TEST: Energy Connoisseur CF-70 Fronts, CC-10 Center, CB-10 Rears, aktiver Subwoofer ESW-C10

21.12.2010 (cr)

Einführung

Die Bedeutung des französischen Worts „Connoisseur“ macht neugierig: Kenner, Liebhaber, Fachkundiger – da steigt die Spannung, ob das gleichnamige 5.1 Lautsprecherset des kanadischen Anbieters Energy seine Bezeichnung auch verdient hat. Unser 5.1 Ensemble besteht aus dem Frontlautsprecher C-70, dem größten Schallwander der Serie (Paarpreis um 800 EUR), dem Center CC-10 (Stückpreis ca. 350 EUR), den Regallautsprechern CB-10 (Paarpreis 250 EUR) und dem aktiven Subwoofer ESW-C10 (ca. 340 EUR Stückpreis). So kommt man auf einen ausgesprochen humanen Gesamtpreis von ca. 1.740 EUR für das gesamte 5.1 Set.

Verarbeitung und Technik

Aktiver Subwoofer

Unterseite

Detailaufnahme

Rückseite

Geöffnet

Blick auf Chassis und Bassreflexröhren im Inneren

Der aktive Bassreflex-Subwoofer ESW-C10 ist im klassischen Würfeldesign gehalten und weist eine hochglänzend schwarze Front sowie einen mattschwarzen Korpus auf. Die eingebaute Endstufe liefert eine kurzzeitige Leistung von 400 und eine langzeitige Leistung von 150 Watt. Der 12,7 kg wiegende Subwoofer kommt mit einem 25,4 cm Basschassis und schafft einen maximalen Schalldruck von 102,6 dB @ 30 Hz, 1m. Mit einer Höhe von 43,1 cm, einer Breite von 33 cm und einer Tiefe von 37,6 cm ist er noch recht problemlos aufstellbar. 

Der Frequenzgang des Bassissten reicht von 32 bis 140 Hz. Der variable Tiefpassfilter ist zwischen 40 und 120 Hz einstellbar. Der Phasenregler ist nicht variabel ausgelegt, sondern bietet nur die Einstellmöglichkeiten 0 oder 180 Grad. Natürlich befindet sich hinten auch ein Lautstärkeregler. Eine Fernbedienung ist nicht im Lieferumfang, hat man den aktiven Subwoofer einmal richtig eingepegelt, braucht man diese eigentlich auch nicht. Die soliden Kippschalter für Betriebsmodus (an, aus, Automatik) und Phase gefallen uns gut, die für das passive Einschleifen angebrachten Speakerterminals hingegen finden nicht unsere Zustimmung – es handelt sich nur um Klemmverschlüsse, die ungeeignet für größere Kabelquerschnitte sind. Fürs Geld ist die Verarbeitung ordentlich, die Kanten sind, wie bei den anderen Lautsprechern auch, leider etwas spitz geraten. Der Bassist ruht auf einem speziellen Unterbau, der guten Halt gibt. 

Energy Connoisseur CF-70

Detailaufnahme von oben

Relativ spitze Kanten am Gehäuse

Frontseite

Ausgebautes Chassis

Großer Magnet

Detailansicht

Der Tieftöner ausgebaut

Frequenzweiche im Detail

Draufsicht von oben

Blick ins Innenleben des Schallwandlers

Standfüße der CF70

Anschlüsse auf der Rückseite

Lautsprechergitter der Frontlautsprecher

Die 20,5 kg schwere CF-70 ist eine mächtige Erscheinung (H x B x T 103,3 x 21,2 x 39,7 cm), der man schon aufgrund der Größe einiges zutraut. Auch hier ist die Schallwand in hochglänzendem Schwarz und der Korpus in schwarz-matt gehalten. Der magnetisch geschirmte 3-Wege Bassreflex-Lautsprecher bringt einen Frequenzgang von 34 Hz bis 20 kHz laut Energy mit. Die empfohlene Verstärkerleistung sollte zwischen 20 und 300 Watt pro Kanal liegen. Der Impedanzbereich geht von 4 bis 8 Ohm, damit sind flexible Einsatzmöglichkeiten gewährleistet. Die Bestückung umfasst 2 x 165 mm Tieftöner, einen 140 mm Mitteltöner und einen 25,4 mm Hochtöner aus Aluminium. Die Terminals sind Bi-wiring-fähig. Den Wirkungsgrad gibt Energy mit 96 dB an, ohne allerdings zu erläutern, wie dieser eigentlich sehr gute Wert zustande kommt. Gut gefällt uns der Sockel, auf dme der Lautsprecher steht: Er sieht gut aus, passt perfekt zum Sockel des Subwoofers und sorgt für soliden Halt.

Center-Lautsprecher

Front ohne LS-Gitter

Detailverarbeitung des Centers

Rückseite

Auch am Center spitze Kanten

Der 2,5 Wege Bassreflex-Center CC10 sollte aufgrund der rückwärtigen Bassreflexöffnungen nicht in ein hinten geschlossenes Rack oder in unmittelbare Wandnähe gestellt werden. Hier gibt Energy die empfohlene Verstärkerleistung mit 20 bis 200 Watt/Kanal an, der Wirkungsgrad liegt bei 92 dB. Der 7,9 kg wiegende Center misst (H x B x T) 18 x 50 x 25,2 cm. Der Frequenzgang reicht von 60 Hz bis 20 kHz. Die Bestückung: 2 x 140 mm Tief-/Mitteltöner und ein 25,4 mm Hochtöner. Impedanz: 4 – 8 Ohm geeignet.

Regalbox CB-10

Materialübergang bei der CB-10

Frequenzweiche

Anschlüsse auf der Rückseite

Die Regalbox CB-10 ist eine 2-Wege-Bassreflex-Konstruktion und wiegt pro Stück 4 kg. Der Wirkungsgrad liegt bei 90 dB, die empfohlene Verstärkerleistung beträgt hier 20 bis 125 Watt pro Kanal. Die Abmessungen (29 x 18 x 21,6 cm, H x B x T) sorgen für eine recht einfache Unterbringung. Die Impedanzwerte sind wie bei den anderen passiven Lautsprechern der Serie. Ein 25,4 mm Hochtöner und ein 140 mm Tief-/Mitteltöner stellen die Chassisbestückung dar.

Video

 

Das Design wirkt insgesamt recht gefällig, man sieht den Komponenten allerdings gleich auf den ersten Blick an, dass es sich um Lautsprecher handelt. Die Lautsprecherschutzgitter wirken auf den ersten Blick recht labil, weil sie dehn- und biegbar sind – wir halten dies allerdings für recht gut durchdacht, da es sehr schwer sein dürfte, die Gitter nachhaltig zu zerstören. Der Stoff sitzt prima und wirft keine unschönen Falten. Wären die recht spitzen Gehäusekanten und die billigen Klemmanschlüsse beim Subwoofer nicht – wir könnten rundherum Top-Zensuren aussprechen. Gesamtnote: Sehr gut – ausgezeichnet. 

Testequipment
Klang

Blu-ray, Batman – the Dark Knight, ab Filmbeginn, Dolby TrueHD 5.1: Sehr gut klingt das wegspritzende Glas der von den Gangstern heraus gesprengten Scheibe. Top auch ertönt das Durchladen der Waffen. Der aktive Subwoofer aber schlägt, wenn man mit hohem Pegel hört, leicht durch. Wir raten, in größeren Räumen, soll mit enormer Lautstärke gehört werden, 2 der aktiven Woofer parallel einzusetzen. Die Schießerei in der Schalterhalle kommt nachdrücklich zur Geltung, auch das Öffnen des Tresorraums klingt realistisch und kraftvoll. Das Ansetzen des Spezialbohrers an den Tresor und der Faustschlag eines Gangsters in der Schalterhalle verbreiten wahre cineastische Freude. Den Schüssen der Pumpgun des erbosten Filialleiters fehlt es aber unten herum an Ausdrucksstärke und Fundament. Das Sprechen der Ganoven mit der Maske vor dem Gesicht wird glaubwürdig vom Connoisseur übertragen. 

Blu-ray, Iron Man 2, ab Filmbeginn, DTS-HD Master Audio: Der Music Score ertönt kraftvoll, der dynamische Aufbau wird gut zum Publikum gebracht, das regen Anteil am Spannungsbogen gleich am Anfang des Films hat. Die traurige, triste Atmosphäre in der Wohnung in Moskau, vermischt mit akustisch vermitteltem Bedrohungspotential, wird prima herausgearbeitet. Im 2. Kapitel dann stellen wir wieder eine leichte Überhöhung im angehenden Hochtonbereich fest – als die E-Gitarre mit Verve einsetzt. Ansonsten wird der Music Score mit der zum Track passenden Aggressivität vermittelt. Die Beifallsbekundungen des Publikums werden stimmig eingebracht. Ab Laufzeit 30.44 beginnt das Rennen in MonteCarlo – die aufheulenden Motoren kommen prima heraus, und der Angriff Ivan Vankos wird mit sehr guter Dynamik übertragen. Schneidend schlagen seine Feuerpeitschen ein und zerfetzen mit enormer klanglicher Präsenz Metall und andere Materialien. Nur im absoluten Tiefbassbereich mangelt es an Greifbarem – der relativ kleine aktive Bass kommt in diese Gefilde nicht mehr. Der die große Bedrohung durch Vanko ausdrückende Music Score wird auch in dieser Sequenz tadellos wiedergegeben. 

Blu-ray, Andrea Bocelli, Vivere – Live in Tuscany, Track 1, Melodramma: Die Stimme Bocellis klingt ordentlich, aber es fehlt etwas an Fundament. Die Vögel zwitschern hörbar im Hintergrund, die Kirchenglocke kommt gut heraus, während weitere Umgebungsgeräusche etwas untergehen. Der Dynamiksprung zu Beginn des Concertos im Freien bereitet dem 5.1 Set keine Probleme. Die Streicher klingen harmonisch, die Konturenschärfe aber ist nur befriedigend. Die Trennung der Stimmen von den Instrumenten ist gelungen, das Piano wird tonal angenehm wiedergegeben – der erfahrene Hörer wünscht sich hier aber mehr Details. Die Bassperformance weist Licht und Schatten auf. Die Räumlichkeit ist gut, an absolutem Tiefgang fehlt es aber. Auch neigt der Subwoofer ab und zu zum leichten Nachschwingen. 

CD, James Bond Themes, gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra, Goldfinger, PLII Music, 5.1 Wiedergabe: Die rein instrumentale Interpretation gibt das Energy System mit tadelloser Räumlichkeit wieder. Die Streicher klingen hier verglichen mit der Bocelli-Blu-ray ausdrucksstärker und lebendiger. Die Blechbläser haben Kontur und ertönen klar. Eine leichte Überhöhung im oberen Mitteltonbereich stört minimal die Gesamtharmonie. Der aktive Subwoofer liefert ein spürbares Fundament, schiebt sich aber nicht unschön in den Vordergrund.

CD, The Cult of Snap, CD2, Track 2, „The Power“, Stereo 2.1: Der Bass ist recht präzise, nur tief im Frequenzkeller zieht sich der aktive Subwoofer zurück. Der aggressive Style des schon beinahe legendären Dancefloor-Klassikers wird sehr gut zur Geltung gebracht. Stimmen und Instrumente werden akkurat voneinander getrennt. Erst bei sehr hohem Pegel nimmt der Detailreichtum im Hochtonbereich hörbar ab. Effekte fliegen mit hoher Präsenz nachvollziehbar durch den Hörraum. 

CD, Johann Strauss, Walzer, Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel, Kaiser-Walzer, Stereo 2.1: Der weltberühmte Walzer dieser orchestral hochkarätig besetzten Darbietung bereitet dem Energy-Set deutlich weniger Mühe als erwartet – die Rhythmus-Wechsel kommen ebenso wie der dynamische Aufbau sehr gut heraus, überraschend für ein LS-Ensemble dieser Preisliga. Auch die Streicher sind recht gut durchzeichnet, der Klang löst sich gut vom Lautsprecher. Die räumliche Verteilung wird zudem recht akkurat vorgenommen. Der aktive Subwoofer integriert sich hervorragend zwischen die Frontlautsprecher – eine überdurchschnittlich gute Leistung. Auch das Klatschen des Auditoriums wird überragend wiedergegeben. 

Generelle Eindrücke

Die beiden Frontlautsprecher weisen eine gute Pegelfestigkeit auf und sind bis auf eine minimale Erhöhung im oberen Mittelton-/unteren Hochtonbereich relativ neutral ausgelegt. Grobdynamisch wird eine prima Leistung erzielt und auch die Räumlichkeit ist gut. Der Center fügt sich sehr gut ein und wirkt nie deplatziert – wenn präzise eingepegelt wurde. Die beiden Surround-Regallautsprecher bilden eine gekonnte Mischung aus vollwertiger Klangkulisse und vertretbaren Abmessungen. Auch sie sind besonders auf dem Gebiet der Grobdynamik talentiert – für Liebhaber „vollen Aromas“ ist die Effektkulisse in einigen wenigen Fällen etwas dünn. Der aktive Subwoofer arbeitet recht präzise und trocken, er neigt nur in wenigen Fällen zum Nachschwingen. Er integriert sich ausgezeichnet zwischen die Frontlautsprecher, liefert ein spürbares Fundament, schiebt sich aber nicht unschön in den Vordergrund. Ganz unten im Frequenzkeller fehlt es etwas an Tiefgang.

Konkurrenzvergleich

  • Teufel System 5: Für Filmton-Liebhaber gibt es, auch aufgrund des attraktiven Preises von mittlerweile etwa 1500 Euro in 5.2 Konfiguration, keine klarere Kaufempfehlung als das System 5 der Berliner Teufel. Zwar kann das System auch im Musikbetrieb überzeugen, dank der Front-Standlautsprecher - die das Herzstück der Connoisseur bilden - mit neutraler Auslegung punktet das Energy Set aber besonders im klassischen Stereobetrieb. Die räumlich umschließende Surround-Kulisse und der kraftvolle Subwoofer mit hohem Tiefgang schiebt das Teufel-Set wieder nach vorne.
  • Canton Chrono SL: Das Canton Chrono SL-Set begeistert durch besonders strukturierte Mitten, einer hohen Pegelfestigkeit und überragender Verarbeitungsqualität. Ähnlich dem Energy Connoisseur-System gliedert es sich mit schicker Optik problemlos in die moderne Wohnumgebung ein. Wie die Connoisseur verfügt auch das Chrono Set über große Frontlautsprecher und kann daher mit einer tollen Stereo-Performance glänzen. Der Hochtonbereich wirkt sehr brilliant, überdies ist der Subwoofer des Chrono Systems äußerst leistungsstark und bietet leichte Vorteile gegenüber dem ESW-C10. Das Canton Ensemble ist mit rund 3800 Euro aber auch deutlich teurer als die Energy Schallwandler. Wer Ausschau nach ähnlicher Auslegung in Klang-Performance und im Design für geringeren Kaufpreis hält, kann aber ohne Probleme einen Blick auf die Energy Conoisseur riskieren.
Gesamt-Fazit

Für einen fairen Kaufpreis bietet das Connoisseur-5.1-Set aus dem Hause Energy einen dynamischen und klaren Klang, die frische Auslegung macht das System sogar für die Liebhaber klassischer Musik interessant – dann allerdings am besten im 2.1 Betrieb, denn die beiden großen Frontlautsprecher sind die Highlights im kanadischen Schallwandler-Team. Dabei gehen sie nicht „rough, tough &dangerous“ ans Werk wie ein kanadischer Eishockeyprofi, sondern immer relativ kultiviert und nie grobschlächtig. Dem aktiven Subwoofer, der präzise spielt und ein tadelloses Integrationsvermögen besitzt, fehlt es allerdings etwas an Tiefgang, und wer oft sehr hohe Pegel fährt, ist besser bedient, wenn er sich gleich zwei der Bassisten kauft. Der Center ist ausgezeichnet gelungen und fügt sich flüssig in die Frontklangkulisse ein. Die beiden Rearspeaker agieren dynamisch und bieten ein frisches Klangbild, allerdings könnten sie noch eine Idee voluminöser auftreten.

Akustisch kultiviertes LS-System mit dynamisch, klarem Klang

Lautsprechersysteme 5.1 Mittelklasse
Test: Dezember 2010

+ Prima Grobdynamik
+ Trockener Bass
+ Gute Räumlichkeit

- Tiefgang des Subwoofers könnte noch besser sein
- Lautsprecher-Anschlüsse dürfen hochwertiger ausfallen

Test: Carsten Rampacher
Datum: 21.12.2010