SPECIAL: Die 3D-Qualitäten von Flachbildschirmen (Panasonic, Philips, Samsung, Sony) im Vergleich
01. Oktober 2010 (cr)
Mittlerweile habe wir bereits einige 3D-fähige Flachbildschirme unter die Lupe nehmen können - in diesem Special gehen wir die Frage nach, in welchen Disziplinen der dreidimensionalen Wiedergabe die einzelnen Flachbildschirme besonders überzeugende Leistungen abliefern und bei welchen Bildparametern Nachbesserungsbedarf besteht.
Eines eint alle hier vorgestellten Systeme - sie arbeiten mit einer sogenannten aktive Shutterbrille. Die Brillen „Gläser“ bestehen aus zwei kleinen Flüssigkeitskristall-Monitoren. Das Prinzip der LCD-Technologie kommt auch hier zum Tragen: Elektronisch werden die beiden LCD-Anzeigen zwischen lichtdurchlässig und lichtundurchlässig umgeschaltet – daher „aktiv“. So lässt sich wahlweise das linke oder das rechte Auge abdunkeln, um dem menschlichen Gehirn zwei getrennte Bilder für eine korrekte 3D Wahrnehmung anzuliefern. Es ist bei der aktuelle herrschenden 2k-Technologie im Consumer-Heimkino aufgrund der dafür zu niedrigen Auflösung nicht möglich, zwei getrennte Full-HD-Bilder für das rechte und das linke Auge simultan zu produzieren - daher muss das linke oder das rechte Auge kurz abgedunkelt werden, um die Bilder mit minimalem zeitlichen Versatz getrennt produzieren zu können. Bei Sony geht man einen etwas anderen Weg: Normalerweise, bedingt durch den Hell/Dunkel-Wechsel bei der fürs linke und rechte Auge getrennten Bildaufbau durch die aktive Shutterbrille, stört sichtbares Flackern besonders bei hellen Wänden im Aufstellungsraum, die visuelle Harmonie. Dadurch, dass Sony innerhalb der Shutterbrille immer die Helligkeit für beide Augen konstant hält und somit den kritischen Hell-/Dunkel-Wechsel vermeidet, wird diese Schwierigkeit geschickt umgangen. Sony nimmt dann allerdings den Nachteil dafür in Kauf, dass das System recht empfindlich gegenüber Bewegungen mit dem Kopf ist.
Die bislang getesteten 3D-TVs:
Panasonic 3D-Plasma TX-P50VT20
Philips 3D Edge LED-LCD 40PFL8605
Samsung 3D CCFL LCD-TV LE46C750
Samsung 3D Edge LED-LCD UE40C7700
Sony 3D-TV KDL-40HX805 mit Dynamic EDGE LED
Kommen wir nun zur Bewertung der Geräte.
- Intensität der dreidimensionalen Wirkung (Tiefenstaffelung, Gesamtplastizität, Körperplastizität, empfundene Räumlichkeit: Hier schneiden alle bislang getesteten Modelle sehr gut ab. Führt man natives 3D-Material zu, ist die Wirkung beim Panasonic 3D-Plasma TX-P50VT20 besonders ausgeprägt. Der Raum wird bis in die hintersten Ebenen toll gestaffelt und bietet eine hervorragende dreidimensionale Wirkung. Der Sony KDL- 46HX905 schneidet hier ebenfalls überragend ab, die restlichen TVs bieten aber allesamt auch ein ausgezeichnetes Raumgefühl. Selbst der preislich günstige Samsung 3D CCFL LCD-TV LE46C750 schneidet noch gut ab, wenngleich bedingt durch die konventionelle Hintergrundbeleuchtung hier ein etwas weniger intensiver Effekt geboten wird. Wenn man die Wandlung von 2D nach 3D betrachtet, kann man pauschal sagen, dass schon ein Räumlichkeitsgewinn vorhanden ist, der beim Panasonic TX-P42GT20E besonders beeindruckend ausfällt. Aber auch die Sony- und Samsung-Armada bietet eine ordentliche Wandlung - interessant: Beim "kleineren" Samsung 3D Edge LED-LCD UE40C7700 fällt der Effekt sogar noch gekonnter aus als beim teureren UE46C8790. Wir sehen die C7700er Serie ohnehin als besonders gelungen an. Bei der Sony-Familie liegen alle drei TVs auf einem beachtlich hohen Level, Sony schafft es besonders gut, die Schärfe bis in die hinteren Ebenen beinahe konstant zu halten. Der Panasonic 3D-Plasma TX-P50VT20 und der Philips 3D Edge LED-LCD 40PFL8605 beherrschen die 2D in 3D Wandlung nicht, daher können wir die Qualitäten der beiden TVs in dieser Disziplin nicht beurteilen.
- Gebotene Bildruhe (Fehler durch Flimmern oder Zittern bzw. Sync-Probleme Sender - Shutterbrille, Variante der Shutterbrille): Hier besteht noch deutliches Verbesserungspotential. Herausragend ist die Bildruhe (bezogen auf die Zuführung von nativem 3D Material) beim Panasonic 3D-Plasma TX-P50VT20. Das Bild zittert nur sehr gering, Flimmern tritt höchstes sporadisch auf und die Synchronisation mit der aktiven Shutterbrillle läuft fehlerfrei auch über mehrere Stunden ab. Beim Panasonic TX-P42GT20E ist das Ergebnis immer noch sehr beachtlich, wenngleich Zittern oder Flimmern in etwas stärkerem Maße das Bild beeinträchtigt. Sehr gut in dieser Wertung schlägt sich der Samsung 3D Edge LED-LCD UE40C7700, der ein recht ruhiges Bild produziert, bei dem nur Details flimmern können. Top ist die zuverlässige Synchronisierung. Der Sony 3D-TV KDL-40HX805 mit Dynamic EDGE LED liefert ein beinahe flimmer- und zitterfreies Bild ab - aber die Synchronisation ist nicht ganz so perfekt, was auch darin begründet liegt, dass unser Gerät noch nicht absolut final war. Beim Sony 3D LED-LCD KDL-60LX905 (final) gab es hier keine Probleme. Der Sony KDL- 46HX905 LED LCD-TV modelliert in den vordersten Ebenen am besten von allen drei Sonys und bietet hier einen stabilen Bildstand, in den hinteren Ebenen kann es zu leichtem Detailzittern kommen. Der UE46C8790 aus dem Hause Samsung liefert einen guten Sync mit nur wenig Aussetzern ab. In den hinteren visuellen Ebenen kann es zu leichtem Flimmern kommen. Das Gleiche lässt sich zum Samsung 3D CCFL LCD-TV LE46C750 sagen. Verbesserungspotential tut sich bei Philips auf - hier klappt die Synchronisierung noch nicht perfekt, der Philips 3D Edge LED-LCD 40PFL8605 steigt ab und zu aus - was schade ist, denn an sich produziert der Niederländer ein stabiles und souveränes 3D-Bild. Hier muss man an der Synchronisierung arbeiten. Bei der Wandlung von 2D nach 3D liefern die Kontrahenten von Panasonic (GT20), Samsung und Sony allesamt eine saubere Leistung ab, wenngleich sich das Flimmern kleiner Details im Vergleich zur Zuspielung von nativem 3D-Material sichtbar verstärkt. Zudem wirkt das Bild oftmals im Gesamten leicht instabil - nur beim Panasonic TX-P42GT20E nicht.
- Bewegungsdarstellung: Ganz vorn hier wieder der Panasonic 3D-Plasma TX-P50VT20, aber auch der Sony 3D LED-LCD KDL-60LX905 begeistert hier. Beide TVs liefern eine scharfe und flüssige Bewegungsdarstellung ab. Alle anderen Kontrahenten liegen auch auf einem guten Level, ab und zu kann es allerdings zu Ruckelbewegungen kommen. Wird von 2D nach 3D gewandelt, setzt sich der Sony 3D LED-LCD KDL-60LX905 sehr gut in Szene. Aber auch die Möglichkeiten des Panasonic TX-P42GT20E sind bestens, Bewegungen bei der Wandlung mit guter Schärfe und ordentlicher Flüssigkeit wiederzugeben. Schlecht schneidet kein TV hier ab, wobei klar zu sagen ist, dass die 2D auf 3D Wandlung schon Performance bezüglich einer perfekten Bewegungsdarstellung frisst.
- Ghosting (Gleichzeitige Darstellung von linken und rechten Bild. Dies bedeutet, dass die Information für das linke und das rechte Auge, welche bei getrennter Anlieferung überhaupt erst den gewünschten 3D-Effekt sicher stellen, sich überlappen. Visuell macht sich dies durch sogenannte "Geisterbilder"/Ghosting bemerkbar): Hier schlägt sich das Panasonic-Duo hervorragend und produziert nur noch in seltenen Fällen und dann in den hinteren Ebenen bei Kameraschwenks sichtbares Ghosting. Samsung und Sony haben aber mittlerweile aufgeschlossen. Interessanterweise zeigen Sony 3D-TV KDL-40HX805 mit Dynamic EDGE LED und der Samsung 3D Edge LED-LCD UE40C7700 eine besonders geringe Ghostingneigung. Der Philips schlägt sich tapfer, findet aber noch nicht ganz den Anschluss. Hier kann es auch in den vorderen visuellen Ebenen ab und zu zu sichtbarem Ghosting kommen.
- Helligkeitsverluste durch die aktive Shutterbrille, welche mit merklichen Verlusten der Kontrastdynamik in dunklen und hellen Bildbereichen verbunden sein können, plus Farbverfälschungen: Generell kann man sagen: Ein Helligkeitsverlust ist immer sichtbar, ebenso ein Farbstich, der meist ins Warm-Erdige geht. Viele LCDs haben ein extra Bildprogramm, das für den 3D Betrieb optimiert ist. Zu den Ergebnossen: Hier schneiden die drei Sony-TVs hervorragend ab, die Helligkeitsverluste fallen am geringsten aus. Daher kann man als Sony-Vorteil verbuchen, dass man auch bei deutlichem externen Lichteinfall 3D-Material betrachten kann. Bei Panasonic ist schon ein Helligkeitsverlust sichtbar, dafür aber trumpfen die beiden Geräte dann auf, wenn man bei sehr geringem externen Lichteinfall schaut. Durch den erstklassigen Schwarzwert wird eine tolle Kontrastdynamik geboten. Vertretbar fällt der Helligkeitsverlust bei Samsung aus. Prima bei den Koreanern - die recht geringen Farbverfälschungen. Der Philips erzielt ebenfalls ein gutes Ergebnis mit einem sich in Grenzen haltenden Helligkeitsverlust und Farbverfälschungen, die sich im Rahmen halten.
- Empfindlichkeit durch Kopfbewegungen, Flimmern bei externem Lichteinfall rund um den TV, besonders gut in Räumen mit hellen Wänden sichtbar: Alle 3D-Systeme reagieren noch recht sensibel auf Kopfbewegungen während des 3D-Filmgenusses. Meist sind Farbverfälschungen, Verzerrungen und ein Verlust der 3D-Wirkung die Folgen, wenn man in vertikaler oder horizontaler Achse den Kopf bewegt. Besonders das Neigen des Kopfes hat merklichen Einfluss auf die Bildgüte. Besonders empfindlich sind die Sony-3D-TVs - die dafür einen anderen Makel nicht mitbringen. Das störende Flimmern, das bei den anderen TVs dann rund um den Bildschirm auftritt, wenn man bei externem Lichteinfall in einem Raum mit hellen Wänden schaut, wird hier vermieden, was zu einem entspannteren Sehen führt.
- Tragekomfort und Restlichteinfall beim Brillensystem: Alle Brillen erweisen sich als bequem, auch wenn man Brillenträger ist und die 3D-Brille noch über die Brille stülpt. Keine Brille erwies sich als zu schwer. Die Verarbeitung ist meist gut, aber selten überragend, gerade die Bügel erscheinen teilweise etwas windig. Bei manchen Anbietern sind verschiedene Brillen käuflich zu erwerben. Wir würden immer auf das Modell setzen, das am meisten geschlossen ist, so dass Restlicht nur geringe Chancen hat, zu stören. Für Kinder sind ebenfalls oft eigene Brillen im Angebot. In der Praxis ergaben sich auch bei größerem Abstand (5 Meter) keine Sync-Probleme, die aus einer zu niedrigen Signalstärke resultierten.
- Eignung für das Betrachten von 3D-Inhalten auch bei Tage. Resultierend aus den Ausführungen schon der weiter oben beschriebenen Punkte kann man klar sagen, dass sich die Sony 3D-TV-Systeme hier am besten schlagen. Die sehr geringe Absenkung der Bildhelligkeit verbunden mit dem nicht vorhandenen Flimmern rund um den TV bei externem Lichteinfall prädestinieren die drei Sony-TVs auch für das Anschauen von 3D bei normalem Tageslicht.
- Kino-Effekt im abgedunkelten Raum: Hier begeistern die beiden Panasonic-Plasmas am meisten, sie bieten ein Kino-mäßiges Bild mit exzellentem Schwarz, guter Kontraststaffelung und authentischer Farbgebung. Dicht auf den Fersen ist gerade der Sony 3D-TV KDL-40HX805 mit Dynamic EDGE LED - obwohl "nur" ein Edge-Gerät, überzeugen Farbauthentizität und Schwarzwert praktisch auf der ganzen Linie.
- Eignung für 3D Gaming: Hier stechen die beiden LED-LCDs von Samsung (UE46C8790, UE40C7700) durch die enorme Farbdynamik und die sehr satte Farbgebung hervor. Der gefürchtete Input Lag ist ab und zu bei allen Kontrahenten wahr zu nehmen, aber in recht geringem Ausmaß.
Zum Test des Panasonic TX-P42GT20E und des TX-P50VT20 verwendete Brille - nicht ideal ist, dass sie seitlich partiell geöffnet ist, so dass Restlicht hineinkommt. Dafür sitzt die recht leichte Brille sehr bequem
Aufwändige, schwere und solide wirkende Sony-Brille - durch die geschlossene Konstruktion vorn fällt kein Restlicht ein
Leichte und bequeme Samsung-Brille
Philips-Brille in leicht antiquiertem Design
Fazit
Insgesamt wird bereits jetzt, wo die 3D-Technologie für den Endverbrauchermarkt noch in den Kinderschuhen steckt, ein sehr beachtlicher Standard geboten. Es ist allerdings noch Luft nach oben. Eine bessere Kompensation von Bewegungen des Zuschauers, geringere Helligkeitsverlust durch die aktive Shutterbrille, noch weniger Flimmern oder Zittern bei Details in hinteren Bildebenen und teilweise ein noch stabilerer Sync zwischen Brille und TV wären für die Zukunft wünschenswert.
Text: Carsten Rampacher
Datum: 01. Oktober 2010