Test: Harman Kardon AVR-230

11.02.2004 (cr)

Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume

Overview

Für einen hervorragenden AV-Receiver muss man schon längst kein Vermögen mehr investieren. Wenn man nicht zu den Home Theatre-Enthusiasten gehört, die viel Wert auf eine erstklassige Wiedergabe bis ins letzte Detail legen, dazu eine State-Of-The-Art-Ausstattung wünschen, zusätzlich einen großen Hörraum einsetzen und in sich diesem mit sehr kräftigen Pegeln mehrkanaliges Film- und Musikmaterial zu Gemüte führen, dann ist es nicht mehr nötig, das Konto zu plündern, um sich großen Hörspaß einzukaufen: Dies beweisen verschiedene Testgeräte, die wir einem ausführlichen Test unterzogen haben. Als Beispiele seien der Yamaha RX-V740 oder der Denon AVR-1804 genannt. Genau in dieser Liga, die einen ständig größer werdenden potentiellen Kundenkreis anspricht, möchte auch Harman Kardon in diesem Jahr verstärkt aktiv werden -  mit dem AVR-230 für 599,-- EUR.

Um nicht zu den Mitläufern, sondern zu den Trendmachern zu gehören, tat man bei HK eine Menge. Zunächst einmal wurde den Harman-Entwicklern anscheinend voll bewusst, dass das Auge mitkauft - der optische Eindruck bestimmt das Kaufverhalten vieler potentiellen Interessen in einem größeren Maße, als sich dies manch nüchterner Techniker vielleicht vorstellen kann und mag. Daher rüsteten die HK-Mannen entsprechend auf und versahen das ganze neue AV-Receiver-Line-Up mit einem elegant-progressiven Design. Besondere Kennzeichen: Das zweizeilige, dimmbare DOT-Matrix-Display, die zweifarbige Gerätefront und der in noblem Blau illuminierte Lautstärke-Drehregler. Damit sorgt Harman Kardon zum einen für einen hochwertigen Gesamteindruck, zum anderen für eine gewisse Unverwechselbarkeit im Vergleich zur teilweise etwas uniform wirkenden Konkurrenz.

Doch was wäre die schönste Optik, wenn die inneren Werte nicht stimmen würden? Gerade die klangverwöhnte Stammkundschaft von Harman Kardon wäre zutiefst entsetzt, wenn einem schönen optischen Auftritt eine enttäuschende klangliche Performance folgen würde. Daher hat man den 6.1-Kanal-Receiver AVR 230 aufwändig aufgebaut und tadellos ausgestattet. Zu den Key Features des Geräts zählen unter anderem ein Bassmanagementsystem mit 3-Wege-Frequenzweiche, Logic 7/7.1- und Logic 7/5.1-Technologie, Dolby Digital 5.1 EX sowie DTS ES Matrix/Discrete 6.1 Decoding, VMAx-Aufbereitung sowie 24-bit/192 kHz-Digital/Analog-Wandler. Die Verstärkerleistung beträgt 6 x 50 Watt im Surroundbetrieb (bei 8 Ohm, 20 Hz – 20 kHz, Klirrfaktor < 0,07%, alle Kanäle angesteuert) sowie 2 x 65 Watt in Stereo. Die Hochstromfähigkeit - eine exzellente Hochstromfähigkeit ist ein traditionelles Merkmal von Harman Kardon AV-Receivern - gibt HK mit ± 35 Ampere an. Der AV-Receiver wird mit einer EzSet-Fernbedienung ausgeliefert, die eine einfache Einpegelung des verwendeten Lautsprechersystems sicherstellen soll. Wem ein 6.1 System übrigens mittel- oder langfristig nicht ausreicht, der hat die Möglichkeit, mittels vorhandener Pre-Outs externe Endstufen anzuschließen, um ein komplettes 7.1. Surroundsystem zu betreiben.

Ausstattung

Einen Überblick über die wichtigsten Merkmale des AVR-230 haben Sie bereits - nun wird es detaillierter. Die Verarbeitung, die Features und die Baugruppen sowie die Anschlussvielfalt wird nun ausführlich erläutert und bewertet.

Verarbeitung

Die Verarbeitung des AVR-330 ist tadellos. Zwar besteht die Gerätefront aus Kunststoff, dieser bringt aber eine hochwertige Anmutung mit. Zum gediegenen Gesamteindruck trägt auch das neue Punktmatrix-Display bei - hier räumt Harman Kardon endlich auf mit den "Sünden der Vergangenheit", denn die wenig schön anzusehenden Gerätedisplays mit zu grober Auflösung gehörten zu den wenigen Schwachpunkten der AV-Komponenten. Vom Bemühen, auch in günstigeren Preisklassen eine gediegene Qualität anzubieten, zeugt auch das aufgeräumte Geräteinnenleben.

Auch die Rückseite des AVR-230 überzeugt, alle Anschlüsse sind sauber eingepasst. Die mitgelieferte Fernbedienung in etwas tristem Grau ist von voll befriedigender Qualität - für diese Preisklasse ist sie qualitativ absolut in Ordnung.

Features und verwendete Baugruppen

In allen neuen HK-Modellen kommen hochstromfähige Verstärkergruppen mit besonders hoher Bandbreite und diskreten Endstufen zum Einsatz - also auch im AVR-230. Schon seit Generationen von Geräten stellt dieses Ausstattungs- und Differenzierungsmerkmal einen wesentlichen Eckpfeiler der Receivertechnologie von Harman Kardon dar, die einen souveränen und dynamischen Klang in allen Pegelregionen und im Zusammenspiel mit einer Vielzahl von Lautsprechersystemen ermöglichen soll. Selbst bei weniger leistungsstarken Lautsprechern ist eine fehlerfreie Frequenzübertragung im hörbaren Bereich, eine geringere Verzerrung, eine tadellose Phasenlinearität sowie ein erhöhter Hochfrequenz-Spielraum garantiert. Von einem AV-Receiver hoher Qualität erwartet man auch eine entsprechend ansprechende Temperaturregelung. Harman Kardon setzt beim AVR-230 auf eine komplett passive Kühlung, genauso wie beim Einsteigermodell AVR-130. Bei den größeren und leistungsstärkeren Modellen kommt eine Kombination aus passiver und aktiver Kühlung in Form eines ausgeklügelten Temperaturmanagements zum Einsatz. Im harten Testeinsatz gab es nichts zu kritisieren, der AVR-230 wurde selbst bei hohen Pegeln über einen längeren Zeitraum nicht überdurchschnittlich heiß. Insgesamt können wir festhalten, dass auch in günstigeren AV-Receivern mehr und mehr hochwertige Endstufeneinheiten und die passende Peripherie verbaut werden  - als Beispiel sei hier der tadellos aufgebaute Denon AVR-1804 genannt.

Die Erzielung eines Klangbilds, das im Rahmen von Raumakustik und Komponentenqualität ein Optimum darstellt, scheitert nicht selten an einem unzureichenden Bassmanagement. Ob man nun ein Subwoofer-/Satellitenlautsprechersystem oder ein Lautsprecherensemble mit großen Standlautsprechern und  ohne aktiven Subwoofer einsetzt: Das Klangbild muss stets homogen und gefällig sein, gerade im Bassbereich. Daher setzt Harman Kardon auch bei den kleineren Modellen AVR 330, AVR 230 und AVR 130 auf ein aufwändiges Bassmanagement. Es kommt eine 3-Wege-Frequenzweiche zum Einsatz, die dem Zuhörer die Auswahl einer von sechs unterschiedlichen Übernahmefrequenzen für die vordere, mittlere und die Surround-Lautsprechergruppe gestattet. Für den linken und den rechten Frontlautsprecher, für den Center- und die Surroundlautsprecher kann die Übernahmefrequenz getrennt eingestellt werden, als Cross-Over-Frequenzen stehen 40 Hz, 60 Hz, 80 Hz, 100 Hz, 120 Hz und 200 Hz zur Verfügung. Durch diese aufwändige Anpassung ist es problemlos möglich, auch bei nicht identischen Lautsprecher-Gruppen (z.B. große bassstarke Frontlautsprecher und recht kleine, wenig bassstarke Surroundboxen, hier kann man dann die Übernahmefrequenz individuell einstellen) ein gutes akustisches Ergebnis zu erzielen. Die Justage kann mittels des On Screen Displays schnell vorgenommen werden. Für eine weitere akustische Anpassung können bei allen übrigen Modellen die Lautsprecherkanalpegel für jede Programmquelle und jedes DSP-Format bestimmt werden (z.B. kann der Subwoofer-Pegel für das Abspielen von Filmen im Mehrkanal-Modus anders eingestellt werden als für das Abspielen von CDs mit Stereo-Musikaufzeichnungen).

Bestens bestückt ist der HK mit Surround-Aufpolierern: Neben DTS Neo:6 und Dolby Pro Logic 2 kommt als drittes System die Harman Kardon-Eigenentwicklung Logic 7 zum Einsatz, die Stereotonquellen und matrixbasierten analogen Surround-Soundformaten mehr räumliche Weite und Authentizität verleihen soll. Logic7 ist kompatibel mit 96 kHz-Signalquellen und bietet genauso wie Neo:6 und PL 2 zwei Hörmodi für den Musik- und den Filmbetrieb. Ebenso verfügt der Receiver auch über die VMAx® Virtual Theater-Audioaufbereitung von Harman Kardon, die auch beim Einsatz von nur zwei Lautsprechern oder eines Stereokopfhörers etwas Surround-Feeling verbreiten sollen. In der Hörpraxis sind diese Modi gar nicht schlecht, vor allem beim Hören via Kopfhörer stellt sich ein gutes Raumgefühl ein. 

Für eine tadellose Auflösung und Kanaltrennung sowie einen stimmigen Dynamikumfang sind die Receiver mit 24-bit/192 kHz-Audio-D/A-Konvertern in HiFi-Qualität und mit entsprechend leistungsstarken DSP-Prozessoren ausgestattet. Für einen AV-Receiver dieser Preisklasse ist zudem der eingebaute Transformator, beim unteren Bild vorn links zu sehen, von hoher Qualität. 



Anschlüsse

An Anschlüssen bringt der AVR-230 eine sehr ordentliche Auswahl mit. Unter anderem finden sich zwei optische und zwei koaxiale Digitaleingänge auf der Geräterückseite, ebenfalls finden sich vier analoge AV-Eingänge, zwei AV-Ausgänge (S-Video- und FBAS-beschaltet) sowie ein 5.1-Eingang für Externquellen. Ebenfalls verfügt der AVR-230, was inzwischen auch in diesen Preisregionen schon üblich ist, über zwei Komponenteneingänge und einen Komponentenausgang (Monitor). Eine geschaltete und eine nicht geschaltete Netzbuchse vervollständigen das Equipment. Für die Lautsprecher stehen farblich codierte Schraubterminals zur Verfügung - was dies gegenüber der früher üblichen Farbgebung an Vorteilen bringt, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Erfreut werden viele Anwender sein, wenn sie die Vorderseite des AVR-230 genauer in Augenschein nehmen - denn hier kann ein bestens ausgerüsteter Front AV-Anschluss die Signale von externen Zuspielern entgegen nehmen. Neben einem analogen 2-Kanal-Audioeingang und einem FBAS-Video-Eingang findet sich auch ein S-Video-Eingang und sowohl ein optischer als auch ein koaxialer Digitaleingang - hervorragend. 

Insgesamt erbringt der AVR-230 eine ausgezeichnete Leistung, mit guter Verarbeitung, einer hochwertigen und praxisgerechten Ausstattung und einer reichhaltigen Anschlussbestückung gibt es keinen wirklichen Kritikpunkt. Zu den besonderen Vorzügen gehört das aufwändige Bassmanagement.

Bewertung
Bedienung

Die Bedienung des AVR-230 ist insgesamt sehr komfortabel. Die gut in der Hand liegende EZSet-Fernbedienung mit zentraler Navigationseinheit stellt eine wesentliche Erleichterung beim Einpegeln des Lautsprechersystems dar. Rasch und problemlos lassen sich mit der Fernbedienung mit eingebautem Pegelmessmikrophon die Lautsprecher korrekt einstellen, so dass jede Box an der Hörposition die identische Lautstärke aufweist. Im Gegensatz zu vollautomatischen Systemen der Konkurrenz (Beispiele: Pioneer VSX-D912 mit M.C.A.C.C. oder Yamaha RX-V1400 mit Y.P.A.O.) muss man die Laufzeitkorrektur noch separat vornehmen. Die  Laufzeitkorrektur (Time Alignment), sorgt dafür, dass das Tonsignal bei allen Lautsprechern zur gleichen Zeit ankommt, auch wenn die einzelnen Boxen einen unterschiedlichen Abstand vom Hörplatz aufweisen. 

Mittels des übersichtlichen On Screen Displays ist die Justage aber ohne zu großen Aufwand durchführbar. Die Bedienelemente auf der Gerätefront sehen elegant aus, das Handling ist voll befriedigend, da manche Knöpfe etwas klein ausfallen - das Gleiche gilt auch für die sich nach unten verjüngende Fernbedienungseinheit. Das neue DOT Matrix-Display erfreut mit hervorragenden Kontrastwerten und ist somit auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen tadellos ablesbar. Der blau beleuchtete Lautstärkeregler sorgt für eine einwandfreie Bedienung auch im abgedunkelten Heimkinoraum.

Bewertung
Ton

Testequipment

Pegelfestigkeit

In allen Testläufen beeindruckte der Harman Kardon durch seine Souveränität bei hohen Pegeln. Nie wirkte er angestrengt oder einer Situation nicht gewachsen, selbst bei 90 Prozent der maximal möglichen Lautstärke war das Leistungsvermögen noch enorm. Hier macht sich offensichtlich der hohe Aufwand, den die Harman-Entwickler in Bezug auf die Endstufeneinheiten betrieben haben, voll bezahlt. Besonders beeindruckend ist die Performance des HK in Anbetracht der starken Konkurrenz in Form des Yamaha RX-V740 und des Denon AVR-1804. Der Yamaha zeigte erst, als man sich der Maximallautstärke annäherte, leichte Verzerrungen, und dem AVR-1804 gingen hohe Lautstärken auch in Verbindung mit großen Standlautsprechern recht leicht von der Hand - hier sind also zwei Geräte auf dem Markt, die dem AVR-230 das Leben nach unseren Erfahrungen ganz schön schwer machen sollten. Sollten - denn der Harman Kardon lehrt dem Establishment das Fürchten. Er liefert eine Leistung ab, die dafür sorgt, dass selbst im 35 bis 38 Quadratmeter-Hörraum bei hohen Lautstärken nie das Gefühl der Unterdimensionierung des Receivers bei der Hörerschaft aufkommt. Bei praktisch allen Konkurrenten ist bei knapp über 30 Quadratmeter Schluss - man kann zwar größere Räume noch problemlos beschallen, wirklich heimkinotaugliche Lautstärken sollten dann aber zum Wohle des Equipments nicht mehr gefahren werden. Der HK tritt so vehement an, dass der sogar den mit 799,-- EUR deutlich teureren Pioneer VSX-D912 hörbar in die Schranken weist. Selbst sehr anspruchsvolle Stücke wie der "Chronos"-Trailer auf der 7. DTS Demo-DVD zwangen den AVR-230 nicht in die Knie, auch wenn nahezu in Maximallautstärke gehört wurde. Fazit: Mit dem AVR-230 setzt Harman einen neuen Maßstab in Bezug auf die Pegelfestigkeit. Der erfreuliche Trend, dass auch preisgünstigere AV-Receiver immer pegelfester werden, mündet hier in einen neuen Höhepunkt.

Filmton

Für seinen Kaufpreis erreicht der Harman Kardon exzellente Resultate. Kennzeichen seiner Darstellung ist vor allem der sehr gut abgestimmte Hochtonbereich, der für reichlich Hörspaß bei allen Filmbeispielen sorgt. Aber auch auf der anderen Seite des Frequenzspektrums macht sich große Zufriedenheit beim Auditorium breit: Der Bass ertönt stets satt, klar und mit hervorragender Struktur. Insgesamt schafft der AVR-230 eines, was selbst überragende Konkurrenten wie der Denon AVR-1804 oder der Yamaha RX-V740 in dieser Güte nicht ganz realisieren können: Er lässt den Zuhörer Teil des Geschehens werden. War es ansonsten bei AV-Receivern dieser Preisklasse so, dass man akustisch noch gut vernehmen konnte, dass man hier Zuhörer ist und in gewisser Weise außerhalb des Geschehens steht, so integriert der Harman das Auditorium auf vorbildliche Art und Weise. Natürlich kann man von einem Geräte dieser finanziellen Regionen keine so perfekte visuelle Akustikwelt erwarten wie sie beispielsweise der 5.000,-- EUR-AV-Verstärker Pioneer VSA-AX10i-S bereitstellt, aber das Ergebnis ist wirklich beeindruckend, wie sich anhand der siebten DTS Demo-DVD sehr gut nachvollziehen lässt: Bei der Sequenz aus "Behind Enemy Lines" kommt er ausgezeichnet mit den krassen Dynamiksprüngen zurecht und offeriert eine umfassende Tiefbasswiedergabe mit erstaunlich aufwändiger Struktur. Bei allen Explosionen wird die überragende Dynamik und auch die ansprechende Detailarbeit des AVR-230 deutlich. Selbst das Geräusch kleiner auf den Boden fallender Scherben und Bruchstücke wird überzeugend wiedergegeben. Hier weiß der Zuhörer gleich, ob es sich um zersplitterndes Glas oder um Metallstücke handelt, der Harman arbeitet die spezifischen Merkmale des jeweiligen Effekts sehr gut passend heraus. Dies können auch Geräte der gerade in diesem Segment sehr starken Konkurrenz von Denon und Yamaha ausgezeichnet, aber man merkt, dass der Harman das neueste Gerät ist, welches wir getestet haben: Er geht noch dynamischer zu Werke, er reißt das Publikum noch mehr mit, agiert summa summarum emotionaler. Selbst im direkten Vergleich sind Denon AVR-1804 und Yamaha RX-740 immer noch exzellente Geräte, der Harman aber kann sich in den Punkten Dynamik und emotionaler Darstellung aber einen kleinen Vorsprung schaffen. Dies lässt sich auch beim Ausschnitt aus "E.T.", ebenfalls auf der siebten DTS Demo DVD, heraushören, wo der AV-Receiver akustisch verdeutlicht, dass das Re-Mastering der Tonspur der nicht mehr gerade jungen Filmvorlage den DTS-Technikern sehr gut gelungen ist. Den Music Score überträgt der AVR-230 mit viel Liebe zum Detail und mit ausgezeichnet-natürlicher, plastischer Raumwirkung. 

Quietschende Reifen, dröhnende Motoren, laute Schreie, durchdringende Schüsse: Die wilde Verfolgungsjagd in "The Fast And The Furious" lässt keinen kalt, erst recht nicht, wenn der AVR-230 am Werk ist. Er realisiert ein sehr authentisches Flair, auch hier schafft es der AV-Receiver, dass sich der Zuhörer selbst als Verfolger  in einem der schwarzen Mitsubishi Carisma EVO fühlt und Jagd auf den wild um sich schießenden Truck-Fahrer macht. Die Schüsse aus dessen Schrotflinte krachen mit Nachdruck quer durch den Hörraum, das Geschrei der Akteure gibt der AV-Receiver mit beachtlicher Souveränität wieder - nie wird das Ergebnis zu schrill und zu überspitzt, selbst bei hohen Pegeln lässt der AVR-230 Gelassenheit walten.  

Nach der bislang überzeugenden Vorstellung nahmen wir an, dass der AVR-230 auch bei "Star Wars Episode 1 - The Phantom Menace" keinerlei Probleme haben dürfte - und wir lagen richtig: Mit atmosphärisch dichter Wiedergabe schafft der Harman Kardon ein eindrucksvolles Szenario, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass großen Effekten der nötige Nachdruck und kleinen Effekten die nötige Integrationssorgfalt zuteil wird. Auch bei dieser Test-DVD macht der Harman deutlich, dass man heutzutage kein Vermögen mehr ausgeben muss, um einen AV-Receiver mit einer tadellosen Performance zu erwerben. Die Eröffnungs-Szene aus dem 2. Teil der "Mumie" ist ebenfalls ausgezeichnet geeignet, um die Qualitäten des AVR-230 ausfindig machen zu können: Hier verleiht er der nervenaufreibenden Schlacht durch die klar strukturierte, saubere und lebendige Darstellung viel Tiefe und Authentizität. Das Schlachtgeschrei, das Aufeinander prallen der Kämpfer, all dies stellt der Harman Kardon nicht nur mit großer Kraft, sondern auch mit großer Sorgfalt dar. Es ist wirklich beachtlich - AV-Receiver günstigerer Preisregionen mausern sich immer mehr zu Universalisten, die kein Problem haben, zu wissen, was zum "guten Ton" gehört. 

Für Extended Surround-Liebhaber, die im größeren Raum Filme genießen möchte, sollte man nur überlegen, ob man zum AVR-330 für 799,-- EUR greifen sollte. Dieser ist zwar teurer, verfügt aber über sieben anstatt sechs Endstufen, dies ermöglicht es dem Anwender, zwei anstatt einem Back Surround-Lautsprecher zu verwenden. Der Aufbau von zwei Lautsprechern bringt im Vergleich zur Lösung mit nur einem Back Surround Lautsprecher verschiedene Vorteile mit sich. So ist aufgrund psychoakustischer Phänomene die Ortung der Effekte als von hinten aus der Mitte kommend für die menschliche interne "Signalverarbeitung" einfacher zu realisieren. Weiterer Vorteil: Die klanglichen Veränderungen, die bei lediglich einem Back Surround-Lautsprecher durch eine leicht veränderte Sitzposition oder durch Bewegungen des Zuhörers Disharmonien beim Empfinden der Räumlichkeit der von hinten kommenden Geräusche verursachen können, wird durch einen weiteren Lautsprecher gut kompensiert. Wer in kleineren Räumen, dazu eher alleine und nicht als kompromissloser Home Theatre-Fan ab und zu Filme in EX und ES anhört, wird auch mit einem 6.1-Lautsprechersystem zufrieden sein - zumal der Harman Kardon AVR-230 wirklich hervorragende Leistungen erbringt, so dass man unserer Meinung nach mit der Performance sehr gut leben kann - der kompromisslose Home Theatre-Experte ist auch nicht die anvisierte Zielgruppe für ein Gerät vom Schlag eines AVR-230. Für extrem hohe Ansprüche hat Harman Kardon auch noch andere Kaliber im umfangreichen Product Line Up. Wer unbedingt in der Preisliga des AVR-230 bleiben, aber trotzdem sieben Lautsprecher anschließen möchte, um eine gesteigerte Back Surround-Performance realisieren zu können, kann sich im Vergleich zum 230er den Denon AVR-1804 anhören. Dieser verfügt zwar, genauso wie der Harman Kardon, ebenfalls über sechs Endstufen, die Back Surround-Endstufe lässt sich aber für den Betrieb mit zwei Back Surround-Lautsprechern auftrennen. 

Mehrkanal-Musikwiedergabe

Harman Kardon-AV-Receiver zeichnen sich schon seit Generationen durch eine hohe Musikalität aus - da macht auch der brandneue AVR-230 keine Ausnahme. Er begeistert durch seine ungemein klare, feinfühlige und frische Gesamtvorstellung. Mit seinen kraftvoll antretenden Endstufen ist der Harman problemlos in der Lage, auch plötzlich auftretende Dynamiksprünge souverän zu meistern. Nicht, dass dies die starke Konkurrenz nicht könnte - es ist einfach die Art und Weise, mit der der HK so groß auftrumpft. Er scheint selbst bei sehr hohen Pegeln immer noch über Reserven zu verfügen, er behält immer den akustischen Überblick, und genau aus diesem Grunde macht sich der Eindruck größter Zufriedenheit breit. Selbst der "Chronos"-Trailer auf der 7. DTS Demo-DVD, durch die krassen Dynamiksprünge und den subtilen Hochton- und Bassbereich extrem schwer komplett wiederzugeben, stellt den vergleichsweise kostengünstigen Harman Kardon vor keine Probleme. Er sorgt hier für "Feeling", für Faszination - und das ist neu in diesen Preisregionen. Wir testen viele Geräte, und wir haben keine Probleme damit, festzustellen, dass man auch für weniger Geld inzwischen ausgezeichnete Geräte bekommen kann. Man muss die erbrachten Leistungen immer im Hinblick auf die Preisklasse sehen - daraus resultiert dann das Ergebnis. Aber gerade, wenn man auch mit 5.000,-- EUR-Boliden arbeitet, sind - schließlich ist auch bei einem Tester immer Emotion mit im Spiel - die Tests von Geräten der "bürgerlicheren" Preisregionen immer mehr "Pflichtprogramm" als pures Vergnügen. Und gerade darum können wir dem AVR-230 eine so klare Empfehlung für den musikbegeisterten Mehrkanal-Liebhaber, der trotzdem kein Vermögen investieren möchte, aussprechen: Dieses Gerät sorgt für Faszination. Er gibt nicht einfach alles Material nur gut wieder, er lässt die Musik aufleben. Er sorgt für Frische, für Dynamik, für das Gefühl, den Geist, das Charisma der Musik zu spüren, fühlen zu können, kurzum: Der AVR-230 schafft eine intensive Aura hohen Hörgenusses. Genau dies ist es, was ihn aus der Masse hervorhebt. Selbst für den DVD Audio-Betrieb ist der Harman gerüstet. Seine hochleistungsfähigen, antrittsstarken Endstufen sind eigentlich viel zu schade für DVD Audio- oder SACD-Player der Einsteigerklasse - solche Geräte, die meist zwischen knapp 200,-- und knapp 300,-- EUR kosten, liefern eine viel zu geringe Performance für einen so guten AV-Receiver. Beim aktuellen DTS Music Sampler ( und bei  präsentierte sich der Harman Kardon als Universaltalent - wir hatten auch den passenden Zuspieler parat: Ein akustisch exzellenter Denon DVD-A11 versorgte den analogen Mehrkanaleingang des AVR-230 mit hochklassigen Signalen. 

Dolby Pro Logic 2/Logic 7/DTS Neo:6

Mit Dolby Pro Logic 2, DTS Neo:6 und Logic 7 (beim Anschluss einer externen Endstufe für den Back Surround-Bereich auch im 7.1 Betrieb funktionsfähig) bringt der AVR-230 gleich drei Surroundaufpolierer mit, die alle über einen Musik- und einen Filmmodus verfügen. Unsere ausführlichen Testreihen förderten ein überraschendes Ergebnis zu Tage. Nicht überrascht hat uns, dass Logic 7 die insgesamt beste Performance erbrachte, und zwar sowohl im Film- als im Musikeinsatz. Großer Vorteil ist hier vor allem die sehr natürliche, räumlich-akkurate Gesamtakustik. Die Detaildarstellung ist hörbar genauer als bei beiden Konkurrenzsystemen. Im Filmbetrieb ergänzt die sehr gute Stimmdarstellung den Gesamteindruck. Nun kommen wir zur Überraschung unserer Testreihen - bei der HK-Integration kommt Neo:6 akustisch hörbar besser weg als Dolby Pro Logic 2. Bei PL 2 störten uns die insgesamt fade und wenig emotionsgeladene Darstellung. Stimmen klingen müde, die Effekte tröpfeln dahin - so möchte im Movie-Mode kein rechter Filmspass aufkommen. Anders ist das Hörerlebnis bei Neo:6: Mit mehr Dynamik und Spritzigkeit bekommt das Auditorium hörbar mehr Lebendigkeit und auch Authentizität vermittelt. An das natürliche Raumgefühl und die akkurate Detaileinarbeitung von Logic 7 kommt aber auch Neo:6 nicht heran. Im Musikbetrieb bleibt für PL 2 ebenfalls nur die rote Laterne. Zwar packt der Bass recht entschlossen zu, der zu wenig prägnante Hochtonbereich und die etwas verwaschen wirkende Gesamtdarstellung verhindern aber ein besseres Gesamtergebnis. Neo:6 ist hier mit einer klareren und spritzigeren Akustik die besser Wahl. "First Class" ist wiederum Logic 7 - mit einem hervorragend strukturierten Bassbereich, einer ausgewogenen Front-/Surround-Balance und einer fundierten Gesamtwiedergabe-Charakteristik zeigt sich dieses System allen Anforderungen gewachsen. Logic 7 ist so gelungen integriert, dass selbst eingefleischte Stereohörer "schwach" werden könnten.

Stereoklang

Was die Stereoqualitäten angeht, verblüffte uns der Yamaha RX-V740 ganz besonders - er bot im Test einen ausgewogenen, klaren und frischen Klang. Auch der Denon AVR-1804 konnte ihm nicht das Wasser reichen. Der AVR-230 hat es ebenfalls nicht leicht, am Yamaha vorbeizuziehen - bei hohen Pegeln jedoch gelingt es ihm. Der Harman klingt bei großen Lautstärken freier, kraftvoller, er ist stets Herr der Lage und bringt einen exakteren virtuellen Bühnenaufbau zustande, der den Hörer mehr berührt und ihn mehr in die Musik eintauchen lässt. Er kann so eine für diese Preisklasse erstaunliche Atmosphäre schaffen.  Mit seiner Auslegung, die auch eine gelungene Detaileinarbeitung beinhaltet, setzt sich der HK an die Klassenspitze, der Yamaha folgt mit knappem Abstand.

Bewertung Pegelfestigkeit
Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Surround-Aufpolierer
Bewertung Klang Stereo
Fazit

Eine rundherum gelungene "Neuvorstellung", die mit einem Satz an die Spitze der "Charts" endet: Der Harman Kardon AVR-230 erreicht in unserem Testbetrieb exzellente Ergebnisse. Beeindruckend ist seine extrem hohe Pegelfestigkeit, die für eine Ausnahmeposition des AV-Receivers sorgt. Selbst im 35 Quadratmeter-Hörraum ist der HK nicht überfordert. Gelungen ist auch die mitreißend-emotionale Wiedergabecharakteristik. Der Harman Kardon bringt viel Leben in Musik und Film-Soundtracks, agiert stets stimmig und harmonisch. Nie lassen sich unpassende Überbetonungen heraushören, jeder Touch von Aggressivität geht dem Gerät ab. Hervorzuheben ist ferner die ausgezeichnete Logic 7-Integration. Mit Detailtreue, Volumen und tadelloser Stimmdarstellung wird ein überdurchschnittlich guter Gesamteindruck sowohl bei der Bearbeitung von Film- als auch von Musikmaterial erreicht. Der Stereoklang begeistert durch Präzision und die kraftvolle Darstellung. Als weitere Pluspunkte lassen sich die praxisgerechte Anschlussbestückung, das aufwändige und effektive Bassmanagement und die insgesamt einfache Bedienung ausmachen. Zusammen mit gelungenen Design und dem sehr fairen Kaufpreis ergibt dies eine praktisch makellose Testbilanz, echte Nachteile sind dem AVR-230 fremd.

Neuer Klassenprimus: Der AVR-230 bietet für wenig Geld Leistungen der Extraklasse 
Gesamturteil:
 
  Mittelklasse
Test 11.02. 2004
Preis-/Leistungsverhältnis:
Pro:
  • Beste Pegelfestigkeit seiner Klasse

  • Erstaunlich mitreißende Mehrkanalwiedergabe

  • Exzellente Logic 7-Integration

  • Sauberer, sehr gut strukturierter Stereoklang

  • Umfangreiche Bassmanagement-Funktionen

  • Gelungenes Bedienkonzept

  • Praxisgerechte Anschlussbestückung

  • Hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis

  • Gute Verarbeitung

Contra:
  • Keine ernsthaften Mängel feststellbar

Die technischen Daten
  • Unv. Preisempfehlung: 599,- EUR 

  • Ausführung: Silber/Schwarz 2-farbig 

  • Tonformate:
    Dolby Digital EX, Dolby Digital 5.1 
    DTS-ES Discrete 6.1, DTS-ES Matrix 6.1, DTS 5.1, DTS NEO:6
    Dolby Pro Logic 2, Logic 7, VMax

  • Features:
    Hochstromfähige Sechskanalendstufe
    Komplett passive Kühlung
    Umfangreiche Bassmanagement-Funktionen
    EZSet-Fernbedienung mit Messmikrophon zur Lautsprechereinpegelung
    OnScreen-Display (OSD)

  • Anschlüsse Rückseite:
    Zwei optische und zwei koaxiale Digitaleingänge
    Zwei YUV-Eingänge und ein YUV-Ausgang (HDTV-fähig)
    Vier analoge AV-Eingänge
    Zwei analoge AV-Ausgänge
    Zwei analoge Audio-Eingänge
    Ein analoger Audio-Ausgang
    5.1 Eingang
    Kompletter 7.1 Kanal Pre-Out

  • Front-AV mit: S-Video und FBAS-Beschaltung,
    2-Kanal-Analog-Ausgang,
    optischer und koxialer Digitalausgabg
    Eine geschaltete Netzbuchse
    Eine nicht geschaltete Netzbuchse

  • Daten: 
    Ausgangsleistung (FTC) Surround 45 Watt pro Kanal, Stereo 60 Watt pro Kanal (bei >0,07 % Klirr, 20 Hz bis 20 kHz, an 8 Ohm)
    Abmessungen (B x H x T): 440 x 165 x 382 mm
    Gewicht: 12,4 kg 

Test: Carsten Rampacher
Assistent: Matthias Walther-Richters

11. Februar 2004