TEST: 2,5 Wege-Standbox Piega TC-50: Schweizer Premium-Klangkultur

04. April 2007 (cr)

Einführung

Basisdaten:

  • Piega TC-50

  • Paarpreis in silbern mit Lochgitter silbern: 5.050 € (andere Ausführungen: Gehäuse Silbern/Lochgitter schwarz Paarpreis 4.980 €, Gehäuse Weiß oder Anthrazit mit Lochgitter schwarz, Paarpreis je 5.260 €, gleiche Versionen mit silbernem Lochgitter: Paarpreis 5.330 €)

  • Prinzip: Zweieinhalb-Wege-Standlautsprecher, Bassreflexkanal mit großem Querschnitt (kein Transmissionline, wie man aufgrund der Optik denken könnte!)

  • Empfohlene Verstärkerleistung: 20 bis 250 Watt

  • Impedanz: 4 Ohm

  • Empfindlichkeit: 92 dB (1 w @ 1 m)

  • Frequenzgang: 26 Hz bis 50 kHz

  • Gehäusematerial: Aluminium

  • Abmessungen (B x H x T in cm) 102 x 26 x 29

  • Gewicht: 31 kg

Die Schweiz: Das Land der Spitzenhotels, der einzigartigen Berglandschaft, der politischen Neutralität - und auch des anspruchsvollen Lautsprecherbaus. Denn die Firma Piega aus Horgen, die mit dem überragenden Lautsprecher Twen ihr zwanzigjähriges Firmenjubiläum beging, hat ausgesprochen aufwändig konstruierte und gleichzeitig höchst akkurat verarbeitete Schallwandler in ihrem Portfolio. Die Zweieinhalb-Wege-Standbox TC-50, die in der Ausführung silbern mit Lochgittern in silbern zu einem Paarpreis von 5.050 € offeriert wird, hat in unserem Test den Beweis angetreten, dass sich die Piega-Produkte mit der Weltelite messen können. 

Verarbeitung

Perfektes Finish bis ins Detail

Exzellente Passungen, erstklassige Oberflächenqualität

Wohin das Auge auch blickt, überall kommt edles Aluminium zum Einsatz. Das Gehäuse der TC-50 wird komplett aus einem tonnenschweren Aluminiumblock gepresst - weltweit einzigartig

Alle Chassis sind höchst akkurat eingepasst

Leichtgängige, edle Bi-Wiring-Terminals

Wir hatten schon beinahe unzählige Lautsprecher in unserem Testraum - und nicht wenige davon waren bezüglich ihrer Fertigungsqualität auf einem beachtlichen Niveau. Beispiele dafür wären die Canton Vento 809, die Mordaunt-Short Performance 6 oder die Aurum Vulkan VII. Überall wird ein hohes Maß an handwerklicher Güte offeriert, teils, siehe Canton, zu sehr moderaten Preisen. Dass es auch sehr edel und zugleich preisgünstig geht, beweisen die Kieler Boxenbauer von Elac mit ihrem 5.1 Set, bestehend aus FS 207.2/BS 203.2/CC 201.2/Sub 211.2 ESP. Also ist es eigentlich nicht leicht für den Schweizer Schallwandler, sich zu profilieren. Dass jedoch alle Theorie grau ist, beweist die TC-50 in unserem Praxistest. Ihr Gehäuse ist von so hoher Qualität, dass man nur ein Wort zur passenden Umschreibung verwenden muss: Perfekt. Aus einem massiven Aluminiumblock gefertigt, wird eine unglaubliche Steifigkeit gewährleistet, die, wie auch unsere Klangtestreihen zeigten, für die völlige Abwesenheit auch kleinster Gehäusegeräusche verantwortlich ist. Von allerhöchster Güte ist die Oberflächenqualität des gebürsteten Aluminiums, dazu passen die absolut exakt ins Gehäuse eingefügten Chassis. Die Rückseite zeigt mit ihren leichtgängigen, optisch und bezüglich der Materialqualität edlen Bi-Wiring-Terminals ebenfalls meisterliches. Somit vergeben wir für die Piega unter Berücksichtigung des Preis-/Leistungsverhältnisses die Gesamtnote "perfekt". 

Technik

Der Piega-typische Bändchenhochtöner sorgt für einen brillanten, feinfühligen Klang 

Zwei 18 cm Basschassis sind in der TC-50 verbaut, die auf Piegas MOM (Magnetic Optimized Motor) - Technologie vertrauen. Dies soll unglaubliche Schnelligkeit und Impulstreue ermöglichen

Das massive Gehäuse, aus einem drei Tonnen wiegenden Alublock herausgestanzt, sorgt für ausgezeichnete klangliche Eigenschaften. Unerwünschte Gehäuseresonanzen treten nicht auf.

Auch wenn man eher an eine Transmissionline-Box denkt: Die TC-50 ist als klassische Bassreflexbox konzipiert, ihr Bassreflexkanal in Form eines Briefkastenschlitzes ist so durchdacht konstruiert, dass auch bei hohem Pegel keine Strömungsgeräusche auftreten

Technisch präsentiert sich die TC-50 als klassische 2,5 Wege-Box, die nach dem Bassreflexprinzip arbeitet und eine Nennimpedanz von vier Ohm aufweist. Piega empfiehlt Verstärkerleistungen von schmalen 20 bis zu kräftigen 250 Watt. Dank des sehr günstigen Wirkungsgrades von 92 dB (1 W @ 1 m) kann die TC-50 auch problemlos mit nicht allzu leistungsstarken Verstärkern kombiniert werden. Verbaut ist in der Piega-Box ein koaxialer Bändchenhochtöner, der von zwei 18 cm Basschassis mit MOM-Technologie flankiert werden. Der Frequenzgang reicht von 26 Hz bis hoch auf 50 kHz, damit ist die TC-50 auch problemlos für DVD-Audio und SACD geeignet. Bilanzierend bietet die Piega viel durchdachte Technologie - keine unerprobten neuen Techniken, deren letztendliche Qualitäten sich erst noch herausstellen müssen, vielmehr wird eine klassische Konstruktion bis ins letzte Detail optimiert und zu klanglicher Höchstform gebracht. Gesamtnote: Hervorragend.

Klang

Testequipment:

Lautsprecher-Kauf ist letztendlich  immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dies haben wir schon unzählige Male hervorgehoben, und an dieser Feststellung wird sich auch zukünftig nichts ändern. Ein Praxistest wie dieser hier kann somit nur bei der Entscheidungsfindung helfen, nie aber alleinige Grundlage einer Kaufentscheidung sein. Und Argumente, die dafür sorgen, dass sich die Piega bei vielen potentiellen Kaufinteressenten in die Favoritenrolle spielt, gibt es viele.

Die TC-50 weist einen sehr guten Wirkungsgrad auf

Beginnen wir mit dem hervorragenden Wirkungsgrad der klassischen Konstruktion. Sie sorgt dafür, dass z.B. auch sehr rein klingende, aufgrund des Arbeitsprinzips aber nicht auf Pegeltreiberei ausgelegte reine Class A-Verstärker prima mit der Piega zusammen arbeiten können. Class A Verstärker opfern einen guten Wirkungsgrad höchster Verzerrungsfreiheit und offerieren eine besonders hohe akustische Reinheit. Es dürfen aber auch bärenstarke Endstufen wie unsere Rotel RB1090 sein, die der Piega zuspielen. Durch die exzellente Pegelfestigkeit kann man sich problemlos in hohen Lautstärkeregionen aufhalten, ohne dass der Klang in irgendeiner Art und Weise störend würde. Das steife, massive Gehäuse und die präzise agierenden MOM Basschassis sorgen für einen Störgeräuschepegel von nahezu Null. Reiner, satter Klang wird so also auch für denjenigen Anwender garantiert, der gern in echter Konzertlautstärke hört.

 

Der Bändchenhochtöner begeistert durch Souveränität und Facettenreichtum

Was die TC-50 bei Smetanas "Moldau" an akustischer Brillanz offeriert, ist weit über die eigentliche Preisklasse hinaus als überragend einzustufen. Sie modelliert ein dreidimensionales Klanggebilde, das dem Auditorium als Premium-Eintrittskarte überreicht wird, um diese faszinierende Symphonie in allen Facetten zu erleben. Sowohl, was die Weitläufigkeit angeht, als auch was die räumliche Tiefe betrifft, erzielt der Schweizer Schallwandler exzellente Resultate. Der straffe, ein souveränes Fundament offerierende Bassbereich geht nahtlos in den klar umrissenen, sehr angenehm akzentuierten Mitteltonbereich über. Dann schließt sich, als besonderes Highlight, der sehr fein auflösende, mit weit reichender Strahlkraft ausgestattete Hochtonbereich an. Hier wird ein Niveau erreicht, das man ansonsten nur von ausgewachsenen Highend-Boxen der Preisklasse ab 4.500 € aufwärts her kennt. Gnadenlos wildert die vergleichsweise günstige Piega also in weit höheren Preisklassen, dies macht auch die überragende Vorstellung bei Dvoraks "Brave new World" deutlich: Völlig ungefiltert und direkt werden die massiven Dynamiksprünge übertragen, der bei dieser Symphonie außerordentlich diffizil zu handhabende Hochtonbereich stellt die TC-50 nie vor Probleme. Glasklar, aber nie zu spitz oder zu streng, ertönen die Streicher, sie lösen sich mit Elan vom Lautsprecher und scheinen mitten im Raum zu stehen. Der Zuhörer fügt sich durch diese direkte Spielweise der Piega nahtlos in ein ganzheitliches Hörerlebnis der Spitzenklasse ein. Er wird selber Element der Darbietung, erkennt und begreift Dvoraks musikalische Aussagen. 

Hier findet vieles Anschluss: Durch die gelungene Abstimmung ist die Piega für eine große Anzahl an Zuspielern offen

Dass die Piega auch mit italienischer Popmusik glänzend zurecht kommt, beweist sie bei "Musica é" von Eros Ramazzotti. Der langsame, gefühlvolle Aufbau gleich zu Beginn wird von der TC-50 mit Hingabe aufbereitet. Kleinste Details erscheinen greifbar nahe, die vokale Interpretation der Schweizer Box ist von Präzision und charismatischer Herausstellung auch kleinster Einzelheiten geprägt. Schnelle Techno- und Dance-Stücke sind für diesen Ausnahme-Lautsprecher auch keine Hürde: Beim Vorwerk Remix" von Blank&Jones "Sound of Machines" (Future Trance Vol. 38) geht die TC-50 mit so einem Nachdruck zur Sache, dass selbst auf Pegel und Basskraft optimierte Lautsprecher wie die JBL TL 260 aufpassen müssen, nicht ins Hintertreffen zu geraten: Mit Verve und Energie wird dieses Stück wiedergegeben, der Bändchenhochtöner macht sich nichts daraus, dass er eigentlich für die gefühlvolle Wiedergabe sehr differenzierter Musikstücke konzipiert wurde: Sein auf höchstem Level liegendes Auflösungsvermögen spielt er auch hier aus. Zudem werden alle Effekte sehr sauber voneinander getrennt. Auch bei "You where there" von A1 Project begeistert die Piega über alle Maßen: Hier wird ein Tiefgang gezeigt, der keinerlei Konkurrenz fürchten muss! Völlig ohne erkennbare Anstrengung geht die TC-50 in den wirklichen Tiefbassbereich hinunter und schafft es gleichzeitig, auch diese Frequenzanteile präzise und sauber, auch bei großer Lautstärke, aufzubereiten. 

Vergleichen wir die TC-50 mit verschiedenen Kontrahenten, wird schnell klar, wie gut sich der Schweizer Lautsprecher positionieren kann. Eine Focal Electra 1027BE, mit 2.750 € pro Stück in der Liga der Piega, kann sich nicht gegen die eidgenössische Klangkraft durchsetzen: Die französische Box hat zwar auch einen außergewöhnlich faszinierenden Hochtöner und klingt enorm angenehm, ist aber nicht so dynamisch und mitreißend wie die TC-50 ausgelegt. Auch fehlt es ihr im letzten Detail an Verarbeitungsqualität. Selbst unser bisheriges "Masterpiece" in diesen Preisklassen, die höchst nachdrückliche und dynamische Mordaunt-Short Performance 6 , muss sich der Piega geschlagen geben: Gründe sind die herausragende Feindynamik der TC-50 und der über alle Maßen strahlende, den Raum bis in den letzten Winkel ausleuchtende Klang. Mit diesen Fähigkeiten stößt die TC-50 schon beinahe in die Dimensionen der Aurum Vulkan VII vor, die mit einem Stückpreis von 3.500 € deutlich teurer ist. In Bezug auf die Verarbeitung muss die Vulkan die Piega sogar ziehen lassen - hochwertiger als bei der TC-50 geht es kaum noch. Akustisch kann sich der Hannoveraner Schallwandler letztendlich doch noch vor der Piega platzieren, noch intensiverer Bassdruck, die höhere Pegelfestigkeit und der nochmals minimal besser durchsortierte Mitteltonbereich sorgen dafür, dass die Aurum ihren Mehrpreis auch mit ihrem zusätzlichen akustischen Potential begründen kann. Die optisch sehr gefällige, schlicht-elegante Piega dürfte allerdings deutlich weniger polarisieren als die extravagante Aurum Vulkan. Verglichen mit einer Pioneer S-1EX, die auf 3.800 €/Stück kommt, schlägt sich die weitaus günstigere Piega herausragend und kann deutlich mehr Emotionalität vermitteln. Die S-1EX ist ein erstklassiger Lautsprecher für den analytischer gesinnten Hörer, ihre exakt-ausgewogene Betonung aller Frequenzbereiche, verbunden mit einer monitorähnlichen Abstrahlcharakteristik, vermittelt schon beinahe professionelles Flair.  Die mitreißend aufspielende Piega mit ihrer feinsensibel vorgetragenen Brillanz trifft das Auditorium hingegen bildlich gesprochen direkt ins Herz, ihr hinreißend schöner, tiefgehender Klang wird so schnell von niemandem vergessen. Schauen wir uns als nächstes einen günstigeren Lautsprecher im Vergleich an: Die KEF XQ5 spielt sehr locker, dynamisch und frisch, darum schnitt sie beim damaligen Mastertest 2006 auch hervorragend ab. Mit 1.499 € pro Stück ist sie auch fair kalkuliert. Die Pegelfestigkeit und die Basskraft der Piega kann sie aber ebenso wenig bieten wie die Sensibilität und den Facettenreichtum der TC-50. Auch die Siegerin unseres letzten Mastertests, die Opera Seconda, kann der Piega nicht das Wasser reichen. Für 1.199 €/Stück erweist sich die Opera als nahezu ideal, mit ihrem ausgewogenen, zudem lebendigen Profil ist sie ein toller Lautsprecher. Das akustische Charisma der mehr als doppelt so teuren Piega kann sie aber verständlicherweise auch im Ansatz nicht bieten. 

Fazit

So sehen Siegertypen aus: Die Piega begeistert auch über ihre Preisklasse hinaus mit superben Leistungen

Besser kann ein Test kaum enden - die Piega TC-50 hat einen eindrucksvollen Durchmarsch hingelegt und sich direkt in den Lautsprecher-Olymp katapultiert. Verantwortlich für diesen großen Erfolg sind viele Faktoren. Zum einen kann man die TC-50 kaum auf dem falschen Fuß erwischen. Mit ihrer sensibel-brillanten, gleichzeitig aber kraftvoll-zupackenden Spielart meistert sie jede musikalische Herausforderung mit Bravour. Ihre akustische Auslegung zeigt sich in einem schlichtweg wunderschönen, fesselnden Klang, der auch bei außerordentlich hoher Lautstärke immer noch von erstklassiger Klarheit, facettenreichem Aufbau und größtmöglicher Souveränität bestimmt ist. Die Piega paar dieses mitreißende Klangprofil mit einer Verarbeitungsgüte, die klar das Maximum des Möglichen aufzeigt: Aus einem massiven Aluminiumblock gefertigt und mit Sorgfalt weiterverarbeitet, repräsentiert die TC-50 aufwändige Handwerkskunst wie kaum eine zweite Box, die wir bislang im Testparcours hatten. Bilanzierend hat sich der eidgenössische Lautsprecher unsere "Masterpiece"-Auszeichnung redlich verdient, denn Akustik, Ästhetik und Langlebigkeit werden auf einem Niveau vereint, das weit über dem auch in dieser Preisklasse üblichen angesiedelt ist.

Die Piega TC-50 ist ein Premiumprodukt ohne Abstriche. Der fein auflösende, brillante und doch kraftvoll-nachdrückliche Klang setzt ebenso wie die perfekte Verarbeitung Maßstäbe weit über die Preisklasse hinaus

Masterpiece 
Standlautsprecher Oberklasse
04. April 2007
Preis-/Leistungsverhältnis

+ Hervorragende feindynamische Fähigkeiten
+ Exzellente, druckvolle und gleichzeitig präzise Basswiedergabe
+ Feinfühlige Darstellung von Stimmen
+ Guter Wirkungsgrad
+ Exzellent vermittelte Räumlichkeit
+ Bestmögliche Material- und Verarbeitungsqualität
+ Für das gebotene Leistungsprofil außerordentlich fairer Kaufpreis

- keine feststellbaren Nachteile

Test: Carsten Rampacher
04. April 2007