JBL auf Hornhochtöner setzt. Die diesen Konstruktionen sonst eigene Aggressivität und das schrille Anschwellen von Hochton-Anteilen bei großen Lautstärken konnten wir in keiner Testsequenz ausfindig machen. Immer war der Hochtonbereich klar, gelassen und souverän, was für eine außerordentlich gekonnte und ausgereifte Konstruktion spricht. Wie eine dröhnige Discobox klang die K2 selbst bei extremen Pegeln nie. Immer war ihr Auftritt von kultivierter Kraft geprägt. 

Bilanzierend lässt sich aus akustischer Sicht feststellen, dass die JBL einen Sonderstatus bekommt  - sie kann alles, und sie kann es perfekt. Für unerfahrene Gelegenheitshörer oder zaghaftere Naturen sowie gestresste Zeitgenossen, die sich einfach fallen lassen und mit Musik berieseln lassen möchten, ist sie allerdings nicht geeignet. Bei der JBL muss der Zuhörer mitgehen, sich von der massiven akustischen Reizüberflutung mitreißen lassen. Die JBL wirkt mit so vielen Faktoren auf den Zuhörer Mensch ein, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Man muss sich öffnen und möglichst frei sein - dann kann man sich der Faszination K2 nicht mehr entziehen, die Box lässt einen nicht mehr los, und man braucht vermutlich nie wieder einen anderen Lautsprecher. 

Fazit

Selten endete ein Test so klar: Keine Sekunde mussten wir überlegen, die K2 S-5800 erreicht als erster von uns getesteter Lautsprecher überhaupt das "Masterpiece"-Prädikat. Wenn es sich eine Komponente absolut verdient hat, dann diese Ausnahme-Box: Ob Klassik oder Trance, ob Big-Band-Jazz oder Electronic Music, Filmmusik oder Pop und Rock: Der Lautsprecher ist nicht auf dem falschen Fuß zu erwischen. Wir müssen aber gleichzeitig warnen: Dieser Schallwandler macht süchtig. Einmal gehört, möchte man mit nichts anderem mehr Vorlieb nehmen, denn die Souveränität, mit der die K2 alle Sinne überflutet, ist beispiellos. Man muss nur vorbereitet sein auf diese Box: Wer eben mal schnell abschalten und sich einfach mit Musik berieseln lassen möchte, ist hier an der falschen Adresse. Die K2 S-5800 fordert durch ihre unnachahmliche Wiedergabe den Hörer voll und ganz. Für weniger erfahrene Hörer ist das, was die K2 an akustischen Hormonen ausschüttet, vielleicht zuviel - schlicht und einfach deshalb, weil man Vergleichbares noch nie gehört hat. So direkt, so vollkommen und so komplett spielen weltweit nur noch wenige andere Lautsprecher auf.  Hervorragend ist auch die große Anspruchslosigkeit des Edel-Lautsprechers, der sich überhaupt nicht wie eine "zickige Diva" verhält, sondern in praktisch jeder Aufstellungsposition herausragend klingt. Durch den exzellenten Wirkungsgrad muss man sich nicht eine eigene Stromleitung für die 150 kg Profi-Endstufe legen, sondern kann die K2 problemlos an einem normalen Oberklasse-Vollverstärker betreiben.  Optisch, dies ist allerdings die subjektive Meinung vom Tester, stellt die K2 mit ihrer Synthese aus professionell anmutendem Design und klassisch-zeitlosem Mahagoni-Finish ebenfalls eine über alle Maßen beeindruckende Erscheinung dar. Überarbeiten sollte JBL nur die etwas schlichten Lautsprecher-Kabelanschlussterminals, zudem wären weitere Gehäusefarben, wir würden hier Klavierlack Schwarz und Apfel Hell Hochglanz vorschlagen, wünschenswert. Der überwältigen Bilanz tun diese beiden kleine Contrapunkte jedoch keinen Abbruch: Die K2 in der "kleinen" Ausführung hört man nicht nur, man erlebt sie - als faszinierendes akustisches Gesamtkunstwerk, das in seiner Souveränität praktisch unerreicht ist. Und die "große" 9800er K2? Sorry, JBL, aber die braucht man wirklich nicht unbedingt - sie ist sehr viel größer, sehr viel teuerer und klingt sogar nicht ganz so harmonisch und ausgewogen. Daher macht die "Kleine" die Pace und ist fortan der Lautsprecher, an dem sich alle anderen messen müssen. 

Der Traumlautsprecher: Mit ihrem überwältigen Klangbild stellt die K2 S-5800 alles uns Bekannte in den Schatten

Masterpiece Kategorie Standlautsprecher
High End-Klasse
Test 06.05.2005
Preis-/Leistungsverhältnis
Pro:
  • Erstklassiger, präziser und sehr voluminöser Bassbereich

  • Höchste Belastbarkeitswerte

  • Auch bei extremen Pegeln sehr angenehme Wiedergabe

  • Trotz Horntechnologie sehr homogener, nie aggressiver Hochtonbereich

  • Durch überragenden Wirkungsgrad vielfältige Einsatzmöglichkeiten

  • Durch ausgewogenes, über alle Maßen angenehmes Klangbild für alle Einsatzmöglichkeiten offen

Contra:
  • Keine Auswahl bei den Gehäusefarben

  • Mickriges Lautsprecherkabel-Anschlussterminal

Datenblatt:

• Belastbarkeit: 300 Watt RMS 
• Impedanz: 8 Ohms 
• Wirkungsgrad (2,83V @ 1m): 95 dB 
• Frequenzbereich: 50Hz - 40kHz (-6dB) 
• Low Frequency Extension: 28Hz (-10dB) 
• Übergangsfrequenz(en): 800Hz, 10kHz 
• Ultra-High Frequency Driver: 25mm-Reintitan-Ultrahochfrequenz-Drucktreiber 045TI 
• Hochtöner: 75mm-Aluminium-Hochfrequenz-Drucktreiber 435AL 
• Basschassis: Zwei 300mm-Kevlar® -Verbundmaterial-Kegel-Woofer 1200FE 
• Abmessungen (H x B x T): 1245 x 432 x 413 mm 
• Gewicht: 84kg 
• Gehäuseausführung: Echtholzmahagoni 

Test: Carsten Rampacher
Technischer Support: Roland Klinke

06. Mai 2005