TEST: Yamaha Soavo-1 Piano - exklusiver Schallwandler mit edler Akustik

02.10.2009 (cr/jw)

Einführung

Für einen Paarpreis von rund 2800 EUR erhält man auf dem deutschen Markt die Dreiwege-Bassreflexbox Yamaha Soavo-1 Piano. Mit aufwändigen konstruktiven Merkmalen und schicker Optik macht der Lautsprecher auf sich aufmerksam. Eine hohe Impulstreue, eine verfärbungsfreie Stimmwiedergabe und ein straffer, klarer Bass sollen hervorstechende Merkmale sein. Was die Soavo-1 in der Praxis leistet, haben wir genau untersucht. 

Verarbeitung und Technik

Füße

Aluminium-Einfassung

Hohe Oberflächengüte, präzise Passungen

Hier hat Yamaha gerade dann, wenn man den günstigen Marktpreis mit ins Kalkül zieht, ein enormes Niveau erreicht, das selbst bei sehr viel teureren Lautsprechern nicht selbstverständlich ist. Schon die gesamte Formgebung der Standbox strahlt Exklusivität und Noblesse aus. Die makellos gearbeiteten Oberflächen sind hervorzuheben, das Finish wirkt satt und tief, es überzeugt durch Ebenmäßigkeit und homogene Oberflächenstruktur. Nur die billig und wenig steig erscheinenden Abdeckgitter (magnetisch befestigt) passen nicht zum ansonsten herrschenden Premiumstandard.

Offen

Die LS-Gitter überzeugen nicht wirklich aus qualitativer Sicht

Die zweifarbige Gestaltung des Gehäuses mit dem eleganten Kontrast von Klavierlack-schwarz und echten gebürsteten Aluminiumelementen im Bereich des Hochtön ers sorgt für eine attraktive optische Spannung, dadurch wird die formschöne Box auch nach Jahren noch nicht zum staubfangenden Langeweiler im Wohn- oder Musikzimmer. Die aufwändige und zugleich stilistisch überzeugende Fußkonstruktion sorgt für sicheren Halt und eine wirkungsvolle Entkopplung vom Boden, um störende Resonanzen zu verhindern. Auch das Innenleben des Lautsprechers entspricht den hohen Erwartungen, welche das Äußere weckt. 

Dickes Gehäuse

Frequenzweiche

Chassis, ausgebaut

LS-Terminals

Hochwertige Chassis mit dicken Magneten und steifen Körben sowie ein stringenter Aufbau der Frequenzweiche (alle Komponenten sitzen auf einer soliden Holzplatte) sind zu erwähnen. Die Trennung von Bass- und Mittel/Hochtonbereich mit seperater Kammer für die Basstreiber sorgt dafür, dass gegenseitige Beeinflussungen ausbleiben. Das dicke MDF-Gehäuse sorgt dafür, dass die wiedergegebene Musik klingt und nicht der Korpus des Lautsprechers. Die Bi-Ampingterminals auf der Gehäuserückseite sind hartvergoldet und bieten auch hochwertigen Bananensteckern sicheren Halt. 

Der aufwändige Gehäuseaufbau ist natürlich nicht nur fürs Auge, sondern auch und vor allem für einen natürlichen, dynamischen und reinen Sound. Die dickere Schicht des Piano-Finish macht das Gehäuse wesentlich härter als die normale Lackierung. Dies hat einen Einfluss auf die Basswiedergabe und den Signal-/Rauschabstand des Lautsprechers. Zudem wurde die Dämmung im Inneren der Soavo-1 aufwändig gestaltet. Unter dem oberen Gehäusedeckel ist ein Absorber angebracht, der die Entstehung von Schwingungen und die Übertragung von Schall über den Gehäusedeckel nach aussen deutlich reduziert. Die vertikale Versteifung des Gehäuses ist entsprechend angepasst worden, was insgesamt dafür sorgt, dass das Gehäuse keinerlei Resonanzen produziert. 
Für den Hochtöner kommt ein besonders kompakter und gleichzeitig leistungsfähiger Neodymmagnet zum Einsatz. Die dünne Membran des Mitteltöners überzeugt durch die Kombination aus hoher Steifigkeit und geringem Eigengewicht. Qualität im Detail zeigt sich dadurch, dass im Sinne eines hervorragenden Klangs Mittel- und Tieftöner mit Vollgummisicken und nicht mit Schaumsicken ausgestattet sind. Mittel- und Tieftöner bestehen aus Poly-Methyl-Pentene - Vorteil dieses Material-Mix ist das impulsschnelle Ansprechverhalten für exzellente Grob- und Feindynamik. Durch die spezielle Form des Korpus mit leicht angewinkelten Wänden seitlich im vorderen Bereich wird erzielt, dass im Inneren des Gehäuses keine stehenden Wellen, die Folge paralleler Wände, anzutreffen sind, die die Reinheit des Klangs stören könnten. Zudem sorgen die angewinkelten Ecken für ein besseres Abbildungsverhalten. Die Aluminiumumgebung des Hochtöners sieht zudem nicht nur edel aus, sondern sorgt auch für das weitgehende Fernbleiben akustischer Verfärbungen. 

Technische Grunddaten

• 3-Wege-Bassreflexlautsprecher
• Zwei 16 cm Tieftöner
• 13 cm Mitteltöner
• 3 cm Hochtöner
• Frequenzgang 35 Hz bis 50 kHz – perfekt für neue HD-Tonformate, SACD und DVD-Audio
• Empfindlichkeit 89 dB (2,83 V @ 1 m)
• Maximale Belastbarkeit 200 Watt
• Impedanz 6 Ohm
• Abmessungen (mit Fuß) 349 mm x 1051 x 487 (Breite x Höhe x Tiefe)
• Gewicht 29,5 kg

Gesamtnote Verarbeitung und Technik in Relation zur Preisklasse: Hervorragend. 

Testequipment
Klang

Lange Zeit boten Yamahas Lautsprecherserien zwar eine ordentliche, aber keinesfalls eine überragende Performance. Mit der weiter entwickelten Soavo-1 Piano hat dies nun ein sehr erfreuliches Ende gefunden. Mit dieser Dreiwegebox ist den Yamaha-Ingenieuren ein akustischer Volltreffer gelungen, der die große Erfahrung, die Yamaha im Bau hochwertiger Musikinstrumente hat, endlich auch auf Lautsprecherboxen überträgt. Dies zeigt sich an allen zum Test verwendeten Musikbeispielen.

Beeindruckend ist, wie der attraktive Lautsprecher mit komplexer klassischer Musik umgeht. Als erstes Beispiel nehmen wir Antonin Dvoraks „Aus der neuen Welt“. Diese weltberühme Symphonie lebt durch ihren intensiven Spannungsbogen, der sich gleich zu Beginn durch komplexe musikalische Gefüge und enorme Dynamikunterschiede ausdrückt. Die Soavo entwickelt hier einen ungemein sensiblen und gleichzeitig harmonischen Sound, der die Dynamik hervorragend zum Hörer transportiert, gleichzeitig aber auch bei deutlich gehobenem Pegel stets rund und stimmig klingt. Die schöne Ausbreitung des Hochtonbereiches sorgt für einen sehr gut ausgeleuchteten Raum, feine instrumentale Differenzen der ersten akustischen Ebenen werden ausgezeichnet erfasst. Diese Eindrücke lassen sich auch bei Bedrich Smetanas legendärer „Moldau“ gewinnen – hier tun sich auch teure Schallwandler schwer, da das Fließend-Homogene, aber gleichzeitig Dynamisch-Detaillierte, was enorm wichtig zur korrekten akustischen Abbildung dieser Symphonie ist, in Kombination den wenigsten Lautsprechern eigen ist. Hier ist, gerade wenn man die Preiskategorie berücksichtigt, den Yamaha-Entwicklern ein kleines Meisterwerk geglückt, so souverän, leicht und beschwingt managt die Soavo-1 alle Passagen. Bei Carl Orffs „Carmina Burana“ können wir der eleganten Box ebenfalls nur exzellente Leistungen bescheinigen, denn sie stellt in hoher Klarheit alle Instrumente in ausgezeichneter Trennung des Chorals im Hintergrund heraus. Gleichzeitig aber schafft des die Soavo, ein ganzheitliches Klangbild ohne störende Disharmonien zu entwickeln, durch das sehr gute Impulsverhalten werden auch kleine dynamische Unterschiede ansatzlos umgesetzt. 

Bei der „Carmina Burana“ begeistert der straffe und präzise Bass, der stets mit einem natürlichen Volumen aufwartet und sich von künstlichen tieffrequenten Übertreibungen konsequent fernhält. Zugleich beeindruckt der Tiefgang, den die relativ bescheiden dimensionierten beiden Basstreiber in Kombination bereitstellen. Niemand wird hier einen aktiven Subwoofer als zusätzliche Unterstützung schmerzlich vermissen. Exzellent sind die Übergänge zwischen den einzelnen Frequenzbereichen, sanft  und fließend gehen sie ineinander über, es scheinen keine Frequenzen zu fehlen. Bei Paul Potts Interpretation von „Nessun Dorma“ beeindruckt die Klarheit der vokalen Präsenz, gerade dann, wenn die Stimme des Tenors hochgeht – hier treten sonst gnadenlose Kompressionsartefakte, kombiniert mit häßlichen Verzerrungen, auf. Die Soavo aber bleibt stets Herr der Lage und garantiert eine sehr gute Stimmreproduktion. Die Trennung auch bei „Time to say Goodbye“ zwischen vokalen und instrumentalen Elementen ist auf hohem Niveau, so dass man stets den Eindruck hat, dass der Yamaha-Lautsprecher den Überblick über das gesamte akustische Geschehen behält. 

Mit kraftvoller Rockmusik – Living on a Prayer von Bon Jovi – kommen die Yamaha-Schallwandler auch sehr gut zurecht und beeindrucken durch das nachdrückliche, zugleich aber präzise tieffrequente Fundament. Die Dynamik wird ungefiltert zum Auditorium transportiert, auch bei hoher Lautstärke gibt es kaum feststellbare Kompressionsvorgänge. Erst dann, wenn wir bei „It`s my Live“ übertreiben und unsere bärenstarke Rotel „Power of Tower“ Endstufe oder unseren ebenfalls sehr kraftvoll antretenden Yamaha DSP-Z11 (im „Pure Direct“ Stereobetrieb“) richtig durchstarten lassen, sind die Soavo doch am Limit. Dann wird das Klangbild eindimensional und nicht mehr klar bezüglich der Differenzierung der verschiedenen Ebenen. 
Mit Trance-Musik kommen die „Universalisten“ aus dem Hause Yamaha auch exzellent zurecht. Bei „DJs, Fans and Freaks“ von Blank&Jones besticht die sich sehr weit in den Raum ausbildende Effektverteilung und der straffe, harte, gleichzeitig räumlich intensive Bassbereich. Die Soavo-1 schafft eine sehr dichte, gleichzeitig aber nie übertrieben vordergründig erscheinende Gesamtwiedergabe. Die hohe Impulstreue manifestiert sich im direkten Verteilen auch kleiner Effektgebilde im Hörraum. 

Die Soavo-1 im Überblick:

• Tonalität: Neutral, mit (Yamaha-untypisch) leichtem Hang zu einer brillanten, sehr angenehmen Spielweise im Hochtonbereich (nicht mehr spitz oder sehr prägnant), sehr gutem Präsenztonbereich – Stimmen kommen beinahe ohne Verfärbung zum Ausdruck – und klarem, präzisen, nicht zu „schwarzem“ oder zu „hohlem“ Bass
• Stimmwiedergabe: Klare, feine Konturen, für die Preisklasse hervorragend. Tadellose räumliche Ausbreitung, stimmiges Fundament.
• Loslösung des Klangs vom Lautsprecher: Hier überrascht die Soavo-1 Piano erneut – sie löst den Sound sehr gut von der Box, ohne aber dass eine unpräzise Diffusität das Klangbild beherrscht. Nach wie vor kommen alle vokalen und instrumentalen klar und mit hoher Ortungssicherheit zum Ausdruck.
• Grob- und Feindynamik: Die Yamaha-Box überzeugt sowohl grob- als auch feindynamisch dank ordentlichem Membranhub und sehr guter Impulstreue. 
• Pegelfestigkeit: Die relativ zahmen werksseitig angegebenen Belastungswerte schrauben hier die Erwartungen massiven nach unten. In der Hörpraxis zeigt sich aber, dass Bedenken nicht angebracht sind. Die Soavo-1 erweist sich als ungemein pegelfest und verzerrungsarm, auch bedingt durch das sehr steife Gehäuse. Nur, wer im über 40 Quadratmeter messenden Hörraum mit einer enorm kraftvollen Endstufe massivsten Druck macht, wird die Grenzen der Box recht schnell erreichen. Idealerweise arbeitet die Soavo-1 mit hochwertigen Stereovollverstärkern oder mit Surround-Receivern der oberen Mittelklasse/Oberklasse zusammen. 
• Wirkungsgrad: Gut, aber nicht überdurchschnittlich - Stereoverstärker und AV-Verstärker/Receiver, die etwas „schwach“ auf der Brust sind, sollte man lieber von den Soavo-1 fernhalten. Hier kann es dann zu unschönem Clipping, kombiniert mit blechernem Sound und mangelndem Druck im Bassbereich, kommen. 
• Aufstellung: Den Lautsprecher NICHT in die Raumecken und NICHT direkt an die Hörraumwand stellen. Mindestens 1,5 Meter sollten von jeder Wand Distanz sein. Den Lautsprecher leicht auf die Hörposition anwinkeln. 

Absolute Einordnung/Konkurrenzvergleich

Mit der Soavo-1 ist Yamaha ein brillanter Lautsprecher gelungen, der auch noch eine oder sogar zwei Preisklassen weiter aufgrund seiner universellen Einsatzmöglichkeiten und seiner homogenen, harmonischen sowie lückenlosen Darstellung Akzente setzt. Hierfür gebührt den Entwicklern allerhöchstes Lob. Bei aller Begeisterung darf man aber nicht vergessen, dass auf das gesamte Spektrum erhältlicher Lautsprecher bezogen nochmals deutlich mehr geht. Gerade sehr versierte Anwender – die aber auch bereit sind, das Doppelte oder sogar nochmals deutlich mehr in ihre neuen Lautsprecher zu investieren – achten auf Details in hinteren klanglichen Ebenen, die Anschlagdynamik und das Abklingverhalten von Instrumenten. Hier macht die Soavo sicherlich einen tadellosen Job, stellt aber verständlicherweise nicht die Reserven bereit, die eine Aurum Vulkan VII oder gar Titan VII beispielsweise mühelos realisieren kann. In benachbarten Preisklassen gibt es sehr starke Alternativen wie die Nubert nuVero14, die aber eine andere Maxime konstruktiv und klanglich verfolgt. Sie bringt schon optisch mehr Präsenz mit und lässt sich nicht so leicht im Wohnraum „verstauen“. Formal beeindrucken nuvero14 und Soavo 1 gleichermaßen – extravagant gestaltet und von allerhöchster Qualität, hier bietet das schwäbische Klangmeisterwerk im Detail sogar noch etwas mehr. Hier rechtfertigt die nuVero ihren (absolut nicht übertriebenen) Mehrpreis. Nubert baut eben feine Lautsprecher – das untermauern die nuVero sehr eindrucksvoll. Was aber ebenso eindrucksvoll ist, mit welchem Nachdruck sich Yamaha an der Spitze des Lautsprecherbaus zurück gemeldet hat. Mit der Soavo-1 Piano ist kein Mitläuferprodukt entstanden, sondern ein Premiumlautsprecher, der Akzente setzt und das Zeug zum Bestseller hat – wenn die potentiellen Interessenten die vielleicht nicht ganz so überzeugenden Yamaha-Entwicklungen vergangener Jahre auf dem Lautsprechersektor vergessen, wozu wir nur dringend raten können. 

Fazit Klang - Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Hervorragend. 

Fazit

Yamaha ist mit der Soavo-1 Piano ein eindrucksvoller Lautsprecher gelungen, der sich durch eine für Yamaha-Komponenten typische Eigenschaft auszeichnet: Wirkliche Schwächen sind dem optisch bildschönen Schallwandler fremd. Er ist exzellent verarbeitet (sieht man von den eher billig wirkenden Lautsprecherschutzgittern ab) und klingt enorm homogen, klar und kräftig. Ohne Schwierigkeiten kann man der Box stundenlang, auch gern bei gehobenem Pegel, zuhören. Räumlichkeit, Fein- und Grobdynamik werden auch hohen Ansprüchen gerecht. Durch die gekonnte, sauber ausbalancierte klangliche Auslegung kommen die Soavo-1 mit praktisch allen Musikstilen problemlos zu Recht. Der hohe konstruktive Aufwand und die sorgfältige Entwicklung haben sich offensichtlich ausgezahlt.

Optisch und akustisch gleichermaßen begeisternder Lautsprecher mit unversellen Einsatzmöglichkeiten durch harmonische akustische Auslegung

Preisklassenreferenz obere Mittelklasse Standlautsprecher/Stereo
Test 02. Oktober 2009

+ Tonal neutral
+ Hervorragende Grob- und Feindynamik
+ Hohe Räumlichkeit
+ Gute Pegelfestigkeit
+ Tadellose Loslösung des Klangs vom Lautsprecher
+ Hohe Ortungsschärfe
+ Exzellentes Finish

- Billig wirkende Lautsprecher-Schutzgitter

Test: Carsten Rampacher, Jens "The Jensen" Willershausen
02. Oktober 2009