TEST: Sony Playstation 3 (1/2)

26.03.2007 Autor: Karsten Serck

Einleitung

Seit dem 23. März 2007 ist nach unzähligen Verschiebungen die Playstation 3 auch in Deutschland erhältlich. In den USA und Japan wird die neue Sony-Konsole bereits seit Ende 2006 verkauft. Noch deutlicher als bereits bei der Playstation 2 setzt Sony darauf, dass man mit der PS3 nicht nur spielen, sondern auch Filme gucken kann. Sony ist wohl das Unternehmen, dessen Zukunft am deutlichsten vom Erfolg der Blu-ray Disc abhängt, weswegen ein Blu-ray Disc-Laufwerk von Anfang an mit zum Konzept gehörte. Und dieses wurde auch mit zum Auslöser der bisherigen Verschiebungen, da sowohl Engpässe bei den blauen Laser-Dioden als auch die genauen Spezifkationen für den Kopierschutz die ursprünglich bereits für das Frühjahr 2006 geplante Markteinführung der PS3 verzögerten und am Image des Technologieführers Sony nagten. So hat sich für Sony inzwischen auch die Ausgangssituation am Markt grundlegend geändert. Konnte Sony nach der Einführung der Playstation 2 die von der Qualität der Spiele vielfach sogar hochwertigere Dreamcast von Sega schnell vom Feld verdrängen, so kommt die Playstation 3 inzwischen erst mehr als anderthalb Jahre später als Microsofts Xbox 360 auf den Markt, die bereits das Weihnachtsgeschäft der letzten beiden Jahre mitnehmen konnte und für die obendrein bereits ein externes HD DVD-Laufwerk zum Abspielen von HD DVDs zur Verfügung steht.

Im Lager der Blu-ray Disc-Unterstützer nimmt die Playstation 3 aber immerhin eine Sonderposition ein. Sie ist bislang der einzige Blu-ray Disc-Player, der über einen Netzwerkanschluss verfügt und während die Blu-ray Disc-Player der ersten Generation von Samsung und Panasonic noch mit einer HDMI 1.2-Schnittstelle ausgestattet sind, besitzt die PS3 bereits eine HDMI 1.3-Schnittstelle. Obendrein ist die mit einer 60 GB-Festplatte ausgestattete Playstation 3 zum Preis von 599 EUR einer der bislang preiswertesten Blu-ray Disc-Player, auch wenn Sie in Europa nicht in der noch günstigeren Version angeboten wird, welche in den USA mit 20 GB-Festplatte 499 Dollar kostet. 30 EUR Aufpreis kostet die nicht im Lieferumfang befindliche Bluetooth-Fernbedienung, falls man die Konsole nicht nur mit dem Gamepad steuern möchte. Samsungs erster Blu-ray Disc-Player BD-P1000 wird inzwischen schon teilweise für weniger als 600 EUR angeboten und ist somit für diejenigen, die wirklich nur Blu-ray Discs schauen wollen, eine interessante Alternative zur PS3.

Das recht elegante Design der Konsole erfordert im Alltag einen recht behutsamen Umgang. Denn wie bereits bei der mobilen Spielekonsole PSP sorgt auch bei der PS3 das Hochglanz-Design dafür, dass Staub und Gebrauchsspuren an der Konsole deutlich zu sehen sind. Es ist praktisch unvermeidbar, die Konsole nicht innerhalb kürzester Zeit zu verschmutzen, denn jedes Staubkorn ist sofort sichtbar und wer die Konsole nicht mit Samthandschuhen einschaltet, hinterlässt auf dem Sensor-Taster sichtbare Spuren. Und für's HIFI-Rack ist die PS3 auch schlecht geeignet, da es die Bauart unmöglich macht, auf der Konsole noch etwas abzustellen. Wenn die Playstation 3 schon so teuer ist, wieso gibt's dann nicht gleich noch eine alternative Version als edles champagnerfarbenes "ESPRIT"-Modell im 45 cm-Maß mit Holzwangen und Schönschrift-Front-Display mit Zeitanzeige?

Die Ausstattung

Im Vergleich zu früheren Konsolengenerationen verfügt die Playstation 3 mit ihrer HDMI-Schnittstelle endlich über einen Anschluss für Bild- und Ton, der standardisiert ist und eine einfache Verbindung zur heimischen Anlage ermöglicht, ohne dass man sich noch spezielle Kabel kaufen muss. Der "AV Multi Out"-Port exisitiert aber weiterhin und steht für alternative Kabelverbindungen wie z.B. SCART-RGB, S-Video oder YUV zur Verfügung, die über Spezialkabel genutzt werden können. Für den Digital-Ton ist auch ein optischer Digitalausgang vorhanden. Im einfachsten Fall benötigt die Playstation 3 aber nur zwei Kabel: Eines zum Anschluss ans Stromnetz und eine HDMI-Verbindung. Über HDMI kann die Konsole HDTV nicht nur in 720p und 1080i ausgeben, sondern sogar in 1080p. 720p wird derzeit bei der Wiedergabe von Blu-ray Discs aber noch nicht unterstützt. Beim Abspielen von Blu-ray Discs macht die PS3 immer noch einen "Pulldown" und gibt die Bilder mit 60 Hz aus. Laut verschiedenen Statements von Sony-Mitarbeitern aus den USA soll es aber technisch möglich sein, via Software-Update auch eine 24-Bildausgabe zu realisieren. Ob und wann ein solches Update kommen wird, ist allerdings offen. Trotz der HDTV-Fähigkeiten wird das Bild von DVDs aber ganz normal in PAL und nicht hochskaliert ausgegeben. Für Audio-Fans bietet die Playstation 3 aber zumindest eine weitere interessante Funktion: So ganz nebenbei ist die Playstation 3 nämlich auch ein SACD-Player. Um den SACD-Mehrkanalton hören zu können, muss die Konsole via HDMI mit einem AV-Receiver verbunden werden, der PCM-Mehrkanalton unterstützt.

Eine LAN-Schnittstelle ist an der Konsole vorhanden, sie verfügt aber auch über einen integrierten WLAN-Adapter, der eine drahtlose Internetverbindung ermöglicht (bei der Xbox 360 nur als Zubehör erhältlich). Neben der integrierten 60 GB-SATA-Festplatte verfügt die PS3 über vier USB-Anschlüsse sowie ein Karten-Lesegerät für Memory Sticks, Compact Flash und SD-Karten. Die systemtypischen "Memory Cards" zum Abspeichern der Spielstände gibt es bei der PS3 nicht mehr. Stattdessen können Spielstände direkt auf der Festplatte abgespeichert werden.

Die neuen "Sixaxis"-Controller haben sich optisch im Vergleich zu den alten Controllern kaum verändert und bieten weiterhin das klassische "Dual Shock"-Design. Sie sind jetzt allerdings funkgesteuert via Bluetooth angebunden und verfügen nicht mehr über eine Force Feedback-Funktion, was die Controller auch leichter macht. Dafür erlaubt das Sechs-Achsen-System auch eine Bewegungserkennung, was es ermöglicht, Funktionen alleine durch die Bewegung des Controllers auszuführen ohne dafür eine der Tasten zu benutzen. Aufgeladen werden die Controller an der Konsole über einen USB-Anschluss. Negativ: In den Controllern werden keine auswechselbaren Akkus verwendet. Sind diese einmal am Ende ihrer Lebenszeit angelangt, so müssen die Akkus entweder durch den Service ausgetauscht oder ein neuer Controller gekauft werden. Die Reichweite der Controller soll bei rund 20 Metern liegen. Eine Anschlussmöglichkeit für alte PS2-Controller besteht bislang nicht.

 

Als praktisch erweist sich die Verwendung eines Slot In-Laufwerks, so wie man es vom Autoradio gewohnt ist, welches die Disc einzieht, ohne dass man erst eine klapprige Schublade öffnen muss. Da solche Laufwerke aufgrund ihres Einzugsmechanismus systembedingt etwas ruppiger mit den Discs umgehen als normale Laufwerke, bleibt zu hoffen, dass Blu-ray Discs auch in der Massenproduktion kratzfester als normale DVDs sein werden. Auf den ersten Discs, die wir mit der Konsole geladen haben, waren zumindest keine Kratzer zu erkennen. 

Multimedia-Funktionen

Die grafische Benutzeroberfläche ist in ihrem Design identisch mit den Menüs der mobilen Spiele-Konsole PSP, die auch mit der PS3 verbunden werden kann und einen Download von Musik und Videos auf die PSP erlaubt. Das On Screen-Design der sogenannten "Cross Media Bar" (XMB) wirkt sehr ansprechend und übersichtlich strukturiert.

Die 60 GB-Festplatte eignet sich sowohl zum Abspeichern von Musik als auch Video-Clips und Photos. Zusätzlich können Multimedia-Dateien auch über die Speicherkartenslots abgespielt werden. Unterstützt werden als Audio-Formate AAC Format Audio Files MP3, MP4 (AAC), ATRAC und WAV. Importiert man eine CD, so wird gefragt, ob man diese in MP3, AAC oder ATRAC komprimieren möchte. Zugleich ist auch eine Vorgabe der Bitrate möglich. Für die MP3-Kompression verwendet die PS3 eine feste Datenrate. Der Kopiervorgang ist sehr schnell und dürfte vielfach die Geschwindigkeit auf einem PC übertreffen. Nach dem Kopieren einer CD auf die interne Festplatte besteht auch die Möglichkeit, diese Files z.B. auf eine externe USB-Festplatte zu übertragen. 

Als Video-Files werden neben MPEG1 und MPEG2 auch H.264/MPEG4-Dateien akzeptiert. Für im Internet von den Hollywood-Studios angebotene HDTV-Trailer wird überwiegend Apples Quicktime verwendet. Solche in H.264 komprimierte Apple Quicktime-Dateien werden von der PS3 nicht abgespielt, selbst wenn man diese von "MOV" in "MP4" umbenennet. Die einzige Möglichkeit ist eine spezielle Export-Funktion, die sich aber nur im kostenpflichtigen "Quicktime Pro" befindet und die Datein so umwandelt, dass Sie von der PS3 gelesen werden können. Photos kann man in den Formaten JPEG, TIFF, BMP und GIF anzeigen lassen. 2.5 Zoll-Festplatten kann man via USB auch ohne externe Stromversorgung direkt mit der Konsole verbinden. Im Test erkannte die Konsole dabei allerdings nur die erste FAT32-Partition aber keine NTFS-Partition auf der selben Platte. Auch MP3-Player wie der "iPod" können mit der PS3 verbunden werden. Die Einbindung von USB-Geräten sollte allerdings noch überarbeitet werden. Denn vielfach passiert es, dass USB-Inhalte zwar erkannt werden, aber die Konsole anzeigt "Keine Titel vorhanden", weil man sich nicht an die Ordnervorgaben hält, die Sony für die Darstellung von Bildern, Musik und Video vorgibt. In diesem Fall hilft es nur, auf die erweiterten Funktionen zuzugreifen und über "Alle Anzeigen" durch die Ordnerstruktur zu navigieren. Das ist beim iPod recht lästig, weil man an die MP3-Dateien nur herankommt, indem man sich durch die undurchsichtige Ordnerstruktur hangelt, die dem Schema "F01, F02, F03" etc. erfolgt. Außerdem sind die USB-Schnittstellen aufgrund des schwarzen Designs nur bei optimaler Beleuchtung zu erkennen. Da die USB-Schnittstelle ein wenig versetzt auf der unteren Vorderseite eingebaut wurden, wird weitgehend verhindert, dass man versehentlich gegen die Konsole kommen kann und bei angeschlossenen Geräten einen der USB-Ports beschädigt.

Was der Playstation 3 bislang noch fehlt, ist die Unterstützung von Netzwerk-Streaming auf Basis des UPnP-Protokolls, was es ermöglichen würde, Multimedia-Dateien über ein Netzwerk verfügbar zu machen. Eine nachträgliche UPnP-Unterstützung via Software-Update sollte aber prinzipiell möglich sein.

Darüber hinaus ist eine Erweiterung der Möglichkeiten der Konsole in weitem Rahmen möglich, da Sony über die "Open Platform" auch die Installation alternativer Betriebssysteme ermöglicht. Dies erlaubt es z.B., die Playstation 3 als Linux-Rechner zu verwenden.

Weiter zu Seite 2: Weitere Features, Bild & Ton, Fazit, Pro & Contra