AREA DVD-TEST: Sony NWZ-A815 - Der "Walkman" mit dem Top-Sound

06.11.2007 Autor: Karsten Serck

Das Gerät

Nachdem Sony in den Achtziger Jahren den Markt für mobile Musik-Abspielgeräte entscheidend geprägt hatte und der "Walkman" zum Begriff einer ganzen Gattung portabler Kassetten-Player wurde, gelang es den Japanern später in den Neunziger Jahren nicht, diesen Ruhm in der digitalen Welt fortzuführen. Mit der "Mini Disc" hatte Sony zwar schon lange vor dem Siegeszug von MP3 ein kompaktes Medium im Programm, das es erlaubte, mehr als eine Stunde Musik auf einem wiederbeschreibbaren Datenträger zu speichern. Doch die Mini Disc konnte sich ebenso wenig eine bedeutende Position am Markt sichern wie die konkurrierenden Digital-Formate DAT und DCC. 

Das bei der Mini Disc verwendete Kompressionsformat ATRAC bildete auch die Grundlage für die ersten Digital-Player von Sony mit integriertem Flash-Speicher. MP3-Dateien spielte diese zunächst gar nicht ab. MP3s mussten ebenso wie WAV-Dateien erst ins ATRAC-Format konvertiert werden. Dieses umständliche Verfahren war dem Verbraucher nur schwer zu vermitteln. Erst in diesem Sommer machte Sony mit ATRAC Schluss und bietet seine neue "Walkman"-Serie nur noch mit einer Unterstützung von auf dem Markt weit verbreiteten Formaten wie WAV, MP3, WMA und AAC an. Gleichzeitig unterstützen die neuen Top-Modelle auch die Video-Wiedergabe im MPEG4/H.264-Format und sind somit zu den Formaten kompatibel, die auch in Apples iPod verwendet werden. Sony bietet seine Flash-Player unter dem Namen NWZ-A815 (2 GB), NWZ-A816 (4 GB) und NWZ-A817 (8 GB) zu Preisen von 149, 199 und 249 EUR in den Farben Schwarz, Weiß, Violett, Silber und Rosa an. Im Handel liegen die Geräte auf einem mit der iPod nano-Serie vergleichbaren Preisniveau. Anhand des NWZ-A815 soll dieser Test zeigen, ob die Sony-Walkmen eine Alternative zu den iPods darstellen.

Handhabung

Eingefleischte Apple-User versucht Sony erst gar nicht, vom iPod abzubringen. Denn der Sony-Walkman wird ausschließlich von neueren Windows-Betriebssystemen unterstützt. Schließt man den Sony NWZ-A815 an einen Windows XP oder Vista-Rechner an, so wird dieser automatisch vom Betriebssystem erkannt und erscheint als "MTP"-Device im Windows Explorer. Das Installieren weiterer Software ist nicht erforderlich. Stattdessen lassen sich Musik- und Video-Dateien direkt auf den Walkman kopieren. Ähnlich wie bei der Playstation Portable oder der Playstation 3 muss man sich dabei an die vorgegebene Ordner-Struktur halten. Musik-Dateien gehören z.B. in den Ordner "MUSIC" und Videos in den Ordner "VIDEO". Wer sich daran hält, kann aber nicht nur einzelne Songs, sondern auch Unterordner bis zur zweiten Hierarchie kopieren, so dass man nach Interpret/Album-Name sortierte Musikarchive einfach auf den Player übertragen kann. Weitere Software ist nicht zwingend erforderlich. Auf der beigelegten CD befinden sich lediglich ein MP3-Konverter für ATRAC-Dateien sowie der Windows Media Player 11. Dieser lässt sich zur Organisation von Musikarchiven und der Synchronisation mit dem Sony verwenden, dürfte aber bereits auf vielen Windows-Rechnern ohnehin schon installiert sein. Mit dem "Media Manager for Walkman" plant Sony für die Zukunft auch eine eigene Verwaltungs-Software, die Funktionen wie Podcast-Verwaltung beinhalten soll. Diese ist bislang aber noch nicht erhältlich. Besitzer des Walkman können sich aber bereits unter der Adresse http://support.sony-europe.com/dna/MediaManager registrieren und sollen benachrichtigt werden, sobald die Software verfügbar ist.

Da der Walkman "PlaysForSure"-kompatibel ist, eignet er sich auch zum Abspielen von DRM-10-geschützten WMA-Dateien. Außerdem lassen sich auch Dateien aus dem iTunes Music Store im AAC-Format abspielen, sofern diese über keinen Kopierschutz verfügen. Dies betrifft derzeit allerdings lediglich die noch nicht in großem Umfang erhältlichen "iTunes Plus"-Dateien, bei denen Apple auch eine höhere Audio-Bitrate von 256 kbps einsetzt. Diese sind an der Dateiendung "m4a" zu erkennen während kopiergeschützte iTunes-Dateien die Endung "m4p" haben.

Ein- und ausgeschaltet wird der Walkman durch längeren Druck auf die "Option"-Taste. Für die Lautstärke-Einstellung gibt es auf der rechten Seite einen UP/DOWN-Regler und falls das Gerät einmal abstürzen sollte, reicht der Druck einer spitzen Nadel auf die Reset-Taste, um den Player zurück zu setzen. Die Steuerung erfolgt über ein Navigationskreuz sowie die "Option"-Taste, über die man z.B. während eines laufenden Titels die Equalizer-Einstellungen ändern kann. Über die "Back"-Taste kehrt man in der Menü-Hierarchie immer einen Schritt zurück. Die Tasten sind nahe aneinander angebracht, was eine schnelle Navigation erleichtert. Der Druckpunkt ist trotz der leicht hintersetzten Tasten sehr präzise. Lediglich das große Haupt-Navigationskreuz erscheint für große Finger ein wenig zu klein geraten und lässt ab und zu etwas Griffigkeit vermissen. Ein "Click Wheel", wie es bei Apple üblich ist, hat der Sony zwar nicht zu bieten. Das wird aber wieder durch eine schnell reagierende Navigation und direkt abrufbare Sortier-Alternativen wieder gut ausgeglichen. Das Gewicht des Walkman ist in der Hand kaum zu spüren und aufgrund des Verzichts auf eine Hochglanzoberfläche machen sich im Alltags-Gebrauch kaum Fingerabdrücke auf dem Gehäuse bemerkbar.

Die On Screen-Menüs sind optisch ansprechend gestaltet und gefallen durch ihre großen, gut lesbaren Schriften. Die Display-Helligkeit lässt sich in fünf Schritten einstellen. Dabei hilft sogar ein eigenes Testbild. Für die Musiknavigation bietet das Display eine ausreichende Helligkeit. Bei der Wiedergabe von Videos wirkt das Bild hingegen etwas blass und kontrastarm.

Die Akku-Laufzeit wird von Sony mit 33 Stunden für Musik und 8 Stunden für Video angegeben. Der Akku ist fest integriert. Das Gerät lässt sich aber leicht für einen Wechsel des Lithium-Ionen-Akkus am Ende dessen Lebenszeit öffnen. Dazu sind lediglich die beiden kleinen Schrauben auf der Rückseite mit einem Feinmechaniker-Schraubenzieher herauszudrehen und der leicht angeklebte Deckel zu lösen. Aufgeladen wird das Gerät über die USB-Schnittstelle. Sony verwendet hier keinen standardisierten USB-Mini-Port am Walkman sondern einen Anschluss mit Spezial-Kabel.

Der Kopfhörer-Anschluss befindet sich ganz rechts auf der Unterseite des Geräts. Während bei vielen Musik-Playern häufig nur Billig-Kopfhörer mitgeliefert werden, die man getrost originalverpackt im Karton lassen kann, liefert Sony mit dem NWZ-A815 richtig aufwendige Hörer mit. Diese tragen keine Typenbezeichnung, ähneln aber optisch und auch klanglich praktisch haargenau den bereits einzeln getesteten Sony MDR-EX85L. Es handelt sich hierbei um Kopfhörer mit "In Ear"-Bauform, die aber nicht komplett im Gehörgang verschwinden, sondern in der Ohrmuschel platziert werden und sehr gut sitzen. Das Hörerkabel ist sehr kurz. Es befindet sich aber eine Verlängerung mit Klinkenstecker im Lieferumfang, die das Kabel auf Normal-Maß verlängert.

 

Features

  • Musiknavigation: Die Musikdateien werden auf dem Display sehr übersichtlich dargestellt. Optional ist auch eine Cover-Anzeige möglich. Dafür ist es aber erforderlich, dass in die Musikdatei auch ein Cover-Bild eingebettet ist. Die Musikbibliothek lässt sich gezielt nach Interpret, Album, Musikstil und Veröffentlichungsdatum durchsuchen. Alternativ ist auch eine Ordnerübersicht wählbar, die die Dateien mit den vorhandenen Ordnerstrukturen anzeigt.

  • Equalizer: Der Sony verfügt über einen hervorragenden Equalizer, der neben verschiedenen Presets auch das Anlegen von zwei benutzerdefinierten Settings ermöglicht. Insbesondere der "Clear Bass" hält auch, was er verspricht. Nämlich eine je nach gewählter Stufe üppige Bassanhebung, die den Bassbereich aber selbst bei hohen Pegeln trotzdem klanglich sehr rund und sauber erklingen lässt. Verzerrungen treten selbst bei intensivem Gebrauch kaum auf. Aber auch die fünf weiteren anpassbaren Frequenzen sind gut gewählt und erlauben eine praktisch perfekte Klangoptimierung.

  • Video: Das kleine Display ist nur geringfügig größer als das des Sony Ericsson "Walkman"-Handies W880i. Da die Anzeige aber auch optional im Breitbild-Format erfolgen kann, reicht das Display aus, um selbst bei Videos im Letterbox-Format noch den wesentlichen Bildinhalt erkennen zu können. Während die Farbwiedergabe überzeugen kann, wirkt das Bild aufgrund des matten Kontrasts allerdings nicht sehr plastisch. 


  • VPT (Surround): Neben dem Equalizer verfügt der Sony noch über mehrere Programme, die für einen virtuellen Surround-Klang sorgen sollen. Das gelingt durchaus in leichtem Maße. Allerdings wird auch die Klangqualität durch die Programme beeinflusst und gerade die Stimmwiedergabe kann mit keinem der Programme richtig überzeugen.

  • Sonstige Besonderheiten: Neben einem üblichen Shuffle-Modus für die Zufallswiedergabe gibt es noch einen "Time Machine Shuffle". In diesem Modus spielt der Player nicht alle Dateien zufällig ab, sondern startet die Zufallswiedergabe für Titel aus einem bestimmten Jahr. Eine Suchfunktion ermöglicht die Suche nach bestimmten Interpreten, Alben oder Titeln und auf Knopfdruck verrät der Sony-Walkman auch genaue Infos zu den Audio- und Videoformaten der auf dem Gerät installierten Dateien.

Klang

Da Sony anstelle quäkiger Stöpsel richtig hochwertige Kopfhörer mit dem NWZ-A815 ausliefert (der praktisch identische Sony MDR-EX85L kostet einzeln im Handel rund 60 EUR), die auch noch richtig gut sitzen, bietet der Walkman direkt vom Start weg einen sehr abgerundeten, dynamischen Sound. Mit dem Koss Porta Pro bot der Player zwar noch etwas mehr Brillanz und Räumlichkeit, dennoch sind auch die mitgelieferten Kopfhörer für den Praxiseinsatz sehr gut zu gebrauchen. Während in der Grundeinstellung der Klang bereits viel Volumen bietet, wirkt lediglich der Höhenbereich mit den mitgelieferten Hörern etwas matt. Hier bietet aber der Equalizer vielfältige Möglichkeiten zur Klangoptimierung für verschiedene Vorlieben. Dies ermöglicht eine glanzvolle Wiedergabe ruhigerer Acoustic-Musik wie z.B. Katie Meluas "Just like Heaven" mit vielen hellen Nuancen ebenso wie die kraftvolle Wiedergabe von Rock- und Dance-Musik. Freunde intensiver Bässe dürften sich vor allem daran freuen, dass die "Clear Bass"-Einstellung eine Basswiedergabe ermöglicht, die so manch kleinen Subwoofer in den Schatten stellt, der Bass aber dennoch präzise klingt und nicht das Gesamtbild zu sehr dominiert. So klingt Armin van Buurens Trance-Hymne "Communication" ebenso impulsiv wie "Brothers in Arms" von den Dire Straits. Gerade bei letzterem Titel demonstriert der Sony, dass er es versteht, dynamisch und zugleich auch in feinen Details präzise zu klingen. Wunderbar detailliert und räumlich klingt auch Stings "Something The Boy Said" vom Album "Ten Summoner's Tales".

 

Fazit

Mit seiner neuen Walkman-Serie macht Sony dem iPod qualitativ ernsthafte Konkurrenz. Durch die große Anzahl nutzbarer Audio-Formate lässt sich der Sony-Walkman mit Musik aus den unterschiedlichsten Quellen nutzen. Selbst DRM-freie Musik im AAC-Format aus dem iTunes Music Store lässt sich auf dem Sony abspielen. Klanglich ist der Sony NWZ-A815 exzellent. Das ist neben den optimalen Möglichkeiten zum Klang-Feintuning auch den mitgelieferten Hörern zu verdanken. Anstelle von Stöpseln, die einfach nur schick aussehen, aber nichts taugen, setzt Sony hier auf Qualität und liefert sehr gut sitzende Hörer mit, die klanglich sehr viel Dynamik bieten. Berücksichtigt man dies im Kaufpreis, so ist der Sony-Walkman ein wahres Schnäppchen. Auch die Bedienung ist ausgesprochen einfach. Trotz der vielen Funktionen sind die Menüs übersichtlich gehalten und einzelne Funktionen schnell erreichbar. Lediglich die Video-Wiedergabe ist nicht ganz so perfekt. Als Audio-Player kann der Sony NWZ-A815 hingegen vollkommen überzeugen.

Preis-/Leistung:
Pro
  • Sehr guter Klang mit mitgelieferten Kopfhörern
  • Sehr guter Equalizer mit praxisnahen Einstellungen
  • Fest integrierter Akku: Wechsel ohne großen Aufwand möglich
  • Unterstützung von WAV, MP3, AAC und WMA-Dateien
  • MPEG4/H.264-Video-Wiedergabe
Contra
  • Surround-Modi nur eingeschränkt brauchbar
  • Etwas matte Video-Wiedergabe