TEST: Stereo-Regallautsprecher Aurum 370 - kleine Schmuckstücke mit enormer Musikalität 

13. August 2008 (cr)

 

Einführung

Die Product Range von Aurum startet mit einem echten kleinen Schmuckstück: Für Preise zwischen 615 und 650 EUR (Preis variiert je nach Ausführung) befindet sich die Aurumn 370, eine kompakte, hochwertig verarbeitete Zweiwege-Bassreflexbox, im Angebot. Mit einer Nennbelastbarkeit von 80 und einer Musikbelastbarkeit von 130 Watt werden auf dem Papier respektable Werte erreicht. Im attraktiven Farbton Creme gehalten, musste ein Paar Aurum 370 in unserem Testraum zeigen, dass sie eine verheißungsvolle Alternative für den versierten Stereohörer ist. 

Technische Daten

Die Aurum 370 ist eine Zweiwege-Bassreflexkonstruktion

Bi-Wiring-Terminal

Ein Qualitätsmerkmal findet sich auf der Gehäuserückseite - die Aurum 370 ist "made in Germany" und aus hochwertigem Material handwerklich einwandfrei zusammengesetzt. Das lackierte, dicke MDF-Gehäuse erzeugt keine störenden Gehäuseresonanzen, schließlich soll die Aurum 370 rein und natürlich klingen und keine von Störfaktoren beeinflusste Akustik an den Tag legen. Eine hochwertige Frequenzweiche sorgt für eine einwandfreie Verteilung des Frequenzspektrums zu den beiden Chassis, die beide aufwändig konstruiert sind. 

Hochtöner

Der RiCom-Hochtöner übernimmt die Wiedergabe hoher Frequenzen. Er verfügt über eine sehr leichte, flache, ringförmige Biegeschwingermembran, die im Gegensatz zu Kolbenschwingern (wie z.B. Kalotten) weniger Luftmasse vor sich herschieben muss, um Schall zu erzeugen. Klanglich sind die signifikante Klarheit und hohe Transparenz hörbare Stärken. Hier steht der RiCom dem Bändchenhochtöner (welcher  in den großen Aurum-Boxen Titan, Vulkan und Montan zum Einsatz kommt) sehr nahe. Doch auch gegenüber manchem Bändchen hat der RiCom Vorteile: Im oberen Mitteltonbereich, wo viele Bändchenhochtöner passen müssen, kann der RiCom seine Trümpfe ausspielen. Dazu verhilft ihm seine hubfreudige Membran aus feinem, elastischem Seidengewebe. Sein Konstruktionsprinzip macht den RiCom außergewöhnlich reaktionsschnell. Eine konventionelle Membran könnte diese unmittelbare, lebendige Spritzigkeit kaum in gleichem Maße bieten. Zudem wartet das RiCom-Prinzip auch noch mit einem großen Abstrahlwinkel auf. Damit sind die klanglichen Vorzüge weitgehend unabhängig von der Hörposition zu erleben, was dazu führt, dass die Aurum 370 auch nicht sonderlich aufstellungskritisch ist und das akustische Optimum nur in einem eng begrenzten Hot Spot genossen werden kann. In unseren Testreihen stellte die Regalbox keine großen Ansprüche an die Aufstellung, man sollte den Kompaktlautsprecher leicht anwinkeln, aber nicht zu stark,  und aufgrund der Bassreflextechnik ist es ratsam, einen  "Respektabstand" zur Wand einzuhalten. 

Tieftöner

ALTIMA® vereint die drei Leichtmetalle Aluminium, Titan und Magnesium miteinander - um ein perfektes Schwingungsverhalten zu erzielen. Die Hauptursache für den unterschiedlichen Klang diverser Materialien liegt in der Tatsache, dass sich Membranen beim Schwingen unkontrolliert verbiegen und dann nicht genau den Vorgaben der Schwingspule folgen. Das Ausmaß dieser so genannten "Partialschwingungen" determiniert großenteils den Eigenklang von Membranen - den man eigentlich absolut gering halten möchte. Deshalb versuchen die Lautsprecherhersteller, materialbedingte Eigenresonanzen möglichst effektiv zu unterdrücken und auf verschiedene Frequenzen zu verteilen, um sie damit bestmöglich zu kaschieren. ALTIMA® eröffnet dagegen ganz andere Möglichkeiten: Zum einen lassen sich die Materialresonanzen damit aus dem jeweiligen Einsatzbereich der Lautsprecher herausdrängen oder -schieben, und zum zweiten wird es ermöglicht, die Resonanzen zu bündeln und dann per Netzwerk zu eliminieren. Das scheint simpel, gelingt aber kaum mit anderen Materialien. Daher sind Schnelligkeit, Genauigkeit und die Abwesenheit von Eigenklängen die besonderen Kennzeichen der Aurum-Konusmembranen.

Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet. 

Die Daten im Überblick:

  • Typ:2-Wege
  • Prinzip:Bassreflex
  • Nenn-/Musikbelastbarkeit (W):80/130
  • Übertragungsbereich (Hz):42...60.000
  • Übergangsfrequenz (Hz):2.800
  • Wirkungsgrad (dB/1W/1m):86
  • Für Verstärker (Ohm):4...8
  • Bestückung: 
    - Hochtöner:RiCom-alpha
    - Tieftöner:135 mm Ø ALTIMA® 
  • Maße (H x B x T) in cm:34 x 18,5 x 26,65
  • Stückpreis 615 EUR in Echtholz, in creméfarbener Lackversion wie die Testsamples 650 EUR
  • Lieferbare Farben ab Werk: Lack Cremefarben, Lack Graphit, Echtholzfurniere Ahorn Champagner, Kirsche, zudem gegen Aufpreis Auswahl aus über 190 RAL-Farbtönen
    (http://www.aurumspeakers.com/konfigurator.php)
Verarbeitung

Exakte Passungen, solide Verschraubung

Sauber gearbeitete hintere Gehäusekante

Sehr hochwertig verarbeitetes Anschlussterminal

Haptisch und optisch perfekte Kantenverarbeitung vorn

Gerade in der cremefarben lackierten Ausführung unserer Testsamples erscheint die Aurum 370 als praktisch perfekt verarbeitete, edle Box auftritt und jedes Musikzimmer, Wohnzimmer oder Home Office schmückt. Die Kantenverarbeitung ist exzellent, auch die hinteren Gehäuseecken sind perfekt gerundet. Die Oberflächen in mattem Cremeweiß sind gleichmäßig und penibel lackiert. Die Bi-Wiring-Terminals mit Plexiglasüberzug begeistern durch Leichtgängigkeit und durch die problemlose Aufnahme von Bananensteckern. Die beiden Chassis sind sauber eingepasst und solide verschraubt. Die Lautsprecherschutzgitter sind sehr gut verarbeitet, moderner und frischer würden unserer Meinung nach aber Metallgitter wirken. Man kann die Schutzgitter auch ganz weglassen - der Hochtöner ist trotzdem noch durch zwei geschwungene Metallbügel geschützt. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Hervorragend. 

Testequipment
Klang

Die Aurum 370 bringt eine klangliche Leistungsfähigkeit mit, die uns auch als erfahrene Tester in tiefstes Erstaunen versetzt hat. Beginnen wir mit der Pegelfestigkeit - hier dringt die kompakte Regalbox in Regionen vor, die normalerweise sehr viel üppiger dimensionierten Standlautsprechern vorbehalten sind. Bei "Don't You want me" von Human League geht die 370er so lässig mit enormen Lautstärken um, dass wir uns die Augen reiben. Ohne erkennbare Anstrengung werden nach wie vor Stimmen und Instrumente exzellent voneinander getrennt, zudem erfolgt eine gekonnte Loslösung des Klangbilds vom Lautsprecher. Beim Trance-Hit "Pray" von Lasgo läuft der Lautsprecher ebenfalls zur Hochform auf, der Bassbereich wird auch bei hohem Pegel noch klar, hart und präzise übertragen. Die Aurum 370 neigt nicht zum unschönen Nachschwingen, sondern agiert dynamisch und impulstreu im Bassbereich. Bezüglich ihrer klanglichen Auslegung entpuppt sich die "kleine Hannoveranerin" als nahezu ideale Mischung aus Spaßbringer und seriösem Präzisionsinstrument. Minimal warm ausgelegt, kann man mit der Aurum 370 stundenlang hören, ohne dass der Sound zu aufdringlich wird. Bei "Dance Hall Days", einem 80er Jahre One Hit Wonder von Wang Chung, schafft der Lautsprecher schon bei Pegeln leicht über Zimmerlautstärke ein sehr weitläufiges räumliches Panorama - ebenso wie bei "Bridge to Your Heart" von Wax. Hier beeindrucken die Aurum-Schallwandler gleich zu Beginn mit einem Basseinsatz, der für Boxentyp und Größe schon beinahe als sensationell zu bezeichnen ist. Klar, kraftvoll, präzise, zudem mit einem überraschenden Tiefgang versehen - in Anbetracht dieser exzellenten Leistungen erscheinen Stückpreise zwischen 615 und 650 EUR für diesen Ausnahme-Regallautsprecher wie ein Schnäppchen. 

Die Aurum 370 kann schlichtweg alles - sie baut einen präzise definierten virtuellen Raum auf, agiert leichtfüßig und frei im Hochtonbereich und schafft es trotzdem, die Mitten prägnant auszuformen und nicht untergehen zu lassen. Das perfekte Group Delay trägt auch zum harmonischen Gesamteindruck bei. Alle Klanganteile landen exakt zur gleichen Zeit beim Auditorium. Bei Gigi d' Agostinos "Welcome to Paradise" löst sich die Frauenstimme so gut vom Lautsprecher, dass man verblüfft im Hörraum nach größeren Boxen sucht. Dass eine so kleine Lautsprecher-Konstruktion ein so vollkommenes, nirgendwo Ärmlichkeit ausstrahlendes Klangbild schafft, ist auch schwer vorstellbar. Die Brillanz der Stimme ist ebenso faszinierend wie die enorme Leistungsfähigkeit im Bassbereich - was hier an Staffelung, Tiefgang und Volumen geboten wird, ist von allerfeinster Güte. Durch den ordentlichen Wirkungsgrad kann die Box auch mit weniger leistungsstarker Elektronik gut zusammen arbeiten.

Kräftiger und doch feinsinniger Klang - die Aurum 370 vereint scheinbare Gegensätze

Was der Regallautsprecher leistet, beweist er auch bei Beethovens 9. Symphonie (Allegro ma non troppo), abgelegt auf einer SACD: Der klare Hochtonbereich trägt auch filigrane Details zum Zuhörer, der Aufbau bis zum kompletten Orchestereinsatz wird sehr sensibel durchgeführt, so dass das Publikum einen dramaturgisch korrekten Spannungsbogen präsentiert bekommt. Sehr schön, sanft, aber doch exakt und bestimmt, werden Streicher erfasst - sie lösen sich ausgezeichnet von der Box und verteilen sich gleichmäßig und mit hoher Ortungssicherheit im Hörraum. Auch andere Orchesterinstrumente erscheinen durch ihre genau feststellbaren akustischen Umrisse sehr lebendig, so dass das Gesamtergebnis von einer genauen Ausarbeitung einzelner instrumentaler Charakteristika, die sich zu einem harmonischen, kompletten Bild verweben, bestimmt ist. Die Übergänge zwischen den einzelnen Frequenzbereichen werden fließend und sanft gestaltet - genauso, wie es sich der Liebhaber klassischer Musik wünscht. 

Eine Mischung aus fließender Einarbeitung und zackigen, präzisen Einsätzen zeichnet eine gute Wiedergabe von Walzern aus - sehr wichtig z.B. bei "an der schönen blauen Donau" von Johann Strauss. Die Aurum 370 leistet sich auch bei der Wiedergabe dieses komplexen Musikstücks keinerlei Fehler, sondern schafft es erneut, eine authentische, dichte Atmosphäre zum Zuhörer zu tragen, die gerade durch die Einarbeitung der ganzen Einzelheiten komplett zum Leben erweckt wird. Die Streicher erklingen erneut überragend, der orchestrale Aufbau mit all seinen Dynamiksprüngen wird in Relation zu Gerätekategorie und Preisliga erstklassig erfasst - selbst anerkannt gute Standlautsprecher haben hier Probleme, den von der Aurum 370 beschrittenen Weg mitzugehen. Ein Gefühl genau richtig dosierter Räumlichkeit sorgt dafür, dass man sich inmitten der Musik wähnt.  Gesamtnote Klang in Relation zu Preisklasse und Gerätekategorie: Hervorragend.

Fazit

Aurums ganz großer Wurf - die Aurum 370 bietet ein Gesamtniveau, das ohne Übertreibung als sensationell zu bezeichnen ist. Völlig verdient bekommt daher der kleine Regallautsprecher unser Referenz-Prädikat - denn unter allen Belangen begeistert die Hannoveraner Edel-Lautsprecherbox. Sie geht souverän mit hohen Pegeln um, schafft eine präzise umrissene, räumlich dichte Bühne, liefert eine sensible, feinsinnige Hochtonwiedergabe und produziert eine natürliche, sauber gestaffelte Darstellung der Mitten. Im Bassbereich gab es die größte Überraschung, denn den Aurum 370 bot eine überragende Mischung aus Nachdruck, Präzision, Volumen und Tiefgang. Zusammen mit der hochwertigen, makellosen Verarbeitung kann man dem Aurum-Schallwandler nur eine besondere Empfehlung aussprechen. 

Musiktalent aus Hannover: Die Aurum 370 begeistert mit ihrem vielschichtigen, kräftigen, emotional faszinierenden Klangbild

Stereo-Regallautsprecher Obere Mittelklasse
Test 14.10.2008
Preis-/Leistungsverhältnis

+ Enorme Pegelfestigkeit
+ Brillante, feinfühlige Hochtonwiedergabe
+ Sauber umrissene, klare Mittendarstellung
+ Kräftiger, zugleich präziser, voluminöser Bassbereich
+ Überdurchschnittlicher Tiefgang
+ Sehr authentische erzeugte Räumlichkeit
+ Erstklassige Verarbeitung
+ für die gebotene Leistungsfähigkeit fairer Kaufpreis

- Lautsprechergitter aus etwas antiquiert wirkendem Stoff

Test: Carsten Rampacher
13. August 2008