TEST: HDTV-LCD-Projektor Hitachi Illumina PJ-TX 100

16.06.2004 Test: Karsten Serck

Wir bedanken uns bei www.projektor-tuning.de für die Bereitstellung der Testräume

Features

Der Hitachi PJ-TX100 ist der zweite Heimkinoprojektor von Hitachi aus der "Illumina"-Serie. Bereits der kleine PJ-TX10 bot eine Menge für wenig Geld und dies wiederholt sich auch wieder beim PJ-TX100, der für rund 1999 EUR erhältlich ist (UVP). Die Ausstattung des PJ-TX100 liest sich wie eine Wunschliste, die man bei einem Projektor im Geiste entwirft: HDTV-Auflösung (1280 x 720 Pixel), Lens-Shift, Iris-Blende und Anschlüsse für alle derzeitigen Technik-Standards inklusive DVI mit HDCP-Unterstützung für zukünftige HDTV-Medien mit Kopierschutz. Auf einen zusätzlichen VGA-Eingang wurde beim PJ-TX100 trotzdem nicht verzichtet. All dies hat Hitachi in den neuen Illumina-Projektor hineingepackt und dem Ganzen obendrein auch noch eine sehr luxuriös erscheinende Schale verpackt. Was man auf den Bilder hier nicht sieht: Der 4.5 kg schwere PJ-TX100 ist mit einer Breite von 34 cm, einer Tiefe von 28 cm und einer Höhe von 11 cm weitaus wuchtiger als die meisten Projektoren seiner Preisklasse und wirkt alleine daher schon doppelt so teuer wie er eigentlich ist. Vor allem das vergleichsweise große Objektiv sorgt für Aufmerksamkeit. Bei einer Lichtstärke von 1200 ANSI-Lumen soll der PJ-TX100 einen Kontrast von 1200:1 erreichen.

Die Anschlüsse im Überblick:

  • 1 x DVI-D-Eingang (inklusive HDCP)
  • 1 x YUV-Komponenteneingang/-SCART-RGB (zusätzlicher Adapter erforderlich)
  • 1 x S-Video
  • 1 x VGA
  • 1 x FBAS (Composite-Video)
  • 1 x RS232

 

Bedienung

Die kompakte Fernbedienung, die Hitachi für den PJ-TX100 verwendet, ist bereits von anderen Videoprojektoren bekannt. Sie liegt gut in der Hand und erlaubt einen Direktzugriff auf praktisch alle wichtigen Funktionen des Projektors inklusive einer Direktauswahl der Signalquellen. Auf Wunsch lässt sich die Fernbedienung auch beleuchten. Der hierfür erforderliche Knopf liegt zum Glück auch rechts oben, so dass man in der Dunkelheit nicht lange herumfingern muss. Die Menüs erscheinen grafisch sehr schlicht, wirken aufgrund ihrer sehr großen und damit gut lesbaren Schrift aber sehr übersichtlich. Je nach Erfahrung des Anwenders gibt es ein einfaches und ein erweitertes Menü. Die Einstellmöglichkeiten sind in beiden Menüs gar nicht so unterschiedlich, nur dass etwas komplexere Einstellungen wie Farbtemperatur oder Iris-Blende im einfachen Menü etwas vereinfacht in Form verschiedener Presets dargestellt werden, so dass sich der Technik-Laie nicht mit zu vielen Details herumschlagen muss. Da die Anzahl der Einstellmöglichkeiten bei diesem Gerät sehr hoch ist und viele Fachbegriffe der Video-Elektronik im Menü erscheinen, ist diese Vereinfachung ein sinnvolles Feature, welches dieses Gerät auch für Leute gut bedienbar macht, die einfach nur ein vernünftiges Bild haben wollen, ohne sich mit der dahinter stehenden Technik groß zu befassen.

Die Installation des Projektors ist mit dem Lens-Shift kinderleicht. Die Räder erlauben mit etwas Präzision eine schnelle Positionierung des Bildes an die gewünschte Stelle. Die Einstellung von Zoom und Focus am Objektivring vollzieht sich sehr leichtgängig und ermöglicht eine sehr genaues Scharfstellen des Bildes. Das große Weitwinkelobjektiv sorgt bereits bei kurzen Projektionsabständen für ein sehr großes 16:9-Bild und ist aufgrund seines sehr großen Zoom-Bereichs für praktisch jeden Raum geeignet. 

Ausstattung


  • Iris-Blende: In dieser Preisklasse stellt die motorisch in mehreren Stufen regelbare Iris-Blende des PJ-TX100 ein derzeit einmaliges Feature dar. Die Iris-Blende sorgt für eine Reduzierung des Streulichts aus dem Projektor, was sich vor allem positiv auf den Schwarzwert bemerkbar macht und für eine Erhöhung des Kontrasts sorgt. Der Regelbereich der Iris-Blende ist sehr groß, so dass hier sehr viel Spielraum zur Anpassung an verschiedenstes Quellmaterial besteht. Die insgesamt vier abspeicherbaren Einstellungen des Projektors berücksichtigen auch die Einstellungen der Iris-Blende, so dass man sich bis zu vier eigene Konfigurationen anlegen kann. Die Iris-Blende lässt sich ausschließlich elektronisch steuern. Bei Druck auf die "Iris"-Taste der Fernbedienung erscheint ein zehnstufiges Menü, über dass die Iris schrittweise geöffnet oder geschlossen werden kann. Bei der Benutzung der Iris sollte beachtet werden, dass sich hierdurch geringfügig die Fokussierung ändert, aber auch die Farbtemperatur beeinflusst wird. So verliert das Bild bei zunehmend zugedrehter Blende Blauanteile in dunklen Bildbereichen. Bei komplett geschlossener Blende ergibt sich für den Projektor ein hervorragender Schwarzwert, allerdings ist das Bild in diesem Modus auch insgesamt sehr dunkel. Einen idealen Kompromiss zwischen maximaler Helligkeit und Kontrast gerade in dunklen Szenen ergibt sich durch Wahl des Iris-Modus 4 oder 5. Selbst auf dieser Stufe ist der Schwarzwert immer noch gut genug und tendiert nicht in Richtung Hellgrau. Mit vollkommen geöffneter Iris-Blende produziert der Hitachi ein für Heimkino-Anwendungen mehr als ausreichend helles Bild.

  • "Still"-Modus mit 25 dB Lüftergeräusch: Bereits im normalen Betriebsmodus ist der Lüfter des Hitachi kaum hörbar. Dies liegt vor allem an der sauberen Lagerung des Ventilatoren-Motors. Das Motorengeräusch nimmt man praktisch nicht wahr, sondern nur die Luft, die durch den Projektor zirkuliert wird und vorne bzw. seitlich aus dem Lüfter strömt. Obwohl der Projektor ziemlich warm wird, bleibt der Lüfter auch nach längerem Betrieb noch ruhig. Im "Still"-Modus reduziert sich die Lautstärke noch einmal deutlich. Da sich die Lichtstärke des Lampe gleichzeitig kaum ändert, empfiehlt es sich, den "Still"-Modus auch für den Dauerbetrieb zu nutzen. Durch die Änderung einer einzigen Stufe der Iris-Blende lässt sich die Helligkeit des Projektors bereits deutlicher verändern als dies der "Still"-Modus vermag, weswegen der Helligkeitsgewinn durch Verwendung des normalen Betriebsmodus vergleichsweise marginal erscheint.

  • Individuelle Gamma-Anpassung: Neben vier vorgegebenen Gammakurven lässt sich die Gamma-Einstellung auch individuell den eigenen Sehgewohnheiten anpassen. Hierzu gibt es eigenes Menü mit acht verschiedenen Helligkeitsstufen, die sich regeln lassen. So genau wie beim PJ-TX100 lässt sich der Gamma bei kaum einem anderen Projektor einstellen.

  • Sechs verschiedene Farbtemperatur-Presets und individuelle Anpassung von "Offset" und "Gain": Neben der Werkseinstellung 9300 Kelvin gibt es noch fünf weitere Farbtemperaturvorgaben des Projektors sowie die Möglichkeit, die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau jeweils für dunkle und helle Bildbereiche individuell den eigenen Vorstellungen anzupassen. Die verschiedenen Presets sind in erster Linie als Richtwerte gedacht. Durch individuelle Veränderungen der drei Einzelfarben sind noch genauere Anpassungen der Farbtemperatur möglich, die zugleich auch zu einer Kontrastverbesserung führen können. Der Clou bei den Gamma- und Farbtemperatureinstellungen ist der eingebaute Testbildgenerator, der auf Knopfdruck ein Graufstufentestbild am oberen Bildrand zeigt, welches bei der Kalibrierung hilft. Dieses Testbild lässt sich auch verändern. Per Knopfdruck erscheint die Graustufentreppe immer ein kleines Stückchen feiner abgestuft.

  • Abspeicherung individueller Hintergrundbilder: Auf Wunsch kann man sich neben dem Hitachi-Standardbildschirm auch von einem persönlichen Bild beim Start des Projektors begrüßen lassen. Hier muss man während einer laufenden Sendung einfach per Knopfdruck einen eigenen Screenshot von dem gewünschten Bild machen.

Bild

Die große Anzahl der Einstellmöglichkeiten macht die Suche nach dem perfekten Bild zu einer kleinen Herausforderung, zumal der Projektor mit einer Werkseinstellung auf eine Farbtemperatur von 9300 Kelvin und der Gamma-Voreinstellung "4" zunächst recht ungünstig eingestellt ist. Mit diesen Vorgaben reicht es bei geöffneter Iris-Blende gerade einmal für einen Kontrast von 608:1. Im Dynamik-Modus bringt es der Projektor hingegen auf einen Kontrast von 1050:1, wenn auch mit sehr kühlen Farben und einem Blaustich im Schwarz, welcher mit komplett geschlossener Iris verschwindet, was obendrein den Kontrast auf rund 1150:1 erhöht.

Ausgehend von einer gewählten Farbtemperatur von 6500:1 und der Gamma-Auswahl "Vorgabe 1" erzielt der Projektor mit einer leichten Änderung der individuellen Farbtemperatureinstellungen ein sehr farbneutrales Bild mit gutem Gamma-Wert. Bei geschlossener Iris-Blende wird immerhin ein Kontrast von rund 720:1 erreicht. Diese Einstellung lässt sich gut als Starpunkt für individuelle Feineinstellungen verwenden. Mit etwas mehr Feinarbeit gelingt es aber auch, den weitaus kontrastintensiveren Dynamik-Modus ziemlich farbneutral zu optimieren, der in der Grundeinstellung zu kühl wirkt. Alle Farbtemperaturstufen, die im Hitachi abgespeichert sind, stellen ohnehin nur Presets dar, die man mit der individuellen Einstellung ebenso erreicht. Mit Hilfe einer Test-DVD wie der "Peter Finzel Test-Disk" oder auch dem eingebauten Testbildgenerator lässt sich der Projektor sehr genau einstellen. Bis auf einen Blaustich im Schwarz (der sich mit zugedrehter Iris-Blende reduziert) sind die Farben in den verschiedenen Graustufen sehr homogen.

Pixelstruktur des PJ-TX100 in der Vergrößerung

Die Panelstruktur des PJ-TX100 zeigt praktisch keine Konvergenzfehler. Bei einer Bildbreite von 2.5 Metern und 3.5 Metern Betrachtungsabstand ist die Pixelstruktur auch praktisch nicht mehr zu erkennen, obwohl Hitachi auf Verfeinerungen wie das von Panasonic beim PT-AE500 eingesetzte "Smooth Screen" verzichtet. Nur in sehr geringem Umfang ist ein "Shading" in den Panels zu sehen: Links unten und rechts oben ist das Bild etwas grüner, die Bildmitte erscheint dadurch auch geringfügig heller - dies fällt aber praktisch nur auf Testbildern und vor dem grauen Hintergrund der Menüs auf, bereitet bei normalem Filmmaterial aber keine Probleme. Auch das "Banding", leicht kachelartige senkrechte Strukturen in den LCD-Panels, hat der Hitachi nur in geringem, nur gelegentlich in Großflächen leicht sichtbarem Umfang. Die Ansteuerung der Panels bereitet dem Hitachi keine Probleme. Während manche Projektoren hier ein leichtes Flimmern in der Zeilenstruktur zeigen, ist der PJ-TX100 sehr ruhig.

Der Hitachi ist mit einem De-Interlacer für nicht-progressive Videoquellen ausgestattet, der sich zwischen Fernseh- und Film-Modus umschalten lässt. Die Qualität eines Faroudja-DCDi-Chips wird hier nicht ganz erreicht. Bei schnell bewegten Bildern aus Film-Quellen sind gerade in feinen Details mitunter Treppenmuster zu erkennen. Schaut man sich aber einfach mehrere Filme z.B. über eine S-Video-Video-Verbindung an, so treten solche Szenen, in denen der De-Interlacer aus dem Tritt gerät, doch relativ selten auf. Für Film-Material ist der De-Interlacer daher immer noch brauchbar. Bei Video-Material sollte man ihn allerdings deaktivieren, auch wenn das Bild hierdurch an Schärfe verliert. Denn mit Video-Material aus dem Fernsehen erscheinen häufiger ausgefranste Konturen und auch Laufbänder erscheinen etwas zerhackt.

Die horizontale Skalierung von Videomaterial ist beim PJ-TX100 so perfekt wie bei nur wenigen LCD-Projektoren: Bis zu einer Bandbreite von 6.75 MHz skaliert der Projektor über YUV absolut sauber, bei DVI treten allerdings im 6 MHz-Bereich Störungen auf (siehe Abbildung). Dafür ist Detaildarstellung bei DVI aber insgesamt doch noch etwas besser und auch Farben erscheinen über DVI noch kräftiger als über YUV.

Mit seiner hohen Auflösung eignet sich der Hitachi insbesondere für HDTV, welches er auch über DVI mit 1920 x 1080 Pixeln und 50 Hz problemlos verarbeitet. Über die VGA-Buchse gelang es uns nur, die native Auflösung von 1280 x 720 Pixeln mit 60 Hz anzusteuern, mit 50 Hz oder 75 Hz allerdings nicht. In Ermangelung vieler HDTV-Quellen dürfte der Projektor aber zunächst einmal insbesondere mit DVDs zum Einsatz kommen. Hier überzeugt der Projektor durch ein sehr kontrastreiches Bild mit einer gerade über DVI hohen Detail- und Tiefendarstellung und kräftigen Farben. Der hohe Kontrast verleiht dem Bild gerade in halbdunklen Szenen viel Tiefe. Selbst manch eine qualitativ nicht sehr hochwertige DVD wie z.B. "Herr der Ringe - Die Gefährten" erscheint auf dem Projektor erstaunlich plastisch. Positiv fällt auf, dass der Projektor selbst in dunklen Szenen noch ausreichend Detailzeichnung besitzt und das Bild nicht in dunklen Bildbereichen absaufen lässt.

Darstellung der horizontalen Skalierung: Oberhalb der weißen Fläche für YUV, darunter für DVI (Montage)

Fazit

Der Hitachi PJ-TX100 dürfte der neue Star unter den Heimkino-Projektoren unter 2000 EUR werden. Seine Ausstattung ist überragend. Und auch die detaillierten Einstellmöglichkeiten, die das Gerät bietet, sind nicht einmal bei wesentlich teureren Projektoren selbstverständlich. Der Projektor bietet in allen Disziplinen sehr gute Leistungen und zum Glück keine wirklichen Schnitzer, die gegen den Kauf sprechen.

Die größte Konkurrenz dürfte der Panasonic PT-AE500 sein, der mit seinem AI-Modus noch ein wenig mehr Maximalhelligkeit zeigt und mit seinem "Smooth Screen" die Panel-Rasterung noch weniger erkennen lässt. Dafür erreicht man mit dem Hitachi durch seine Iris-Blende aber einen besseren Schwarzwert. Von seiner Verarbeitung wirkt der recht große Hitachi auch weitaus edler, dafür lässt sich der Panasonic mit seinen kompakten Abmessungen etwas besser transportieren.


Einsteigerklasse
Preis-/Leistung:
Pro:
  • Im Preis/Leistungsverhältnis sehr guter Kontrast

  • Iris-Blende und Lens-Shift

  • Viele Einstellmöglichkeiten

  • Kaum hörbarer Lüfter
  • Tadellose Verarbeitung und optisch sehr nobel wirkendes Design
Contra:
  • De-Interlacer mit leichten Schwächen