TEST: Sennheiser PX-100 - Mobiler Entertainer mit Spaß-Garantie

05. Februar 2007 (cr)

Einführung

Wer einen sehr kompakten, hochwertigen Kopfhörer fürs Zusammenspiel mit MP3-Playern und anderen portablen Musikwiedergabegeräten sucht, sieht sich einem sehr breiten Angebot gegenüber. Darum möchten wir nun beginnen, auch diesen Markt etwas zu beleuchten und besonders interessante Kopfhörer-Modelle zu testen. Den Anfang macht der schon seit geraumer Zeit erhältliche Sennheiser PX100, der mit einem Preis von knapp 40 € (Marktpreis) auch aus finanziellen Aspekten ausgesprochen interessant ist. Sein praktischer Klappmechanismus mit um 90 Grad drehbaren Ohrmuscheln und das Gewicht von lediglich 60 Gramm sind weitere Pluspunkte. Kann der PX100 auch akustisch gefallen? Die Antwort gibt unser Test. 

Verarbeitung

Die nüchterne Optik ist Geschmackssache

Die Ohrpolster hinterlassen keinen sehr hochwertigen Eindruck, sind aber bequem

Metalleinlage im Kopfband  - derartige Details steigern gleich den Gesamteindruck und lassen den PX100 qualitativ überzeugend erscheinen

Bequeme Polster am Kopfband

Solide Metallgelenke für den Faltmechanismus

Die sehr technische Optik des PX100 ist sicherlich Geschmackssache - das recht billige Material, mit dem die Ohrmuscheln ausgepolstert sind, hingegen nicht. Bequem ist der Sennheiser-Kopfhörer jedoch trotzdem, man spürt ihn kaum auf dem Kopf. Der Klappmechanismus ist aufwändig und wirkt filigran, die Gelenke sind aus Metall - sehr positiv. Auch nach mehrmaligem Zusammenklappen hat noch alles problemlos funktioniert. Oben ist das Kopfband angenehm gepolstert, die Verstellmöglichkeit zur Anpassung an die Kopfform des Hörers wirkt angemessen solide. Das Kabel ist sehr reißfest und ist sicher im Hörer verankert. Gesamtnote: Gut 

Technik und Ausstattung

Der Sennheiser PX100 ist als dynamischer offener Stereo-Mini-Kopfhörer konzipiert, Sennheiser sieht das bewährte Modell als ideal für den Einsatz mit MP3-Playern und tragbaren CD-Spielern an. Das ausgeklügelte Falt-Konzept mit um 90 Grad drehbaren Ohrmuscheln sorgt dafür, dass der Hörer im zusammengefalteten Zustand nur wenig Platz benötigt. Der Faltmechanismus mit spezieller Arretierung ist so clever gelöst, dass sich Sennheiser dieses Patent sogar rechtlich schützen ließ. Das mit Kevlarfaser verstärkte, sauerstofffreie und 1,2 Meter lange Kupferkabel soll Garant für einen überzeugenden Sound sein. 

Klapp-Anleitung auf der Rückseite der Sennheiser-Box

Auch wenn man sich in einer relativ zurückhaltenden Preisklasse bewegt, verspricht Sennheiser eine feinzeichnende Klangwiedergabe, was die "Duofol"-Membran mit Spiralprägung ermöglichen soll. Damit kaum Verzerrungen den Hörspaß stören, setzt Sennheiser ein feldkonzentriertes Neodym-Magnetsystem ein. Neodym-Magneten verbinden eine besonders starke Magnetleistung mit sehr kompakten Abmessungen und geringem Gewicht. Die Basswiedergabe, verspricht Sennheiser, ist dank der System TWIN-Dämpfung mit 80ppi Polyurethan und Perforationselementen sauber und schnell. Der Kopfhörer soll sich auch hohen Pegeln gegenüber nicht abgeneigt zeigen und durch die sehr ausgewogene Klangreproduktion mit nahezu allen Musikrichtungen harmonieren. Eine Last auf dem Kopf wird der PX100 bestimmt nicht, denn er wiegt lediglich 60 Gramm (Hörer ohne Kabel). 

Die Nennimpedanz beträgt 32 Ohm, damit ist der Kopfhörer bestens geeignet fürs Zusammenspiel mit mobilen Musikwiedergabegeräten. Der Audio-Übertragungsbereich reicht von 15 bis 27.000 Hz. Der Schalldruck bei 1 kHz beträgt 114 dB, der Klirrfaktor beim selben Frequenzwert liegt bei 0,1 %. Gesamtnote: Sehr gut.

Klang

DAS soll Musikgenuss sein? Dieser Satz geht jedem Hörer mit etwas Anspruch durch den Kopf, wenn er sich einen neuen portablen Musik-Player zugelegt hat und nun versucht, mit den mitgelieferten Kopfhörern klar zu kommen - es sei denn, er hat eine der wenigen Ausnahmen erwischt (z.B. die Top-Modelle der Sony MP3-Walkmen kommen mit hochwertigen Ohrhörern). Aber im Normalfall macht sich Entsetzen breit. Wenn man denkt, es wäre unmöglich, dass ein Kopfhörer kaum Pegel bringt und gleichzeitig indiskutabel verzerrt, sollte man so manches mitgelieferte Exemplar Probe hören: Die "Hörerchen" aus Billigproduktion zeigen, dass nichts unmöglich ist, man kann nahezu alle negativen akustischen Eigenschaften problemlos miteinander kombinieren. Mini-Pegel, Mini-Dynamik, Maxi-Rauschen und Maxi-Mittenbetonung lassen sich ohne Schwierigkeiten realisieren. 

Also ist stark anzuraten, die mitgelieferten Kopfhörer in der nächstgelegene Sondermülltonne zu deponieren und gegen leistungsstärkere Modelle von externen Anbietern auszutauschen - gerade im Falle unseres Sennheiser PX100 ist damit ein enormer akustischer Gewinn zu erzielen. Wie allerdings generell üblich, ist auch der PX100 auf ein bestimmtes Hörerprofil zugeschnitten. Es ist kein Geheimnis, dass gerade jugendliche Hörer im Fokus stehen, geht es darum, portable MP3-Player und Zubehör zu vermarkten. Und viele dieser potentiellen Kaufinteressenten wollen beim Hören Kraft, Dynamik und Fülle erleben - genau dies bietet der PX100. Gerade, wenn man gern HipHop, Trance oder Dance-Musik genießt, ist der Sennheiser-Kopfhörer ein ausgezeichneter Spielpartner. 

Der PX100 wertet die Musikwiedergabe via iPod massiv auf

Sehr gut zurecht kam der PX100 mit dem Klassiker-Electronic-Album "The White Room" von "the KLF": Ganz gleich, ob "What Time is Love", "3.a.m. Eternal" oder aber "Last Train to Transcentral" - zusammen mit unserem 80 GB iPod der aktuellen Generation waren erstaunliche klangliche Höhenflüge möglich, und das in Anbetracht der Tatsache, dass der neueste iPod zwar mittlerweile eine gute Akustik bietet, aber nicht auf absolutem Top-Level angesiedelt ist. Um dieses zu erreichen, sollte Apple die verschiedenen EQ-Modi etwas liebevoller ausgestaltet und an der Klangreinheit arbeiten. Aber - wollen wir fair bleiben: Im Vergleich zum Apples iPod der 5. Generation, der uns zu direkten Hörvergleichen selbstverständlich vorlag, ist das neue Modell doch mit deutlich gepflegteren Manieren auf dem Weg zum Kunden gebracht worden. Der Hochtonbereich wirkt klarer und besser strukturiert, was der Sennheiser auch sehr gut zur Geltung bringt.

Bei den KLF-Hits der 90er Jahre des vergangenen Jahrtausends fallen die gute Stimmverständlichkeit, der insgesamt homogene Sound und der runde, kräftige Bass positiv auf. Der kompakte Kopfhörer versteckt sich nicht hinter einem verhangen-verschlafenen Klangbild ohne jegliche Dynamik, sondern spielt agil und lebendig - wie sich auch bei Scooters "24 Carat Gold"-Album zeigt: "I'm Your Pusher" wirkt auch richtig nachdrücklich vorgetragen, so dass man zum Rhythmus mitgeht, vorausgesetzt, man mag diese Art von Musik. Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man bewegt sich in Gedanken zum zuckenden Stroboskop und zum pulsierenden Laser in der Großdisco und ist vollauf begeistert, oder aber man lehnt diese Musik als trivial ab und wendet sich anderen Musikstilen zu: Bei "St. Elmos Fire" von John Parr, ein großer Hit der 80er Jahre, kann sich der PX-100 ebenfalls prima in Szene setzen. Ein mitreißender, dichter Sound wird geboten, auch bei gehobener Lautstärke ist der Sennheiser-Kopfhörer nicht am Ende, sondern weiß bezüglich Dynamik und Nachdruck immer noch zu überzeugen. Stimmen und Instrumente werden gekonnt voneinander getrennt. Der identische Eindruck bei "You are always on my Mind" von den Pet Shop Boys: Die gute Stimmwiedergabe und der überraschend vielschichtige Aufbau machen ebenso Spaß wie die immer souveräne und nie gepresst-hektische Gesamt-Klangcharakteristik. 

Frisch zum Check eingetroffen: Neuer iPod Nano in schickem Silbern (4 GB Version, im Bild noch originalverpackt) und aktueller "großer" iPod in 80 GB-Ausführung

Löblich auch die räumliche Ausgestaltung des Beginns von Milli Vanillis "Girl You know it's true": Auch wenn die Herrschaften selber wohl keine Silbe gesungen haben, ist das Lied aufgrund der von verschiedenen Seiten kommenden Effekte auch heute immer noch einen Testlauf Wert. Die Schnelligkeit, die der PX100 an den Tag legt, wird den Liebhaber von 80er Jahre Chartmusik begeistern. Dabei wirkt der Kopfhörer relativ unangestrengt, was auch mehrstündiges Hören mit höherer Lautstärke möglich macht.

Seine intensiven Wiedergabemöglichkeiten spielt der Sennheiser auch bei Eros Ramazzottis ""La Luce Buona Delle Stelle" aus: Der gesamte akustische Eindruck ist reichhaltig und überraschend klar, so dass man das unter die Haut gehende Stück auch mit der richtigen emotionalen Wirkung anhören kann - was im Übrigen auch für Laura Brannigans Klassiker "Self Control" gilt. Der Freund von populärer Heavy Metal-Musik aus den 80er Jahren wird sich auch mit dem PX100 anfreunden können: Europes Chartstürmer "the Final Cowntdown" ertönt, trotz mäßiger Qualität der nach AAC konvertierten CD, erstaunlich entschlossen und temporeich. 

Bilanzierend kann man aus akustischer Sicht gerade in Anbetracht der günstigen Marktpreise kaum etwas falsch machen, wenn man sich als Ergänzung zum portablen Musikwiedergabegerät einen PX100 besorgt. Sein gefälliger, kräftiger und angenehmer Klang lässt diesen Kopfhörer zu einem stimmigen Begleiter werden. Natürlich, dies muss klar gesagt werden, wer auf filigrane Detailarbeit und geschliffene Brillanz im Hochtonbereich Wert legt, braucht einen solchen Kopfhörer erst gar nicht Probe zu hören. Hier sollte man sich dann in der Upperclass umschauen, auch mobile Kopfhörer können enorm teuer - und dann teilweise auch enorm sensibel und authentisch darstellend - werden. Fürs angelegte Geld aber ist der Gegenwert des PX100 absolut überzeugend. Gesamtnote Klang: Sehr gut. 

Fazit

Der PX100 ist preisgünstig zu erwerben und eine echte akustische Bereicherung für den Einsatz in Verbindung mit portablen Music-Playern

Der Sennheiser PX100 präsentiert sich in unserem Test als ausgesprochen talentierter Kopfhörer für den mobilen Einsatz. Dass der Sennheiser nahezu alle Ohrhörer, die portablen Devices wie MNP3-Jukeboxen ab Werk beigelegt sind, locker schlägt, war zu erwarten, dass der fair kalkulierte Kopfhörer aber so weit vorn liegt, überrascht letztendlich doch. Sein bassstarker, runder und voller Klang ist ebenso zu loben wie der gut durchdachte Klappmechanismus und das mitgelieferte praktische Etui. Insgesamt ein finanzierbarer, sehr deutlich spürbarer akustischer Zugewinn, der aus vielen portablen Audio-Geräten endlich wirklichen Musikgenuss herausholt. Klare Empfehlung!

Mit kraftvollem Bass und tadelloser Dynamik ist der preisgünstige Sennheiser PX100 eine stimmige akustische Ergänzung für alle portablen Audiogeräte

Mobile Kopfhörer Mittelklasse
Test 05. Februar 2007
Preis-/Leistungsverhältnis

+ Überragende Basswiedergabe
+ Sehr angenehmer, runder Sound
+ Cleverer Klappmechanismus
+ Etui inklusive
+ Fairer Kaufpreis

- Optik gewöhnungsbedürftig
- Billig wirkende Ohrpolster

Test: Carsten Rampacher
05. Februar 2007