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TEST: Harman/Kardon AVR 370 - Exzellentes Multitalent für unter 1000 EUR?

24.07.2013 (cr/sw)

Front des AVR 370

Rückseite

Unser Beamer-Partner für erstklassige Bildwiedergabe im Redaktionsheimkino:

Unser Partner für hochauflösende Audiodateien aus dem Internet: 

Das Produkt

Harman Kardon bietet für EUR 999,-- den 7.2. AV-Receiver AVR 370 an. Mit diesem Gerät möchte Harman Kardon in der beliebten 1.000 EUR-Liga für Furore sorgen, was sich in der Praxis aber nicht einfach gestaltet. Der AVR 370 trifft dort auf harte und bestens etablierte Konkurrenten, die sowohl bzgl. der Ausstattung, als auch bzgl. der technischen Leistungsfähigkeit auf hohem Niveau agieren. Wir haben für sie überprüft, ob Harman Kardon den Anschluss an die Besten der Klasse findet.

Aufgeräumte Front mit auffälligem Lautstärkedrehregler

Display mit Punktmatrix-Auflösung

Zu den Frontanschlüssen zählen HMDI, USB & Kopfhörer

Optisch ist der Wiedererkennungswert hoch, man sieht sofort, dass es sich um einen Harman Kardon AV-Receiver handelt. Während sich andere Geräte bis auf wenige Unterschiede oft gleichen, geht Harman Kardon bezüglich des Designs einen speziellen Weg. Die Front wirkt enorm aufgeräumt und hat nur kleine, gleichförmige Tasten unterhalb des zweizeiligen Displays. Das Display zeigt natürlich Punkt-Matrix-Auflösung. Beherrschendes Stilelement auf der rechten Seite der Frontblende ist der Lautstärkeregler. Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten ragt dieser aber nicht aus der Frontblende heraus, sondern ist eingelassen. Dies sieht zwar durchaus schick aus, erweist sich in der Praxis aber als nicht sonderlich praktisch. Der hübsche, hellblau-leuchtende Ring um den Drehregler macht dies leider auch nicht besser. So bleibt als Fazit: Die Lautstärke wird besser mit der Fernbedienung geregelt. Charakteristisch für den AVR 370 sind auch die gerundeten Ecken der Frontblende, das sorgt für einen harmonischen Gesamteindruck. Auf der linken Seite der Frontblende sind die Frontanschlüsse mit einer recht stabil wirkenden Klappe abgedeckt. So stören bei Nichtgebrauch keine offenen Anschlüsse das Design. Was uns nicht gefällt: Hochwertige Standfüße unter dem Gehäuse sucht man vergeblich.

Nur 8 kg bringt der AVR370 auf die Waage

Wer den AVR 370 hochhebt, wundert sich über das relativ geringe Gewicht. Lediglich 8 kg wiegt der AV-Receiver. Das verwundert, da hochstromfähige Verstärkereinheiten mit 125 Watt pro Kanal eingebaut sind. Des Rätsels Lösung: Harman Kardon setzt beim AVR 370 auf digitale Endstufeneinheiten, die mit einem Schaltnetzteil und nicht mit einem schweren, konventionellen Trafo arbeiten, der für analoge Endstufen benötigt wird. Digitale Endstufen produzieren ferner kaum Verlustwärme und arbeiten dadurch besonders effektiv. Klanglich wird ihnen oft ein etwas synthetischer Charakter nachgesagt, ob dies so ist, prüfen wir in den Klangtestreihen. Der Harman Kardon ist im Geräteinneren recht ordentlich verarbeitet, überdurchschnittliche Sorgfalt darf man jedoch nicht erwarten.

Schraubanschlüsse für die Lautsprecher

HDMI-Anschlüsse

weitere Anschlüsse

Wenden wir uns den Anschlüssen zu. Selbstverständlich stehen für die Lautsprecher Schraubanschlüsse zur Verfügung. Die Endstufen sechs und sieben können entweder für Front-high oder für Surround-Back verwendet werden. An weiteren Anschlüssen gibt es einen 7.2 Vorverstärker-Ausgang, einen koaxialen Digitaleingang und zwei optische Digitaleingänge. Hinten finden sich gleich sieben HDMI-Eingänge, ein achter ist auf der Gerätefront untergebracht. Der AVR 370 bringt auch zwei HDMI-Ausgänge hinten mit. Weitere Anschlüsse: Vorne befindet sich noch der Kopfhörer-Ausgang, der ebenfalls für den Anschluss des Einmessmikrofons verwendet wird. Auch ein USB-Terminal ist auf der Front untergebracht. Der AVR 370 verfügt zwar über Apple AirPlay, alternativ kann man das iPhone aber auch vorne am USB-Terminal anschließen. Hängt das iPhone oder der iPod vorne am USB-Eingang, erfolgt die Steuerung über die Fernbedienung des Harman Kardon AV-Receivers. Man wechselt durch Druck auf die USB-Taste auf der FB zwischen normalem USB- und Apple Device-Mode. Dies ist dann wichtig, wenn man auch z.B. ein UDSB Flash Medium vorn anschließen möchte.

Kommen wir zu den Anschlüssen zurück, hinten findet sich noch eine konventionelle Netzwerkbuchse für die Einbindung ins kabelgebundene Netzwerk, und ein Gewinde, auf das eine WLAN-Antenne aufgeschraubt wird. Derartig ausgerüstet kann man den AVR 370 auch ins Drahtlosnetzwerk einbinden. An konventionellen, analogen Cinch-Anschlüssen gibt es einen Ausgang für eine zweite Hörzone, einen Recording-Ausgang und zwei analoge Eingänge. Des Weiteren finden sich zwei F-Bass-Videoeingänge, ein Komponenten-Video-Eingang und ein F-Bass-Videoausgang. Für die ebenfalls eingebauten FM-AM-Analog-Radio-Tuner gibt es auf der Rückseite ebenfalls die entsprechenden Anschlüsse.

Die Hauptfernbedienung

auch eine kompakte Fernbedienung liegt dem Lieferumfang bei

Der Harman Kardon bringt gleich zwei Fernbedienungen mit, eine komplett beleuchtete Hauptfernbedienung und eine kleine, kompakte Fernbedienung für die zweite Hörzone. Die Hauptfernbedienung ist recht groß, aber ausgezeichnet verarbeitet und liegt dank des günstigen Schwerpunktes gut in der Hand. Mit nur einer Hand kann man die Navigationseinheit schnell und problemlos bedienen. Die Größe der Fernbedienung hat überdies einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Sie wirkt nicht überfrachtet, sondern tadellos gegliedert. Rückseite und Tasten sind überdies leicht gummiert. Dies sorgt für einen guten Grip beim Bedienen. Die kleine Fernbedienung ist unbeleuchtet, gibt aber bezüglich der Bedienung keine Rätsel auf.

Optisch ansprechendes OSD

in hoher Auflösung

Die Bedienung des Harman Kardon AVR 370 geht recht leicht von der Hand. Das grafisch attraktiv gestaltete On-Screen-Menü ist hochauflösend und hinterlässt so einen professionellen Eindruck. Allerdings sind vereinzelt Begriffe nicht ins Deutsche übersetzt, sondern tauchen in Englisch auf. Durch Drücken der Taste Menü kommt man ins Hauptmenü, wichtig ist, dass sich der AVR 370 auch im AVR-Modus befindet. Die Taste für den AVR-Modus befindet sich ganz unten links auf der Hauptfernbedienung. Auf der Zweitfernbedienung befindet sich der AVR-Modus bei den anderen Quellen.

Lautsprechereinrichtung

Der Pegel kann recht fein justiert werden

Übergangsfrequenzen anpassen

Vor der Messung wird die Lautsprecherkonfiguration gewählt

Das Menü ist in folgende Punkte unterteilt: Wahl der Quelle, Quelle einrichten, Lautsprecher-Einrichtung, die Steuerung und Verwaltung einer zweiten Hörzone, den Systemeinstellungen und einer Einstellungssperre. Wenden wir uns kurz der Lautsprechereinrichtung zu. Wahlweise kann man hier das automatische Einmess- und Kalibrierungssystem EzSet verwenden oder manuell einrichten. Alle Menüs sind übersichtlich gestaltet und lassen sich leicht handhaben.

Surround-Modi können selektiv festgelegt werden - hier für Netzwerkwiedergabe

In diesem Fall für Disc-Wiedergabe

Harmans Eigenentwicklung "Logic 7" ist auch an Bord

Wählt man „Quelle einrichten“, kann man für jede angeschlossene Quelle viele Optionen individuell, d.h. quellselektiv, einstellen. Wir nehmen als Beispiel die Quelle „Disc“, zu justieren sind: Audioeffekte (Dolby Volume, PLIIz Height Gain, Bearbeiten PLIIX Music, Bearbeiten PLIIX Movie, Klangsteuerung ein oder aus, wenn ein dann Höhen- und Basseinstellung möglich, immer einstellbar: LFE Trim. EzSet7EQ kann aktiviert oder deaktiviert werden), Videomodi (Bildprogramm Kino/Natur/Sport oder benutzerdefiniert), Videoeingang von Quelle, Audioeingang von Quelle, Auflösung für Display (bis auf 4k beginnend bei 576p, kein 576i, auch vorhanden: Automatische Erkennung der Auflösung, die das Bildwiedergabegerät nativ schafft), 50/60 Hz-Wechsel, HDMI-Bypass, Namen ändern, Lippensynchronisation anpassen, Zone 2 Audio).

Das Einmesssystem EzSet misst nur an einer Position ein, arbeitet aber recht ordentlich und bietet einen ausgewogenen, räumlichen Klang. Die Einmessprozedur ging ohne störende Fehlermeldungen vonstatteten.

Der Harman Kardon ist nicht nur mit den gängigen Dolby und DTS-Decodern ausgestattet, sondern bringt auch das von Harman selbst entwickelte Logic 7 mit. Logic 7 verfügt über einen Film, einen Musik und einen Spiele-Modus. Schon aus der Vergangenheit ist uns Logic 7 als ausgesprochen leistungsfähig bekannt.
Früher war eine veraltete Videosektion oft das Problem, selbst teurer Harman Kardon AV-Receiver. Darum hat sich Harman Kardon alle Mühe gegeben, früher gemachte Fehler beim AVR 370 nicht zu wiederholen.

Integrierter Video-EQ

Rauschreduzierer und weitere Features des Video-Equalizers 

Der AVR 370 kann eingehende Videosignale auf bis zu 4K hochrechnen und bringt überdies auch verschiedene Video-EQ-Funktionen mit. Diese ruft man durch Drücken der Video-Mode-Taste auf der Fernbedienung auf. Je nach Quelle können individuelle Einstellungen getroffen werden (quellselektiv). Zunächst gibt es verschiedene vordefinierte Bildprogramme: Sport, Natur und Kino. Wählt man benutzerdefiniert kann man Helligkeit, Kontrast, Farbe und Schärfe mit vier Reglern sehr präzise einstellen. Immer verfügbar, auch bei Verwendung der vorkonfigurierten Bildmodi, sind die erweiterten Videoeinstellungen. Hier gibt es einen globalen Rauschfilter, eine MPEG Rauschreduktion, einen Cross-Color-Suppressor und einen Film-Modus-Erkennung mit verschiedenen Betriebsarten: Auto, 2:2 Pull-Down und 3:2 Pull-Down.

High resolution Audio Wiedergabe via DLNA? Kein Problem!

vTuner Internetradio ist integriert

AirPlay

Immer wichtiger werden multimediale Eigenschaften. Hier hat Harman Kardon nach wie vor Nachholbedarf. Zwar gibt es ein DLNA-1.5 Zertifikat, plus Netzwerkfähigkeit – dies ermöglicht das Streaming von Musikdateien von PCs und Servern aus dem gleichen Netzwerk – es ist aber ausschließlich der kostenlose Dienst vTuner als Internet-Radio-Plattform an Bord. Spotify oder Napster sucht man vergeblich. Wie wir bereits erwähnt haben, verfügt der AVR 370 über AirPlay, so dass die Musik-Mediatheken von Apple-Devices oder dem iTunes auf dem PC über den AVR 370 wiedergegeben werden können. Der AV-Receiver ist auch in der Lage, hochauflösende Flac-Dateien zu verarbeiten. Natürlich gibt es auch eine App, die für Apple-iOS-Devices und für Android-Geräte erhältlich ist. Sie fungiert sozusagen als Fernbedienungsersatz, wer aber beispielsweise vTuner nutzen möchte, braucht nach wie vor seinen TV-Bildschirm, denn die App ermöglicht keine vollständige Steuerung über das Smartphone.

Testequipment
Klang

Stereo/Logic 7 Music/Flac-Dateien von USB

Mit Hi-Res-Audiofiles kommt der AVR 370 sehr gut zurecht, wie wir bei Diana Kralls „Stop This World“ (96 kHz Flac) erkennen können. Der Tiefgang ist enorm, die Stimme Dianas löst sich sehr gut von den Lautsprechern und der Bass schlägt mit Nachdruck zu. Die Piano-Parts gibt der HK AVR 370 mit guter Präsentation der Anschlagdynamik der Tasten und sehr pointiert wieder. Auch wenn der HiFi-Liebhaber erschrocken zusammen zucken dürfte – mit Logic 7 Music klingt das Stück auch wirklich gut, die Räumlichkeit steigt auf natürlicher Art und Weise. Die Klarheit der Gesamtpräsentation sinkt praktisch nicht. Nach wie vor, dies ist deutlich heraus zu hören, ist HKs firmeneigener Aufpolierer richtig gut dabei. Bei „El Bajel Que Non Recela“ in der Interpretation von Patricia Petibon (96 kHz Flac) beweist der HK AVR 370, dass in der Stimmwiedergabe deutliche Fortschritte gemacht werden konnten im Vergleich zu früheren HK AV-Receivern: Patricias Stimme klingt feinsinniger, lebendiger, mitreißender. Insgesamt hat der AVR 370 feindynamisch ohnehin deutlich zugelegt.

BD

A-ha, The Final Concert (BD), Tracks: The Sun Always Shines on TV / The Blood That Moves The Body, DTS-HD Master Audio:

Beim letzten Konzert der norwegischen Pop-Gruppe a-ha wird sofort deutlich, dass es sich um einen Harman Kardon AV-Receiver handelt. Er spielt ungemein kräftig auf und steuert den aktiven Subwoofer mit Nachdruck an. Sein Klangcharakter legt weniger Wert auf enorme Brillanz, sondern eher auf dichte Räumlichkeit und Homogenität. Die digitalen Endstufen liefern Leistung satt, was sich in einer hervorragenden Pegelfestigkeit ausdrückt. Oftmals klingen digitale Endstufen recht anstrengend – dies kann man dem AVR-370 keinesfalls nachsagen. Ganz gleich ob Stimme oder Instrumente, auch bei großer Lautstärke kann man auch entspannt zuhören. Die Feindynamik hinterlässt auch bei den a-ha-Stücken einen richtig guten Eindruck. Facetten bei der Stimmdarstellung kommen besser heraus als bei uns bekannten älteren Harman Kardon AV-Receivern. Stets gewährleistet der AVR 370 eine korrekte Trennung der verschiedenen Instrumente. Das Timing beim Schlagzeug hat uns überzeugt, die Impulstreue kann sich auch im Konkurrenzvergleich sehen – oder besser hören – lassen. Die Beifallsbekundungen der Zuhörer werden mit hoher räumlicher Gleichmäßigkeit wiedergegeben, die Surround-Klangkulisse erscheint lebendig und weitläufig.

Tiesto, Elements Of Life, BD, Disc 2, Tracks “Traffic”, „Back In Your Head“, “He’s a Pirate”, DTS-HD Master Audio:

Die akustische Präsentation dieser Blu-ray ist dem Harman Kardon AVR-370 wie auf den Leib geschnitten. Die Wiedergabe sämtlicher Bassanteile erfolgt ungemein wuchtig, gleichzeitig aber reaktionsschnell und präzise. Die digitalen Endstufen stellen ohne Verzögerung Leistungsreserven zur Verfügung, die manchem Boliden gut zu Gesicht stünden. Kaum ein anderer AV-Receiver dieser Preisregion dürfte die enorm hohe Souveränität aufbieten können, die dem AVR-370 zu Eigen ist. Es macht auch über einen längeren Zeitraum enormen Spaß, mit richtig hohem Pegel zu hören. Aus diesem Grunde ist es unerlässlich, dem AV-Receiver ein entsprechend hochwertiges und belastbares Lautsprecherset zur Verfügung zu stellen, denn nur ein solches kann die erstklassigen Reserven des AVR-370 auch entsprechend umsetzen. Brillant ist es auch um die Räumlichkeit des Harman Kardon Gerätes bestellt. Elektronische Effekte aller Art werden vom AVR-370 weit und gleichmäßig gestaffelt in den Hörraum geschleudert. Bei aller Schnelligkeit kommt aber auch die Sorgfalt nicht zu kurz. Effekte werden akkurat aufgebaut und fließend ins akustische Gesamtbild integriert.

Wolfgang Amadeus Mozart, Violinenkonzert Nr. 4, 1. Allegro, Marianne Thorsen / Trondheim Solistene / 2L The Nordic Sound

Früher standen Harman Kardon Receiver mit klassischer Musik eher auf dem Kriegsfuß. Zwar konnten sie eine angenehme und harmonische Gesamtwiedergabe realisieren, die dem Klassikliebhaber wichtige Authentizität, konnten die Geräte nicht bieten. Daher war unsere Erwartungshaltung eher gedämpft, als wir uns entschlossen, den AVR-370 mit klassischem Material zu füttern. Umso erstaunter waren wir, als wir die Ergebnisse gehört haben. Den harmonischen, räumlich dichten Klang kannten wir bereits, nun aber kommt eine überraschend gute Detaillierung in allen Frequenzbereichen hinzu. Kaum glauben wollen wir, dass der AVR-370 mit digitalen Endstufen arbeitet. Gerade bei klassischer Musik nehmen sie durch ihre sterile Spielweise einiges an Faszination weg. Nachdem Pioneer es schon geschafft hat, richtig gut klingende digitale Endstufen in den Oberklasse-AV-Receivern des Hauses zu etablieren, zieht nun Harman Kardon nach, und liefert schon in der angehenden oberen Mittelklasse realistischen und mitreißenden Sound. Selbst die komplexen Violinensoli geben dem AVR-370 keine Rätsel auf. Sie klingen fein, filigran und transparent. Mit Impulstreue und hervorragender Grobdynamik arbeitet der Harman Kardon die Einsätze des kompletten Orchesters heraus.

Ein Quantum Trost – James Bond 007 – Ab Filmbeginn

Direkt am Anfang des Filmes wird James Bond in seinem Aston Martin DBS von schießwütigen Killern in schwarzem Alfa Romeo 159 rund um den Gardasee gejagt. Das Aufheulen des 12-Zylinder Motors des Aston Martin wird vom Harman Kardon nachdrücklich und authentisch wiedergegeben. Die Schüsse aus den Maschinenpistolen der Gangster haben Wucht und Nachdruck. Die verschiedenen Sequenzen, in denen Fahrzeuge anderer Verkehrsteilnehmer zu Bruch gehen, werden mit ausgezeichneter Raumwirkung sowie kraftvoller Präsentation wiedergegeben. Der AVR-370 weiß, was der Heimkinoliebhaber möchte: Intensives Spektakel, das dank üppiger Endstufenleistung aber stets souverän kontrolliert wird. Der Eindruck, den wir schon bei der Wiedergabe musikalischen Materials hatten, setzt sich nun endgültig fest: Der Harman Kardon AV-Receiver bietet eine akustische Leistungsfähigkeit, die wir ansonsten nur von weitaus teureren Komponenten kennen. Überdies schafft es der AV-Receiver, auch Effekten, die sich in hinteren akustischen Ebenen abspielen, die nötige akustische Ausdruckskraft zu verleihen. Als kurze Zeit später das Verhör mit dem führenden Mitglied der Verbrecherorganisation stattfindet, zeigt uns der AVR-370, dass er auch Stimmen gelungen wiedergeben kann. Dabei berücksichtigt er aber auch gekonnt die speziellen akustischen Umstände in dem alten Gewölbe. Der dort vorhandene Hall wird realistisch eingearbeitet. Im Kapitel, das auf Haiti spielt, beweist uns der AVR-370 durch das geschlossene, plastische Klangbild seine hohe klangliche Kompetenz. Die Geräusche der belebten Straße in Port au Prince kommen präzise und vielschichtig zum Ausdruck. Somit präsentiert sich der AVR-370 als ein AV-Receiver, der mit großen wie auch kleinen Effekten hervorragend umgehen kann. Bei der Schlägerei zwischen 007 und seinem Widersacher lässt der Harman Kardon ein weiteres Mal seine Muskeln spielen. Viel Energie steckt in den harten Faustschlägen, und selbst der Nachbar kann noch erahnen, dass das Hotelzimmer nach Bonds Besuch von Grund auf saniert werden muss. Eine Anmerkung darf nicht fehlen: Das Titellied zum Film gibt der AVR-370 exzellent wieder. Der Bass ist präzise und kraftvoll, die Stimme hat Charisma und die räumliche Ausbreitung ist homogen und lebendig.

Mission Impossible 4, „The Phantom Protocol“, BD (Dolby TrueHD), ab Filmbeginn:

Der Music Score wird dynamisch und kraftvoll wiedergegeben. Die Flucht des Agenten mit heftigem Schusswechsel wird sehr echt dargestellt. Die Schritte der Killerin und die darauf folgenden Schüsse erklingen ebenfalls nachdrücklich und gleichzeitig gut detailliert. Es folgt die Sequenz im Gefängnis in Moskau, hier zeigt uns der AVR 370 erneut, dass er auch kleine Effekte wie das Tippen auf einer PC-Tastatur mit akkuraten Konturen herausarbeiten kann. Die Schritte auf dem Gang im Gefängnis wirken ebenfalls realistisch. Das Öffnen und Schließen der Türen kommt mit ordentlichem Bassdruck heraus. Als die Häftlinge auf die Flure treten und die Spannung steigt, gibt der Harman Kardon alle Arten von Effekten wie auch die Alarmsirenen präzise wieder, dadurch wird der Zuhörer ausgezeichnet mit ins Geschehen eingebunden. Als dann die Musik zu spielen beginnt, überzeugt uns die sehr gute Räumlichkeit ein weiteres Mal. Einige Kapitel später, im Burj Khalifa in Dubai, überschlagen sich die Ereignisse, und während ein gewaltiger Sandsturm auf die Stadt zurollt und von ihr Besitz ergreift, jagt Ethan Hunt seinem Widersacher hinterher. Der Sturm mit der Bassgewalt und den herumspritzenden Sandkörnern kommt sehr dicht und wuchtig heraus. Der AVR 370 verteilt das akustische Geschehen mit sauberer Balance auf alle Kanäle, kleine Geräusch gehen dabei nicht unter, wie man an Hunts piepsendem Peilsender erkennen kann. Nur Sekunden danach landet der Agent recht hart auf der Motorhaube und der Frontscheibe eines BMW X3, den sein Widersache entwendet hat. Auch dieses Geräusch ist massiv, gleichzeitig überzeugen Facettenreichtum und Klarheit. Die nun folgende Autoverfolgungsjagd mit Crashs und aufeinander treffendem teuren Blech gibt er AVR 370 genauso wieder, wie es sich der Filmfan wünscht: Man fiebert regelrecht mit, kann währenddessen alle Effekte akkurat im Raum orten und duckt sich instinktiv, wenn die Trümmerteile niederprasseln. Bei allen Geschehnissen vergisst es der HK nie, auch den Music Score korrekt zu berücksichtigen.

Videosektion

Up-Conversion von Filmmaterial, Star Wars Episode III, Filmbeginn:

Im Bildfeld „Kino“ hat der HK ein etwas zu farbenfrohes Bild, gerade die Farbe Rot wird recht intensiv wiedergegeben. Dies sieht man gleich zu Beginn. Die eigentlich gelben Lettern, mit minimaler Tendenz zu Orange, sind sehr intensiv mit etwas zu hohem Orange-Anteil. Die Buchstaben neigen allerdings nicht dazu, an den Rändern richtig Weiß auszubleichen, was wir leider oft beobachten. Sehr gut gefällt uns auch das tiefe Schwarz, das der AVR 370 erzeugt. Nicht unsere Zustimmung finden die nicht perfekt scharfen Konturen der Lettern. Minimales Ausbluten der Farbe ist an den Rändern zu erkennen. Wellenbildung oder Zittern kommt bei der rollenden Schrift nur in geringer Ausprägung vor. Als kurze Zeit später der große Sternzerstörer durchs Bild fliegt, rastet der De-Interlacer relativ zügig ein. Die Konturen sind gut erkennbar, enorm scharf wirkt das Bild jedoch nicht, hier geht noch etwas mehr. Scalingrauschen leistet sich der AVR 370 kaum. Das ist sehr positiv zu bewerten. Die Farben des Zerstörers, besonders das Rot, wirken sehr intensiv – hier wäre etwas weniger mehr. Der im Schatten liegende Flügel wird mit ordentlichem Gesamt- sowie Detailkontrast dargestellt. Als die beiden Raumjäger von Obi-Wan und Anakin den Zerstörer überfliegen, treten kaum Nachzieheffekte in Erscheinung. Beim Abknicken der beiden kleinen Raumjäger nach unten in Richtung Coruscant bietet der AVR 370 ein beachtliches Gefühl räumlicher Tiefe. Die Detaillierung nimmt in den unteren Bildebenen etwas ab. Das Bild erscheint insgesamt rauscharm und sauber. Die Gesichter von Obi-Wan und Anakin werden ordentlich abgebildet, die Hauttöne zeigen erstaunlicherweise nicht, wie von uns befürchtet, einen sichtbar zu großen Rotanteil, sondern wirken nur minimal zu intensiv.

Up-Conversion von Videomaterial, AVEC Professional Test DVD:

Ausgezeichnet gibt der AVR 370 die schwarzen und weißen Schriften vor weißem, rotem und blauem Hintergrund wieder. Die Bildschärfe ist tadellos, die Schriften laufen ruhig und sicher, selbst bei hoher Geschwindigkeit durch. Exzellent – der AVR 370 produziert kaum Artefakte um einzelne Buchstaben und kaum störende Nachzieher. Nicht ganz so gut gibt er das Testbild mit dem großen magentafarbenen Siemensstern in der Bildschirmmitte und den vier magentafarbenen Siemenssternen in den Bildschirmecken wieder. Hier könnten die einzelnen Strahlen der Sterne sauberer wiedergegeben werden. Es finden sich gerade am Strahlenende außen deutlich sichtbare Treppenstufen. Besser trifft er das Testbild mit dem Pendel mit rot-blauem Innenleben, das in verschiedenen Geschwindigkeiten über eine stehende schwarze Linie schwingt. Hier treten, selbst im kritischen unteren Pendeldrittel, kaum Nachzieher auf, wir sehen deutlich weniger Nachzieheffekte und auch Artefakte als bei vielen Konkurrenten. Die Farben im Pendelinneren wirken sehr intensiv. Die Pendelspitze wirkt recht sauber gezeichnet. Beim bewegten Realtestbild der schwäbischen Stadt Esslingen können wir noch gute Zensuren ausstellen. Leichte Unschärfen und Flimmereffekte bei der Kamerafahrt über das Stadtpanorama sind zu beanstanden. Prima ist die Bildschärfe, ordentlich die Detaillierung, sogar sehr gut die Plastizität.

Konkurrenzvergleich
  • Yamaha RX-A820: Preislich vergleichbar, trumpft der Yamaha mit dem besseren Einmesssystem und den ausgezeichneten DSP-Programmen auf. Optisch erscheint der RX-A820 auch recht edel und schick, seine beiden großen Drehräder für Quelle und Lautstärke liegen sehr gut in der Hand. Die Fernbedienung wirkt weniger hochwertig als beim AVR 370 und ist nicht beleuchtet. Multimedial bietet der Yamaha zusätzlich die kostenpflichtige Musik-Plattform Napster an. WLAN ist beim 820 im Gegensatz zum HK nicht direkt an Bord. Die Yamaha AV Controller App für Android und Apple iOS ist umfangreicher bestückt und besser gemacht als die App von Harman Kardon. Menüs und Bedienkonzept des RX-A820 wirken im direkten Vergleich mit dem AVR 370 leicht angestaubt. Akustisch tritt der Yamaha sehr gefällig, aber nicht so wuchtig wie der AVR 370 auf. Mittels der Yamaha DSP-Programme kann man gerade Filmtonspuren gut optimieren. Videoseitig offeriert auch der Yamaha eine gelungene Performance bei der Upconversion von Video- und Filmmaterial.
  • Onkyo TX-NR626: Mit 599 EUR (UVP) ist der 7.2 AV-Receiver aus dem Hause Onkyo deutlich preiswerter. Für den günstigen Kaufpreis zieht der Onkyo viele Trümpfe aus dem Ärmel. Spotify ist ebenso mit dabei wie Bluetooth und WLAN sowie eine sehr gute App für Android und Apple iOS. Der Onkyo hat eine tolle Videosektion mit sauberer Leistung bei der Upconversion, auch ein Video-EQ fehlt nicht. Das Einmesssystem ist aufwändiger als beim HK. Wo liegen die Stärken des AVR 370? Er rechtfertigt seinen Mehrpreis durch verbesserte Pegelfestigkeit, noch mehr Dynamik, mehr Souveränität bei großer Lautstärke und sogar – Harman hat hier viel getan – mit besserer Feindynamik. Akustisch, das wird klar, befindet sich der AVR 370 schon beinahe auf dem Niveau der Oberklasse.
Fazit

Der Harman Kardon AVR 370 begeistert aus akustischer Perspektive praktisch ohne Einschränkung. Enorm pegelfest, sehr dynamisch und räumlich, und sogar beim Thema Feindynamik extrem stark – für 999 EUR (UVP) und einem Marktpreis, der sogar nochmals rund 100 EUR darunter liegt, kann man aus klanglicher Sicht kaum noch mehr erwarten. Sehr gut gefällt uns auch das hochauflösende On Screen Menü, das überdies einfach zu bedienen ist. Nur bei der Übersetzung hätte man sich noch etwas mehr Mühe geben können. Die mitgelieferte Hauptfernbedienung ist hochwertig verarbeitet und komplett beleuchtet. Des Weiteren liegt eine kleine zusätzliche Fernbedienung für die Bedienung in der 2. Hörzone bei. Der Harman Kardon AVR 370 zeigt bei der multimedialen Ausstattung Lücken. Zwar ist sehr positiv zu bewerten, dass ein WLAN-Modul mit an Bord ist, dafür aber fehlen bis auf die kostenlose Internet Radio Plattform vTuner andere onlinebasierte Musikdienste. Sehr gut ist, dass der HK auch Flac-Dateien in HiRes-Formaten wiedergibt. Hier gibt sich der AVR 370 keine Blöße. Die Fernbedienungs-App für Android und Apple iOS ist hingegen noch zu verbessern, so kann man z.B. vTuner nicht ausschließlich über die App steuern. Sehr gut ist die Upconversion von Video- und Filmmaterial auf 1.080p. Nur die Farbintensität erscheint etwas zu hoch. Die Anschlussbestückung mit einer Vielzahl an HDMI-Eingängen, 2 HDMI Ausgängen und 2 Subwoofer Pre-Outs kann sich zweifellos sehen lassen. So ist unser Gesamteindruck überaus positiv: Ein enorm leistungsstarker AV-Receiver mit bilanzierend einfacher Bedienung und erstklassiger Audio- sowie sehr guter Videosektion. 

Optisch schicker AV-Receiver, der bis auf Lücken bei der Multimedia-Ausstattung ausschließlich mit Spitzenleistungen auf sich aufmerksam macht

AV-Receiver Mittelklasse
Test 24. Juli 2013

+ Pegelfestigkeit setzt Maßstäbe
+ Enorme Räumlichkeit
+ Exzellente Grob- und Feindynamik
+ Sehr gute Videosektion
+ Attraktives OSD
+ WLAN an Bord
+ Spielt HiRes-Flac-Dateien ab
+ Ausgezeichnete Fernbedienung

- Weder Napster noch Spotify
- App mit eher rudimentärem Ausstattungsumfang 

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 24.07.2013