TEST: Magnat Quantum 803 - kultiverter, edler Regallautsprecher für 499 EUR/Stück
08.09.2011 (sw/cr)
Einführung
Die neue Magnat Quantum 803 unterstreicht schon optisch den Anspruch von Magnat, in der Lautsprecher-Premiumliga vorn mitzuspielen: Gerade in der Farbe Palisander wirkt der Zweiwege-Regallautsprecher enorm edel. Mit einer RMS-Belastbarkeit von 120 und einer maximalen Belastbarkeit von 200 Watt kann sie sogar in Hörräumen mittlerer Größe als „Alleinunterhalter“ eingesetzt werden. Wir haben im Test überprüft, zu welchen Leistungen die Quantum 803 fähig ist.
Verarbeitung und Technik
Edle Optik, schöne Details
Tiefmitteltöner
Solide verschraubter Hochtöner
Detailverarbeitung
Bassreflexport
Finish der Kanten
Metall am Rahmen der Frontschutzgitter
Sehr gute Detailverarbeitung
Standfüße unter der Box
Die Quantum 803 ruht auf einem schwarzen Sockel
Rückseite
Tiefmitteltöner ausgebaut
Großes Magnetsystem, Korb aus Aluminium
Frequenzweiche
Der schmucke, ästhetisch-schlicht gehaltene Lautsprecher wiegt 10 kg, misst
185 x 372 x 315 mm (B x H x T) und gefällt mit makelloser Oberflächenqualität (die Hochglanzlackierung wirkt tief und edel)
sowie sehr schön gemachten Details. So ist die Bassreflexöffnung präzise eingepasst und mit fünf Schrauben gesichert. Das unter der Bassreflexöffnung ebenfalls im kreisrunden Design gehaltene Plateau, auf dem die Lautsprecher-Schraubanschlüsse untergebracht sind, ist ebenfalls fest verschraubt. Die Terminals selber wirken hochwertig und sind leichtgängig. Die flexiblen Brücken, die man für den Bi-Amping-Betrieb entfernt, sind sehr praktisch, da leichter zu handhaben als statische Metallbrücken. Die Chassis auf der Frontseite sind sauber in die Schallwand integriert. Die Frontbespannung besteht aus Stoff, der keine Falten wirft. Der Rahmen ist äußerst solide und mit einem Alu-Rand verziert – hier fällt positiv auf, dass es sich um echtes Metall handelt (bei haptischem Kontakt spürt man die Kühle echten Metalls, zudem merkt man es am Gewicht der Frontgitter). Die ganze Konstruktion hält magnetisch an der Schallwand und macht einen sehr soliden Eindruck. Unter der Box ruht eine solide Fuß-Konstruktion, wie man sie sonst eigentlich nur von hochwertigen Standlautsprechern her kennt. Dies sorgt für einen sehr noblen Gesamteindruck, zudem steht der Lautsprecher sehr gut auf nahezu jedem Untergrund.
Im Inneren der Lautsprecherbox befindet sich die solide aufgebaute Frequenzweiche, zudem wurde reichlich Dämmmaterial verwendet. Das Gehäuse besteht aus dickem MDF, zusätzliche Verstrebungen sorgen für Steifigkeit unter allen Betriebsbedingungen. Die verbauten Lautsprecherchassis werden zusätzlich von der Rückseite her gestützt, so werden Eigenresonanzen verringert.
Das Tief-/Mitteltöner- Lautsprecherchassis (170 mm) macht beim Herausnehmen einen sehr guten Eindruck und weist einige Besonderheiten auf. Der Korb ist strömungsoptimiert und nichtmagnetisch, als Material kommt Aluminiumdruckguss zum Einsatz. Dadurch werden störende Luftverwirbelungen und Resonanzen reduziert. Die Membran besteht aus einem Keramik-/Aluminium-Gemisch und der fmax-Hochtöner sorgt für einen nach oben erweiterten Frequenzbereich, was dazu führt, dass auch BD Audio Discs oder SACDs akkurat behandelt werden. Das leistungsstarke Magnetsystem des Hochtöners i st verzerrungsoptimiert und geschirmt. Die Gewebemembran des 25 mm Bauteils ist mit Keramikpartikeln beschichtet. Die frontseitige Belüftung der Kalotte minimiert Verzerrungen bei hohen Pegeln – den Nutzen können wir bestätigen, de Quantum 803 spielt auch bei enormen Lautstärken frei und ohne erkennbare Bildung von akustischen Artefakten im Hochtonbereich auf.
Maximal ist der Regallautsprecher mit 200 Watt belastbar, die RMS-Belastbarkeit
liegt bei 120 Watt. Dank des hochwertigen Hochtöners kann eine Wiedergabe von
30 bis hoch auf 60.000 Hz realisiert werden. Lieferbar ist der Lautsprecher, der
für Impedanzen von 4 bis 8 Ohm ausgelegt ist und eine Empfindlichkeit von 91 dB
laut Hersteller aufweist, in Piano Black, Piano White und in Piano Palisander -
wie unser Test-Boxenpaar.
Testequipment
- Pathos Ethos
- Sony BD-S5000ES
- Verkabelung von Oehlbach
Klang
Kultivierte und fein aufspielende Box
Die Magnat Quantum 803 ist genau das Richtige für Anwender, die einen neutralen, feindynamisch für diese Preisklasse sehr gelungenen Klang suchen. So macht der Regallautsprecher bei der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven einen tadellosen Eindruck: Souverän werden die großen Dynamiksprünge gehandhabt, impulstreu werden aber auch kleine dynamische Differenzen verarbeitet. Die Instrumente werden für einen so kompakten und preiswerten Lautsprecher ausgezeichnet herausgestellt – gerade die Streicher erscheinen flüssig und mit Verve gespielt. Der Hochtonbereich überzeugt aus räumlicher Sicht, zudem ist das Ergebnis transparent, aber nie aggressiv oder spitz. Erst der, der es mit dem Pegel übertreibt und alles aus den Quantum 803 herausholen möchte, muss mit einem etwas schrillen Unterton rechnen. In diesen Grenzbereich werden aber in der Praxis kaum User vordringen. Die Detaillierung des Orchesters ist sehr gut. Sogar in hinteren akustischen Ebenen arbeitet die Quantum 803 noch Einzelheiten heraus, eine Tugend, die alles andere als selbstverständlich ist für einen Lautsprecher der 500 EUR-Klasse. Man sollte den hübschen Schallwandler aufgrund der rückseitigen Bassreflexöffnung nur nicht extrem wandnah aufstellen. Es empfiehlt sich hier ein Mindestabstand von knapp 1 Meter. Ansonsten sind Gehäuse und auch Bassreflexport konstruktiv sauber ausgeführt. Man vernimmt auch dann, wenn man nah an den Lautsprecher hingeht, keine störenden Strömungsgeräusche. Durch das aufwändig verstrebte Gehäuse in stabiler Wandstärke machen sich keine Knarzgeräusche oder ähnliches bemerkbar, die ihren Ursprung in unschönen Steifigkeitsproblemen des Lautsprecher-Gehäuses haben. Die Loslösung des Klangs von den Boxen gelingt sehr gut – man kann die Quantum 803 durchaus auch in größerem Abstand voneinander einsetzen, sie weisen hier Eigenschaften auf, die man sonst eher bei größeren Standlautsprechern erwartet. Wichtig ist es aber, den Lautsprecher entsprechend anzuwinkeln, denn der Abstrahlwinkel ist nicht riesig. Dies fördert auf der anderen Seite ein präzises, analytischen Anforderungen genügendes Klangbild. Durchschnittlich – trotz Bassreflex-Prinzip – ist der Wirkungsgrad. Mit Einsteiger-Stereoverstärkern oder älteren, technisch nicht mehr ganz „fitten“ Konstruktionen kann man der Quantum 803 nicht beikommen. Hier sollte man schon etwas Geld investieren, um einen insgesamt angemessene Stereokette an den Start zu bringen.
Für Klassikfans verdient sich die Quantum 803 tatsächlich eine große Empfehlung – dies zeigt sich auch bei Felix Mendelssohn-Bartholdys Kontert-Ouvertüre „Die Hebriden“ (Opus 26): Fein, fließend, ganzheitlich – so lauten die Attribute, mit denen man die Wiedergabequalität dieses schwierig akkurat wiederzugebenden Stücks beschreiben kann. Auf eine sensible und feingeistige Art nimmt sich die Quantum 803 dem orchestralen Aufbau an, geht hervorragend bei instrumentalen Solis mit und ist in der Lage, verschiedene musikalische Ebenen tadellos auseinander zu differenzieren. Dynamische Unterschiede zwischen dem gerade im Fokus stehenden Instrument und Instrumenten im Hintergrund werden klar, aber nie übertrieben herausgestellt.
Die sehr guten vokalen Qualitäten der Quantum 803 werden bei „L’Attesa“ von Andrea Bocelli nachhaltige unter Beweis gestellt. Sensibel, fein, mit sehr schöner Raumwirkung – so kommt die Stimme des begnadeten Sängers beim Auditorium an. Fein mischen sich die Instrumente ins Klangbild, wohl ausbalanciert, so dass das Charisma der Stimme nicht gestört bzw. eingeschränkt wird. Auch kleinere Tempowechsel oder neue Elemente im Hintergrund werden sicher erkannt.
Musikstilwechsel – auf der CD „RMX – Superstars remixed by Superstars, curated by Blank&Jones“ ist das Goldfrapp Remix des Depeche Mode Hits „Halo“ enthalten – mit düsterer Stimmung und spannungsgeladenem, beinahe bedrohlich-finsterem, höchst imposantem Aufbau eine nicht leichte Aufgabe für die Magnats. Doch ihr Feingefühl, gepaart mit präzisem Bass und für die Größen-Liga tollem Tiefgang, sorgt für eine äußerst gelungene, emotional intensive Wiedergabe. Im Hochtonbereich wird eine sehr schöne, echt wirkende Räumlichkeit geboten, die Impulstreue kann auch hier nur lobend erwähnt werden. Den Aufbau zu Beginn des Klassikers „Lucifer“ von Alan Parsons Project gibt die Quantum, wie schon erwartet, feinfühlig und souverän wieder. Den Rhythmus des tollen Synthesizer-Stücks stellt sie impulstreu und mit feiner Räumlichkeit dar. Enormer Nachdruck oder Energie-Feuerwerke sind nicht ihr Ding – die Quantum 803 richtet sich an den reiferen Hörer, der einen kompletten, kultivierten Klangeindruck schätzt und gern genauer hinhört. Sie harmoniert exzellent auch mit teuren Stereoverstärkern, weil sie für die Preisklasse als ungemein detailverliebt gelten darf . Die sehr gute Präzision im Bassbereich schafft auch Pluspunkte beim Duran Duran Hit „A View To A Kill“. 1986 war dieses Lied der Titelsong des James Bond 007 Films „Im Angesicht des Todes“ und fasziniert durch die Mischung aus Gefühlsbetontheit und Coolness noch heute. Die Stimme wird bei hohem Pegel zu schrill – das liegt aber an der nur durchschnittlichen Aufnahme. Der sehr gute Tiefgang und die prima Loslösung des Klangs vom Lautsprecher hingegen ist Verdienst der Quantum 803.
Bei der Album-Version (The Best Of Faithless) des Trance-Klassikers „Insomnia“ baut die Magnat zu Beginn den Song, wie wir es aus den anderen Testbeispielen kennen, mit viel Feingefühl auf, wenn sich ein Effekt hinzu addiert, wird dieser rasch mit eingearbeitet. Die feine Herausarbeitung von Effektübergängen und räumlichen Begleitelementen ist hervorragend – kaum eine andere Box dieser Preisklasse vermag, so präzise zu arbeiten.
Magnat hat somit einen kompletten Ausrichtungswechsel vollzogen – erinnern wir uns an frühere Konstruktionen, vor 12, 13 Jahren – da waren Magnat-Lautsprecher laut, grob und sahen auch genauso aus. Heute haben wir hier fein durchkomponierte Hightech-Schallwandler vor uns, die durch einen kultivierten, feinsinnigen Klang überzeugen und mit der noblen Verarbeitung diese Attribute auch optisch verdeutlichen.
Fazit
Die Magnat Quantum 803 begeistert mit Premium-Verarbeitung, tollem Preis-/Leistungsverhältnis und feinem, gleichzeitig aber dynamischen Klang und ausgezeichneter räumlicher Präsentation. Enormer Nachdruck und massiver Vorwärtsdrang sind keine hervorstechenden Merkmale der neutral und authentisch aufspielenden Box – sie kokettiert auf anderer, kultivierterer Ebene mit ihren Fähigkeiten, zu denen auch ein ausgezeichneter Tiefgang und ein transparenter Hochtonbereich gehören. Insgesamt ist die Quantum 803 ein Tipp für die Liebhaber gepflegten, feinen, sauber strukturierten Klangs – eine Mischung, die in dieser Preisklasse nur selten anzutreffen ist.
Preislich attraktiver Regallautsprecher mit sehr kultiviertem
Klang und edler optischer Erscheinung

Regallautsprecher Mittelklasse
Test 08. September 2011
+ Sehr gute Feindynamik
+ Authentische Gesamtwiedergabe
+ Tadelloses räumliches Abbildungsvermögen
+ Hervorragende Verarbeitung
+ Fairer Kaufpreis
- Nur durchschnittlicher Wirkungsgrad
Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 08.09.2011