TEST: Stereo-Standlautsprecher Klipsch Classic RF-7 - Pegel-Maschinen mit enormer Bassenergie

18. März 2010 (cr)

Einführung

Für einen Paarpreis von 2000 EUR bekommt man bei Klipsch in Form der wiederbelebten Classic RF-7 einiges geboten: Einen optisch zeitlos gehaltenen Standlautsprecher mit der Klipsch-typischen Horntechnik, zwei enorm üppigen 25 cm Basstreibern und einem extrem guten Wirkungsgrad von satten 102 dB (2,83 V @ 1 m). Kurzzeitig verkraftet die solide Konstruktion Leistungswerte von bis zu 1000 Watt, und auch die Dauerbelastbarkeit fällt mit 250 Watt recht üppig aus. Erhältlich in den Farbtönen Kirsche Dunkel und Schwarz, weist die pro Stück 40,8 kg wiegende Box recht ausladende Dimensionen auf. 115 cm hoch, 29,7 cm breit und 41 cm tief. Die Nominalimpedanz liegt bei 8 Ohm. Was die amerikanischen Meister des Schalldrucks in der Praxis können, klärt unser Test. 

Verarbeitung und Technik 

Schallwand mit Hornvorsatz vor dem Hochtöner

Bassreflexöffnungen auf der Rückseite

Hochtöner im Detail

Schlichte Terminals

Etwas spitze Gehäusekanten

Optisch ist die RF-7 sehr schlicht gehalten, man sieht ihr die Aufgabe, auch größere Lokalitäten mit ordentlich Schalldruck zu versorgen, direkt an. Die nüchterne Formensprache hat aber den Vorteil, dass man sich geschickt modischen Strömungen entzieht. Leider entzieht sich die RF-7 auch referenzverdächtigen Bewertungen bei der Verarbeitungsgüte des Gehäuses den äußeren Eindruck betreffend. Wir würden es uns wünschen, wenn gerade die hinteren Gehäuseecken etwas weniger spitz ausfallen würden. Auch die optisch zunächst attraktiv und aus technischer Sicht sinnvoll erscheinenden Standfüße entpuppen sich bei genauerem Hinschauen als relativ preisgünstig hergestellt. Dies gilt auch für die Bi-Amping-fähigen Lautsprecherkabelanschluss-Terminals auf der Gehäuserückseite. Hier hätten wir uns etwas mehr Liebe zum Detail und etwas größer dimensionierte Schraubanschlüsse gewünscht. Die Chassis sind gut in die Schallwand eingepasst und stabil verschraubt. Die Lautsprecher-Schutzgitter erscheinen relativ robust und strahlen durch die leicht gebogene Form sogar eine gewisse Eleganz aus. Öffnet man die Box und entnimmt einen der beiden großen Basstreiber mit Klipsch-eigener "Cerametallic" Membran, so zuckt man aufgrund des immensen Gewichts unwillkürlich zusammen - der üppig dimensionierte Magnet weckt Vertrauen in die Leistungsbereitschaft der Klipsch-Schallwandler. Das MDF-Gehäuse ist innen mit Verstrebungen ausgestattet, so dass die Chassis quasi in eigenen Kammern ihrer Arbeit nachgehen können. Die dicken Gehäusewände helfen effektiv, Vibrationen zu dämpfen. Direkt auf der Innenseite der Anschlussterminals ist die Frequenzweiche untergebracht. Diese besteht nur aus wenigen Bauteilen und erscheint ebenso einfach wie sauber und stringent aufgebaut. Durch den in sich schlüssigeren inneren Aufbau mit übersichtlicher innerer Verkabelung nimmt man der Bassreflex-Box mit rückwärtiger doppelter Bassreflexöffnung die großzügigen Angaben hinsichtlich Maximal- und Dauer-Belastbarkeit durchaus ab. Dem Wirkungsgrad zuträglich ist auch der für Klipsch-Konstruktionen typische Hornvorsatz vor dem 4,45 cm Titan-Hochtöner. Gesamtnote Verarbeitung und Technik in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet. 

Frequenzweiche

Verstrebungen im Gehäuse

Ausgebauter Basstreiber

Im Detail

Testequipment
Klang
  • Blank&Jones, The Singles, "Sunrise" und "Flying to the Moon": Diese Art von Musik liegt der RF-7 ganz besonders. Die Bässe werden nachdrücklich und massiv in den Hörraum geschleudert. Die Stimme ist gut eingearbeitet. Effekte erfasst die Klipsch-Box schnell und umfassend. Der treibende Beat von "Sunrise" sorgt für richtige Club-Atmosphäre im Hörraum. Der bassintensive Beginn von "Flying to the Moon" wird dank des ausgezeichneten Tiefgangs zu einem echten Erlebnis. Auch in großen Hörräumen ist die RF-7 in der Lage, eine dichte Akustik zu realisieren. 
  • Future Trance - In the Mix, Greatest Club Anthems: Auch hier bestätigt sich wieder, dass die Klipsch für Freunde effektstarker Techno- und Trance-Musik eine erstklassige Wahl darstellt. Bei "Let the Party begin" von den Klubbheads wird schon der Anfang räumlich hervorragend herausgearbeitet. Als der harte, druckvolle Bass und kurz darauf das elektronisch generierte Hi-hat einsetzt, schafft die große Box eine eindrucksvolle Gesamtakustik. In Verbindung mit leistungsstarken AV-Verstärkern oder -Receivern entsteht der Eindruck, sich mitten in einem Club zu befinden. Der schnelle und doch nahezu komplette Aufbau von Effektpassagen unterstützt den sehr positiven Eindruck.  Beim 2009er Inifinty-Mix von DJ Klaas verdient sich die Basswiedergabe ebenfalls Spitzennoten, allerdings beleibe nicht nur durch Nachdruck und Kraft, sondern auch durch die überraschend präzise Abbildung des harten Basses. Die räumliche Wirkung ist intensiv.
  • Nightwish, Highest Hopes, Master Passion Greed, Sahara: Das harte und sehr schnelle Stück stellt viele Komponenten vor immense Probleme. Nicht so die RF-7. Hängt sie an einem sehr dynamischen AV-Verstärker wie unserem SC-LX90, dann schleudert sie die heftigen Rhythmen ohne Schwierigkeiten weit in den Hörraum. Die extremen Schlagzeug-Speeds werden ansatzlos umgesetzt. Der Bass erscheint treibend, energiegeladen und wie greifbar. Das sensible kurze Intro zu "Sahara" wird mit sehr guter räumlicher Ausleuchtung erfasst. Als es dann richtig los geht, enttäuscht die Klipsch erneut nicht und bringt die Dynamiksprünge in der gebotenen Deutlichkeit zum Ausdruck. Selbst die vokale Wiedergabe ist, wenn auch minimal zurückgenommen, von ausnehmend guter Qualität. Die Stimme löst sich hervorragend vom Lautsprecher. 
  • Robbie Williams, Reality killed the Video Star, Bodies: Ein Stück, wie geschaffen für die RF-7: Kraftvoll, vor Energie strotzend, effektgeladen. Die Box schafft es souverän, auch bei sehr hohem Pegel einen Überblick über die wichtigsten musikalischen Ebenen zu behalten. Sie schafft Pegel wie kaum ein anderer Schallwandler in diesen Preisregionen, detailliert aber gleichzeitig ordentlich und keinesfalls schlecht. Wichtige Einzelheiten werden sorgfältig erfasst und schnell sowie korrekt eingearbeitet. 
  • The Royal Philharmonic Orchestra, James Bond Themes, Goldfinger: Auch mit rein orchestralem Material geht der amerikanische Pegelkönner akkurat um. Selbst die Streicher wirken nicht zu vordergründig oder aggressiv, sondern sind mit der richtigen balance eingebunden. Allerdings sind auch hier die "echten" Mitten leicht im Hintergrund, während sich zum oberen Mitteltonbereich das Maß der Betonung hörbar erhöht. Im Oberbassbereich dann ist das Gleiche herauszuhören. Der Tiefgang überzeugt ebenso wie die Weite und Tiefe der virtuellen Bühne. 

Die beiden Tieftöner sorgen für einen satten Bass

Basisparameter

  • Tonalität: Eine leichte "Badwanne" ist schon festzustellen. Die Hochtonwiedergabe ist fetzig und prägnant, wird aber weitaus weniger aggressiv, als man es von derartigen Hornkonstruktionen eigentlich kennt. Die Mitten sind im Vergleich zu Höhen und Bässen etwas zurückgenommen, fügen sich aber gut ins Gesamtbild ein. Der Bass übertönt die unteren Mitten leicht und ist relativ dominant.
  •  Hochtonwiedergabe: Gute räumliche Ausleuchtung, stimmige Dimensionen - recht prägnant und lebendig ausgekleidet.
  • Mitteltonwiedergabe: Wie schon bei der Beurteilung der Tonalität festgestellt, stehen die Mitten leicht zurück. Allerdings weisen sie in sich durchaus schlüssige, verständliche Strukturen auf. Sie fügen sich gut ins Gesamtklangbild ein.
  • Basswiedergabe: Üppig, tief nach unten reichend, voluminös, räumlich weitläufig - für Liebhaber eines effektbetonten, nachdrücklich-energiegeladenen Klangbilds ist diese Basswiedergabe ein Traum. Die relativ großen Basschassis sind trotzdem auch dynamisch bei der Sache und leisten sich kaum "Nachzieher" bei den Gruppenlaufzeiten. 
  • Dynamik: Sehr gute Grobdynamik, Dynamiksprünge in großem Umfang werden schnell und eindrucksvoll erfasst. Feindynamisch besser als erwartet, ist die US-amerikanische Box auch hier auf einem tadellosen Niveau und stellt keinesfalls eine herbe Enttäuschung dar. 
  • Räumlichkeit: Überragend - der Klang löst sich sehr gut von den Boxen und verteilt sich beinahe völlig frei auch in großen Hörräumen um die 35 Quadratmeter. 
  • Pegelfestigkeit: Hier muss die Klipsch RF-7 nur sehr wenige und meist deutlich teurere Konkurrenten fürchten. Die kraftvolle, preislich ähnlich angesiedelte nuLine 122 ist eigentlich der einzige Konkurrent im Preisklassenumfeld, der ebenfalls in der Lage ist, enorme Pegel souverän wiederzugeben. 
  • Wirkungsgrad: Nahezu konkurrenzlos - selbst an Verstärkern mit normalem Leistungspotential können beträchtliche Pegel realisiert werden. 

Konkurrenzvergleich: 

  • Nubert nuLine 122: Preislich ähnlich (nur die von uns damals getestete, bis aufs Boxen-Oberflächenfinish baugleiche Exklusiv-Edition ist teurer), stellt die nuLine 122 eine völlig anders ausgerichtete Box dar. Akustisch fühlt sich der schwäbische Vertreter der tonalen Neutralität verpflichtet und stellt einen absolut gleichberechtigten Mitteltonbereich zwischen die Hoch- und Tieftondarstellung. Der Bass ist mit weniger Volumen versehen, agiert dafür aber präziser. Das großzügige Verteilen tieffrequenter Energie im großen Hörraum liegt der Klipsch noch mehr. Dafür aber ist die nuLine 122 feindynamisch besser.
  • Heco Celan XT 901: Mit dem seidigen und gleichzeitig sehr kultivierten Klang stellt die Celan eine besondere Empfehlung für Klassikliebhaber dar, die die ursprüngliche, volle und reichhaltige Wiedergabecharakteristik gerade bei großen orchestralen Werken und Opern schätzen. Der Schallwandler besitzt ebenfalls einen sehr ansehnlichen Tiefgang, muss sich Nubert und Klipsch hier aber geschlagen geben. Feindynamisch knackt sie die nuLine 122 beinahe. Bezüglich der Pegelfestigkeit hat die Celan kaum Chancen gegen die Klipsch RF-7.
  • Aurum Montan VIII: Für einen Aufpreis von rund 800 EUR im Vergleich zu Klipsch und Nubert  bieten die Montan VIII ein rundherum harmonisches Leistungsprofil, aus dem insbesondere der überragende Tiefgang und der seidige, samtige Hochtonbereich herausragen. Kaum eine andere Box in noch vertretbaren preislichen Dimensionen kann eine so feine, exzellent arrangierte Räumlichkeit, die sich über alle Frequenzbereiche erstreckt, offerieren. Bezüglich Bassgewalt und Pegelfestigkeit aber kann die RF-7 beinahe vorbeiziehen. 

Gesamtnote Klang in Relation zur Preisklasse: Hervorragend. 

Fazit

Ungemein kraftvoller und souveräner Lautsprecher - der Klipsch RF-7

De Klipsch RF-7 bietet zu ihrem fairen Kaufpreis eine nahezu konkurrenzlose Bassgewalt und eine extreme Pegelfestigkeit. Es macht einfach Spaß, über längere Zeit laut zu hören, den Lautsprecher strengt es kaum an. Dank des überragenden Wirkungsgrades muss noch nicht einmal ein besonders starker Verstärker angeschlossen werden, wobei wir raten, schon ein relativ leistungsfreudiges Exemplar zu verwenden, um das volle Potential der groß dimensionierten Klipsch-Schallwandler nutzen zu können. Wer angesichts der durchaus rustikalen, dabei aber zeitlosen Optik denkt, die RF-7 könne nur laut und kraftvoll, der irrt - wir geben zwar gern zu, dass dieser Lautsprecher für empfindsame Naturen nicht unbedingt die erste Wahl sein dürfte, aus absoluter Sicht aber werden selbst im Hinblick auf Feindynamik und Detailwiedergabe prima Ergebnisse erzielt. Die Verarbeitung ist innen besser als außen - die soliden Verstrebungen, das dicke Gehäuse und die robust sowie aufwändig konstruierten Chassis sorgen hier für sehr gute Zensuren, während die billigen Schraubterminals und die spitzen Gehäuseecken außen nicht unbedingt restlose Euphorie entfachen können. Bilanzierend aber wird hier zum kleinen Preis ein erstklassiger Standlautsprecher angeboten wird, der es trefflich schafft, eine emotional und atmosphärisch dichte Vorstellung bei nahezu jedem Pegel abzugeben, oder, schlichter ausgedrückt: Mehr Box fürs Geld geht kaum noch. 

Preis-/Leistungs-Hammer von Klipsch: Pegelfestigkeit und Basskraft befinden sich auf elitärem Niveau, und selbst Feindynamik und Homogenität genügen gehobenen Ansprüchen

Stereo-Lautsprecher Obere Mittelklasse
Test 18. März 2010

 

+ Extrem pegelfest
+ Enorme Basskraft
+ Erstklassiger Tiefgang
+ Hervorragende Räumlichkeit
+ Exzellente Grobdynamik
+ Erstaunlich gute Feindynamik
+ Bei enormem Pegel hervorragende Kontrolle
- Sauber verarbeitetes Innenleben

- Sehr ausladend
- Kleine äußere Verarbeitungsschwächen


Test: Carsten Rampacher
18. März 2010