XXL-TEST: Sony Full-HD SXRD-Beamer VPL-HW15 - Projektion der Spitzenklasse zum fairen Preis?

29.04.2010 (th)

Einführung

Heimkinoprojektoren stellten vor einigen Jahren entweder schwere, unhandliche und diffizil zu bedienende Röhren-Monster oder flau abbildende, kontrastarme und lediglich Grauwerte liefernde LCD-Beamer dar. Wie in allen Bereichen der digitalen Technik hat sich auch im Segment der Projektoren sehr viel in sehr kurzer Zeit verändert. Jeder etablierte Hersteller bietet inzwischen für den Einsatz im Heimkino optimierte digitale Projektoren an, die in keiner Weise mehr etwas mit modifizierten Lichtkanonen aus dem Präsentationsbereich zu tun haben. Sony war einer der Vorreiter bezüglich digitaler Heimkinobeamer und kann nun schon auf viele Jahre Entwicklungserfahrung zurück blicken, der unter anderem die SXRD Technologie entsprungen ist. Hierbei handelt es sich um eine Lightengine-Technologie, die das zu projizierende Licht nicht, wie bei LCDs, durch das Panel hindurch lässt, sondern es reflektiert. Die Schwarzschaltung erfolgt durch Kippen der reflektierenden Spiegel und nicht durch Umjustierung der einzelnen Pixel. Ergebnis dieser Vorgehensweise, sehr ähnlich JVCs D-ILA Technik, ist ein sehr hoher Kontrast, verbunden mit einem sehr guten Schwarzwert. Waren Beamer mit der artigen Lightengines noch vor kurzem sehr teuer, offeriert Sony mit dem VPL-HW15 nun ein Gerät für einen UVP von 2.800 EUR. Dem HW15 eilt der Ruf voraus, ein sehr lichtstarker Vertreter seiner Gattung zu sein und glänzt auf dem Papier mit einer sehr reichhaltigen Ausstattung, unter anderem mit dem Farbmanagement-System RCP "Real Color Processing". Ob der VPL-HW15 eine preiswerte Anschaffung für Fans großer Leinwände mit hohem Lichtbedarf ist, möchten wir in folgendem Test klären. 

Verarbeitung

Elegant-geschwungene Gehäuseform

konkav - konvex: Interessante Formensprache mit massiven Objektiv

Gute Passung von Tastern und Buchsen

Standfüße und Schacht mit Staubfilter

Auch Sony folgt dem Trend, Projektorentechnik nicht mehr in rechteckigen, banalen Kisten zu verstecken. Das Gehäuse des VPL-HW15 weist eine elegant geschwungene Form auf und bedient sich so einer modernen, angenehm zu betrachtenden Formensprache. Die Gehäuseoberseite ist aus glänzendem, haptisch hochwertigem Kunststoff gefertigt, der optisch schwarzen Klavierlack imitiert. Front, Seiten und Boden sind aus aufgerautem, robusten, nicht reflektierendem Kunststoff geformt. Die Passungen sind akkurat ausgeführt,  Spaltmaße fallen gering aus, die Optik sitzt stabil in ihrer konvexen Einbuchtung und die Anschlussbuchsen lassen jedes Spiel vermissen - Stecker sitzen fest und kontaktsicher. Die Ringe zur manuellen Verstellung von Zoom und Fokus an der Optik bieten eine sehr gute Anfassqualität und lassen sich fein und stufenlos verstellen. Der Zoomhebel liegt etwas tief in der Gehäuseöffnung, so dass es Konzentration erfordert nur diesen und nicht noch zusätzlich den Fokus zu variieren. Die Räder zur Justage des Lensshift, vertikal +/- 65% der Bildhöhe und horizontal +/- 25% der Bildbreite, bieten anfänglich einen etwas zu hohen Widerstand um dann flüssig, stufenlos zu laufen. In Summe stellt der Sony VPL-HW-15 ein sehr gut wie robust verarbeitetes Stück Unterhaltungselektronik da, das eine lange Lebensdauer verspricht. Die recht lang ausgefallene Fernbedienung steht diesem Eindruck nicht nach: Das gut ausbalancierte, nicht zu leichte Stück hochwertigen Kunststoffs liegt gut in der Hand. Die Druckpunkte gefallen durch klare Definition, die blaue Beleuchtung ist sehr hilfreich und die wichtigsten Tasten sind so groß dimensioniert, dass auch eine Bedienung im dunklen Heimkino ohne Falschauswahl leicht möglich ist. Einziger Maluspunkt ist die Positionierung der Menü-Taste, welche zwar optisch nett angebracht aber funktional nicht klar separiert liegt. Gesamtnote Verarbeitung in Relation zur Preisklasse: Hervorragend

Sehr gut zugänglicher Lampenschacht

200 Watt UHP-Lampe von Philips

Lichtaustritt und Lüftungskanal - auch im inneren tadellos verarbeitet 

Auch die Fernbedienung besticht durch gutes Handling und angenehme Haptik

Anschlüsse

Manch einer wird den Trigger-Anschluss vermissen

Die Anschlusssektion präsentiert sich gut bestückt. Es finden sich zwei HDMI-Eingänge, ein Komponenteneingang, ein VGA-Eingang, ein S-Video- sowie ein FBAS-Eingang. Ebenfalls vorhanden ist eine RS232-Schnittstelle. Es werden folgende Video- und Farbformate entgegen genommen:

• 480i/p 
• 576i/p 
• 720p  
• 1080i 48Hz / 50Hz / 60Hz 
• 1080p 24Hz / 50Hz / 60Hz
• NTSC 3.58 / NTSC 4.43 
• PAL, PAL-M, PAL-N, PAL-60
• SECAM 

Gesamtnote Anschlüsse in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet.

Mechanische Bildjustage

Leider nicht motorisch - die Lensshift-Justage

Fokus- und Zoomjustage mittels massiven Ring am objektiv

Das projizierte Bild mit Hilfe von elektrischen, sprich ins Bild eingreifenden Optionen, passend einzurichten ist stets mit dem Nachteil verbunden, dass die Güte der Projektion unter Schärfe- und Auflösungsverlust leidet. Aus diesem Grund sollte dafür Sorge getragen werden, dass rein mit optisch-mechanischen Mitteln die Lage der Projektion perfekt auf der Leinwand justiert wird. Nicht jeder ist in der Lage einen Beamer vermeintlich perfekt zu platzieren, was speziell bei älteren DLP-Beamer ohne Lensshift häufig zu Problemen führte. Sonys VPL-HW15 ist sehr gerüstet und erlaubt eine flexible Aufstellung. Es ist ein vertikaler und ein horizontaler Lensshift, sprich Linsenverschiebung aus der Geräteachse, implementiert; horizontal lässt sich das Bild um +/- 25% der Bildbreite und vertikal um +/- 65% der Bildhöhe verschieben. Dies sind praxisgerechte Werte, die den meisten Anforderungen gerecht werden. Das 1,6-fach Zoom-Objektiv erlaubt für ein zwei Meter breites Bild einen Linsenabstand von 2,7m - 4,3m. Im Gegensatz zu durchaus billigeren Mitbewerbern sind sämtliche Einstellungen von Hand zu treffen, was je nach Positionierung des HW15 die optimale Fokuseinstellung erschwert. Nutzer von Anarmorphoten oder nicht um die Bildmitte zentrierten Maskierungen werden den fehlenden motorischen Lensshift vermissen. Die fixen, aus rutschfestem Gummi gefertigten Standfüße machen eine waagrechte Platzierung bei Tischprojektionen nötig. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Sonys VPL-HW15 mit einer ordentlichen, aber keinesfalls vollständigen und praktisch flexiblen mechanischen Bildjustage daher kommt. Gesamtnote Bildjustage in Relation zur Preisklasse: sehr gut

Technik, Ausstattung, Menü, und Setup

Objektiv von guter Qualität - keine Verzerrungen

Sony setzt in der aktuellen Generation auf SXRD-Beamer. SXRD steht für "Silicon X-tal Reflective Displays" und bezeichnet den Typ der Light-Engine, des Herzens eines Beamers. Das schematische Grundprinzip ist vergleichbar mit anderen 3-Chip-Projektoren: Das Licht der Lampe wird mittels Prisma in die Primärfarben Rot, Grün und Blau aufgespaltet und separiert weitergeleitet. Für jede der drei Grundfarben ist folgend ein Chip, auch Panel genannt verbaut. Jedes der Panel verfügt über die native Auflösung des entsprechenden Geräts, in diesem Fall also 1920x1080 Pixel. Das Licht wird nach dem Durchlaufen der drei Panels wieder zusammen geführt und gemeinschaftlich durch die Optik nach draußen geführt. Faktisch ist davon zu sprechen, dass drei Bilder, in den drei Grundfarben, zeitgleich übereinander projiziert werden und sich erst auf der Leinwand zu den Mischfarben verbinden. 

SXRD-Panels, vergleichbar mit D-ILA-Panels von JVC, unterscheiden sich trotz schematischer Verwandschaft maßgeblich von LCD-Panels. Bei letztgenannten, Liquid Crystal Display-Panels, wird das Licht durch die Chips hindurchgeleitet und mittels Anlegen einer Spannung variiert. Dies bedingt zwei Faktoren: Die Zuleitungen und Stege befinden sich innerhalb der projizierten Fläche, der sogenannte Füllfaktor ist nicht der Höchste und es wird immer Lichtleistung geschluckt. Bei der SXRD-Technologie wird das Licht hingegen mittels anderer Positionierung der Panels reflektiert, bzw. gespiegelt, die Elektronik sitzt hinter den Modulen wodurch der Füllfaktor steigt und das Licht muss kein Material durchdringen. Im Ergebnis steigt so der Wirkungsgrad, das Bild gewinnt an Authentizität und nativer Dynamik und der Schwarz- wie der Kontrastwert erreichen Toplevel. 

Dynamische Blende mit verschiedenen Funktionsmodi

Sony hat wie beim Vorgänger VPL-HW10 trotz nativ hoher Kontrastwerte eine dynamische Irisblende verbaut. Das Ziel dieser ist es einen gesteigerten dynamischen Kontrast zu erreichen. Unter dynamischem Kontrast wird der Vergleich zweier Werte in aufeinander folgenden Szenen verstanden. Durch Schließen der optischen Blende wird die Helligkeit des austretenden Lichtes reduziert und umgekehrt, bei geöffneter Blende, erhöht. Dies ist invertiert vergleichbar mit dem Lichteinlass durch optische Blenden in der Photographie. Im Ergebnis sollen dunkle Bilder besser durchzeichnet und mit schwärzerem Schwarz und helle Bilder mit mehr Punsh dargestellt werden können, indem man durch Analyse des darzustellenden Materials die Iris automatisch verstellt. Auf die Wirkweise werden wir später eingehen.

Farbmanagement-System alá Sony

In aktuellen Beamern werden standardmäßig UHP-Lampen verbaut, die den Nachteil mit sich bringen, kein gleichmäßiges Farbspektrum abzusondern. Zudem sind nahezu alle Bildwiedergabegeräte neueren Baudatums in der Lage, ein größeres Farbspektrum darzustellen als es die beiden Farbraum-Normen BT.601 für PAL-SD und BT.709 für HD erfordern. Ohne Justage ergeben sich hierdurch übersättigte Bilder außerhalb der Norm und nicht normgerechte Verschiebungen der Farbtemperatur. Nur wenige Gerätschaften bringen hingegen ein vollständiges Farbmanagement-System mit, welches einem die Einstellungen korrekter Farben erlaubt. Sonys VPL-HW15 birgt das Feature RCP, Real Color Processing, das die Justage der Primär- und Sekundärfarben ermöglicht. Die optische Aufbereitung dieses Menü-Punktes ist zweifelsfrei gelungen, die praktisch nutzbare hingegen nicht, da die genutzte Nomenklatur und Wirkweise deutlich von standardisierten Lösungen abweicht, die Werte intern-relative darstellen und eine effektive, farbkanalbezogene Helligkeitsregelung fehlt. Ohne Messequipment wird es dem Laien daher kaum möglich sein das volle Potential dieses Tools auszuschöpfen und im Gesamtergebnis kommt man dem Ideal nur nahe.

Das Bild Menü in der Übersicht

Menü Bild

  • Bildmodus: Dynamisch, Standard, Kino, Benutzer 1/2/3

  • Rückstellen

  • Kino Schwarz Plus
    - Erweit. Blende (dynamische Iris): Auto 1/2 (Empfohlen, Schnell, Langsam), Manuell (fixe, individuelle Öffnung der Blende), Aus
    - Lampenregelung: Hoch, Niedrig (Lampenleistung)

  • Kontrast

  • Helligkeit

  • Farbe (Sättigung)

  • Farbton

  • Farbtemperatur
    - Hoch, Mittel, Niedrig, Benutzerdef. 1/2/3/4
    - Verstärkung Rot, Grün, Blau (+/-30, helle Bildbereiche) / Vorspannung Rot, Grün, Blau (+/-30, dunkle Bildbereiche)

  • Schärfe

  • Experteneinstellung
    - NR (Rauschunterdrückung): Niedrig, Mittel, Hoch, Aus
    - MPEG NR (MPEG Rauschunterdrückung)
        - Moskito NR: Niedrig, Mittel, Hoch, Aus
        - Block NR: Niedrig, Mittel, Hoch, Aus
    - Film-Modus: Auto, Aus
    - Schwarzwert: Hoch, Niedrig, Aus
    - Gammakorrektur: Gamma 1/2/3/4/5/6
    - x.v.Color: Ein, Aus
    Farbraum: Normal, Wide

Die beiden Auto-Modi der Blende lassen sich in der Intensität verstellen

Unterschiedliche Bildmodi - die Variante Kino ist gut eingestellt ab Werk

Regler zur Justage der Farbtemperatur mit Wertebereich +/-30

Über die blanken Parameter hinaus lassen sich gewisse "Helferlein" dazuschalten

Interessant grafische Darstellung - im Blu-ray-Betrieb aber nicht von Nöten

Menü Erweiterte Bildeinstellung

  • RCP (Real Color Processing)
    - Farbwahl: Rot, Grün, Blau, Cyan, Margenta, Gelb
    - je Farbe: Position, Bereich, RCP-Farbe, RCP-Farbton

Menü Bildschirm

  • Wide-Modus: 
    - Videosignal: Wide-Zoom, Normal, Voll, Zoom
    - Computersignal: Voll1, Voll2, Zoom

  • Over Scan: Ein, Aus

  • Bildfläche: Voll, Durch (für Hi-Vision-Bilder)

  • V-Zentrierung: digitaler Lensshift - das Bildsignal lässt sich auf dem Panel nach oben und unten verschieben

  • Vertikale Größe: vertikale Skalierung, nutzbar unter anderem für Anarmophoten

  • Signal einstellen: APA, Phase, Teilung, Lage H/V (Justageoptionen für Computersignale)

Menü Einrichtung

  • Status: Ein, Aus

  • Sprache

  • Menüposition

  • Kühlungseinstellung: Hoch, Standard (manuelle Einstellung der Lüfterleistung)

  • Bereitschaft: Standard, Niedrig (PJ Auto EIN bei "Niedrig" deaktiviert, Stromverbrauch im StandBy)

  • P save-modus (Stromsparmodus): Ein, Aus

  • Input-A Sig.wahl: Auto, Computer, Video GBR, Komponenten

  • Farbsystem: Auto, NTSC3.58 bis PAL-N

  • Lampeneinstellung: Bestätigen eines Lampenwechsels

Menü Funktion

  • HDMI-Einstellung: 
    - Steuerung für HDMI: Ein, Gerät Auto Aus, PJ Auto Ein, Aus
    - Geräteliste (Steuerung anderer HDMI-Komponenten aktivieren)

  • Auto. Eing-wahl: Eingänge ohne anliegendes Signal werden nicht angezeigt

  • Hintergrund: Schwarz, Blau (Farbe des Hintergrundbildes)

Menü Installation

  • V Trapez (vertikale, elektrische Trapezverzerrung)

  • Bildumklappung (Einstellung der Projektionsart - Front, Rück, Tisch, Überkopf)

  • Blanking: Links, Rechts, Oben, Unten (Bildrandbereiche lassen sich deaktivieren)

  • Panel-Abgleich (Dient zum Anpassen, dem Aufeinanderlegen der drei Panels, potentielle Verringerung von etwaigen Shading)
    - Farbe einstellen: R, G, B
    - Musterfarbe
    - Einstellen
    - Rückstellen

Ausgleichsoption für etwaiges Shading

Menü Information

  • Modellbezeichnung

  • Seriennummer

  • fH (horizontale Frequenz): bei Computersignalen

  • fV (vertikale Frequenz): bei Computersignalen

  • Speicher-Nr

  • Signaltyp

  • Lampentimer

Wie zu sehen, war unser Testsample nicht mehr tauschfrisch - dennoch aber sehr hell

Fazit: Gemessen am Preis packt Sony viel innovative und zeitgemäße Technik in das Gehäuse des VPL-HW15. Die SXRD-Panels stehen für hohe Kontrastwerte bei guter Helligkeit, die dynamische Irisblende verspricht einen gesteigerten dynamischen Kontrast und die Stellregler zur weitgehenden Farbkorrektur sind auch mit an Board. Die Flexibilität gegenüber diversen Betriebsum- und Zuständen ist hoch und lässt den HW15 für viele Anwendungen geeignet erscheinen. Eine stufenlose Verstellung des Overscan haben wir hingegen nicht entdecken können. Im Gegensatz zu den großen Brüdern im eigenen Haus und teils billigeren Konkurrenten bringt unser Testproband keine Zwischenbildberechnung mit. Wertung: Ausgezeichnet 

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