TEST: Samsung Galaxy Express - Highspeed-Experte zum günstigen Marktpreis

10.07.2013 (Ulf Schneider)

Ein vollwertiges LTE-Smartphone zum extrem günstigen Marktpreis? Zumindest in dieser Kategorie setzt dieser Koreaner ein dickes Ausrufezeichen. Langsam aber sicher kommt der neue „Long Term Evolution“-Mobilfunkstandard in die Gänge. Deutschland ist in Europa sogar LTE-Vorreiter, denn allein Vodafone investiert jährlich rund eine Milliarde Euro in die deutschen Datenautobahnen – Tendenz weiter steigend. Das ist auch sinnvoll, um Datenengpässe zu vermeiden, denn die weiterhin steigende Beliebtheit mobiler Internetanwendungen führt zu einem geradezu explosionsartigen Anstieg des Datenvolumens. Und wer einmal mobil LTE genossen hat, weiß zudem, dass selbst HSPA dagegen eine Dampflok ist. Es dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein, bis diese Technik auf Smartphones obligat wird – günstige Geräte sind dafür das beste Schmiermittel.

Design & Display

Seitliche Ansicht

Drücken wir es mal positiv aus: Samsung verwendet beim Design bewährte Zutaten. Negativ ausgedrückt muss man feststellen, dass den Koreanern derzeit nichts Neues einfällt, denn das Samsung Galaxy Express sieht dem Galaxy S3 äußerst ähnlich. Das bedeutet vor allem eine Polycarbonat-Hülle in Schwarz oder Weiß, viel Klavierlack, silberne Umrandung sowie betonte Rundungen. Sieht sich sicherlich immer noch elegant aus, löst aber mittlerweile auch Verwechslungsgefahr aus. Nun ja, der Erfolg gibt den Koreaner aber eindeutig recht, dass sie mit dieser Designlinie richtig liegen. Eine eigenständige Noblesse darf man in dieser Preisklasse ohnehin nicht erwarten.

Eigentlich auch kein Super-AMOLED-Display, doch hier wurde auf dem ersten Blick nicht gegenüber dem Galaxy S3 gespart. Diese Technologie ist auch wichtig, denn trotz 4,5-Zoll-Format beträgt die Auflösung nur 800 x 480 Pixel. Durch die höhere Anzahl an Subpixel für ein schärferes Bild muss man allerdings Pixel schon mit der Lupe suchen. Insgesamt liefert das Display ein farbintensives und knackiges Bild. Sobald man die automatische Helligkeit ausschaltet ist zudem auch die Helligkeit auf einem sehr hohen Niveau – nicht schlecht für ein Smartphone dieser Preisklasse.
Bei der Verarbeitungsqualität präsentiert sich Samsung auch bei diesem Modell erwartungsgemäß wieder als Weltmarktführer: keine Spaltmaße & kein Knarzen. Das Galaxy Express ist ein robuster Wegbegleiter, der es auch nicht krumm nimmt, wenn man mit dem Finger stärker auf das Display drückt.

Ausstattung

LTE in der Mittelklasse

Um auf den Punkt zu kommen: Das spannendste Kapitel im Bereich Komfort sind die Datenschnittstellen, denn dieser Funker unterstützt den Standard „Long Term Evolution“ in den Frequenzbändern 800, 1.800 und 2.600 MHz. Das ist in dieser Preisklasse ungewöhnlich, denn bisher war der Mobilfunkstandard der vierten Generation nur den High-End-Smartphones vorenthalten. Aber auch abseits von LTE geht es dank W-LAN/n und HSPA+ mit bis zu 42,2 MBit/s im Download äußerst zügig zu. Für mobile Datenjongleure ist das Samsung Galaxy Express somit optimal ausgestattet, zumal für kurze Distanzen auch noch NFC zur Verfügung steht.

S Memo

Ansonsten sind noch einige Features vom „Schwestermodell“ Samsung Galaxy S3 erwähnenswert. So können Besitzer die intelligente Sprachsteuerung S Voice sowie die grafische Memo-Funktion S Memo nutzen.  Abseits des inoffiziellen Android-Standards ist noch die populäre News-App Flipboard sowie ein UKW-Radio erwähnenswert, denn auch letzteres immer noch nicht obligat.

Im Bereich Soziale Netzwerke ist allein Google+ vorinstalliert, während beim weitaus populäreren Facebook zunächst „Handbetrieb“ notwendig ist. Ganz offensichtlich diktiert Google immer mehr, was ab Werk drauf ist und was nicht.

Innenaufnahme

Außenaufnahme bei bewölktem Himmel

Die 5-Megapixel-Kamera mit FullHD-Camcorder schlägt sich in der Praxis zwar recht wacker, kann aber erwartungsgemäß nicht mit Topgeräten mithalten. Negativ fällt zum einen der häufige Blaustich auf, die bei widrigen Lichtverhältnissen stärker wird und von Unschärfen begleitet wird. Mit anderen Worten: ein glatter Durchschnittsknipser im Bereich der Kamerahandys, der sich nicht für Fotoalbum-reife Schnappschüsse empfiehlt. 
Der interne Speicherplatz ist mit rund 4,3 GB preislich angemessen und kann zudem via microSD-Karte auf bis zu weitere 32 GB aufgestockt werden. Die Dropbox steht zudem als kostenpflichtige Cloud zur Verfügung.

Handhabung

Samsug TouchWiz-Oberfläche

Android 4.1 und Samsungs User Interface TouchWiz lotsen den Nutzer durch die Menügeflechte, die sich unter anderem aus sieben Startmenüs zusammensetzt, die man mit Widgets und Apps individuell arrangieren kann. Das ist bewährt, das ist sinnvoll und das gibt vor allem reichlich Platz für Personalisierungsmöglichkeiten. Das Ganze noch garniert mit einigen Schnellzugriffen, wie dem beliebten Pull Down Menü – fertig ist ein rundes Bedienungskonzept, das seit Jahren bei Samsung gereift ist.

Erfreulicherweise ist das Arbeitstempo dabei durchgehend gut, ohne aber das Niveau von Spitzen-Smartphones wie das LG Optimus G zu erreichen. Doch sobald LTE ins Spiel kommt dürfen sich Internetsurfer über flotte Ladezeiten freuen, sodass teilweise Homepages als Ganzes erscheinen, statt sich poe á poe aufzubauen. Aber auch mit W-LAN- und HSPA+-Tempo sind die Ladezeiten gut, und auch das kinetische Scrolling und der Fingerspreiz-Zoom klappen einwandfrei. Typisch Samsung: Auch per Displayschwenk lässt sich bei Bedarf hin und her zoomen.

Die digitale Qwertz-Tastatur ist zudem ausreichend groß, sodass längere Texteingaben unfallfrei funktionieren. Weiteres Plus: Durch das knackige Display und den großen Buchstaben genießt der Nutzer eine hohe Lesefreundlichkeit.

Technik

Home-Button

Rückseite mit Kamera und LED-Blitz

Das technische Herz ist ein alter Bekannter: Der Qualcomm Snapdragon MSM8930, verfügt über zwei Kerne mit einer Taktung von 1.200 MHz sowie einem rund 1 GB großen Arbeitsspeicher. Keine spektakuläre Architektur, aber der Praxistest zeigt mal wieder, dass bei einem harmonischen Zusammenspiel mit der Software damit keine nennenswerten Probleme auftauchen. Programme öffnen sich in einem angenehmen Tempo, Surfen macht rundum Laune und auch Management von 3D-Spielen passt. Nur im direkten Vergleich zu Spitzenmodellen wie das LG Optimus G fallen gelegentliche Verzögerungen auf - doch in dieser Preisklasse spielt das Galaxy Express aber ja nicht.

Dafür ist aber der Akku ein echter Marathonläufer. Selbst bei permanenter Datenanbindung, Ausschalten des Energiesparmodus sowie hohem Telefonaufkommen liegt die Rufbereitschaft bei bis zu sechs Tagen – diese Rufbereitschaft liefern derzeit nur sehr wenige Smartphones.

Ein beliebter Bereich, wo gerne der Rotstift angesetzt wird, ist die Akustik. Von einer Festnetz-Qualität kann man ohnehin nur bei den allerwenigsten Mobiltelefonen sprechen, doch beim Galaxy Express fallen vor allem die starken Schwankungen auf. Mal ist der Gesprächspartner laut und frei von Nebengeräuschen, manchmal trübt aber auch der berüchtigte Blechdosen-Klang die Kommunikation. Der integrierte Lautsprecher ist zudem bestenfalls nur durchschnittlicher Natur, und das bedeutet alles andere als audiophile Eigenschaften. Dünne Bässe, wenig Luftigkeit und bei hoher Lautstärke angestrengt klingend – so lässt sich der Sound treffend beschreiben. Daher ist der Freisprecher auch nur bei kürzeren Distanzen eine wirkliche Hilfe. Dafür liegt aber ein hochwertiges und schickes Headset mit auswechselbaren Ohrmuscheln im Karton. Im Zusammenspiel mit dem ordentlich ausgestatteten Music Player überzeugt zumindest der Auftritt als Walkman. 

Fazit

Nicht jedes Smartphone kann neue Superlativen bieten. Das Samsung Galaxy Express ist alles andere als ein spektakuläres Flaggschiff, auch wenn es so aussieht wie das Samsung Galaxy S3. Allerdings haben die Koreaner äußerst geschickt den Rotstift angesetzt und ein gut ausgestattetes LTE-Smartphone ohne größere Schwachstellen ins Rennen geschickt, das vor allem preislich derzeit konkurrenzlos ist. Denn erstmals hat der schnelle Mobilfunkstandard die Mittelklasse erreicht. Nun müssen die Mitbewerber erst einmal nachziehen. Kurzum: Für mobile Datenjongleure in Großstädten mit guter LTE-Abdeckung ist dieser Android-Vertreter eine gute Empfehlung.

Mit dem Samsung Galaxy Express gelingt der günstige Einstieg ins Highspeed-Datennetz LTE

Smartphones Mittelklasse
Test 10. Juli 2013

+ LTE fähig
+ Exzellente Rufbereitschaft (bis zu 6 Tagen)
+ Speichererweiterung via microSD-Karte möglich
+ Gutes Arbeitstempo
+ Super AMOLED-Display
+ Hochwertiges Headset im Lieferumfang
+ Akku austauschbar

- Schwankende Sprachqualität
- Durchschnittliche Kamera

Test: Ulf Schneider
Redaktion: Philipp Kind
Datum: 10.07.2013