TEST: RHA MA450i - Geräuschisolierender In-Ear Kopfhörer mit Fernbedienung und Mikrofon

08.11.2012 (phk/sw)

Einführung

RHA ist eine Kopfhörerschmiede mit Sitz in den UK. Im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Glasgow wird intensiv geforscht und entwickelt, um geneigten Käufern bestmöglichen Klang zu bieten. Wir haben uns aus dem Portfolio die MA450i herausgepickt. Die preislich am Markt mit 50 EUR recht günstigen In-Ear Kopfhörer bringen eine kleine Transporttasche sowie eine Auswahl von sieben Paar Ohrpolster für sicheren Sitz mit und wollen natürlich akustisch überzeugen. Die integrierte Fernbedienung sorgt für komfortable Bedienung des angeschlossenen Apple-Gerätes. Alle Geräte bieten eine Dreijahresgarantie. Die MA450i sind in Silber und Schwarz erhältlich.

Technische Daten
  • Treiber: 10mm Mylar
    Frequenzbereich 16-22,000 Hz
    Impedanz: 16 Ohm
    Empfindlichkeit: 103 dB
    Nennleistung/Höchstleistung: 3/10 mW
    Gewicht: 11g
    Kabel: 1,5m
    Anschluss: 3,5mm Klinke
    Zubehör: In-Ear Adapter in 7 verschiedenen Größen, Tasche

Verarbeitung, Technik, Funktionalität

"Dual-density"-Ohrpolster

Fernbedienung

Aus Aluminium gefertigter Ohrhörer

1,5m langes Kabel

Die MA450i hinterlassen, besonders wenn man die Preisklasse berücksichtigt, einen hervorragenden Eindruck bezüglich Verarbeitungs- und auch Materialqualität. Aus Aluminium gefertigt bieten die Hörer eine sehr gute Haptik. Im Detail kann noch verbessert werden, bei unserem rechten Earbud ist zwischen schwarzem und silbernem Aluteil klares Spaltmaß zu sehen. Das 1,5m lange Kabel ist mit schwarzem Stoff überzogen, das mindert etwas die Reibung gegenüber einem Gummikabel und wirkt dem lästigen Verheddern entgegen. Die Fernbedienung liegt auf der rechten Seite etwa auf Höhe der Schulter, wenn man den MA450i im Ohr hat. Das ist vermutlich die Idealposition für das Mikrofon, für die Bedienung aber ein wenig umständlich.

Die Fernbedienung steuert mit + und - ganz klassisch den Pegel, der mittlere Button bietet verschiedene Möglichkeiten. Mit einem kurzen Klick wird bei Musikwiedergabe Play/Pause bedient oder ein Anruf entgegengenommen bzw. beendet. Mit 2x Klicken springt man einen Track nach vorne, mit 3x Klicken einen Track zurück. Drückt man lange auf den mittleren Kopf, wird die Sprachsteuerung gestartet. Remote und Mikrofon werden von iPod nano (4. Gen+), iPod classic (120 GB, 160 GB), iPod touch (2. Gen+), iPhone 3GS, iPhone 4 und iPad/iPad 2 unterstützt, Audio natürlich von allen iPod Modellen.

Den angegebenen Frequenzbereich und eine stets klare, authentische Klangwiedergabe realisiert RHA mit dem "Aerophonischen Design". Aerophonie beschreibt Klangproduktion und -Verstärkung durch natürliche Schwingungen in einem durch Luft gefüllten Raum, wie etwa einem Musikinstrument. Im Gegensatz zu konventionellen Ohrhörern ließ sich RHA von den aerophonischen Eigenschaften eines Trompetentrichters inspirieren. Das Trompeten-übliche Luftstrom-System wird umgekehrt und der 10mm Mylar-Treiber kanalisiert die Luft vom breitesten Abschnitt der Trichterform zu dessen engsten. Dies soll den Klang kondensieren und der Luft erlauben, unbedrängt vom Lautsprecher zum Ohr zu gelangen und für eine klare, authentische Klangwiedergabe sorgen.

Zahlreiche Ohrpolster liegen den MA450i für jede individuelle Größe bei. Diese "dual-density" Polster sind für optimale Geräuschunterdrückung konzipiert. An der Außenseite sorgt weiches Silikon für Komfort und sicheren Sitz, an der Innenseite ist etwas härteres Silikon, welches siegelartig Geräusche nach außen dämpft. Die Ohrhörer sitzen auch nach längerem Tragen extrem bequem und beanspruchen den Gehörgang kaum. Für In-Ear Kopfhörer bieten die MA450i eine beachtliche Geräuschisolation und filtern den Großteil der Umgebungsgeräusche erfolgreich aus.

Klang

Wir starten unsere Klang-Testreihen mit einem HiFi-Klassiker, den Sultangs of Swing von den Dire Straits. Sogleich überrascht uns der MA450i mit einer voluminösen und kräftigen Tieftonwiedergabe. Diese präsentiert sich aber etwas rund und ein wenig aufgedickt. Dennoch lassen sich die einsetzenden Schläge der Drum gut erkennen und es wird noch recht solide durchdifferenziert. Im Hochtonbereich spielen die Engländer klar, aber keinesfalls spitz und aggressiv. Ein wenig mehr Auflösung wird sich der highfidele Anwender wünschen, in diesem Preisgefüge bietet der RHA In-Ear aber eine sehr gute Performance. Die Mitten klingen recht ausgewogen aber im Vergleich zu Höhen und Tiefen ein wenig unterrepräsentiert. Wir legen mit "Down to the Waterline" gleich nach, beim lang gezogenen Intro gefallen die sauber ausgeformten Gitarrenklänge. Auch als das Ensemble einsetzt beweist der MA450i Schwung und Musikalität. Die Stimmwiedergabe hingegen gefällt uns nicht ganz so gut, aufgrund des komplexen akustischen Geschehens geht die Stimme ein wenig unter. Der Bühnenaufbau ist ausgezeichnet, auch Breite und Tiefe gelingen authentisch. Die einzelnen Instrumente lassen sich problemlos differenzieren.

Bei "Turned my Upside Down" von Sara K. setzt der MA450i noch eins drauf. Hier ist die Stimme etwas betonter und zeigt durchaus charakteristische Eigenschaften. Der dynamische, jazzige Sound scheint dem RHA Ohrhörer eindeutig zu liegen. An Auflösung und Detailvermögen darf man natürlich nicht zu viel erwarten, dies wäre gegenüber einem 50 EUR In-Ear aber auch nicht gerecht. Im Gegenteil ist es positiv zu werten, wie sauber und dynamisch sich der RHA bei diesen anspruchsvollen Tracks gibt.

Mit Flogging Mollys "Drunken Lullabies darf sich der RHA am schwungvollen Celtic-Punk/Irish-Folk versuchen und differenziert die einzelnen Instrumente wieder sauber aus. Es fehlt uns ein bißchen am Grundton, die Bühne wirkt nicht ganz so dicht und authentisch, wie wir es uns wüschen würden. Dies liegt hauptsächlich am etwas schwachen Bereich der Mitten, etwas mehr Präsenz ist gefordert. An Schwung und Agilität fehlt es aber nicht, der RHA lädt durchaus zum Fußwippen ein.

Mit Orjan Nilsens "Viking" darf er sich an schneller elektronischen Musik messen. Die flotten Synthesizer-Elemente bindet er sauber in die akustische Kulisse ein. Hier fehlt es uns allerdings zunächst ein wenig an Volumen im Tieftonbereich, dadurch wirkt der übrige Frequenzbereich überspitzt und sogar leicht scharf, was uns bei den vorherigen Rock-Tracks nicht in dieser Ausprägung aufgefallen ist. Das Problem ist aber nicht der Kopfhörer an sich, sondern der Sitz des Ohrhörers. Man muss genau aufpassen, dass der In-Ear perfekt im Ohr sitzt. Ist dies der Fall, steigert sich die akustische Performance immens. Volumen, Punch und sattte Bässe sind die Folge. In Kombination mit der hohen Agilität bietet der MA450i einen hohen Spaßfaktor. Die flinken MOT-Elemente von Viking bereiten ihm keinerlei Probleme. Auch die harten Kickbässe gegen Ende des Tracks gibt er sauber und kraftvoll wieder.

Aufgrund des flinken Ansprechverhaltens trauen wir dem günstigen RHA Hörer "Fear Bill Gates" von Illdisposed zu. Die Doppelbässe gelingen ihm ausgezeichnet und trotz der sehr komplexen Klangkulisse wirken nur einige wenige Elemente etwas hintergründig. Selbst die Soli im zweiten Teil des Liedes arbeitet er sauber vor der chaotischen Hintergrundkulisse heraus. Insgesamt könnte auch hier das Klangbild etwas satter, die Atmosphäre etwas dichter klingen. Für die Preisklasse macht der In-Ear aber einen dynamischen und soliden Eindruck in allen unseren Klangbeispielen. Wir sind begeistert, wozu ein 50 EUR In-Ear Headphone fähig ist.

Fazit

Der RHA MA450i präsentiert sich als flexibler, solide verarbeiteter und akustisch leistungsfähiger In-Ear Kopfhörer zum günstigen Preis. Er ist pegelfest, bietet solide Dynamik und ein sattest Tieftonfundament sowie klare Höhen. Auch wenn im Detail die Verarbeitung noch Potential hat, ist die Fertigunsgqualität und das Material bezogen auf die Preisklasse ausgezeichnet. In Kombination mit Apple-Geräten gelingen die Steuerfunktionen und die Sprachwiedergabe ist ebenfalls solide.

Preislich fairer In-Ear Kopfhörer mit solider Verarbeitung und hohem Spaßfaktor

Kopfhörer In-Ear Oberklasse
Test 08. November 2012

+ Hohe Dynamik
+ Satter, kraftvoller Tieftonbereich
+ Pegelfest
+ Solide Verarbeitung
+ Gute Sprachqualität
+ Absolut fairer Preis
+ Tragekomfort

- Mitten etwas unterrepräsentiert

Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 08.11.2012