EDV-Support by

   

TEST: AV-Receiver AVR750 - Die perfekte Mehrkanal-Maschine?

05.08.2013 (cr/sw)

Der Arcam AVR750 kommt auf 4.999 EUR und skaliert bis auf UltraHD (4k) hoch

Hinten finden sich unter anderem 7 HDMI-Eingänge und 2 HDMI-Ausgänge

Mitgelieferte Fernbedienung

Unser Beamer-Partner für erstklassige Bildwiedergabe im Redaktionsheimkino

Unser Partner für hochauflösende Audiodateien aus dem Internet 

Das Produkt

Geht ein neuer Stern am AV-Receiver-Himmel auf? Während sich viele Hersteller maximal auf die gehobene Mittelklasse fokussieren, bieten die britischen Sound-Experten von Arcam mit dem 4.999 EUR kostenden AVR750 einen echten neuen AV-Boliden an, der sich mit feinster Technik ganz oben etablieren möchte. An 8 Ohm im 7-Kanal-Heimkinobetrieb liefert die eingebaute Siebenkanalendstufe pro Kanal 100 Watt (1 kHz, 0,2 % THD) - zu wenig? Hier müssen wir lächeln, denn Arcam garantiert diese Leistung bei voll ausgefahrenen sieben Kanälen und nicht nur bei einem. Also "Power pur" mit der Class G-Endstufe, was alles im AVR750 steckt, beweisen auch satte 16,7 kg "Lebendgewicht". Arcam sieht den AVR-750 nicht nur als exzellente Mehrkanal-Maschine, sondern auch als hoch talentierten Stereoverstärker. Um optimal an den Raum angepasst zu werden und um elementare Lautsprecher-Grundeinstellungen vorzunehmen, ist der AVR750 natürlich auch mit einem Einmess- und Room EQ-System ausgestattet.

Die Modernität bleibt ebenfalls nicht außen vor, der AVR750 verfügt über die Möglichkeit, ins Heimnetzwerk eingebunden zu werden. Dann kann er Kontakt mit Home Servern und NAS-Systemen sowie ins Netzwerk eingebundenen PCs und Notebooks aufnehmen, um Musikdateien wiederzugeben. Die große musikalische Auswahl des Internet Radio kann man ebenfalls mit dem AVR750 genießen. Der USB-Port auf der Frontblende dient auch zum direkten Anschluss von Apple iOS-Devices (iPod, iPhone, iPad). Auch bringt der Arcam einen DAB/DAB+-Tuner mit, so dass man in den Genuss tadelloser digitaler Klangqualität kommen kann. Hinter DAB+ verbirgt sich eine "erweiterte" Version von DAB, mit weiter verbesserter Klangqualität und programmbegleitenden Zusatzinformationen (z.B. Verkehrsdaten, Wetterkarten, Titel- und Interpretenangaben, aktuelle Nachrichten-Schlagzeilen). Unterschiedlich ist die Audiocodierung, während DAB auf MPEG-1 Layer-2 verwendet, setzt DAB+ auf MPEG-4 AAC v2 - dieses System arbeitet besonders effizient. Mehr zu DAB und DAB+ findet sich auf digitalradio.de.

Wie sieht es mit den Fähigkeiten beim Video Processing aus? 3D-Unterstützung verdient keine Erwähnung mehr und ist selbstverständlich. Dass der Arcam auf bis zu 4k (UltraHD, UHD) hochskaliert, ist schon beachtlicher, wenngleich dies auch AVRs der 600 EUR-Liga schon als Feature anbieten. Die Video Processing Unit scheint auf jeden Fall neu zu sein, hier sind wir auf die Leistungsfähigkeit gespannt. Die Kontrolle über den AV750 per Ethernet ist ebenso möglich wie die Einbindung in Haussteuerungssysteme mittels RS232-Schnittstelle.

Musterschüler - genau so stellen wir uns einen hochwertigen Innenaufbau vor

Betrachten wir den AVR750 von Innen, so stellen wir fest, dass er bezüglich der Güte von Aufbau und Baugruppen ein deutliches Stück von dem entfernt ist, was einen sonst erwartet, wenn man AVRs öffnet. Der riesige Ringkerntransformator garantiert dauerhaft hohe Stromlieferfähigkeit. Sollte diese, z.B. bei einer gigantischen Explosion im Actionfilm bei ohnehin hohem Lautstärkepegel, nicht ausreichen, stehen Elkos mit großem Fassungsvermögen als Kurzzeitstromspeicher für plötzliche Spitzen zur Verfügung. Der große, schwarze Aluminium-Kühlkörper garantiert einen ausgezeichneten Wärme-Abtransport.

Saubere Verkabelung, schwarzer Kühlkörper

Ringkerntrafo für höchste Stromlieferfähigkeit

 Elkos mit 22.000 Mikrofarad Fassungsvermögen pro Stück

Von außen präsentiert sich der AVR750 im gewohnten Arcam-Gewand - der Wiedererkennungswert liegt hoch. Es finden sich auf der Gerätefront keine Drehregler für Lautstärke oder Quellwahl. Vielmehr wird beides durch Druckknöpfe (+ und -) gesteuert. Da sämtliche Tasten nicht beleuchtet sind, ist dies in der Dunkelheit keine wirkliche Freude. Der Griff zur Fernbedienung hilft hier entscheidend weiter, denn diese liegt sehr gut in der Hand und ist überdies erfreulicherweise komplett beleuchtet. Zudem ist sie übersichtlich, da sieht man ihr aufgrund der zahlreichen Vorzüge sogar nach, dass man bei einem knapp 5.000 EUR kostenden AV-Receiver eigentlich hinsichtlich der gebotenen Opulenz mehr erwartet hätte. Kommen wir zurück zum Hauptgerät. Die Frontblende ist mit sehr geringen Spaltmaßen eingepasst, die Materialqualität macht bei Frontblende und Gehäuse einen sehr guten Eindruck - das kann man in dieser Preisklasse allerdings auch erwarten.

Display und gleichförmige Bedienelemente, links der Button für den Zugang zum Menü, daneben die Eingangswahl, ganz rechts Lautstärke

Power-Knopf

Solide Verarbeitung, geringe Spaltmaße, hochwertige Materialanmutung

Wie sieht es hinsichtlich der Anschlussbestückung aus? Antwort: Gut, aber nicht sensationell. Ärgerlich ist, dass es nur einen 7.1 Pre-Out gibt. Somit fehlt ein Vorverstärkerausgang für den direkten Anschluss eines 2. aktiven Subwoofers. Die Anzahl an HDMI-Eingängen genügt, setzt aber keine neuen Bestmarken. Es gibt noch jede Menge analoger Videoterminals (FBAS und auch Komponente), was Besitzer älterer Video-Quellgeräte freuen wird. Die Lautsprecherkabel-Anschlüsse sind hochwertig ausgeführt.

Zweimal 3,5 mm für portable Geräte (Eingang) und Kopfhörer (Ausgang)

Hochwertige Lautsprecherkabel-Schraubanschlüsse, vergoldet, Es finden sich kein Lautsprecherpaar B-Anschluss

7 HDMI-Eingänge, 2 HDMI-Ausgänge, Stereoausgang für 2. Hörzone, 6 analoge Cincheingänge, 4 x digital-koaxial, 2 x digital-optisch, Ethernet, USB, FM/DAB-Tuner

Weiter geht es: Zone 2 FBAS analog-Videoausgang, 4 x FBAS, 3 Komponenteneingänge. 6V-Anschluss, RS232-Schnittstelle, 2 x Trigger (Zone 1 + Zone 2), dazu IR (Zone 1 + Zone 2)

Nicht berauschend - ein 2. Subwooferausgang fehlt. Den bringen schon AV-Receiver für 600 EUR mit

Kommen wir nun zu den Screenshots des OSDs. Das On Screen Display präsentiert sich in typischer Arcam Optik. Es gibt keinen Einrichtungsassistenten, was bei modernen AV-Receivern mittlerweile beinahe schon Gang und Gäbe ist.

Sieht ähnlich aus wie bei den AVR600/500 AV-Receivern. Man kann eingangsselektiv die Justagen vornehmen

Dolby Volume ist mit an Bord, verschiedene Stereo-Modi anwählbar. Für den Subwoofer gibt es im Stereobetrieb einen eigenen Pegelsteller. Helligkeit, Kontrast und Farbe bezieht sich auf den Video-EQ.

Weiter geht es mit dem Video-EQ: Filmmofus, Konturenverstärkung, eigene MPEG-Rauschreduktion, generelle Rauschreduktion, Video- und Audioquelle

Umfangreiche Informationen möglich, liegt ein Signal an, gibt es zum Format, zur Samplingrate, zur Bitrate Auskunft

Dolby PLIIx ist mit allen Einstellmöglichkeiten integiert. Es fehlt Dolby Pro Logic IIz (mit Front Height) als Decoder

Ergebnisse beim Auto Setup

Nur lobende Worte können wir für das Auto Setup/Room EQ-System finden. Zwar misst der AVR750 nur an einer Haupt-Hörposition ein, dafür arbeitet das System aber so präzise wie bei kaum einem Konkurrenten: Wir haben es mit verschiedenen Lautsprechersystemen ausprobiert, immer waren die Ergebnisse sehr genau. Unschöne Fehlermeldungen produzierte das Auto Setup-System nicht. Die Messung dauer länger als bei vielen Kontrahenten, dafür hat man aber auch das Gefühl, dass die Ergebnisse korrekt sind und nicht "einfach mal schnell und irgendwie" eingemessen wurde.

Teil 2

Lautsorecher-Typen. Die Channels 6 und 7 können für Surround Back, Front Bi-Amping oder auch eine 2. Hörzone verwendet werden

Lautsprecher-Entfernungen

Lautsprecher: Pegelangleich

Zuweisungsmöglichkeit für einen Video-Input bei Audio-Only-Quellen

Optionen bei der Zuweisung

Hier kann man unter dem Punkt "HDMI Output Resolution" entweder "Bypass" für Durchleiten des Signals oder aber eine Ausgabeauflösung bis hoch auf UHD (4k) eingeben

Sound-Modi können aktiviert und deaktiviert werden

Einstellmöglichkeiten für Zone 2

Internet Radio- und Music Player-Funktion

Internet Radio - Optionen

Internet Radio Stationen des Genres "Electronica"

Internet Radio - Wiedergabe eines Senders

Auflistung der PCs und Server für die Nutzung der Music Player-Funktion

Das Anbieten von Multimediafeatures sollte Arcam besser überdenken, bevor man sich deutlich unter Wert verkauft. Der Arcam spielt maximal Medien mit 48 kHz/24-Bit ab - das ist nicht mehr zeitgemäß. Es fehlt die Unterstützung für Flac bis 192 kHz/24-Bit, die mittlerweile eine Selbstverständlichkeit bei Mittelklasse-AV-Receivern ist. Weder über USB noch übers Netzwerk werden 88,2, 96 und 192 kHz-Files unterstützt. Zwar wird bei den Files nach langer Wartzezeit Titel und Format angezeigt, aber nichts wiedergegeben. Würde der AVR750 wenigstens gleich erkennen, dass das Format nicht wiedergegeben werden kann, würde der Mangel nicht ganz so schwer wiegen. So aber gehört schnellstmöglich ein Firmwareupdate her. Wenigstens entschädigt der Arcam bei Wiedergabe des 44,1 kHz/24-Bit Daft Punkt-Albums "Random Access Memorys" mit sattem, nachdrücklichem und räumlich ungemein dichtem Sound. Das gilt auch für die Wiedergabe von Stationen des Internet Radios - hier stimmt alles: Klarheit, Souveränität, Lebendigkeit, ein extrem kraftvoller, aber gleichzeitig exakter Bass und eine tolle Gesamt-Kulisse. Hier kann kaum ein Konkurrent mithalten, der AVR750 beginnt, seinen Kaufpreis überzeugend zu rechtfertigen. Übrigens - eine kleine App namens "Arcam Songbook" gibt es nur für Apple iOS-Devices. Mit ihr kann man nicht den gesamten AVR steuern, sondern lediglich die Streamingfunktionen. In den USA gibt es allerdings schon eine Arcam Remote App, nach entsprechendem Firmware-Update läuft dann diese auf dem AVR750.

Testequipment
Klang

Stereo-Klang war schon immer eine Domäne der Arcam AV-Receiver. Verstärkt wünschen sich Anwender, die sehr gern in Stereo und in Mehrkanal hören, AV-Receiver, die einfach beides exzellent können. Wir versichern an dieser Stelle eines: Die Stereo-Güte ist wirklich imposant. Wir hören das Daft Punk-Album "Random Access Memories", und hier z.B. den Titel "Beyond". Trocken, satt und hart tritt der Bass in Erscheinung, klar fokussiert, ohne unschönes Nachschwingen. Gern auch mit großen Standlautsprechern, der AVR750 hat so viel Leistung in Petto, dass er keinen Subwoofer braucht. Hauptsache, die Stand-LS sind in der Lage, abgrundtiefe Bässe zu produzieren, mehr wird nicht benötigt. Klar und sensibel wird der Raum ausgeleuchtet, untadelig schiebt der AVR750 bis in höchste Pegelregionen voran. Ungemein ausgeprägt ist die Räumlichkeit, so gerät schon zweikanaliges Hören zu einem ganzheitlichen Erlebnis, in dem sich der Zuhörer bestens aufgehoben und integriert fühlt. Das zeigt sich auch bei "Contact" vom selben Album - dynamisch, mit hoher Raumwirkung und einer stets angenehmen, nie schrillen Gesamt-Charakteristik beweist der Arcam sein Können.

Natürlich zieht er auch bei klassischem Material alle Register seines Könnens. Bei Peter Tschaikowskys "Hamlet Opus 67", einer Fantasie-Ouvertüre nach Shakespeare, beweist er uns, wie virtuos er auch mit enormen dynamischen Unterschieden umgehen kann. Er kann Streicher glasklar, aber gleichzeitig homogen und ohne aggressive Beimengung darstellen. Immer ist die Räumlichkeit im Stereobetrieb verblüffend - der Zuhörer wird sofort vollkommen in den Bann der Musik gezogen. Der Arcam feiert sein eigenes musikalisches Festival, er dringt in Bereiche bei Plastizität und Detaillierung vor, die selbst AV-Receiver der angehenden Oberklasse im Stereobetrieb nicht betreten können. Er spielt beinahe völlig frei auf, dynamische Gebilde, ganz gleich, welcher Ausprägung, wirken ungemein authentisch. Direkte, impulstreue Umsetzung wird hier groß geschrieben. Begeisternd ist die angenehme tonale Auslegung. Nicht kühl und distanziert, sondern "vollmundig", kultiviert mit höchst edler, angenehmer Note spielt der Arcam auf.

Wir haben auch einen nicht zu unterschätzenden Benefit getestet - den eingebauten DAB/DAB+ Tuner, der uns durch seine enorme Klangqualität sehr erfreute. Bei klassischer Musik (BR Klassik, Klavierstücke von Richard Strauß, gespielt von Nicholas Rimmer) bietet er eine sehr schöne, plastische Durchzeichnung, einen recht feinen Hochtonbereich und eine homogene, lebendige Wiedergabe. Die Anschlagdynamik des Klaviers kommt ausgezeichnet heraus. Mit zeitgenössischer Pop-Musik hat der AVR750 ebenfalls keine Berührungsängste und gibt diese kraft- und ausdrucksvoll wieder. So bietet der Arcam mit seinem DAB/DAB+ Tuner einen echten Mehrwert - die Klangqualität wird von einem oft hörbar verrauschten, weniger klaren und facettenreichen UKW-Signal nicht erreicht.

Was der Arcam AVR750 kann, beweist er uns gleich bei Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert Nr. 4 in D-Dur, gespielt von Marianne Thorsen/Trondheim Solistene. Das erste Allegro, vorliegend in DTS-HD Master Audio, zeigt uns deutlich auf, wieso der Arcam so deutlich teurer ist als die AV-Receiver, die wir ansonten in der letzten Zeit getestet haben: Die Detaillierung feiner musikalischer Strukturen, gerade bei den Violinen-Soli sehr gut herauszuhören, ist extrem gut, alles wirkt feiner, wohldosierter, lebendiger, kultivierter - kurzum, der AVR750 gibt das wunderschöne klassische Stück nicht nur wieder, sondern nimmt sich ihm mit Sorgfalt an. Impulstreu arbeitet er auch in der zweiten oder dritten Reihe noch Feinheiten heraus und verteilt diese exakt ausbalanciert im Hörraum. Das Abklingen der Instrumente gelingt dem Arcam meisterlich, der Schwung, den er an den Tag legt, ist immens - gerade für Klassik-Liebhaber lohnt sich dieses Investment ungemein. Bezüglich der möglichen Lautstärke hat der AVR750 keine Probleme, auf Konzertsaal-Niveau aufzuspielen. Die geschmeidigen und kraftvollen Endstufen wirken nie überfordert und packen auch bei beachtlichem Pegel noch mit Nachdruck zu.

Auch aus der Feder Wolfgang Amadeus Mozarts stammt die Sonate für 2 Klaviere in D-Dur, gespielt vom Dena Piano Duo. DTS-HD Master Audio in überragender Güte vom bekannten Label 2L - das lässt erneut viel erwarten. Und der AVR750 enttäuscht auch hier nicht - Temperatur des Klaviers, Detaillierung, Anschlagdynamik und Räumlichkeit sind weit überdurchschnittlich. Alles wirkt fein, gleichzeitig schwungvoll bis ins Subtile, alle relevanten Konturen werden exzellent herausgearbeitet. Der freie, nie beißende oder aggressive Hochtonbereich trägt gewichtig zum luftigen, genussvollen Klangerlebnis bei. Kleine dynamischen Differenzen werden mit ungemein hoch liegender Schnelligkeit ins tonale Gesamtgefüge eingewoben.

Hören wir uns die BD "Vivere" von Andrea Bocelli an (PCM 5.1). Schon das Intro weckt Begeisterung. Andrea spricht hier einige Worte über die Toscana, parallel sind zwitschernde Vögel und Kirchturmglocken zu hören. Die Stimme hat Kontur und Klarheit, die Umgebungsgeräusche sind sorgfältig eingebaut. Als dann das erste Stück "Melodramma" beginnt, ist der exzellente Aufbau, der auch die richtige Balance zwischen Instrumenten und Stimme berücksichtig, hervorzuheben. Die Streicher ertönen flüssig, samtig, lebendig - ohne jeden aggressiven Zwischenton. Die überragenden Fähigkeiten bei der Wiedergabe von Andreas Stimme verlangen nach einem hochwertigen Centerlautsprecher, der in der Lage ist, diese Fähigkeiten akustisch umzusetzen. Filigrane Piano-Strukturen oder die Einarbeitung des Schlagzeugs, all dies gelingt dem AVR750 "bellissimo" - er erweist sich dieses Konzertes als absolut würdig, wie er auch beim nächsten Lied "Romanza" eindeutig herausstellt. Der heftige Beifall der Zuhörer kommt plastisch und mit präziser Gewichtung heraus. Bei "Romanza" steht die Stimme nahezu frei im Raum, sie breitet sich charismatisch und gleichmäßig im Hörraum aus. Feine vokale Strukturen werden erstklassig berücksichtigt, ohne dass die Fokussierung vokaler Elemente je so weit reichen würde, dass die Instrumentierung nicht mehr facettenreich herauskommt.

Das Abschiedskonzert der norwegischen Pop-Ikonen von a-ha stellt die nächste Herausforderung für den Arcam dar. Auch hier hören wir eine DTS-HD Master Audio-Tonspur. Als Songs haben wir "The Sun Always Shine On TV" und "We Are Looking For The Whales" ausgesucht. Die Spannung vor Beginn des Konzertes stellt der AVR750 ausgezeichnet dar. Die Euphorie des Publikums, die Rhythmus-Linien, die Effekte, all dies verdichtet der AVR750 zu einem hochprozentigen Musikerlebnis. Besonders gut gefällt, wie sorgsam er auch bei den a-ha Songs die Effekte auf die einzelnen Kanäle verteilt. Er schafft wahrhaftige Live-Atmosphäre und vermag so eine Türe zu öffnen, die selbst guten AVRs der 2.000 EUR-Liga einfach verschlossen bleibt. Er spielt aber auch noch charismatischer und dichter auf als der bereits sehr gute Arcam AVR600. Er spielt den aktiven Subwoofer noch präziser an und stellt den AVR600 bei der Gesamtdynamik in den Schatten. Er schafft einen extrem hochwertigen akustischen Spagat zwischen Klarheit, Harmonie, enorner Dynamik und fesselndem Nachdruck. Stimme und Instrumente sowie zahlreiche Effekte stellt der AVR750 gekonnt differenziert dar, ohne es dann an ganzheitlichem Erscheinungsbild fehlen zu lassen. Er sorgt für Live-Konzert-Flair im heimischen Wohnzimmer, auch durch die exzellente Pegelfestigkeit. Der Arcam kommt nahezu jedem Lautstärkewunsch mit einer Problemlosigkeit nach, die faszinierend ist. Schier unerschöpfliche Leistungsreserven stellt die eingebaute Siebenkanal-Endstufe souverän und ohne hörbare Verzerrungen zur Verfügung.

Wie gibt der Arcam AVR750 Filmtonspuren wieder? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir den 007-Film "Ein Quantum Trost" ab Filmbeginn verfolgt. Der Film startet mit einer wilden Verfolgungsjagd. 007 wird in seinem Aston Martin DBS von Killern in schwarzen Alfa Romeo 159 rund um den Gardasee gescheucht. Im Kofferraum hat Bond wertvolle Fracht, auch diese möchten die schießwütigen Killer gern aus dem Weg räumen. Die Salven aus den Automatikwaffen haben ungemeine Wucht und viel Nachdruck, die Schärfe bei den Auto-Crashs kommt sauber heraus. Das Hochdrehen des 12-Zylinders in James Bonds DBS stellt der Arcam exzellent dar, bei allem Trubel vergisst er auch die ansprechende Einarbeitung des Music Score nicht. Die Funksprüche der Carabinieri, die im Land Rover Defender die Verfolgung aufnehmen, wirken ebenfalls sehr authentisch. Die Schüsse aus der Pistole des Carabinieri wirkt tonal sehr präzise, völlig anders als die dumpferen, drückenderen Automatikwaffen.  Der Abflug des zweiten Alfa der Killer in die tiefe Schlucht wird ausgezeichnet herausgearbeitet. Bei allen Effekten beweist der AVR750 stets das richtige Gespür für eine greifbare, intensive Darstellung. Der Music Score, der auf die Eröffnungssequenz folgt, ertönt mit viel Wucht sowie Nachdruck und einer sauberen, detailreichen Stimmwiedergabe. Die Szene, die in Brengenz bei den Festspielen atattfindet, beweist aufs Neue, wie sauber der Arcam Details einbinden kann - Stimmen, Schritte, kleine Effekte wie das Öffnen einer Tür, das Anstoßen mit Gläsern oder schlichtweg Schritte auf dem Boden eröffnen dem Zuhörer immer ganz genau, was gerade vor sich geht. Auch, als 007 im Restroom den Inhalt der Tüte checkt, ist die Güte der akustischen Einarbeitung hervorragend. Der kurze Ausschnitt aus "Tosca" belegt dann aufs Neue, dass der AVR750 musikalisch enorm talentiert ist, die Stimme des Opersängers wirkt gehaltvoll und charismatisch.

"Transporter 3" gibt dem Arcam erneut die Möglichkeit, seine Talente nachhaltig unter Beweis zu stellen. Hier springen wir zum 6. Kapitel. Hier gibt es zunächst nur kleine Effekte, wie das Piepsen des Navigationssystems oder die gedämpft in den Innenraum des Audi A8 W12 dringenden Fahrgeräusche. Die Stimmen bildet der Arcam sehr detailreich und präzise ab. Auch die musikalischen Elemente klingen sehr natürlich und lebendig. Die Auseinandersetzung zwischen Frank Martin und Valtentina wird ebenso impulstreu dargestellt wie die Rap-Musik, die kurz danach ertönt. Das Zuschlagen der Tür und das Laufen der Zapfsäule arbeitet der AVR750 präzise heraus. Insgesamt macht er auch hier den Klassenunterschied zu günstigeren AVRs deutlich: Er offeriert einfach mehr Sorgfalt bei der Aufbereitung der unterschiedlichen akustischen Arrangements. Schon Mittelklassegeräte sind hier deutlich während der letzten Modellgenerationen gereift und bieten ein Niveau, das beachtlich ist. Der Arcam setzt aber bei allem, besonders bei seinem Sinn für akustische Realitäten, nochmals "einen drauf" und verringert die Distanz Zuhörer-Geschehen deutlich. Als die Gegner mit einer Mercedes E-Klasse auftauchen und die Lage noch ernster wird, Valentina Alkoholisches zu sich nimmt, gibt Frank eine weitere Kostprobe seines fahrerischen Könnens und bringt die große Audi-Limousine richtig auf Touren. Hierbei behält der AVR750 stets den Überblick über den dance-lastigen Music Score und die wilden Fahrmanöver.

Videosektion

Upscaling von Filmmaterial (Star Wars Episode 3, ab Filmbeginn) von 576i auf 1080p: Arcam hat tatsächlich eine immense Verbesserung bei der Leistungsfähigkeit der Videosektion realisieren können - der AVR600 hat hier keine Chance mehr. Die Star Wars-typische gelbe Laufschrift zu Beginn des Films ist zwar noch nicht perfekt, aber auch hier zeigen sich an Schärfe und der geringen Anzahl von sichtbaren Artefakten bereits Verbesserungen. Zudem holt der AVR750 viele Sterne an den Himmel des Star Wars-Universums. Allerdings bleichen die Lettern in Richtung der Ränder etwas aus, und die Schärfe der Schrift nimmt in den hinteren Bildebenen leicht ab. Überdies ist leichtes Flimmern zu beobachten. Als kurze Zeit später der republikanische Sternzerstörer durchs Bild donnert, braucht der De-Interlacer nur wenig Zeit, um einzurasten und das große Raumschiff mit solidem Bildstand darzustellen. Allerdings sind leichte Artefakte an der Kommandobrücke sichtbar, sonst beeindruckt das Bild mit sehr guter Schärfe, ausgewogenen, fein gezeichneten Farben, tollem Kontrast und hoher Plastizität. Auch der im Schatten liegende Flügel des Sternzerstörers kommt detailreich zum Ausdruck. Als die beiden Raumjäger von Obi-Wan und Anakin knapp über der Oberfläche den Sternzerstörer überfliegen, produziert der AVR750 praktisch keine Nachzieher und beeindruckt wiederum mit seiner hohen Gesamtbildschärfe. Was wir nur immer wieder lobend erwähnen können, ist die tolle Farbtreue - besonders sichtbar wird dies auch später in den Gesichtern von Obi-Wan und Anakin, die Hauttöne stellt der Arcam exzellent dar - hier kann sich mancher Konkurrent eine Scheibe abschneiden.  Als die beiden Raumjäger nach unten in die tobende Schlacht oberhalb von Coruscant abknicken, eröffnet sich dem Betrachter ein scharfes, dreidimensionales Panorama, das bis in die untersten Bildebenen scharf und präzise durchzeichnet ist. Die zahlreichen Explosionen im Schlachtgeschehen modelliert der AVR750 gekonnt heraus und beeindruckt durch neutrale Farbgebung und feine Farbübergänge.

Wie sieht es mit dem Upscaling von Videomaterial aus? Auch hier bietet der Arcam nicht nur eine solide, sondern eine sehr ansprechende Performance. Die schwarzen und weißen Schriften vor dreifarbigem Hintergrund  in verschiedenen Geschwindigkeiten, wie die anderen Testbilder auf der AVEC Professional Test DVD abgelegt, stellt er sauber dar. Es treten kaum Artefakte auf und überdies wird eine hohe Bildschärfe geboten. Nachzieheffekte sind praktisch nicht sichtbar. Die Siemenssterne vor grünem Hintergrund - ein großer magentafarbener Siemensstern in der Mitte und vier kleine in den Bildschirmecken - drehen sich sauber und ruhig, an den Spitzen der einzelnen Elemente sind nur leichte Treppenstufen sichtbar. Das Grün und das Magenta werden rein und ohne störende Farbstiche wiedergegeben. Das Pendel mit rot-blauem Innenleben, das in unterschiedlichen Geschwindigkeiten über eine stehende schwarze Linie schwingt, zeigt nur eine geringe Neigung zu Nachziehern, auch das Pendelinnere ist stets exakt sichtbar. Die Pendelspitze ist recht sauber durchzeichnet. Das bewegte Realtestbild der schwäbischen Stadt Esslingen, das Teile der alten Stadtbefestigung, eine Kamerafahrt über die Hausdächer und Grünanlagen sowie ein befahrene Hauptstraße zeigt, ist scharf und detailreich, nur bei den Kamerafahren gibt es einen leichten Schärfeverlust. Die Grünanlagen werden authentisch präsentiert, Scalingrauschen und andere Artefakte sind nur in sehr geringem Umfang zu erkennen. Die Ziegel der Hausdächer flimmern nur leicht.

Konkurrenzvergleich
  • Arcam AVR600: Der AVR750 lässt dem AVR600 wenig Chancen. Nur das OSD ist nach wie vor nicht optimal, es fehlt ein Ersteinrichtungs-Assistent beispielsweise. Auch die Abwesenheit praktischer Drehregler zum Einstellen der Lautstärke und der Quellwahl ist geblieben. Ansonsten aber spielt der AVR750 den AVR600 an die Wand: Kaum teurer, aber deutlich bessere HDMI-Anschlussbestückung, deutlich bessere Videosektion, noch mehr Kraft und Impulstreue und bessere Multimedia-Eigenschaften. Die Fernbedienung lässt überdies ein komfortables Handling zu.
  • Denon AVR-4520: Nur die Hälfte kostend, ist der AVR-4520 ein hochattraktiver, sorgsam aufgebauter AV-Receiver, der mit räumlich dichtem Klang und hoher akustischer Gesamthomogenität begeistern kann. Die Videosektion ist sehr gut, die Verarbeitung hervorragend, das Bedienkonzept ebenso besser und moderner als beim AVR750 wie die gesamte Multimedia-Sektion. Der Arcam aber schlägt mit britischer Gelassenheit zurück, getreu dem Motto "ich klinge einfach bestechend, da könnt ihr machen, was ihr wollt". Und genau so ist es. Wer ihn gehört hat, will ihn nicht mehr hergeben. Den nur sieben Endstufen, der mageren Multimedia-Ausstattung und dem stattlichen Kaufpreis zum Trotz. Mit dem Arcam beginnt vor allem Musik, zu leben - den Hörraum mit 360 Grad-Wirkung zu füllen, den Zuhörer völlig zu integrieren. Nicht falsch verstehen - auch für 2.500 oder 2.000 EUR stellen sich AVRs bei diesem Unterfangen schon talentiert an. So souverän und lässig wie der Arcam diesen Job erledigt, bringen sie die Unterbringung des Zuhörers inmitten der akustischen Geschehnisse aber nicht zustande.
  • Onkyo TX-NR5010: Der große Onkyo besticht durch die erstklassige Videosektion inklusive isf-Modi und ausgezeichnetem Video-EQ. Für die 3.000 EUR Kaufpreis, die Onkyo veranschlagt, kann man dem 9.2 AV-Receiver nichts vorwefen. Neun Endstufen an Bord, tolle Multimediaausstattung, enorm pegelfest, räumlich und dynamisch - schon der TX-NR5010 erfüllt sehr hohe Ansprüche. Wodurch rechtfertigt der Arcam AVR750 dann seinen Mehrpreis? Es ist ebenso wie der Unterschied, ob man sich für den normalen Mercedes S 500 oder für die AMG-Version entscheidet. Schon der S 500 gehört zu den besten Autos der Welt, der AMG setzt aber in wesentlichen Punkten noch eines drauf - mehr Dynamik, mehr Fahrfreude, mehr Nachdruck - zu einem deutlich höheren Preis, der aber in Anbetracht des gebotenen Mehrwerts absolut ok ist. Genauso verhält es sich mit dem Arcam: Er kann samtig zart. Er kann brachial. Er schafft immer die perfekte Balance aus akustischer Sicht. Er spielt üppig, aber immer authentisch. Erreicht noch spielerischer als der Onkyo höchste Pegelregionen. Präsentiert sich absolut standfest bei härtester Beanspruchung, kurzum - der AVR750 ist der "AMG" unter den AV-Receivern, oder der "RS" für Audi-Liebhaber bzw. das "M-Modell" für den BMW-Freund.
Fazit

4.999 EUR kostend, nur sieben Endstufen, ein Subwoofer-Pre-Out, kein Einrichtungsassistent - viele Leser werden sich fragen, wie ein solcher AV-Receiver eine "Referenz" werden kann, zumal er auch aus multimedialer Sicht nicht den berühmten "Hering" vom Teller reißt und sich hochauflösenden Flac-Dateien mit 88,2, 96 und 192 kHz verwehrt. Ehrliche Antwort - wäre dies alles auch noch vorhanden bzw. gegeben, hätte der AVR750 ein "Masterpiece" eingeheimst. Dass es dazu nicht gereicht hat, das liegt an den hier beschriebenen Gründen. Aus klanglicher Sicht gibt es kaum noch etwas zu verbessern. Ganz gleich, ob Pegelfestigkeit, Lebendigkeit, Räumlichkeit, Grob- oder Feindynamik - überall schöpft der AVR750 sein Potential voll aus und brilliert über alle Maßen. Innerer Aufbau und Anfass-Qualität sind auch exzellent, hier spiegelt sich die Preisklasse nachvollziehbar wieder. Die mitgelieferte Fernbedienung ist zwar kein qualitatives Highlight, ist aber komplett beleuchtet und lässt ein komfortables Handling zu. Richtig gut gelungen ist Arcam aber auch die Videosektion, noch Schwachpunkt beim AVR600. Ausstattungsmäßig ist vieles vorhanden, sogar ein DAB/DAB+ Tuner und auch ausreichend HDMI-Terminals. Das Einmess- und Room EQ-System arbeitet sehr präzise und überdies zuverlässig. Insgesamt ist der AVR750 somit nahezu konkurrenzlos, denn er klingt besser als die meisten AV-Boliden anderer Hersteller, die vor einigen Jahren zu nochmals höheren Preisen erhältlich waren. Zudem hält auch die Videosektion Schritt mit der Top-Akustik, so dass man sich für Liebhaber purer Audio- und Videoqualität kaum einen besseren AVR vorstellen kann. Nur Ausstattungsfanatiker werden dieser Feststellung nicht in allen Punkten zustimmen.

Besser klingt keiner: Für seinen Kaufpreis bietet der AVR750 ohne Einschränkung superbe klangliche Eigenschaften  und auch eine ausgezeichnete Videosektion

AV-Receiver Luxusklasse
Test 05. August 2013

+ Fesselnder Klang, harmonisch und klar
+ Bei Stereo- und Mehrkanal-Material Maßstäbe setzende Klanggüte zum Preispunkt 5.000 EUR
+ Erstklassige Grob- und Feindynamik
+ Extrem pegelfest
+ Druckvoller, präziser Bass und toller Tiefgang
+ Sehr gutes Einmesssystem
+ Sehr gute Videosektion
+ Exzellentes Finish innen und außen
+ DAB- und DAB+ Tuner mit sehr guter Klangqualität

- Multimedia-Eigenschaften zu verbessern (HiRes-Support)
- Nur 7 Endstufen
- Nur 1 Subwoofer-Pre-Out

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 05. August 2013