Test: Harman Kardon AVR-330

23.12.2004 (cr)

Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume

Overview

Die aktuellen Harman Kardon-AV-Receiver vom AVR-130 bis zum AVR-630 sind schon seit einer geraumen Zeit auf dem Markt, daher gehen wir stark davon aus, dass in wenigen Monaten die Nachfolger in den Startlöchern stehen. Dies heißt allerdings nicht, dass die momentan erhältlichen Modelle zum "alten Eisen" gehören, im Gegenteil: Mit praxisgerechter, sinnvoller Ausstattung und eindrucksvoller Akustik spielen die "Harmänner" immer noch an der Klassenspitze mit. Grund genug für uns, vor der Ablösung noch das günstigste Siebenkanal-Modell unter die Lupe zu nehmen, den AVR-330 für 799 €. Exakt für diesen Betrag bekommt man bei der Konkurrenz einiges geboten, besonders erwähnenswert wäre der Pioneer VSX-1014, für etwas mehr (849 €) ist der ebenfalls sehr empfehlenswerte Yamaha RX-V1500 käuflich zu erwerben. 

Was hat der AVR-330 nun zu bieten? Der 7.1-Kanal-Receiver liefert eine Ausgangsleistung von 7 x 65 Watt (bei 8 Ohm, 20 Hz – 20 kHz, Klirrfaktor < 0,07 %, alle Kanäle angesteuert; 2 x 70 Watt in Stereo; sowie Hochstromfähigkeit von ± 35 Ampere), wodurch eine tadellose Klangwiedergabe bei Film- und Musikaufzeichnungen in allen gängigen Surround-Formaten ermöglicht werden soll. Durch Harmans harte Meßmethoden für die Leistungsermittlung relativieren sich auch die Werte, die im Vergleich zu den Wattmengen der Konkurrenz zunächst eher ernüchternd wirken. Die Funktionsmerkmale des Geräts reichen vom Bassmanagementsystem mit 3-Wege-Frequenzweiche, über Multiroom-Betrieb mit konfigurierbarer Verstärkerzuweisung, zwei HDTV-kompatible Videoeingänge, 6/8-Kanal-Direkteingänge, Logic 7/7.1- und Logic 7/5.1-Technologie sowie VMAx-Aufbereitung  bis hin zu 24-bit/192 kHz-D/A-Wandlern und einem reinen Stereomodus für analogen Signaleingang. Kennzeichnend für den AVR 330 ist auch der sehr gut ausstaffierte Front AV-Eingang. Im Lieferumfang sind sowohl die EzSet-Fernbedienung als auch die Zone II-Fernbedienung enthalten. Wir prüfen nun im Praxistest nach, wo der Harman Kardon im Vergleich zur neueren und extrem starken Konkurrenz steht. 

Verarbeitung

Nicht nur der Enzian blüht in blauer Farbe: Nach dem Einschalten gilt dies auch für den Lautstärkedrehregler des AVR-330

Elegant und schick sieht er wirklich aus, der AVR-330 - wenn doch die Verantwortlichen bei Harman nur endlich den Kunststoff, aus dem der silberne Teil der Frontblende besteht, gegen Aluminium eintauschen würden. Uns bleibt in Bezug auf diesen Kritikpunkt nur die Hoffnung auf den Nachfolger. Nichts zu verbessern gibt es an der Qualität des DOT Matrix-Displays, während der elegante Lautstärkedrehregler mit blauer Beleuchtung zwar nobel aussieht, in Bezug auf die Haptik aber nichts Überdurchschnittliches bietet. Prima verarbeitet sind dei Geräterückseite und das Innenleben, was zusammen mit der qualitativ ordentlichen Fernbedienung noch zu einem erfreulichen Gesamtergebnis führt.

Vorzeigbar: Das großflächige Display ist vorbildlich

Das "H-Team": Fernbedienungen liefert HK gleich im Doppelpack mit. Die obere Hauptfernbedienung überzeugt mit guter Verarbeitung, die untere Zone 2 Fernbedienung ist von befriedigender Qualität. 

Bewertung
Features und verwendete Baugruppen

Bei allen aktuellen Harman-AV-Receivern kommen hochstromfähige Verstärkergruppen zum Einsatz - also auch im AVR-330. Schon seit Generationen von Geräten stellt dieses Ausstattungs- und Differenzierungsmerkmal einen wesentlichen Eckpfeiler der Receivertechnologie von Harman Kardon dar, die einen souveränen und dynamischen Klang in allen Pegelregionen und im Zusammenspiel mit einer Vielzahl von Lautsprechersystemen ermöglichen soll. Selbst bei weniger leistungsstarken Lautsprechern ist eine fehlerfreie Frequenzübertragung im hörbaren Bereich, eine geringere Verzerrung, eine tadellose Phasenlinearität sowie ein erhöhter Hochfrequenz-Spielraum garantiert - verspricht Harman Kardon. Wir können dem aus dem Testalltag hinzufügen, dass die uns bekannten Harman-AV-Receiver immer durch eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft positiv auffallen konnten. Die Konkurrenz, früher in manchen Fällen deutlich hinter den HK-Modellen, hat jedoch aufgeholt. Zu Elite in Bezug auf akustische Souveränität und Pegelfestigkeit gehören, dies wird später der Klangtest beweisen, die "Harmänner" aber immer noch. Von einem AV-Receiver hoher Qualität erwartet man auch eine entsprechend ansprechende Temperaturregelung. Harman Kardon hat im AVR-330 einen Kühlventilator integriert, dessen Laufgeschwindigkeit über ein mikroprozessorgesteuertes Kontrollsystem reguliert wird. Hierdurch wird sichergestellt, dass das Gebläse nur dann aktiviert wird, wenn es erforderlich wird und die Lautstärke den Gebläselärm überdecken kann. Auf diese Weise wird gleichermaßen die Überhitzung des Geräts vermieden, während bei leisen Tonsequenzen kein störendes Gebläsebrummen zu hören ist.

Die Erzielung eines Klangbilds, das im Rahmen von Raumakustik und Komponentenqualität ein Optimum darstellt, scheitert nicht selten an einem unzureichenden Bassmanagement. Ob man nun ein Subwoofer-/Satellitenlautsprechersystem oder ein Lautsprecherensemble mit großen Standlautsprechern und  ohne aktiven Subwoofer einsetzt: Das Klangbild muss stets homogen und gefällig sein, gerade im Bassbereich. Daher setzt Harman Kardon beim AVR-330 auf ein aufwändiges Bassmanagement. Es kommt eine 3-Wege-Frequenzweiche zum Einsatz, die dem Zuhörer die Auswahl einer von sechs unterschiedlichen Übernahmefrequenzen für die vordere, mittlere und die Surround-Lautsprechergruppe gestattet. Für den linken und den rechten Frontlautsprecher, für den Center- und die Surroundlautsprecher kann die Übernahmefrequenz getrennt eingestellt werden, als Cross-Over-Frequenzen stehen 40 Hz, 60 Hz, 80 Hz, 100 Hz, 120 Hz und 200 Hz zur Verfügung. Durch diese aufwändige Anpassung ist es problemlos möglich, auch bei nicht identischen Lautsprecher-Gruppen (z.B. große bassstarke Frontlautsprecher und recht kleine, wenig bassstarke Surroundboxen, hier kann man dann die Übernahmefrequenz individuell einstellen) ein gutes akustisches Ergebnis zu erzielen. Für eine weitere akustische Anpassung können bei allen übrigen Modellen die Lautsprecherkanalpegel für jede Programmquelle und jedes DSP-Format bestimmt werden (z.B. kann der Subwoofer-Pegel für das Abspielen von Filmen im Mehrkanal-Modus anders eingestellt werden als für das Abspielen von CDs mit Stereo-Musikaufzeichnungen).

Bestens bestückt ist der HK mit Surround-Aufpolierern: Neben DTS Neo:6 und Dolby Pro Logic 2 kommt als drittes System die Harman Kardon-Eigenentwicklung Logic 7 zum Einsatz, die Stereotonquellen und matrixbasierten analogen Surround-Soundformaten mehr räumliche Weite und Authentizität verleihen soll. Logic7 ist kompatibel mit 96 kHz-Signalquellen und bietet genauso wie Neo:6 und PL 2 zwei Hörmodi für den Musik- und den Filmbetrieb. Pro Logic IIx ist noch nicht an Bord, wer unbedingt auf diesen Surroundaufpolierer Wert legt, muss auf den Nachfolger warten. Ebenso verfügt der Receiver auch über die VMAx® Virtual Theater-Audioaufbereitung von Harman Kardon, die auch beim Einsatz von nur zwei Lautsprechern oder eines Stereokopfhörers etwas Surround-Feeling verbreiten sollen. In der Hörpraxis sind diese Modi gar nicht schlecht, vor allem beim Hören via Kopfhörer stellt sich ein gutes Raumgefühl ein. Für eine tadellose Auflösung und Kanaltrennung sowie einen stimmigen Dynamikumfang ist der AVR-330 mit 24-Bit/192 kHz-Audio-D/A-Konvertern und mit einem entsprechend leistungsstarken DSP-Prozessor ausgestattet. Dem Bedienkomfort zuträglich ist die EZSet-Funktion, die mittels eines in die Fernbedienung integrierten Meßmikrophons die Pegel der einzelnen Lautsprecher abgleicht. Ein vollautomatisches Auto Room Setup, das momentan im Trend liegt, ist noch nicht dabei. Im Gegensatz zu AVR-430 und AVR-630 fehlt beim AVR-330 eine Lipsync-Funktion (AV-Delay), die Laufzeitunterschiede des Videosignals ausgleicht, wenn dieses im Vergleich zum Audiosignal länger zur Übertragung benötigt (dies ist z.B. dann der Fall, wenn das Videosignal durch De-Interlacing-Operationen "fit" für die Progressive Scan-Wiedergabe gemacht wird). Löblich ist das Vorhandensein eines richtigen Netzschalters. 

Bewertung 
Anschlüsse

HDTV-ready: Die Komponenteneingänge auf der Rückseite des AVR-330. Unten rechts zu sehen ist die Öffnung für den dahinter platzierten Lüfter

Die Anschlussbestückung des AVR-330 ist insgesamt reichhaltig, nichts Nennenswertes wird von unserer Seite vermisst - jedoch hegen wir die Hoffnung, dass Digital Visual Interface (DVI)- und High Definition Multimedia Interface (HDMI)-Anschlüsse sich bald auch bei günstigeren AV-Receivern auf breiter Front etablieren. 

  • Rückseite: 

  • Digitaleingänge koaxial: 2 x

  • Digitaleingänge optisch: 2 x

  • Digitalausgänge optisch: 1 x

  • Digitalausgänge koaxial: 1 x

  • Stereoeingänge: 6 x 

  • Stereoausgänge: 3 x

  • Sonstige Anschlüsse: 1 x 7.1 Vorverstärkerausgang, 5.1/7.1 Externeingang (100 kHz tauglich für DVD-A/SACD), 2 Netzbuchsen (davon 1 geschaltet, 1 nicht geschaltet)

  • Videoeingänge FBAS/S-Video: 4 FBAS/4 S-Video

  • Videoausgänge FBAS/S-Video: 3 FBAS/3 S-Video

  • Videoeingänge YUV: 2 x, HDTV-ready

  • Videoausgänge YUV: 2 x, HDTV-ready

  • Front-AV-Eingang: 1 x digital optisch, 1 x digital koaxial, 1 x S-Video, 1 x FBAS, 1 x Stereo-Cinch

Reich bestückt: Der Fronteingang des AVR-330

Und weg ist er: Wenn der Front AV-Eingang nicht gebraucht wird, kommen zwei silberfarbene Klappen über die beiden "Abteilungen" mit den optischen/koaxialen digitalen Eingängen und mit den analogen AV-Inputs. 

Bewertung 
Bedienung

Zu bedienen ist der AVR-330 relativ problemlos. Die hinlänglich bekannte Fernbedienung mit der nach unten verjüngenden Form bringt zwar viele Tasten mit, liegt aber recht gut in der Hand ist ist nach kurzer Eingewöhnungsphase schon problemlos zu verwalten. In der Spitze des IR-Controllers ist ein Messmikrophon untergebracht, welches sich um den Pegelangleich bei den Lautsprechern kümmert. Im Gegensatz zu den vollautomatisierten Lautsprecher-Einmeßsystemen, die Pioneer, Denon oder Yamaha einsetzen, kümmert sich Harman Kardons EzSet ausschließlich um die Einpegelung der Lautsprecher. Andere Funktionen sind nicht vorhanden, das Time Alignment und die Bestimmung der LS-Größe müssen manuell vorgenommen werden - mittels des übersichtlichen On Screen Displays stellt dies aber keine unüberwindbare Hürde dar. Auch alle weiteren Einstellarbeiten können über das On Screen Display vorgenommen werden.

Die Funktionen des Grundmenüs

Keine Probleme: Mittels des präzisen Testtongenerators kann man anstatt mit EZSet auch manuell einpegeln

Schnell erledigt ist das Setup der Lautsprechergröße

Wer ohne das OSD Justagen vornehmen möchte, kann sich über das gut ablesbare und kontrastreiche Gerätedisplay und über die Möglichkeit freuen, mittels vier rund um das Navigationskreuz angeordneter Funktionselemente schnell wichtige Einstellungen ändern zu können. Auch die Bedienelemente am Receiver selber sind recht einfach zu bedienen, leider nur etwas klein. Nur Freude bereiten Auflösung und Kontrast des Gerätedisplays. 

Praktisch: Mit diesen vier Funktionselementen rund um das Navigationskreuz können schnell Einstellungen verändert werden - mit Anzeige direkt auf dem Gerätedisplay (Channel Level, Lautsprechergröße, Time Alignment und die Zuweisung der digitalen Eingänge)

Bewertung
Ton

Testequipment

Heizt ordentlich ein: Der AVR-330 lässt gerade actionreiches Filmmaterial zu einem Erlebnis werden

Pegelfestigkeit

Wir waren gespannt - denn die "Leistungssituation" in der 800 €-Klasse ist bislang diese: Mit überragender Performance auch nach langer Dauerhatz konnte sich der  Pioneer VSX-1014 bislang an die Klassenspitze setzen. Die Meßlatte lag also sehr hoch, aber wir waren uns auch der Tatsache bewusst, dass Harman Kardon uns noch nie Geräte vorsetzte, die schwach auf der Brust waren. Und es kam, wie es kommen musste: Der AVR-330 schafft es ohne große Probleme, mit dem Pioneer gleichzuziehen. Ebenso wie der große Konkurrent hat auch der HK keine Angst vorm "bösen Wolf" in Gestalt des 40 Quadratmeter-Hörraums. Er meistert locker auch in großen Lokalitäten hohe Pegel und bricht auch nach mehrstündiger Dauerhatz nicht ein. Kein Mal hat sich der Harman in unserer harten Testprozedur abgeschaltet und hält auch andere, für sich betrachtet ebenfalls sehr gute Kontrahenten wie den Yamaha RX-V1500 auf Distanz. Er ist so antrittsstark und belastbar, dass es selbst dem weitaus teureren "großen Bruder", dem AVR-630, Angst und Bange werden dürfte - alle AV-Receiver liefen für diese Vergleiche selbstverständlich am gleichen Lautsprechersystem, dem Infinity Beta, allerdings nicht in 5.1- sondern in 7.1-Konfiguration. Wir haben Testreihen mit und ohne den bärenstarken Subwoofer Beta SW-12 durchgeführt, und selbst ohne aktiven Sub war der ungestüme Vorwärtsdrang des AVR-330 nicht zu stoppen - eine souveräne Leistung des Harman, der sich damit schon gleich zu Beginn der Klangwertungen richtig beliebt gemacht hat. 

Filmton

Actionfilme mit vielen, möglichst großen Effekten: Das ist die Kost, die der AVR-330 am liebsten mag, wie sich auf der achten DTS Demo-DVD zeigt: Bei der Sequenz aus "Herr der Ringe - die 2 Türme" bietet er eine sehr voluminöse, dichte Gesamt-Klangkulisse, mit sehr kraftvoll vorgetragenen Effekten, die sich wie ein Gewitter inmitten des unschuldigen Publikums entladen. Der AVR-330 hat eine erstaunlich spielerische Art, mit solchen Effektsalven fertig zu werden, es wirkt alles so, als ginge es nebenbei, ohne viel Aufwand. Er macht sich nicht die Mühe, die Spannung mit so viel Liebe zum Detail aufzubauen wie ein Pioneer VSX-1014, und er gibt Music Scores nicht mit der Sorgfalt wieder, die ein Yamaha RX-V1500 aufwendet - dies heißt aber keinesfalls, dass der 330er weniger Faszinationspotential hat, vielmehr ist es so, dass sich dieses Potential vielleicht nicht jedem erschließt. Wer auf höchste Ausgewogenheit Wert legt, auf eine überragende tonale Balance, der wird mit dem das "wilden" Wesen des Harman Probleme bekommen. Wer aber das Verlangen hat, große Effektfeuerwerke mit maximaler Ausdruckskraft zu genießen, immer wieder das Potential des HK bis in den akustischen Grenzbereich auszuloten - der wird absolut begeistert sein. Bei allen Filmbeispielen ließ sich dieses spezielle Merkmal feststellen, so auch bei "Der Morgen stirbt nie". Bereits die legendäre Boots-Verfolgungsjagd zu Beginn des vorletzten 007-Streifes lässt das Vermögen des HK aufblitzen, mit extremem Volumen und grollendem Tiefbass für ein umfassendes Home Theatre-Erlebnis zu sorgen. Auch, wenn einige Leser nun ungläubig abwinken werden: Der AVR-330 geht, wie auch die Bewertung der Pegelfestigkeit zeigt, praktisch so gut wie der viel teurere AVR-630. Der AVR-630 löst auch kleinere Effekte noch deutlich feinfühliger auf, dies hört man z.B. gut bei "Behind Enemy Lines".  Aber was die schiere Kraft angeht, kann sich der teurere der beiden Harman-Receiver nicht absetzen, der 330er schafft ebenso ein hervorragendes Volumen, auch er bietet extrem dynamisch zupackende Endstufen, die sich nicht davor scheuen, auch brachiale Effekte in ungefilterter Form dem Publikum zu präsentieren. 

Mehrkanal-Musikwiedergabe

Der AVR-330 bleibt auch in Bezug auf die Musikwiedergabe seinem Charakter treu und gibt gnadenlos Vollgas. Besonders gut zurecht kommt er mit kraftvollen HipHop- und Dance-/Techno-Multichannel-DVDs, bei denen er mit seiner mächtigen,  aber dabei trotzdem dynamischen Wiedergabe für Freude sorgt. Er lässt gerade beim temporeichen Dance-Tracks echtes Disco-Feeling aufkommen, weil er ohne vornehme Zurückhaltung agiert, sondern den energiereichen Liedern die Möglichkeit gibt, sich voll zu entfalten. Die bei solcher Musik zahlreich auftretenden Effekte behandelt der Harman Kardon sehr zuvorkommend, will heißen: Er lässt sie auch mit dem gebotenen Nachdruck durch den Hörraum fegen. Klassische Konzerte mit großer orchestraler Begleitung liegen dem HK ebenfalls sehr, denn hier kann er mit seinem exzellenten Management von Dynamiksprüngen punkten. Die Feinarbeit, die er leistet, ist mit der Note "gut" zu bewerten, hier liegen der Pioneer VSX-1014 und der Yamaha RX-V1500 vorn. Obwohl gerade der Pioneer auch, wenn er gefordert ist, mit beträchtlichem Nachdruck anschiebt, kartet der AVR-330 nach: Ansatzlos packen die Endstufen zu und produzieren spontan einen Leistungsüberschuss, der für diese Preisklasse als erstklassig einzustufen ist. Besonders begünstigt wird die Situation noch dadurch, dass der AVR-330 als potentielles Auslaufmodell deutlich unter seinem Listenpreis zu haben sein dürfte. Wer allerdings einen überdurchschnittlich feinsinnigen und kultivierten AV-Receiver sucht, sollte zu anderen Alternativen greifen. Nicht, dass sich große Enttäuschung nach dem Kauf des HK breit machen würde, aber es gibt bei dieser Prioritätensetzung wirklich bessere Alternativen. Wem es aber um das Meistern krasser Dynamiksprünge und um pure Kraft geht, der wird vom Harman Kardon begeistert sein - übrigens nicht nur die bislang genannten Musikstile, auch kraftgeladene Rockmusik wie z.B. von den Scorpions liegt dem AVR-330 ungemein, zudem ist er in der Lage, bei live aufgenommenen Konzerten (Beispiel: Robbie Williams, "What we did last Summer") sehr viel Atmosphäre in den Hörraum zu tragen. Die Beifallsbekundungen des Publikums wirken sehr direkt, so, als würde man sich tatsächlich unter den Konzertbesuchern befinden.  

Dolby Pro Logic 2/Logic 7/DTS Neo:6

Mit gleich drei Surroundaufpolierern an Bord ist der AVR-330 sehr gut ausgerüstet. Zwar muss anstatt Dolby Pro Logic IIx noch Dolby Pro Logic II reichen, aber das tut eigentlich kaum etwas zur Sache: Logic 7 und DTS Neo:6 trumpfen im Musikbetrieb groß auf. Besonders Logic 7 Music bietet ein sehr angenehmes Gefühl der Weitläufigkeit, wie sich bei unserer Test-HDCD "The Essential James Bond" eindrucksvoll zeigte. Auch die Dynamik begeistert auf der ganzen Linie, gerade dann, wenn das ganze Orchester einsetzt, ist der AVR-330 hellwach und mit ausgezeichneter Dynamik zur Stelle. Die sehr gute Trennung der einzelnen Instrumente ist ebenso zu loben, denn so kann jedes einzelne Instrument seine ihm eigenen Charakteristika entfalten. Insgesamt klingt der Harman im Logic 7 Musik-Modus anders als in den anderen Betriebsarten, er gibt mit mehr Leichtigkeit wieder und hat auch mehr Sinn für akustische Einzelheiten. Der Bass liefert ein sehr gutes, kräftiges und nie zum Dröhnen neigendes Fundament, den extrem satten, überdurchschnittlich massiven tieffrequenten Druck, den wir in den anderen Modi erlebt haben, ist in diesem Maß hier nicht vertreten. DTS Neo:6 bereitet im Musik-Modus ebenfalls viel Freude, das Gefühl der räumlichen Loslösung des Klangs von den einzelnen Lautsprechern wird hier aber nicht so intensiv erlebt wie bei Logic 7. Insgesamt überzeugt Neo:6 mit einem straffen, aber doch tadellos zupackenden Bass sowie einem frischen Hochtonbereich. Nicht optimal agiert Dolby Pro Logic II, wenn es um die Wiedergabe von Musikstücken in der dafür vorgesehenen Betriebsart geht.  Der Bass wirkt nach dem ersten Hören recht gelungen, wuchtig und kräftig. Wer stärker aufdreht, wird jedoch feststellen, dass der tieffrequente Bereich etwas zum Dröhnen neigt. In Bezug auf die Hochtonwiedergabe ist festzustellen, dass Pro Logic II mit nicht so viel Brillanz aufwarten kann und etwas matter klingt.  Geht es um das Aufpolieren von Filmmaterial, agiert Pro Logic II gekonnter. Hier gefällt die ordentlich aufgebaute Surround-Klangkulisse, und auch die Stimmen sind klar verständlich. Mit etwas weniger Volumen, dafür sehr dynamisch und mit lebendigem Hochtonbereich tritt Neo:6 an, während Logic 7 Cinema am feinsten auflöst und wieder räumlich am besten agiert.  Insgesamt geht der Sieg in dieser Disziplin an Logic 7 vor Neo:6 und Pro Logic II. 

Stereoklang

Was die Stereoqualitäten angeht, kann der AVR-330 ebenfalls noch prima mit den neueren Konkurrenten mithalten. In erster Linie verdankt der HK dies seinem außerordentlich kräftigen Klang, der mit sehr gutem Fundament und gleichzeitig hervorragender Dynamik Begeisterung beim Publikum wecken kann. Der AVR-330 ist kein AV-Receiver, der im Stereobetrieb durch extreme Brillanzwerte oder durch eine überdurchschnittliche Detaillierung auffällt, er detailliert wirklich gut und kann auch durchaus mit einem ordentlichen Maß an Brillanz agieren, in beiden Disziplinen jedoch gibt es Konkurrenten, die es besser machen. Das Gleiche gilt für die Präzision beim Bühnenaufbau - die Trümpfe des Harman Kardon sind sein voluminöser Bass, seine Fähigkeit, bei hohen Pegeln immer noch "eine Schippe" nachlegen zu können und somit für richtigen Spaß beim Auditorium zu sorgen, Spaß, der sich vor allem auch bei hohen Lautstärken nahezu ungefiltert ausbreitet und dafür verantwortlich ist, dass der Harman Kardon einen Charme entwickelt, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Bewertung Pegelfestigkeit
Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Surround-Aufpolierer
Bewertung Klang Stereo
Fazit

Von wegen altes Eisen: der AVR-330 spielt immer noch an der Klassenspitze mit - und das erstaunlich locker und souverän. Dies verdankt er vor allem seinen furiosen Leistungen in Bezug auf Pegelfestigkeit und Antritt. Was die Pegelfestigkeit angeht, kann der Harman sogar mit dem Pioneer VSX-1014 gleichziehen und braucht somit keinen Vergleich zu fürchten. Was seine akustische Auslegung anbetrifft, so symbolisiert der AVR-330 nach dem AVR-630 den Umschwung - ebenso wie der größere "Bruder" ist auch der AVR-330 eine echte "Druckmaschine", sie sich mit großer Begierde auf jeden größeren Effekt stürzt, um dann gnaden- und ansatzlos zuzupacken. Mit so hoher Harmonie wie ein Yamaha RX-V1500 oder ein Pioneer VSX-1014 agiert der Harman nicht - dafür begeistert er mit ungebändigter Dynamik und schmettert Schießereien, Explosionen und andere "wuchtige" Ereignisse mit heftigem Schub durch den Hörraum. Auch der Pioneer VSX-1014 schiebt massiv an - doch er beherrscht gleichzeitig auch die "leisen Töne" exzellent. Der Harman detailliert zwar in leisen Szenen auch sehr gut, aber er bietet nicht das Feingefühl und die Akribie des Pioneer. Dafür drückt der AVR-330 nochmals nachhaltiger: Empfindsame Naturen werden es hier schon fast mit der Angst zu tun bekommen, denn gerade der selbst ohne Subwoofer bei entsprechenden Frontboxen gegebene Bassdruck ist massiv. Wer den "Kick" sucht und effekttechnisch "hochoktanige" Filme mit einem verhältnismäßig preiswerten AV-Receiver anhören möchte, liegt hier genau richtig. Auch musikalisch schäumt der 330er vor Temperament über: Er geht mit Schmiss und Vehemenz zur Sache und kann sich mit Kammermusik und Saxophonsoli nicht so recht anfreunden. Zwar löst er erstaunlich gut auf, aber die gesamte Wiedergabe wirkt hier etwas zu emotionslos. Ganz anders bei effektgeladener Trance- oder Dance-Musik: Hier lässt es der Harman Kardon krachen, dass die Nachbarschaft Kopf steht. Wer zweikanaliges Material oder Pro Logic I-Material aufpolieren möchte, wird ebenfalls nicht enttäuscht sein vom AVR-330, denn gerade im Logic 7-Betrieb überzeugt der AV-Receiver durch klares, kräftiges Fundament und eine ausgezeichnete Räumlichkeit. Der kräftige, dynamische Stereosound ist ebenfalls zu loben, der HK reißt einfach mit und kommt mit lobenswerter Direktheit zur Sache. Verve und Kraft, das ist es, was ihn auszeichnet, das schöne, liebevolle Ausschmücken überlässt der AVR-330 lieber anderen AV-Receivern. Insgesamt lebt der AVR-330 wie auch schon der AVR-630 von Extremen - doch die zweite, die sanfte Seele, die im AVR-630 tief verborgen schlummert, konnten wir im AVR-330 nicht finden. Dafür packt er praktisch genauso brutal zu wie der große AVR-630 - und das ist für 799 € trotz exzellenter Konkurrenz immer noch als weit überdurchschnittlich zu bewerten. Auch für den Harman Kardon spricht die durchdachte Ausstattung inklusive aufwändigem Bassmanagement und die sinnvolle, durchdachte Ausstattung. 

Kleiner "Godzilla": Der AVR-330 stürmt mit brachialer Kraft nach vorn
Gesamturteil:
 
 Obere Mittelklasse
Test 23.12. 2004
Preis-/Leistungsverhältnis:
Pro:
  • Extrem hohe Pegelfestigkeit

  • Dynamischer Antritt

  • Sehr vehementer Bass- und Tiefbassbereich

  • Flexibles Bassmanagement

  • Logic 7 mit weitläufiger Darstellung

  • Durchdachte Anschlussbestückung

Contra:
  • Gerätefront aus Kunststoff

  • Kein Auto Room Setup

  • Kein Pro Logic IIx

Die technischen Daten
  • AV-Receiver

  • Decoder für: Dolby Digital/DTS 5.1, DTS ES Matrix/Discrete 6.1, Dolby Digital 51. EX, Dolby Pro Logic II, DTS Neo:6, Logic 7 mit 96 kHz-Fähigkeit, DTS 96/24, Dolby Virtual Speaker, Dolby Headphone, VMAx für Surround-Simulation/Surround-Simulation via Kopfhörer

  • Leistung: 7 x 55 Watt (bei 8 Ohm, 20 Hz – 20 kHz, Klirrfaktor < 0,07 %, alle Kanäle angesteuert; 2 x 65 Watt in Stereo; sowie Hochstromfähigkeit von ± 35 Ampere),

  • 192 kHz/24-Bit audiophile D/A-Wandler

  • Bassmanagement mit Dreifach-Frequenzweiche

  • Multiroom-System mit zuweisbaren Endstufen

  • Anschlüsse: 

    • Rückseite: 

    • Digitaleingänge koaxial: 2 x

    • Digitaleingänge optisch: 2 x

    • Digitalausgänge optisch: 1 x

    • Digitalausgänge koaxial: 1 x

    • Stereoeingänge: 6 x 

    • Stereoausgänge: 3 x

    • Sonstige Anschlüsse: 1 x 7.1 Vorverstärkerausgang, 5.1/7.1 Externeingang (100 kHz tauglich für DVD-A/SACD), 2 Netzbuchsen (davon 1 geschaltet, 1 nicht geschaltet)

    • Videoeingänge FBAS/S-Video: 4 FBAS/4 S-Video

    • Videoausgänge FBAS/S-Video: 3 FBAS/3 S-Video

    • Videoeingänge YUV: 2 x, HDTV-ready

    • Videoausgänge YUV: 2 x, HDTV-ready

    • Front-AV-Eingang: 1 x digital optisch, 1 x digital koaxial, 1 x S-Video, 1 x FBAS, 1 x Stereo-Cinch

  • Fernbedienung: Hauptfernbedienung mit  EzSet plus zweite FB für Zone 2

  • Abmessungen (H x B x T): 168 mm x 440 mm x 381 mm

  • Gewicht: 13,9 kg

  • Farbe: Silber-Schwarz

  • Preis (UVP): 799,-- EUR

Test: Carsten Rampacher

23.12.2004