TEST: Yamaha In-Ear-Kopfhörer EPH-20/30/50 - Drei für alle Fälle?

15.12.2011 (cr/sw)

EPH-25, in fünf Farben lieferbar

EPH-30 mit voller Basswiedergabe

EPH-50 mit großem Treiber

Einführung

Yamaha mischt mit drei Modellen den In-Ear-Kopfhörmarkt auf. Den Anfang macht der EPH-20, der für 29 EUR in fünf Farben (schwarz, braun, blau, pink, grün) angeboten wird. Im Lieferumfang befinden sich übrigens bei allen Yamaha In-Ears drei Ohrpolster, das mitgelieferte Kabel beim EPH-20 l ist 1,2 Meter lang und besitzt einen gewinkelten Stecker. Den Frequenzgang gibt Yamaha wie auch bei den beiden größeren Modellen mit 20 Hz bis 21 kHz an, mit Kabel wiegt der Kopfhörer nur 10 Gramm. Für 39 EUR ist der EPH-30 in edler, wahlweise schwarzer oder weißer Aufmachung erhältlich. Besonderes Augenmerk wurde neben dem Erschaffen einer klaren Klangbühne auf einen kraftvollen Bassbereich gelegt. Das 1,2 m lange asymmetrische Kabel hat, wie auch beim EPH-20, einen vergoldeten Stecker, ist allerdings im Gegensatz zum EPH-20 und EPH-50 nicht gewinkelt. Mit Kabel wiegt der Ohrhörer 11 Gramm. Für 59 EUR wechselt der ebenfalls in schwarzer oder weißer Version erhältliche und auch komplett 11 Gramm wiegende EPH-50 den Besitzer, der auf große 13,6 mm Treiber (EPH-20: 10,7 mm, EPH-30: 9 mm) zurückgreifen und dadurch ein intensives Klangerlebnis offerieren kann. Im Kaufpreis enthalten ist auch ein 6,25 mm Steckeradapter.Die beiden größeren Modelle weisen eine Impedanz von 16 und der kleine EPH-20 eine Impedanz von 17 Ohm auf. Der maximale Schalldruck liegt beim EPH-50 bei 104 dB (+/- 3dB), beim EPH-30 bei 110 dB und beim EPH-20 bei 103 dB. Als maximale Ausgangsleistung stehen 100 mW beim EPH-20 und beim EPH-50 an, beim EPH-30 sind es 20 mW.  

Verarbeitung

Schon der preiswerte EPH-20 präsentiert sich in tadelloser Verarbeitungsqualität. Nur der Punkt, an dem das Kabel unten aus dem In-Ear-Phone kommt, wirkt verarbeitungstechnisch nicht überzeugend. Die klaren Ohrpolster und der sonstige Materialmix überzeugen ebenso wie der vergoldete Miniklinkenstecker. Mit den Chromlook-Applikationen hinten auf den Ohrmuscheln erscheint der EPH-30 sehr nobel. Auch ist etwa in der Mitte des Ohrhörers in die Ohrmuscheln nochmals ein schmaler Chromring angebracht, was die Liebe zum verarbeitungstechnischen Detail zeigt. Der Stecker, hier nicht gewinkelt, ist ebenfalls vergoldet. Die Stelle, an der am Ohrhörer das Kabel herauskommt, wirkt durch die sich verjüngende Führung unten gediegener als beim EPH-20. Das teuerste Modell zeigt ohne Scham die großen Treiber und eine spezielle Gehäusekonstruktion mit dezentral angeordneten Ohreinsätzen – auch beim EPH-20 können wir diese konstruktive Besonderheit ausmachen. Einzig der EPH-30 ist klassisch konstruiert. Der Kniff wurde nötig, weil EPH-20 und EPH-50 über relativ große Treibereinheiten verfügen. Die Treibereinheit beim EPH-30 ist hingegen kleiner. Der EPH-50 ist ausgezeichnet verarbeitet und zeichnet sich bezüglich des mitgelieferten Zubehörs durch einen 6,25 mm Kopfhöreranschluss-Adapter aus. Dieser ist ebenfalls vergoldet. Nicht ganz passend finden wir, dass Yamaha selbst beim teuersten Modell kein Etui zur Aufbewahrung mitliefert. 

Bildergalerie EPH-20

EPH-20 -angewinkelter Stecker

EPH-20 - Ohrhörer von außen

Spezieller Aufbau der Ohrhörer - der EPH-20 sitzt exzellent, hinter dem eigentlichen Ohrstück sitzt der für ein Modell dieser Preisliga recht aufwändige Treiber

Im Detail: EPH-20

Modernes Design

Bildergalerie EPH-30

Eleganter Auftritt des Ohrhörers beim EPH-30

Klassischer Auftritt

Miniklinkenstecker

Im Detail

Chromapplikationen

Bildergalerie EPH-50

EPH-50 - Anschlussstecker

Mitgelieferter 6,25mm Adapter

Hochwertig: Ohrhörer beim EPH-50

Große Treiber, solide Kabelführung

Im Detail

Yamaha-Logo

Klang

Bereits der EPH-20 macht bei „A.I.D.A. – Remember Me“ einen guten Eindruck, allerdings kann er kleine dynamische Differenzen nicht so klar ausdrücken. Er sitzt ungemein bequem und stört daher kaum, sehr gut gefällt auch der Bassbereich, der durchaus Nachdruck besitzt. An der Struktur könnte noch gearbeitet werden. Die Pegelfestigkeit geht für die Preisklasse in Ordnung. Die Mitten gehen insgesamt etwas unter. Ganz so bequem sitzt der EPH-30 nicht, wobei sich das Tragegefühl zum Positiven ändert, wenn man den Ohrhörer eine Weile trägt. Die Detaillierung und die Feindynamik n beim Anhören des identischen Trance-Stücks sind hörbar besser als beim EPH-20, dem Bass ist ein gutes Stück mehr Präzision eingeschenkt worden, zudem geht es mit mehr Grobdynamik voran. Die Räumlichkeit ist für einen Kopfhörer unter 40 EUR richtig gut, zudem klingt der EPH-30 bei hohem Pegel angenehmer und souveräner. Und was bietet der teuerste des Trios, der EPH-50 bei „Remember Me“? Zunächst die beste Durchzeichnung und mehr Transparenz im Hochtonbereich. Wie auch der EPH-20 sitzt er sehr bequem und stört keineswegs. Der feindynamische Aufbau ist sehr gut und kann sich etwas vom EPH-30 und deutlich vom EPH-20 absetzen. Die Räumlichkeit erscheint feiner verteilt als bei den anderen beiden Modellen. Grobdynamisch kann sich der EPH-50 bei diesem Stück nicht vom günstigeren Modell EPH-30 absetzen, das auch mehr Druck im Bassbereich bietet.

Szenenwechsel – Nightwish, „The Poet And The Pendulum“ mit sanftem Anfang, aber dann massivem Vorwärtsdrang ist nun angesagt. Hier gefällt uns der EPH-50 zu Beginn sehr gut, denn er arbeitet die weibliche Stimme facettenreich heraus und modelliert viele Effekte aus dem Hintergrund ausgezeichnete durch. Die Trennung zwischen den verschiedenen akustischen Anteilen gelingt sehr ansprechend. Als es dann urplötzlich abgeht, ertönt das Schlagwerk recht präzise, die E-Gitarre erklingt fetzig und mit Schmiss gespielt. Eine leichte Überhöhung des unteren Hochtonbereiches ist aber herauszuhören. Die weibliche Stimme klingt räumlich und klar. Nun ist der EPH-30 an der Reihe, der mehr Volumen schafft und dadurch ein imposanteres Hören sichert. Feindynamisch ist er gar nicht viel schlechter als der EPH-50 – er klingt zudem sogar angenehmer, weil die leichte Überhöhung im unteren Hochtonbereich hier kaum vorhanden ist. Als dann der große Dynamiksprung kommt, differenziert der EPH-30 die tonalen Anteile nicht so sauber auseinander wie der größere EPH-50. Aber die Grobdynamik ist besser, und die Stimme kommt charismatisch heraus. Der kleinste EPH-20 sitzt einfach am bequemsten von den dreien – wobei das natürlich auch immer von der individuellen Ausprägung des Gehörgangs abhängig ist. Er schlägt sich wacker zu Beginn des Songs, wenngleich es ihm schwerer fällt, kleine dynamische Gefälle oder Steigungen direkt und ungefiltert umzusetzen. Als es dann richtig losgeht, ist der preiswerte Kopfhörer aber sofort zur Stelle und stellt die E-Gitarre für diese Preisliga exzellent dar – hier steht er den teureren Modellen kaum nach. Erst bei der distanzierter und nicht so strukturiert klingenden Stimme merkt man dann den Preisunterschied. 

Wechseln wir zu „L’Attesa“ von Andrea Bocelli. Hier gibt der EPH-20 ein erfreuliches akustisches Bild ab, die Einarbeitung des Pianos ist ebenso gut gelungen wie die vokale Präsenz Andreas. Der einsetzende Bass ist erneut für einen so preiswerten Kopfhörer überragend: Mit Tiefgang, Fundament und Kraft, aber ohne sich übertrieben in den Vordergrund zu stellen – der EPH-20 entpuppt sich mehr und mehr als Geheimtipp für den kleinen Geldbeutel. Zu großer Form läuft der etwas wärmer klingende EPH-30 bei diesem Titel auf. Es ist toll, wie klar und prägnant, gleichzeitig höchst angenehm das Piano herauskommt, die Stimme hat Schmelz und Ausstrahlung. Der Bass trifft präzise den Punkt und breitet sich gleichmäßig und homogen und den Ohren des Hörers aus. Insgesamt ist klar festzuhalten, dass der EPH-30 hier eine erstklassige Leistung hinlegt – und das für gerade einmal 39 EUR. Der teurere EPH-50 kann sich hier nicht entscheidend absetzen , wer genau hinhört, entdeckt bei Stimme und Streichern ein noch etwas sanfteres Abklingen, aber den souveräneren, angenehmeren Klang entwickelt der EPH-30. Der Bassbereich, soviel steht fest, begeistert bei allen drei Yamaha Headphones, hier ist die Abstimmung absolut gelungen. 

Wir kommen in den 80er Jahren an – und landen bei „Left On My Own Devices“ von den Pet Shop Boys. Die beiden Jungen aus der Tierhandlung waren sehr erfolgreich, mit dem hohen akustischen Wiederkennungswert und dem Abtanz-Faktor vieler Songs sind sie auch heute noch Star auf 80er Jahre Revival-Partys. Der EPH-50 macht sich mit sauberer Instrumental-/Stimmdifferenzierung sehr gut und spielt schwungvoll auf. Leicht spitz erscheint hier bei diesem Track der Hochtonbereich, was aber auch in der nicht allzu überzeugenden Aufnahme begründet liegt. Aber – besser klingt hier der EPH-30, was an der vollen, runden, angenehmen Wiedergabe liegt. Er schafft mehr Volumen und geht einfach mit mehr Dynamik voran. Es kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass Yamaha mit diesem In-Ear-Kopfhörer ein großer Wurf geglückt ist. Mit Verve und Schwung, beinahe ohne spitze oder blecherne Beimengung, ertönt der Hochtonbereich, die Ausprägung des Mitteltonbereiches ist die beste im Teilnehmerfeld. Der EPH-20 klingt etwas blecherner und detailliert nicht so gut, offeriert aber einen kraftvollen und kontrollierten Bass, der aber etwas weniger Struktur aufweist. Bilanzierend aber auch eine wirklich gute Vorstellung. 

Fazit

Klar hervor sticht der preiswerte, sehr sauber verarbeitete und klangstarke EPH-30. Obwohl in klassischer Optik und mit klassischen Konstruktionsmerkmalen versehen, kann er durch angenehmen, stets souveränen Klang, tolle Räumlichkeit und sehr gute pegelfestigkeit nicht nur den kleineren EPH-20, sondern auch den größeren EPH-50 überflügeln. Für den kleinen Geldbeutel ist der in fünf attraktiven Farben lieferbare EPH-20 ein ausgezeichneter Deal. Der teuerste, der EPH-50, detailliert zwar ausgezeichnet und ist hervorragend verarbeitet, zeigt sich akustisch aber etwas indifferent und fällt in manchen Disziplinen sogar hinter den EPH-30 zurück. Für sich allein betrachtet ist auch er ein tadelloser Ohrhörer mit sehr schicker Optik und gediegenem Finish - aber auch bei drei Vertretern eines Anbieters muss einer in Führung gehen, und das ist in diesem Trio klar der EPH-30. 

Testergebnis EPH-30:
Akustisch hervorragender, sauber verarbeiteter Ohrhörer ohne Schwächen zum günstigen Preis

Ohrhörer Mittelklasse
Test 15. Dezember 2011
Testergebnis EPH-20:
Preiswerter, in fünf Farben lieferbarer Ohrhörer für erstaunlichen Hörgenuss

Ohrhörer Untere Mittelklasse
Test 15. Dezember 2011

Testergebnis EPH-50:
Nobel verarbeiteter Ohrhörer mit hohem Detaillierungsvermögen

Ohrhörer Obere Mittelklasse

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 15.12.2011