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TEST: Nubert Dreiwege-Standbox nuLine 284 - elegant, klangstark, pegelfest
08. März 2013 (cr/sw)
Nubert nuLine 284 für 975 EUR/Stück
Doppelte Bassreflexöffnung auf der Rückseite, schicke Traversen-Fußkonstruktion aus massivem Metall
Auch von hinten elegant. Die Box ist lieferbar in weißem, schwarzen oder platinfarbenem Mehrschichtlack sowie in den Echtholzfurnieren Kirsche und, wie unser Testlautsprecher, Nussbaum
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Das Produkt
Für einen Stückpreis von 975 EUR ist die nuLine 284 Dreiwege-Bassreflex-Standbox ein Erfolgsgarant im Nubert-Portfolio. Erhältlich ist der modern und schick gestaltete Standlautsprecher in weißem, schwarzem oder platinfarbenem Mehrschichtlack sowie in den Holzversionen Nussbaum und Kirsche. Nur 18 cm breit, knackt der wie gewohnt mit schwäbischer Cleverness konstruierte Schallwandler hinsichtlich des Tiefgangs trotzdem die 33 Hz Marke – eine enorme Leistung. Spezielle Merkmale sind der neu entwickelte Flachmembran-Mitteltöner und der nuOva-Hochtöner. Mit diesen Nubert-typisch cleveren Konstruktionen werden bei Präzision und Dynamik Bestleistungen erreicht, verspricht der Hersteller. Mit einer Musikbelastbarkeit von satten 450 Watt und einer Nennbelastbarkeit von 330 Watt kann man die nuLine 284 auch mit kraftvollen Verstärkern ansteuern. Der Schallwandler wiegt pro Stück 28,5 kg, auch dies verdeutlicht den üppigen Materialeinsatz. Die nuLine 284 ist mit Füßen 113,5 cm hoch und ohne Gitter 33 cm tief.
Bi-Wiring-Terminal mit Höhen- und Bassschalter. 330 Watt Nennbelastbarkeit sind enorm. Vorsicht! Die LS sind für rechte und linke Seite abgestimmt, der LS oben gehört, wie auf dem Schild zu lesen ist, nach rechts
Bolzen für die Befestigung des Lautsprecher-Schutzgitters an der Front. Hier setzt Nubert auf die klassische Befestigung und nicht auf magnetischen Halt
Neuer "nuOva" Hochtöner. Zu beachten ist die korrekte Aufstellung (es gibt eine linke und eine rechte Box)
Flachmembran-Mitteltöner
Einer der drei Langhub-Tieftöner
Aufwändige Frequenzweiche, hier komplett
im Detail
Mehrstöckig ausgeführt
Nubert-typisch präsentiert sich der Lautsprecher in qualitativ sehr hochwertigem Echtholzfurnier und mit üppigem Materialeinsatz – dies zeigt das hohe Gewicht deutlich. Die Box ruht auf zwei Metalltraversen und steht durch diese „Erweiterung“ der Standfläche auf jedem Untergrund ausgesprochen stabil. Zudem sieht die Fußkonstruktion auch noch attraktiv aus. Die Front zeigt sauber eingelassene Chassis, die auf Wunsch vom soliden, schick aussehenden und mitgelieferten Metallschutzgitter gegen äußere Einflüsse geschützt werden. Das Gehäuse besteht aus 19 bis 38 mm starkem, bei unserer Test-Box furniertem MDF-Material, im Inneren sind genau berechnete Innenversteifungen und Dämmelemente für optimale Stabilität zuständig. Eigenresonanzen, die der klanglichen Reinheit schaden, werden durch die Gehäusekonstruktion beinahe komplett eliminiert. Nubert hat noch weitere Maßnahmen ergriffen, um konstruktive Voraussetzungen für bestmögliche Klanggüte zu schaffen. So arbeitet der Mitteltöner in einem eigenen Gehäuse, damit sich die rückseitigen Schallanteile von Tief- und Mitteltöner nicht gegenseitig stören.
Der „nuOva“ Hochtöner mit spezieller Schallführung ist eine
Neuentwicklung. Die rückseitige Volumenkammer ist aufwändig bedämpft. Die im
Sinne größtmöglicher akustischer Leistungsfähigkeit optimierte Schallfront ist ovalförmig – „nomen est omen“. Diese Formgebung erlaubt es, die Kalotte noch weiter als bei den bisherigen, ebenfalls asymmetrischen Nubert-Hochtönern
Richtung Rand zu verlagern, wodurch sich die Kantendispersionen in axialer Richtung verringern - dadurch nehmen Klarheit und Struktur des Hochtonbereiches
hörbar zu.
Beim Mitteltöner setzt Nubert nun auf ein Flachmembran-Chassis. Durch
aufwändige Optimierungsarbeiten an Mehrschicht-Membranen, die über eine bienenwabenartige Struktur verfügen (Honeycomb-Technologie) konnten die störenden Eigenresonanzen, Nachteil bisheriger Flachmembranen, in höhere Frequenzbereiche verlagert werden – und in diesen Frequenzbereichen erfolgt die Abstrahlung beinahe ausschließlich über den Hochtöner, somit mischen sie sich nicht mehr störend ins klangliche Gesamtbild. Der Großteil des Mitteltonchassis schließt bündig mit der Schallwand ab und schafft dadurch eine besonders gute Umgebung für den benachbarten Hochtöner, was die Abstrahleigenschaften positiv
beeinflusst - und nicht zuletzt auch die Optik.
Der Tieftöner verfügt ebenfalls über aufwändige konstruktive Merkmale. Gleich drei Exemplare des
15 cm Longstroke-Tieftöner sind bei der nuLine 264 mit an Bord. Das Chassis ist mit Doppelmagneten ausgerüstet und ermöglicht ein exzellentes Verhältnis aus großem Membranhub, maximalem Tiefgang und verstärkerfreundlichem, das heißt hohem, Wirkungsgrad. Die Polypropylen-Membran kann im Extremfall um bis zu 20 mm auslenken. Die insgesamt 6 Tieftöner eines Pärchens nuLine
284 entsprechen zusammen der Membranfläche eines durchaus ernst zu nehmenden Subwoofers
mit zwei 25 cm Chassis. Die vertikale Anordnung der Basschassis reduziert überdies das Entstehen störenden Raummoden zwischen Boden und Zimmerdecke im Hörraum.
Die Frequenzweiche ist, auch dies ein typisches Nubert-Merkmal - insgesamt 35, sorgfältig aufeinander abgestimmte Bauteile sorgen für eine beeindruckende Leistungsfähigkeit. Hochwertige Folienkondensatoren im Mittel- und Hochtonbereich sorgen auch für hohe Langzeitstabilität. Die tiefe Trennfrequenz von 2,2 kHz befreit den Mitteltöner von höheren Frequenzen und sorgt in Verbindung mit der bewusst klein gehaltenen Bauform für ein außerordentlich breites Abstrahlverhalten. Eine schnell reagierende Schutzschaltung schützt Chassis und Weiche vor drohender Überlastung, nachdem die Gefahr vorüber ist, setzt sie sich eigenständig wieder zurück.
Hinten am hochwertigen Bi-Wiring/Bi-Amping-Terminal finden sich zwei Kippschalter (brillant/neutral/sanft, Höhenschalter, Bassschalter neutral/reduziert) zur Einstellung je nach Akustik des Hörraums. So empfiehlt es sich beispielsweise in sehr lebendigen Räumen, durchaus im Hochtonbereich mit der Einstellung „sanft“ zu arbeiten, während man im eher toten Raum auch „brillant“ ausprobieren kann.
Testequipment
- Onkyo A-9000R
- Yamaha CD-N500
- Philips 46PFL9707S/12
- Denon AVR-4520
- Panasonic DMP-BDT310
- Oehlbach-Kabel
Klang
Der nuOva-Hochtöner durfte seine Qualitäten bei verschiedenem hochauflösendem Audiomaterial unter Beweis stellen. Gerade Hires-Dateien bieten ein ideales Betätigungsfeld für die nuLine 284, da hier ihr tolles Auflösungsverhalten, die tonal natürliche Auslegung und der straffe, präzise Bass sowie der klar konturierte Mitteltonbereich glänzend verdeutlicht werden können.
HiRes-FLAC-Dateien:
- Diana Krall "Stop This World" als 96 kHz FLAC-Datei: Souverän, lebendig, mit breiter Abstrahlung - es ist große Lautsprecher-Kultur, die die nuLine 284 akustisch ermöglicht. Der Rhythmus wird genau erfasst, Dianas Stimme löst sich überragend von den Membranen. Die Reinheit des Klangs, die Temperatur des Pianos und die präzise Staffelung zeigen die Klasse der schwäbischen Konstruktion.
- "Dronning Fjellrose" der Akustik-Jazzer des Hoff Ensembles in 192 kHz FLAC: Sehr fein und wohltemperiert ertönt gleich zu Beginn das Klavier. Mit viel Gefühl gibt die nuLine 284 die Stimme der Sängerin wieder. Die hoch liegende Impulstreue und die authentische Weite sowie Tiefe bei der räumlichen Präsentation sorgen für viel Freude beim Zuhörer.
- "Money, Money, Money" in der Interpretation von Nils Landgren (FLAC 96 kHz, "Funky Abba"): Eine Glanzleistung der nuLine 284! So nachdrücklich und satt, wie der Bass klingt, ist es eine reine Freude, zuzuhören. Ohne erkennbare Anstrengungen managt die nuLine 284 diese Übung auch bei hohem Pegel. Der Lautsprecher bleibt souverän und schafft grobdynamisch eine Top-Leistung. Aber auch kleine Dynamik-Unterschiede werden ausgezeichnet erfasst. Trotz der Basskraft kommt die Präsentation der Stimme nicht zu kurz, sondern wird mit klarer Kontur berücksichtigt.
- "El Bajel Que No Recela" von Patricia Petibon (entnommen vom Album "Nouveau Monde") in 96 kHz FLAC: Starker Fokus liegt hier auf der faszinierenden weiblichen Gesangsstimme. Und der nuOva Hochtöner stellt eindeutig seine Qualitäten heraus, ebenso der neue Flachmembran-Mitteltöner. Mit Facettenreichtum, Klarheit und Transparenz kommt die Stimme hervorragend zur Geltung. Es dürfte nur sehr wenige andere Boxen in dieser Preisklasse geben, die bei der vokalen Präsentation solche Talente freisetzt.
- 96 kHz-FLAC-Datei von Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert Nr. 4 in D-Dur, Köchelverzeichnis 218, gespielt von Marianne Thorsen und den Trondheim Solistene. Aufnahme des sehr renommierten Labels 2L: Hier zeigt die nuLine 284 ihr Können bei der Einarbeitung der Streicher. Sie erklingen transparent und prägnant, ohne zu schneidend zu erscheinen. Alle instrumentalen Strukturen beleuchtet der Nubert-Schallwandler gekonnt und sorgt so für kultiviertes Hörvergnügen bei diesem wunderschönen Konzert. Mehrere musikalische Ebenen genau voneinander zu unterscheiden, gelingt der nuLine 284 erstaunlich problemlos. In Anbetracht der Preisklasse exzellent.
- 192 kHz FLAC Claude Debussy, La Mer: Von der Dämmerung bis Mittag am Meer, sehr langsam: Hier sind Sensibilität und das Vermögen zu feiner Auflösung gefragt. Und in beiden Disziplinen erbringt die nuLine 284 rundherum begeisternde Leistungen. Kleine akustische Gebilde im musikalischen Hintergrund arbeitet die nuLine 284 exakt heraus. Sie hat ein exzellentes Differenzierungsvermögen und bildet verschiedene instrumentale Strukturen gekonnt nebeneinander ab, ohne dass sie sich gegenseitig "ins Gehege" kommen. Die Streicher sind tadellos durchhörbar, wenngleich man hier merkt, dass teurere Lautsprecher noch mehr können. Nehmen wir die Nubert nuVero14 im Direktvergleich, sie erzielt noch mehr räumliche Weite im Hochtonbereich - und bringt in den gesamten Klang noch mehr Struktur.
- Bad Religion, True North, Past Is Dead" in 96 kHz FLAC: Die legendären Punk-Rocker geben auf ihrem aktuellen Album "True North" wieder richtig Gas, und bei "Past Is Dead" kann dies die nuLine 284 auch tun. Nur, wer es hier mit dem Pegel übertreibt, erhält etwas zu schrille E-Gitarren als dezenten Hinweis, es etwas weniger lautstark anzugehen. Aber diese kleinen Warnungen kommen erst bei Pegeln, die man in der Praxis auch im frei stehenden Einfamilienhaus kaum hören dürfte. Sonst ist festzuhalten: Der schnelle Rhythmus kommt überragend heraus, der Bass ist impulstreu, kraftvoll und überzeugt durch Tiefgang.
Insgesamt beweist die nuLine 284 eine im Verhältnis zu ihrer optischen Eleganz mustergültige akustische Stärke. Typische Nubert-Tugenden sind weiter perfektioniert worden. So ist die Räumlichkeit im Hochtonbereich noch besser als früher, die gesamte Auflösung ist gelungen, und tonal zeigt sich die nuLine 284 neutral, ohne langweilig aufzutreten. Exzellent ist die Loslösung von Stimmen ausgeprägt, und der straffe, fundierte Bass ist impulstreu. Für die Liga weit überdurchschnittlich gut präsentiert sich auch der Tiefgang. Die nuLine 284 besitzt einen guten, aber nicht überdurchschnittlichen Wirkungsgrad. Um die klangliche Kapazität voll ausschöpfen zu können, würden wir mindestens auf einen Stereoverstärker der Mittelklasse setzen. Aufstellungskritisch ist de nuLine 284 nicht. Man kann sie leicht auf den Zuhörer hin anwinkeln, aufgrund des überraschend guten Abstrahlwinkels können mehrere Personen problemlos in bester Qualität hören. Durch die beiden rückseitigen Bassreflexöffnungen ist es ratsam, einen gewissen Abstand der Lautsprecherrückseite von der Hörraumwand einzuhalten. Wir würden die nuLine 284 überdies nicht in Raumecken aufstellen. Für bestmögliche Akustik ist es ratsam, ein klanglich neutrales Lautsprecherkabel einzusetzen. Gerade hochpreisige Kabel zeigen sich oft überspitzt im Hochtonbereich und bieten keine Tiefbassqualitäten. Vom Kauf solcher meist sehr kostspieligen Kabel raten wir ab und empfehlen gutes Standardkabel ab 2,5 mm Durchmesser.
Konkurrenzvergleich
- Nubert nuLine 264: Die kleinere nuLine 264 ist optisch noch dezenter, erreicht aber ebenfalls eine herausragende Performance. Pegelfestigkeit und Detailfreude sowie der Tiefgang sind bei der nuLine 284 noch besser.
- Pioneer 3-Wege-Lautsprecher S-71: Ein harter und somit unangenehmer Konkurrent, mit dem kaum jemand gerechnet hat, ist die Pioneer S-71: Sie sieht toll aus, klingt grandios und ist preislich sehr fair kalkuliert. Allerdings gibt es die Pioneer-Box nur in schwarz, hier ist keinerlei Auswahl vorhanden. Im Bassbereich bietet die nuLine 284 noch mehr Tiefgang, das liegt am etwas größeren Gehäusevolumen. Akustisch sind sonst beide Schallwandler auf sehr hohem Niveau - die nuLine 284 ist allerdings neutral abgestimmt, die S-71 etwas mehr auf vollen Klang getrimmt.
- Klipsch Reference RF-7 II: Die deutlich teurere Klipsch ist Meisterin der Grobdynamik und der Pegelfestigkeit. Diese Meisterleistungen werden allerdings auch mit massiven Gehäuseabmessungen erkauft, die RF-7 II ist eine klassische, ausladende "Männerbox" mit rustikaler Optik. Vorbei sind im Übrigen die Zeiten, als Klipsch-Boxen nur grobdynamisch begeistern konnten: Die RF-7 II ist auch feindynamisch richtig gut geworden.
- Teufel Ultima 800 Mk2: Die Ultima 800 Mk2 hat mit den günstigen anderen Lautsprechern, die Ultima heißen, nichts zu tun. Sie kostet 3000 EUR/Paar und offeriert jede Menge High Tech dafür. Optisch ist sie gewöhnungsbedürftiger als die nuLine 284 und tendiert mit extravaganten Merkmalen in eine andere Richtung. Die Auswahl an Gehäusefarben, die es bei Nubert gibt, kann Teufel nicht vorweisen - dafür einen extrem satten, kontrollierten Bass. Nicht nur für die Preisklasse sensationell. Bei Detaillierung und Impulstreue kann die günstigere nuLine 284 ausgezeichnet mithalten. In ihren jeweiligen Preisklassen sind beide Boxen schlichtweg eine Wucht.
Fazit
Flops von Nubert sind so wahrscheinlich wie 30 Grad Außentemperatur in Deutschland im Januar: Die nuLine 284 brilliert wieder mit außergewöhnlicher Stärke in allen relevanten Disziplinen. Sie klingt kraftvoll und tonal neutral, enorm dynamisch und mit realistischer Räumlichkeit. Überdies tritt sie optisch gediegen auf und verwöhnt mit hoher Material- und Fertigungsqualität. Dieses stimmige Gesamtpaket ist zudem zu einem wohlfeilen Preis erhältlich.
Typisch Nubert: Clever konstruiert, hochsolide gefertigt,
gefällige Optik und Spitzen-Klang

Standlautsprecher bis 1000 EUR/Stück
Test 08. März 2013
+ Schlanke und schicke Optik
+ Außergewöhnlich pegelfest
+ Breites Abstrahlverhalten des nuOva Hochtöners
+ Extrem leistungsstarker Bassbereich mit drei Langhubchassis
+ Klangwahlschalter
+ Exzellente Verarbeitung
+ Fairer Kaufpreis
- Lautsprecherschutzgitter wird nicht magnetisch befestigt
Text: Carsten Rampacher, Sven Wunderlich
08. März 2013