Test: LCD-Projektor Toshiba ET1
27.01.2004 Test: Karsten Serck
Features
Fast alle namhaften Hersteller bieten seit der IFA 2003 bezahlbare Heimkinoprojektoren im 16:9-Format an. Auch Toshiba nahm die Messe zum Anlass, einen neuen preiswerten Projektor in der Einstiegsklasse zum Preis von rund 1500 EUR vorzustellen, der in erster Linie für das Heimkino gedacht ist. Entsprechend nutzt der ET1 die in dieser Klasse gängigen LCD-Panel im 16:9-Format mit einer Auflösung von 858 x 480 Pixeln, womit er optimal für NTSC-DVDs ist und bei PAL-Auflösung von 576 auf 480 Zeilen herunterskaliert. Für die Skalierung und das De-Interlacing kommt Faroudjas DCDi-Technologie zum Einsatz, die durch die regelbare "TrueLife"-Funktion dem Bild auch noch etwas mehr Detail entzaubern soll.
Der ET1 bietet auf seiner Rückseite folgende Anschlüsse:
- YUV-Komponenteneingang
- S-Video
- FBAS (Composite-Video)
- SCART-RGB
- VGA
Der Toshiba-Projektor unterstützt trotz seiner geringen Panel-Auflösung sämtliche heute gebräuchlichen TV-Formate. Neben den üblichen PAL und NTSC-Auflösungen (Interlaced und Progressive) werden die HDTV-Auflösungen 720p und 1080i sowohl in 50 als auch 60 Hz unterstützt. Selbst das aus heutiger Sicht exotische Format 1250/50, mit dem Anfang der Neunziger Jahre Tests nach dem HD-MAC-Verfahren durchgeführt wurden, ist in der Liste des Projektors zu finden, die technisch präzise die Formate mit tatsächlich zur Bilddarstellung genutzter und maximaler Zeilenanzahl (z.B. 576/625 für PAL) aufführt. Neben den Formateinstellungen Voll (für anamorphes 16:9), 4:3 und Zoom (für Letterbox-Filme) bietet der Projektor noch einen "Super Live"-Modus, der 4:3-Material auf 16:9 zieht, indem die Bildränder leicht verzerrt werden, die Bildmitte aber nahezu unverändert bleibt.
Eine Besonderheit bei diesem Projektor sind die Lautsprecher. In der Toshiba-Entwicklungsabteilung scheint jemand ein Herz dafür gehabt zu haben, dem Projektor nicht nur Bilder, sondern auch Töne in Stereo zu entlocken. Jeweils 5 Watt pro Kanal sollen die auf der Rückseite angebrachten Lautsprecher liefern. Es lassen sich sogar Bass und Höhen getrennt regeln und ein Virtual Surround-Modus aktivieren. Da dies aber nur eine Notlösung darstellt und schließlich ein Projektor zur Bilddarstellung und nicht als Soundsystem zum Einsatz kommt, hätte an dieser Stelle ruhig gespart werden können.
Stattdessen hätte Toshiba dem ET1 z.B. eine Zoom-Optik spendieren können, wie sie eigentlich bis auf wenige Ausnahmen selbst in dieser Preisklasse schon zum Standard gehört. Der Toshiba hat indes nur eine fixierte Optik, so dass sich die Bildgröße nicht am Projektor einstellen lässt. Auf die hierfür integrierte elektronische Schaltung, die lediglich den Bildinhalt verkleinert, sollte man aufgrund der ohnehin schon geringen Auflösung des Projektors verzichten.
Durch die fixierte Optik wird die Installation erheblich erschwert. Denn der Projektor ist mit seiner Weitwinkeloptik auf extrem kurze Projektionsabstände optimiert. Bei einem Projektionsabstand von zwei Metern wird bereits eine Bildbreite von 1,70 m erreicht, bei drei Metern Abstand sind es sogar schon 2,60 Meter Breite. Dadurch lässt sich der Projektor praktisch nur auf dem Tisch oder an der Decke sinnvoll montieren, sofern man nicht bereit ist, noch einmal rund 900 EUR für ein spezielles Projektorenstativ zu investieren. Um keine bösen Überraschung zu erleben, sollte vor dem Kauf unbedingt mit dem Projektionsdistanzrechner von Toshiba die individuell realisierbare Aufstellposition berechnet werden. Aufgrund der Drehtellermechanik, die mit dem bereits getesteten Sony VPL-HS3 vergleichbar ist, muss der Projektor sehr genau im exakt rechten Winkel und möglichst waagerecht aufgestellt werden, damit das Bild nicht schief projiziert wird.
Bedienung
Die Fernbedienung des ET1 ist sehr kompakt und liegt hervorragend in der Hand. Optional ist auch eine Beleuchtung möglich. Auf der Benutzeroberfläche wurden eine Menge Funktionen untergebracht, ohne dass die Fernbedienung hierdurch überladen wirkt. Wer es einfach haben will, kann über die Menütaste "Easy" ein Kompakt-Menü mit verschiedenen Basis-Einstellungen aufrufen. Im normalen Menü erhält man nicht nur Zugriff auf Standardeinstellungen wie Kontrast, Farbe und Helligkeit sondern bekommt auch die Möglichkeit, die drei Grundfarben Rot Grün und Blaut einzeln einzustellen, was in dieser Preisklasse noch nicht selbstverständlich ist. Weitere Features sind ein Zoom-Modus, mit dem sich das Bild in feinen Stufen aufzoomen lässt und eine regelbare Rauschunterdrückung. Die Menüs wirken optisch sehr ansprechend und sind
trotz der sehr feinlinigen Beschriftung gut zu lesen.
Praxis
Der Stromverbrauch des Projektors hält sich verhältnismäßig in Grenzen: Mit seiner 130 Watt-UHP-Lampe bringt es der Projektor auf eine Leistungsaufnahme von 182 Watt, die sich im Eco-Modus auf 162 Watt reduziert. Zwar verfügt der Projektor über keinen richtigen Ein/Aus-Schalter, im Standby-Modus sinkt die Leistungsaufnahme aber auf gerade einmal noch 4 Watt.
Die Lebensdauer der Lampe liegt bei rund 2500 Stunden, die sich im Eco-Modus auf maximal 3000 Stunden verlängern lässt. Eine Ersatzlampe ist im Handel ab ca. 230 EUR zu haben. Im Idealfall ergeben sich dadurch Verbrauchskosten von 0,076 EUR/Stunde.
Der Lüfter ist im Standard-Modus noch relativ laut. Im Eco-Betrieb ist der Lüfter vor allem aufgrund des Motorengeräuschs immer noch hörbar, fällt aber nur dezent auf. Dennoch wird man den Projektor wahrscheinlich etwas lauter als andere Geräte wahrnehmen, die sich hinter dem Betrachter schallisolierend im Regal unterbringen lassen, was aufgrund der Weitwinkeloptik beim ET1 kaum möglich sein dürfte.
Bild
Der ET1 präsentiert sich in beinahe allen Disziplinen mit Bestleistungen. Insbesondere der hohe Kontrast ist überraschend, da er über dem Niveau dessen lag, was wir bislang bei den von uns getesteten LCD-Projektoren mit NTSC-Auflösung feststellen konnten. In dunklen Szenen überzeugt der Projektor durch einen ordentlichen Schwarzwert, kann aber zugleich auch helle Szenen sehr lichtstark an die Leinwand projizieren. Selbst im Eco-Modus ist das Bild immer noch hell genug und produziert ein strahlendes Weiß. Helligkeitsunterschiede werden sowohl in hellen als auch dunklen Szenen sehr nuanciert und ohne "Absaufen" dargestellt. Auch die Ausleuchtung wirkt sehr gleichmäßig. LCD-typisch präsentiert der ET1 sehr kräftige Farben. In unteren bis mittleren Helligkeitsstufen scheint der Projektor Rot leicht überzubetonen, während in den oberen Helligkeitsbereichen ein Rotabfall zu beobachten ist. Nimmt man Rot ein wenig heraus, so erscheint das Bild recht neutral und im Vergleich zu anderen Projektoren erscheint der Farbverlauf noch relativ gleichmäßig und nicht richtig problematisch zu sein.
LCD-Projektoren fallen häufiger durch sogenanntes "Shading" (Violett-türkise Farbverläufe) oder "Vertical Banding" (Streifen und Muster) in den einzelnen Panels auf. Der ET1 ist von diesen LCD-typischen Auffälligkeiten aber nahezu vollkommen frei. Selbst in Schwarz-Weiß-Filmen mit vielen gleichmäßigen Flächen fallen bei dem Projektor kaum Störungen auf. Aufgrund der geringen Auflösung ist für penible Augen das LCD-Raster recht gut sichtbar (Screendoor-Effekt). In geringem Maße weist das blaue Panel auch Konvergenzfehler auf, die aber praktisch nur in Testbildern sichtbar werden. Der Overscan liegt bei 97%. Links und Rechts schneidet der Projektor hier etwas mehr vom Bild ab als von den Bildkanten oben und unten.
Das Bild des Projektors ist sehr scharf. Referenz-Szenen auf DVD wie der Kampf in der Arena von "Gladiator" werden sehr plastisch dargestellt. Aufgrund der Skalierung stellt man allerdings zwischen NTSC und PAL-DVDs keine Verbesserungen fest, da der Projektor halt nur NTSC-Auflösung bietet. Entsprechend wird man in Testbildern keine 576 Linien sauber darstellen können und auch die horizontale Auflösung beginnt im 5 MHz-Bereich unsauber zu werden. Das hat aber mehr eine theoretische als wirklich praktische Auswirkung auf die sichtbare Qualität des Bildes. So ganz nebenbei sorgt die geringe Auflösung nämlich auch dafür, dass manch ein Fehler auf der DVD nicht ganz so deutlich dargestellt wird. Selbst über S-Video ist das Bild noch sehr scharf, wirkt aber dennoch über YUV mit Progressive-Wiedergabe am besten. Dank DCDi ist die Skalierung sehr sauber und auch das De-Interlacing verläuft ohne Störungen. Die Einstellung von "TrueLife" verstärkt hier noch einmal in geringem Umfang die Details und gibt dem Bild etwas mehr Plastizität, sollte unter S-Video aber nur in geringem Maße eingesetzt werden, da ansonsten auch Rauschen und Artefakte im Bild deutlich überzeichnet werden.
Fazit
Der Toshiba ET1 hat das Zeug zum Verkaufsschlager. Er bietet zum geringen Preis eine hohe Qualität, insbesondere einen ordentlichen Kontrast und eine mehr als ausreichende Lichtstärke. Hervorzuheben wäre auch, dass man bei Toshiba die LCD-Technik gut im Griff zu haben scheint, da typische LCD-Mängel hier kaum auffallen. Abzug gibt es leider für die fehlende Zoom-Optik. Denn aufgrund der Verwendung einer festen Weitwinkeloptik ist eine Installation des Projektors nur mit Einschränkungen möglich. Hier sollte Toshiba den ET1 vielleicht noch einmal überarbeiten. Dann wäre dieses Gerät nämlich ohne Einschränkungen der ideale Einstiegs-Heimkino-Projektor.

Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: 





Pro:
-
Guter Kontrast
-
Wenig LCD-typische Störungen
-
Einfache Bedienung und ansprechende On Screen-Menüs
Contra:
- Fehlende Zoomoptik
Downloads:
Technische Daten:
Technik | 3 x 0,54 Zoll LCD-Panel (16:9) |
Auflösung | Wide Panel (16:9) |
Komprimierte Auflösung | — |
Kontrast | 800 : 1 |
Lampe | 130 W Lampe |
Videokompatibilität | - NTSC - PAL - SECAM - 480i - 480p - 576i - 576p - 1080i - 720p - VGA - SVGA / XGA (compr.) |
Objektiv | - F = 2,3 mm - manueller Fokus - Digitaler Zoom x 1,25 |
Digitale Trapezentzerrung | Vertikal +/- 15 Grad |
Bildgröße (Diagonale) | 0,76 - 3,0 m |
Projektionsabstand | 0,75 - 2,5 m |
Eingänge | - RGB
(D-sub15 x 1) - Component (YPbPr) Video - S-Video - Composite Video (RCA x 1) - SCART - Audio (RCA x 2 (L/R) |
Ausgänge | — |
Serielle Schnittstelle | RS-232 |
Kabellose Kommunikation | — |
Integrierter Lautsprecher | ja |
Abmessungen (B x H x T) | 320 x 131 x 320 mm |
Gewicht | 3,5 Kilogramm |
Extras | - sehr leise mit nur 28 dB - Faroudja Video Scaler - Eco-Mode - 3 Bild Modi: Standard/Movie/Game |
Zubehör | - Fernbedienung - Adapter für YPbPr - SCART-Adapter - Stromversorgungskabel - Bedienungsanleitung |
Optionales Zubehör | - Trolley - Deckenhalterung |
Kamerasystem | — |