TEST: In-Ear-Highend-Monitor-Kopfhörer Sony MDR-EX1000 - mobil und leistungsstark

21.06.2011 (cr)

Einführung

499 EUR für einen In-Ear-Kopfhörer - das mag für viele leicht befremdlich klingen. Doch dem Besitzer des Sony MDR-EX1000 mit der für mobile Kopfhörer typischen Impedanz von 32 Ohm dürfte das gleichgültig sein, denn er hat diesen Betrag für einen Hightech-Kopfhörer ausgegeben, der bezüglich Materialwahl und Fertigungsqualität höchste Ansprüche befriedigt. Ein hochauflösender Klang wird durch die Membran aus Flüssigkristallpolymer möglich, die dynamischen, für einen solchen In-Ear-Kopfhörer groß ausfallenden 16 mm Treibereinheiten (fest verbaut mit dem Gehäuse) mit leistungsfähigen Neodym-Magneten sorgen für die Wiedergabe eines großen Frequenzbereiches. Frequenzen von 3 bis 30.000 Hz werden übertragen. Die Empfindlichkeit liegt bei 108 dB/mW, maximal ist der Kopfhörer mit 200 mW belastbar. Das Gehäuse aus Magnesiumlegierung ist leicht und hochfest, das Gewicht liegt bei 8 Gramm. Im Lieferumfang enthalten sind viele verschiedenen Ohrhörer: In den Größen S, M und L finden sich Noise Isolation Earpads, in den Größen XS, S, MS, ML, L und LL sind Hybrid-Earpads enthalten, bestehend aus zwei Sorten Silikon (daher Hybrid - es ist eine Kombination aus härterem und weicherem Silikon, innen härter, außen weicher, für sehr guten Tragekomfort und besten Halt). Mitgeliefert wird auch eine Transporttasche aus echtem Leder.

Verarbeitung

Im Detail

Stecker

Transportbox aus Leder

Geöffnet

Der noble In-Ear-Kopfhörer präsentiert sich in erlesener Verarbeitungsqualität. Das Kabel (mitgeliefert sind 2 Längen, 0,6 und 1,2 Meter) ist an den In-Ears angeschraubt, das Magnesium-Gehäuse garantiert höchste Steifigkeit. Das Kabel besteht aus reinem, sauerstofffreiem Kupfer. Natürlich ist das Ende des 3,5 mm Miniklinkensteckers vergoldet. Der Ohrbügel besteht aus TEKNOROTE, einem speziellen Material, das sich beinahe nach Belieben biegen lässt und trotzdem seine Form behält. Vorteil: Die Bügelform lässt sich individuell anpassen, so dass jeder Anwender perfekt bedient wird und der Kopfhörer stabil hält. Im Kästchen mitgeliefert findet sich eine große Auswahl an passenden Ohr-Aufsätzen, so dass nahezu jeder Anwender das Passende für sich finden dürfte. Die mitgelieferte Transportbox besteht aus echtem Leder und ist nicht nur außen, sondern auch innen hochwertig gestaltet. 

Klang

Bei "Future Cities" von Markus Schulz besticht der edle In-Ear-Kopfhörer durch seine enorme Leistungsfähigkeit im Bassbereich - der Tiefgang ist bestechend, so kann man den Song in seiner Gänze erleben und auch das Volumen und den Bassdruck komplett hören und spüren. Der Aufbau des Tracks wird sehr exakt wiedergegeben, kleine Dynamikdifferenzen kommen sehr gut heraus. Tonal neutral, spielt sich der MDR-EX1000 in die Rolle des mobilen Referenzmonitors, der viele klassische Bügelkopfhörer, auch in deutlich gehobenen Preisklassen, alt aussehen lässt. 

Die ungeheure Impulstreue sorgt für eine allzeit verzögerungsfreie Wiedergabe, der Bass kommt perfekt zum richtigen Zeitpunkt zur Geltung. Die Art und Weise der Wiedergabe ist ungeheuer intensiv, dürfte für Verwunderung beim versierten Kenner und schon beinahe für eine Sinnesüberforderung beim weniger erfahrenen Hörer sorgen. der MDR-WX100 entführt den Zuhörer mitten in den Kern des Songs, in die Klangwelten aus Bass, Effekten, kleinen und großen Dynamiksprüngen, die so direkt und ohne Barriere erlebt werden, wie es selbst im besten Club der Stadt kaum möglich sein dürfte. 

Beim Tiesto Remix des Goldfrapp-Hits "Rocket" begeistert die erstklassige Impulstreue aufs Neue: Wie präzise der Sony In-Ear-Kopfhörer Effekte und Bassanteile zusammen führt, verdient höchsten Respekt. Glasklar ist der Effektaufbau nachvollziehbar, selbst kleinste Ankündigungen im Hintergrund nimmt der MDR-EX1000 sofort auf. Als dann die Stimme der Sängerin einsetzt, verblüfft die enorme Räumlichkeit, die exzellente Loslösung der instrumentalen und vokalen Elemente ist vorbildlich. Dass ein In-Ear-Kopfhörer eine so perfekte virtuelle Illusion eines Raumes vortragen kann, ist schon beinahe eine kleine Sensation. Typisch In-Ear aber ist ein minimales Defizit: Bei größeren Pegeln wird es in den Höhen minimal spitz. Die Pegel, die der MDR-EX1000 verträgt, sind allerdings immens, wir schreiben hier von Pegelregionen, die normale In-Ear-Hörer und selbst mancher höher wertige Bügelkopfhörer kaum erreichen kann. 

Bei "Bad Romance" von Lady Gaga profiliert sich der MDR-EX1000 aufs Neue als der Meister wohldosierter Grob- und Feindynamik und vor allem als Bass-Champion: So kraftvoll und gleichzeitig differenziert agierennur wenige Kopfhörer noch bezahlbarer Preisklassen. Die sehr gute Herausarbeitung der Stimme tut ihr Übriges, die Spitzenposition des MDR-EX1000 zu untermauern. 

Gönnen wir den Ohren mal etwas Entspannung - bei der Wiedergabe von Andrea Bocellis "Dell'Amore Non Si Sa" muss der Sony-Kopfhörer unter Beweis stellen, dass er auch mit emotional tiefer, langsamerer Musik bestens zurecht kommt. Und die Mission wird bestens erfüllt: Die Wiedergabe der faszinierenden Stimme des blinden Sängers ist  ungemein facettenreich und enorm plastisch - man schließt beinahe automatisch die Augen und widmet sich ausschließlich der akustischen Sinnesempfindung. Die einzelnen Instrumente, ganz besonders das Piano, kommen herausragend zur Geltung. Die Stimme steht frei im Raum, gleichzeitig gehen auch die Instrumente nie unter, sondern sind immer mit dem richtigen Verhältnis zu vernehmen. Bei "Music Of The Night", gesungen von Paul Potts, überzeugt der Sony erneut mit einer sensiblen, bis ins Detail gefühlvollen Wiedergabe. Kleine vokale Nuancen arbeitet der MDR-EX1000 gekonnt ein, insgesamt ebenfalls auf höchstem Level ist die gebotene Räumlichkeit und der sensationelle Tiefgang im Bassbereich. 

Nach diesem Ausflug wenden wir uns nun den 80er Jahren zu - und starten mit dem Klassiker "You Win Again" von den Bee Gees. Die Dynamik und die Räumlichkeit sorgen auch bei diesem Song für pure Begeisterung. Lediglich die Tatsache, dass die Stimme des Sängers manchmal minimal in den Hintergrund rutscht, ist als kleine Kritik anzubringen. Der erneut perfekt getimte Bass bringt wiederum viele Pluspunkte. Kleine dynamische Differenzen kommen überragend heraus. 

Beim 80er Jahre Hit "Take My Breath Away" von Berlin, bekannt durch den Kultfilm "Top Gun" mit Tom Cruise, garantiert der MDR-EX1000 wiederum ein atmosphärisch dichtes Spiel mit sehr schöner Betonung der vokalen Elemente. Der Rhythmus kommt klar und differenziert heraus, das leicht Getragene dieses Songs wird durch die hohe Impulstreue nahezu optimal präsentiert.

"It Sounds Like A Melody" - wenn der MDR-EX1000 diesen Alphaville-Chartstürmer wiedergibt, ist man geneigt, umgehend zuzustimmen. Der Sony In-Ear-Kopfhörer liefert einen kraftvollen, direkten, räumlichen Klang, mit sehr guter Einarbeitung aller instrumentalen und vokalen Elemente. Das trifft auch auf den Begonn der Maxi-Version von a-Has "The Sun Always Shines On TV" zweifellos zu. Der sehr dynamische, rein instrumentale Beginn des Liedes wird mit Verve übertragen. Die Stimme des Sängers kommt bei diesem Stück besonders charismatisch heraus - sie baut sich direkt vor dem Zuhörer im virtuellen Raum auf und vermeidet jede unpassende Distanz. Kleine Fehler des Mediums wie hörbares Rauschen und eine minimale Überhöhung des oberen Mitteltonbereichs reproduziert der neutrale MDR-EX1000 allerdings ebenfalls - es ist auch seine Aufgabe, als hoch talentierter Referenz-Monitorkopfhörer auch auf Schwächen beim Quellmaterial durch untadelige Direktheit hinzuweisen. 

"Always" von Bon Jovi ist auch ein Fall für den MDR-EX1000, denn die kraftvoll und mit Leidenschaft gespielte E-Gitarre kommt mit ausgezeichneter Auflösung und ordentlich Nachdruck beim Zuhörer an. Die Stimme Jon Bon Jovis steht da nicht zurück - Emotion und charakteristische Merkmale stellt der Sony-Kopfhörer sehr schön heraus. Bis zu deutlich gehobenem Pegel mischen sich keinerlei störende aggressive Untertöne ins akustische Geschehen - erst, wenn man es mit dem Pegel übertreibt (was fürs Gehör ohnehin wenig empfehlenswert ist), wirkt die vokale Präsenz etwas überspitzt, was dem gesamten Klangbild etwas Harmonie nimmt. Exzellent wird das Schlagwerk zu Beginn wiedergegeben - "Over The Hills And Far Away" in der Version von Nightwish ist ohnehin ein Song, der einfach Spaß macht, erst recht, wenn man das Glück hat, über ein Wiedergabe-Ass wie den MDR-EX1000 zu verfügen. Feurig, energiegeladen, mit Nachdruck nach vorn stürmend - das Wesen des Songs kommt hervorragend zur Geltung. 

Fazit

Der Sony MDR-EX1000 ist zugegebenermaßen sehr kostspielig und dringt in Dimensionen vor, in denen der Normalverbraucher nie einen In-Ear-Kopfhörer vermuten würde. Doch, das, was der MDR-EX1000 für seinen Kaufpreis bietet, ist ebenso fern von allem, was man gemeinhin mit einem In-Ear-Kopfhörer verbindet: Der Klang ist so rein, klar, räumlich, dynamisch und facettenreich, dass man den tonal neutralen Sony hervorragend als Monitor-Referenz-Kopfhörer für den mobilen Einsatz verwenden kann. Er gibt alle Arten von Musik dynamisch und ungefiltert wieder, mit erstklassigem Tiefgang und jederzeit nachvollziehbaren Konturen. Hinzu kommt die in jedem Detail begeisternde Verarbeitung - insgesamt präsentiert sich der MDR-EX1000 als kleines Meisterwerk. 

Der Sony MDR-EX1000 besticht als mobiler Referenz-Monitorkopfhörer mit Hochleistungsfähigkeit in allen Disziplinen

In-Ear-Kopfhörer Luxusklasse
Test 21. Juni 2011

+ Neutrale Wiedergabe
+ Sehr belastbar
+ Herausragende Basswiedergabe
+ Atmosphärisch sehr dichte, räumliche Wiedergabe
+ Hervorragende Detaillierung
+ Exzellente Verarbeitung

- Kostspielig
 
Test: Carsten Rampacher
Datum: 21. Juni 2011