TEST: Philips Fidelio M1 - Geschlossener On-Ear mit starkem Klang zum kleinen Preis?

02.10.2011 (mk/sw)

Elegante Leder-Optik - Philips Fidelio M1

klappbare Kopfhörer

Einführung

Mit dem Fidelio M1 bringt Philips für 199,99 EUR einen weiteren hochwertigen Mittelklasse-Kopfhörer auf den Markt. Die On Ear-Phones sind mit der geschlossenen Akustikarchitektur ausgestattet, so sollen keine Geräusche nach innen oder außen dringen und eine verlustfreie Basswiedergabe erreicht werden. Das standardmäßige 1,1m lange Kabel ist mit Nylongewebe und verfügt über ein Mikrofon. Der Kopfhörer hat einen Frequenzgang von 15 bis 24000Hz und erreicht bei der maximalen Eingangsleistung von 150MW einen Schalldruck von 106 dB. Durch die hochleistungsfähigen Neodym-Lautsprecher soll der M1 auch den gehobeneren Anspruch zufrieden stellen. Wie er sich schlägt, lesen sie hier im Test.

Verarbeitung

Rückseite der Ohrmuschel mit Alu-Bügel

Der Alu-Ring ist sauber befestigt. Gute Polsterung

Präziser Justage-Mechanismus

Der Philips Fidelio M1 bietet für seine knapp 200EUR eine äußerst hochwertige Verarbeitung. Die Ohrmuscheln selbst sind mit Leder überzogen, so sind sie weich und sitzen auch nach längerer Benutzung noch bequem. Der Bügel besteht aus Aluminium und ist oben ebenfalls mit Leder bezogen. Die Halterungen der Ohrmuscheln an den Enden des Bügels sind sauber befestigt. An der Rückseite des linken Hörers führt ein ca. 10 cm langes Kabel mit einem 3,5mm Klinken-Anschluss heraus, an dem das mitgelieferte Verbindungskabel mit Mikrofon angebracht werden kann. Sonstige Adapter oder andere Kabel werden leider nicht mitgeliefert. Das sauerstofffreie Kabel ist mit Nylongewebe beschichtet und macht einen stabilen und festen Eindruck. Der M1 bietet also durch seine hochwertigen Materialien eine hervorragende Verarbeitung, die auch optisch nicht zu verachten ist. Die akustische Abschirmung nach außen funktioniert hervorragend. Geräusche aus dem Kopfhörer sind für den Sitznachbarn praktisch nicht hörbar. Beim Hören selbst sind laute Geräusche wahrzunehmen, aber sogar zweite, offene, Musikquellen werden gut ausgeblendet.

Klinken-Anschluss am Kopfhörer

mitgeliefertes Verlängerungskabel

Kontrollknopf am Kabel mit Mikrofon

Zusammenarbeit mit dem Smartphone

Nachdem man das 3,5mm-Klinkenkabel des Kopfhörers an das Smartphone angeschlossen hat (in unserem Fall das HTC One X) werden die Kopfhörer und das am Kabel befindliche Mikrofon sofort ohne Probleme erkannt. Der M1 ist kompatibel mit dem iPhone, Blackberry, HTC, Nokia, Samsung, LG und Motorola-Handys. Adapter für Sony-Geräte sind beim Support verfügbar. Indem man den Knopf auf der Kabelfernbedienung drückt, startet oder pausiert man mit einer kurzen Verzögerung die Wiedergabe vom Handy. Leider sind keine Lauter/Leiser-Tasten auf der Kabelfernbedienung, so muss die Lautstärke also direkt am Handy verstellt werden. Klingelt das Handy, nimmt man wiederum mit Druck auf den Knopf das Gespräch an. Die Gesprächsqualität ist dabei auf beiden Seiten in Ordnung, das eingebaute Mikrofon zeugt von guter Stimmerfassung und Aufnahmequalität.

Klang

Zunächst einmal soll der Fidelio M1 bei etwas Techno seine Bass-Power unter Beweis stellen. Beim Tiesto Remix von Goldfrapps „Rocket“ wird uns gleich gezeigt, dass er sich vor den Tiefen nicht verstecken muss. Der rhythmische Kickbass wird präzise dargestellt, Hardcore Electro-Fans erwarten sich in diesem Frequenzbereich aber möglicherweise etwas mehr Nachdruck. Allerdings ist er laut Hersteller auch nicht rein auf Bass ausgelegt. Dennoch weiß der M1, die Bässe gut umzusetzen. Bei Audiomatic’s „Lost in The Mix“ langsamem Trackaufbau fügt der Kopfhörer die neu hinzukommenden Elemente glaubwürdig und sorgfältig in die laufende Musik ein. Bei vielen verschiedenen Klangelementen gleichzeitig könnten allerdings einige Klänge, die hauptsächlich im Hintergrund auftreten, etwas differenzierter in Erscheinung treten, dennoch bietet der M1 über die Höhen, Mitten und Tiefen bislang ein sauberes Klangbild.

Weiter geht es mit Nightwishs „7 Days to the Wolves“. Das Schlagzeug-Intro gibt der Kopfhörer akkurat wieder, auch als die Geigen dazukommen, bereitet das dem M1 keine Probleme. Danach setzt die ganze Band ein. Hier fällt uns auf, dass scheinbar gerade bei größeren Klangensembles die Wiedergabe nicht sehr voluminös ist. Ist die Stimme der Sängerin noch gut differenziert und klar zu hören, klingt vor allem die E-Gitarre etwas stumpf. Generell scheint der Kopfhörer ab und an Probleme mit den Höhen und gedämpften Mitten zu haben. Trotzdem präsentiert der M1 im weiteren Verlauf des Liedes, gerade im Streicher-Solo, eine harmonisch zusammenspielende Band, das Outro lässt aber immer noch etwas an Räumlichkeit vermissen. Umso besser klingt dafür Nightwishs ruhigeres „Meadows Of Heaven“. Hier können die Headphones ihre gut inszenierte Trennung von Gesang und Instrumenten unter Beweis stellen. Die Stimme von Sängerin Anette Olzon wird sehr emotional in das Klangfeld eingebettet und grenzt sich auch bei höherer Lautstärke leicht vom Orchester ab. Die Streicher sind diesmal deutlich zu hören, auch wenn sie sich mehr im Hintergrund befinden, genauso harmonieren die Chorgesänge sehr gut mit der Band. Bei Within Temptations „The Howling“ stellt uns der M1 mit seiner detaillierten Trennung von Gesang und Instrumenten zufrieden, die Gesangsstimme ist deutlich zu hören, während speziell die E-Gitarre und wiederum die ausdrucksstarken Streicher in der zweiten Hälfte präzise wiedergegeben werden, manchmal aber wieder etwas gedämpft.

Gehen wir etwas in die Disco-Richtung und geben dem M1 „On The Floor“ von Jennifer Lopez und Pitbull. Die treibenden Synthesizer-Sounds am Anfang des Liedes und dazu der Gesang - männlich und weiblich - werden gut miteinander kombiniert und geben ein einheitliches Klangbild. Auch die Basstöne sind ansprechend inszeniert, der Tiefgang lässt hier keine Wünsche offen. Insgesamt eine sehr schwungvolle Darstellung. Aus dem Jahre 2008 kennt man immer noch Guru Josh Project’s „Infinity“. Der M1 hat hiermit auch kaum Schwierigkeiten, die Trompete steht gut im Einklang mit den etwas stärker vertretenen Electro-Klängen, die wiederum detailliert präsentiert werden. Die Gesangsstimme wird wieder gut von der instrumentalen Seite differenziert. Im Gegensatz zu „On The Floor“ würde dem M1 bei „Infinity“ aber mehr Nachdruck bei der Basswiedergabe gut tun, um die Wiedergabe ein wenig kräftiger zu gestalten. Das Problem der mangelnden Räumlichkeit zeigt sich hier auch wieder. Bei „On The Floor“ war das Disco-Feeling zwar noch vorhanden, „Infinity“ lässt dies aber dadurch etwas vermissen, dass es etwas am umgebenden Klangfeld fehlt. Dennoch macht der M1 durch seine differenzierende Wiedergabe Laune.

Andrea Bocelli ist bekannt für seine gefühlshaltige Stimme mit starker Unterstützung von seinem Orchester. Bei „L’Attesa“ merken wir wieder die klare Differenzierung des Fidelio-Kopfhörers. Andreas Stimme wird toll in den Vordergrund gestellt und entsprechend emotional und dynamisch inszeniert. Die verschiedenen Elemente des Orchesters werden detailreich dargestellt und selbst wenn Piano, Schlagzeug, Streicher und Stimme gleichzeitig aktiv sind, weiß der M1 das Ganze auch bei hoher Lautstärkestrukturiert zu vereinen, sodass keines der Elemente bevorzugt wird. Eine wirklich voluminöse Darstellung des Orchesters ist aber wiederum nur ansatzweise hörbar. Ähnlich verhält es sich da bei „Stand By Me“ von Ben E. King. Schon am Anfang spielt der M1 das Bass-Intro ohne Probleme und auch die Geigen werden kraftvoll dargestellt. Kings Stimme wird genauso wie Bocelli schön in den Vordergrund gestellt, hier lässt der Philips-Kopfhörer keine Wünsche offen. So wie „L’Attesa“ enthält auch Unheiligs „Geboren um zu Leben“ tolle Klavierparts, die in Kombination mit der Stimme des Sängers äußerst gefühlvoll sein können. Der M1 kombiniert, so wie schon Andreas Stimme, den Gesang und den Instrumentalteil ausgezeichnet und stellt das Stück sehr emotional, wenn auch nicht besonders dynamisch, dar, was aber in einer recht angenehmen Gesamtperformance resultiert.

Zeit für den Konkurrenzvergleich. Für mittlerweile 159 EUR Marktpreis erhält man den MDR-DS6500 aus dem Hause Sony, welcher mit einer sehr guten Dynamik und soliden Räumlichkeit aufspielt. Allerdings fehlt es diesem ebenfalls etwas an Tiefgang. Hier sind die Unterschiede aber keinesfalls enorm. Die anspruchsvolleren Musikfreunde werden eher zum Klipsch Image One greifen, dessen Preis auf ca. 120 EUR gesunken ist. Dieser überzeugt durch eine räumliche und gleichzeitig bassstarke Wiedergabe. Außerdem ist er sehr pegelfest, während der hier getestete M1 bei höherer Lautstärke minimal blechern klingt. Wer noch etwas mehr möchte, sollte sich aber überlegen, ob er nicht noch 30EUR mehr für den Fidelio L1, ebenfalls von Philips, hinblättern möchte. Während der M1 zwar eine gute Differenzierung von Instrumental- und Vokalteil ablieferte, übertrumpft ihn deutlich die ausdrucksstarke und authentische Wiedergabe des L1. Außerdem hat dieser einen starken Tiefgang und weiß, mit Dynamiksprüngen in den Höhen und Mitten umzugehen.

Fazit

Der Philips Fidelio M1 ist ein hervorragend verarbeiteter Kopfhörer mit hohem Tragekomfort durch die mit Leder bezogenen Ohrmuscheln. Das Klangbild ist recht detailliert und sauber, aber für Freude üppiger Wiedergabe etwas schlank. Wer es gern analytisch und nicht so voluminös hat, den macht das Musikhören in jedem Falle Laune. Der M1 differenziert Instrumente und Gesang sorgfältig und kann Dynamiksprünge sowie mehrere, parallel stattfindende Musikelemente gleichzeitig gut verarbeiten. Bei großen Orchesterensembles, die eine regelrecht pompöse Wiedergabe verlangen, wirkt er leicht überfordert. Der Kopfhörer kommt aber grundsätzlich mit allen Musikrichtungen klar, ob Electro, Jazz oder Klassik. Wer beim Hören nicht gestört werden will, ist hiermit auf jeden Fall gut beraten, die meisten Geräusche werden komplett ausgeblendet und auch optisch ist der M1 ein echter Hingucker.

Philips Fidelio M1 - Optisch ansprechende Headphones mit solider Klangwiedergabe

Kopfhörer Obere Mittelklasse
Test 02. Oktober 2012

+ Gute Vokal- und Instrumentaldifferenzierung
+ Hoher Tragekomfort
+ Sorgfältiger Aufbau von einzelnen Musikelementen
+ Hervorragende Verarbeitung
+ Ordentliche Basswiedergabe

- Etwas schlankes akustisches Gesamtbild 


Test: Michael Kind
Bilder: Sven Wunderlich
Datum: 02.10.2012