TEST: In-Ear Headphone AKG K-315 -  Überzeugende Qualität für unter 20 EUR ?

11.November 2008 (cr)

Einführung

Das Problem ist bestens bekannt: Der neu erworbene iPod oder Musicplayer wird ausgepackt, die mitgelieferten Ohrhörer angeschlossen, und die musikalische Darbietung beginnt. Schon kurz darauf sinken die Mundwinkel des Zuhörers nach unten - die gebotene Klangqualität ist unterdurchschnittlich. Flaue Bässe, die zudem noch übersteuert wirken, unpräzise Mitten und eine blechern-schrille Hochtonwiedergabe paaren sich mit einer kaum vorhandenen Pegelfestigkeit. Übelste Verzerrungen machen schon das Hören mit leicht gehobener Lautstärke unmöglich. Gegen diese Symptome schafft die Zubehörindustrie gern Abhilfe und offeriert ausgesprochen wohlklingende, hochwertige In-Ear-Headphones, die auch noch sehr ansprechend verarbeitet sind. Klingt gut - im wahrsten Wortsinn - ist aber vielen Anwender schlichtweg zu teuer. 50 EUR und mehr wandern schnell über die Ladentheke, da hört für viele der Spaß auf. Ein viel versprechender Ansatz kommt vom anerkannten Kopfhörer-Anbieter AKG aus Österreich, seines Zeichens zum Weltkonzert Harman International gehörend: Der wahlweise in Rot oder Schwarz lieferbare Ohrhörer K-315 ist für alle iPhones geeignet und kostet laut Liste lediglich 19,99 EUR. Dafür wird er sogar mit einem Aufbewahrungsbehälter geliefert. Weiteres Kennzeichen ist eine in die Kabelführung integrierte praktische Lautstärkeregelung. Ob die preiswerte Lösung ordentliche akustische Talente entwickelt, steht in unserem Test.

Verarbeitung/Tragekomfort

Ordentliche Kabelführung

Vergoldeter Miniklinken-Stecker

Hochwertiges Gehäusematerial

Was AKG für unter 20 EUR an Verarbeitungsqualität offeriert, ist fast schon als vorbildlich zu bezeichnen. Nichts wirkt ärmlich an den kleinen Ohrhörern, die Kabel sitzen sehr fest, das Außenmaterial der Ohrhörer erscheint fürs investierte Geld sehr hochwertig. Zudem sitzen die kleinen, nur 5 g wiegenden Ohrhörer sehr komfortabel und drücken nicht, auch nicht nach längeren Hörsessions. Viele In-Ear-Headphones für über 30  EUR wirken keinesfalls hochwertiger. Der 3,5 mm Miniklinkenstecker ist sogar hartvergoldet und saß an unserem iPhone 3G exzellent, zudem liefert AKG eine optisch nett anzusehende und praktische Aufbewahrungsbox mit. Gesamtnote Verarbeitung in Relation zur Preisklasse: Sehr gut - ausgezeichnet. 

Technik

dynamischer halboffener Kopfhörer

Praktischer Lautstärkeregler

Die dynamisch halboffenen In-Ear-Headphones sind mit einem 1 Meter langen Kabel bestückt - hier wäre ein Verlängerungsstück hilfreich. Das Kabel ist laut AKG zu 99,99 % sauerstofffrei. Die Nennimpedanz beträgt 16 Ohm, die Nennbelastbarkeit 15 mW. Integriert in die Kabelführung ist ein praktischer Schieberegler zur Anpassung der Lautstärke. Eine Superbass-Schaltung hat die Aufgabe, für nachdrückliche Bässe zu sorgen. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Sehr gut. 

Klang

Mit geringer Erwartungshaltung nahmen wir die Hörtestreihen in Angriff. Schließlich ist es nicht die Aufgabe eines so preiswerten Ohrhörers, eine enorm nachdrückliche, klare und dynamische Performance bieten zu können. Ein angenehmer, nicht auffälliger Sound - das ist das, was in der Einsteigerklasse erwartet wird. Soweit die Voraussetzungen vor dem Start der Testreihen. Umso überraschter waren wir, als wir genauer hinein hörten: Bei der Paul Potts-Interpretation von "Music of the Night" schwingt sich der K-315 zu akustischen Höhenflügen auf, die wir in dieser Preisklasse keinesfalls erwartet hätten. Die Stimme des Tenors erklingt erstaunlich fundiert und klar, die Trennung von Stimmen und Instrumenten ist gelungen. Die Tonalität ist relativ neutral - kein zu dicker Bass, keine überzogenen, überbetonten Mittel, keine Zischlaute, kein greller, vordergründiger Hochtonbereich - alles ertönt wohl dosiert und klar, kein Teil des Frequenzspektrums wird in den Hintergrund gerückt - mit Ausnahme des tiefen Bassbereiches. Dieser wird nicht zur Gänze erfasst. 

Der instrumentale Beginn von "Cavatina" und der kurz darauf erfolgende Stimmeinsatz von Potts wird ebenfalls mit klarer, lebendiger Charakteristik übertragen. Die Räumlichkeit, die der K-315 entfaltet, erscheint uns natürlich und akkurat ausbalanciert. So gewinnt man den Eindruck eines freien, natürlichen Hörens. Ein weiterer, bereits genannter physischer Faktor trägt zu diesem Eindruck bei: Der ausgezeichnete Tragekomfort der kleinen AKG-Ohrhörer sorgt dafür, dass man sich voll aufs Zuhören konzentrieren kann und nicht durch auf die Gehörgänge drückende In-Ear-Phones abgelenkt wird. Wechsel der Stilrichtung: Nun steht "Always" von Erasure, einer der letzten großen Hits von 1994, zur Wiedergabe an. Auch bei diesem Titel gefällt wieder die authentische Wiedergabe ohne störende Überhöhungen bestimmter Frequenzen. Die vokalen Konturen werden für einen 20 EUR-Ohrhörer sehr gut erkannt und zum Ausdruck gebracht. Der K-315 differenziert erwartungsgemäß nicht alle musikalischen Ebenen komplett auseinander - die vorderen Facetten aber erfasst er gekonnt. Diese Fähigkeiten stellt der AKG K-315 auch bei "Cold Days, hot Nights" von Moti Special unter Beweis. Hier erscheint die Stimme des Sängers dynamisch und realistisch, bei der instrumentalen Wiedergabe fehlt es jedoch trotz "Superbass" an Volumen und Nachdruck bei der Bassdarstellung. Bässe ertönen durchaus präzise und auch recht trocken, sie haben aber kein überdurchschnittliches Durchsetzungsvermögen. 

Wer also auch kraftvolle Bässe Wert legt und z.B. R&B oder Trance/Techno hört, sollte sich nach anderen Alternativen umsehen. Wer eine klare, natürliche, unten herum etwas schlanke, aber präzise und lebendige Wiedergabe schätzt, kommt für wenig Geld mit dem K-315 sehr gut auf seine Kosten. Der Anfang von "Don't break my Heart" von Den Harrow überzeugt beim K-315 wiederum durch die neutrale, klare Wiedergabe, die auch im Hochtonbereich deutlich erkennbare Konturen bietet. Die Stimme wird gut in einen erstaunlich großzügigen virtuellen Raum gestellt, so dass das akustische Ergebnis weder gepresst noch hohl erklingt. Der Aufbau des Songs gelingt dem Ohrhörer sensibel, er schafft es durchaus auch, kleine Einzelheiten zu erfassen. Das letzte Detail bleibt einem so günstigen In-Ear-Hörer verständlicherweise verborgen - damit wird der Hörer mit normalen Ansprüchen aber sehr gut leben können. Gesamtnote in Relation zu Gerätekategorie und Preisklasse: Sehr gut. 

Fazit

Harmoniert sehr gut mit dem iPhone: AKG K-315

Für einen vergleichsweise geringen Kaufpreis erzielt der AKG K-315 akustische Leistungen, die sich von denen bei Music-/Mediaplayern mitgelieferten Ohrhörern sehr deutlich im positiven Sinne abheben. Anstatt einer emotionslosen, verzerrungsreichen und dynamikarmen Wiedergabe bietet der K-315 eine sehr natürliche, klare und schwungvolle Darstellung, die durch die ausgeglichene und angenehme Charakteristik auch für langes Hören sehr gut geeignet ist. Der ausgezeichnete Tragekomfort der leichten Ohrhörer trägt ebenfalls seinen Teil zum gelungenen Gesamtpaket bei. Die Verarbeitung ist für die günstige Preisliga hervorragend. Wer gern bassstarke Musik hört und eine sehr nachdrückliche Basswiedergabe bevorzugt, sollte sich allerdings nach Alternativen umsehen. Trotz "Superbass" tut sich im untersten Teil des Frequenzspektrums bezüglich Nachdruck und Volumen nicht allzu viel. Der Bassbereich ist recht trocken und präzise, aber eben nicht sehr kraftvoll. Dafür neigt der K-315 selbst bei höherer Lautstärke kaum zum Verzerren. Insgesamt ist es höchst erstaunlich, was für ein ausgereiftes, erwachsenes Produkt von AKG zum kleinen Kaufpreis offeriert wird. 

Der AKG K-315 überrascht mit seiner natürlichen, klaren Klangcharakteristik und der hochwertigen Verarbeitung 

Mobile Kopfhörer Einsteigerklasse
Test 11. November 2008
Preis-/Leistungsverhältnis +
Extra-Stern für sehr gute Leistungen zum niedrigen Kaufpreis

+ Natürlicher, klarer Klang
+ Sehr gute Herausarbeitung von Stimmen
+ Realistische räumliche Darstellung
+ Angenehme, lebendige Hochtonwiedergabe
+ Sehr gute Verarbeitung
+ Hoher Tragekomfort
+ Sehr günstiger Kaufpreis

- Zurückhaltende Basswiedergabe

Test: Carsten Rampacher
11. November 2008